Diskriminierungserfahrungen
freier Mitarbeiter*innen
beim öffentlich-rechtlichen
Rundfunk
Vorabveröffentlichung aus der
»Untersuchung zur sozialen und beruflichen
Situation von freien Mitarbeiter*innen
der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten«
Befragung im Auftrag der Bundestagsfraktion DIE LINKE
und der Rosa-Luxemburg-Stiftung
Inhalt
Vorbemerkung
3
Zentrale Ergebnisse im Überblick
4
Durchführung und Methodik
5
Grundlagen
5
Basisdaten der Umfrage – Beteiligung
5
Untersuchung zu Diskriminierungen
7
Beobachtete Diskriminierung
8
Konkrete Schilderungen beobachteter Diskriminierung
8
Erlebte Diskriminierung
10
Konkrete Schilderungen erlebter Diskriminierung
12
Erlebte Diskriminierung bei Mitarbeiter*innen mit Migrationshintergrund
14
Erlebte Diskriminierung im Unterschied zwischen Männern und Frauen
15
Weitere Fallbeispiele
16
1
Fraktion DIE LINKE. im Bundestag
Platz der Republik 1, 11011 Berlin
Telefon: 030/22751170, Fax: 030/22756128
E-Mail: fraktion@linksfraktion.de
V.i.S.d.P.: Sevim Dağdelen, Jan Korte, Caren Lay
Autor: Jörg Langer
Layout/Druck: Fraktionsservice
Endfassung: November 2018
Dieses Material darf nicht zu Wahlkampfzwecken
verwendet werden!
Mehr Informationen zu unseren parlamentarischen
Initiativen finden Sie unter: www.linksfraktion.de
181123
2
Vorbemerkung
»Auftrag der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ist, durch die Herstellung und Verbreitung
ihrer Angebote als Medium und Faktor des Prozesses freier individueller und öffentlicher Meinungsbildung zu wirken und dadurch die demokratischen, sozialen und kulturellen Bedürfnisse der
Gesellschaft zu erfüllen.«
(§ 11 Rundfunkstaatsvertrag)
Langer Media research & consulting führt derzeit im
Auftrag der Bundestagsfraktion DIE LINKE und der Rosa-Luxemburg-Stiftung eine Untersuchung zur sozialen
und beruflichen Situation von freien Mitarbeiter*innen
der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten durch. Ziel
der Untersuchung ist es, einerseits die Differenzierungen der unterschiedlichen freien Beschäftigungsverhältnisse innerhalb der öffentlich-rechtlichen Sender
darzustellen und andererseits deren Auswirkungen auf
die berufliche und soziale Lage der Beschäftigten zu
erforschen. Darauf basierend sollen Handlungsempfehlungen für eine soziale Gleichstellung der freien
Mitarbeiter*innen erarbeitet werden.
In der jüngeren Vergangenheit und auch parallel zur
laufenden Untersuchung machten Fälle von Machtmissbrauch und sexualisierter Belästigung in der
internationalen Medienwelt, im Kulturbetrieb und auch
in einigen deutschen Rundfunkanstalten Schlagzeilen.
Wegen seiner Brisanz und Aktualität wurde der Themenbereich »Diskriminierung« in die Untersuchung
aufgenommen und wird nun als erster Teilbereich der
Gesamtuntersuchung zur beruflichen Situation der
freien Mitarbeiter*innen veröffentlicht. Es ist geplant,
die Ergebnisse der Gesamtuntersuchung Anfang 2019 zu
publizieren.
Die Mitarbeiter*innen der Rundfunkanstalten, deren
Aufgabe es ist, diesen Auftrag tagtäglich umzusetzen,
müssen deshalb hoch motiviert, wertgeschätzt und
selbstverständlich diskriminierungsfrei ihrer Arbeit
nachgehen können. Den Anstalten obliegt es dabei, die
qualitativ bestmöglichen Arbeitsbedingungen zu schaffen und zu bewahren.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk leistet einen großen
Beitrag zur Demokratie. Gerade angesichts fragmentierender Öffentlichkeiten, einer Debatte um Fake
News und Angriffen auf die Institution unserer dualen
Rundfunkordnung ist die Unabhängigkeit der Bericht
erstattung von unschätzbarem Wert und wird durch die
Befragungsergebnisse nicht in Frage gestellt.
Insofern stellen die Befunde zum Themenkomplex
»Diskriminierung« nur einen Teilaspekt unserer breiter
angelegten Untersuchung zur sozialen und beruflichen
Situation der freien Mitarbeiter*innen der öffentlichrechtlichen Rundfunkanstalten dar.
Eine Befragung im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle des Bundes zu Diskriminierungserfahrungen in
Deutschland kommt zu dem Schluss: »Diskriminierung
ist keinesfalls ein Randphänomen, das nur für einen
kleinen Teil der Menschen in Deutschland relevant ist.
Vielmehr zeigt sich, dass sich mehr als ein Drittel der
gesamten Bevölkerung in Deutschland von Diskriminierung betroffen fühlt und es somit als eine gesamtgesellschaftliche Problemstellung zu betrachten ist.«1
Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten sind
einerseits Teil dieser Gesellschaft, andererseits ist
ihre Aufgabe die Abbildung der Wirklichkeit der Gesellschaft. Mehr noch, durch ihren Auftrag sind sie in einer
besonderen Verantwortung.
1
Antidiskriminierungsstelle des Bundes (Hg.): Diskriminierungserfahrungen in Deutschland, Baden-Baden: Nomos 2017, S. 94.
3
Zentrale Ergebnisse im Überblick
»Oft Witze aufgrund der Herkunft. Mobbing eines Teammitglieds. Ständige Überstunden.
Nichteinhalten der Pausenzeiten. Nichtbeachtung der Schwerbehindertenrechte. Mobbing wegen
Schwerbehinderung.«2
Unsere Fragen zur Diskriminierung wurden bundesweit2
von 1 936 freien Mitarbeiter*innen öffentlich-rechtlicher
Rundfunkanstalten beantwortet. 3 Von ihnen gaben
51,5 Prozent – also jede*r Zweite – an, im Berufsleben
Diskriminierung(en) aufgrund von Geschlecht, Alter,
Herkunft, Religion oder sexueller Orientierung, sexualisierter Belästigung oder Mobbing beobachtet zu haben.4
Die Diskriminierungsfälle bezogen sich am häufigsten
auf das Geschlecht (25,5% der Fälle beobachteter Diskriminierung), Mobbing (24,8%) und auf das Alter (20,3%).
Durchschnittlich 27,7 Prozent der befragten freien
Mitarbeiter*innen haben angegeben, Diskriminierung,
Belästigung oder Mobbing selbst erlebt zu haben. Jeder
dritte Fall betraf Mobbing (29 Prozent der Fälle erlebter Diskriminierung), fast jeder fünfte Fall (18 Prozent)
Geschlechterdiskriminierung und etwa jeder sechste Fall
erlebter Diskriminierung betraf sexualisierte Belästigung
(15 Prozent) sowie das Alter (14 Prozent).
Frauen waren insgesamt häufiger von Diskriminierungen betroffen als Männer – am häufigsten von Geschlechterdiskriminierung (9,8 Prozent). Ein fast ebenso
großer Teil der Frauen gab an, bereits gemobbt worden
zu sein (9,5 Prozent). Weiterhin waren Frauen ähnlich
häufig von sexualisierter Belästigung betroffen (8,3 Prozent).
In Bezug auf die derzeit aktuelle Debatte um sexualisierte Belästigung im Kultur- und Medienbetrieb muss
festgestellt werden, dass 80 Frauen, 18 Männer sowie
zwei Personen anderen Geschlechts - insgesamt also
100 Personen - ganz konkret von sexualisierter Belästigung an ihrem Arbeitsplatz berichten. Somit kann hier
nicht von Einzelfällen ausgegangen werden.
Außerdem besonders betroffen ist die Gruppe der
Befragten mit Migrationshintergrund. 45,7 Prozent der
Befragten mit Migrationshintergrund gaben an, selbst
Diskriminierung erlebt zu haben. Bei den Befragten
ohne Migrationshintergrund lag der Durchschnitt bei
26,7 Prozent.
Bei vielen dieser Fälle handelt es sich um offensichtliche Verstöße gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG). Das AGG verpflichtet Arbeitgeber, auch
vorbeugende Maßnahmen zum Schutz vor Benachteiligung zu treffen.5
Offensichtlich gibt es bei einem Großteil der öffentlichrechtlichen Anstalten die gleichen Defizite unternehmensethischer und struktureller Natur, die aus diversen
gesellschaftlichen Zusammenhängen bereits bekannt
sind.
Männer waren am häufigsten von Mobbing betroffen
(10,6 Prozent). 5,9 Prozent der befragten Männer gaben
an, Diskriminierung aufgrund des Alters erlebt zu
haben.
2
62 Befragte nahmen die Möglichkeit der konkreten Beschreibung von
Fallbeispielen wahr. Eine Auswahl der Fallbeispiele ist den Kapiteln
vorangestellt bzw. in den Kapiteln selbst aufgeführt.
3
Zu Durchführung und Methodik vgl. das folgende Kapitel.
4
Vgl. Abbildung 4
4
5
Vgl. § 12 Abs. 1 AGG.
Durchführung und Methodik
Grundlagen
Laut Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der
Rundfunkanstalten (KEF) sind 41 500 Mitarbeiter*innen
(Vollzeitäquivalente) bei den öffentlich-rechtlichen
Rundfunkanstalten (ARD, ZDF und Deutschlandradio)
beschäftigt.6 Rund 24 000 Personen sind bei den Anstalten fest angestellt,7 bei der Deutschen Welle nochmals
ca. 1 500 Personen.8
Ein großer Teil der Mitarbeiter*innen ist jedoch nicht
fest angestellt, sondern freiberuflich tätig. Bei den Freien unterscheidet man wiederum zwischen »arbeitnehmerähnlichen freien Mitarbeiter*innen« und »sonstigen
freien Mitarbeiter*innen«.
Die Anzahl arbeitnehmerähnlicher freier
Mitarbeiter*innen wird nach letzten Angaben des ARDFreienrats auf 19 176 beziffert (Stand 2016).9
Um hier einen möglichst aktuellen Stand zu berücksichtigen, hat Langer Media alle Personalvertretungen
der Anstalten kontaktiert und sie gebeten, ihr die
Zahl der arbeitnehmerähnlichen und sonstigen freien
Mitarbeiter*innen zu nennen. Nicht alle Anstalten
haben auf diese Anfrage reagiert; einige Anstalten
gaben an, dass sie nur die Anzahl der arbeitnehmerähnlichen Beschäftigten nennen könnten. Auf Grundlage
dieser Angaben gehen wir hier von 18 561 arbeitnehmerähnlichen freien Mitarbeiter*innen aus. Zur Gesamtbetrachtung hinzugezogen wurde die Anzahl der
arbeitnehmerähnlichen Mitarbeiter*innen der Beteiligungsunternehmen (590).
Die vorliegende Untersuchung ermittelte unter den
Befragten einen Anteil von 81 Prozent arbeitnehmerähnlicher freier Mitarbeiter*innen und 19 Prozent sonstiger
freier Mitarbeiter*innen. Dies zur Anzahl der arbeitnehmerähnlichen freien Beschäftigten ins Verhältnis
gesetzt lässt sich die Gruppe der sonstigen freien
Mitarbeiter*innen auf 4 492 hochrechnen. Dies ergibt
insgesamt 24 128 Mitarbeiter*innen (18 561 arbeitnehmerähnliche Freie der Anstalten plus 590 arbeitnehmerähnliche Freie bei den Beteiligungsunternehmen
plus 4 492 sonstige Freie). Dadurch, dass 44 Prozent
der befragten Personen parallel für mindestens zwei
Anstalten, ein weiterer Teil (17,9 Prozent) gar für mindestens drei Anstalten tätig ist, wird die Zahl der freien
Mitarbeiter*innen der öffentlich-rechtlichen Anstalten
auf 12 643 geschätzt.
Überschneidungen treten hier vor allem an den Standorten Berlin und Brandenburg auf, wo ein ganzer Teil der
Mitarbeiter*innen, welche vorrangig beim RBB beschäftigt sind, außerdem für die Deutsche Welle, Deutschlandradio, aber auch für den MDR tätig ist. In Köln gibt
es diese Überschneidungen bei WDR und Deutschlandradio, in Mainz bei ZDF und SWR. Aber auch zwischen
ZDF und RBB sowie zwischen BR und Deutschlandradio
wurden häufig Überschneidungen festgestellt.
Basisdaten der Umfrage – Beteiligung
Mit der Durchführung der Untersuchung zur sozialen
und beruflichen Situation von freien Mitarbeiter*innen
der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten beauftragten die Bundestagsfraktion DIE LINKE und die RosaLuxemburg-Stiftung die Firma Langer Media research &
consulting im Januar 2018. Zunächst wurde eine Voruntersuchung erstellt. Diese gab einen Grobüberblick
über die Struktur der Arbeitsverhältnisse im öffentlichrechtlichen Rundfunk und identifizierte Ausrichtung und
Zielsetzungen der späteren Untersuchung.
Im folgenden Schritt wurden Expert*inneninterviews
geführt mit Vertreter*innen der Freienvertretungen
von MDR, RBB, WDR, BR und der Deutschen Welle,
Gewerkschaftsvertreter*innen von ver.di und dem
DJV beim ZDF und beim HR sowie dem Justitiar des
DJV und der Bundesgeschäftsführerin der DJU bei
ver.di. Auf Grundlage dieser Gespräche wurde nun
die Umfrage konzipiert und ein Fragebogen mit ca.
100 Fragen entwickelt. Diese galten der konkreten
21. KEF-Bericht, 2/2018, S. 129.
21. KEF-Bericht, 2/2018, S. 131.
ARD-Freienrat, https://www.ard-freie.de/60-2, zuletzt abgerufen am
19.10.2018.
9
ARD-Freienrat, https://www.ard-freie.de/60-2, zuletzt abgerufen am
19.10.2018.
6
7
8
Beschäftigungssituation (Anstalt, Freienstatus, Tätigkeitsdauer, Beruf) sowie Einkommen und Honorierung,
Altersvorsorge, Arbeitsklima und Arbeitsbedingungen,
möglichen Fällen erlebter Diskriminierung sowie der
Einschätzung der eigenen beruflichen Perspektive der
freien Mitarbeiter*innen. Die Online-Erhebung wurde
von März bis August 2018 mit dem Befragungsportal
SurveyMonkey und ab April 2018 mit dem Portal EasyFeedback durchgeführt.
Die Freienvertretungen der ARD-Rundfunkanstalten, die
Gewerkschaften ver.di, DJV und VRFF, die Berufsverbände FairTV, BFS, BVFK, AG DOK, IG Freie Fernsehschaffende, Die Freischreiber sowie einige Personalräte der
Rundfunkanstalten riefen aktiv dazu auf, an der Umfrage teilzunehmen.
Es ist davon auszugehen, dass die Bereitschaft zur
Teilnahme an einer Online-Umfrage individuell stark
variieren kann, etwa aufgrund der Informationslage, der
Online-Affinität oder zeitlicher Kapazitäten. Zudem ist
die Spannweite der Beteiligungszahlen in den einzelnen
Rundfunkanstalten groß. Insgesamt war die Rücklaufquote sehr gut (siehe Grafik »Anteil der Befragten
zur Grundgesamtheit nach Anstalt«, Abbildung 2). Um
die Einordnung zu erleichtern, werden nachfolgend
5
Anteil der Befragten zur Gesamtheit aller freien Mitarbeiter*innen der
Rundfunkanstalt
Anteil
der Befragten zur Gesamtheit aller freien Mitarbeiter*innen der Rundfunkanstalt
53,6%
41,8%
34,3%
26,1%
21,4%
21,4%
19,6%
11,2%
8,4%
7,9%
4,5%
4,2%
5,6%
249
76
128
147
357
62
29
406
59
51
16
273
153
BR
DLR
DW
HR
MDR
NDR
RB
RBB
SR
SWR
Töchter
WDR
ZDF
Abbildung1:1:Prozentualer
ProzentualerAnteil
Anteilder
der
Befragten
Grundgesamtheit,
sortiert
Sender,
und absolute
Zahlen,
bereinigt,
n = 2 006
Abbildung
Befragten
an an
derder
Grundgesamtheit,
sortiert
nachnach
Sender,
und absolute
Zahlen,
bereinigt,
n = 2 006
Lesebeispiel:249
249Personen,
Personen,deren
deren
Hauptauftraggeber
Bayerische
Rundfunk
ist, haben
der Befragung
teilgenommen. Das
Lesebeispiel:
Hauptauftraggeber
derder
Bayerische
Rundfunk
(BR) (BR)
ist, haben
an deranBefragung
teilgenommen.
entspricht
21,421,4
% der
freien
Mitarbeiter*innen
Das
entspricht
% der
freien
Mitarbeiter*innenbeim
beimBR.
BR.
jeweils zu den relativen auch die absoluten Angaben
hinzugefügt.
(0,05 Prozent), zwei Personen transsexuell (0,1 Prozent),
drei Personen andere Formen der Sexualität (0,15 Prozent).
An der Umfrage beteiligten sich 2 601 Personen. 2 200
Personen waren freie Mitarbeiter*innen. Weitere 125
Personen waren Festangestellte, 155 Freiberufler*innen
und Selbstständige. 121 Befragte machten zu ihrem
Beschäftigungsstatus keine Angabe.
10,4 Prozent bzw. 216 Personen gaben einen Migrationshintergrund an. Dieser wurde in der Fragestellung durch
eine Einwanderungsgeschichte der oder des Befragten
bzw. der Generation der Eltern definiert.
Damit kann festgestellt werden, dass mit der Umfrage
17,4 Prozent der freien Mitarbeiter*innen der öffentlichrechtlichen Rundfunkanstalten und der Deutschen
Welle erreicht wurden, was einer hohen Beteiligung
entspricht.
Die Frage nach dem Geschlecht wurde wie folgt beantwortet: 1 032 Personen weiblich (50 Prozent), 1 027 Personen männlich (49,7 Prozent), eine Person intersexuell
6
Die Beteiligung war regional sehr unterschiedlich ausgeprägt.
Die Fragen zum Themenkomplex Diskriminierung
wurden im Online-Fragebogen von 1 936 freien
Mitarbeiter*innen öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten beantwortet. Hierauf beziehen sich die weiteren
Ausführungen. 62 Befragte nahmen die Gelegenheit
wahr und schilderten ihre Beobachtungen in konkreten
Fallbeispielen.
Untersuchung zu Diskriminierungen
»Das Unternehmen bietet Mitarbeitern über 40 keine Ausbildung oder beruflichen Aufstieg –
Mitarbeiter, die beim Chef in Ungnade fallen, verlieren Schichten und erleiden Belästigungen – die
Mitarbeiter werden je nach Sprachgruppe entlohnt: Deutsch an der Spitze, unten Suaheli – die
Chefin schikanierte einen homosexuellen Angestellten, bis er die Firma verließ – Angebote zu
Ausbildung und beruflichem Aufstieg, die einem männlichen Angestellten gemacht wurden, wurden
zurückgezogen, weil er nicht an einer sexuellen Beziehung mit einer Oberin interessiert war.«
Die Erhebung zu diesem spezifischen Problemfeld
erfolgte in zwei verschiedenen, aufeinanderfolgenden
Fragestellungen. Zunächst wurde gefragt, ob und wenn
ja in welcher Häufigkeit die Befragten während ihres
Berufslebens Diskriminierungen aufgrund der Merkmale Alter, Herkunft, Geschlecht, Sexualität oder Religion
beobachtet hätten, bei denen nicht sie selbst geschädigt wurden.
Optional bestand im Anschluss die Möglichkeit, maximal 10 konkrete Fälle zu schildern und die o.g. genannten Merkmale, Diskriminierungsformen wie Mobbing,
sexualisierte Belästigung, physische Gewalt und
Vergewaltigung sowie das Jahr des Vorfalls zuzuordnen.
Entsprechend ist nicht zu jeder Angabe von beobachteter oder erlebter Diskriminierung eine Spezifizierung
der Diskriminierungsart (anhand der Merkmale Alter,
Herkunft etc.) oder der Diskriminierungsform (Übergriff,
Mobbing etc.) bekannt.
Anschließend wurde gefragt, ob und in welcher Häufigkeit die freien Mitarbeiter*innen Diskriminierungen
selbst erlebt haben. Die Befragten hatten anschließend
erneut die Möglichkeit, maximal 10 Fälle zu diesem
Sachverhalt anzugeben und diesen die oben spezifizierten Merkmale, weitere Formen von Diskriminierung und
das Jahr des Vorfalls zuzuordnen. Die Unterscheidung
der Diskriminierungsmerkmale und -formen erfolgte
analog zur vorherigen Frage zur beobachteten Diskriminierung.
Die Möglichkeit, Formen von Diskriminierung wie sexualisierte Belästigung usw. angeben zu können, erfolgte
speziell vor dem Hintergrund der laufenden #MeTooDebatte, um diese speziellen Diskriminierungsformen
identifizieren bzw. abgrenzen zu können.
7
Beobachtete Diskriminierung
»Frauenfeindliche Sprüche und Witze – als Frau im Studio oft für Assistentin oder Hilfskraft gehalten
– homophobe Sprüche und Witze – Betatschen einer Kollegin am Oberschenkel – herabsetzende
Spitznamen für junge Kolleginnen – herabsetzende Aufgabe vom Regisseur bekommen (Begründung:
ich sei ja hübscher und mir würden die Männer lieber etwas ausleihen als kleinem Mädchen).«
Mehr als die Hälfte aller Befragten gab an, bereits
Diskriminierungen aufgrund des Alters, der Herkunft,
des Geschlechts, der Sexualität oder der Religion beobachtet zu haben. 12,9 Prozent aller Befragten gaben an,
Diskriminierung häufig bzw. sehr häufig beobachtet zu
haben, 38,6 Prozent selten. 48,6 Prozent der Befragten
hatten noch nie Diskriminierungen beobachtet.
Abbildung 2:
Ein deutlicher Unterschied zeigte sich bei den Angaben
von Frauen und Männern. Während 55,9 Prozent der
Männer laut eigener Aussage nie Diskriminierung beobachteten, waren es bei den Frauen nur 41,1 Prozent.
Gaben 8,6 Prozent der Männer an, häufig bzw. sehr
häufig Diskriminierung beobachtet zu haben, waren es
bei den Frauen mit 17,1 Prozent doppelt so viele.
Offenbar bestehen zwischen den Geschlechtern
stark ausgeprägte Unterschiede bei der Wahrnehmung von Diskriminierung. Gleichwohl haben auch
44,1 Prozent der Männer angegeben, bereits Diskriminierung aufgrund von Alter, Herkunft, Geschlecht,
sexueller Orientierung oder Religion beobachtet zu
haben.
Anteil der Befragten, welche Diskriminierung beobachteten
Anteil der Befragten, welche Diskriminierung beobachteten
(35)
2,1%
(183)
10,8%
Abbildung 2: »Haben Sie während Ihrer Tätigkeit bei Ihrer
Anstalt/Ihrem Unternehmen Diskriminierung aufgrund
Alter, Herkunft, Geschlecht, Sexualität oder Religion
beobachtet, bei denen Sie selbst NICHT die/der Geschädigte waren?«, relative und absolute Zahlen, bereinigt,
n = 1 697; Abweichung von 100 aufgrund von Rundungen
(824)
48,6%
(655)
38,6%
sehr häufig
häufig
selten
nie
Abbildung 2: „Haben Sie während Ihrer Tätigkeit bei Ihrer Anstalt/Ihrem Unternehmen Diskriminierung aufgrund Alter, Herkunft,
Geschlecht, Sexualität oder Religion beobachtet, bei denen Sie selbst NICHT die/der Geschädigte waren?“, relative und absolute
Konkrete
Schilderungen
beobachteter Diskriminierung
Zahlen, bereinigt,
n = 1 697
»Chef drohte angesichts Schwangerschaft einer freien Kollegin: ›Wenn hier noch eine schwanger
wird, kann sie gleich gehen!‹«
Im Rahmen der Umfrage hatten die Befragten anschließend die Möglichkeit, bis zu 10 konkrete Fälle von
beobachteter Diskriminierung zu schildern und diesen
die o. g. Merkmale sowie Diskriminierungsformen wie
Mobbing, physische Gewalt, sexualisierte Belästigung
und Vergewaltigung sowie das Jahr des Vorfalls zuzuordnen. Dabei wurden insgesamt 1 242 Fälle erfasst.
Frauen gaben 708, Männer 521 Fälle an.
Die meisten der angegebenen beobachteten Fälle
betrafen Diskriminierung aufgrund des Geschlechts
und des Alters (vgl. Abbildung 4).
8
11,5 Prozent der Befragten beobachteten Geschlechterdiskriminierung (317 Fälle), 5 Prozent beobachteten
Mobbing (308 Fälle), 9,6 Prozent beobachteten Altersdiskriminierung (252 Fälle) und 5,9 Prozent beobachteten sexualisierte Belästigung (143 Fälle).
Am häufigsten im Verhältnis zur Anzahl der Befragten
wurden Fälle von Diskriminierung aufgrund des Geschlechts angegeben.
Anteil der Befragten, welche Diskriminierung beobachteten, nach Geschlecht
Anteil der Befragten, welche Diskriminierung beobachteten, nach Geschlecht
(18)
Frauen
(17)
2,1%
Männer
2,0%
(56)
6,6%
(127)
15,0%
(348)
41,1%
(302)
(476)
35,5%
55,9%
(353)
41,7%
sehr häufig
häufig
selten
nie
sehr häufig
häufig
selten
nie
Abbildung
Ihrer
Tätigkeit
beibei
Ihrer
Anstalt/Ihrem
Unternehmen
Diskriminierung
aufgrund
Alter, Herkunft,
Geschlecht,
Abbildung3:
3:»Haben
„HabenSie
Siewährend
während
Ihrer
Tätigkeit
Ihrer
Anstalt/Ihrem
Unternehmen
Diskriminierung
aufgrund
Alter, Herkunft,
Sexualität
oder
Religion beobachtet,
beibeobachtet,
denen Sie selbst
NICHTSie
die/der
waren?«
Antwortenwaren?“
nach Männern
und Frauen,
relative
Geschlecht,
Sexualität
oder Religion
bei denen
selbstGeschädigte
NICHT die/der
Geschädigte
Antworten
nach Männern
Abbildung
Frauen, relative
und absolute
bereinigt, nvon
= 1100
697aufgrund von Rundungen
und absolute
Zahlen,4:
bereinigt,
n = 1Zahlen,
697; Abweichung
Anteil der beobachteten Fälle von Diskriminierung nach Diskriminierungsart und form
Anteil der beobachteten Fälle von Diskriminierung nach Diskriminierungsart und -form
25,5%
20,3%
24,8%
11,5%
8,9%
5,6%
2,8%
317
252
110
35
0,6%
208
143
8
69
»Bitte geben Sie uns nähere Informationen zu Diskriminierungsvorfällen,
Diskriminierungsvorfällen, bei
bei denen
denen Sie
Sie selbst
selbst NICHT
NICHT die/der
die/derGeschädigte
Geschädigte waren.«,
Abbildung 4: „Bitte
waren.“,
relative
und absolute
relative und
absolute
Zahlen, nZahlen,
= 1 242n = 1 242
9
Abbildung 5:
Erlebte Diskriminierung
»Wegen Schwangerschaft wurden mir (in bester Absicht, aber sehr zu meinem Leidwesen) mit
sofortiger Wirkung mehrere Jobs entzogen, obwohl ich sechs Monate vor dem Mutterschutz stand
und sie gerne weiter gemacht hätte.«
Anteil der Befragte, welche selbst Diskriminierung erlebt haben, nach
Häufigkeit
der Vorfälle
Anteil der Befragten,
welche selbst Diskriminierung erlebt haben, nach Häufigkeit der Vorfälle
Abbildung 5: »Sind Sie selbst Opfer von Diskriminierung oder Belästigung gewesen?«, relative und absolute
Zahlen, bereinigt, n = 1 758; Abweichung von 100
aufgrund von Rundungen
(18)
1,0%
(238)
13,5%
(231)
(1271)
13,1%
72,3%
Abbildung 6:
häufig
mehrmals
einmal
nie
Abbildung 5: „Sind Sie selbst Opfer von Diskriminierung oder Belästigung gewesen?“, relative und absolute Zahlen, bereinigt, n = 1 758
Anteil
der Befragten, welche selbst Diskriminierung erlebten,
nach Geschlecht
Anteil der Befragten, welche selbst Diskriminierung erlebten, nach Geschlecht
Frauen
Männer
(10)
1,2%
(8)
0,9%
(86)
9,5%
(152)
17,7%
(85)
9,4%
(146)
(549)
17,0%
722
64,1%
80,1%
Abbildung 6:
häufig
merhmals
einmal
niemals
häufig
merhmals
einmal
niemals
Abbildung 6: »Sind Sie selbst Opfer von Diskriminierung oder Belästigung gewesen?«, relative und absolute Zahlen, bereinigt, n = 1 758;
Abweichung von 100 aufgrund von Rundungen
Abbildung 1: „Sind Sie selbst Opfer von Diskriminierung oder Belästigung gewesen?“, relative und absolute Zahlen, bereinigt, n = 1 758
10
Anteil der Befragten, welche selbst Diskriminierung erlebten, nach Berufsgruppen
Anteil der Befragten, welche selbst Diskriminierung erlebten, nach Berufsgruppen
43,2%
35,6%
31,3%
29,1%
28,0%
27,8%
26,1%
23,7%
13,6%
16
94
15
60
23
74
11
37
11
Abbildung
Abbildung 7:
7: „Sind
»Sind Sie selbst Opfer von Diskriminierung
Diskriminierung oder
oder Belästigung
Belästigung gewesen?“,
gewesen?«, relative und absolute Zahlen, bereinigt,
bereinigt, nn == 11 758
758
Lesebeispiel:
Lesebeispiel: 16
16 der
der befragten
befragten Regisseur*innen
Regisseur*innen haben
haben selbst
selbst Diskriminierung
Diskriminierung erlebt.
erlebt. Das
Das entspricht
entspricht 43,2
43,2 %% inin dieser
dieserBerufsgruppe.
Berufsgruppe.
28 Prozent der Befragten gaben an, Diskriminierung
selbst erlebt zu haben, 14,5 Prozent der Befragten sogar
mehrmals oder häufig.
In einer bundesweiten Erhebung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) gaben 31,4
Prozent der Befragten an, in den vergangenen 24
Monaten Erfahrungen mit Diskriminierung gemacht
zu haben. Frauen berichten mit 14,9 Prozent fast
fünfmal so häufig wie Männer (3,2 Prozent) von
eigenen Diskriminierungserfahrungen aufgrund des
Geschlechts. 10
Der Unterschied zwischen Männern und Frauen ist hier
besonders deutlich. Während 79,5 Prozent der Männer
angaben, nie Diskriminierung erlebt zu haben, waren
es bei den Frauen 63,7 Prozent. Mehrmals bzw. häufig
erlebten 18,9 Prozent der Frauen Diskriminierungen und
10,4 Prozent der Männer.
Am häufigsten gaben Regisseur*innen, Autor*innen
und Kameraleute an, Diskriminierungen erlebt zu haben. Allerdings können nicht die Angaben aller Berufsgruppen verallgemeinert werden, da bei einigen die
absolute Größe zu gering war.
Weiterhin wurden die Gruppen der Teilnehmer*innen
mit und ohne Migrationshintergrund in Bezug auf ihre
Angaben zu erlebter Diskriminierung verglichen.
Hier ist ein deutlicher Unterschied zwischen Personen
mit und Personen ohne Migrationshintergrund festzustellen. Personen mit Migrationshintergrund gaben im
Verhältnis zur Anzahl der Befragten häufiger an, Opfer
von Diskriminierung gewesen zu sein.
Ältere Mitarbeiter*innen gaben bei der Befragung häufiger an, Diskriminierung erlebt zu haben (34 Prozent
bei den über 60-Jährigen gegenüber 21 Prozent bei den
unter 30-Jährigen). Dieser Anstieg lässt sich darauf
zurückführen, dass die älteren Mitarbeiter*innen in der
Regel länger berufstätig sind.
Des Weiteren wurde die Gruppe der Befragten, welche
angaben, Quereinsteiger*innen in ihrem Beruf zu sein,
auf die Diskriminierungshäufigkeit hin überprüft.
Dabei wurde deutlich, dass Quereinsteiger*innen,
also diejenigen, die den derzeit ausgeübten Beruf
nicht ursprünglich erlernt haben, häufiger von erlebten
Diskriminierungen berichteten (33 Prozent) als diejenigen, die angaben, keine Quereinsteiger*innen zu sein
(26 Prozent).6
Quelle: ADS 2017: Diskriminierungserfahrungen in Deutschland,
http://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/Downloads/
DE/publikationen/Expertisen/Expertise_Diskriminierungserfahrungen_in_Deutschland.pdf?__blob=publicationFile&v=4, letzter Zugriff:
26.11.2018, 13:41.
10
11
Anteil der Befragten, welche selbst Diskriminierung erlebten, nach
Migrationshintergrund
Anteil der Befragten, welche selbst Diskriminierung erlebten, nach Migrationshintergrund
45,7%
26,7%
79
397
mit Migrationshintergrund
ohne Migrationshintergrund
Abbildung 8: »Sind Sie selbst Opfer von Diskriminierung oder Belästigung gewesen?«, relative und absolute Zahlen, bereinigt, n = 1 662
Abbildung 8: 79
„Sind
Sie selbst
Opfer von Diskriminierung
Belästigung
gewesen?“,
relative
und absolute
Zahlen,
bereinigt,
Lesebeispiel:
Personen
mit Migrationshintergrund
habenoder
selbst
Diskriminierung
erfahren.
Das entspricht
45,7%
in dieser
Gruppe.n = 1 662
Lesebeispiel: 79 Personen mit Migrationshintergrund haben selbst Diskriminierung erfahren. Das entspricht 45,7% in dieser Gruppe.
Konkrete Schilderungen erlebter Diskriminierung
»Schlechtreden gegenüber den Kollegen, Gerüchte streuen, die nicht stimmen, ›Fallen‹ am Arbeitsplatz, die nicht sofort bemerkt werden, aber Auswirkungen auf die Arbeit haben – verbale Entgleisungen ins Sexuelle, Anspielungen unter Niveau: trotz Bitten, sich mit solchen Worten zurückzuhalten, werde ich ausgelacht: ›Hab dich doch nicht so!‹ Oder: ›Das ist doch nicht so schlimm!‹ etc.«
Auch beim Fragenkomplex erlebter Diskriminierung
konnten die Befragten bis zu 10 Fälle von selbst erlebten
Diskriminierungen aufgrund der Merkmale Alter, Geschlecht, Religion, Nationalität/Herkunft und sexuelle
Orientierung sowie Diskriminierungsformen wie Mobbing, physische Gewalt, sexuelle Belästigung und Vergewaltigung angeben sowie das Jahr des Vorfalls zuordnen.
664 erlebte Fälle wurden insgesamt von den Befragten
angegeben. Die am häufigsten angegebenen Diskriminierungsformen waren in dieser Reihenfolge Mobbing
(152 Fälle) und sexualisierte Belästigung (100 Fälle). Von
den Diskriminierungsmerkmalen wurden am häufigsten
Diskriminierung aufgrund des Geschlechts (121 Fälle),
Diskriminierung aufgrund des Alters (93 Fälle) und Diskriminierung aufgrund der Herkunft bzw. Nationalität
(56 Fälle) genannt. Darüber hinaus wurden 20 Fälle von
Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung, 12
Fälle physischer Gewalt und 2 Vergewaltigungen sowie
68 sonstige Diskriminierungsfälle angegeben.
Von selbst erlebter sexualisierter Belästigung berichteten 4,2 Prozent der Befragten (100 Fälle).
In diesem Themenfeld ist unbedingt eine Differenzierung nach den Geschlechtern vorzunehmen.
Festzustellen ist, dass die befragten Frauen mit ins
gesamt 80 Fällen viermal häufiger sexualisierter
Belästigung ausgesetzt waren als Männer (18 Fälle).
Zum Vergleich: Im Bundesdurchschnitt geben 23,2
Prozent der Personen mit Migrationshintergrund
an, in den letzten 24 Monaten Diskriminierungserfahrungen aufgrund ihrer Herkunft gemacht zu
haben. Bei Personen ohne Migrationshintergrund
sind es 3,8 Prozent.11
Insgesamt gaben 6,5 Prozent der freien
Mitarbeiter*innen (115 Personen) an, bereits Mobbing
erlebt zu haben (152 Fälle).
Quelle: ADS 2017: Diskriminierungserfahrungen in Deutschland,
http://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/Downloads/
DE/publikationen/Expertisen/Expertise_Diskriminierungserfahrungen_in_Deutschland.pdf?__blob=publicationFile&v=4, letzter Zugriff:
26.11.2018, 13:41.
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Weiterhin gaben 5,5 Prozent der Befragten 121 Fälle von
Diskriminierung aufgrund des Geschlechts an.
12
Im Bundesdurchschnitt gaben 5 Prozent der Befragten an, dass sie am Arbeitsplatz Mobbing erlebt
haben. Insgesamt gaben 2015 16% der Befragten
in Deutschland an, in den letzten zwölf Monaten
am Arbeitsplatz in irgendeiner Form belästigt oder
bedroht worden zu sein.12
Zwei weitere Fälle sexualisierter Belästigung wurden
von Personen mit anderen Geschlechtern angegeben.
Betrachtet man die Fälle sexualisierter Belästigung
nach dem Jahr des Vorfalls, ergibt sich nachfolgender
Verlauf (siehe Abbildung 10).
2 Prozent der befragten Frauen in Deutschland
gaben an, in den vergangenen zwölf Monaten am
Arbeitsplatz sexuell belästigt worden zu sein. Mit
der schwächeren Variante, der ungewollten sexuellen Aufmerksamkeit, mussten sich 3 Prozent der
Frauen auseinandersetzen. 13
gen, andererseits durch die öffentlichen Debatten der
letzten Jahre in Bezug auf die #MeToo-Bewegung die
Sensibilisierung gegenüber solchen Vorkommnissen
geschärft wurde. Dennoch sind die beobachteten
Häufungen in den Jahren 2017 und 2018 (hier ist nur das
erste Halbjahr erfasst) beachtenswert.
Bei der Betrachtung des Zeitverlaufs ist zu berücksich-
Abbildung
9: Fällen sexualisierter Belästigung
tigen, dass bei solchen
einerseits Vergessens- bzw. Verdrängungsmechanismen greifen können, je länger die Vorfälle zurücklie-
Anteil der angegebenen erlebten Fälle von Diskriminierung nach Diskriminierungsart
und
Anteil-form
der angegebenen erlebten Fälle von Diskriminierung nach Diskriminierungsart und -form
28,9%
18,2%
15,1%
14,0%
10,2%
8,4%
192
100
1,8%
12
3,0%
0,3%
2
121
93
56
20
68
Abbildung
9:»Bitte
„Bittegeben
gebenSie
Sieuns
unsnähere
nähere
Informationen
zu Diskriminierungsvorfällen,
bei denen
Sie SELBST
die/der
Geschädigte
Abbildung 9:
Informationen
zu Diskriminierungsvorfällen,
bei denen
Sie SELBST
die/der
Geschädigte
waren.«,
waren.“,
relative
undZahlen,
absolute
Zahlen,nbereinigt,
relative und
absolute
bereinigt,
= 664 n = 664
Quelle: European Working Conditions Surveys (EWCS) 2015, https://
www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/Indikatoren/QualitaetArbeit/
QualitaetArbeit.html?cms_gtp=318944_slot%253D7, letzter Zugriff:
19.11.2018, 14:30.
12
Quelle: European Working Conditions Surveys (EWCS) 2015, https://
www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/Indikatoren/QualitaetArbeit/
QualitaetArbeit.html?cms_gtp=318944_slot%253D7, letzter Zugriff:
19.11.2018, 14:30.
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Erlebte Diskriminierung bei Mitarbeiter*innen mit Migrationshintergrund
»Menschen mit Migrationshintergrund können die ›gläserne Decke‹ kaum durchbrechen. Dabei gibt
es auch Unterschiede, welche Herkunft die Menschen mitbringen. Da es noch bis vor Kurzem kaum
Menschen mit Migrationshintergrund in den öffentlich-rechtlichen Anstalten gab, ist es schwer,
dies näher zu schildern, ohne konkret zu werden. Stichworte allgemein, was schiefläuft: Zugang zu
den Aufträgen, selbstständige Ausführung wie bei ›deutschen‹ Kolleg*innen üblich, Themenvergabe
meist im Kontext des ›Heimatlandes‹.«
Ca. 10 Prozent der freien Mitarbeiter*innen gaben einen
Migrationshintergrund an.
Von dieser Gruppe wurden im Vergleich zu Personen
ohne Migrationshintergrund überproportional viele Diskriminierungsfälle angeführt. Von den 664 insgesamt
benannten
Fällen10:
wurden 149 (22,1 Prozent) von PersoAbbildung
nen mit Migrationshintergrund angegeben.
8,3 Prozent der freien Mitarbeiter*innen mit
Migrationshintergrund gaben insgesamt 39 erlebte
Mobbingfälle an, 7,6 Prozent Diskriminierung
aufgrund der Herkunft/Nationalität (37 Fälle),
4,7 Prozent Geschlechterdiskriminierung (25 Fälle).
Fälle von sexueller Belästigung im Zeitverlauf
Fälle sexualisierter Belästigung im Zeitverlauf
21
21
23
36
26
2014
2015
2016
2017
2018
Abbildung
10:»Bitte
„Bittegeben
gebenSie
Sieuns
unsnähere
nähere
Informationen
zu Diskriminierungsvorfällen,
bei denen
Sie SELBST
die/der
Geschädigte
Abbildung 10:
Informationen
zu Diskriminierungsvorfällen,
bei denen
Sie SELBST
die/der
Geschädigte
waren.«,
waren.“,
2014 bis
August
2018,Zahlen,
absolute
Zahlen,n bereinigt,
n = 100
von 2014von
bis August
2018,
absolute
bereinigt,
= 100
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Erlebte Diskriminierung im Unterschied zwischen Männern und Frauen
»Während meines Volontariats wurde ich sowohl von meinem Chefredakteur als auch von dessen
Stellvertreter massiv sexuell bedrängt, außerdem von diversen Redakteuren, das galt ja damals als
Kavaliersdelikt. Unser Chefredakteur war ein Alkoholiker und bekannt dafür, dass er sich bei Treffen
Abbildung 11:
volllaufen lässt und dann übergriffig wird. Da ich bei Veranstaltungen häufig zu spüren bekam, dass
er handgreiflich wurde, habe ich ihn immer wieder vertröstet, wenn er mit mir allein ein Bier trinken
gehen wollte. Daraufhin hat er mein Abschlusszeugnis nicht unterschrieben.«
Fälle von erlebter Diskriminierung nach Geschlecht und Diskriminierungsart und form
Fälle erlebter Diskriminierung nach Geschlecht und Diskriminierungsart und -form
92
100
95
80
56
49
37
23
18
33
22
8
weiblich
11
18
5
7
1
1
männlich
Abbildung11:„Bitte
»Bittegeben
gebenSieSie
uns
nähere
Informationen
zu Diskriminierungsvorfällen,
bei denen
Sie SELBST
Geschädigte waren.«,
Abbildung11:
uns
nähere
Informationen
zu Diskriminierungsvorfällen,
bei denen
Sie SELBST
die/derdie/der
Geschädigte
von 2014von
bis2014
August
2018, absolute
Zahlen,
bereinigt,
n = 664
waren.“,
bis August
2018, absolute
Zahlen,
bereinigt,
n = 664
Insgesamt gaben 7 Prozent der befragten Frauen an,
Mobbing erlebt zu haben (92 Fälle). 6 Prozent gaben
Diskriminierung aufgrund des Geschlechts an (95 Fälle),
weitere 6% berichteten von erlebter sexualisierter Belästigung (80 Fälle).
Unter den Männern berichteten 5,4 Prozent von Mobbing (100 Fälle) und 3,4 Prozent von Altersdiskriminierung.
15
Weitere Fallbeispiele
»Aufforderung eines Redaktionsleiters, sich auf eine Festanstellung zu bewerben – mit gleichzeitigem Geständnis, dass er lieber einen (bestimmten) Mann an dieser Stelle möchte, aber für die
Statistik weibliche Bewerberinnen vorweisen muss.«
»Vorgesetze/-r im Personalgespräch: ›Solange Sie keine Frau sind, brauchen Sie sich nicht mehr
auf eine feste Anstellung zu bewerben‹ – ein homosexueller Kollege darf nicht on-air, ›weil er so
schwul klingt‹ (was nicht stimmt) – Vorgesetze/-r: ›Die Hörer*innen wollen morgens keine Frauen
im Radio hören.‹«
»Allein mit Kollegen im Fahrstuhl, er griff mir an die Brust: unangenehme Situation, unangemessenes Verhalten.«
»Schlüpfrige Anspielungen bei wirklich jedem Gespräch, unerwünschtes Anfassen von hinten an
Schultern, Ellenbogen.«
»Verbale sexuelle Anspielungen von Kollegen, auch mal einen Klaps auf den Po und verbale bzw.
psychische Gewalt eines Vorgesetzten.«
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Notizen
17
www.linksfraktion.de
www.rosalux.de
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