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Winterbilder

Full text: Plaudereien und Skizzen aus dem Berliner Zoologischen Garten / Duncker, Dora (Public Domain)

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E* 
Aber Vater ist so entsetzlich streng, sie darf nicht daran 
denfen, „mit ihm zu gehen“. Vater will von „poussiren“ 
durchaus nichts wissen, wenn keine „reellen Absichten“ da 
sind. Ach, ihr Karl ist kaum zwanzig und sie sech3zehn, und 
jedes von ihnen hat ein Monatsgehalt von nur fünfund- 
siebzig Mark; wo sollen da die reellen Absichten her- 
fommen! 
Der „Zoologische“ ist der einzige Trost in ihrer 
Herzensnoth. Da treffen sie sich allsonntäglich. Und wenn 
die Kapelle da oben gar ein schwermüthiges Lied von 
Waldmann spielt, dann ist ihre Seligkeit bis zur höchsten 
Potenz gestiegen; dann finden sich ihre Augen über zwanzig 
beseßte Tische fort und reden, allen gestrengen Vätern zum 
Troß, eine zärtlich verschwiegene Sprache. 
Zwei Stunden später, wenn das Konzert zu Ende ist, 
leert sich der mächtige Saal wieder, und unter dem Sech3- 
Uhr-Geläut der Kaiser-Wilhelm-Glocken verliert das 
Publikum sich durch die drei Ausgänge des Gartens. Der 
weite Thierpark sinkt für heute in tiefen Schlaf. 
Unter den Thieren freilich ist es schon früher ruhig 
geworden. . Sie sind“ im Winter mit wenigen Aus- 
nahmen auf ihre Häuser und Käfige angewiesen; da 
stellt sich naturgemäß mit Dunkelwerden allgemeine tiefe 
Stille ein. 
Bis auf wenige Ausnahmen fehlen den Thieren unseres 
Zoologischen Gartens auch im Winter geeignete Räumlich- 
keiten nicht. Für die Ausnahmen ist in allernächster Zeit 
„Wohnungswechsel“ geplant. So ist zum Beispiel ein 
neues Stelzvogelhaus in Aussicht genommen, damit die
	        
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