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als Adrienne Lecouvreur, die wirklich großartig waren
und mir meine Stellung als tragische Liebhaberin
sicherten . . .. Mit dem „Clärchen“ („Egmont“) war
ich durchaus nicht mit mir zufrieden; das Stück wurde
zu schnell angesetzt, als daß ich hätte mit Ruhe spielen
können; die Ceistung war mit einem Worte zu matt.
Besonderes Glück machte ich jedoch mit der Marie
Beaumarchais im Clavigo“; ich wurde zweimal ge—
rufen und auch sonst sehr ausgezeichnet . ..... Maria
Stuart' hatte ich zwar schon längst studirt für mich,
aber wenigstens hätte ich doch acht Tage gebraucht, um
mich wieder ganz in die Rolle hineinzuleben und sie
mit Ruhe geben zu können. So aber mußte ich sie in
vier Tagen memoriren und hatte immer dazwischen zu
thun, was mich zusammen mit der großen Angst, die
ich hatte, nicht so spielen ließ, wie ich es gewollt. Der
erste Akt war der beste, und wurde ich lebhaft applaudirt
sowie nach der Scene gerufen. Im dritten Akt war
ich innerlich zu aufgeregt und hatte darum auch nicht
die gehörige Kraft .... Ich wurde übrigens auf das
Cebhafteste ausgezeichnet, nach der Gartenscene und
nach dem Schluß des dritten Aktes gerufen sowie
auch nach dem fünften Akt, der mir beinah ganz
gelang.“
Daß sie sich erst durch die „Adrienne Cecouvreur“
„ihre Stellung als tragische Liebhaberin sicherte,“ wird
auch durch die damaligen Kritiken bestätigt, und fast
am stärksten befestigte sie sich in dieser Stellung durch
„Die Waise von Cowood“, welche am 8. Juni 1853
in Hamburg die überhaupt erste Aufführung erlebte,