33
E*
Aber Vater ist so entsetzlich streng, sie darf nicht daran
denfen, „mit ihm zu gehen“. Vater will von „poussiren“
durchaus nichts wissen, wenn keine „reellen Absichten“ da
sind. Ach, ihr Karl ist kaum zwanzig und sie sech3zehn, und
jedes von ihnen hat ein Monatsgehalt von nur fünfund-
siebzig Mark; wo sollen da die reellen Absichten her-
fommen!
Der „Zoologische“ ist der einzige Trost in ihrer
Herzensnoth. Da treffen sie sich allsonntäglich. Und wenn
die Kapelle da oben gar ein schwermüthiges Lied von
Waldmann spielt, dann ist ihre Seligkeit bis zur höchsten
Potenz gestiegen; dann finden sich ihre Augen über zwanzig
beseßte Tische fort und reden, allen gestrengen Vätern zum
Troß, eine zärtlich verschwiegene Sprache.
Zwei Stunden später, wenn das Konzert zu Ende ist,
leert sich der mächtige Saal wieder, und unter dem Sech3-
Uhr-Geläut der Kaiser-Wilhelm-Glocken verliert das
Publikum sich durch die drei Ausgänge des Gartens. Der
weite Thierpark sinkt für heute in tiefen Schlaf.
Unter den Thieren freilich ist es schon früher ruhig
geworden. . Sie sind“ im Winter mit wenigen Aus-
nahmen auf ihre Häuser und Käfige angewiesen; da
stellt sich naturgemäß mit Dunkelwerden allgemeine tiefe
Stille ein.
Bis auf wenige Ausnahmen fehlen den Thieren unseres
Zoologischen Gartens auch im Winter geeignete Räumlich-
keiten nicht. Für die Ausnahmen ist in allernächster Zeit
„Wohnungswechsel“ geplant. So ist zum Beispiel ein
neues Stelzvogelhaus in Aussicht genommen, damit die