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telegramme. 1868 wurde ein zweites Berliner Telegraphen-
bureau von Louis Hirsch ins Leben gerufen, das sich zu-
nächst mit der Verbreitung kommerzieller Nachrichten be-
faßte und sich nach dem deutsch-französischen Kriege gleich-
fall3 in den Dienst der Politik stellte. Im Januar 1890
wurde die dritte Telegraphenanstalt in Berlin, das „Bureau
Herold“, begründet. Und daneben unterhalten alle großen
Zeitungen jetzt noch ihren eigenen Depeschendienst, dessen
Etat bei manchen Blättern ganz ungeheure Summen auf-
weist. Seitdem übrigens die kleineren Berliner Zeitungen
sich darauf beschränken, telegraphische, also kurzgefaßte,
knappe Nachrichten aus dem Auslande zu bringen, find
wieder Wochenschriften, die über das soziale und das Kultur-
leben der Völker eingehender und im allgemeinen neutraler
berichten, mehr aufgekommen.
Wie die Telegraphenbureaux die Nachrichtenzufuhr von
auswärts besorgen, sv liefern zahlreiche Lokalkorrespondenzen
den Zeitungsredaktionen alles Wissen3werte über die Berliner
Begebenheiten: Hofnachrichten, Versammlungsberichte, Ge-
richtöverhandlungen, Notizen über Unglücksfälle u. dgl.
Und zu ihnen gesellen sich die verschiedenen politischen,
parlamentarischen, juristischen, volkswirtschaftlichen und
Feuilleton-Korrespondenzen, die gleichfalls nicht in die
Oeffentlichkeit dringen, sondern nur in die Redaktions-
bureaux und dort gesammelt, gesichtet und bearbeitet
werden.
Diese Korrespondenzen sind gewissermaßen die Ur-
zeitungen für die gedruckten Blätter; den größeren bieten
sie eine wichtige Grundlage, während manche der kleineren
heute hauptsächlich auf ihren Inhalt angewiesen sind
und zum Teil nur einen Abklatsch von ihnen bilden.