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I. Verkehrswesen im Alterthum

Full text: Katalog des Reichspostmuseums (Public Domain)

Verkehrswesen im Alterthum. „3 
13. Zwei Darstellungen schreibender Mädchen aus dem Werke: 
Wandgemälde aus Pompeji und Herkulanum, nach den Zeich- 
nungen und Nachbildungen in Farben von W. Ternite, mit 
einem erläuternden Text von F.G. Welcker (Berlin). 
Erstes Blatt: Nach. einem Facsimile im Münzkabinet des 
Berliner Museums; das Originalbild (Mosaik) befindet sich im 
Nat. Mus. zu Neapel. 
Was das junge Mädchen, das wir im Schreiben nach- 
sinnend einhalten sehen, in ihre Wachstafeln einzutra- 
gen denkt, Verse oder etwa einen Liebesbrief, lässt sich 
ziemlich bestimmt beurtheilen. Das Rund nämlich mit 
diesem Brustbild ist Seitenstück von einem anderen, 
womit es in Civita, d. i. Pompeji, im Jahre 1760 gefun- 
den wurde; in diesem andern Rund ist ein Jüngling, 
der eine Rolle hält und mit Epheu bekränzt ist, und 
beides in Gemeinschaft zeigt einen Dichter an.... Mit 
dem nachdenkenden Gesicht des Dichters in dem einen 
Runde stimmt der Ausdruck des lebhaft und geistreich 
blickenden Mädchens in dem andern hinlänglich über- 
ein, um es ebenfalls für eine junge Dichterin zu nehmen, 
die wir in jenen musikliebenden Städten bis in ihre 
späteren Zeiten herab keineswegs als eine Seltenheit 
vorauszusetzen haben. (Welcker a. a. O.) 
Zweites Blatt: 
Ganz dieselbe Figur und Stellung eines im Schreiben 
sich besinnenden Mädchens wiederholt sich in einem 
in Portici gefundenen Gemälde. Aber ausser gleich- 
gültigen kleinen Verschiedenheiten, als dass die Schreib- 
tafel hier einfach, dort vierblättrig, hier offen, dort ge- 
schlossen ist, dass die Ohrringe dort grosse Goldringe 
sind, hier kleiner und mit einer Perle behängt, das 
Haar dort von einem Netz umfangen, hier unbedeckt 
ist, sehen wir die Schreiberin hier von einer vertrau- 
lichen Dienerin, mit einem gelben Tuch um den Kopf, 
begleitet, die hinter ihr stehend neugierig und theil- 
nehmend in die Tafel schielt, die. sie zu überbringen 
haben wird: und dazu ist der Gesichtsausdruck der 
Schreibenden bestimmt verschieden, weniger frei und 
lebhaft als in sich befangen, wie wenn mehr ihr Herz 
als ihr Geist beschäftigt wäre. Mit Recht hat man da- 
her an Byblix erinnert, wie sie bei Ovid eine Liebes- 
erklärung schreibt (Metam. IX, 521): 
Dextra tenet ferrum, vacuam tenet altera ceram, 
Incipit et dubitat, scribit damnatque tabellas, 
(Welcker a. a. O.) 
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