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V. Das Hundstagstantchen

Full text: Das weibliche Berlin / Beaulieu, Gertraut Chales de (Public Domain)

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zurück; nicht nur durch ihre gesellschaftliche Stellung, 
sondern vor allem durch seine Liebe, durch ihre Kinder. 
Das Tantchen dagegen erzieht sich keine Stütze für 
sein Alter, es sieht nicht sein eigenes Fleisch und Blut 
wachsen und werden, es lebt nur für die Kinder Fremder, 
wenn es hoch kommt, für die seiner Verwandten. Sind 
die Kinder klein, können sie nicht unterscheiden zwischen 
häßlich und hübsch, alt und jung, dann lieben sie das 
Tantchen wohl zärtlich, sie streicheln seine welken Wangen 
ebenso gern, wie die frischen der jungen Mädchen, sie 
küssen seine knochige, arbeitsame Hand, als sei es die 
einer Königin. Denn von allen Händen der Bekannt— 
schaft brachte ihnen diese das meiste mit; sie war immer 
gut gegen die Kleinen, ja bereit, letztere bei gelegent⸗ 
lichen Unfällen, zerrissenen Hosen, beschmutzten Staats— 
röckchen, zerbrochenem Hausgerät vor Papas und Mamas 
Zorn zu schützen. Kinder sind Egoisten, sie sehen ihre 
Umgebung nur daraufhin an, wie viel sie ihnen nützt. 
Aber dann kommt eine Zeit, in der die Kinder 
Tantchen auch „komisch“ finden, genau wie die Großen, 
welche sagen: sie sei eine brave tüchtige Person, doch 
sehr sonderbar. Diese Zeit ist eine sehr schwere für 
Tantchen. Sie vergießt nun manch' heimliche Thräne 
über den Undank ihres Verzugs, ihres Lieblings. Denn 
als echtes Weib hat sie wenig Anlage zur Philosophie. 
Wenn wir uns aus den Verpuppungshülsen dieses 
Jahrhunderts befreit haben werden, wird es anders sein. 
Ein weiblicher Richter, Arzt oder Bürgermeister wird 
nicht mehr Zeit finden, um die Kinder anderer Leute 
eine Thräne zu weinen; ja, er wird vielleicht einen Prinz⸗
	        
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