Geschichte. BERLIN. 55
in edlen, fast klassischen Formen entstanden, eines der ersten
Werke der Art in der sonst der bizarrsten Bauweise huldigenden
Zeit. “otzt durch die beiden Erweiterungen an den Langseiten
und „urch den Dekorationsanbau an der Rückseite äußerlich nur
wer * verändert. Die Lust des großen Königs, selbst die Ent-
wir.» zu machen oder gemachte bedeutend zu verändern, ließ
ihm indes die füigsamen Nachfolger Knobelsdorffs als bequemere
Werkzer=- erscheinen. Der Palast des Prinzen Heinrich (jetzt
Universite‘‘ Cor Dom, die Hedwigskirche, die Königs-Kolonnaden,
die F!!iotnck und die beiden Kuppeltürme auf dem Gendarmen-
markt sind die hervorragendsten Werke dieser Zeit. Charakteri-
stisch für die autokratische Art der königlichen Kunstpflege ist die
Thatsache, dass Friedrich — im Gegensatz zu seinem Vater —
Bürgor und Beamte mit mehreren hundert Wohnhäusern be-
schex.“*a, welche mit ihren palastartigen (durch die neueste Bau-
thät‘ ...* zum Teil wieder beseitigten) Fassaden der Stadt ein
wer 70 stattlicheres Außere gaben. Handel und Industrie,
ar“ x auch der Staat teilnahm (Seehandlung, Porzellan-
> _.."‘, wurden gefördert ; die Akademie der Wissenschaften
nt_: “uziehung französischer Gelehrten) neu auf. Die
“netsammlungen erfuhren ansehnliche Vermehrungen. Hervor-
zuheben sind noch die Anfänge eines selbständigen geistigen
Lebens, die sich an Lessing, Moses Mendelssohn und Nicolai, in
der Kunst an Chodowiecki anknüpfen. Der Vermehrung der Ein-
wohnerzahl setzte der 7jährige Krieg, der zweimal feindliche Trup-
pen nach der Hauptstadt führte (1757 und 1760), verhältnismäßig
engere Grenzen; sie war 1786 auf 145 000 gestiegen.
Weit rascher aber erfolgte die Mehrung der Bevölkerung unter
dem naıchfeisenden König FRIEDRICH WILHELM II. (1786-97);
schon „CU belief sie sich auf 172 000. Auch in künstlerischer
Beziehung machte sich ein neuer Aufschwung bemerkbar. C. @.
Langhans (geb. 1733, - 1808) trat in Knobelsdorffs Fußstapfen,
und als zweite klassische Schöpfung Berlins erstand 1793 das
Brandenburgzr Thor, in dessen Ausschmückung auch die Plastik
durch €. Echadows Quadriga einen bahnbrechenden Triumph
feierte. Die Architekten H. Gentz und F. Gilly folgten der betre-
tenen klassischen Bahn, und der Begründer der neuen klassischen
Wiedergeburt im Gebiete der Malerei, der Schleswiger J. A. Car-
stens, entfaltete als Lehrer an der Berliner Akademie seine Fit-
tiche. Das deutsche Schauspiel, dem das in ein „Nationaltheater“
umgewandelte ehemals französische Hoftheater sich erschlossen
hatte, fand unter Jfflands Leitung eifrige Pflege,
„Die Napoleonische Drangperiode — FRIEDRICH WILHELM II.
A -7-1840) — konnte den Aufschwung nur vorübergehend zu-
rückdrängen. Die niederdrückende Wirkung der Schlachten von
Jena und Auerstedt und des Einrückens der Franzosen in Berlin
1806 hatte durch die Errichtung der Universität (1809) in Berlin ein