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Die thierärztliche Hochschule II. Die Thierarzneischule unter der Königlichen Regierung zu Berlin. Vom 11. September 1817 bis 1. Janurar 1822

Full text: Die Thierärztliche Hochschule zu Berlin 1790 - 1890 / Schütz, Wilhelm (Public Domain)

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getreten zu sein. Man hätte sich in den Einrichtungen der Anstalt ohne 
Zweck verloren. Man hätte aus der gemeinen Volksklasse gelernte Schmiede 
gewählt, und da sie zunächst für den Militärdienst als Kurschmiede be- 
stimmt, so wäre dies sehr richtig begründet gewesen, um so mehr, da für 
diese Schüler nach beendigter Lehrzeit nur eine Laufbahn eröffnet gewesen 
wäre, die den fertigen Beschlagschmied erfordert und die daher für Leute 
mit anderweitiger Ausbildung nicht gepasst hätte. Aber man wäre von 
dieser Ansicht ganz abgegangen, als man diese Schüler mit einer ihre 
Fähigkeiten und künftige Bestimmung verfehlenden Bildung hätte versehen 
wollen. Sie hätten einen Heilappnrat kennen gelernt, der auf einen höheren 
Standpunkt der Wissenschaft berechnet, aber nie von ihnen in Ausübung 
hätte gebracht werden können; dahin gehörten die kostspieligen warmen 
Bäder, die grosse Elektrisirmaschine ete. 
Die Techniker hätten die rühmlichen Bestrebungen des Stifters der 
Anstalt unterstützen sollen, dann wäre zu einer Zeit, wo Berlin die grössten 
Chemiker und Botaniker besass, nicht ein Apotheker aus Potsdam nach 
Leipzig gesandt worden, um dort diese Wissenschaften zu erlernen. 
Der Zweck des Ganzen wäre bald noch mehr durch die Spaltung der 
Lehrer, die sich nicht redlich zu gemeinsamem Wirken verbunden hätten, 
und durch das endliche Ausscheiden eines derselben, dessen Stelle noch 
jetzt unbesetzt wäre, verfehlt. Die Vorlesungen des Ausgeschiedenen wären 
unter beide jetzt noch vorhandene Lehrer vertheilt worden, aber ohne des- 
halb die Zahl ihrer Stunden zu vermehren, und wichtige Doktrinen, z. B. 
Viehseuchen, würden sogar nicht mehr besonders gelehrt, sondern nach 
Gelegenheit dem übrigen Unterrichte eingeschaltet. So wäre jetzt der ganze 
Unterricht ein Chaos geworden und hierin baldige Aenderung dringendes 
Bedürfniss. Es bestände jetzt gar keine Klasseneintheilung der Schüler, 
alle hörten zugleich dasselbe, der Anfänger hörte Gegenstände, die der 
mehr Unterrichtete nur verstehen könnte, und dieser hörte gleichzeitig 
wieder die Anfangsgründe. Auch die Zahl der Stunden, welche zu dem 
weit umfassenden Unterrichte bestimmt wären, wäre zu beschränkt. Denn 
wenn Schüler, wie sie die Anstalt hätte und erzöge, auch nicht mit dem 
Historischen oder Hypothetischen der Wissenschaft beschäftigt werden 
brauchten, so erforderte der fassliche Unterricht und die öftere Wiederholung 
desselben, da er sich den üblichen Schulmethoden nicht genug anschliessen 
könnte, doch auch einen gewissen Zeitaufwand. Der eigentliche Lehrkursus 
hätte ebenfalls keine bestimmte Zeit, denn der Professor Naumann hätte 
seine Winter-Collegia bereits angefangen; sein ganzer Unterricht wäre ein fort- 
laufender Faden, der ohne Zwischenzeit, olme Haltepunkte ununterbrochen ab- 
gesponnen würde. Er hätte sich so jeder Aufsicht entzogen und die frühere Ver- 
ordnung, dass der Lehrkursus am 1. November anfangen sollte, ganz bei Seite 
gesetzt. Noch auffallender erschiene dieses Verfahren, wenn man ebenso 
wahrnähme, wie die neuankommenden Schüler nicht zu einem bestimmten 
Zeitpunkte einträfen, sondern vielmehr ganz nach anderen Konvenienzen 
ihr Studium begönnen. Es wäre kein Monat, kein Tag im Jahre, der bei 
Jetziger Einrichtung nicht ihrer Aufnahme in die Anstalt gerecht wäre, und 
der rohe Anfänger träte gleich am ersten Tage in den bestimmten Cyklus 
der Wissenschaft ein, gleichviel in welchem Punkte er den Kreis beträte. 
Hier müsste, wie früher geschehen ist, ein bestimmter Termin für An- 
fang und Ende der Winter- und Sommer- Vorlesungen festgesetzt werden. 
Zu gleicher Zeit würde das Königliche Kriegsministerium von Eurer Ex- 
cellenz dahin veranlasst werden können, alle Regiinentskommandeure aufzu-
	        
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