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Abteilung 7. Gedruckte Familiengeschichten und Adels-Repertorien

Full text: Illustrirter Verlags-Katalog J. A. Stargardt, Berlin SW, Dessauer Strasse 2 (Public Domain)

Familiengeschichten und Adels-Repertorien. 
Die Rittersibe der Grafsc<haft Navensberg 
und des Fürstentums Minden 
von Karl Adolf Freiherrn von der Horst, 
Mitglied des „Herold“. 
Mit 2 Karten und einem ausführlichen Namens- und Ortsregister. Oktav. 1894. XYJI und 212 Seiten. 
Preis 6 Mark. 
Die Geschichte der minden-ravensbergischen Rittersige zu schreiben, war mit besonderen Schwierigkeiten 
deöhalb verfnüpft, weil es an einschlägigem Material gebrach. Gedruckt war über die Güter Westfalens bis jezt noch 
nichts. Hie und da fand sich wohl irgend eine gedruckte Notiz in einer alten Chronik; doch mußte sich die Arbeit der 
Hauptsache nach auf Urkunden und Akten stüßen. Namentlich hat das aktenmäßige Material im Geheimen Staatsarchiv 
zu Berlin, die dort befindlichen Vasallentabellen reiche Ausbeute geliefert. Manches hat aber Berfasser auch den 
Mitteilungen der angesessenen Familien und den Lokalforschern zu danken. Besonders ist die Geschichte der 17 adligen 
Höfe in Bielefeld ein Verdienst des Rentier Theodor Weddigen daselbst, der in bereitwilligster Weise mir dieselbe zu Gebote 
stellte. Nicht minder sind die Bemühungen des Pfarrers Sasse in Hille, betreffend die dortigen Güter, anerkennend hervor- 
zuheben. Daß manche Lücken im vorliegenden Werk noch vorhanden sind, darüber kann kein Zweifel sein. ' Doch ob 
dieselben noch jemals ausgefüllt werden, ist sehr unwahrscheinlich. Denn die Güter, worüber, troß allen Forschens, keine 
Aufzeichnungen zu erbringen waren, mußten naturgemäß kürzer abgefertigt werden. Manches Schreiben an die Pfarrämter 
und Besißer war mit ausführlichen Angaben belohnt, manches blieb aber bedauerlicher Weise unbeantwortet, was mehr der 
Unkenntnis der Lokalgeschichte zuzuschreiben ist, als der Nichtbereitwilligkeit, ein Werk zu unterstüßen, welches lediglich die 
Siße des „Junkertums" ins Auge faßte. Und doch bilden gerade die Rittergüter neben den Städten den wichtigsten 
Gegenstand der Lokalgeschichte, und ihr Studium ist besonders geeignet, das Verständnis für die Ortsvergangenheit zu fördern. 
Die Geschichte der einzelnen Rittersiße ist im großen Ganzen sich gleichbleibend. Besißübergang, BVerlassen- 
schaften, Erbstreitigkeiten bilden ihren Hauptinhalt. Jhre Gründung ist zum allergrößten Teil in tiefes Dunkel gehüllt. 
Im allgemeinen ist die Gutsgeschichte nur bis zur Mitte des 15, Jahrhunderts zu verfolgen. Jn Ravensberg sind es 
nur 5 Rittersie (Desberg 1290, HalstenbeX 1223, Libberhof 1217, Stockhem 1264, Urentrup 1206), in Minden 3 
(Haddenhausen 1254, Holtrup 1253, Wieter8heim 1275), welche im 13. Jahrhundert auftreten. Jm 14. Jahrhundert 
kommen in Ravensberg 13, in Minden 8 weitere Besizungen geschichtlich vor, während im 15. Jahrhundert in 
Ravensberg schon 38, in Minden 22 Güter bekannt waren. 
Besonders wird man daran festzuhalten haben, daß die Dörfer eine weit ältere Geschichte besißen als die Güter. 
Manche Bauerschaft tritt bereits im 11. und 12. Jahrhundert auf. Man darf nämlich den Adel in der vorurkundlichen 
Zeit nicht auf Burgen, welche erst in späterer Zeit entstanden, vermuten; dahingegen sind die Bauerschaften und Höfe 
in Minden-Ravensberg oft uralt und viele derselben sind als Heimat adliger Geschlechter zu betrachten, denen sie ihren 
Namen gaben. Z. B.: v. Dielingen, v. Stemshorn, v. Haldem, v. Arenkamp, v. Westrup, v. Wethem, v. Oppendorf, 
v. Holwede, v. Mehnen, v. Wede, v. Leveren, v. Varle, v. Raden, v. Espelkamp (Aspelkamp), v. Hedem, v. Offleten, 
v. Harlinghausen, v. Oldendorf, v. Ekholt (Eikel), v. Livenstedt, v. Lübbecke, v. Snathorst, v. Ufflen, v. Holtrup, 
v. Halen, v. Gofeld, v. Lerbeck, v. Reme, v. Hiddenhausen, v. Spenge, v. Hervorden, v. Holthusen, v. Aschen, v. Bark- 
haufen, v. Rödinghausen, v. Ennichlo, v. Kilvere, v. Quernheim. 
Besonders hat der dreißigjährige Krieg unter dem minden-ravensbergischen Adel aufgeräumt. In dieser Zeit 
fanden allein 38 Besizübergänge statt. Die altangesessenen Familien derer v. Alden, Alten, Aschwede, Borne, Barkhausen, 
Groll, Hadewig, Haren, Hartenfeld, Holle, Holwede, Lünink, Münchhausen, Reden, Steinhaus, Stockhem, Strohwald, 
Varendorf, Westrup und Zersen verschwinden, andere treten an ihre Stelle: Bardeleben, Cornberg, Dankelmann, 
Derenthal, Eller, Friesenhausen, Görßke, Hanzxleden, Holdinghausen, Kannenberg, Kessel, Kettlex, Oer, Oeffner, Reck, 
Ripperda und Steinäcker. Auffallend ist die Veränderung um die Wende des 18. Jahrhunderts Während im Jahre 1783 
noch 32 adlige Familien mit 61 Rittersizen angesessen waren, finden wir nach den Kriegswirren und der Fremdherrschaft 
im Jahre 1815 nur noch den Adel in der Zahl von 16 Familien vertreten, deren Besitzungen 32 betrugen. 
Ein Hauptaugenmerk mußte naturgemäß auf die Besizer gerichtet werden, da durch sie erst die Geschichte der 
Güter sich näher beleuchten ließ. Die zahlreichen genealogischen Mitteilungen, die deshalb das Werk enthält, werden 
den jetzt noch angesessenen Familien, sowie den Geschlechtern, welche früher im minden-ravensbergischen Lande Besitzungen 
gehabt haben, für ihre Familiengeschichte von Nußen, den Freunden der Geschichte von Interesse sein. 
Fahresbericht der Geschichtswissenschaft: 
Ueber die minden-ravensbergischen Rittersitze handelt zum erstenmale Freiherr von der Horst. In den zahlreichen 
(38) Besitzübergängen während des 30 jährigen Krieges und der bedeutenden Abnahme der Adelsfamilien (16 von 32) 
und ihrer Besitzungen (29 von 61) während der Kriegswirren und der Fremdherrschaft im Anfange dieses Jahrhunderts 
lässt Sich deutlich der Einfluss grosser Kriege und politischer Ereignisse auf den Besitzstand der Güter erkennen. 
1927
	        
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