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Abteilung 3. Kunst- und Kultur-Geschichte

Full text: Illustrirter Verlags-Katalog J. A. Stargardt, Berlin SW, Dessauer Strasse 2 (Public Domain)

J. A. STARGARDT, Verlagsbuchhandlung, BERLIN S.W., Dessauer Strasse 2. 
(Merkbuch des Ritters 
, : 
Dans von Schweinichen. 
Zum ersten (Make herausgegeben von Dr. Ronrad Wukße. 
(Mit Titekbkatt von Joseph Sattler. 
1895. XXXVII und 273 Seiten Groß=Oktav. 
(Preis 12 Mark. 
Schlesische Zeitung: Wert. Dabei wurde ein 600 Thaler kostendes Feuerwerk 
Der bekannte Rat und Hofmarschall der Herzöge von abgebrannt, bei dem 1800 „Schüsse“ losgingen, im übrigen 
Liegnitz, Hans von Schweinichen, dessen bis zum Jahre aber „die fürstliche Hochzeit mehrenteils mit Saufen und 
1602 reichende, für die Schilderung der Sitten des 16. Jahr- Tanzen zugebracht“. Nicht ohne Interesse Sind die ange- 
hunderts wichtige Denkwürdigkeiten Büsching und Später gebenen Preise: ein Schock Eier kostete 13, ein alter grosser 
Oesterley zum Druck befördert haben, hat ausserdem noch Karpfen 9, ein Schöps 27 Groschen, ein geschlachtetes 
Aufzeichnungen über Seine Thätigkeit bei verschiedenen Schwein 3, eine alte Kuh 5, ein polnischer Ochse 10 Thaler. 
am liegnitzer und brieger Hofe abgehaltenen Hochzeiten Man trank einheimisches Gersten-, dann Weizen-, Laubaner, 
und Begräbnissen verfasst. Das königliche Staatsarchiv Striegauer, Goldberger, Ortrandisches Bier und Schweidnitzer 
zu Bregslau besitzt eine wahrscheinlich noch bei Lebzeiten Schöps; noch fehlten damals die Liqueure an der Tatfel, 
Schweinichens davon angefertigte, aus dem ersten Viertel wenngleich der Branntwein, ursprünglich als Medicin ein- 
des 17. Jahrhunderts Stammende Abschrift, die Oesterley genommen, Sich als Solcher in der zweiten Hälfte des 
flüchtig und Grotefend für Seine Stammtafeln kurz benutzt 16. Jahrhunderts zunächst in den wohlhabenden Kreisen einer 
hat. Ihren nach zwei Seiten hin bedeutenden Wert in immer steigenden Beliebtheit erfreute. Die besten Gewürze, 
vollem Umfange erkannt zu haben, ist das Verdienst des ferner Parmesan-, holländischer und anderer ausländischer 
durch manche fesgelnde Veröffentlichung aus der Geschichte Käse wurden aus Leipzig, Honig aus Danzig, Marzipan aus 
unserer Heimatsprovinz rühmlichst bekannten Herausgebers. Breslau bezogen. Im Gegensatz zu dem Luxus an der 
Das „Merkbuch“, wie es Bearbeiter und Verleger gemeingam Tafel war deren äussere Ausstattung dürftig zu nennen, 
benannt haben, bringt zunächst eine Menge kulturge- Sie wurde gewöhnlich von den Zünften oder von wohl- 
Schichtlich wichtiger Notizen über die an den Fürstenhöfen Hhabenden Privatpersonen zusammengeborgt; einmal lieferten 
jener Zeit üblichen Feierlichkeiten. Der Verbrauch von die Zünfte tausend zinnerne Schüsseln und 29 Dutzend 
Fleisch, Fischen, Gewürz ging dabei ins Ungeheuere. Im Teller auf das liegnitzer Schloss. Schweinichen hatte bei 
Jahre 1587 feierte Herzog Friedrich IV. von Liegnitz Seine und vor diesen Hochzeiten alle Hände voll zu thun, er 
Vermählung mit der „überaus Schönen“, erst 14?/3 Jahre musste ein Dutzend befreundete Fürsten brieflich um 
alten Prinzessin Maria Sidonia von Teschen, die schon Wildpret und Fische bitten, Schöpse, Spanferkel und 
nach neun Monaten im Kindbett aus dem Leben Schied. „kalykutische“ Hühner rechtzeitig zur Mast und Weide 
Bei dieser Hochzeit wurden 54 polnische Ochsen, 267 Schöpse, Schicken und Eier auf den Dörfern zusammenbringen, 
179 Hasen, 33 Schock Hühner u. s. w. verzehrt, über 500 „sonderlich wann es die Jahreszeit giebet, dass Sie Seltsam 
Eimer ungarischer, mährischer, Rhein- und Neckarwein, Seind“. Der klingende Lohn für Seine Bemühungen war, 
Muskateller und „Reinfall“, weit über 700 Achtel Bier aus- wie aus Seinen naiven Klagen hervorgeht, manchmal recht 
getrunken. „Starke gute Räusche“ waren die teten Begleit- gering. Der Hauptwert des dem „schlesischen Adel“ 
erscheinungen S0 „grossen Gesäufes“. 1340 Rosse der Gäste, gewidmeten Merkbuches beruht aber darin, dass es eine 
für die 143 Malter Hafer ausgingen, mussten verpflegt werden. äusserst wichtige Quelle für die Genealogie dieses Adels 
Sieben Jahre später vermählte Sich Schweinichens Landes- in Bezug auf die zweite Hälfte. des 16. Jahrhunderts darstellt. 
herr zum dritten Male; die Tage lang währenden Festlich- Es bringt familiengeschichtliche Beiträge, kritische Er- 
keiten verurgachten mehr als 15000 Thaler Unkosten. Die gänzungen und Berichtigungen zu Grotefends Stammtafeln 
in Bechern und Kleinodien bestehenden und von ihm einzeln und vor allem auch zu des Verfassers eigenen Denkwürdig- 
aufgeführten Hochzeitsgeschenke berechnet Schweinichen keiten. Von den bekannteren adeligen Familien namentlich 
„nach ungefährlicher Schätzung“ auf rund 8400 Thaler Niederschlesiens wird in dem Merkbuche kaum eine uner- 
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