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Die thierärztliche Hochschule II. Die Thierarzneischule unter der Königlichen Regierung zu Berlin. Vom 11. September 1817 bis 1. Janurar 1822

Full text: Die Thierärztliche Hochschule zu Berlin 1790 - 1890 / Schütz, Wilhelm (Public Domain)

fordern, ihre Eleven zur bestimmten Zeit zum Unterrichte hierher zu 
schicken, so dass die Aufnahme derselben nicht mehr so willkürlich und 
ordnungslos wie bisher stattfände. Ein Gleiches wäre unsererseits in Hin- 
sicht der übrigen Eleven dadurch zu bewirken, dass die Vorlesungen jedes 
Semesters durch die öffentlichen Blätter bekannt gemacht würden, wie bei 
der Bauakademie und anderen Lehrinstituten geschähe. 
Die jetzt angestellten Professoren Naumann und Reckleben hätten 
sich in ihre Vorlesungen in der Art getheilt, dass jener vorzüglich die 
Praxis. dieser das Theoretische und die Chirurgie nebst Anatomie vortrüge, 
Der p. Naumann besorgte allein das Thierspital, welches sich indess bis 
jetzt nur auf Pferde erstreckte, denn ein Schwein, welches dort wahr- 
genommen wäre, sowie die Hunde, die mehr Raum, als gebührt, einnähmen, 
möchten den Namen des Spitals für Hausthiere nicht rechtfertigen. 
Wenn. wie zu wünschen wäre, auch dieser Theil der Thierheilkunde 
kultivirt werden sollte. so würde das jetzige Lehrerpersonal nicht hin- 
reichend sein, das kaum für die blosse Rossheilkunde zureichte. Das Ge- 
halt eines Prosektors wäre durch Eurer Excellenz Bestimmung zur Ansetzung 
eines Repetenten disponibel gemacht, indess hätte sich der für diese Stelle 
vorgeschlagene Dr. Albers noch nicht bestimmt darüber erklärt, ob ihm 
solche zusagen dürfte. Die Anstellung eines Repetenten wäre ebenso zweck- 
mässig als dringend, und wenn der p. Albers sich nicht zur Annahme 
dieser Stelle entschliessen sollte, so würde vielleicht ein Marstall-Eleve, 
Namens Dieterichs. der sich einer Prüfung unterwerfen würde, versuchs- 
weise vorläufig anzunehmen sein, 
Ausserdem müssten wenigstens monatlich Prüfungen der Schüler an- 
gestellt werden. Dieser Prüfung würden vielleicht anfänglich Öfficiere des 
Kriegsministeriums, sowie der technische Rath unserer Regierung beizu 
wohnen haben. und dass sie abgehalten worden wären, müsste uns von 
den Professoren jedesmal angezeigt werden, sowie die Kapitel des Unter- 
richts, welche den Gegenstand der Prüfungen ausgemacht hätten. 
Die Anstalt hätte sonst einen Apotheker und einen Provisor gehabt, 
welche beiden Stellen interimistisch der Apotheker Christ jetzt verwaltete. 
Dieser hätte mit vielem Fleisse seinem Amte vorgestanden. Allein alle 
Pflichten desselben zu erfüllen, wäre ihm unmöglich. Christ hätte Botanik 
und Chemie gelehrt. Der Unterricht in der ersteren wäre mit keinen Ex- 
kursionen verbunden gewesen, sondern mit Klassification der frischen Pflanzen 
und chemischer Bearbeitung derselben, die Pflanzen würden von den Eleven 
chemisch analysirt, um die Menge des ätherischen Oels oder anderer Be- 
standtheile festzustellen. Abgesehen davon, ob auf diesem Wege wahrer 
Gewinn in der Wissenschaft jetzt schon möglich wäre, so wäre diese Art 
des Unterrichts für diese Schüler gewiss unnütz. Das Gewächshaus sollte, 
ebenso unnütz. die Eleven- mit den Exotica bekannt machen. Allein die 
52 Pflanzenspecies, welche es enthielte, entsprächen selbst einem solchen 
Vorhaben nur. unvollkommen. Die Kenntniss der Futterkräuter, wild 
wachsender officineller Pflanzen und der Giftkräuter möchten dem künftigen 
Rossarzte wohl in jeder Rücksicht genügen. Darauf müsste sich der bota- 
nische Garten, der jetzt mehr Zierpflanzen eines gewöhnlichen Gartens ent- 
hielte, beschränken und das Gewächshaus ganz eingehen, weil der Raum 
besser benutzt und die Unterhaltung erspart werden könnten. Fände sich 
unter den Schülern einer von grösserer Anlage und Wissbegierde, so würden 
hier die für diesen Zweck vorhandenen Anstalten der Universität besser 
benutzt werden können, * 
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