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Full text: Wirtschafts- und Innovationsbericht Berlin ... (Rights reserved) Ausgabe 2021/22 (Rights reserved)

WIRTSCHAFTSUND INNOVATIONSBERICHT BERLIN 2021/2022 Inhalt Vorwort5 I. Wirtschaftspolitik in Berlin 6 II. Wirtschaftsentwicklung in Berlin 9 III. Wirtschaft  21 1. Cluster der innoBB 2025 21 1. Gesundheitswirtschaft / Life Science 24 2. IKT, Medien und Kreativwirtschaft 26 3. Verkehr, Mobilität und Logistik  32 4. Optik und Photonik  35 5. Energietechnik  37 6. Weitere Innovationsfelder  39 2. Zukunftsorte / Liegenschaftspolitik  41 3. Startups  45 4. Soziale Ökonomie  47 5. Tourismus / Kongresse / Gastgewerbe  48 6. Außenwirtschaft / Entwicklungszusammenarbeit  51 7. Wirtschaftsrechtliche Aspekte  56 8. Services und Förderung für Unternehmen  58 1. Unternehmensservice  58 2. Gründungsförderung  60 3. Innovationsförderung  63 4. Zuschüsse für Unternehmen und Infrastruktur  67 5. Darlehen, Bürgschaften und Beteiligungen  72 IV. V. VI. Energie  75 1. Energiepolitik  75 2. Energieversorgung  78 Betriebe  79 1. Berliner Stadtreinigungsbetriebe  79 2. Berliner Verkehrsbetriebe  83 3. Berliner Wasserbetriebe  86 Berliner Wirtschaftsdaten  90 3 Vorwort Das Jahr 2021 war politisch geprägt von der Bewältigung der wirtschaftlichen Folgen, die die Bekämpfung der COVID-19Pandemie mit sich brachte. Um einen reibungslosen Start in eine Nach-Pandemiezeit zu gewährleisten, haben wir Anfang 2022 das Maßnahmenpaket „Neustart Wirtschaft“ auf den Weg gebracht. Es stellt darauf ab, mit gezielten Konjunkturimpulsprogrammen vor allem für die am stärksten betroffenen Branchen die Berliner Wirtschaft schnellstmöglich wieder auf einen dynamischen Wachstumspfad zurückzubringen. Seit dem 24. Februar 2022, dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, hat sich die Situation radikal verändert. Von einem Tag auf den anderen sind wir mit ganz neuen Herausforderungen konfrontiert. So stehen wir deutlicher als je zuvor vor der Notwendigkeit einer strategischen Diversifizierung unserer Handels-, Liefer- und Rohstoffbeziehungen, um einseitige Abhängigkeiten und die damit verbundenen Risiken zu reduzieren und dadurch unternehmerische Wertschöpfungsketten zu stabilisieren. Auch für die öffentliche Daseinsvorsorge ergeben sich hieraus neue Herausforderungen, denen wir gemeinsam mit den landeseigenen Betrieben und Versorgern begegnen werden. Ziel bleibt es, die Dynamik der Vorjahre sowohl bei der Umstellung fossiler auf erneuerbare Energieträger als auch bei der Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft beizubehalten. mer wieder neu zu erfinden, gut aufgestellt, all diese Herausforderungen zu meistern. Die landeseigenen Unternehmen sind dabei wichtiger und aktiver Bestandteil des Berliner Innovationsgeschehens. Das InfraLab, die Innovationswerkstatt unserer Infrastrukturunternehmen, ist hierfür ein gutes Beispiel. Der vorliegende Wirtschafts- und Innovationsbericht gibt Ihnen einen informativen Einblick in all die Potenziale, die in dieser Stadt stecken. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre! Stephan Schwarz Senator für Wirtschaft, Energie und Betriebe Diese quer durch alle Branchen reichenden Notwendigkeiten struktureller Neuausrichtung werden in den kommenden Jahren die Wirtschafts- und Energiepolitik bestimmen. Ihre kreative Umsetzung wird über die mittel- und langfristige Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Berlin entscheiden. Ein zentraler Faktor wird dabei auch sein, dass es gelingt, die Verfügbarkeit von Fachkräften für den Standort Berlin sicherzustellen. Ich sehe Berlin mit seinem ausgewogenen Mix aus breit gefächertem Dienstleistungssektor und leistungsstarken produzierenden Unternehmen, seiner hervorragend aufgestellten Wissenschafts- und Forschungsinfrastruktur, seiner dynamischen, innovativen Startup-Szene sowie der in den vergangenen Jahrzehnten bewiesenen Bereitschaft und Fähigkeit, sich im- 5 I. Wirtschaftspolitik in Berlin Die Corona-Pandemie hat Berlins Wirtschaft, bis dahin mit dem bundesweit stärksten Wachstum, in unterschiedlicher Weise getroffen. Besonders die Gastronomie, die Hotellerie, der Tourismus, die Veranstaltungsund Kulturbranche, aber auch der Einzelhandel hatten hohe Belastungen zu tragen. Um wieder auf Erfolgskurs zu kommen und an das Wirtschaftswachstum vor der Corona-Pandemie anzuknüpfen, werden sie im Rahmen des Programms „Neustart Berlin“ gezielt unterstützt. Die Wirtschaft Berlins steht im Sommer 2022 vor besonderen Herausforderungen. Die Corona-Pandemie ist immer noch nicht überwunden und wirkt sich weiterhin, wenn auch abgeschwächt, auf Teile der Berliner Wirtschaft aus. Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat zu einer politischen Zeitenwende geführt. In seiner geopolitischen Auswirkung bedroht er eine stabile Energieversorgung und verhindert ein reibungsloses Funktionieren von Liefer- und Produktionsketten. Gleichzeitig macht der Klimawandel ein grundlegendes und nachhaltiges Umsteuern von Wirtschaft und Gesellschaft unabdingbar. Die Digitalisierung schreitet voran und treibt Unternehmen und Verwaltung an, sich in vielerlei Weise neu zu erfinden. Die Berliner Wirtschaftspolitik steht damit vor vielfältigen Aufgaben, die gemeinsam mit den Unternehmen der Stadt angegangen werden, um Berlin eine Zukunft als moderner, kreativer und offener Wirtschaftsstandort zu sichern. entlastet und die Einnahmenausfälle den Bezirken vom Senat erstattet werden. Neue Marketingaktivitäten sollen für Berlin als touristisches Ziel und Standort für Kongresse, Messen und Veranstaltungen werben und innovative Kampagnen für stadtverträglichen Tourismus unterstützt werden. Der stationäre Einzelhandel soll weiter für den digitalen Wettbewerb fit gemacht und zusammen mit dem Handelsverband sollen neue Shopping-Kampagnen entwickelt werden, womit auch die Zentren gestärkt werden. Die Kreativwirtschaft wird gezielt gefördert, unter anderem mit Veranstaltungen zur Vernetzung und Fachkräftegewinnung. • Mitte März 2022 haben sich erstmals die an der Umsetzung der Gigabit-Strategie beteiligten Akteure aus Berliner Senat, den Berliner Bezirken und der Telekommunikationswirtschaft getroffen und sich darauf verständigt, den flächendeckenden Ausbau verfügbarer Gigabit-Netze – leitungsgebunden wie Mobilfunk – voranzutreiben. Hinsichtlich der drängendsten Herausforderungen sowohl im Bereich der leitungsgebundenen Anschlüsse als auch des 5G-Mobilfunkausbaus wurden Maßnahmen identifiziert und priorisiert, die nunmehr durch die Fachebene umgesetzt werden. Federführend für das Land Berlin treibt die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe in koordinierender Funktion den Gigabitausbau voran. Den Grundstein für die „Gigabit-Hauptstadt Berlin“ hat der Berliner Senat mit Beschluss der Gigabit-Strategie am 15. Juni 2021 gelegt. Als langfristiges Ziel (bis 2030) definiert die Strategie eine flächendeckende Glasfaserversorgung Berlins auf Basis von FTTB/H (Glasfaserleitung bis zum Gebäude bzw. bis zur Wohnung des Kunden) sowie mittelfristig (bis 2025) die Umsetzung einer vollständigen 5G-Mobilfunkversorgung. Die Gigabit-Strategie setzt dabei in erster Linie auf den eigenwirtschaftlichen Ausbau der Telekommunikationsunternehmen, der durch die Berliner Verwaltungsressorts ganzheitlich unterstützt und koordiniert wird. • Junge, innovative Unternehmen ziehen Talente aus der ganzen Welt in die Hauptstadtregion und schaffen Arbeitsplätze in erheblicher Zahl: Nahezu 70.000 gibt es allein bei Start­ ups am Standort Berlin. Im Jahr 2021 floss so viel Wagniskapital in Berliner Startups wie nie zuvor: über 10 Mrd. €. Damit liegt Berlin unter den Top 10 der Standorte für Finanzierungen weltweit. Berlin hat starke Startups im Bereich Fintech, im Bereich Food-Delivery – aber ist eben nicht auf einzelne Branchen beschränkt. Berlin hat diese positive Ent- In den ersten 100 Tagen der neuen Regierungskoalition wurden mit vereinten Kräften vier Programme auf den Weg gebracht, die neben ihrer konkreten Zielausgerichtetheit verdeutlichen sollten, wo die Schwerpunkte der Wirtschaftspolitik in den kommenden Jahren liegen werden: • 6 Das Programm „Neustart Wirtschaft“ enthält sowohl branchenspezifische als auch branchenübergreifende Maßnahmen. Branchenübergreifend wirkt der Berliner InvestitionsBONUS. Branchen wie der Einzelhandel, die Gastronomie, die Tourismuswirtschaft sowie Dienstleistungs- und Handwerksunternehmen erhalten damit erstmals Zugang zu Zuschüssen für erforderliche Investitionen. Das Zuschuss­ programm ist grundsätzlich branchenoffen und unterstützt Investitionen von kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie freiberuflich Tätigen mit Sitz oder Betriebsstätte in Berlin, die pandemiebedingt betriebliche Investitionen zurückgestellt haben und zugleich Arbeitsplätze schaffen bzw. erhalten wollen. Detaillierte Informationen zu Programm und Antragstellung stellt die Investitionsbank Berlin auf ihrer Website zur Verfügung. Branchenübergreifend kommt zudem wieder die Digitalprämie zum Einsatz, um die Digitalisierung von kleinen und mittleren Unternehmen zu unterstützen. Branchenspezifische Maßnahmen für den Tourismus und die Gastronomie, die Veranstaltungswirtschaft, den Handel und die Kreativwirtschaft sind thematisch in die Bereiche Marketing/Akquise, Vernetzung/Daten und Resilienz/Fachkräfte geclustert. Die Gastronomie soll etwa durch den Erlass von Sondernutzungsgebühren I. Wirtschaftspolitik in Berlin wicklung auch seiner vielfältigen Förderlandschaft zu verdanken, die durch institutionelle, aber auch private Akteure geprägt ist. Um dieses einzigartige Ökosystem zu pflegen und auszubauen, wird die Berliner Startup-Agenda mit der Ausrichtung auf die Schwerpunkte Nachhaltigkeit, Talentförderung, Verwaltungsmodernisierung, Diversität und Vernetzung weiterentwickelt. • Dass sich Energieeffizienz und Klimaschutz auszahlen, haben viele Berliner Unternehmen verinnerlicht und durch Einsparerfolge bewiesen. Doch gerade für kleine und mittlere Betriebe ist die Planung und Umsetzung von Energieeffizienz- und Klimaschutzvorhaben oft eine Herausforderung. Hier soll die Koordinierungsstelle für Energieeffizienz und Klimaschutz im Betrieb (KEK) Abhilfe schaffen. Sie unterstützt seit Februar 2022 Berliner Unternehmen individuell, neutral, kostenfrei und unbürokratisch, konkrete Schritte in Richtung Energieeffizienz und Klimaschutz zu gehen. So kann Berlin gemeinsam mit den Unternehmen die Klimaschutzziele erreichen. Das Leistungsangebot der KEK als zentrale Anlaufstelle für Berliner Unternehmen umfasst Basisberatungen zu allgemeinen Informationen rund um Energieeffizienz und Klimaschutz und zu passenden Förderprogrammen, individuelle KMU-Detailberatungen sowie Austausch- und Vernetzungsangebote. Besonderen Mehrwert bietet dabei die ebenfalls kostenfreie KMU-Detailberatung: In einer maßgeschneiderten Beratung werden Energieeffizienz- und Klimaschutzpotenziale identifiziert, Projektideen konkretisiert oder die Rentabilität möglicher Maßnahmen eingeschätzt. Durch diese individuelle Begleitung wird den Unternehmen aufgezeigt, welche Schritte in Richtung Energieeffizienz und Klimaschutz möglich sind und welcher Mehrwert entstehen könnte. Runde Tische und Netzwerke für Energieeffizienz und Klimaschutz ermöglichen es den Unternehmen, sich mit Fachexpertin­ nen und -experten und Gleichgesinnten auszutauschen und Synergien zu nutzen. Die vier Maßnahmen des 100-Tage-Programms sind sehr erfolgreich angelaufen und fanden große Resonanz. Gleichzeitig stellt jedoch der Krieg in der Ukraine mit seinen unabsehbaren Folgen den Wirtschaftsstandort vor große Herausforderungen: Lieferkettenprobleme, daraus resultierende Knappheiten in den Produktionsprozessen und erhebliche Preissteigerungen, insbesondere im Energiebereich, aber auch bei Dingen des alltäglichen Lebens. Gleichzeitig stehen all die strukturellen Neuausrichtungsnotwendigkeiten im Raum, deren kreative Umsetzung über die mittel- und langfristige Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandstandortes Berlin entscheiden wird: Digitalisierung und Dekarbonisierung. Die Notwendigkeit der Transformation und die Gefahr einer Rezession treffen gegenwärtig aufeinander. Die Bewältigung dieser besonderen Lage bedarf erheblicher Kraftanstrengungen, sollte aber auch als Katalysator zum Wandel wahrgenommen werden, durch besonnenes Agieren auf den Vor-Pandemie-Wachstumspfad zurückzukehren und den Möglichkeiten und Notwendigkeiten der wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Transformation offensiv zu begegnen. Das Coronavirus hat viel Leid, Einschränkungen und wirtschaftlichen Schaden mit sich gebracht. Gleichzeitig hat es aber auch die Digitalisierung stark beschleunigt: Weder Homeoffice noch Videokonferenzen, weder Hybridunterricht noch Online-Einkäufe werden wieder aus dem Gesellschaftsbild verschwinden. Ebenso wird das System der Energieerzeugung und -versorgung vor dem Hintergrund aktuell gemachter geopolitischer Erfahrungen ganz neu auszugestalten sein. Transformative Krisen schaffen somit häufig beides: schmerzliche Umbrüche und innovative Impulse zum Wandel. Spätestens seit der Corona-Pandemie ist das Thema Digitalisierung als Herausforderung und Chance uneingeschränkt in der Mitte der Wirtschaft angekommen. Jedes Unternehmen – egal in welcher Branche und in welcher Größenordnung – wird aktuell mit der Frage konfrontiert, ob sein Geschäftsmodell vor dem Hintergrund der Zukunftsherausforderungen noch trägt. Für viele geht es dabei selten um nicht weniger als einen elementaren disruptiven Wandel kompletter Prozesse – seien es Wertschöpfungs- oder Vertriebsprozesse, überall finden radikale Veränderungen statt. Aus dem dynamischen Strukturwandel in den vergangenen Jahren resultiert, dass Berlin schon heute national und international zu den digitalen Hotspots Europas gehört. Aktuell arbeiten mehr als 77.000 Menschen in der Berliner Digitalwirtschaft, zum großen Teil noch im B2C Sektor, zunehmend aber auch im Geschäftsfeld B2B. Die Unternehmen des Clusters der „Gemeinsamen Innovationsstrategie der Länder Berlin und Brandenburg“ (innoBB 2025) sind wesentliche Treiber der digitalen Transformation und gleichzeitig führende Anwender neuer digitaler Lösungen am Standort. Sie leisten im Zusammenspiel mit E-Commerce, Banking, Gesundheitswirtschaft, Mobilität, Energie und weit darüber hinaus einen entscheidenden Beitrag für die Wettbewerbsfähigkeit Berlins. Bei den meisten Startups gehört die Digitalisierung quasi zur unternehmerischen DNA. Kleinere Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes, des Dienstleistungssektors oder des Handwerks hingegen sind häufig im Tagesgeschäft gebunden, zudem fehlt es mitunter an Know-how und den notwendigen Ressourcen, die Digitalisierung des eigenen Geschäftsmodells voranzutreiben. Mitunter wird die Bedeutung der Digitalisierung für die eigenen Geschäftsprozesse noch nicht klar genug realisiert. Hier unterstützt die Wirtschaftspolitik durch Beratungen z.B. in der Berliner Digitalagentur bzw. durch finanzielle Unterstützung über die Digitalprämie – unbürokratische Direktzuschüsse für konkrete Digitalisierungsvorhaben. Berlin ist durch ein dynamisches Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum geprägt. Zukunftsfähig wird diese rasante Entwicklung nur sein, wenn es gelingt, Wachstum vom Ressourcen- und Energieverbrauch zu entkoppeln. Ziel ist die kohlefreie und möglichst dezentrale Energieerzeugung sowie die intelligente und effiziente Verteilung und Nutzung von Energie 7 I. Wirtschaftspolitik in Berlin – übergreifend über die Sektoren Strom, Wärme und Verkehr. Obwohl es durch die Maßnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung der COVID-19-Pandemie zu Verzögerungen gekommen ist, konnten wichtige Vorhaben für die Energiewende und zur Dekarbonisierung in Berlin vorangebracht werden. Der Krieg in der Ukraine zeigt dramatisch, wie dringend es ist, die Energieversorgung auf erneuerbare Energien umzustellen. Klimapolitisch hat Berlin sich ehrgeizige Ziele gesetzt: Bereits bis 2030 sollen die CO2-Emissionen in Berlin zu mindestens 70 % reduziert sein – fünf Prozentpunkte mehr als im Bund; bis 2045 sollen es 95 % weniger sein als 1990. Schon jetzt ist Berlin deutschlandweit das Land mit den wenigsten CO2-Emissionen pro Kopf und liegt 41 % unter den Werten von 1990. Der Masterplan Industriestadt Berlin (MPI) ist ein Bekenntnis des Netzwerks Industriepolitik, bestehend aus Kammern, Verbänden, Gewerkschaften und Fördereinrichtungen des Landes zur Industriestadt Berlin und bietet als Instrument der modernen Industriepolitik den Rahmen für Maßnahmen und Initiativen zur Stärkung und Unterstützung der Industrie in der Stadt. Der Masterplan Industriestadt Berlin 2018-2021 vereint zum Ende seiner Laufzeit insgesamt 111 Maßnahmen und Projekte. Trotz pandemiebedingter Einschränkungen in den Jahren 2020 und 2021 konnten die ambitionierten Ziele einer Vielzahl von Maßnahmen erreicht und ein Beitrag zur Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts geleistet werden. Im Handlungsfeld „Fachkräfte und Innovation“ reicht das Spektrum der Förderungen von der im Rahmen des MPI pilotierten und anschließend durch die HTW Berlin verstetigten Transfer-Initiative trao und dem SpreeHUB (ebenfalls HTW) bis zur Weiterentwicklung des HU Transfermanagements, das die Zugänge von anwendungsorientierten Forschungspartnerinnen und -partnern mit KMU etabliert und somit das Innovationsgeschehen stärkt. Im Handlungsfeld „Digitalisierung“ wurde die Grundlage für ein digitales „Grünes Kraftwerk“ im Gewerbegebiet Motzener 8 Straße geschaffen. Mit dem IoT+ Network hat sich ein heterogenes Konsortium von Unternehmen, Startups, Hochschuleinrichtungen und Company Buildern - koordiniert durch die Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH (BPWT) - zum Ziel gesetzt, das Angebot, die Zugänglichkeit, den Nutzen und die Präsenz des Themenfeldes Internet of Things in Berlin zu verbessern und zu stärken. In den Handlungsfeldern „Rah­ menbedingungen“ und „Marketing“ wurde die Aktivierung ­weiterer landeseigener Gewerbeflächen vorangetrieben und der Messeauftritt auf der Hannover Messe Industrie in den Fokus genommen. Die Fortschreibung des MPI für die Jahre 2022-2026 mit den drei zentralen Themen digitale Transformation, ökologische Transformation sowie Transformation der industriellen Arbeitswelt wurde Mitte August 2022 vom Berliner Senat beschlossen. Auch war 2021 ein Jahr mit außerordentlich hohen Antragszahlen und Bewilligungen in der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur (GRW). Die Auszahlungen waren 16,1 % höher als im Vorjahr. Mit zusätzlichen Mitteln aus dem Konjunkturpaket der Bundesregierung konnten viele neue Projekte finanziert werden. Darunter waren erste Maßnahmen am Standort Tegel, der Neu- bzw. Ausbau von Brücken und der Ausbau von Wasserstraßen. In den Vorjahren wurde eine Vielzahl künftiger Investitionsvorhaben vorbereitet, in der Unternehmensförderung wie auch in der wirtschaftsnahen Infrastruktur. Schwerpunkte der GRW-Förderung in den kommenden Jahren sind Erschließungen des Gewerbeund Industrieparks “Berlin TXL – The Urban Tech Republic”, im Clean Tech Business Park in Berlin-Marzahn und seinem Umfeld, auf dem FUBIC-Areal in Steglitz-Zehlendorf, auf der WISTA-Gleislinse und im Innovationspark Wuhlheide in Treptow-Köpenick. Weiterhin unterstützt die GRW den Neu- und Ausbau sowie die Ausstattung von Bildungseinrichtungen. Hier stehen die Oberstufenzentren weiterhin im Mittelpunkt. II. Wirtschaftsentwicklung in Berlin Die Berliner Wirtschaft ist 2021 auf den Wachstumspfad zurückgekehrt. Das Bruttoinlandsprodukt stieg um real 3,3 %, nachdem es 2020 nach sieben Jahren wirtschaftlichen Wachstums pandemiebedingt gesunken war. Der Ukraine-Krieg führt aber zu neuen starken wirtschaftlichen Belastungen u.a. durch steigende Energiepreise, gestörte Lieferketten und hohe Unsicherheit. Dies verschlechtert den Ausblick für 2022. Sofern die Energieversorgung insgesamt weiter gewährleistet werden kann, ist wirtschaftliches Wachstum in Berlin durch expandierende Dienstleistungsbranchen wie Information und Kommunikation sowie Impulse infolge der gelockerten Corona-Regeln aber weiter zu erwarten. Konjunkturelle Wirtschaftsentwicklung Berlin hat sich 2021 wirtschaftlich stabilisiert und steigerte das reale Bruttoinlandsprodukt um 3,3 %, nach einem pandemiebedingten Rückgang von 3,8 % im Vorjahr. Damit glich Berlin einen großen Teil der Einbußen aus 2020 aus und knüpfte an die Wachstumszahlen in den Jahren vor der Corona-Pandemie an. Bundesweit nahm das Bruttoinlandsprodukt, nach einem Minus von 4,6 % in 2020, letztes Jahr nur um 2,9 % zu. Insgesamt lag das Bruttoinlandsprodukt 2021 in Berlin bei rund 163,0 Mrd. €; dies waren 8,4 Mrd. mehr als im Vorjahr. Die Dienstleistungsbranchen erbrachten 86,9 % der Wertschöpfung, konnten diese im letzten Jahr um real 4,1 % steigern und hatten eine ähnlich gute Entwicklung wie im Vorfeld der Pandemie. Damit lösten sie die wesentlichen Impulse für den Anstieg der Wirtschaftsleistung aus. In das laufende Jahr ist die Berliner Wirtschaft grundlegend stabil gestartet. Die Inflationsrate, die sich im Frühjahr 2022 weiter verschärft hat und bei den Verbraucherpreisen in Berlin im August bei 7,6 % lag, hatte aber bereits zu Jahresbeginn das Wirtschaftsklima belastet. Dies gilt ebenso für die Lieferengpässe. So fielen die Geschäftserwartungen laut IHK-Umfrage Anfang 2022 schwächer aus als letzten Herbst, wobei der Positivsaldo aus optimistischen und pessimistischen Prognosen der Unternehmen von 22 auf 15 Punkte zurückging. Durch den Ukraine-Krieg haben sich die Belastungen bei Preisen und Lieferengpässen nochmal erhöht. Davon zeigten sich 48 % bzw. 36 % der Unternehmen in erheblichem Umfang negativ betroffen, womit sie noch stärker als Belastung empfunden wurden als am Jahresbeginn. Entsprechend sind die Geschäftserwartungen gemäß der IHK-Frühjahrsumfrage weiter zurückgegangen und lagen mit 5 Punkten nur noch knapp im positiven Bereich. Auch bundesweit hat sich die Stimmung spürbar verschlechtert und der ifo-Index war nach einem Einbruch im März bei den Prognosen zum weiteren Geschäftsverlauf auch zur Jahresmitte deutlich belastet, was auch aus den starken Unsicherheiten hinsichtlich der Gasversorgung resultierte. Die zurzeit hohen Risiken wirken sich branchenübergreifend aus, wobei die einzelnen Wirtschaftszweige mit unterschiedlichen Voraussetzungen in das laufende Jahr gestartet sind. Zu beachten sind negative Faktoren wie die stark erhöhten Energiepreise und die nochmals verschärften Lieferprobleme, von denen gerade die Industrie und das Baugewerbe betroffen sind. Damit ist in diesen Branchen trotz der guten Auftragslage der für 2022 zunächst erwartete Wertschöpfungsimpuls in realer Betrachtung gedämpft. Auf der anderen Seite gibt es weiterhin Auftriebskräfte im Kontext der Berliner Wirtschaftsstruktur. Dies gilt insbesondere für das beschäftigungsgetriebene Wachstum in wichtigen Berliner Dienstleistungsbereichen. Die Branche Information und Kommunikation, die 2021 bereits ein Fünftel des Wertschöpfungswachstums in Berlin erbracht hat, und die öffentlichen Dienstleistungen sind mit einem hohen Beschäftigungsniveau in das laufende Jahr gestartet und dürften weiter expandieren. Zudem sind im laufenden Jahr im Zuge einer nachlassenden Pandemie Konsumimpulse zu erwarten, auch wenn diese durch den Preisauftrieb stark gedämpft werden. Vor allem aber dürfte der Berlin-Tourismus 2022 aufgrund des Basiseffektes in Form schwacher Vorjahreswerte sowie der pandemischen Lockerungen spürbar zunehmen und positiv auf das Gastgewerbe ausstrahlen. Zunehmende Gästezahlen in Berlin machen sich im stationären Einzelhandel und in der Veranstaltungs-, Kongress- und Kulturbranche ebenfalls positiv bemerkbar. Dies strahlt wiederum positiv auf die wirtschaftsnahen Dienstleistungen aus. Auch wenn sich die aktuellen Geschäftshemmnisse direkt und indirekt ebenfalls im tertiären Sektor auswirken, dürften die Wachstumsbeiträge der Dienstleistungsbranchen in Berlin 2022 zu einem Anstieg der Wirtschaftsleistung führen. Um die Härten infolge der Corona-Pandemie weiter abzufedern, hat der Berliner Senat unter anderem das Programm „Neustart Wirtschaft“ gestartet. Dieses hilft der Wirtschaft auf verschiedenen Ebenen und im Kontext der Spezifika der Berliner Wirtschaftsstruktur. Das Programm „Neustart Wirtschaft“ richtet sich an die Tourismus- und Veranstaltungsbranche, den Einzelhandel, die Hotellerie und Gastronomie sowie die Kreativwirtschaft. Es bündelt mehr als 30 passgenaue Maßnahmen, die gezielt betroffene Unternehmen entlasten und zur Ankurbelung ihres Geschäfts beitragen sollen. Herzstück des Programms ist der Berliner InvestitionsBONUS. Erstmals erhalten damit kleine und mittelständische Unternehmen, inklusive des Dienstleistungs- und Handwerksektors, sowie Freiberuflerinnen und Freiberufler Zugang zu Investitionszuschüssen. 9 II. Wirtschaftsentwicklung in Berlin Viele neue Beschäftigte Die wirtschaftlichen Brüche infolge der Corona-Pandemie haben in starkem Maße den Berliner Arbeitsmarkt belastet, der sich aber 2021 und im bisherigen Jahresverlauf 2022 aber wieder spürbar erholt hat. Ausdruck der positiven Entwicklungen und einer wieder höheren Arbeitskräftenachfrage ist besonders die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die sich deutlich erhöht hat. Bereits im Juni 2021 lag sie um rund 43.300 bzw. 2,8 % über dem Stand vom Vorjahresmonat. Im Zuge einer weiterhin positiven Entwicklung gab es im Dezember 2021 in Berlin sogar 59.600 bzw. 3,8 % Beschäftigte mehr als ein Jahr zuvor; bundesweit entstand ein Plus von 1,7 %. Nach schwächeren Werten in den Vorquartalen gab es einen deutlichen Anstieg um 53.100 im letzten Quartal 2021 auch bei der Gesamtzahl der Erwerbstätigen. Auch die Entwicklung im laufenden Jahr war bislang positiv. Im ersten Quartal 2022 lag die Erwerbstätigenzahl um 73.900 über dem Stand vom Vorjahreszeitraum. Bei der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten wurde mit Stand Juni nach vorläufigen Angaben ein Plus von 71.100 erreicht. Mit der verbesserten Beschäftigungssituation ist ein spürbarer Rückgang der Kurzarbeit verbunden, die sich auf einem nur noch geringen Niveau befindet. Trotz der wieder aufflammenden Pandemie und der zurzeit hohen Unsicherheit fiel die Zahl der Kurzarbeitenden im Mai 2022 in Berlin mit rund 11.200 deutlich geringer aus als ein Jahr zuvor mit 108.000 betroffenen Personen. Somit befanden sich im Mai noch anteilig 0,7 % der Beschäftigten in Kurzarbeit. Entsprechend haben sich im Zeitablauf auch die neuen Anzeigen zur Kurzarbeit spürbar zurückgebildet. Im August 2022 gingen von 77 Betrieben neue Anzeigen zur konjunkturellen Kurzarbeit ein; im August des Vorjahres hatte diese Zahl bei 105 und im Januar 2021 noch bei 3.533 gelegen. Die Zahl der Arbeitslosen, die 2020 im ersten Lockdown sprunghaft gestiegen war, ist im Jahresverlauf 2021 wieder deutlich zurückgegangen und zeugt ebenfalls von der insgesamt wieder stabileren Situation am Berliner Arbeitsmarkt. Durch die hohen Werte von Anfang 2021 fiel die jahresdurchschnittliche Zahl aber mit 198.400 noch etwas höher aus als 2020 mit 192.600 Personen. Die Arbeitslosenquote lag damit 2021 bei 9,8 %, nach 9,7 % im Jahr 2020. Im Dezember 2021 wurde der Stand vom Vorjahresmonat aber bereits um 23.100 unterschritten und auch im bisherigen Jahresverlauf 2022 sind die Arbeitslosenzahlen rückläufig. Zwar sind die Folgen der Fluchtmigration aus der Ukraine in der Arbeitsmarktstatistik nun sichtbar, da die ukrainischen Geflüchteten in den Jobcentern erfasst werden und sich die Zahl der als arbeitslos registrierten Ukrainerinnen und Ukrainer zwischen Mai und August um rund 8.500 auf 10.000 erhöht hat. Gleichwohl bewegte sich die Arbeitslosenzahl in Berlin im August um rund 9.600 unter dem Stand vom Vorjahresmonat. Grundlegend sind die Perspektiven für den Berliner Arbeitsmarkt aber günstig zu beurteilen. Dabei dürften insbesondere von den wachsenden Dienstleistungsbranchen weiterhin positive Impulse auf die Arbeitskräftenachfrage ausgehen. Der Stellenindex der Bundesagentur für Arbeit (BA-X) zeigte sich in Dr. Albrecht Sommer Leiter Stab P Deutsche Bundesbank Hauptverwaltung in Berlin und Brandenburg 2. Die derzeitige primär angebotsbedingte Inflation hat sich zu einem echten gesamtwirtschaftlichen Problem entwickelt. Kann die EZB gegensteuern? 1. Wie sehen Sie die Berliner Wirtschaft in den jüngsten Krisen – Pandemie, Krieg in der Ukraine – aufgestellt? 3. Der Fachkräftemangel scheint eines der Probleme der kommenden Jahre zu werden – haben Sie eine Idee, wie man es lösen kann? Die Berliner Wirtschaft ist insgesamt einigermaßen gut durch die Corona-Pandemie gekommen. Ein Standortvorteil ist die stark durch unternehmensnahe Dienstleistungen geprägte Wirtschaftsstruktur und die durch wenig konjunktursensitive Branchen geprägte Berliner Industrielandschaft. Kurzfristig gilt es nun, die Sicherheit der Energieversorgung für die Region, insbesondere mit Blick auf den Raffinerie-Standort Schwedt zu gewährleisten. 10 Der Anstieg der Inflation hat mittlerweile nahezu alle Waren und Dienstleistungen erfasst. Damit erhöht sich das Risiko, dass sich die höheren Inflationsraten verfestigen und das Vertrauen in die EZB sinkt, das angestrebte Inflationsziel von 2 % zu erreichen. Aus diesem Grund muss die Geldpolitik entschlossen reagieren und verdeutlichen, dass sie ein dauerhaftes Überschreiten des Inflationsziels nicht tolerieren wird. Durch die Digitalisierung werden auch viele Arbeitsplätze verloren gehen. Eine frühzeitige Umorientierung mit entsprechender Aus- und Fortbildung kann möglicherweise helfen, anderswo bestehende Lücken zu stopfen. Zudem gilt es, attraktive Perspektiven insbesondere für nicht-akademische Berufe zu entwickeln und die Zuwanderung von Facharbeitskräften so weit wie möglich zu erleichtern. II. Wirtschaftsentwicklung in Berlin Berlin zur Jahresmitte 2022 stabil und befand sich auf einem wieder höheren Niveau. Hinzu kommt, dass trotz der zurzeit hohen konjunkturellen Risiken die Beschäftigungsabsichten der Berliner Unternehmen insgesamt positiv ausfallen. Laut IHK-Umfrage vom Frühjahr planten 34 % der Unternehmen einen Personalaufbau und 13 % einen Beschäftigungsrückgang. Der Positivsaldo fiel mit 21 Punkten ähnlich hoch aus wie am Jahresbeginn (19 Punkte) bzw. letzten Herbst (22 Punkte), womit die Zeichen auf einen weiteren Beschäftigungszuwachs in Berlin stehen. Dienstleistungen auf Expansionskurs Im Dienstleistungssektor hatte die Corona-Pandemie schwerwiegende Folgen für die konsumnahen und kontaktintensiven Branchen, die sich 2021 noch deutlich unter dem Niveau des Vorjahres bewegten. Mit der Lockerung der Pandemieregelungen gehen im laufenden Jahr aber Impulse auf diese Branchen aus. Die starken Einbrüche durch die Pandemie zeigen sich besonders beim Tourismus. Die Gästezahl ging von 2019 auf 2020 von 13,96 Mio. auf 4,95 Mio. zurück und lag 2021 mit 5,13 Mio. noch deutlich unter dem Vorkrisenniveau. Bei den Übernachtungszahlen ergibt sich ein entsprechendes Bild: von 2019 auf 2020 sind sie von 34,12 Mio. auf 12,28 Mio. gesunken. Im letzten Jahr gab es in Berlin dann 13,96 Mio. Übernachtungen. Angesichts der pandemiebedingten Einschränkungen und der Folgen für den Flugverkehr waren die Rückgänge beim Auslandstourismus überdurchschnittlich hoch. Mit dem Abklingen der Omikron-Welle und den gelockerten Pandemievorschriften haben sich die Bedingungen für den Berlin-Tourismus nun wieder deutlich verbessert, wie es auch die bisherigen Zahlen für 2022 unterstreichen. Von Januar bis Juni gab es in Berlin 11,15 Mio. Übernachtungen, Dies waren gut viermal mehr als im Vorjahreszeitraum, aber noch rund 30 % weniger als vor der Krise in den ersten sechs Monaten 2019. Speziell im Juni 2022 wurde bei den Übernachtungen der Vergleichwert aus 2019 noch um rund 11 % unterschritten. Damit zeigt sich aber weiterhin noch Aufwärtspotenzial des BerlinTourismus. Gleiches gilt für die Fluggastzahlen, die sich noch unter dem Vorkrisenniveau bewegen, aber 2022 bislang ebenfalls zugenommen haben. Der wieder stärkere Tourismus strahlt positiv auf das Berliner Gastgewerbe aus, das ebenfalls in starkem Maße von den coronabedingten Schließungen und Frequenzverlusten betroffen war. Im Jahr 2021 lagen die Umsatzzahlen, wie auch die Tourismuszahlen, nur leicht um preisbereinigt 2,4 % über dem um rund die Hälfte eingebrochenen Wert von 2020. Allerdings haben sich die gastgewerblichen Umsätze ab Jahresmitte wieder erhöht und blieben im Herbst auf diesem Niveau. Das starke Aufwärtspotenzial und die gelockerten Pandemieregelungen haben dem Gastgewerbe zudem eine gute Ausgangsposition für das laufende Jahr verschaffen, die sich in den Umsatzzahlen für das erste Halbjahr 2022 niedergeschlagen hat. Im gesamten Gastgewerbe entstand ein Plus gegenüber dem Vorjahreshalbjahr von real 122,4 %, wobei die Umsatzzuwächse im Beherbergungsgewerbe und in der Gastronomie bei 170,0 % bzw. 104,0 % lagen. Da das Niveau vom ersten Halbjahr 2019 aber noch um rund 30 % unterschritten wurde, besteht wie beim Tourismus auch im Berliner Gastgewerbe noch ein erhebliches Wachstumspotenzial. Die Geschäftserwartungen der Branche waren gemäß IHK-Frühjahrsumfrage somit deutlich positiv ausgerichtet. Im Berliner Einzelhandel stand das vergangene Jahr ebenfalls noch im Zeichen der Corona-Pandemie und der Auswirkungen der Eindämmungsmaßnahmen. Viele Einzelhändlerinnen und Einzelhändler standen vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen, auch weil die Umsätze aus dem internationalen Tourismusgeschäft erneut schwach ausfielen. Das Umsatzwachstum von nominal insgesamt 5,2 % (2020: 4,6 %) und real 3,8 % (2020: 3,4 %) täuscht in diesem Zusammenhang über die teils starken Verluste insbesondere der innenstadtrelevanten Branchen hinweg. Gewonnen haben vornehmlich der Onlinehandel sowie der Lebensmittelbereich. Das Jahr 2021 muss einschließlich der Entwicklungen aus 2020 somit je nach Teilbranche differenziert betrachtet werden. Insgesamt betrug der geschätzte Gesamtumsatz des Berliner Einzelhandels innerhalb und außerhalb von Verkaufsräumen (inklusive interaktiver Handel, aber ohne Kfz, Tankstellen, Brennstoffhandel und Apotheken) 2021 ca. 20,16 Mrd. €. Beim Einzelhandel mit Nahrungsmitteln ist der Umsatz, nach einem Plus von real 4,6 % im Jahr 2020, im letzten Jahr noch leicht um 0,4 % gewachsen. Der Einzelhandel außerhalb von Verkaufsräumen, im Wesentlichen der Onlinehandel, legte 2021 mit einem Umsatzwachstum von 16,0 % nochmals kräftig zu (2020: 23,0 %). Dagegen bewegten sich stationäre Handelsbranchen unter dem Vorkrisenniveau von 2019. Im Einzelhandel mit IK-Technik, Haushaltsgeräten, Textilien, Heimwerkerund Einrichtungsbedarf gingen die Umsätze 2020 und 2021 um real 1,8 % bzw. 12,0 % zurück. Bei Verlagsprodukten, Sportausrüstungen, Spielwaren und sonstigen Gütern gab es 2021 zwar ein leichtes Plus von 1,8 %, das aber den Rückgang von 8,5 % aus 2020 noch nicht ausgleichen konnte. Normalerweise sind in- und ausländische Touristen im Berliner Einzelhandel ein bedeutender Umsatzfaktor; insbesondere der Bekleidungsbereich partizipiert in den touristisch geprägten Zentren deutlich davon. Die Übernachtungszahlen bewegten sich wie erwähnt 2021 aber noch deutlich unter dem Vorkrisenniveau. In den Jahren vor der Pandemie lagen die Umsätze insbesondere durch internationale Touristen bei bis zu 5 Mrd. €. Diese Umsätze sind 2020 und 2021 somit größtenteils entfallen. Die Auswirkungen der Pandemie, wie rückgängige Besucherfrequenzen, geändertes Verbraucherverhalten sowie die weiter zunehmende Digitalisierung, stellen daher insbesondere den stationären, inhabergeführten Innenstadthandel vor große Herausforderungen und erfordern ein Umdenken der Branche, um sich an die neuen Entwicklungen anzupassen. 11 II. Wirtschaftsentwicklung in Berlin Die Beschäftigtenzahl im Berliner Einzelhandel ist im Jahresdurchschnitt 2021 um 2,7 % gestiegen, nachdem sie sich auch 2020 leicht um 1,2 % erhöhte hatte. Auch dies ist aber differenziert zu betrachten, denn während die Beschäftigung in stationären Handelsbranchen teils gedämpft war, gab es deutliche Zuwächse im Onlinehandel. leistungen verlief seitdem insgesamt weiter positiv. Ende 2021 und im Juni 2022 fiel die Beschäftigtenzahl bspw. bei Information und Kommunikation bereits um 12.500 bzw. 16.300 höher aus als ein Jahr zuvor. Mit Wachstumsraten von 10,4 % bzw. 12,9 % war der Stellenaufbau damit etwa doppelt so stark wie im Bundesdurchschnitt. Erfreulich ist, dass 2021 die Neueintragungen für die Ausbildungsberufe Einzelhandelskauffrau/-mann (von 893 auf 957), Verkäufer/-in (von 541 auf 529) sowie Kauffrau/-mann im E-Commerce (von 56 auf 74) im Vergleich zum Vorjahr stabil geblieben bzw. gestiegen sind. Auch im vergangenen Jahr zählte der Einzelhandel mit 3.116 Plätzen wieder zu den stärksten Ausbildungsträgern bei den Dienstleistungsberufen. Insgesamt gab es in Berlin am 30. Juni 2021 im Dienstleistungsbereich rund 1.377.100 sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer; dies waren 87 % aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Die künftige Entwicklung im Einzelhandel unterliegt weiterhin Unsicherheiten im Hinblick auf die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg. Denn aus wirtschaftlicher Sicht kommt es zu weiteren Herausforderungen wie der Unterbrechung von Lieferketten sowie stark steigenden Energiekosten, die auch im Lebensmittelhandel die Teuerungsrate deutlich steigen lassen. Auf der anderen Seite dürften die postpandemischen touristischen Impulse auch positiv auf stationäre Handelsbranchen ausstrahlen. Die Dienstleistungsbranchen sind 2021, nach dem pandemiebedingten Einbruch im Vorjahr, insgesamt wieder spürbar gewachsen und konnten an die Entwicklung vor der Pandemie anknüpfen. Dies zeigen bereits die Beschäftigtenzahlen, die insgesamt deutlich expandiert sind. Bereits mit Stichtag 30. Juni 2021 lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in wichtigen Berliner Dienstleistungsbereichen spürbar über dem entsprechenden Vorjahresstand. Dies gilt bspw. für Information und Kommunikation (+9.000) und den Bereich der unternehmensnahen und sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (+7.400). Die Entwicklung der Dienst- Im Dienstleistungssektor sind weiterhin überwiegend Frauen tätig. Rund 53 % aller in diesem Bereich sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sind weiblich. Produzierende Branchen stabil – aber hohe Risiken Die Berliner Industrie zeigte sich 2021 gefestigt und hat die Umsätze leicht um 2,3 % gesteigert, wobei die Entwicklung im Ausland etwas günstiger ausfiel als im Inland. Zudem startete die Industrie im Vorfeld des Ukraine-Kriegs auch wegen der 2021 um 9,3 % höheren Auftragseingänge stabil in das laufende Jahr, verbunden mit Produktions- und Wertschöpfungspotenzialen. So fielen die Umsätze den ersten sechs Monaten 2022 um gut 40 % höher aus als ein Jahr zuvor, wobei aber unter anderem die stark gestiegenen Preise zu beachten sind. Die Geschäftserwartungen der Industrieunternehmen waren laut IHK-Umfrage Anfang 2022 zunächst weiter positiv, lagen angesichts der konjunkturellen Risiken jedoch unter dem Niveau vom letzten Herbst. Nun ist die Industrie besonders stark von den Folgen des Ukraine-Kriegs betroffen. Entsprechend sind die Geschäftserwartungen der Branche in Berlin gemäß IHK-Frühjahrsumfrage deutlich gesunken und Bruttoinlandsprodukt (real) – Berlin im Vergleich mit Deutschland Veränderung gegenüber dem Vorjahr in % 8,0 +5,1 +3,9+3,9 +2,7 +2,2 4,0 +0,4 +0,3 +0,4 +4,3 +3,6 +1,5 +3,9 +3,3 +2,9 +2,9 +2,7 +2,2 +1,1 +1,1 0,0 -0,2 -4,0 -3,8 -8,0 Berlin 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Deutschland Quellen: Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“, Statistisches Bundesamt 12 2018 2019 -4,6 2020 2021 II. Wirtschaftsentwicklung in Berlin Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte der Dienstleistungsbranchen 2021 Absolut und prozentuale Veränderung gegenüber 2020 in % +3,2 Gesundheits- und Sozialwesen +3,7 Erbringung von wirtschaftlichen Dienstleistungen1 Handel, Instandhaltung, Reparatur von Kfz +5,2 +3,6 Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen2 Information und Kommunikation +10,4 +4,0 Erziehung und Unterricht +2,2 Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherungen +3,6 Erbringung von sonstigen Dienstleistungen3 Verkehr und Lagerei +6,8 +3,1 Gastgewerbe Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen absolute Anzahl der SvB in Tausend 25 -0,6 50 75 100 125 150 175 200 225 250 275 Freiberufl., wissenschaftl. u. techn. Dienstleistungen, Immobilien z. B. Vermietung von beweglichen Sachen, Vermittlung von Arbeitskräften, Reisebüros, Gebäudebetreuung. 3 z. B. Erbringung persönlicher Dienstleistungen, Reparatur von DV-Geräten und Gebrauchsgütern. 1 2 Quelle: Bundesagentur für Arbeit Stand: 30.12.2021 fielen im Saldo negativ aus. Berlin ist direkt zwar nur in geringem Maße mit Russland und der Ukraine verbunden, bei einem Exportanteil im Jahr 2021 von zusammen 3,0 % und einem Importanteil von 0,5 %. Dies greift aber zu kurz, denn neben den direkten Auswirkungen unterbrochener Geschäfte kommt es auf die indirekten Folgen an. Mangelnde Materialien, die bspw. eine Folge von Produktionseinschränkungen bei anderen Betrieben sind, verschärfen die Lieferengpässe vor Ort. Hinzu kommt der massive Auftrieb bei den Energiepreisen. Dies relativiert die bislang günstigen Industrieprognosen für 2022. Die gesamte Außenhandelsbilanz Berlins zeigte sich 2021 wieder verbessert. Die Exporte lagen bei rund 15,82 Mrd. € und bewegten sich damit um 9,7 % über dem Stand aus 2020 (14,42 Mrd.) und auch über dem Vorkrisenstand von 2019 (15,17 Mrd.). Dies geht einher mit der schrittweisen Stabilisierung der Wirtschaft im abgelaufenen Jahr. Das Baugewerbe ist in starkem Maße von Lieferengpässen betroffen, was negativ auf das Geschäftsklima ausstrahlt. Dabei sind die Umsätze im Berliner Bauhauptgewerbe im 4. Quartal 2021 wieder etwas gestiegen und übertrafen den Stand vom Vorjahresquartal um 4,5 % (Betriebe ab 20 Beschäftigten). Angesichts schlechterer Werte in den drei Vorquartalen lagen sie im Gesamtjahr 2021 aber noch um 2,4 % unter dem Stand des Vorjahres. Dagegen haben die Auftragseingänge 2021 um rund ein Viertel zugelegt und befinden sich damit auf einem wieder höheren Niveau, wobei die Aufträge 2020 pandemiebedingt gering ausgefallen waren. In den ersten sechs Monaten 2022 lagen im Berliner Bauhauptgewerbe die Umsätze nominal um 16,1 % und die Auftragseingänge um 11,7 % über dem Stand vom Vorjahreszeitraum, wozu aber der Preisanstieg beigetragen hat. Bei der Zahl der genehmigten Wohnungen wurde im Zeitraum Januar bis Juni 2022 der Stand vom entsprechenden Vorjahreszeitraum indes nicht erreicht. Der hohe Auftragsbestand, der im Bauhauptgewerbe Ende Juni 2022 bei 2,44 Mrd. € lag, schafft aber zunächst eine gute Grundlage für ein weiter stabiles Baugeschehen. Materialknappheit und Preisanstiege belasten aber die Branche, dämpfen Investitionen und haben die Geschäftserwartungen laut IHK-Umfrage im Frühjahr im Saldo negativ ausfallen lassen. Im Berliner Handwerk wirkte sich die seit 2020 anhaltende Corona-Pandemie in starkem Maße aus. Bspw. wurden Friseurinnen und Friseure sowie Kosmetikerinnen und Kosmetiker bis zur Einführung der Basis-Schutzmaßnahmen aufgrund des variierenden Pandemieverlaufs und der damit einhergehenden Eindämmungsmaßnahmen in ihrem Geschäftsbetrieb deutlich eingeschränkt. Bereits vor der Pandemie waren hohe Hygienestandards Teil der Geschäftstätigkeit dieser Gewerke, doch dadurch, dass ihre Dienstleistungen in großer Nähe zur Kundschaft stattfinden, führten die verordneten Schutzmaßnahmen zu niedrigeren Bedien- und Behandlungszahlen und somit großen wirtschaftlichen Herausforderungen. „Zulieferer“ (z. B. Tischlerinnen und Tischler für Messebau, Fotografinnen und Fotografen für Events und Veranstaltungen, Gebäudereinigerinnen und Gebäudereiniger, Bäckerinnen und Bäcker, Fleischerinnen und Fleischer für den Hotel- und Gaststättenbe- 13 II. Wirtschaftsentwicklung in Berlin Struktur der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Industrie Weitere Industriezweige 13% H. v. elektrischen Ausrüstungen 14% Sonstiger Fahrzeugbau 4% H. v. Nahrungs - u. Futtermitteln 12% H. v. Kraftwagen u. Kraftwagenteilen 5% H .v. Druckerzeugnissen u. a. 5% H. v. DV -Geräten, elektron. u. optischen Erzeugnissen 10% H. v. chemischen Erzeugnissen 6% Maschinenbau 6% H. v. pharmazeutischen Erzeugnissen 7% H. v. Metallerzeugnissen 9% H. v. sonstigen Waren 9% Stand: 30.06.2021; Quelle: Bundesagentur für Arbeit reich) hatten deutlich unter fehlenden Aufträge zu leiden, durch Einstellung oder nur eingeschränkte Geschäftstätigkeit der „Auftrag gebenden“ (Messen, Veranstaltungen, eingeschränkte oder aus betriebswirtschaftlichen Gründen gänzlich eingestellte Tätigkeit von Hotellerie und Gastronomie etc.). Die Gewerke des Bau- und Ausbauhandwerks konnten zwar ihre Leistungen anbieten, waren aber in Folge der durch die Pandemie gestörten Lieferketten von Materialengpässen und steigenden Preisen der Vor- und Zwischenprodukte stark betroffen. Die Ukraine-Krise und der seit 24. Februar 2022 herrschende Angriffskrieg Russlands in der Ukraine haben aus wirtschaftlicher Sicht zu weiteren, erheblichen Verwerfungen auf den internationalen Energie-, Rohstoff- und Gütermärkten geführt, die auch das Berliner Handwerk treffen. Gegenwärtig ist nicht abzusehen, wie sich die weitere Entwicklung gestalten wird, so dass davon auszugehen ist, dass die Geschäftstätigkeit der betroffenen Handwerksbetriebe zukünftig Störungen erleben wird. Für Berlin ist das Handwerk dabei ein nach wie vor zentraler und prägender Wirtschaftssektor. Viele Gewerke sind dabei essenziell für das Erreichen der Klimaziele der Stadt. Die Bedeutung gut ausgebildeter Fachkräfte in den „Klimaberufen“ wird in den kommenden Jahren sogar noch weiter zunehmen. Die Betriebsstatistik der Handwerkskammer Berlin ist vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie zufriedenstellend: Mit 14 30.562 Handwerksbetrieben zum Jahresende 2021 war ein Rückgang um 290 Betriebe im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Die Geschäfte der Berliner Handwerksbetriebe liefen im Frühjahr 2022 gut. Grund dafür dürften die Lockerungen der coronabedingten Beschränkungen sein. Der Saldo zur Bewertung der aktuellen Geschäftsergebnisse verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahr um 10 Zähler auf nunmehr 21 Punkte. Insgesamt gewinnt der Geschäftsklimaindex des Berliner Handwerks gegenüber dem Wert von vor einem Jahr acht Zähler und steht nun bei 107 Punkten. Ob sich dieser Aufschwung allerdings auch in den kommenden Monaten fortsetzen wird, darüber herrscht große Skepsis unter den Betrieben. Die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine, weiterhin gestörte Lieferketten, eine hohe Inflationsrate und insbesondere der Fachkräftemangel könnten die Handwerkskonjunktur nachhaltig belasten. Ein Viertel der Betriebe geht trotz wegfallender Corona-Einschränkungen von einer Verschlechterung ihrer Geschäftslage aus. Beim Blick auf die einzelnen Handwerksgruppen zeigt sich: Platz 1 im Ranking der Kategorie Geschäftsklimaindex belegt mit 113 Punkten das Gesundheitsgewerbe – ein absolutes Novum. Nach den pandemiebedingten Rückgängen kommen seine Geschäfte wieder in Schwung. Zum ersten Mal seit dem Herbst 2019 kann das Gesundheitshandwerk wieder einen positiven Nachfragesaldo verzeichnen. Das Schlusslicht bilden II. Wirtschaftsentwicklung in Berlin Neugründungen 2021 je 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner nach Bundesländern BERLIN Hamburg Hessen Bayern Bremen Schleswig-Holstein DEUTSCHLAND Baden-Württemberg Nordrhein-Westfalen Niedersachsen Rheinland-Pfalz Saarland Brandenburg Sachsen Mecklenburg-Vorpommern Thüringen Sachsen-Anhalt 0 20 40 60 80 100 120 Quelle: Statistisches Bundesamt das Kraftfahrzeuggewerbe und die Handwerke für den persönlichen Bedarf mit jeweils 93 Punkten. Insbesondere letztere haben stark unter den Corona-Restriktionen gelitten. Eine bedeutende Investition für die Zukunft, Fundament für Selbstständigkeit und beruflichen Erfolg ist ein Meistertitel im Handwerk. Er steht für eine hochqualifizierte Ausbildung und Fachwissen, ist ein wichtiges Gütesiegel und ein Aushängeschild für jeden Betrieb, das Vertrauen erweckt. Der Meisterbrief ist eine exzellente Garantie für handwerkliche Praxis und betriebswirtschaftliches Denken. Er ermöglicht es Meisterinnen und Meistern, Wissen weiterzugeben und junge Menschen für berufliche Ausbildung zu begeistern. Berlin bleibt zudem ein starker Standort für Unternehmensgründungen. Im Jahr 2021 wurden insgesamt 39.266 Unternehmen neu gegründet. Dies waren 4,2 % mehr als im Vorjahreszeitraum (37.682), bzw. 2,8 % mehr als im Jahr 2019 mit 38.210 Neugründungen. Mit dem dynamischen Gründungsgeschehen ist auch ein Zuwachs bei den Betriebsgründungen verbunden, die auf eine größere wirtschaftliche Bedeutung schließen lassen. Im Jahr 2021 entstanden in Berlin insgesamt 10.170 neue Betriebe, verglichen mit 9.151 bzw. 9.098 in den beiden Vorjahren. Bei der Gründungstätigkeit ist Berlin damit auch im Vergleich der Bundesländer weiterhin sehr gut positioniert. Im Jahr 2021 entstanden die meisten Neugründungen pro 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner in Berlin (107); gefolgt von Hamburg (95) und Hessen (80). Der Bundesdurchschnitt betrug 70. Das starke Gründungsgeschehen in Berlin unterstreichen die Investments in Startups. Bei den Finanzierungsrunden entfielen im letzten Jahr 261 und damit bundesweit knapp die Hälfte auf Berlin. Zudem flossen rund 10,5 Mrd. € und damit 60 % des bundesweit investierten Kapitals laut EY-Startup-Barometer 2021 an Startups aus Berlin. Um jungen Handwerksmeisterinnen und -meistern den Schritt in die Selbstständigkeit zu erleichtern, bietet das Land Berlin seit vielen Jahren über das zu 50 % mit Mitteln der EU kofinanzierte Programm „Meistergründungsprämie“ schnell und unbürokratisch finanzielle Unterstützung an. Die Prämie ist im Jahr 2018 erhöht worden und kann bis zu 15.000 € betragen. Die Erhöhung hebt die Bedeutung des qualifizierten Handwerks für den Standort Berlin deutlich hervor. Die Auszahlung der Meistergründungsprämie erfolgt in zwei Stufen: in der ersten Stufe (Gründungsphase) erhalten die Meisterinnen und Meister 8.000 €; in der zweiten Stufe (nach drei Jahren) weitere 5.000 €, sofern sie einen Ausbildungsplatz oder sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz geschaffen haben. Sollte es sich um einen Ausbildungsplatz in einer mit weiblichen Arbeitskräften gering besetzten Branche handeln, beträgt die Prämie in der zweiten Stufe 7.000 €, sofern er mit einer weiblichen Auszubildenden besetzt wird. Insgesamt konnten im vergangenen Jahr 98 (2020: 82) Meisterinnen und Meister im Handwerk gefördert werden. Davon waren 61 Existenzgründungen und 37 Förderungen für einen Arbeitsplatz. In deren Folge wurden ca. 161 Arbeitsplätze und 25 Ausbildungsplätze neu geschaffen. Die Insolvenzverfahren von Unternehmen blieben im Jahr 2021 in Berlin stabil. Insgesamt kam es zu 1.242 Unternehmensinsolvenzen (eröffnet oder mangels Masse abgelehnt). In den Jahren 2020 bzw. 2019 hatte der entsprechende Wert bei 1.233 bzw. 1.382 gelegen. Auch in den ersten fünf Monaten 2022 gab es keine wesentlichen Veränderungen. Dabei wurden 548 Unternehmensinsolvenzen verzeichnet. In den Jahren 2021 bzw. 2020 hatte der entsprechende Wert bei 15 II. Wirtschaftsentwicklung in Berlin Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung: wirtschaftlicher Wohlstand und ökonomische Stabilität Anders als für private Verbraucherinnen und Verbraucher gab es für ehemalige Soloselbstständige oder Inhaberinnen und Inhaber von Kleinstunternehmen lange kein öffentliches Angebot einer Schuldner- und Insolvenzberatungsstelle. Durch die COVID-19-Pandemie hat sich die Situation für viele Kleinstunternehmen noch einmal deutlich verschärft. Vor diesem Hintergrund fördert die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe seit Dezember 2020 eine kostenfreie allgemeine Schuldnerberatung für diese Zielgruppe beim Träger Berliner Stadtmission e.V. Die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts als Maßstab für die wirtschaftliche Entwicklung und Leistungsfähigkeit fiel bis zur COVID-19-Pandemie in Berlin äußerst positiv aus. Zwischen 2016 und 2019 erhöhte sich das Bruttoinlandsprodukt um real 11,5 %, wobei sich vor allem die Expansion der Dienstleistungsbranchen positiv ausgewirkt und auch zu einem deutlichen Anstieg der Erwerbstätigenzahl beigetragen hat. Im Jahr 2021 knüpfte Berlin wieder an die Wachstumsraten vor der Pandemie an. Wirtschaftliches Wachstum, gemessen an der Zunahme des Bruttoinlandsprodukts, ist eine notwendige, allerdings noch keine hinreichende Voraussetzung für nachhaltigen Wohlstand, Beschäftigung, Teilhabe und soziale Sicherheit. Um eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung darstellen und bewerten zu können, müssen daher neben dem reinen Wirtschaftswachstum zusätzlich Dimensionen des materiellen und immateriellen Wohlstands betrachtet werden. Über weitere ökonomisch, sozial und ökologisch messbare Indikatoren sollen die Transformation hin zu einer nachhaltigen und treibhausgasneutralen Wirtschaft sowie die damit verbundene Entwicklung der gesamtgesellschaftlichen Wohlfahrt gemessen und beschrieben werden. Die Schuldnerberatung arbeitet seit dem 1.1.2021 in vollständiger personeller Besetzung und hat in 2021 insg. 1.573 Beratungsgespräche mit 504 Klientinnen und Klienten geführt. Insgesamt wurden 28 Insolvenzverfahren eröffnet, davon in 11 Fällen mit der Absicht der Fortführung des Geschäftsbetriebs (in den restlichen Fällen: geregelter Marktaustritt). 511 bzw. 578 und 2019 bei 622 gelegen. Gerade in Berlin mit der starken Betroffenheit des Gastgewerbes und den vielen Kulturschaffenden ist die Not bei vielen Unternehmen aber weiterhin groß. Erwerbstätige in Berlin Veränderungen gegenüber Vorjahr in 1.000 und in % 3,5 +3,3 70 +2,9 60 +2,8 50 +2,2 +1,9 +1,9 3,0 +2,5 2,5 +2,1 2,0 30 1,5 +0,9 1,1 20 1,0 10 0,5 0 0,0 -10 -20 2011 2012 2013 2014 2015 Quelle: Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“ 16 -0,5 -0,3 2016 2017 2018 2019 2020 2021 -1,0 in % absolut in 1.000 40 II. Wirtschaftsentwicklung in Berlin Mit dem Bruttoinlandsprodukt pro Kopf kann der durchschnittliche wirtschaftliche Wohlstand des Einzelnen und dessen Veränderung gemessen werden. Die Entwicklung des Produktionsniveaus hängt – positiv wie negativ – von der Bevölkerungsentwicklung und damit vom Arbeitskräftepotenzial ab. Beim Vergleich des Lebensstandards in einzelnen Bundesländern ist es deshalb sinnvoll, einen Indikator zu nutzen, der auf die absolute Einwohnerzahl der Staaten normiert ist. Die positive Entwicklung und der Aufholprozess Berlins zeigen sich auch bei dieser Kennziffer. Lag das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf 2016 noch bei 37.551 €, betrug es drei Jahre später 43.058 €. Damit übertraf Berlin 2019 erneut den Bundesdurchschnitt, nachdem dieser 2018 erstmals seit dem Jahr 2000 überschritten worden war. Infolge des wirtschaftlichen Rückgangs durch die Corona-Pandemie lag das Bruttoinlands­ produkt pro Kopf im Jahr 2020 bei 42.145 € und sank damit um 2,1 % gegenüber dem Vorjahr; in Deutschland betrug es 40.495 €. Damit bewegte sich Berlin aber erneut oberhalb des Bundesdurchschnitts. Im Jahr 2021 erhöhte sich das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in Berlin dann auf 44.472 €; in Deutschland lag es bei 42.953 €. Die wirtschaftliche Leistungskraft und Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und nicht zuletzt eine erfolgreiche ökologische und digitale Transformation erfordern in hohem Maße Investitionen. Die Bruttoanlageinvestitionen geben hierbei Hinweise auf den Kapitaleinsatz für die Weiterentwicklung der betrieblichen und der öffentlichen Infrastruktur. In diesem Zusammenhang spielt auch das Vertrauen der Wirtschaftsakteure in die künftige Entwicklung des Wirtschaftsstandortes eine wichtige Rolle. Die Bruttoanlageinvestitionen stellen den Wert der Anlagen dar, die von inländischen Wirtschaftseinheiten erworben werden, um sie länger als ein Jahr im Produktionsprozess einzusetzen. Investitionen in neue Anlagen bestehen aus den drei Teilbestandsgrößen Ausrüstungen (z. B. Maschinen und Geräte), Bauten (z. B. Bauleistungen an Wohn- und Nichtwohngebäuden) und sonstige Anlagen (z. B. Investitionen für Software und Datenbanken). Daten zu den Bruttoanlageinvestitionen liegen aktuell für das Jahr 2019 vor, in dem in Berlin insgesamt 28,3 Mrd. € investiert wurden. Damit lag die Investitionsquote 2019 in Berlin bei 18,0 %, gegenüber 17,0 % in 2010. Bei den Anschaffungen von neuen Anlagen dominierte 2019 der Dienstleistungssektor mit einem Anteil von 85,7 %. Auf das Produzierende Gewerbe (Industrie, Energie und Bau) entfielen 14,2 % der neuen Investitionen. Grundlegend ist die Investitionsneigung in Berlin positiv ausgerichtet. Nachdem es im Frühjahr 2020 zu Beginn der COVID-19-Pandemie einen schwächeren Wert gegeben hatte, haben sich die Investitionsabsichten der Berliner Unternehmen laut den Umfragen der Industrie- und Handelskammer im Herbst 2021 wieder stabilisiert. Der konjunkturelle Gegenwind Ausgaben für Forschung und Entwicklung nach Sektoren in Mio. Euro 6.000 5.000 in Mio. Euro 4.000 3.000 2.000 1.000 0 2010 Staat 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Hochschulen Wirtschaft Anteil FUE/BIP Quelle: Statistisches Bundesamt 17 II. Wirtschaftsentwicklung in Berlin seit Anfang 2022 in Form steigender Preise, gestörter Lieferketten und unsicherer Zukunftsaussichten lässt die Unternehmen bei Investitionsentscheidungen allerdings wieder vermehrt zögern. Ein zentraler Zukunftsfaktor sind außerdem die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE). Diese sind zukunftsgerichtete Investitionen in schöpferische und systematische Arbeit zur Erweiterung des Wissensstands und zur Entwicklung neuer Anwendungen auf Basis des vorhandenen Wissens. Dadurch wird die technologische Grundlage für neue oder signifikant verbesserte Produkte und Prozesse in einem nationalen und internationalen Wettbewerbsumfeld gelegt. Je höher die FuE-Ausgaben sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit für eine dynamische Entwicklung der Produktivität, ein stärkeres Wirtschaftswachstum und eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit. Die FuE-Ausgaben sind in den vergangenen Jahren in Berlin kontinuierlich gestiegen, bevor sie im coronageprägten Jahr 2020 auf hohem Niveau geringfügig nachgaben. Beim Anteil der Aufwendungen für öffentliche FuE am Bruttoinlandsprodukt erreichte Berlin mit 1,17 % im Jahr 2020 den höchsten Wert unter den Bundesländern hinter Bremen. Die Ausgaben der Berliner Wirtschaft in FuE sind hingegen unterdurchschnittlich. Großunternehmen tragen dabei den Großteil der FuE-Ausgaben. Im Gegensatz zu den anderen Größenklassen weisen Berliner Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine geringere FuE-Intensität als im Bundesdurchschnitt auf. Der Anteil aller Ausgaben für FuE am Bruttoinlandsprodukt inkl. der Wirtschaft und Hochschulen lag in Berlin 2020 bei 3,32 %. In Deutschland betrug dieser Wert 3,13 %. Die europäischen Länder haben sich bereits im Jahr 2000 das Ziel gesetzt, 3 % ihres Bruttoinlandsprodukts für FuE auszugeben. Für das Jahr 2025 hat sich die Bundesregierung zum 3,5 %-Ziel bekannt. Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung: Soziale Gerechtigkeit Der Begriff der Nachhaltigkeit umfasst neben rein materiell messbaren Größen auch die Auswertung sozialer Indikatoren. Dabei wird der Blick auf Bevölkerungsstatistiken und insbesondere auf benachteiligte Bevölkerungsgruppen gerichtet. Nur mit einer hohen Erwerbsbeteiligung kann man von einer breiten gesellschaftlichen Teilhabe an der wirtschaftlichen Entwicklung ausgehen. Erwerbstätigkeit ist eine wesentliche Voraussetzung zur Sicherung des persönlichen materiellen Wohlstands. Sie ermöglicht neben einem zentralen Beitrag zur Existenzsicherung eines Haushaltes eine bessere Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und ist eine wichtige Voraussetzung für den sozialen Zusammenhalt. Die Erwerbstätigenquote zeigt in Ergänzung zur Arbeitslosenquote den Anteil der Erwerbstätigen an der gesamten Wohn- 18 bevölkerung im beschäftigungsfähigen Alter. Erwerbstätige sind grundsätzlich alle Personen im Alter von mindestens 15 Jahren, die gegen Entgelt oder zur Gewinnerzielung im Bezugszeitraum mindestens eine Stunde gearbeitet haben sowie alle Personen, die nur vorübergehend von ihrer Arbeit abwesend sind (zum Beispiel aufgrund von Krankheit, Urlaub, Streik, Aus- oder Weiterbildungsmaßnahmen). In Berlin nimmt die Erwerbstätigenquote, bezogen auf die Bevölkerung im Alter von 20 bis 64 Jahren, seit Jahren zu und lag im Jahr 2019 bei 78,5 %, bevor sie 2020 auf 76,6 % sank. Im Jahr 2021 stieg sie wieder leicht auf 76,9 %. Damit befand sie sich aber nur noch um 2,7 Prozentpunkte unter dem Bundesdurchschnitt von 79,6 %, gegenüber 5,9 Punkten zehn Jahre zuvor. Ausdruck der starken Dynamik am Berliner Arbeitsmarkt ist auch, dass sich die Erwerbstätigenquote in den letzten zehn Jahren um 6,3 Prozentpunkte erhöht hat. Die Integration von Frauen in den Arbeitsmarkt leistet einen wichtigen Beitrag zur Geschlechtergleichstellung und sichert die wirtschaftliche Unabhängigkeit von Frauen. In Berlin haben sich die Erwerbsmöglichkeiten für Frauen verbessert. Der starke Zuwachs an Beschäftigungsmöglichkeiten im expandierenden Dienstleistungssektor, die im Trend gute konjunkturelle Entwicklung sowie Maßnahmen zur Unterstützung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf haben dies unterstützt. Berlin hat in den letzten Jahren bspw. den bedarfsgerechten Ausbau des Kitaangebots forciert (siehe Berliner Familienbericht 2020). Die Frauenerwerbstätigenquote lag im Jahr 2021 in Berlin bei 74,5 % (Bund: 75,9 %). Damit gehen immer mehr Frauen im Alter zwischen 20 und 64 Jahren mittlerweile einer Erwerbstätigkeit nach. In den letzten zehn Jahren ist die Quote in Berlin um 6,4 Prozentpunkte gestiegen, während im Bundesdurchschnitt ein Plus von 4,6 Prozentpunkten verzeichnet wurde. Die Erwerbstätigenquote der Männer lag 2021 in Berlin bei 79,4 % (Bund: 83,2 %). Auch für die Altersgruppe der 55- bis 64-jährigen Frauen und Männer hat sich die Erwerbstätigenquote in den letzten zehn Jahren kontinuierlich verbessert, bevor es 2020 zu einem Rückgang kam. Sie betrug 2019 in der gesamten Gruppe 71,7 % und sank 2020 und 2021 auf 68,2 % bzw. 68,1 %. Im Vergleich zum Jahr 2011 erhöhte sie sich aber um knapp 13 Prozentpunkte. Die Quote der Männer bewegte sich 2021 in dieser Altersgruppe bei 71,9 %; bei den Frauen lag sie bei 64,4 %. Gute, inklusive und gleichberechtigte Bildung ist sowohl maßgeblich für Chancen und Teilhabe jedes Einzelnen als auch Basis für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft. Eine abgeschlossene Schulbildung oder eine Ausbildung ist dabei oft entscheidend für eine aktive Teilnahme am Arbeitsmarkt. So nehmen die Jobchancen mit einem mittleren Bildungsabschluss der Sekundarstufe II im Vergleich zur Sekundarstufe I deutlich zu. Dies unterstreicht, dass ein Bildungs- bzw. Berufsabschluss die beste Investition in die individuelle Zukunft und oft die Vo­ raussetzung für die Erzielung eines auskömmlichen Erwerbseinkommens ist. Daher haben sich die Länder der Europäischen II. Wirtschaftsentwicklung in Berlin Union zum Ziel gesetzt, den Anteil der frühen Schulabgängerinnen und Schulabgänger1 unter den Wert von 10 % zu senken. In Berlin lag der Anteil der frühen Schulabgängerinnen und Schulabgänger im Jahr 2021 noch bei 10,1 % und ist damit in den letzten Jahren zurückgegangen. Bei einem niedrigen Bildungsgrad oder einer geringeren Qualifizierung sind Menschen überdurchschnittlich oft arbeitslos. So betrug die Differenz der Beschäftigungsquoten der 20- bis 64-Jährigen nach ihrem Bildungsstand zwischen der Sekundarstufe I und dem Tertiären Bereich, der auf höhere berufliche Positionen vorbereitet, im Jahr 2021 in Berlin 31,4 Prozentpunkte. Hinsichtlich einer gleichberechtigten Teilhabe am Arbeitsmarkt sind Menschen mit Behinderung eine weitere wichtige Anspruchsgruppe, der über geeignete Rahmenbedingungen der Weg in den ersten Arbeitsmarkt erleichtert werden soll. Dies soll gesellschaftliche und wirtschaftliche Teilhabe sowie ein weitgehend selbstbestimmt geführtes Leben ermöglichen. Die Ist-Quote für die Beschäftigung von schwerbehinderten Menschen2 lag im Jahr 2020 in Berlin bei 5,0 % und damit in der Spitzengruppe der Bundesländer. Dazu hat vor allem der öffentliche Sektor mit einer Quote von 7,8 % beigetragen. Die Beschäftigtenzahl bei den schwerbehinderten Menschen ist zudem gestiegen und hat sich im Fünf-Jahres-Zeitraum zwischen 2015 und 2020 um 5,4 % erhöht. Vor Beginn der Corona-Pandemie hatten die gute konjunkturelle Lage sowie die arbeitsunterstützenden Maßnahmen die Langzeitarbeitslosigkeit in Berlin deutlich sinken lassen. Allerdings kam es infolge der Corona-Pandemie wieder zu einem spürbaren Anstieg der Langzeitarbeitslosen. Waren 2010 noch 83.500 Menschen langzeitarbeitslos, war diese Zahl bis 2019 auf 38.200 gesunken und hatte sich damit mehr als halbiert. Allerdings nahm die Zahl der Langzeitarbeitslosen 2020 wieder um rund 9.100 Personen bzw. 23,9 % zu. 2021 kam es zu einem erneuten Anstieg auf 74.200 Langzeitarbeitslose, wobei die negativen Auswirkungen der Pandemie zu beachten sind. Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung: ökologische Wirtschaftsentwicklung Die Lebensqualität für zukünftige Generationen zu sichern, erfordert vor allem das Klima und das Naturkapital zu bewahren. Denn natürliche Ressourcen müssen geschützt, das Wohlergehen künftiger Generationen berücksichtigt und die Lebensqualität der Berlinerinnen und Berliner kontinuierlich verbessert werden. Deshalb beziehen nachhaltiges Wirtschaften 1 Frühe Schulabgängerinnen und -abgänger sind junge Menschen von 18 bis 24 Jahren, die sich nicht oder nicht mehr in Ausbildung befinden, keinen beruflichen Ausbildungsabschluss haben und nicht über einen Abschluss des Sekundarbereichs II verfügen. 2 In Deutschland sind Unternehmen ab einer Größe von durchschnittlich 20 Beschäftigten pro Jahr dazu verpflichtet, mindestens 5 % ihrer Belegschaft mit schwerbehinderten oder ihnen gleichgestellten Personen zu besetzen. und die Energiewende die Folgen des Handelns für gegenwärtige und zukünftige öffentliche Güter und Ressourcen mit ein. Dabei soll idealerweise das Wirtschaftswachstum von der Ressourcennutzung abgekoppelt werden. Ressourcen sollen nicht nur durch andere substituiert werden – z. B. Kohle durch Biomasse -, sondern der Ressourcenverbrauch ist insgesamt zu reduzieren. Aus den aktuell bis 2020 vorliegenden Daten wird ersichtlich: Berlin ist trotz starken Wachstums mit einem langfristig positiven Trend zur ökologischen Nachhaltigkeit auf dem richtigen Weg. Die konsequente Ausrichtung auf Klimaschutz zahlt sich aus. Der Indikator Rohstoffproduktivität gibt an, wie effizient die Rohstoffe in einer Volkswirtschaft eingesetzt werden. Er gibt an, welche volkswirtschaftliche Gesamtleistung durch den Einsatz einer Einheit nicht erneuerbarer Rohstoffe erzeugt wird. Dazu wird das reale Bruttoinlandsprodukt ins Verhältnis zur Inanspruchnahme abiotischer (nicht-erneuerbarer) Rohstoffe gesetzt. Die abiotischen Materialien umfassen inländische Rohstoffentnahmen und importierte Materialien (abiotischer Direkter Materialeinsatz). Die Rohstoffproduktivität gilt deshalb als Indikator, inwieweit sich das Wirtschaftswachstum vom Ressourcenverbrauch entkoppelt hat. Zwischen 2000 und 2019 hat sich die Rohstoffproduktivität in Berlin um 126 Prozentpunkte erhöht und damit stärker als im Bundesdurchschnitt. Ein sinkender Rohstoffverbrauch und ein steigendes Bruttoinlandsprodukt haben dazu beigetragen. Der Primärenergieverbrauch (PEV), der die Energie angibt, die mit den ursprünglich vorkommenden Energieformen oder Energiequellen zur Verfügung steht, ist 2020 nach vorläufigen Ergebnissen im Vergleich zum Basisjahr 1990 um 33,3 % gesunken. Der Steinkohleverbrauch verringerte sich in diesem Zeitraum um 73,2 %; der Braunkohleverbrauch ging fast vollständig um 98,9 % zurück. In der aktuellen Bilanz decken diese beiden Energieträger nur noch 9,6 % des Gesamtprimärenergieverbrauchs ab (1990: 36,7 %). Daneben gewinnen erneuerbare Energien in Berlin stetig an Bedeutung. Der Anteil der erneuerbaren Energien am Primärenergieverbrauch stieg von 0,7 % im Jahr 2000 auf 6,1 % in 2020. Der Endenergieverbrauch gibt Auskunft über die Verwendung der Energieträger in bestimmten Verbrauchergruppen, soweit sie unmittelbar der Erzeugung von Nutzenergie dienen. Der Endenergieverbrauch im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt wiederum zeigt die tatsächlich verwendete Energie zur Erzeugung der Wirtschaftsleistung an. Der Endenergieverbrauch ist dabei geringer als der Primärenergieverbrauch, da es durch die Umwandlung und den Transport von Energie zu Verlusten kommt. Auch der Endenergieverbrauch ging in den letzten Jahren kontinuierlich zurück. Speziell im Jahr 2020 reduzierte sich der Endenergieverbrauch beim Einsatz von Strom (-3,8 %) und Gas (-2,8 %), während sich der Einsatz erneuerbarer Energien um 12,0 % erhöhte. Seit 1990 ist der Endenergieverbrauch von 261 PJ auf 207 PJ in 2020 zurückgegangen, worin sich v. a. der gesunkene Verbrauch an Kohle und Mineralöl widerspiegelt. 19 II. Wirtschaftsentwicklung in Berlin Primär- und Endenergieverbrauch je 1000 EUR Bruttoinlandsprodukt (Energieintensität) 7 Energie in GJ/1000 EUR BIP 6 5 4 3 2 1 0 2009 2010 2011 PEV je 1000 Euro BIP in Deutschland EEV je 1000 Euro BIP in Deutschland 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 PEV je 1000 Euro BIP in Berlin EEV je 1000 Euro BIP in Berlin Quellen: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Energie- und CO2-Bilanz in Berlin 2019) Der Bruttostromverbrauch ist ein wichtiger Bestandteil des Verbrauches von Endenergie. Erhöht sich der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch, werden fossile Brennstoffe eingespart und weniger Treibhausgase ausgestoßen. Den Anteil erneuerbarer Energien zu erhöhen ist daher ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz und hilft zudem, Ressourcen zu schonen. Der Ausbau erneuerbarer Energien senkt auch die Abhängigkeit von Rohstoffimporten. Der Anteil des in Berlin erzeugten Stroms aus erneuerbaren Energieträgern hat sich kontinuierlich erhöht. Im Jahr 2018 erreichte der Anteil erneuerbarer Energien an der Bruttostromerzeugung in Berlin den bisherigen Höchstwert von 5,3 %. Der Schwerpunkt beim Ausbau erneuerbarer Energien liegt auf der Solarenergie. Durch die Umsetzung des 2020 vom Senat beschlossenen Maßnahmenkatalogs des Masterplans Solarcity konnte der Ausbau der Solarenergie deutlich beschleunigt werden und befindet sich mit neu-installierter Photovoltaik-Leistung in Höhe von fast 18,5 Megawatt in 2020 und über 24 Megawatt im Jahr 2021 auf einem Rekordhoch. Berlin ist dank steigender Energieeffizienz und -produktivität der Wirtschaft und trotz starken wirtschaftlichen Wachstums auch bei den Treibhausgasemissionen auf einem guten Weg. Dabei verfolgt Berlin das Ziel, die Treibhausgasemissionen von 1990 bis 2020 um 40 % und bis 2030 um 70 % zu senken. Gegenüber dem Basisjahr 1990 sind die CO2-Emissionen 20 (Verursacherbilanz) 2020 um 49,1 % zurückgegangen. Bereits 2019 wurde damit – also noch vor der Corona-Pandemie – das Klimaziel erreicht. Dass es gelungen ist, die CO2-Emissionen weiter zu senken, ist insbesondere dem vom Senat eingeleiteten Kohleausstieg und dem Berliner Energie- und Klimaprogramm geschuldet. Im Jahr 2020 gab es gegenüber 2016 einen Rückgang um 25,1 %; verglichen mit 2019 gab es um 13,6 % verringerte CO2-Emissionen. Auch an den CO2-Emissionen je Einwohnerin und Einwohner, die stark zurückgegangen sind, zeigt sich die konsequente Ausrichtung auf den Klimaschutz. Während pro Kopf im Jahr 1990 noch durchschnittlich 8,5 t CO2-Emissionen verursacht wurden, waren es gemäß Verursacherbilanz im Jahr 2019 noch 4,7 t und damit 44,3 % weniger. Bei der Energieintensität als Maßzahl für die Energieeffizienz, also dem Primärenergieverbrauch (264 Petajoule in 2019) im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt, wird die für eine bestimmte Einheit an Wirtschaftsleistung benötigte Energie angezeigt. Im Jahr 2000 waren in Berlin noch 3,9 Gigajoule zur Erzeugung von 1.000 € des Bruttoinlandsprodukts notwendig. Dieser Wert ging bis 2019 auf nur noch 1,7 Gigajoule zurück. Die Energieintensität ist also im Zeitverlauf in Berlin deutlich gesunken. Auch für Deutschland ging die Energieintensität in letzten Jahren zurück, obwohl sie 2019 noch bei 3,7 Gigajoule je 1.000 € lag. III. Wirtschaft Die digitale Transformation der Berliner Wirtschaft ist in vollem Gange und wurde auch durch die COVID-19-Pandemie nicht gebremst – im Gegenteil: Die Bedeutung von Innovationen für den wirtschaftlichen Erfolg nimmt in den letzten Jahren ständig zu. Berliner Unternehmen denken langfristig und investieren in ihre Zukunftsfähigkeit. Dabei konzentrieren sie sich auf strukturelle Innovationen und treiben die Digitalisierung ihrer Prozesse und Produkte voran. Unternehmen – ob klein und mittelständisch oder globaler Konzern – finden dafür in Berlin ein optimales Umfeld aus exzellenter Forschung und einer starken digitalen Startup-Szene vor. III.1 Cluster der innoBB 2025 Das innovationspolitische Geschehen der Länder Berlin und Brandenburg entwickelte sich auch im aktuellen Berichtszeitraum positiv. Die Stärkung und Förderung der Unternehmen, Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen in den fünf länderübergreifenden Clustern • • • • • Gesundheitswirtschaft; IKT, Medien und Kreativwirtschaft; Verkehr, Mobilität und Logistik; Optik und Photonik sowie Energietechnik, deren Anspruch es ist, zur weltweiten Spitzengruppe zu zählen und für Innovation und Wachstum in der Hauptstadtregion zu sorgen, steht weiterhin im Fokus der abgestimmten Innovationspolitik der beiden Länder. Wesentliche Grundlage dafür ist die Gemeinsame Innovationsstrategie der Länder Berlin und Brandenburg (innoBB 2025) mit ihrer handlungsleitenden Zielstellung, die Hauptstadtregion zu einem führenden Innovationsraum in Europa zu machen und innovative Lösungen für die Herausforderungen von morgen zu entwickeln. Dazu stehen unter dem Motto „Excellence in Innovation“ in den bewährten und mit der innoBB 2025 gestärkten Clusterstrukturen vor allem die vier Schwerpunkt-Themen „Digitalisierung“, „Arbeit 4.0 und Fachkräfte“, „Reallabore und Testfelder“ sowie „Startups und Gründungen“ im Fokus der Clusterarbeit. Flankiert wird diese von fünf verbindlichen Handlungsleitlinien, die einen breiten Innovationsbegriff, enge Cross Cluster-Zusammenarbeit, die Stärkung offener Innovationsprozesse, die Priorisierung nachhaltiger Innovationen sowie den Ausbau der internationalen Zusammenarbeit umfassen. Der bisherige Erfolg der innoBB/innoBB 2025 spiegelt sich in wichtigen Kernindikatoren wider: Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in den Clustern stieg zwischen 2011, als die innoBB beschlossen wurde, und 2020 um rund 37 %. Damit fiel der Beschäftigungsanstieg in den innoBB 2025-Clusterkernen stärker aus als in der gesamten Regionalwirtschaft, wo 24 % mehr Arbeitsplätze zu verzeichnen waren. Die Beschäftigung in den innoBB 2025-Clusterkernen nahm in der Hauptstadtregion zudem stärker zu als in anderen deutschen Metro- polregionen und in Deutschland insgesamt. Außerdem stiegen die Unternehmensumsätze in den Clusterkernen zwischen 2011 und 2019 um insgesamt rund 50 %. In der gesamten Regionalwirtschaft lag der Zuwachs im gleichen Zeitraum bei 31 %. Diese Entwicklung erfolgreich fortzusetzen und auch in den nächsten Jahren ein nachhaltiges Wachstum von Wirtschaft und Arbeitsplätzen zu erreichen, steht im Zentrum der gemeinsamen Anstrengungen. Ein besonderer Höhepunkt der Innovationspolitik im Berichtszeitraum war das zehnjährige Jubiläum der Gemeinsamen Innovationsstrategie, das am 31.05.2021 in einer gemeinsamen Pressekonferenz der Ressorts Wirtschaft und Wissenschaft – unter Einbindung von Akteuren aus den Clustern und begleitet von Social Media-Maßnahmen – begangen wurde. Speziell gewürdigt wurde, dass mit der innoBB die strukturellen Stärken der beiden Regionen gewinnbringend gebündelt wurden und das konstruktive Miteinander aller Akteurinnen und Akteure die Innovationskultur in der Hauptstadtregion stark beflügelt hat. Das Jahr 2021 stand für die länderübergreifenden Cluster weiterhin unter dem Einfluss der COVID-19-Pandemie und ihrer Auswirkungen auf die Wirtschaft. Trotz der damit einhergehenden Einschränkungen blicken die Cluster insgesamt auf sehr positive Entwicklungen im Projektgeschehen und eine erfolgreiche Fortführung der Clusteraktivitäten im Berichtszeitraum zurück. Insbesondere konnten die Cluster gezielt auf der erfolgreichen Vernetzungsarbeit und Kooperationsanbahnung der Vorjahre aufbauen. Als herausfordernd für die Clusterarbeit stellte sich 2021 zum Teil die bundesseitige Förderkulisse dar. So wurde beispielsweise das für das Projektgeschehen der Cluster sehr relevante Bundesförderprogramm „Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM)“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im Laufe des Jahres aufgrund von Mittelbegrenzungen vorübergehend ausgesetzt. Dass auf Bundesebene zum Teil weniger Mittel verfügbar waren als erhofft, spiegelt sich auch im Projektgeschehen der Cluster wider. Dementsprechend spielten Landesförderungen in der Finanzierung von FuEuI-Projekten eine vergleichsweise größere Rolle als im Vorjahr. 21 III. Wirtschaft Zu den besonderen Meilensteinen bei der Umsetzung der innoBB 2025 gehört in 2021/2022 die fachpolitische Begleitung eines Dienstleistungsauftrages zur „Entwicklung eines Instrumentariums zur Umsetzung einer Förderung von Reallaboren/ Testfeldern durch das Land Berlin“. Die Aufgabe, sich mit der Beförderung von Reallaboren auseinanderzusetzen, ergibt sich für die Berliner Innovationsförderung aus der innoBB 2025 sowie aus den Berliner Richtlinien der Regierungspolitik 20212026. Anknüpfend an die Ergebnisse des Berlin-Brandenburger Spitzengesprächs im Oktober 2020 zum Thema „Qualifizierung und Konkretisierung des Schwerpunktthemas „Reallabore und Testfelder“ in den Clustern der innoBB 2025“ werden im Rahmen eines Stakeholder-Prozesses Instrumente zur Umsetzung einer Pilotförderung entwickelt. Entwicklungen auf EU-Ebene, u.a. im Rahmen des Green Deals, weiterhin wichtige Einflussfaktoren für die Clusterarbeit darstellen. Die Cluster der innoBB 2025 haben sich angesichts der außergewöhnlichen Rahmenbedingungen im Berichtszeitraum als resilient und anpassungsfähig erwiesen und lassen trotz weiterhin unsicherer Gesamtlage einen optimistischen Blick in die Zukunft zu. Übergeordnete politische Strategien auf Landes- und Bundesebene bilden wichtige (neue) Rahmenbedingungen für die Clusterarbeit. Thematische Treiber waren und sind weiterhin die Megatrends Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Die damit einhergehenden sozialen und ökonomischen Transformationsprozesse werden die Arbeit der Cluster auch in den kommenden Jahren stark prägen. Speziell in Berlin wird ein stärkerer stadtstrategischer Fokus auf den Themen Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz liegen, wobei die diesbezüglichen Innovationspreis Berlin Brandenburg Der jährlich verliehene Innovationspreis Berlin Brandenburg zeichnet Produkt-, Verfahrens- und Dienstleistungsinnovationen einschließlich nichttechnischer Innovationen wie Organisations- und Marketingkonzepte sowie Geschäftsmodelle aus, die beispielhaft die innovative Kraft der Berlin-Brandenburger Wirtschaft und Wissenschaft verkörpern. Der Preis ist auf die länderübergreifenden Cluster Gesundheitswirtschaft, Energietechnik, IKT, Medien und Kreativwirtschaft, Optik und Photonik sowie Verkehr, Mobilität und Logistik ausgerichtet. Finanziert wird der Preis von den beiden Ländern sowie Partnern aus der Wirtschaft im Rahmen einer Public-Private-Partnership. 2021 gingen die Preise an: craftdrive GmbH: https://www.koppla.de/ Das Unternehmen entwickelt „koppla“ – ein LEAN-Produktionssystem für Großbaustellen, über das General- und Nachunternehmen gemeinsam auf einem System im Baubetrieb arbeiten können. So kann auf Störungen in Echtzeit reagiert und der Bauprozess datengetrieben optimiert werden. 22 DeepSpin GmbH: https://www.deepspin.io/ Das Startup entwickelte ein gegenüber dem Marktpreis 20fach günstigeres, portables und offenes MRT-System. Indem maschinelles Lernen zu einem integralen Bestandteil des Systems gemacht wird, ist es möglich, Magnetresonanz-Bildgebung in inhomogenen Magnetfeldern durchzuführen. Durch diese Technologie wird der gegenwärtige Zielkonflikt zwischen Systemkosten und Bildqualität gelöst. So macht DeepSpin MRT zukünftig für Patienten auf der ganzen Welt zugänglich. Dryad Networks GmbH: https://www.dryad.net/ Dryad hat ein innovatives System zur Ultra-Früherkennung von Waldbränden entwickelt. Das System – Silvanet – verbindet solarbetriebene Gas-Sensoren mit künstlicher Intelligenz, die Brände in weniger als 60 Minuten erkennen und melden. Die Früherkennung ermöglicht der Feuerwehr, rechtzeitig zum Brandherd zu gelangen und das Feuer zu löschen, bevor es außer Kontrolle gerät. III. Wirtschaft HPS Home Power Solutions GmbH: http://www.homepowersolutions.de/ codary GmbH (Sonderpreis): https://codary.org/ Das Unternehmen entwickelte picea, das weltweit erste marktreife Produkt, das eine ganzjährig CO2-freie und unabhängige Stromversorgung für Einfamilienhäuser ermöglicht. Mithilfe von Wasserstoff wird Solarüberschuss aus dem Sommer für den Verbrauch im Winter gespeichert. Damit wird der Haushaltsstrombedarf gedeckt und zusätzlich die Abwärme als Heizwärme bereitgestellt, was die Heizkosten senkt. picea ist ein integriertes System und umfasst alle Komponenten wie Batterien, Brennstoffzelle und Elektrolyse. Das Startup codary ist ein digitaler Bildungsanbieter für die Programmierausbildung junger Menschen. Im wöchentlichen Video-Chat bringen studentische Coaches Kindern zwischen sieben und 16 Jahren in Kleingruppen langfristig relevante Programmiersprachen wie Python spielerisch und anwendungsorientiert bei. Die digitalen Präsenzkurse werden durch eine Lernplattform und Lern-App unterstützt, die zur individuellen Wissensvermittlung, -vertiefung und Projektarbeit zwischen den Kursterminen genutzt wird. KNAUER Wissenschaftliche Geräte GmbH: http://www.knauer.net/ Auch für das Jahr 2022 wurde der Innovationspreis Berlin Brandenburg ausgeschrieben. Die Wirksamkeit der mRNA-Impfstoffe gegen das Corona-Virus ist auf eine Verkapselung der empfindlichen mRNA in sogenannte Lipid-Nanopartikel angewiesen. KNAUER ist es in Kooperation mit einem großen Pharmaunternehmen in kürzester Zeit gelungen, flexible Anlagen namens IJM-Skids (Impingement Jets Mixing) zu entwickeln, mit denen Lipid-Nanopartikel für mehrere Millionen Impfdosen pro Woche hergestellt werden können. 23 III. Wirtschaft III.1.1 Cluster Gesundheitswirtschaft / Life Science • • • 244.085 Beschäftigte in Berlin (Hauptstadtregion: 395.432) 14.278 Unternehmen in Berlin (Hauptstadtregion: 22.432) 26,71 Mrd. Euro Umsatz in Berlin (Hauptstadtregion: 31,91 Mrd. Euro) Auch jenseits der akuten Pandemiebekämpfung sind über das vergangene Jahr hinweg viele positive Entwicklungen zu verzeichnen. Schon der Vergleich der Beschäftigten- und Unternehmenszahlen zum Vorjahr macht deutlich: Auch 2021 konnte das Cluster Gesundheitswirtschaft eine insgesamt positive Entwicklung verzeichnen. Zwar machten sich die Folgen der COVID-19 Pandemie sehr deutlich bemerkbar, doch waren bzw. sind die Teilbranchen des Clusters hiervon unterschiedlich betroffen. Insbesondere das Gesundheitswesen war über viele Teilbereiche von der Akutversorgung bis zur Langzeitpflege starken Belastungen ausgesetzt. Vor allem in der Pflege hat sich der Fachkräftemangel noch weiter verschärft. Gleichzeitig haben Akteure des Clusters auch zur Bewältigung der Pandemie beigetragen. Von der Diagnostik über die Bereitstellung digitaler Plattformen für das Management von Impfterminen bis hin zu telemedizinischen Visiten bei Corona-Intensivpatienten lassen sich hier viele Beispiele nennen. Dem Unternehmen KNAUER ist es z.B. in Kooperation mit zwei großen Pharmaunternehmen in kürzester Zeit gelungen, flexible Anlagen, sogenannte IJM-Skids (Impingement Jet Mixing) zu entwickeln, mit denen Lipid-Nanopartikel für mehrere Millionen mRNA-Impfdosen pro Woche hergestellt werden können. Dafür erhielt das Unternehmen den Innovationspreis Berlin Brandenburg 2021. International hat sich der World Health Summit als globales Forum für Gesundheit etabliert. Im September 2021 wurde in Berlin der WHO Hub for Pandemic and Epidemic Intelligence eröffnet. Dessen Aktivitäten sind darauf ausgerichtet, Pandemien und Epidemien künftig schneller und besser abzuwenden und zu bewältigen. Im Oktober wurde das Berlin Cell Hospital gegründet, an dem u.a. die Charité Universitätsmedizin Berlin, das Max-Delbrück-Centrum für molekulare Medizin (MDC) und das Berlin Institute of Health (BIH) maßgeblich beteiligt sind und das die führende Rolle der Region in der Zell- und Gentherapie untermauert. Auch in der Glykobiotechnologie, den Materialwissenschaften und der künstlichen Intelligenz in der Medizin nehmen regionale Akteure international eine Vorreiterrolle ein. Folgerichtig wurden 2021 große Summen in regionale Life Science Unternehmen investiert – allein Caresyn- 24 tax, Ada Health und T-Knife haben Finanzierungsrunden mit dreistelligen Millionenbeträgen realisieren können. Das biopharmazeutische Unternehmen Takeda bekannte sich mit seinem Umzug innerhalb der Stadt auch nach dem Zusammenschluss mit Shire klar zu Berlin als Sitz wichtiger Unternehmensbereiche wie Medizin, Marketing und Vertrieb. Das Specialty Pharma Unternehmen Medios konnte weiter expandieren und eröffnete einen neuen Standort in Moabit für Medios Pharma. ProBioGen, Entwickler und Hersteller komplexer therapeutischer Proteine, baute seine Produktion in Berlin aus. Die Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG hat weiter investiert und wird auf einem neuen Grundstück ihr Geschäft mit sämtlichen Phasen der Auftragsentwicklung und Lohnfertigung von Komponenten für Krebsmedikamente und diagnostische Radiopharmazeutika konzentrieren. In den nächsten Jahren werden dafür bis zu 10 Mio. € in die Grundsanierung des Gebäudes, die Errichtung moderner Labore sowie in die Schaffung neuer Arbeitsplätze investiert. Das Unternehmen Cerner, das mit Krankenhausinformationssystemen IT-Lösungen für den Gesundheitsmarkt anbietet, hat seine Deutschlandstandorte nach Berlin konsolidiert und wird hier in den nächsten Jahren weitere neue und hochqualifizierte Arbeitsplätze schaffen. Ein Großteil der Aktivitäten und Veranstaltungen im Cluster Gesundheitswirtschaft konzentrierte sich 2021 pandemiebedingt auf den digitalen Raum. Im Handlungsfeld Life Sciences und Technologien konnten rund 1.600 Menschen aus 52 Ländern die traditionelle Bionnale im Live-Stream verfolgen und u.a. Sessions zu Biotech/Pharma, Digital Health, Medizintechnik und Bioökonomie sowie einen Cooperation- und Venture-Track erleben oder auch am digitalen Matchmaking teilnehmen. Der – ebenfalls virtuelle – Treffpunkt Medizintechnik stand 2021 unter der Überschrift „Neue Materialien, neue Verfahren, neue Herausforderungen“ und wurde mit Unterstützung von Partnern wie Medical goes Additive, ThiM-Netzwerk, Composites United und INAM realisiert. Flankiert wurde er von zwei Satellitenveranstaltungen zu den Themen „Künstliche Intelligenz in der Bildgebung“ sowie „Trends in der Zahnmedizin“. Die Therapie des Glioblastoms, eines aggressiven Gehirntumors, stellt eine große Herausforderung dar – nach der Behandlung sterben in den ersten zwei Jahren nach der Diagnose noch immer 70 % der Patientinnen und Patienten. Im Rahmen des GLIOTAR-Projekts soll ein innovatives Konzept radiopharmazeutischer theranostischer Arzneistoffe entwickelt werden, die erst im Körper in die eigentliche Wirkform umgewandelt werden und dort ihre Strahlenwirkung entfalten. Es handelt sich um ein Kooperationsprojekt von FU Berlin, Charité – Universitätsmedizin Berlin, EPO Experimentelle Pharmakologie & Onkologie Berlin-Buch GmbH, CHIRACON GmbH und ConsulTech Technologieberatung GmbH. III. Wirtschaft Im Handlungsfeld Innovative Versorgung dominierten auch in diesem Jahr die Themenkomplexe „Digitalisierung im Gesundheitswesen“ und „Fachkräfte“; die entsprechenden Veranstaltungen fanden auch hier digital statt. Dem Themenfeld der Digitalisierung in der Pflege widmeten sich der Fachtag Pflege 4.0 und das Barcamp HealthIT. Während Ersteres über Möglichkeiten einer frühzeitigeren zielgerichteten Vernetzung von Pflegepraxis, Wissenschaft und Wirtschaft diskutierte, wurde in Letzterem eine Vielzahl von Themen vorgestellt und diskutiert – von der „Sturzerkennung im Bereich Ambient Assisted Living“ über „KI-basierte digitale Pflegeberater“ bis hin zur „Healthcare Plattform zum Remote Monitoring von Patienten“. Die Zukunftswerkstatt Innovative Versorgung stand 2021 unter der Überschrift „Zukunft der Schlaganfallversorgung: länderübergreifend, transsektoral, interprofessionell“. Im Ergebnis wurde ein Thesenpapier zu Notwendigkeiten und Möglichkeiten der Optimierung der Schlaganfallversorgung in der Region veröffentlicht. Auf dem virtuellen 3. Berliner Gesundheit-Berufe-Tag diskutierten über 40 Auszubildende und Studierende der Gesundheitsfachberufe unter den Schlagworten „Gemeinsam. Gesund. Digital.“ . Im Fokus standen die Themen: Digitalisierung in den Ausbildungen/Digitales Lernen in Schule und Praxis; Arbeit im digitalen Wandel; Digitalisierung im Arbeitsalltag – Chancen und Nutzen. Das „Haus der Zukunft am ukb Berlin“ vereint unter seinem Dach das ukb-eigene Zentrum für Notfalltraining, das Smart Living and Health Center (SLHC) und einen Modellpflegestützpunkt in Trägerschaft des Landes Berlin und der AOK Nordost – die Gesundheitskasse. Das Haus steht für wegweisende Innovationen bei medizinischer Ausbildung und Versorgung sowie für richtungsweisende Konzepte zur Gestaltung eines selbstbestimmten Lebens von Menschen mit Beeinträchtigungen. So werden im SLHC technologische Lösungen vorgestellt und erlebbar gemacht, die Menschen trotz geistiger und körperlicher Einschränkungen ein würdevolles Leben und Wohnen in den eigenen vier Wänden ermöglichen. In einem weiteren Bereich finden regelmäßig wechselnde Ausstellungen statt. Projekt HEALTH-X-dataLOFT Mitte 2021 wurden die Gewinnerkonsortien für den vom Bundeswirtschaftsministerium ausgerichteten GAIA-X Förderwettbewerb bekannt gegeben. Die Vorhaben demonstrieren erfolgreich die wirtschaftliche Umsetz- und Nutzbarkeit digitaler Technologien und Anwendungen von GAIA-X. Im Gesundheitswesen ist das Konsortium „HEALTH-X dataLOFT: Legitimierter, Offener und Föderierter Gesundheitsdatenraum in GAIA-X“ mit Partnern aus Berlin und Brandenburg und mit Konsortialführung der Charité-Universitätsmedizin Berlin unter den Gewinnern. Mit dataLOFT sollen Bürgerinnen und Bürger in den Fokus der Bereitstellung, Nutzung und Kontrolle der eigenen Gesundheitsdaten gerückt werden. Ziel ist die Entwicklung von transparenten cloudbasierten Anwendungen in hochrelevanten Gebieten der Gesundheitsversorgung gemäß GAIA-X Standards. Für die Vernetzung der Gesundheitsbereiche und die integrative Datennutzung sollen Konzepte der Medizininformatik-Initiative sowie rechtsverbindliche Gematik-Standards und Lösungen der Telematik-Infrastruktur eingebunden werden. Über beide Handlungsfelder hinweg wurden die 2020 initiierten Veranstaltungsreihen „Meet & Apply“ (zur Vorstellung von Förderprogrammen und Vernetzung potenzieller Antragsteller) und „Cluster meets“ (zur Vorstellung und Diskussion neuer Themen und Projekte) fortgesetzt. Weitere spannende Entwicklungen im Cluster zeichnen sich ab: So haben das Land Berlin, die Charité und die Bayer AG ein Memorandum of Understandig zur Gründung eines Zentrums für Translation im Bereich der Gen- und Zelltherapien unterzeichnet. Ziel dieses Hochtechnologievorhabens ist die noch bessere Nutzung des gesundheitspolitischen und wirtschaftlichen Potenzials von Gen- und Zelltherapien. 25 III. Wirtschaft III.1.2 Cluster IKT, Medien und Kreativwirtschaft • • • 244.891 Beschäftigte in Berlin (Hauptstadtregion:300.863) 45.506 Unternehmen in Berlin (Hauptstadtregion:55.508) 34,20 Mrd. Euro Umsatz in Berlin (Hauptstadtregion:40,49 Mrd. Euro) Das Cluster IKT, Medien und Kreativwirtschaft (IMK) zeichnet sich durch eine große thematische Breite aus: Von Medienunternehmen, Verlagen, Werbeagenturen über Animations- und Designstudios bis hin zu Telekommunikationsunternehmen, Games- und Softwareentwicklerinnen und -entwicklern. Sie alle stehen für Innovation und Kreativität, neue Technologien, intelligente Vernetzung, ein deutliches Bewusstsein für Nachhaltigkeit und vor allem für das zentrale Thema Digitalisierung. Die Unternehmen des Clusters sind wesentliche Treiber der digitalen Transformation und gleichzeitig führende Anwender neuer digitaler Lösungen am Standort. Sie leisten im Zusammenspiel mit E-Commerce, Banking, Gesundheitswirtschaft, Mobilität, Energie und weit darüber hinaus einen entscheidenden Beitrag für die Wettbewerbsfähigkeit Berlins. Die Berliner Wirtschafts- und Innovationspolitik treibt den digitalen Wandel nahezu aller Branchen gezielt voran. Dazu gehören Maßnahmen zur branchenübergreifenden Vernetzung des Clusters IMK mit anderen Innovationsfeldern Berlins (Gesundheit, Logistik und Mobilität, Energie, Industrie u.a.) ebenso wie die Kooperationsanbahnung zwischen Startups und etablierten Unternehmen, das Sichtbarmachen innovativer Akteure und das Auszeichnen zukunftsweisender Lösungen. Gerade an den interdisziplinären Schnittstellen unterschiedlicher Branchen entstehen in Berlin zahlreiche neue Produkte, Prozesse, Anwendungen und Geschäftsmodelle. Der Einsatz innovativer Technologien der Digital- und Kreativwirtschaft – ob Künstliche Intelligenz, Blockchain, User Experience (UX), Gamification, Smart Data, Internet of Things, Wearables oder Virtual und Augmented Reality – bestimmt die Zukunftsfähigkeit der Branchen. Die Teilmärkte der Kreativwirtschaft sind digitaler geworden. Bereiche wie Fashion Tech, Music Tech und Digitale Filmproduktion haben sich zu relevanten Wirtschaftsfeldern entwickelt. Das Thema Digital Security gewinnt weiter an Bedeutung. Virtual Reality hat den Schritt vom Unterhaltungsmedium in die industrielle Anwendung geschafft. Die Innovationsfelder Künstliche Intelligenz und Blockchain konnten erfolgreich in der Clusterarbeit etabliert werden. Digitalwirtschaft und das Startup Ökosystem sind ein zentraler Erfolgsfaktor des Wirtschaftsstandorts Berlin. Die Digitalbranche erwirtschaftete knapp 18 % des Berliner Wirtschaftswachstums der letzten sieben Jahre. Berlin zählt zu den Spitzenstandorten für Digital-Gründungen und für Deep Tech. Inzwischen erfolgt jede achte deutsche Digital-Gründung in Berlin. Die Stärken der Berliner Startups liegen auf SaaS-Lö- 26 Die COVID-19-Pandemie beeinträchtigt alle Bereiche des Clusters IMK deutlich. Eher mild betroffen ist die IKT-Wirtschaft aufgrund ihres hohen Ausstattungsgrades an Home-Office-Arbeitsplätzen, aber auch aufgrund der durchschnittlich eher größeren Unternehmen. Die Kreativ- und Medienwirtschaft hingegen, die 20 % der Berliner Wirtschaft ausmacht, ist aufgrund abgesagter Veranstaltungen, Messen, Konzerte, geschlossener Kinos, Clubs, Musikspielstätten, privater Museen und der dadurch wegbrechenden Umsätze und Werbeeinnahmen durch die COVID-19-Pandemie besonders betroffen. Im Cluster IMK arbeiten zudem rund 100.000 Soloselbstständige, die oftmals nicht über ausreichend finanzielle Rücklagen verfügen. Zur Abmilderung der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie haben Bund und Länder zahlreiche Soforthilfeprogramme (Zuschüsse sowie Darlehensprogramme) aufgelegt. Im Vergleich zum IKT-Bereich werden einige Teilmärkte der Kreativ- und Medienwirtschaft voraussichtlich länger brauchen, um das wirtschaftliche Niveau der Vor-Pandemie-Zeit wiederzuerlangen. Die hohe Digitalisierungsrate der Unternehmen des Clusters, die verstärkte Nachfrage nach digitalen Lösungen sowie die ausgeprägte Innovationskraft gibt den Unternehmen jedoch eine gute Perspektive, um eine zügige Verbesserung der erfolgten Umsatz- und Beschäftigungsrückgänge zu erzielen. sungen, Onlineplattformen, Künstlicher Intelligenz, Blockchain, FinTech und zunehmend auf Sharing Economy, Sustainable Solutions, Social und Impact Tech. Startups sind der am schnellsten wachsende Sektor der Stadt. Jeder sechste neue Job in Berlin entsteht aktuell in der Digitalwirtschaft. Hinzu kommen über 100 private und öffentliche Innovationslabore, Gründungszentren, Acceleratoren und Inkubatoren sowie ebenso viele Coworking Spaces, in denen Gründerinnen und Gründer, Kreative und Selbstständige ihre innovativen Geschäftsideen vorantreiben. Mit Förderwettbewerben wie dem Deep Tech Award oder dem Berliner Verlagspreis unterstützt die Wirtschaftsverwaltung im Rahmen der Landesinitiative Projekt Zukunft seit über zehn Jahren die digitale Transformation, kreative Vielfalt und clusterübergreifende Innovation. Inzwischen werden auch Handlungsfelder der globalen Nachhaltigkeitsstrategie bewusst adressiert. Diese Wettbewerbe fördern zukunftsweisende Lösungen aus Berlin bei Umsetzung, Wachstum und Vermarktung. Sie stärken Gründerinnen und Gründer ebenso wie den Berliner Mittelstand, ermöglichen den Aufbau wichtiger Allianzen zwischen Old und New Economy und forcieren den interdisziplinären Wissens- und Innovationstransfer. Mithilfe des Programms für Internationalisierung (PfI) des Landes (Förderung der Teilnahme an Messen, Ausstellungen, Kongressen, III. Wirtschaft Börsen, Modenschauen und Showrooms) wird die Sichtbarkeit von Berliner Unternehmen im In- und Ausland gefördert. Die zahlreichen Gemeinschaftspräsentationen helfen, neue Märkte zu erschließen und zusätzliche Auftraggeber zu akquirieren. Erfolgreiche Beispiele gemeinschaftlicher Messeauftritte reichen von Showrooms mit Berliner Modelabels bei der Paris Fashion Week bis hin zu Präsentationen bei der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas, dem Mobile World Congress (MWC) in Barcelona, dem Web Summit in Lissabon oder der gamescom und der dmexco in Köln. Wegen der pandemiebedingten Einschränkungen von Präsenzveranstaltungen wurden einige Gemeinschaftspräsentationen in Digitalformate umgewandelt. Darüber hinaus werden im Rahmen des PfI internationale Vernetzungsaktivitäten gefördert, darunter auch ein länderübergreifendes Branchennetzwerk mit dem Fokus Games und interaktive Medien (games:net Berlin Europe), eines für Design- und Green-Tech-Unternehmen (Cooperation Network Berlin China) und eines im Bereich Deep Tech (Deep Tech Hub Polen & Russland). Insbesondere die „Leuchtturmveranstaltungen“ im Kreativund Medienbereich tragen zur medialen Sichtbarkeit der Hauptstadtregion bei, viele davon mit Förderung des Landes. Vor der Pandemie erreichte das Gallery Weekend rund 35.000 Besucherinnen und Besucher mit einem hohen Anteil von Besuchern aus dem Ausland. Die jährlich im September stattfindende Berlin Art Week verzeichnete über 100.000 Besucherinnen und Besucher. Zusätzlich war die Berlinale mit über 20.000 Besucherinnen und Besuchern ein Publikumsmagnet. Steigende Besucherzahlen verzeichneten auch Events der Games-Branche, darunter die E-Sport-Veranstaltungen u.a. in der Mercedes-Benz Arena. Viele Konferenzen und Formate fanden während der Pandemie als digitale Ausgabe oder als Hybridformat statt. Um die Berliner Innovationskraft zu steigern, spielt auch die Unterstützung von Diversität und Frauen eine zentrale Rolle. Besonders wichtig ist dies in den männerdominierten Digital-, Tech- und Startup-Szenen – denn gemischte Teams sind für eine zukunftsfähige Wirtschaft unerlässlich. In Berlin sind rund 180 Fraueninitiativen aktiv, die sich allein im Cluster IMK für mehr Sichtbarkeit, Vernetzung, Empowerment und Professionalisierung einsetzen. Die Anzahl dieser Initiativen hat sich seit 2016 versechsfacht, deren Angebote sind deutlich ausdifferenziert: inzwischen existieren nicht mehr nur Netzwerke, Mentoring-Programme und Gründungszentren für Frauen, sondern auch frauenspezifische Coworking Spaces, Acceleratoren, Job-Börsen, Online-Magazine, Wettbewerbe, Investmentangebote sowie Angebote mit spezifischem Branchenfokus, u.a. für Frauen in Musik, Mode, Blockchain oder Filmwirtschaft. Einige Initiativen beziehen mittlerweile auch weitere Diversitätsdimensionen ein und adressieren gezielt Frauen mit Migrationsbiografie, People of Color und LGBTQ*. Die Wirtschaftsverwaltung setzte 2021/2022 verschiedene Formate zur Unterstützung von Gründerinnen, weiblichen Talenten und Führungsfrauen im Cluster IMK fort. Die Bestandsaufnahme „BERLIN: WOMEN EMPOWERMENT: Initiativen für Female Entre- preneurship und Frauen* in Digital-, Medien- und Kreativwirtschaft in Berlin“, die die zahlreichen Initiativen für Female Empowerment und Female Entrepreneurship in Berlin sichtbar macht (zu finden bei Projekt Zukunft) ist ein wesentlicher Baustein. Das internationale Austauschprojekt „Female Entrepreneurship in Berlin and India“ wurde fortgeführt und das Berlin Startup Stipendium um den Schwerpunkt „Women in Tech“ erweitert. Darüber hinaus kooperiert die Wirtschaftsverwaltung mit wesentlichen Akteuren des Berliner Startup Ökosystems im Rahmen der Diversitäts-AG, um Berlins als Gründungshauptstadt auch im Hinblick auf Diversität gut aufzustellen. Die Berliner Verlagsbranche war stark durch die Corona-Pandemie betroffen. Veranstaltungen und Messen wurden abgesagt, die Sichtbarkeit von Büchern war dadurch eingeschränkt. Die Einführung von digitalen Formaten konnte dies nur teilweise ausgleichen, sodass die Umsätze von Verlagen, im stationären Buchhandel und von Autorinnen und Autoren gesunken sind. Als Folge haben viele Verlage ihre Programme gekürzt oder Neuerscheinungen verschoben. In Berlin sind überwiegend kleine unabhängige Publikumsverlage ansässig, die sich durch ein herausragendes Programm und verlegerisches Engagement auszeichnen. Um die ambitionierte Arbeit dieser Verlage in besonderer Weise zu würdigen, verleiht die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Kultur und Europa seit 2018 den Berliner Verlagspreis. Vergeben werden ein Großer Berliner Verlagspreis und zwei Berliner Verlagspreise, dotiert mit insgesamt 68.000 €. In 2021 wurden der „Secession Verlag“ mit dem Großen Berliner Verlagspreis sowie der „Verlag Das kulturelle Gedächtnis“ und das „Verlagshaus Jacoby Stuart“ mit dem Berliner Verlagspreis ausgezeichnet. Berlin ist ein internationaler Wissenschaftsstandort mit renommierten Wissenschafts- und Fachverlagen. Um die Rolle dieser Verlage für die Vermittlung von Forschungsergebnissen sichtbar zu machen, wurde 2020 die Initiative BRAIN & BOOKS gestartet. Auf der Pop-up-Messe können sich Wissenschafts-Interessierte, Studierende und Leserinnen und Leser über die Arbeit der Berliner Wissenschafts- und Fachverlage informieren. Die Digitalisierung verändert den Buchmarkt auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette. Zu diesem Thema findet seit 2016 jährlich der Fachkongress future!publish statt, der mit rund 300 Teilnehmenden als größter der Buchbranche gilt. Die Schwerpunkte liegen beim elektronischen Publizieren, Neuentwicklungen für das operative Geschäft sowie auf innovativen Marketing- und Verkaufsstrategien. Die Berliner Games-Industrie bietet mit rund 200 Games-Studios, Publishern, Dienstleistern, Verbänden und speziellen Ausbildungsstätten den vielfältigsten Games-Standort in Deutschland. Games-Unternehmen sind Innovationstreiber. Dementsprechend nutzt die Berliner Games-Branche die Wirtschaftsund Innovationsförderprogramme des Landes (u.a. GRW, VC 27 III. Wirtschaft Jeanine Koch Vorstandsvorsitzende medianet berlinbrandenburg e.V. 1. Seit Anfang 2021 sind Sie Vorstandsvorsitzende des medianet berlinbrandenburg – ein Start mitten in der Pandemie. Was war in diesem Kontext für Sie die größte Herausforderung? Die größten Herausforderungen waren auf jeden Fall, unsere zahlreichen und vielfältigen Mitgliedsunternehmen, Förderer und Partner persönlich kennenzulernen. Ich habe zwar unzählige Video-Calls geführt und wir haben eine Vielzahl unserer Events im Digitalen umgesetzt und sogar ganz neue digitale Formate entwickelt, aber nichts geht über den persönlichen Austausch von Angesicht zu Angesicht. Auch mein großartiges Team habe ich erst ein dreiviertel Jahr später das erste Mal komplett in 3-D – also im echten Leben – getroffen. Das war schon eine spezielle Zeit zu Beginn. Einiges an Kennenlernen und Vernetzungen konnte ich in der Zwischenzeit nachholen, aber wir hoffen sehr, dass wir ohne große Beschränkungen auch durch die nächsten herbstlichen Monate kommen werden, denn wir haben noch viel vor! 2. Sicherlich haben Sie eine ganze Reihe von Ideen zur Weiterentwicklung von medianet – welche davon liegt Ihnen ganz besonders am Herzen? Hier ist es schwer, nur eine zu nennen: Wir wollen als Netzwerk unbedingt die Verbindung von Wirtschaft und Politik Fonds, ProFIT, Innovationsassistent, GründungsBonus) mehr denn je. Das Berliner Games-Ökosystem besteht aus hier gegründeten und neu hinzugezogenen Branchengrößen (u.a. die AAA-Studios Yager, King und Blue Byte/Ubisoft). Fest verankert ist eine stetig wachsende internationale Mobile-Games-Szene (Wooga, WARGAMING, BoomByte Games, Huuuge Games, Voodoo, Kolibri Games). Darüber hinaus ist die komplette Bandbreite an Dienstleistern (z.B. MoGi Group, etermax, paymentwall), spezialisierten Anwalts- und Steuerberaterkanzleien sowie PR-Agenturen (z.B. Freaks4You Gaming, INSTINCT3, visi. bi) in Berlin ansässig. Mit G2 ESPORTS eröffnete 2019 eines der weltweit führenden E-Sport-Teams sein neues Hauptquartier am Potsdamer Platz. Seit dem Frühjahr 2020 ist das neue E-Sport Zentrum „LVL“ am Checkpoint Charly fertiggestellt. Riot und StarLadder produzieren in zwei professionellen Studios die Livestreams für Top-E-Sport-Ligen. Sie gehören inzwischen 28 ausbauen, die wachsende Digitalbranche in der Hauptstadtregion weiter stärken und neue digitale und analoge Plattformen schaffen. Seit meinem Einstieg haben wir das medianet intern und extern neu strukturiert und dazu eine neue Corporate Identity entwickelt. Themen wie Nachhaltigkeit, Diversität und Inklusion stehen bei all unseren Aktivitäten im Fokus. Zudem ist es wichtig, krisenresistente Möglichkeiten der Vernetzung und Sichtbarkeit für die Mitgliedsunternehmen anbieten zu können. Deshalb bauen wir aktuell eine Mitglieder-App, die veranstaltungsunabhängige Vernetzungsmöglichkeiten bietet. Außerdem haben wir den Podcast „The Medium is the Message“ für die Berlin-Brandenburger Medien-, Kreativ- und Digitalwirtschaft ins Leben gerufen, den ich hoste, um hier den Stimmen der Branchen noch mehr Unterstützung zu geben. Aktuell planen wir außerdem ein größeres Festival für November, bei dem es um die Bekämpfung des eklatanten Fachkräftemangels geht – dazu wird man demnächst noch mehr von uns hören. 3. Auf Ihrer Homepage bezeichnen Sie sich selbst als „echte Berliner Pflanze“. Was sind die drei wesentlichen Bestimmungsmerkmale eines solchen Gewächses? Haha, also in meinem Fall bin ich schlichtweg gebürtige Berlinerin und man sagt ja – vor allem in Berlin – dass das eine aussterbende Spezies sei. Ansonsten denke ich, steht diese Bezeichnung auch für kreatives, freies und unabhängiges Denken. Und sicherlich auch für jede Menge Gestaltungswillen und Mut verrückte Ideen auch tatsächlich umzusetzen. Einfach mal machen, eben! Fun Fact, einen grünen Daumen habe ich jedoch nicht unbedingt. Ich habe es zuletzt immer mal wieder mit Kakteen probiert, das war aber leider auch noch nicht die optimale Lösung. ebenso zum E-Sport- und Gaming-Standort Berlin, wie arenenfüllende Großevents. Bestens vernetzt wird die hiesige Games-Branche durch das games:net berlinbrandenburg, eine Initiative des medianet berlinbrandenbrug e.V., welches u.a. auch den gemeinsamen Länderauftritt von Berlin und Brandenburg auf der gamescom umsetzt. Die Standortmarketingkampagne gamescapital.berlin hat zum Ziel, den hiesigen Standort international noch sichtbarer zu machen. Für internationale Sichtbarkeit und Vernetzung der gamescapital.berlin sorgt das länderübergreifende Netzwerk games:net Berlin Europe gefördert im Rahmen des Programms für Internationalisierung. Die virtuelle Filmproduktion ist eine hochinnovative Industrie in Berlin. Durch die fast vollständige Digitalisierung aller Produktionsschritte – vom Dreh bis zur Postproduktion, durch Technologien wie die Greenscreens oder volumetrische Stu- III. Wirtschaft dios – hat auch die digitale Bildgestaltung ihren Einzug in die Filmproduktion gehalten. Dabei werden ähnliche Programme benutzt wie in der Games-Branche, um komplette virtuelle Welten zu gestalten. Das Land Berlin hat im August 2020 ein branchenspezifisches Förderprogramm (digitale Filmproduktion) gestartet, um Visual Effects, Computer Generated Imagery und Animationen am Standort zu stärken. Die Pandemiejahre 2020/ 2021 haben die Berliner Musikwirtschaft vor besondere Herausforderungen gestellt. Nach wie vor am stärksten betroffen waren die Teilbereiche Clubs und Veranstaltungen. Clubs befanden sich dauerhaft vor im Lockdown, Öffnungsperspektiven waren nicht absehbar. Konzerte und Festivals fanden außerhalb der Lockdowns nur als Open-Air Veranstaltungen mit reduzierten Besucherzahlen statt, im in-door-Bereich war die Durchführung von Veranstaltungen aufgrund der Personenobergrenzen wirtschaftlich häufig nicht umsetzbar. Zwar wurde in den Sommermonaten die pandemiebezogene Kontaktbeschränkung gelockert und die Durchführung von Veranstaltungen erleichtert. Trotzdem war das gesamte Jahr 2021 für viele Branchensegmente geprägt von großen Unsicherheiten und wechselnden Einschränkungen Vorrangiges Ziel war es daher, das wirtschaftliche Überleben der Unternehmen durch Sofort- und Überbrückungshilfen von Bund und Ländern zu sichern. Darüber hinaus unterstützt die Wirtschaftsverwaltung insbesondere die Netzwerke der Musikwirtschaft durch Projekteförderung und -finanzierung, um die Musikszene in Berlin zu erhalten. Das international ausgerichtete Konferenz-Format MOST WANTED: MUSIC konnte ebenso wie die Konferenzreihe „Stadt Nach Acht“ zur Nachtökonomie und zum Nachtleben 2021 live durchgeführt werden. Die Möglichkeit, sich wieder physisch zu treffen, wurde als essenziell wahrgenommen, um den Zusammenhalt innerhalb der Branche auch über Deutschland hinaus nach den pandemie-geprägten Monaten zu stärken. Darüber hinaus finanzierte die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe das Projekt „Begleitung, Beratung und Monitoring der schrittweisen Wiedereröffnung der Clubs unter Berücksichtigung der Auswirkungen durch COVID-19“. Um die Clubkultur für den Neustart nach der Pandemie zu befähigen, wurde ein Begleitprogramm zur Vorbereitung und zur Durchführung der Wiedereröffnung entwickelt. Auch 2021 wurde das Schallschutzprogramm für Clubs und Musikspielstätten weitergeführt. Übergeordnetes Ziel ist es, die Berliner Clubkultur durch die Förderung von Lärmschutzmaßnahmen zu erhalten. In 2021 wurden rund 520.000 € an zwölf Unternehmen ausgereicht. Für den Doppelhaushalt 2022/23 wurden Mittel in Höhe von 500.000 € beantragt. Die langfristig ausgerichtete Strategie zur Sicherung der Clubszene und Musikwirtschaft in Berlin wird mit der Kombination verschiedenster Maßnahmen weitergeführt. Am 14. März 2022 haben die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey und Wirtschaftssenator Stephan Schwarz im Rahmen der konstituierenden Sitzung des Lenkungskreises zusammen mit weiteren Vertreterinnen und Vertretern des Landes Berlin und der Telekommunikationswirtschaft eine „Erklärung zur gemeinsamen Umsetzung der Gigabit-Strategie“ unterzeichnet. Diese vereinbart das gemeinsame Vorgehen und die enge Zusammenarbeit aller beteiligten Akteurinnen und Akteure bei der Umsetzung der beschlossenen Gigabit-Strategie des Landes Berlin. Mit der Erklärung verständigen sich alle für die Umsetzung der Gigabit-Strategie relevanten Akteurinnen und Akteure darauf, gemeinsam auf die Erreichung der Strategieziele hinzuarbeiten, Ausbauhemmnisse zu beseitigen und den eigenwirtschaftlichen Gigabitausbau der Telekommunikationsunternehmen durch investitionsfreundliche Rahmenbedingungen voranzutreiben. Hinsichtlich der drängendsten Herausforderungen sowohl im Bereich der leitungsgebundenen Anschlüsse als auch des 5G-Mobilfunkausbaus wurden Maßnahmen identifiziert und priorisiert, die nunmehr durch die Fachebene umgesetzt werden. Federführend für das Land Berlin treibt die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe in koordinierender Funktion den Gigabitausbau voran. Den Grundstein für die „Gigabit-Hauptstadt Berlin“ hatte der Berliner Senat mit Beschluss der Gigabit-Strategie bereits am 15. Juni 2021 gelegt. Als langfristiges Ziel (bis 2030) definiert die Strategie eine flächendeckende Glasfaserversorgung Berlins auf Basis von FTTB/H (Glasfaserleitung bis zum Gebäude bzw. bis zur Wohnung des Kunden) sowie mittelfristig (bis 2025) die Umsetzung einer vollständigen 5G-Mobilfunkversorgung. Die Gigabit-Strategie setzt dabei in erster Linie auf den eigenwirtschaftlichen Ausbau der Telekommunikationsunternehmen, der durch die Berliner Verwaltungsressorts ganzheitlich unterstützt und koordiniert wird. Bereits zum zweiten Mal veranstaltete BerChain e.V. gemeinsam mit Berlin Partner und dem Cluster IKT, Medien und Kreativwirtschaft vom 29.11. bis 03.12.2021 die Blockchain-in-Use Conference. In diesem Rahmen wurden die neuesten Use Cases vorgestellt und aktuelle Herausforderungen diskutiert. Im Anschluss an die Konferenz wurde ein Blockchain Standortfilm produziert. Das verwaltungsübergreifende Projekt „Blockchain-basierte, digitale Schulzeugnisse für das Land Berlin“ wurde in der Kategorie „Innovativer Service für Bürgerinnen und Bürger und Kundinnen und Kunden“ mit dem Berliner Verwaltungspreis 2021 ausgezeichnet. Ein weiteres Schwerpunktthema des Clusters ist das Technologiefeld Künstliche Intelligenz (KI). Regelmäßig werden vielfältige Veranstaltungen und Meetups organisiert sowie andere Veranstaltungen des KI-Ökosystems unterstützt. 2021 wurde die in Berlin etablierte Standort-Kampagne für Künstliche In- 29 III. Wirtschaft telligenz weiter ausgebaut. Die Website www.ki-berlin.de informiert über neue Entwicklungen und Ereignisse, präsentiert Best-Practice-Beispiele und gibt der KI-Community ein Gesicht. Ziel ist es, Technologieunternehmen, Startups, Forschungseinrichtungen sowie Talente auf einer Plattform zu verbinden und Berlin als KI-Standort sichtbar zu machen und weiter zu stärken. In Kooperation mit Berlin Partner werden außerdem Antragswerkstätten organisiert, um interessierte Unternehmen und Forschungseinrichtungen über Förderprogramme zu informieren und zu beraten. Berlin ist eine IoT-Hochburg in Deutschland und Sitz des IoTHubs (de:hub IoT) der Digital Hub Initiative. Um Verbindlichkeit zu schaffen, wurde der Hub im Jahr 2020 als Verein notariell eingetragen. Das Business Netzwerk startete mit sieben Gründungsmitgliedern und wuchs 2021 auf mehr als 30 Mitglieder an. Der de:hub IoT wird durch ein heterogenes Konsortium von Unternehmen, Startups, Hochschuleinrichtungen und Company Buildern geführt und stärkt die Zugänglichkeit und Sichtbarkeit des Themenfeldes Internet of Things. Das Thema Datensicherheit im speziellen bzw. Cybersicherheit im Ganzen ist ein wesentlicher Faktor für den Wirtschaftsund Innovationsstandort Berlin. Zum einen ist der Schutz von Patenten oder Forschungsinformationen von besonderer Bedeutung, zum anderen können Diebstahl oder Manipulation von Kunden- und Unternehmensdaten die geschäftliche Existenz gefährden. IT-Sicherheit steht bereits seit 2002 im Fokus des IKT-Clusters und wurde in der 2019 überarbeiteten Inno- Die Verleihung des Deep Tech Awards hat sich erfolgreich als jährlich stattfindendes Highlight der Berliner Tech Szene etabliert. 2021 wurde der Preis bereits zum fünften Mal im Rahmen der Landesinitiative Projekt Zukunft und dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung durch die Wirtschaftsverwaltung verliehen. Durch die Preisverleihung und die Bekanntmachung der erfolgreichen und innovativen Deep Tech-Unternehmen wird Berlin als IKT-Standort gestärkt und gefördert. Die Preisträger des Deep-Tech-Awards 2021 waren: • • • • • Staex GmbH (IoT/Industrie 4.0) Twincler GmbH (IT-Security) Nostos Genomics GmbH (KI) Skytale GmbH (Blockchain) Visseiro GmbH (Social/Sustainable Tech) In 2022 gingen die Preise des Deep-Tech Awards an folgende Unternehmen: • • • • • 30 mmicropsi (IoT/Industrie 4.0) iindustries GmbH (IT-Security) Verimi GmbH (KI) NIA HEALTH GmbH (Blockchain) $STYLE.Protocol (Social/Sustainable Tech). vationsstrategie von Berlin und Brandenburg (innoBB 2025) festgeschrieben. Ziel der Clusterarbeit ist es, die projektbezogene Zusammenarbeit von Anwenderbranchen und IT-Sicherheitsexpertinnen und -experten zu stärken und den Wissens-, Kompetenz- und Technologietransfer zu unterstützen. 2021 wurden beispielsweise Antragswerkstätten zu Gaia-X durchgeführt, darüber hinaus wurde das Thema digitale Souveränität behandelt. Seitens der Digitalagentur wird seit März 2022 erstmalig ein Service angeboten, der den Berliner Unternehmen Unterstützung und Orientierung im Falle eines Cyberangriffs bietet. Die Aufbauphase der im ersten Halbjahr 2020 gegründeten DAB Digitalagentur Berlin GmbH wurde erfolgreich abgeschlossen. Seitdem wurden zahlreiche Workshops und Informationsveranstaltungen zu relevanten IT-Themen angeboten. Als erstes Leuchtturmprojekt wird 2022 die Cyberhotline in Kooperation mit it’s.BB (Netzwerk für IT-Sicherheit in der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg) erprobt. Fortschritte gab es 2021 auch im Bereich Open Data im Land Berlin. Das gemeinsam von der Senatswirtschaftsverwaltung und dem Einstein Center Digital Future durchgeführte „Berlin Water Hackathon – Mit Open Data nachhaltige Wassersysteme schaffen“ fand im Januar 2021 statt. In einem zweitägigen Hackathon haben sich Studierende und Fachleute aus dem Bereich Datenwissenschaft zusammengeschlossen, um auf Basis offener Verwaltungsdaten aus dem Wasserportal digitale Lösungen für die Gestaltung städtischer Grünanlagen und für eine bessere Transparenz des Berliner Wassersystems und eines Regenwasserspeichernetzes zu entwickeln. 2021 hat die Senatswirtschaftsverwaltung mit der Open Data Informationsstelle „Berlins Kerndatensätze“ veröffentlicht. Kerndatensätze sind Datensätze, deren offene Bereitstellung ein großes Weiterverwendungspotenzial birgt, da sie für die Stadtgesellschaft Berlins besonders interessant sind. Eine Auswahl von über 103 Kerndatensätzen wurde mit Expertinnen und Experten aus Verwaltung, Community und Wirtschaft abgestimmt und priorisiert. Im Rahmen der Open Data Berlin Initiative wurde gemeinsam mit dem Bezirk Tempelhof-Schöneberg im Wahljahr 2021 ein Prototyp „Wahlbezirkeeditor“ entwickelt, der im Oktober 2021 mit dem Berliner Verwaltungspreis ausgezeichnet wurde. Der Prototyp erleichtert den Prozess der Abgrenzung von Wahlbezirken in den Berliner Bezirken, indem er Vorschläge für mögliche Zuschnitte von Wahlkreisen automatisch generiert. Im März 2021 wurde die von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe in Auftrag gegebene Studie „Datenökonomie“ von der Technologiestiftung Berlin (TSB) veröffentlicht. Mit dieser Studie wurde analysiert, inwiefern Daten der Verwaltung von der Wirtschaft für neue Geschäftsmodelle genutzt werden. Dabei wurden für Berlin zahlreiche wirtschaftliche und gesellschaftliche Potenziale für die Datenökonomie identifiziert. III. Wirtschaft Am 25. August 2021 wurde das zehnjährige Jubiläum der Konferenz „Berlin Open Data Day (BODDy)“ mit einem vortragsreichen Veranstaltungsprogramm gefeiert. Unter dem Motto „10 Jahre Open Data – Ein Blick in die Zukunft“ wurde mit Gästen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Community und Verwaltung über die bisherigen Entwicklungen und Zukunftsperspektiven der letzten zehn Jahre rund um Open Data in Berlin und darüber hinaus diskutiert. Im September 2021 wurde der digitale Open Data Lunch zum Thema „Open Data Klausel in Verträgen“ durchgeführt. Über dreißig Teilnehmende aus Verwaltung und Wirtschaft informierten sich in Vorträgen und anschließenden Diskussion darüber, welche Informationen in Verträgen mit Dritten bzgl. der Zurverfügungstellung von Daten, die im Rahmen eines Auftrages entstehen, aufgenommen werden müssen. Demnach regelt die Open Data-Verordnung die Berücksichtigung von Open Data in Verträgen mit Dritten, welche die Erhebung, Erstellung, Verarbeitung oder Nutzung von Informationen betref- fen, sodass die Behörden das Recht auf die uneingeschränkte öffentliche Bereitstellung der Informationen zur freien Weiterverwendung bekommen können. Weiterhin hat die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe die Initiative zur Anbindung der Fachverfahren an das Open Data-Portal des Landes Berlin mit API-Schnittstellen für eine automatische Veröffentlichung von großen Datensätzen im Sinne des „Open by default“ erfolgreich vorangetrieben. Es wurden das Wasserportal, die Denkmaldatenbank und die ALLRIS Systeme der zwölf Bezirksverwaltungen mit Schnittstellen an das Open Data-Portal angebunden. Ende des Jahres 2021 wurde ein Auftrag für die Durchführung eines breiten Partizipationsprozesses für die Entwicklung der neuen Open Data-Strategie an die Open Knowledge Foundation e.V. vergeben. Der Open Data -Strategieprozess ist 2022 mit einer Online-Beteiligung auf mein.berlin.de und mit den Stakeholder-Workshops erfolgreich gestartet. 31 III. Wirtschaft III.1.3 Cluster Verkehr, Mobilität und Logistik • • • 110.962 Beschäftigte in Berlin (Hauptstadtregion: 223.012) 9.599 Unternehmen in Berlin (Hauptstadtregion: 18.140) 17,64 Mrd. Euro Umsatz in Berlin (Hauptstadtregion: 33,92 Mrd. Euro) Verkehr, Mobilität und Logistik leistungsfähig zu halten und zielorientiert weiterzuentwickeln gelten als Selbstverständlichkeiten unserer modernen Gesellschaft. Aber gerade aktuell müssen sich zukunftsfähige Konzepte und Systeme zur Sicherstellung der Mobilität von Personen und Gütern an den großen gesellschaftlichen Herausforderungen wie Klima- und Gesundheitsschutz, Ressourcenschonung und Urbanisierung aber auch sich wandelnden Verabredungen messen lassen. Die während der COVID-19-Pandemie gemachten Erfahrungen und die mit den Folgen des Kriegs in der Ukraine verknüpften Herausforderungen zeigen, dass Verkehr, Mobilität und besonders Logistik dauerhafte Schlüsselrollen für die Aufrechterhaltung wichtiger Abläufe und Dienstleistungen – auch im Sinne von Versorgungssicherheit – einnehmen. Neben der Sicherung und Stärkung der regionalen Wertschöpfung besitzen dabei die Sicherstellung eines möglichst bidirektional ungehinderten Warenverkehrs und die Aufrechterhaltung eines nachhaltigen Personenverkehrs größte Bedeutung. Die Automobilindustrie beispielsweise muss neben dem anstehenden Transformationsprozess in der Antriebstechnik und der Einordnung in neue Mobilitätskonzepte nun auch die resiliente Ausgestaltung der Wertschöpfungsketten bewältigen. Für das Cluster insgesamt gilt: Zur nachhaltigen Krisenbewältigung werden technologische und geschäftsmodellbezogene Innovationen entscheidende Rollen für die Mobilitäts- und Logistiksysteme der Zukunft spielen. Dabei bleiben Verkehr, Mobilität und Logistik stets Treiber, Katalysator und Nutznießer von Innovation und Wachstum. Ein (nicht nur) für Berlin wesentlicher Aspekt ist die Notwendigkeit zur Integration der Verkehrsträger mit ihren jeweiligen Stärken und Schwächen in Gesamtkonzepte von Verkehr, Mobilität und Logistik. Die Automobil- und Zulieferindustrie sieht sich mit einer besonders komplexen Umbruchsituation konfrontiert: Die globale Klimakrise erfordert einen konsequenten Umstieg zur Elektro­ traktion, und die Digitalisierung verändert Produktentwicklung und Produktionsprozesse tiefgreifend. Darüber hinaus verändern sich Mobilitätskonzepte und -dienste – und nicht zuletzt auch Wertschöpfungsketten und deren Beteiligte. Das aktuell noch in Vorbereitung befindliche Projekt ReTraNetz BB greift diese vielschichtigen Herausforderungen auf und verfolgt das Ziel, der in der Region Berlin-Brandenburg ansässigen Automobil- und Zulieferindustrie wirkungsvolle Unterstützung bei 32 den damit verknüpften Transformationserfordernissen zu leisten. KMU und deren Beschäftigte stehen dabei besonders im Fokus der strategischen und operativen Unterstützung durch das Vorhaben. Das von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite, Wissenschaft und Politik/Verwaltung breit getragene Projekt gliedert sich in zwei aufeinander aufbauende Abschnitte: 1. Entwicklung eines zukunftsfähigen Leitbildes für die Fahrzeugindustrie in der Region und einer daran orientierten Transformationsstrategie (strategische Ebene) und 2. Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmenpaketen, die auf dieser Strategie basieren und eine möglichst konzertierte und nachhaltige Transformation der betroffenen Unternehmen in der Region Berlin-Brandenburg gewährleisten (operative Ebene). Auch in der Luft- und Raumfahrt gibt es interessante neue Anwendungen, die mit einer Vielzahl an Innovationen einhergehen. Ein besonderer Fokus liegt aktuell auf der unbemannten Mit dem Förderprogramm „Wirtschaftsnahe Elektromobilität“ (WELMO) bietet das Land Berlin seit 2018 kleinen und mittleren Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft Anreize, auf elektrisch betriebene Fahrzeuge umzusteigen. Unterstützt werden die Beschaffung und das Leasing von gewerblich genutzten, elektrisch betriebenen Fahrzeugen sowie die Errichtung von Ladeinfrastruktur im gewerblichen Umfeld. Im Fokus der Fahrzeug-Förderung stehen seitdem Nutzfahrzeuge, Klein- und Leichtfahrzeuge sowie motorisierte Zweiräder mit reinem Batteriebetrieb, mit Brennstoffzellenantrieb und Plug-In-Hybridantrieb. Ein weiterer Teil der Förderung umfasst ein Beratungsangebot zu den Schwerpunktthemen Fahrzeuge, Betriebliches Mobilitätsmanagement und Ladeinfrastruktur. Bis März 2022 wurden über 4.700 Anträge gestellt, gefördert wurden bisher rund 3.600 E-Fahrzeuge und 580 Ladepunkte. Das Förderprogramm wurde um ein Jahr bis 31.12.2023 verlängert. Das im Dezember 2020 gestartete Förderprogramm „Abbiegeassistent Berlin“ unterstützt in Berlin tätige Unternehmen sowie freiberuflich oder gemeinnützig Tätige, welche in Berlin Lkw betreiben, bei der freiwilligen Nachrüstung ihrer Bestandsfahrzeuge mit Abbiegeassistenzsystemen. Ziel der Förderung ist es, durch einen starken finanziellen Anreiz die Nachrüstung der Fahrzeuge und die Durchdringung des Fahrzeugbestands mit Abbiegeassistenzsystemen zu beschleunigen und so zu einer Erhöhung der Verkehrssicherheit im Land Berlin beizutragen. Gefördert werden die Anschaffung und der Einbau von Abbiegeassistenzsystemen in Lkws ab einer zulässigen Gesamtmasse von 3,5 Tonnen. Förderfähig sind sämtliche Systeme, die über eine Allgemeine Betriebserlaubnis des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) verfügen. Die Förderhöhe beträgt bis zu 1.500 € der Anschaffungs- und Einbaukosten je System. III. Wirtschaft Luftmobilität, also dem weiten Feld der zivilen Drohnennutzung. Nachdem im vergangenen Jahr die U-Space-Regulierung der EU verabschiedet wurde und somit der Weg für die kommerzielle Drohnennutzung frei gemacht wurde, wird nun an einer Vielzahl von Fragestellungen gearbeitet, die dieses Themenfeld begleiten. Wie können Drohnen sicher in die bestehende Infrastruktur – im Falle Berlins vordergründig im urbanen Raum – integriert werden? Wie müssen Drohnen technisch konzipiert sein, um möglichst nachhaltig, sicher und ressourcenschonend operieren zu können? In welchen Feldern finden Drohneneinsätze eine öffentliche Akzeptanz? Bearbeitet werden diese Themen aktuell in unterschiedlichen Machbarkeitsstudien und Innovationsprojekten wie z.B. dem Projekt VeBaS-UAV, in dem der Einsatz von Drohnen zur Aufbringung eines Verbiss-Schutzmittels auf Baumsetzlingen erprobt wird. Projektergebnisse und öffentlichkeitswirksame Auftritte finden hierbei beispielsweise im Rahmen der ILA und des GreenTech Festivals 2022 statt. Mit dem Ziel, insbesondere die innovativen Startups und die exzellente Wissenschaft der Hauptstadtregion noch besser in einen europäischen Kontext einzubinden, ihnen Zugänge zu Förder- und Finanzierungspartnern zu erleichtern und auch gegenseitig von den Innovationen in Wertschöpfungskooperationen und Marktzugängen zu profitieren, ist das Cluster VML dem EIT Urban Mobility als Netzwerkpartner beigetreten. Das EIT Urban Mobility ist eine Initiative des European Institute of Innovation and Technology (EIT), die dazu beitragen soll, die Lebensqualität in Städten durch Unterstützung des Wandels der (urbanen) Mobilität zu verbessern. Dafür sollen Startups, etablierte Unternehmen und wissenschaftliche Einrichtungen in den Mitgliedsstädten neue Konzepte entwickeln und in den Städten als ´Living Lab´ testen und demonstrieren. Im Oktober 2021 startete das EU-Projekt STARS – Strategic Alliances Boosting Railway SMEs. STARS entwickelt einen umfassenden Ansatz, wie in der Bahn- und Mobilitätsbranche tätige KMU von den Vorteilen der Einführung fortgeschrittener Technologien (Advanced Technologies, u.a. IoT, KI, AR/VR, Blockchain, Cloud Computing) profitieren können. Dabei werden internationale strategische Kooperationen zwischen technologieaffinen und traditionellen KMU etabliert. Hierdurch soll die Anpassungsfähigkeit der Unternehmen an das veränderte wirtschaftliche Umfeld infolge der Corona-Pandemie deutlich verbessert und deren Wettbewerbsfähigkeit im europäischen Maßstab gesteigert werden. Die Fraunhofer-Gesellschaft und Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie als Berliner Teil Elektrische Antriebssysteme für alle Arten von Fahrzeugen bleiben ein Kernthema im Cluster. Schrittweise werden dabei die hybriden Fahrzeugantriebe von den vollelektrischen Antrieben mit Speicherbatterien oder Brennstoffzellen ersetzt. Dabei wird in der post-fossilen Zukunft die Energieversorgung dieser Antriebseinheiten von der Fahrzeugart, der zu bewegenden Gütermenge/Personenzahl und dem Verkehrsweg abhängig sein. Die Lösungsangebote fallen dafür unterschiedlich aus und neue Klassen an Fahrzeugen gewinnen an Bedeutung. Innerhalb des für Berlin besonders wichtigen Startup Ökosystems bildet sich eine wachsende Community an Mobility-Startups heraus, die neben Software- auch Hardwarelösungen entwickelt. In den auf nachhaltige Mobilität Larissa Zeichhardt Geschäftsführerin LAT GmbH des Projektkonsortiums von 17 Cluster-Partnern aus neun Ländern arbeiten daran, dieses Potenzial vor allem für die Bahnbranche in der Hauptstadtregion nutzbar zu machen. gen lohnt: Im Ideenzug wird gezeigt, wie Wegzeiten komfortable zum Arbeiten oder zum Entspannen genutzt werden können. 2. Ihr Unternehmen zeichnet sich durch eine familienbewusste Personalpolitik aus. Das steigert sicherlich die Zufriedenheit Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – gleichzeitig aber auch deren Produktivität? 1. Im Rahmen des Projekts DB-IdeenzugCity, mit dem die Fahrt im Regional- und S-Bahn-Verkehr verlässlicher, komfortabler und flexibler werden soll, ist LAT verantwortlich für die Netzwerktechnik. Liegt in solchen Projekten die Zukunft des Reisens auf der Schiene? Reallabore und „Joint Innovation“ Projekte, wie der DB-Ideenzug, sind entscheidend für die Verkehrswende: Innovationen werden hier pragmatisch getestet und dadurch viel schneller Realität. Der Schienenverkehr ist nachhaltig, am Ende entscheidet aber der Fahrgast, ob sich das Umstei- Als Familienunternehmen haben wir schon immer viel Wert auf Vereinbarkeit gelegt: Prozesse digitalisiert, auf Dialog und individuelle Lösungen gesetzt. Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass Mitarbeiterzufriedenheit sich positiv auf die Produktivität auswirkt. Dazu arbeiten wir im Infrastrukturbau oft an Feiertagen und auch nachts, da muss der Ausgleich stimmen, damit wir unsere Fachkräfte halten können. 3. Kurz und knapp: Mit welchen drei Adjektiven würden Sie den Wirtschaftsstandort Berlin beschreiben? Innovativ, mutig, nachhaltig. 33 III. Wirtschaft spezialisierten Startup-Hubs wie The Drivery und MotionLab oder dem jüngst gegründeten AkkuNetz finden diese jungen Unternehmen maßgeschneiderte Einrichtungen und das passende Kooperationsumfeld vor. Gerade in den Bereichen elektrische Leichtfahrzeuge (LEV) für Letzte-Meile-Logistik und Sensorik für das automatisierte Fahren, aber auch Ladeinfrastruktur und Einbringung von grünem Wasserstoff erarbeiten Mobility Startups in Berlin fortlaufend interessante Konzeptideen für urbane Räume. Testfelder und Reallabore wachsen weiterhin in ihrer wichtigen Rolle für die Akteure der Region – für die Bewertung und das Ausrollen neuer Technologien und Geschäftsmodelle ei- 34 nerseits und für die Ausgestaltung der Rechtsrahmen andererseits. Es gilt, die nicht zuletzt aufgrund der internationalen Ausstrahlung der Stadt erzielte Attraktivität des Standorts Berlin für Reallabore der Mobilität weiterzuentwickeln, so z. B. für autonomes und vernetztes Fahren. Gute Beispiele hierfür sind das kurz vor dem Abschluss stehende Projekt Shuttles & Co., sein demnächst startendes Folgeprojekt KIS´M oder das 2021 gestartete Projekt BeIntelli. Bei all diesen Projekten erproben Konsortien aus Wirtschaft und Wissenschaft die Randbedingungen für den Einsatz von autonom fahrenden Fahrzeugen unter realitätsnahen Bedingungen, wobei sie unmittelbar auf den Erkenntnissen von Berliner Vorläuferprojekten aufbauen. III. Wirtschaft III.1.4 Cluster Optik und Photonik Berlin international als Quantentechnologiestandort sichtbar zu machen. • Die Photonics Days Berlin Brandenburg – das digitale Schaufenster des Clusters Optik und Photonik – ist die bedeutendste Veranstaltung der Branche in der Hauptstadtregion für den fachlichen Austausch über neue Technologietrends und um die Potenziale der hier ansässigen Unternehmen und Forschungseinrichtungen national wie international sichtbar zu machen. • • 12.493 Beschäftigte in Berlin (Hauptstadtregion: 18.455) 868 Unternehmen in Berlin (Hauptstadtregion: 1.456) 1,59 Mrd. Euro Umsatz in Berlin (Hauptstadtregion: 2,53 Mrd. Euro) Optik und Photonik sind Schlüsseltechnologien für die Digitalisierung in der Industrie, dem Gesundheitswesen oder der Mobilität. Sie leisten als Innovationstreiber nicht nur einen herausragenden Beitrag zur Entwicklung des Wirtschafts- und Indus­ triestandorts Berlin, sondern auch zur Technologiesouveränität unserer Volkswirtschaft. Mit rund 445 Unternehmen und über 30 Forschungseinrichtungen zählt die Hauptstadtregion zu den führenden Photonik-Standorten Europas. Das Cluster ist geprägt von einer vernetzten Hochschul- und Forschungslandschaft sowie einer Vielzahl innovativer Technologieunternehmen. Die Akteure werden von fachlichen Zusammenschlüssen wie der OpTecBB e.V. unterstützt, dem bundesweit größten Branchennetzwerk für optische Technologien, das gemeinsam mit Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie sowie der Wirtschaftsförderung Land Brandenburg das Clustermanagement bildet. Berlin ist auf dem Sprung in die zweite Quantenrevolution. Die erste Quantenrevolution lieferte die physikalischen Grundlagen für die Digitalisierung der Gesellschaft, wie Laser und moderne Kommunikationstechnologien. Die Photonik ist der Schlüssel zur nun beginnenden zweiten Quantenrevolution. Mit photonischen Werkzeugen lassen sich einzelne Quantenteilchen gezielt manipulieren und kontrollieren. Dies eröffnet zahlreiche neue Anwendungsfelder, wie zum Beispiel die abhörsichere Kommunikation mittels verschränkter Photonen, hochaufgelöste Bildgebungsverfahren in der medizinischen Diagnostik oder das Aufspüren wertvoller Rohstoffe mittels Quantensensoren, die das lokale Schwerefeld der Erde präziser als bisher vermessen können. In der Hauptstadtregion arbeiten zahlreiche Forschungseinrichtungen und Unternehmen an den Schlüsseltechnologien für die zweite Quantenrevolution. Das Land Berlin hat Anfang 2021 beschlossen, die Entwicklung der Quantentechnologien mit Mitteln des Berliner Innovationsförderfonds in Höhe von 25 Mio. € zu unterstützen und so ergänzend zu den Mitteln aus dem Konjunkturpaket des Bundes II Forschungs- und Entwicklungsprojekte sowie Vernetzungsarbeit innerhalb der Forschungs-, Produktions- und der Anwendungsnetzwerke zu fördern, um diese Zukunftstechnologie erfolgreich in Berlin zu etablieren. Damit soll ein wichtiger Beitrag geleistet werden, um große Potenzial im Bereich Quantentechnologien in der Region auszuschöpfen und die Akteure zu vernetzen, nachhaltige Wertschöpfung zu generieren und Aussteller aus Wissenschaft, Wirtschaft und Industrie aus Berlin, Brandenburg, Deutschland und dem europäischen Ausland nutzen die Möglichkeit, ihre neusten Entwicklungen zu präsentieren und den direkten Austausch mit Interessierten zu suchen. Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie war maßgeblich an der Organisation und Durchführung der Veranstaltung beteiligt. Im Oktober 2021 fanden die Photonics Days Berlin Brandenburg statt, die internationale Innovationskonferenz der Optik und Photonik Branche in der Region. An vier Tagen mit insgesamt 26 Fachsessions (18 davon vor Ort als Hybrid-Format) hatten über 540 Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gelegenheit, spannende Vorträge zu aktuellen Themen zu verfolgen und sich mit den Referentinnen und Referenten aus mehr als 15 Ländern auszutauschen. Mehr als 250 Interessierte nutzten die Möglichkeit, sich die Vorträge vor Ort anzuhören, persönlich miteinander ins Gespräch zu kommen und die begleitende Fachausstellung zu besuchen. Die Länder Berlin und Brandenburg sowie das polnische Nationale Zentrum für Forschung und Entwicklung (NCBR) haben im März 2021 zum fünften Mal eine gemeinsame Ausschreibung zur Förderung grenzüberschreitender Verbundprojekte aus Forschung, Entwicklung und Innovation (FuEuI-Call) auf dem Gebiet der Optik und Photonik gestartet. Von insgesamt sechs eingereichten Projektvorhaben wurden final drei Kooperationsprojekte mit insgesamt 16 Partnern für die nächsten drei Jahre für eine Förderung ausgewählt. Diese werden nicht nur die Zusammenarbeit zwischen Berlin, Brandenburg und Polen weiter vertiefen, sondern auch die Spitzenforschung und die innovativen kleinen und mittelständischen Unternehmen im Bereich der optischen Technologien weiter vorantreiben. Die Projekte konzentrieren sich mit neuartigen Kommunikationstechnologien und der Erschließung von Anwendungsbereichen von Quantenpunkten in der Gas-Sensorik und innovativer Displays auf Themen, die für Berlin, Brandenburg und Polen von besonderem Interesse sind. Ziel ist es, einen Beitrag zum Fortschritt der Photonik, Mikroelektronik oder der auf Quantentechnologien basierenden Technologien zu leisten. 35 III. Wirtschaft Berliner und Brandenburger Verbundpartner werden jeweils im Rahmen des regionalen Programms zur Förderung von Forschung, Innovationen und Technologien (Pro FIT) unterstützt, die polnischen Verbundpartner über ein Förderprogramm des NCBR. Das Land Berlin unterstützt seit 2012 und das Land Brandenburg seit 2016 die Partnerschaft mit Polen im Bereich der optischen Technologien und Photonik. 36 III. Wirtschaft III.1.5 Cluster Energietechnik • • • 37.097 Beschäftigte in Berlin (Hauptstadtregion: 58.508) 3.408 Unternehmen in Berlin (Hauptstadtregion: 6.591) 25,11 Mrd. Euro Umsatz in Berlin (Hauptstadtregion: 32,20 Mrd. Euro) Berlin ist traditionell führender Energietechnikstandort Deutschlands. Die Hauptstadt ist Vorreiter bei der Entwicklung von Smart Grids, Speicherkonzepten und innovativen Lösungen zur Systemintegration. Neben Global Playern wie der Siemens Energy AG sorgen vor allem die zahlreichen kleinen und mittleren Unternehmen (darunter auch Hidden Champions) für eine anhaltend überdurchschnittliche Innovationsdynamik bei der Entwicklung, Erprobung und Anwendung neuer Energietechnologien. Die involvierten Akteure profitieren hierbei von der renommierten und vielfältigen Wissenschafts- und Forschungslandschaft Berlins. Über 1.100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an über 30 Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen forschen zu allen Themenstellungen rund um die Energiewende. Schwerpunktthemen in der Energietechnik sind bereits heute die Digitale Vernetzung und die sich daraus ableitenden Möglichkeiten der Sektorenkopplung (Strom, Verkehr und Wärme) und der Systemintegration von Erneuerbaren Energien. Damit einher geht die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle, die in Berlin insbesondere von Startups stark vorangetrieben wird. Zu den aktuellen TOP-Innovationsfeldern mit besonderem Potenzial für die Hauptstadtregion als Energietechnikstandort zählen: • • • • • • • Sektorenkopplung für die Wärme und Kälte, Energieeffizienz in industriellen Prozessen sowie Nutzung Prozessabwärme, Digitale Sicherheit, Sektorenkopplung für die Mobilität: Power2X, Power2Fuels (H2 basierte Kraftstoffe), Vehicle2grid, Ladeinfrastruktur, Bidirektionales, erzeugungs- und netzdienliches Laden, Lastmanagement und virtuelle Kraftwerke, Wasserstofftechnologien (Erzeugung, Speicherung, Transport, Nutzung) sowie Produktion und Entwicklung von Batterietechnologien. Durch die Ansiedlungen der Tesla Gigafactory und des amerikanischen Batterieherstellers Microvast mit ihren großen Fertigungskapazitäten und dem einhergehenden Kompetenzaufbau in der Hauptstadtregion hat insbesondere das Thema Batterieproduktion zugenommen. Neue nachhaltige Konzepte für die Nutzung von Batterien an der Schnittstelle zur Mobilität gewinnen an Aufmerksamkeit und Bedeutung. Das seit Anfang 2022 vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderte Innovationscluster „AkkuNETZ“ soll Entwicklungen und Aktivitäten rund um das Thema batterieelektrische Leichtfahrzeuge auf Basis von Wechselakkus initiieren und begleiten. Die nachhaltige Produktion, SecondLife-Konzepte und Recycling von Wechselakkus werden dabei ebenfalls betrachtet. Für den Wirtschafts- und Innovationsstandort spielt die Sektorenkopplung Strom mit Verkehr eine zunehmend stärkere Rolle, vor allem Technologien zur Ladeinfrastruktur sowie Batterien und Kraftstoffe auf Wasserstoffbasis stehen im Fokus. Um das Thema in der Hauptstadtregion – gemeinsam mit der Wissenschaft und der Wirtschaft – weiter voranzutreiben, fand im April 2021 der Cross-Cluster-Expertenkreis der Cluster Energietechnik und Verkehr, Mobilität und Logistik Berlin-Brandenburg zum Thema „Innovative Batteriesysteme an der Schnittstelle Stromnetz und Mobilität“ statt. Dargestellt und diskutiert wurden neben den aktuellen Herausforderungen auch die Erkenntnisse zum Batteriespeicher und zum Netzanschluss, zum Batteriespeicher für den Eigenverbrauch und zum Laden von Fahrzeugen und deren Analyse, zur Wiederverwendbarkeit von Akkus sowie zum Batteriespeicher für die Mikromobilität. Ebenso im Technologiefokus der Innovationsaktivitäten am Standort Berlin steht die Digitalisierung im Energiesektor, insbesondere die Digitalisierung für die Energiewende im urbanen Umfeld. So prägen zahlreiche Aktivitäten zur Vernetzung und zum gemeinsamen Austausch der Akteure, zum Cross-Cluster-Denken und Eruieren von Lösungsansätzen und Anwendungsmöglichkeiten die Clusterarbeit. • Mit der Veranstaltung Die resiliente Stadt: Sicherheit in Quartiersnetzwerken beleuchtete das Cluster Energietechnik gemeinsam mit der Technologiestiftung Berlin die Herausforderungen der Transaktionssicherheit im vernetzten, CO2-neutralen Quartier mit kleinteiliger Sektoren­ kopplung. U.a. wurden die sichere und transparente Berechnung und Bepreisung von Energieerzeugung und -verbrauch und der Schutz heterogener Quartiersnetze gegen Datenlecks und externe Angriffe aus Sicht der Energiesysteme, der Wohnungswirtschaft, aber auch der erforderlichen Kommunikationsstrukturen diskutiert. • Ferner unterstützt das Cluster Energietechnik gemeinsam mit dem Cluster IKT, Medien- und Kreativwirtschaft die Blockchain-Initiativen in der Hauptstadtregion. • Zudem fand im Juni 2021 die Veranstaltung „Blockchain in Energy: Decentralization and Sector Coupling“ in Kooperation mit dem Cluster IMK, BerChain und Elia Group statt, die einen Überblick über die transformative Rolle von Blockchain im Energiesektor gab. • Mit Unterstützung von Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie organisierte die Forschungsfabrik Mikroelekt- 37 III. Wirtschaft ronik Deutschland der Fraunhofer Gesellschaft im August 2021 ein virtuelles Anwenderforum zum Thema „5G in der Smart City“. Ziel des Forums war es, Anwendungsfälle von 5G in Gebietskörperschaften zu behandeln. Fokusthemen waren u.a. „5G in der Städtischen Versorgung“ und „5G in der Mobilität“. Auch die Stärkung der internationalen Sichtbarkeit der Energietechnik-Kompetenz der zahlreichen Akteure, insbesondere KMU, ist ein zentrales Anliegen der Innovations-, Wirtschaftsund damit Standortpolitik. Internationalisierung ist eine der Leitlinien in der innoBB 2025 und damit auch ein Kernanliegen in der Clusterarbeit. Das 2021 gegründete und mit Mitteln aus dem Programm für Internationalisierung finanzierte „Urban Energy and Mobility Network“ soll hierbei einen wichtigen Beitrag leisten. Zielregionen sind die USA (New York, Westküste), London, Peking und Singapur. Das Urban Energy and Mobility Network richtet sich an Unternehmen aus der Hauptstadtregion mit Produkten und Lösungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette von erneuerbaren Energien und nachhaltigen Mobilitätslösungen mit Anwendungsgebiet in urbanen Regionen. Das Netzwerk soll das Berliner Ökosystem für Energie- und Mobilitätslösungen mit urbanen Metropolregionen im Ausland vernetzen und Berliner Unternehmen die Möglichkeit geben, neue Märkte schnell und kostengünstig zu testen und neue Chancen im Ausland effizient zu bewerten. Aus erneuerbaren Quellen gewonnener, sog. „grüner Wasserstoff“ gilt als wesentlicher Baustein zum Gelingen der Energiewende. Mithilfe grünen Wasserstoffs ist es möglich, energieintensive Prozesse, etwa in der Industrie, im Verkehr oder bei der Wärmebereitstellung, die bisher ohne Verwendung fossiler Energieträger nicht durchführbar waren, zu dekarbonisieren, d.h. die Freisetzung des klimaschädlichen CO2 zu vermeiden. Entscheidend für die Entwicklung einer Wasserstoffwirtschaft in der Hauptstadtregion ist es, die Erzeugungspotenziale erneuerbarer Energie mit dem steigenden Wasserstoffbedarf zu verzahnen und Wasserstofferzeugungsund -transportinfrastrukturen mit möglichst großen Synergien für die Anwendung zu entwickeln. Auf der Grundlage eines gemeinsamen Beschlusses der Länder Berlin und Brandenburg vom April 2021, gemeinsam Potenziale der Wasserstoffnutzung für die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg zu entwickeln, wurde im Rahmen des „Strategischen Gesamtrahmens Hauptstadtregion“ ein länderübergreifender Stakeholderdialog zur Erstellung einer Wasserstoffroadmap für Brandenburg und die Hauptstadtregion vereinbart. In enger Zusammenarbeit beider Länder wurde eine umfassende öffentliche Online-Umfrage zum Thema Wasserstoff für Brandenburg und die Hauptstadtregion beauftragt. Das starke Interesse an dem Thema spiegelt sich in der großen Teilnehmendenzahl von mehr als 340 sowie über 41.000 Antworten zur Umfrage wider. Aus der Analyse der gegebenen Antworten sowie durch den Einbezug relevanter Studien wurden Handlungsempfehlungen zum Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in Brandenburg und der Hauptstadtregion erarbeitet und als Fahrplan zum Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft für das Land Brandenburg und die Hauptstadtregion veröffentlicht. Mit der Errichtung des Wasserstoff-Marktplatzes haben die Länder Berlin und Brandenburg mit der Umsetzung der Wasserstoffroadmap begonnen. Die Online-Plattform erlaubt es, geplante oder bereits existierende Wasserstoffbedarfe und -angebote georeferenziert darzustellen, um Synergieeffekte zwischen Projekten zu erleichtern, der Infrastrukturplanung eine Grundlage zu geben und das Entstehen der regionalen Wasserstoffwirtschaft beobachtbar zu machen. 38 III. Wirtschaft III.1.6 Weitere Innovationsfelder Clean Technologies Nachhaltige Wasserwirtschaft Berlin hat sich zu einem international anerkannten Kompetenzstandort der nachhaltigen Wasserwirtschaft entwickelt, in dem die Verknüpfung wissenschaftlicher und unternehmerischer Kompetenzen einen starken Motor für Wachstum und Beschäftigung darstellt. Exemplarisch für die gute Zusammenarbeit in diesem Bereich kann die Beteiligung am Projekt „BlueGreenStreets“ stehen. Dieses strebt an, die Wirksamkeit von Planungsinstrumenten und Regelwerken zu grünen städtischen Infrastrukturen, urbaner Wasserwirtschaft, dem Sanierungsmanagement von Straßen und Kanälen sowie der Verkehrs- und Freiraumplanung zu untersuchen, zu evaluieren und weiterzuentwickeln. Auch im größeren Kontext, nämlich vor dem Hintergrund von Klimawandel und Bevölkerungsentwicklung, müssen europäische Städte das Management ihrer Wassersysteme schrittweise verändern. Digitale Technologien wie mobile Endgeräte, Online-Sensoren, Methoden des Maschinellen Lernens und Künstlicher Intelligenz sowie Cloud-Lösungen können als Werkzeuge erheblich zu einer verbesserten Bewirtschaftung von Wasserinfrastrukturen beitragen. Diese Ansätze werden beispielsweise im Projekt digital-water.city auch von Berliner Akteuren untersucht. Neben den Berliner Wasserbetrieben (BWB) – Deutschlands größtem Serviceprovider im Wasserbereich – ist in Berlin eine Vielzahl innovativer Unternehmen ansässig, die im Bereich der Wasserwirtschaft sowie der Umwelt- und Abwassertechnik aktiv sind. Obwohl relativ kleinteilig, ist die Wasserwirtschaft sehr vielseitig und innovativ und für die gegenwärtigen Trends und Zukunftsthemen wie Klimawandel, Digitalisierung / Building Information Modeling und Regenwasserbewirtschaftung gut aufgestellt. Für die Arbeit an diesen komplexen Herausforderungen sind Netzwerke unerlässlich. Als Interessenvertretung von über 30 mittelständischen Unternehmen und Wissenschaftseinrichtungen hat sich das Netzwerk AQUANET-BB — Netzwerk für intelligente Wasserinfrastruktursysteme in der Hauptstadtregion fest etabliert. Es ist zu einem wichtigen Ansprechpartner und Treiber bei der Umsetzung von Berliner Wasserthemen geworden. Darüber hinaus hat Aquanet das Projektmanagement für den Aufbau des neuen akteursgetriebenen Fachkongresses InfraSPREE übernommen. Der InfraSPREE-Kongress soll sich zur regionalen Plattform für Fachkräfte in Wasserwirtschaft und technischer Infrastruktur entwickeln. Dabei stehen Themen im Vordergrund, die für die Branche, Fachkräfte und die Region von besonderem Interesse sind. Die Auftaktveranstaltung der neuen Kongressreihe InfraSPREE feierte im September 2021 im Kino Kosmos in Berlin einen erfolgreichen Einstand. Im Rahmen der Abendveranstaltung wurde auch die bereits sechste Auflage des AQUA AWARD und AQUA SCIENCE AWARD verliehen. Das erfolgreich dem GRW-Förderzeitraum entwachsene Netzwerk e.qua ist ein Verbund von Unternehmen, der an der Schnittstelle zwischen Energie und Wasser bundesweit Projekte auf dem Gebiet der Wärmerückgewinnung aus Abwasser realisiert. In Form von Beratung, Projektimpulsen und Förderprojektbegleitung unterstützt das Netzwerk Unternehmen in den Bereichen Strom-, Wärme- und Wertstoff(rück)gewinnung aus Trinkund Abwasser. e.qua führte im Verbund mit verschiedenen Partnern im Oktober 2021 in Berlin bereits zum zweiten Mal das Messeformat TAUSENDWASSER in der Station Berlin durch. Über 170 Aussteller aus den Bereichen Trink- und Abwasser präsentierten in zwei Hallen auf insgesamt 6.600 m2 rund 1.500 Besucherinnen und Besuchern ihre Produkte und Leistungen. Forschung Gepaart mit einem breiten Angebot in der wasserbezogenen Forschung an Universitäten, insbesondere der Technischen Universität Berlin (TU), und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, wie etwa dem Kompetenzzentrum Wasser Berlin (KWB), sowie der Präsenz zahlreicher wasserwirtschaftlicher Institutionen ist die gesamte Bandbreite der wasser- und abwasserwirtschaftlichen Kompetenzen in Berlin vorhanden, um für regionale, aber auch internationale Herausforderungen innovative Lösungskonzepte zu entwickeln, umzusetzen und zu betreiben. Das Kompetenzzentrum Wasser Berlin (KWB) wurde 2001 als gemeinnützige GmbH und Zentrum für angewandte Wasserforschung gegründet. Rund 20 Jahre später sind die Herausforderungen an die wasserbezogene Forschung durch Klimawandel und Bevölkerungswachstum enorm gewachsen. Eine Reaktion darauf bilden Projekte, in denen traditionelle Bereiche des urbanen Wassermanagements, wie Grundwasser, Wasser- und Abwassertechnik, Kanalnetzbewirtschaftung und Gewässerschutz, eng mit Fragestellungen der Energie- und Ressourceneffizienz, der Klimaresilienz, des Asset Managements und der Digitalisierung verbunden werden. Digitale Prozesse und Modellierungen bieten neue Ansätze, um den Herausforderungen an urbane Infrastrukturen mit intelligenter Technologie zu begegnen. Das KWB als Einrichtung der Technologiestiftung Berlin und der Berliner Wasserbetriebe hat sich in diesem Bereich als erfolgreicher Treiber für anwendungsbezogene Forschungsprojekte etabliert. Ein Beispiel dafür ist das Projekt „DigitalWater.City“, in dem KWB als Konsortialführer gemeinsam mit 24 Partnern aus 10 europäischen Ländern bis zum Jahr 2022 den Einsatz smarter Informationssysteme für das urbane Wassermanagement von der Demonstration bis zur Marktübernahme untersucht. In Berlin geht es konkret darum, durch ein effizientes Echtzeit-Monitoring in Kläranlagen den Ressourcenschutz und die Identifikation von Verschmutzungsquellen zu verbessern sowie die Funktion von Trinkwasserbrunnen zu optimieren. Zusammenarbeit und Wissenstransfer Wassermanagement erfordert eine intensive Zusammenarbeit über Sektoren und Disziplinen hinweg. BLUE PLANET Berlin 39 III. Wirtschaft Water Dialogues ist eine politisch ausgerichtete Veranstaltungsreihe mit dem Ziel, eine dauerhafte zentrale Plattform für die internationale Vernetzung, Wissenstransfer sowie einen intensiven Dialog zwischen Vertreterinnen und Vertretern von Regierungen, NGOs, Forschung und Wissenschaft, Finanziers sowie Entscheiderinnen und Entscheidern der internationalen Wassernutzer aus Industrie, Energie- und Landwirtschaft sowie Metropolen zu schaffen. Am 25. Februar 2021 feierte das Konferenzformat nicht nur sein 10-jähriges Jubiläum, sondern auch seine digitale Premiere. Mehr als 600 Teilnehmende aus über 30 Ländern diskutierten Lösungen für die Herausforderungen des globalen Wassermanagements und traten über das Online-Vernetzungstool mit Referentinnen und Referenten und Gästen in den Dialog. Im Zusammenspiel mit den erfolgreichen Projektbeispielen und den Veranstaltungsformaten InfraSPREE und TAUSENDWASSER sind die BLUE PLANET Berlin Water Dialogues fester Bestandteil des deutschlandweit und international sichtbaren Wasser HUB Berlin. Kreislaufwirtschaft Das Land Berlin bekennt sich zum Leitbild „Zero Waste“ und ist bestrebt, die bestehende Abfallwirtschaft zu einer modernen und möglichst geschlossenen Kreislaufwirtschaft weiterzuentwickeln. Die mit dem Abfallwirtschaftskonzept 2020-2030 vorgelegte Zero-Waste-Strategie setzt hierfür ambitionierte Standards. Durch Maßnahmen zur Abfallvermeidung und Wiederverwendung sollen Abfälle nach Möglichkeit gar nicht erst entstehen. Ist eine Wiederverwendung oder Vorbereitung zur Wiederverwendung ausgeschlossen, sollen die im Abfall enthaltenen Wertstoffe einer Wiederverwertung zugeführt werden. Bei der Verwirklichung dieser Ziele leisten die Akteure der Kreislaufwirtschaft einen maßgeblichen Beitrag. Nicht zuletzt wegen ihrer innovativen Akteure und der guten Vernetzung ist die Kreislaufwirtschaft ein immer bedeutenderer Wirtschaftsfaktor in der Hauptstadt. Das Spektrum reicht von den klassischen Entsorgern über Technologieentwickler bis zu Startups, die aus Sekundärrohstoffen innovative Produkte für ein umweltbewusstes Publikum herstellen. Im Bereich der Kreislaufwirtschaft vernetzen sich Akteure zunehmend und schließen sich zu Initiativen und für Veranstal- 40 tungsformate zusammen, um gemeinsam für die Schließung von Stoffkreisläufen (Closed-Loop), für nachhaltigere Produktions- und Managementprozesse und für Ressourcenschutz in der Wirtschaft einzutreten. Beispielhaft für diese Entwicklung steht die Initiative circular. Berlin. Sie setzt sich über Wissensvermittlung, praktische Workshops, Vernetzung und Weiterbildungsformate für die Entwicklung Berlins hin zu einer zirkulären Stadt ein. Als Initiator der „Circular City Challenge“ trägt die Initiative wesentlich zum wichtigen Austausch mit Startups aus anderen europäischen Metropolen bei. Weitere Formate wie das Zero Waste Berlin Festival und die Veranstaltungsreihe Mother Earth Boat Talks, u.a. zum Thema „Beitrag der Kreislaufwirtschaft zu den Berliner Klimaschutzzielen 2030/2050“ verdeutlichen die zunehmende Bedeutung der „Circular Economy“ in Berlin. Aber nicht nur Unternehmen und Wissenschaftseinrichtungen tragen dazu bei, nachhaltige Entwicklungen in der Stadt voranzutreiben. Im EU-Projekt COMPAIR (Community Observation Measurement & Participation in AIR Science) wird die Fähigkeit von Bürgerinnen und Bürgern gestärkt, die Auswirkungen ihres Agierens auf die Umwelt zu überwachen, zu verstehen und zu verändern. Es bindet die Öffentlichkeit bei der Erfassung, Ergänzung und Verbesserung der Qualität offizieller Datensätze zur Luftreinheit ein. Mithilfe eines Citizen Science Lab werden Bürger befähigt, umweltwissenschaftliche Experimente mitzugestalten und durchzuführen, die sich an den Bedürfnissen und Herausforderungen in ihrer Umgebung orientieren. Durch die Bereitstellung innovativer, selbst montierbarer und kostengünstiger Sensoren, dynamischer Dashboards und Augmented-Reality-Tools für die Erfassung, Visualisierung und Gewinnung verwertbarer Erkenntnisse aus Daten kann jede und jeder seine Auswirkungen auf die Umwelt verstehen und unmittelbare Maßnahmen zu deren Verbesserung bereitstellen. In starkem Maße ist auch die Berliner Stadtreinigung (BSR) in der Kreislaufwirtschaft und Umsetzung der Zero-Waste-Strategie engangiert (Kapitel V). III. Wirtschaft III.2 Zukunftsorte / Liegenschaftspolitik Berliner Zukunftsorte Zukunftsorte sind Standorte, an denen vor Ort Netzwerkstrukturen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft existieren bzw. geschaffen werden sollen. Der tatsächlich gelebte Austausch und die Kooperationen von Wirtschafts-, Forschungs-, und Technologieeinrichtungen fördern die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Wirtschaft. Die Berliner Zukunftsorte leisten einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung des wirtschaftlichen Fundaments der deutschen Hauptstadt. An ihnen wird nicht nur geforscht und entwickelt, sondern auch produziert. Wesenskern der Berliner Zukunftsorte ist der Transfer von Wissen. Sie spielen bei der Entwicklung und Profilierung des Wirtschaftsstandortes Berlin eine besondere Rolle. Die Berliner Zukunftsorte sind • • • • • • • • • • • der Wissenschafts- und Technologiepark Adlershof, der Biotech-Campus Berlin-Buch, der Campus Charlottenburg / City West, der CleanTech Marzahn, der EUREF-Campus Schöneberg, der Technologiepark Humboldthain, der Forschungs- und Produktionsstandort Schöneweide / Südost, der Campus Dahlem / Südwest mit dem Technologie- und Gründungszentrum, der Flughafen Tegel als Urban-Tech-Standort, der Flughafen Tempelhof als Standort für Kreativwirtschaft und die Siemensstadt Square. Das einzigartige Netzwerk der elf Berliner Zukunftsorte liefert die Antwort auf die Frage, wie die Hauptstadt aufgestellt sein muss, um zukunftsfähig zu sein und Krisen zu trotzen – Stichwort Resilienz. Hierbei hat sich die „Geschäftsstelle Zukunftsorte“ als Koordinatorin für die Weiterentwicklung der gemeinsamen Marke Zukunftsorte als Standorte für wissensbasierte Produktion und Dienstleistungen bewährt. Die Aufgabenschwerpunkte „Aufbau Markenbekanntheit“, „Stärkung Netzwerk“ und „Entwicklung Employer Brand“, die auch als Kernbereiche der Kommunikation verstanden werden, und die sich in unterschiedlichen Abhängigkeiten voneinander befinden, spiegeln sich auch in der seit Februar 2022 breit angelegten auf die Zukunftsorte ausgerichteten Kampagne wider. Innovative Motive veranschaulichen, wie in Berlin an wichtigen Aufgaben für die Zukunft der Stadt gearbeitet wird. Auf City-Light-Säulen und Public-Video-Stations sowie mit Social-Media-Werbung werden Zukunftsthemen einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Hervorgehoben werden bei der Kampagne „Zukunft ist, wenn …“ die Herausforderungen zukunfts­ trächtiger Fragen und deren Lösungsmöglichkeiten aus den einzelnen Zukunftsorten. Dabei hat jeder Zukunftsort seinen eigenen, unverwechselbaren Charakter und seine ganz besonderen Potenziale: Im Zukunftsort TXL entsteht auf einem 82 ha großen Teil des Geländes des ehemaligen Flughafens Tegel der Wirtschafts-, Forschungs- und Industriepark „Urban Tech Republic (UTR)“. Bei der Urban Tech Republic handelt es sich um ein nachhaltiges Gewerbequartier mit besonderer Bedeutung für das Land Berlin und weltweitem Leuchtturmcharakter. Dort sollen bis zu 1.000 große und kleinere Unternehmen mit 20.000 Beschäftigten Neues forschen, Ideen entwickeln und Innovationen produzieren. Dafür stehen ihnen neben den Bestandsgebäuden des ehemaligen Flughafens 211 ha zur Verfügung. Insgesamt sollen rund 5.000 Studierende der Berliner Hochschule für Technik (BHT) auf den Campus Berlin TXL umziehen, von denen mehr als 2.500 Studierende mit ihren Fachbereichen in das ehemalige zentrale Terminalgebäude A einziehen können. Die angrenzenden Flächen sind sowohl für Forschung und Entwicklung als auch für produzierendes Gewerbe vorgesehen. Terminal B wird zu einem Gründer*innenzentrum und einem Kongress- und Veranstaltungsort umgebaut. All dies wird unter Einsatz von GRW-Mitteln realisiert. In einem ersten Schritt werden u.a. temporäre Baustraßen und Zufahrten erstellt, die Baulogistik eingerichtet sowie die Altlastensanierung gestartet. Mit einer Fertigstellung des ersten Bauabschnitts der UTR sowie eines Großteils der Gebäudesanierungen ist 2027 zu rechnen. Der ehemalige Flughafen Tempelhof ist mit seinem Gebäudeensemble Europas größtes Baudenkmal, Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst und Spiegel der Weltgeschichte. Der Flughafen Tempelhof soll nach umfangreichen Sanierungsarbeiten schrittweise zu einem Zukunftsort mit internationaler Strahlkraft für Kunst, Kultur und Kreativwirtschaft entwickelt werden. Schon heute bietet er für Veranstaltungen vom Sport- bis zum Kulturevent eine einzigartige Kulisse. Mit der Eröffnung des „TOWER THF“ im Kopfbau West und der Geschichtsgalerie auf dem Dach des Gebäudes werden über das Anfang 2020 eröffnete Besucherzentrum „CHECK IN“ hinaus weitere attraktive Angebote für Besucherinnen und Besucher aus nah und fern geschaffen. Am Zukunftsort Buch wird einer der größten BioTechParks Europas mit der in 2023 geplanten Eröffnung des mit GRW-Mitteln geförderten Gründerinnen- und Gründerzentrums „Berlin Bio Cube“ weiter gestärkt. Auf 8.000 m² Labor- und Bürofläche wird die Ansiedlung von Startups mit einem geschätzten Umsatz von 70-80 Mio. € p.a. erwartet. Darüber hinaus wird mit der geplanten Entwicklung des südlichen Teils der sog. Brunnengalerie die dringend benötigte Erweiterung des BioTechParks in unmittelbarer Campusnähe in Angriff genommen. 41 III. Wirtschaft Steffen Terberl Leiter Geschäftsstelle Berliner Zukunftsorte Die Zukunftsorte schaffen sehr gezielt den Nährboden hierfür. Sie sind zugleich Think Tank, Reallabor und Wirtschaftsmotor. Interessanterweise liegen die Zukunftsorte meist an Standorten, die auch schon in der Vergangenheit wichtig waren für Berlin, wie ehemalige Flughäfen, Industrieareale und Wissenschaftscampus. 3. Welche Maßnahmen planen Sie zur Intensivierung der Kooperation der Zukunftsorte untereinander. 1. Seit März 2022 leiten Sie die Geschäftsstelle der Berliner Zukunftsorte – wie war Ihr Start in den neuen Job? Ich hatte gleich nach einer Woche meine erste Steuerungskreissitzung in der Senatsverwaltung. Dort wurde ich von allen Beteiligten sehr offen und herzlich empfangen. Ich habe den Eindruck, hier herrscht eine gute Stimmung und hohe Kooperationsbereitschaft. Es gibt etablierte Formate wie z.B. das regelmäßige Partnerfrühstück oder auch thematische Arbeitskreise und Projekte. Mit „Zukunft mitdenken“ haben wir kürzlich ein Veranstaltungs-Format geschaffen, das sowohl nach außen wirkt als auch die interne Vernetzung der Akteure aus den Zukunftsorten untereinander fördert. Zudem sollen auch unsere PR- und Marketingmaßnahmen dabei helfen, die Identifikation mit der Dachmarke bzw. Gemeinschaft der Berliner Zukunftsorte nach innen zu stärken. 2. Was ist für Sie das Besondere an den Berliner Zukunftsorten? Fasziniert hat mich schon immer, wie neue Technologien mit einem positiven Impact für die Gesellschaft entstehen. Gewerbeflächenpolitik Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe bringt die wirtschaftspolitischen Interessen und Belange in die Stadtentwicklungspolitik ein. Besonders im Fokus stehen dabei die Sicherung von Gewerbestandorten, die Neuausweisung von Gewerbeflächen und der Schutz von Gewerbebetrieben und deren Entwicklungsmöglichkeiten. Dies ist angesichts der politischen und gesellschaftlichen Schwerpunktsetzung auf den Wohnungsbau eine herausfordernde Aufgabe. Allerdings besteht im Land Berlin Konsens darüber, dass zu einer funktionsfähigen Stadt nicht nur Wohnungen, sondern auch Arbeitsplätze gehören. Und diese benötigen ein ausreichendes und zukunftssicheres Flächenangebot. Um dies zu gewährleisten, setzt sich die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe als Träger öffentlicher Belange auf allen Ebenen der räumlichen Planung für die Berücksichtigung wirtschaftspolitischer Ziele und Interessen ein. Über die Bauleitplanung sollen beispielsweise die Bereitstellung von Gewerbeflächen und die Sicherung der bestehenden Gewerbegebiete erreicht werden. In vielen Gewerbegebieten ist der Handlungsdruck erheblich: Die Konkurrenz um die knappen Flächenpotenziale steigt immer weiter an. Gewerbegebiete stehen häufig im besonderen Fokus von Entwicklern und Investoren, da die noch vergleichsweise niedrigen Bodenpreise gute Entwicklungschancen mit entsprechenden Gewinnerwartungen versprechen. 42 Wenn es das Budget zulässt, dann möchten wir zukünftig zudem gemeinsame Reisen zu Good-Practices im In- und Ausland unternehmen. Jedoch hat eine Gebietsaufwertung nahezu immer auch negative Folgen: die Verdrängung ansässiger Unternehmen, die Verknappung des ohnehin bereits geringen Flächenangebots für Produktion und produktionsnahe Nutzungen und das Erschweren bzw. sogar die Verhinderung der Ansiedlung neuer Unternehmen durch Boden- und Mietpreissteigerungen. Deshalb ist das „Entwicklungskonzept für den produktionsgeprägten Bereich“ (EpB) weiterhin ein zentraler Bestandteil des Stadtentwicklungsplans Wirtschaft 2030. Das EpB umfasst 40 Bereiche innerhalb der Kulisse der gewerblichen Bauflächen im Flächennutzungsplan, die weiterhin für produktionsgeprägte Wirtschaftszweige gesichert und entwickelt werden sollen. Das Konzept soll den dort ansässigen Unternehmen langfristige Planungssicherheit bieten und dazu beitragen, sie am Standort zu halten und die damit verbundenen Arbeitsplätze zu sichern. Mit dem StEP Wirtschaft 2030 wird ein stadtweiter Rahmen gesetzt, um Wirtschaftsflächen und -standorte systematisch zu sichern, zu entwickeln und zu aktivieren. Der StEP Wirtschaft schafft somit die planerischen Grundlagen für ein angemessenes Flächenangebot für die Berliner Wirtschaft in quantitativer, qualitativer und räumlicher Hinsicht. Zur Umsetzung des StEP Wirtschaft sind neben den stadtweit bedeutsamen großen Entwicklungsmaßnahmen, wie z. B. Clean Tech Business Park, Urban Tech Republic oder Buchholz Nord, auch viele kleinteilige lokale Maßnahmen in den Bezirken erforderlich. III. Wirtschaft Im Auftrag der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe hat die empirica ag ein Gutachten zu räumlichen Gewerbestrukturveränderungen in Berlin seit 2011 erstellt. Im Gutachten wurden die räumliche Dimension der Berliner Gewerbestruktur, der Gewerbemieten sowie die jeweiligen Veränderungen seit 2011/2012 analysiert, um empirisch gesicherte Erkenntnisse über die tatsächliche Entwicklung der Gewerbemieten und ihre möglichen Folgewirkungen auf die räumliche Struktur der gewerblichen Wirtschaft zu gewinnen. Laut Gutachten haben sich die Gewerbemieten in Berlin sehr dynamisch entwickelt, in den letzten acht Jahren haben sich die Angebotsmieten fast verdoppelt. Das betrifft nahezu alle Standorte in Berlin mit einer Konzentration auf Lagen innerhalb des S-Bahn-Rings. Steigende Mieten erhöhen die Mietbelastungen bei sonst gleichen Bedingungen von Unternehmen und sozialen Trägern und erhöhen den Druck, die gestiegenen Kosten zu kompensieren. Der Senat zieht aus den Ergebnissen des Gutachtens die Schlussfolgerung, dass Gewerbemieterinnen und Gewerbemieter sowie soziokulturelle Projekte aufgrund des hohen raumstrukturellen Drucks in Berlin eines konsequenten Schutzes zur Sicherung des soziostrukturellen Gleichgewichts in der Stadt bedürfen. Um die Bezirke bei der Verbesserung der Standortbedingungen von Gewerbebetrieben zu unterstützen, hat die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe in den Jahren 2020 und 2021 den Bezirken über 1 Mio. € Haushaltsmittel für bezirkliche Maßnahmen zur Verbesserung der Standortbedingungen von Gewerbebetrieben zur Verfügung gestellt, was von den Bezirken sehr rege genutzt wurde. Ziel der Maßnahmen ist, bestehende Gewerbeflächen und -standorte zu sichern, Flächenpotenziale zu aktivieren sowie vorhandene Gewerbeflächen effizienter zu nutzen. Damit soll das Angebot an bezahlbaren Wirtschaftsflächen verbessert und die vielfältigen Gewerbestrukturen in den einzelnen Stadträumen gesichert werden. Um die unterschiedlichen Gewerbestrukturen und Problemlagen in den Bezirken zu berücksichtigen, wurden über einen Projektaufruf die Bezirke eingeladen, geeignete und an die lokalen Gegebenheiten angepasste Maßnahmen zu benennen. Insgesamt konnten in diesem Zeitraum 20 Projekte unterstützt werden, bei denen sowohl bezirksweite Konzepte entwickelt (z.B. bezirkliche Wirtschaftsflächenkonzepte) als auch teilräumliche Entwicklungsstrategien ausgearbeitet oder auf kleinräumiger Ebene Bebauungspläne zur Sicherung einer gewerblichen Nutzung umgesetzt wurden. Die Initiative soll in den kommenden Jahren verstetigt werden. Aktive Liegenschaftspolitik für die Wirtschaft Neben der planerischen Sicherung vorhandener Gewerbeflächen ist die Schaffung eines ausreichenden Angebots an landeseigenen Gewerbegrundstücken ein wesentliches Element zur Versorgung der Wirtschaft mit Flächen und Gewerberäumen. Die Bereitstellung bezahlbarer Gewerbeflächen ist ein Essential für erfolgreiche Wirtschaftsförderung und Teil der Daseinsvorsorge, um die Funktionsfähigkeit der Stadt und ihrer Teilräume zu gewährleisten. Nach den Jahren fiskalpolitisch begründeten Grundstücksverkaufs sind in vielen Teilräumen Berlins kaum mehr landeseigene Gewerbeflächen verfügbar. Landeseigene Gewerbegrundstücke werden jedoch für die Unternehmensansiedlung und die Bestandserweiterung dringend benötigt. Angesichts der rasant gestiegenen Immobilienpreise finden viele KMU, gerade aus dem produzierenden Gewerbe, aus dem Handwerk oder dem produktionsnahen Dienstleistungsgewerbe kaum mehr bezahlbare Flächen in der Stadt. Mit Planungsrecht lässt sich hier nur begrenzt gegensteuern: Wirksamstes Instrument ist ein landeseigenes Flächenangebot, das preisdämpfend wirkt und Nutzer bzw. Mieter nicht nach maximaler Zahlungsfähigkeit auswählt, sondern nach deren wirtschaftspolitischer Relevanz. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe verfolgt deshalb eine aktive Liegenschaftspolitik, um ein ausreichendes Angebot an landeseigenen Gewerbeflächen zu gewährleisten. Ziel ist, ansässigen Gewerbebetrieben aus Industrie und Handwerk, expandierenden Produktionsunternehmen, aber auch jungen Unternehmen aus technologierientierten Branchen, die beispielsweise Werkstatt- und Laborflächen benötigen, einen für sie bezahlbaren Standort in der Stadt zu bieten. In den letzten Jahren wurden finanzielle Möglichkeiten zum Ankauf von Gewerbegrundstücken geschaffen. So wurden im Rahmen einer strategischen Ankaufspolitik Angebote von öffentlichen Bestandshaltern (z.B. Bundesanstalt für Immobilienaufgaben oder Deutsche Bahn) bezüglich eines Ankaufs zum Verkehrswert geprüft, um Flächenvorsorge für die Berliner Wirtschaft zu betreiben. Allerdings sind angesichts der rasant steigenden Bodenpreise die Spielräume einer strategischen Ankaufspolitik begrenzt. Entwicklung von neuen Gewerbestandorten Flächensicherung und Grundstücksankäufe sind wichtige Instrumente der Gewerbeflächenpolitik, durch die allerdings noch keine vergabefähigen Grundstücke oder bezahlbaren Mietflächen entstehen. Für die zukünftige Entwicklung neuer Gewerbestandorte hat sich das Land Berlin entschieden, auf die Erfahrungen und das Know-how der WISTA Management GmbH (WISTA) mit ihren Tochterunternehmen zurückzugreifen. Mit der erfolgreichen Standortentwicklung in Adlershof und weiteren Aktivitäten an anderen Zukunftsorten kann die WISTA auf ausgezeichnete Referenzen verweisen. 43 III. Wirtschaft Die Hauptaufgaben der WISTA bestehen darin, die identifizierten Flächenpotenziale zu aktivieren, vergabefähige Grundstücksangebote zu entwickeln, auf geeigneten Grundstücken bezahlbare Mietflächenangebote zu schaffen und diese Aktivitäten unter dem Leitgedanken der Wirtschaftsförderung zu betreiben. schaften, die gemeinsame Nutzung von Maschinen, Räumlichkeiten und Dienstleistungen sowie die Etablierung von Netzwerken und die Nutzung von Synergien sollen die neuen landeseigenen Gewerbehöfe Impulse für das zukünftige Zusammenarbeiten im produzierenden und handwerklichen Sektor geben. In einem ersten Schritt hat die WISTA die Standortqualifizierung und Vermarktung der Grundstücke im CleanTech Business Park Berlin-Marzahn übernommen. Weiterhin laufen derzeit die Vorbereitungen für die Aktivierung des größten Gewerbeflächenpotenzials des Landes im Nordosten Berlins, das EpB-Gebiet Buchholz Nord, das gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, dem Bezirk Pankow und der WISTA.Plan für künftige Unternehmensansiedlungen entwickelt werden soll. Weitere Gewerbeflächenpotenziale zur Aktivierung befinden sich in der Überprüfung Grundstücksvergabepolitik Darüber hinaus lässt sich die Entwicklung gewerblicher Bau­ flächen in den 16 neuen Stadtquartieren verorten. Beispielhaft kann an dieser Stelle der Blankenburger Süden genannt werden, in dessen Flächenumgriff neben Wohnen, Infrastrukturen und Freiraum auch 40 ha gewerbliche Potenziale enthalten sind. Die Rolle der Senatswirtschaftsverwaltung umfasst hier die enge Begleitung der städtebaulichen Qualifizierung und inhaltlichen Ausdifferenzierung des federführend durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen gesteuerten Projektes. Mit dem Struktur- und Nutzungskonzept wurden die gewerblichen Schwerpunkte in der Neuausrichtung des bestehenden Gewerbegebietes Heinersdorf und der Schaffung eines neuen gewerblichen Schwerpunktes am Blankenburger Pflasterweg konkretisiert. Schaffung von Mietflächen in Gewerbehöfen Für kleinere produzierende Unternehmen und Handwerksbetriebe soll das Angebot an Gewerberäumen zur Miete ausgebaut werden. Wichtige Akteure sind dabei die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) und die WISTA, die jeweils gewerbliche Projektentwicklungen verfolgen. Zielgruppen sind insbesondere kleinere Produktionsunternehmen und Handwerksbetriebe, welche im innerstädtischen Bereich durch die Konkurrenz zahlungskräftigerer Nutzungen verdrängt werden oder keine adäquaten Flächenangebote auf dem Gewerbeimmobilienmarkt finden. Durch die Errichtung und Ertüchtigung von Gewerbehöfen sollen in ausreichendem Maße kleinteilige und flexible Mietflächenangebote zu moderaten Konditionen geschaffen werden. Dabei stehen die langfristige Flächenvergabe und insbesondere die Planungssicherheit für die Unternehmen im Fokus des Angebotes. Es sollen aber auch neue Formen der Zusammenarbeit erprobt und Nachhaltigkeits- sowie Klimaschutzziele umgesetzt werden. Durch die Bildung von Standortgemein- 44 Mit der zunehmenden Flächenknappheit in der wachsenden Metropole und den damit einhergehenden Preissteigerungen auf den Immobilienmärkten gewinnen landeseigene Gewerbegrundstücke erheblich an Bedeutung, um Unternehmen auch zukünftig attraktive Standortbedingungen zu bieten und damit Arbeitsplätze für die Bevölkerung zu schaffen und zu sichern. Parallel zur Abkehr von einer fiskalpolitisch motivierten Liegenschaftspolitik hin zu einer am Nutzen für die Stadt orientierten Grundstücksvergabe hat sich allerdings auch der Wettbewerb um die wertvollen landeseigenen Flächenpotenziale verschärft. Wenn im Portfolioausschuss des Landes Berlin über den zukünftigen Umgang mit landeseigenen Grundstücken diskutiert und entschieden wird, müssen vielfältige und berechtigte Interessen abgewogen werden. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe nutzt ihren Sitz im Portfolioausschuss, um sich für die Belange der Wirtschaft einzusetzen und auch perspektivisch für ein ausreichendes Potenzial an landeseigenen Gewerbegrundstücken zu sorgen. Für die Ansiedlung oder Erweiterung von Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes sowie für produktionsorientierte Dienstleistungsunternehmen und Handwerksbetriebe können nach intensiver Einzelfallprüfung landeseigene Gewerbegrundstücke zum Verkehrswert im Wege des Erbbaurechts bereitgestellt werden. So kann die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe bei Vorliegen eines überzeugenden Nutzungskonzepts die Direktvergabe eines Grundstücks im Rahmen der Wirtschaftsförderung an ein ansiedlungswilliges Unternehmen aktiv unterstützen. Durch den Abschluss von Erbbaurechtsverträgen sollen Nutzungen und Arbeitsplätze, die den Wirtschaftsund Technologiestandort Berlin stärken, nachhaltig gesichert werden. Angesichts der Endlichkeit der Ressource „Boden“ spielt bei Vergabeempfehlungen die effiziente Flächennutzung eine immer größere Rolle. Daher wird das Ziel verfolgt, mit möglichst geringem Flächeneinsatz den erstrebten Mehrwert für den Wirtschaftsstandort Berlin zu erreichen. Selbstverständlich finden dabei auch die technologischen und logistischen Anforderungen der Unternehmen die erforderliche Beachtung. III. Wirtschaft III.3 Startups Von den 10 größten Finanzierungsrunden in Europa gingen drei an Berliner Startups. Berlin — Deutschlands Gründungshauptstadt Öffentliche Unterstützung für Startups Trotz Corona-Pandemie hat sich das Startup Ökosystem im Land Berlin sehr positiv entwickelt. Berliner Startups können auf eine vielfältige Förderlandschaft aus privaten und institutionellen Akteuren zurückgreifen. Ein Fokus der öffentlichen Förderung liegt auf den frühen Phasen innovativer Gründungen. Als Innovationspool für Berlin sticht das Berliner Startup Stipendium hervor, das ausgewählte Gründerinnen und Gründer über einen Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten dabei unterstützt, ihren Markteintritt zu realisieren. Als Trägerinstitutionen des Stipendiums agieren Inkubatoren von Hochschulen und Unternehmen. Im Förderzeitraum erhalten die Stipendium-Startups monatlich bis zu 2.000 € pro Person, Zugang zu Infrastruktur und technischer Ausstattung, betriebswirtschaftliches Know-how sowie unterstützende Coaching- bzw. Qualifizierungsmodule. Die aktuellen Programmschwerpunkte fokussieren Nachhaltigkeit und Innova­ tion, um das Stipendium verstärkt auf die Lösung zentraler gesellschaftlicher und ökologischer Aufgaben auszurichten. (Siehe auch Kapitel III.8.4) Mit mehr als 700 Startup-Gründungen im Jahr 2021 ist Berlin nach wie vor Deutschlands Gründungshauptstadt. Berliner Startups ziehen Talente aus der ganzen Welt in die Hauptstadtregion und schaffen Arbeitsplätze in erheblicher Zahl: nahezu 70.000 gibt es allein bei Startups am Standort Berlin. Innovative Geschäftsmodelle und technologische Neuerungen werden im Berliner Startup Ökosystem entwickelt, getestet und finden ihren Weg in den Markt. Dabei zeigt das Berliner Ökosystem spezifische Stärken in der Kreativwirtschaft und den Technologie-Branchen wie Software, AI, Big Data & Analytics, Internet of Things, Blockchain und FinTech. In der Hauptstadt sind beispielsweise mehr FinTechs ansässig als in München, Frankfurt und Hamburg zusammen. Startups fungieren immer mehr als Motor einer nachhaltigen Transformation. So leisten Social und Green Startups über ihr wirtschaftliches Erfolgspotenzial hinaus erhebliche Beiträge zur ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit. Der Anteil von grünen Startups liegt in Berlin kontinuierlich bei durchschnittlich 26 %. Startups sind damit ein Schlüssel für die Zukunft der Berliner Wirtschaft, ob es um Innovationen geht, um Nachhaltigkeit oder um Talente und Diversität. Berlin bietet Startups dafür ein positives Investitionsklima, eine ausgezeichnete Gründungsinfrastruktur, Beratung und Unterstützung, einen internationalen Talentpool bei hoher Lebensqualität und entfaltet damit auch Anziehungskraft auf Gründerinnen und Gründer aus dem Ausland. Der Business Immigration Service steht dabei mit Rat und Tat einreisenden Talenten zur Seite. Die Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH (BPWT) unterstützt mit einem eigenen Startup Team. Zukunftsorte halten Raum für junge Teams vor. Berliner Hochschulen sind mit Gründungsservices ausgestattet. Berlin bietet zudem als Wissenschaftsstandort Kooperationsmöglichkeiten mit über 100 Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Wirtschaftliche Bedeutung von Startups Im Jahr 2021 gab es in Berliner Startups über 500 Finanzierungsrunden mit einer Gesamtsumme von rd. 10,5 Mrd. €. Damit flossen in 2021 60 % aller in deutsche Startups getätigen Investitionen in Berliner Unternehmen. An der Spitze der größten Finanzierungsrunden lagen Fintech-Startups mit mehr als 3 Mrd. USD, es folgen Food und Transportation. In Berlin sind mittlerweile 25 „Unicorns“ entstanden, also Startups mit einer Bewertung von mehr als 1 Mrd. USD, darunter N26, wefox, Tier und Delivery Hero. Bei der weiteren Startup-Finanzierung haben die VC-Fonds der Beteiligungsgesellschaft der Investitionsbank Berlin, die IBB Ventures, eine führende Rolle. Seit 1997 wurden etwa 250 Mio. € als Lead-, Co-Lead oder Co-Investor investiert. Insgesamt wurden in Konsortien mit Partnern ca. 1,7 Mrd. € zur Verfügung gestellt. Die IBB Ventures ist damit im Jahr 2021 die Nummer 3 der „Top-Geldgeber deutscher Startups“. Für innovative Gründungen steht zusätzlich der GründungsBONUS der IBB als ein Kostenzuschuss in Höhe von 50 % der förderfähigen Gesamtkosten bis maximal 50.000 € zur Verfügung. Insgesamt konnten 2021 183 Anträge mit einem Bewilligungsvolumen von rund 9,1 Mio. € positiv entschieden werden. Für Berliner Startups, die im Zuge der Corona-Pandemie unverschuldet in einen Finanzierungsengpass geraten sind, spielt das Hilfsprogramm für Berliner Startups der IBB eine zentrale Rolle. Im Jahr 2021 wurden 198 Startups in Höhe von 134,2 Mio. € gefördert. Auch die Berliner Hochschulen haben sich mit ihren Gründungszentren im Startup Ökosystem etabliert. Das Berliner Startup Stipendium wird von vielen Hochschul-Inkubatoren vergeben. Die Vernetzung der Hochschul- mit privaten Inkubatoren ist innerhalb des Berliner Startup Stipendiums Programm. Mit der Gründungsumfrage der Berliner Hochschulen unterstützt die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe auch die genauere Sicht hinein in die Wirkungen und Bedeutung der Gründungsunterstützungen der Berliner Hochschullandschaft. Allgemein ist hier ebenfalls ein Ausbau und Diversifikation der Aktivitäten zu beobachten. So erhielten im bundesweiten Wettbewerb um eine EXIST-Förderung sieben Berliner Hochschulen den Zuschlag über eine Förderung von vier Jahren zum Auf- und Ausbau ihrer Gründungsunterstützung. 45 III. Wirtschaft Aktueller Überblick über das Berliner Startup Ökosystem Mit der startup-map.berlin stellt die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe einen zentralen, aktuellen Überblick zum Berliner Startup Ökosystem bereit. Dort werden alle öffentlich bekannten Startups, die zahlreichen für Startups relevanten Akteure wie die Investitionsbank Berlin mit ihrer Beteiligungsgesellschaft oder die Wirtschaftsförderagentur Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie sowie die Berliner Startup-Förder- und Unterstützungsprogramme wie das Berliner Startup Stipendium oder der GründungsBONUS aufgeführt. Die startup-map.berlin listete zum 18.07.2022 3.385 Startups auf, von denen 2.386 im Jahr 2012 oder später gegründet wurden. Für die Weiterentwicklung des Berliner Startup Ökosystems ­ erade im internationalen Maßstab, gilt: Nur mit einer soliden g Datengrundlage lassen sich fundierte Entscheidungen treffen und Rahmenbedingungen setzen. Gemeinsam mit anderen Erhebungen und Statistiken dienen die in der startup-map.berlin zusammengetragenen Informationen als Grundlage für eine genauere Aus- und Bewertung der Startup-Aktivitäten in Berlin. Mit dem Berlin: Startup-Report wurde vom Institut für Strategieentwicklung im Auftrag der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe eine aktuelle Übersicht über den Stand des Berliner Startup Ökosystems erstellt. Darin sind Daten aus der startup-map.berlin sowie diversen anderen Quellen und dutzende Interviews mit Macherinnen und Machern aus der Szene eingeflossen. Weiterentwicklung der Startup Agenda Der Berliner Startup Report benennt neben Rekorden auch Herausforderungen, die für die positive Weiterentwicklung des Startup Ökosystems zu berücksichtigen sind. So wird beispielsweise die Suche nach Fachkräften aus Sicht vieler Startups – wie für nahezu alle Berliner Unternehmen – aktuell zur größten Herausforderung. Vor diesem Hintergrund und mit der Zielstellung, Berlin mithilfe von Startups zu einem der führenden Wirtschafts- und Technologiestandorte Europas zu entwickeln, wurde die Weiterentwicklung der Berliner Startup Agenda in den Koalitionsvertrag aufgenommen. 46 Als erster Schritt wurden im Rahmen des 100-Tage-Programms des Senats im Schulterschluss mit relevanten Startup-Akteuren folgende Eckpunkte als Schwerpunktthemen der Berliner Startup Agenda 2026 vorgestellt: • • • • • Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit der Wirtschaft und Gesellschaft stärken; Talentförderung ausbauen, insbesondere durch Unterstützung von Ausbildung und Hochschulen und von zuziehenden Talenten; Den Beitrag von Startups für eine digitale und moderne Verwaltung ermöglichen, Diversität und Female Entrepreneurship fördern; Startups mit Mittelstand und Hochschulen enger vernetzen. Aus den gesetzten Eckpunkten wird die Berliner Startup Agenda gemeinsam mit den Akteuren aus dem Ökosystem bis zum Ende des Jahres 2022 weiterentwickelt. III. Wirtschaft III.4 Soziale Ökonomie Die Soziale Ökonomie gewinnt in Berlin weiter an Bedeutung. Zur Vielfalt des Sektors tragen sowohl Unternehmen aus der „solidarischen Wirtschaft“ als auch dem neueren „Social Entrepreneurship“ bei. Ob dies die neue Einkaufsgemeinschaft von Lebensmitteln wie bei SuperCoop ist oder das Bildungsangebot von Acker e.V., welches Stadtkindern die Natur näher bringt und zeigt wie Gemüse wächst – Soziale Unternehmen bereichern die Stadt Berlin. Die Struktur aus Verbänden und Unterstützungsorganisationen festigt sich weiter und bildet ein breites Netzwerk als Basis des Ökosystems für die Soziale Ökonomie Berlins. Soziale Unternehmen bilden dabei ein Kernstück der nachhaltigen Wirtschaft. Laut Deutschem Social Entrepreneurship Monitor 2022 sind Soziale Unternehmen in diversen Branchen aktiv, besonders stark vertreten sind insbesondere die Bereiche Erziehung / Unterricht, Information / Kommunikation und Gesundheits- und Sozialwesen. Soziale Unternehmen tragen zu einer Stärkung der Gesellschaft und des Zusammenhaltes der Stadtgesellschaft bei. triebe seit Ende 2021 Mitglied im Impact Ecosystems Network, einem von Impact Amsterdam initiierten Netzwerk aus Akteuren der Verwaltung mit Fokus auf Sozialer Ökonomie. Die Entwicklung auf EU-Ebene, insbesondere zum Aktionsplan für die Soziale Ökonomie, wird eng verfolgt, um Erkenntnisse aus Berlin in den Prozess mit einzubringen und die Ergebnisse für den Berliner Kontext relevant zu halten. In allen Projekten zeigt sich, wie vielfältig die Unternehmen der Sozialen Ökonomie sind, und auf welch unterschiedliche Weise sie einen Beitrag zur Wirtschaft sowie zur Gesellschaft leisten. Insbesondere ihre Innovationsstärke und Strahlkraft in die Wirtschaft, hin zu ganzheitlich nachhaltigen Wirtschaftskreisläufen wird immer wieder deutlich. Das Projekt Social Economy Berlin konnte sich als Anlaufstelle etablieren, was insbesondere die Annahme der Beratungsangebote durch soziale Unternehmen sowie die Anmeldung von über 700 Personen für die „Social Economy Berlin“ Konferenz 2021 verdeutlicht. Das Beratungsangebot richtet sich insbesondere an Unternehmen in der Vorgründungs- und Gründungsphase. Die hohe Nachfrage zum Thema der geeigneten Rechtsform hat dazu geführt, dass der Pool von Beratungsorganisationen noch erweitert wurde. Zusätzlich hinzu kommt 2022 die Entwicklung einer Schulung für Akteure der klassischen Wirtschaftsförderung, um Bedarfe der (Vor-) Gründungsberatung von sozialen Unternehmen mindestens in den Grundzügen auch in der klassischen Wirtschaftsförderung abdecken zu können. Um den positiven gesellschaftlichen Beitrag der sozialen Ökonomie für die Öffentlichkeit besser sichtbar zu machen, werden erstmals im Rahmen eines Wettbewerbs Soziale Unternehmen für ihre Arbeit prämiert. In den drei Kategorien Mensch, Planet und Transformation können sich sowohl Unternehmen aus dem Bildungs- und Sozialbereich, ökologischer Nachhaltigkeit sowie Unternehmen, die sich für die Transformation der Wirtschaft einsetzen, am Wettbewerb beteiligen. Durch den Wettbewerb sollen Vorreiter, Visionäre und Vorbilder der Sozialen Ökonomie in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt werden, die zeigen, wie eine soziale und ökologische Wirtschaftsweise gelingen kann. Die Senatswirtschaftsverwaltung konnte als Partnerin in einem Projekt zur „Geschäftsmodellentwicklung bei Sozialen Unternehmen“ mit drei anderen europäischen Regionen aktuelle Entwicklungen auf europäischer Ebene mit verfolgen. Darüber hinaus ist die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Be- 47 III. Wirtschaft III.5 Tourismus / Kongresse / Gastgewerbe Berlin-Tourismus und Gastgewerbe Der Lockdown in der ersten Jahreshälfte und die anhaltende Corona-Pandemie prägten das touristische Jahr 2021. Im Vergleich zu 2019 kamen deutlich weniger Besucherinnen und Besucher nach Berlin: 5,13 Mio. Touristinnen und Touristen (-63 %) verbrachten rund 14 Mio. Nächte (-59 %) in der Hauptstadt. Gegenüber dem ersten Pandemiejahr 2020 bedeuten die Zahlen dennoch einen leichten Zuwachs sowohl an Gästen (+3,7 %) als auch an Übernachtungen (+13,7 %). Etwa 71 % der Übernachtungen entfielen 2021 auf deutsche Besucherinnen und Besucher, 29 % internationale Gäste kamen vor allem aus den Nachbarstaaten Niederlande, Dänemark und Polen. Nach dem Ende der strengen Corona-Beschränkungen im Juni 2021 konnte über die Sommermonate in den Beherbergungsbetrieben eine durchschnittliche Bettenauslastung von 30,6 % erreicht werden. Das sind zwar knapp 4 % mehr als in 2020, aber 34 % weniger als in 2019. Auch den Gastronomiebetrieben setzte die Schließung im Frühjahr 2021 erheblich zu. So verzeichnete die Gastronomie in 2021 reale Umsatzeinbußen von 5,4 % zum Vorjahr bzw. 44,6 % im Vergleich zu 2019. Der Beschäftigtenrückgang lag bei 10,7 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und 24,3 % im Vergleich zu 2019. Um den gravierenden Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Berlin-Tourismus Rechnung zu tragen, unterstützten der Bund und das Land Berlin die Unternehmen mit diversen Überbrückungs- und Soforthilfen. Außerdem stellte das Land Berlin weitere Mittel für konjunkturfördernde Maßnahmen zur Verfügung. Hieraus bewarb die Berlin Tourismus und Kongress GmbH (visitBerlin) beispielsweise mit verschiedenen Kampagnen die Hauptstadt. Dazu zählten die Re-Opening-Kampagne „Endlich wieder.Berlin“, die Partneraktion unter dem Hashtag #AllForOneBerlin, das „Freedom Dinner“ am ehemaligen Flughafen Tegel, die Aktion „Erlebe Deine Stadt“, sowie die Etablierung der Plattform „TourismusHUB“ zur Wissensvermittlung und Weiterbildung für die Branchenakteure. Tagungs- und Kongresswirtschaft Das Jahr 2021 war erneut herausfordernd für die Berliner Kongress- und Tagungsbranche und geprägt von coronabedingten Einschränkungen sowie Verboten von (Groß-)Veranstaltungen. Im Mittelpunkt der Bemühungen des Berlin Convention Office (BCO) von visitBerlin stand daher, durch stetige Kommunikation und Durchführung eigener Veranstaltungen zu zeigen, dass B2B-Veranstaltungen auch unter den verschärften Regeln verantwortungsvoll durchführbar sind. Daher organisierte bzw. begleitete das BCO in der ersten Jahreshälfte 2021 vier Pilotveranstaltungen unter dem Dach #PerspektiveMICEBerlin mit bis zu 500 Teilnehmenden (u.a. Hauptstadtkongress, Green Tech Festival, Tag der Industrie). Die erfolgreich durchgeführten Veranstaltungen setzten deutschlandweit ein Zeichen für Übernachtungen in Berliner Beherbergungsbetrieben absolut und Veränderung gegenüber Vorjahr in % 40,00 35,00 30,00 Millionen 25,00 20,00 +8,7 +14,5 +9,1 +8,1 +9,2 +3,9 -1,4 +1,7 +1,6 +7,9 +2,7 15,00 10,00 5,00 +6,7 +9,1 +7,5 +5,3 +2,5 +3,6 +4,7 -76,0 +9,1 -54,1 +15,7 2020 2021 0,00 2011 Inland Quelle: Destatis 48 2012 Ausland 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 III. Wirtschaft Burkhard Kieker Geschäftsführer, visitBerlin 1. Der Senat hat Anfang des Jahres ein umfangreiches „Neustartprogramm Berlin“ für besonders von der Pandemie betroffene Branchen auf den Weg gebracht, in dem der Tourismus eine große Rolle spielt. Wie kommen die Maßnahmen bei den Unternehmen an? Der Tourismus hat sich seit April 2022 sehr gut entwickelt, ein deutliches Zeichen dafür, dass das Neustartprogramm positive Wirkungen entfaltet. Es umfasst eine immense Anzahl von Maßnahmen, die spezifisch auf die Branche bzw. auch Teilbereich von ihr zugeschnitten sind. Zum Beispiel zielen nationale und internationale Kampagnen darauf ab, Geschäft für die Tourismus- und MICE-Branche in Berlin zu generieren, der Berlin Meeting Campus ist eine gemeinsame Entwicklung zur Unterstützung des Tagungsgeschäftes und die Kampagne „Berlin braucht seine Gäste“ verdeutlicht den Berlinner:innen, was der Tourismus ihnen und der Stadt(-gesellschaft) alles bringt. Die Plattform TourismusHub bietet zudem Wissenstransfer und Informationsaustausch zwischen den Stakeholdern. Ziel aller Projekte ist es, für die Unternehmen der Tourismus- und Veranstaltungswirtschaft Geschäfte zu generieren und eine schnelle Erholung nach der pandemiebedingten Zwangspause zu forcieren. den Re-Start der Veranstaltungsbranche und coronakonformes Tagen trotz Pandemie. Flankierend warb die Marketing-Kampagne „Plan B. Plan Berlin.“ in Deutschland für Tagungen, Meetings und Kongresse in Berlin unter neuen Rahmenbedingungen, bei der es auch im Rahmen der Roadshow „Plan B on Tour“ nach Hamburg, München, Köln und Frankfurt ging und mit der Business-Veranstaltung „BESTIVAL“ in Berlin abgeschlossen wurde; es wurden insgesamt über 12 Mio. Fachkontakte erreicht. Zur Unterstützung der Branche hat die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe außerdem im April 2022 das Förderprogramm „Kongressfonds Berlin“ gestartet. Ziel des Fonds ist es, den ReStart und die Planung von Veranstaltungen 2. Nachhaltigkeit spielt auch im Tourismus eine zunehmend wichtige Rolle. Wie geht visitBerlin dieses wegweisende Thema an? Das Thema ist seit Jahren ein zentrales Anliegen und ist im Tourismuskonzept 2018+ verankert. Die Pandemie hat die Relevanz weiter erhöht, daher wird es kontinuierlich weiterentwickelt und in die Praxis umgesetzt. Tourismus kann nur im Einklang von Gästen und Bevölkerung erfolgreich sein. Eine Vielzahl von Projekten bestätigt den eingeschlagenen Weg, dazu zählen Weiterbildungen, Beratungsangebote oder Zertifizierungen als „Sustainable Berlin Partner“ und „Sustainable Meetings“ für die Branche genauso wie Angebote an unsere Gäste, z.B. die „15-Minuten Stadt“ und die App Going Local sowie der Dialog mit den Bewohnern:innen über unsere Aktion „Hier in Berlin“. Ziel ist es, dass sich Berlin im internationalen Ranking der Destinationen weiterhin behauptet und lokal, national und international als zukunftsorientierte und verantwortungsvolle Destination wahrgenommen wird. Besonders hinweisen möchte ich, dass Berlin die erste Stadt ist, die im Rahmen eines Kongressfonds, die Durchführung von nachhaltigen Veranstaltungen monetär besonders unterstützt. 3. Digitalisierung ist gerade im Städtetourismus von entscheidender Wettbewerbsrelevanz – wie ist Berlin hier aufgestellt? Berlin befindet sich in Aufholjagd. Mit dem Aufbau eines zentralen touristischen Datenhubs sind wir bald gerüstet, uns im Wettbewerb mit andere Städtedestinationen zu behaupten. Es ist ein zentrales Element der Digitalisierung im Tourismus. Durch eine zentrale Verwaltung von touristischen Daten werden touristische Analysen besser und Tourismus-Informationen können bedarfsgerechter ausgespielt werden. Durch den Datenhub wird auch die Voraussetzung für weitere technologische (Neu-) Entwicklungen geschaffen und bereits bestehende Angebote wie unser Apps Going Local und About Berlin unterstützt. zu unterstützen. Veranstalterinnen und Veranstalter können einen Zuschuss von 25 € pro Präsenz-Teilnehmenden erhalten, wenn sie Fachveranstaltungen in Berlin durchführen. Bei Veranstaltungen, die analog und hybrid stattfinden, erhöht sich der Zuschuss auf 35 € pro Präsenz-Teilnehmenden. Bei Veranstaltungen, die bestimmte Nachhaltigkeitskriterien erfüllen, erhöht sich der Zuschuss um 25 €. Nach der touristischen Öffnung Berlins ab Juli 2021 stieg auch die Nachfrage nach Veranstaltungen stark an und bewegte sich annähernd auf dem Niveau von 2019 – jedoch mit deutlich weniger Teilnehmerinnen und Teilnehmern (z.B. nur 15 % der Teilnehmenden im Oktober im Vergleich zu 2019). Die geringen Teilnehmendenzahlen sind einerseits auf die Abstands- 49 III. Wirtschaft bzw. Hygienevorschriften zurückzuführen, anderseits aber auch auf eine generelle Zurückhaltung bei (Geschäfts-)Reisen. Das wirtschaftliche Gesamtvolumen der Kongress- und Tagungsbranche lag demnach 2021 weiterhin niedriger als in den Jahren vor der Corona-Pandemie. Eine Erhebung von visitBerlin geht von schätzungsweise 20 bis 25 % des Gesamtvolumens des Jahres 2019 aus. Besondere touristische Projekte Mit den Fördermitteln aus den Zuschüssen für besondere touristische Projekte konnten in 2021 sechs große gesamtstädtische Tourismusprojekte und zahlreiche Tourismusprojekte der Bezirke umgesetzt werden, die das Wiedererstarken des Tourismus nach der Pandemie unterstützen. Neben dem Tourismuskonzept 2018+ bildet auch der 7-Punkte Plan zur Konsolidierung und Weiterentwicklung des Tourismus 2021/2022ff., der gemeinsam mit den Stakeholdern erarbeitet wurde, den strategischen Rahmen des zukunftsfähigen Berlin-Tourismus. So wurde u.a. das Marktforschungstool des Kulturmonitorings innerhalb eines Pilotprojektes erstmalig auf touristische Einrichtungen außerhalb der Museenlandschaft angewandt. Nach der 50 datenanalytischen Aufbereitung der Besucherbefragung stehen den Unternehmen touristisch relevante Daten und Ansatzpunkte für die künftige tourismusstrategische Planung zur Verfügung. Auch das „Monitoring auf Basis von Mobilfunkdaten“ konnte fortgesetzt werden. Hier werden anhand von anonymisierten Mobilfunkdaten Erkenntnisse über touristische Besucherströme erfasst. Weiterhin wurde im Rahmen des Projektes „Zielgruppenkonzeption“ die bereits bestehende Definition des Qualitätstourismus operationalisiert, um zukünftig im Destinationsmarketing die relevanten Zielgruppen noch passgenauer adressieren zu können. Die bezirkliche Tourismusentwicklung wurde durch Zuschüsse für besondere touristische Projekte stark vorangetrieben. Im Jahr 2021 wurden über 80 bezirkseigene und überbezirkliche Vorhaben flankiert. Darunter Maßnahmen, die neue Angebote schaffen, wie der Audio-Guide für die Reinickendorfer Industriespaziergänge oder Themen-Touren zu fair.kiez in Friedrichshain-Kreuzberg. Ebenso wurden zahlreiche Veranstaltungen unterstützt, die sowohl Berlin-Gäste als auch die lokale Stadtbevölkerung ansprachen und im Sommer nach Berlin lockten: wie die Sonderprojekte zum Kunstfestival „Ortstermin“ in Moabit und Hansaviertel, das Seenfest in Lichtenberg oder der Spandauer Kräutersommer. III. Wirtschaft III.6 Außenwirtschaft / Entwicklungszusammenarbeit Außenwirtschaft Die USA (1,40 Mrd. €), China (1,23 Mrd. €) und Frankeich (1,21 Mrd. €) waren im Jahr 2021 die wichtigsten Exportländer für das Land Berlin, gefolgt von Polen (970 Mio. €) und den Niederlanden (880 Mio. €). Die Berliner Exporte stiegen im Jahr 2021 um 9,7 % auf 15,8 Mrd. €, womit das Vorkrisenniveau (15,2 Mrd. € 2019) übertroffen wurde. Der Anstieg fiel in Berlin schwächer aus als in Deutschland insgesamt (+14,0 %). Allerdings war der Rückgang im Krisenjahr 2020 in Berlin auch deutlich geringer (-4,9 % zu 9,1 % in Gesamtdeutschland). Mit 3,3 Mrd. € stehen pharmazeutische Erzeugnisse weiterhin an erster Stelle der absoluten Exportsummen (Zunahme um 18,6 %), gefolgt von sonstigen Fahrzeugen (v.a. Motorräder) mit 1,3 Mrd. € (+10,3 %). An dritter Stelle stehen Geräte zur Elektrizitätserzeugung mit einem Exportwert von insgesamt 1,1 Mrd. € (+0,9 % zu 2020). Am deutlichsten gesunken sind die Exportwerte bei Schuhen (- 185 Mio. €, - 80 %) sowie bei Obstund Gemüsesäften (-91 Mio. €, - 61,3 %). Die Außenwirtschaftspolitik in Berlin richtet sich an dem Konzept Internationale Wirtschaftskooperation Berlin (KIW) aus, das 2017 vom Berliner Senat verabschiedet wurde. Es versteht Internationalisierung ganzheitlich und orientiert sich an den Bedarfen kleiner und mittlerer Unternehmen, die u.a. auch Startups umfassen. Im Sinne des ganzheitlichen Ansatzes werden sowohl Exporte als auch Ansiedlungen, Standortmarketing und eine Vielzahl von anderen grenzüberschreitenden ökonomischen Aktivitäten (Internationalisierungsformen) erfasst. Das Konzept verfolgt die Zielsetzung, hiesige Unternehmen zu unterstützen, die inländische Wirtschaft zu stärken und so zur Schaffung von Arbeitsplätzen im Inland beizutragen. Die Zielländer wurden zuletzt Anfang 2022 angepasst: Neues TOP-Zielland ist Frankreich (neben den USA, China und Polen). Weitere Zielländer sind das Vereinigte Königreich, Japan, Korea, Indien, Russland und die Hubs Dubai (inkl. Golfstaaten) und Singapur (inkl. ASEAN-Staaten). Darüber hinaus werden auch afrikanische Märkte, die eine zunehmende Bedeutung für die Berliner Wirtschaft haben, verstärkt beobachtet und in Projekten bearbeitet (Ägypten, Südafrika, Ghana und Kenia). Top 10 der Exportländer 2021 nach Volumen und Anteil an den Gesamtexporten in % 8,9 USA 7,8 China 7,7 Frankreich 6,1 Polen 5,6 Niederlande 5,5 Vereinigtes Königreich 4,6 Italien 3,4 Schweiz 3,2 Österreich 3,0 Spanien Milliarden (Euro) 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 Quelle: Statistisches Bundesamt Teil der Berliner Außenwirtschaftsstrategie ist außerdem die Arbeit und Etablierung von Auslandsrepräsentanzen. Auch im dritten Betriebsjahr des Berlin Business Desk in Peking war die Arbeit des Büros stark von der Pandemie geprägt. Veranstaltungen fanden zum Teil in Präsenz und zum Teil digital statt. Lokale und internationale Reisebeschränkungen aufgrund der Corona-Politik Chinas erschwerten die Arbeit und führten zur Absage von diversen Messen und Veranstaltungen. Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen konnte das Team in Peking in 2021 zahlreiche Beratungsgespräche sowohl für chinesische Unternehmen mit Interesse an Berlin als auch für Berliner Unternehmen durchführen. Darüber hinaus nahm das Team an den Messen „China International Fair for Trade in Services“ und „Discover Germany in Beijing“ mit einem eigenen Stand teil. Durch den Start des „Berlin Ambassador China“-Projekts können zukünftig noch weitere wichtige Regionen in China angesprochen und das Netzwerk ausgebaut werden. Quartalsweise werden zudem eigene “Berlin in China”-Events durchgeführt, um an Berlin interessierte Kontakte zu adressieren. Inhaltliche Schwerpunkte lagen auf den Themen Verkehr, Logistik, Mobilität, Umwelttechnologien sowie Startups. 51 III. Wirtschaft Die Nachfrage nach Information und Austausch zum Zielmarkt China ist in Berlin ungebrochen hoch. Derzeit sind folgende Netzwerkprojekte auch in China aktiv: • • BeCAN des aBB (automotive BerlinBrandenburg e.V.) Schwerpunkte des Projektes liegen in den Bereichen Automotive Zulieferindustrie, Car IT, Energie- und Speichertechnik, Smart Services, Digitale Fertigung, Werkstoffe und Materialien, Antriebstechnologie, Human Resources, Autonomes Fahren, Antriebstechnologie (u.a. Wasserstofftechnologie). CN BC von IDZ e.V. (Internationales Design Zentrum Berlin) und Sourcebook GmbH. Zu den Kernpunkten des Projektes gehören: Designwirtschaft und nachhaltige Technologien UX / UI Design, digitale Strategieberatung, Industriedesign, Servicedesign und nachhaltige Technologien. • Berlin Urban Tech Launchpad der Urban Impact Berlin GmbH. Im Mittelpunkt stehen hier Urban Tech und Smart City Startups sowie KMUs. • ExploreAsia von INAM (Innovation Network for Advanced Materials e.V.). Zu den zentralen Bereichen gehören hier Materialwissenschaften (3D-Druck, gedruckte Elektronik, Sensoren, Photonik, Halbleiter, Verbundwerkstoffe, Brennstoffzellen und Batterien, BioTech, MedTech). • • Urban Mobility & Energy Network des Berlin Brandenburg Energy Network e.V. Zu den Schwerpunkten zählen Cleantech, Erneuerbare Energien, Mobilität und Smart City. Back to Global von Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH. Dieses Projekt unterstützt Startups und KMU bei der internationalen Vernetzung. Die Berliner Wirtschaftsvertretung in den USA wurde personell verstärkt und die Aktivitäten des Büros wurden trotz anhaltender pandemischer Lage ausgebaut. Das Büro unterstützte bei virtuellen Reisen, wie beispielsweise der medianet Reise zum Thema Künstliche Intelligenz (IT) nach New York und dem damit verbundenen Besuch der wichtigen (IT) Konferenz, dem AI Summit in New York. Trotz anhaltender pandemischer Lage wurden zahlreiche (virtuelle) Veranstaltungen weiter ausgebaut, wie die „Berlin meets USA“-Reihe. Diese virtuelle Informationsveranstaltung für ca. 75 Teilnehmende mit einem B2B Matchmaking widmete sich der Frage, welche Faktoren die Entwicklung eines erfolgreichen FinTech-Ecosystems in den USA fördern. Beteiligt an dieser Veranstaltung waren u.a. die Berliner Sparkasse, Berlin Finance Initiative, Harpocrates und Akteure aus Atlanta, Georgia, USA. Des Weiteren initiierte das Berliner Wirtschaftsbüro in 2021 eine zehnteilige Q&A Informationsreihe „Meet a VC“, bei der Berliner Unternehmen in Kontakt mit hochkarätigen Venture 52 Capital-Gebern gebracht werden. Auch persönliche Kontakte wurden in San Francisco und Boston ausgebaut. Beispielsweise fand ein Kennenlerngespräch zwischen dem Büro und dem Generalkonsulat sowie mit diversen deutsch-amerikanischen Unternehmen und dem MIT aus dem Bereich Biotech und Life Sciences in Boston statt. Im Ergebnis wurden diverse Folge­ events für 2022 vereinbart. Die Nachfrage nach Informationen und Austausch zum Zielmarkt USA ist in Berlin gestiegen. Im Jahr 2021 wurde das sichtbar bei der Netzwerkarbeit des Projektpartners SIBB e.V. Schwerpunkte des Projektes liegen in dem Bereich IT. Ziel ist es, die nachhaltige Vernetzung der IT-Wirtschaft der deutschen Hauptstadtregion mit den amerikanischen IT-Zentren in den USA sicherzustellen bzw. auszubauen. Zudem wurden in 2022 zwei weitere USA-Netzwerkprojekte im Rahmen des Programms für Internationalisierung (PfI) initiiert und beantragt. Zum einen „Skytrain“ der Silicon Allee UG und zum anderen „BFI International“ – der Berlin Finance Initiative. • Ziel des Skytrain Projektes ist die stärkere finanzielle Ausstattung von Berliner Fin- und Tech-Startups durch US Venture Capitalists (sog. Limited Partner) durch bessere Vernetzung. • Ziel des BFI Projektes ist die Befähigung und Vernetzung von Berliner Fin- und Tech-Unternehmen in den USA zu verbessern. Beide Projekte planen diverse Netzwerktreffen und Workshops mit Delegationen in Berlin und den USA (Fokus: New York, Miami, Atlanta, San Francisco) mit dem Ziel, den FinTech-Sektor in Berlin zu stärken und mehr Investitionen aus den USA in Startups nach Berlin anzuziehen. Das Berlin Business Office der Senatswirtschaftsverwaltung in New York (BBO) unterstützt und begleitet die Projekte teilweise vor Ort und ist eng in die Aktivitäten der beiden Projekte eingebunden. Bereits vor über 16 Jahren begann die Senatswirtschaftsverwaltung die Förderung von wirtschaftlichen Aktivitäten mit Polen, zunächst im Rahmen der grenzübergreifenden Oder-Partnerschaft, u.a. in den Themenfeldern Tourismus, Games-Industrie, Photonik und Schienenverkehrstechnik. Berliner Cluster, Branchennetzwerke und KMU nutzen für wirtschaftsbezogene Vernetzungsprojekte mit Polen Förderangebote, die im Rahmen des Programms für Internationalisierung (PfI) aus Landesmitteln und dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanziert werden. Die Zielsetzungen und Schwerpunkte der jeweiligen Projekte richten sich dabei nach den Bedarfen der Unternehmen. Für Games-Entwickler und die IKT-Branche ist Polen als Partner für Koproduktionen attraktiv, während für die Photonik-Branche Kooperationen in der Forschung und Entwicklung im Vordergrund stehen. Aus Polen stammen viele hochqualifizierte Fachkräfte der Bereiche Entwicklung und Programmierung, die in Berliner Startups tätig sind. Darüber hinaus ist für Berliner Unternehmen aus dem Bereich der Schienenver- III. Wirtschaft kehrstechnik die Zusammenarbeit mit der polnischen Industrie von großem Interesse. Ziel des informellen interregionalen Netzwerkes Oder-Partnerschaft (Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Niederschlesien, Großpolen, Westpommern und Lubuskie) unter dem Motto „Grenzen trennen – die Oder verbindet“ ist der Aufbau eines leistungsfähigen Regionalverbundes, mit dem die Region infrastrukturell und politisch enger vernetzt und zu einem auf möglichst vielen Gebieten kooperierenden dynamischen Wirtschaftsraum entwickelt werden soll. Dabei nehmen die urbanen Zentren eine wichtige Impulsfunktion ein. Gleichzeitig ist die Aktivierung der Entwicklungspotenziale des ländlichen Raums zentral. So förderte die Senatswirtschaftsverwaltung in der Vergangenheit aus den Zuschüssen für besondere touristische Projekte das Projekt „Kulturtourismus zwischen Polen und Berlin | Kulturprogramm im Zug 2.0“. Darüber hinaus koordiniert sie seit 2008 federführend die Öffentlichkeitsarbeit der Oder-Partnerschaft. Diese umfasst einen deutsch-polnischen Newsletter, der dreimal jährlich erscheint, eine zweisprachige Website und Veranstaltungsreihe mit dem Ziel, alle Netzwerkprojekte miteinander zu verknüpfen, um neue Zukunftsperspektiven zu schaffen und Synergien zu erschließen. Als Förderinstrument für die Berliner Außenwirtschaft steht das Programm für Internationalisierung (PfI) zur Verfügung. Es unterstützt kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in Berlin bei der Erschließung neuer Märkte im Ausland und stärkt damit die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Berliner Wirtschaft. Mit den Programmelementen Einzelmaßnahmen (KMU-Projekte), Gemeinschaftsprojekte (z.B. Messegemeinschaftsstände und Delegationsreisen) sowie Projekte zur Netzwerkbildung findet eine modular abgestimmte Unterstützung u.a. bei Messe- und Konferenzbesuchen, Teilnahmen an Messegemeinschaftsständen und Delegationsreisen sowie beim Ausbau internationaler Netzwerke statt. Auch in der neuen Förderperiode der EU (2021-2027) wird das PfI Berliner Unternehmen bei ihrer Internationalisierung unterstützen können. Nach einer Evaluation in 2019 hat die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe 2020 zusammen mit ihren Partnern Asien-Pazifik Forum Berlin und enpact die Startup-Aktivitäten Richtung Asien unter dem Dach AsiaBerlin – Connecting Startup Ecosystems fokussiert und verstärkt. Ziel von AsiaBerlin ist die Förderung der Internationalisierung der Berliner Wirtschaft, insbesondere der Startups und ihrer Ökosysteme durch Kontakte und Kooperationen mit asiatischen Investoren, Startups, Konzernen, Forschungseinrichtungen, Verbänden sowie staatlichen und wirtschaftsfördernden Institutionen. Die vielfältigen AsiaBerlin Aktivitäten verbinden Berlins Startup Ökosystem mit wichtigen, dynamischen Hubs in Asien und ermöglichen so Zugang zu Märkten, Fachkräften, strategischen Partnern und Investitionen. Der AsiaBerlin Summit (vormals Asia-Pacific Week) wird als eine zentrale Veranstaltung der Startup-Aktivitäten des Berliner Senats neben Delegationsreisen und monatlichen Veranstaltungen, den AsiaBerlin Events, positioniert. Die Website asia.berlin, regelmäßige Newsletter und Social Media Kommunikation flankieren die Veranstaltungen. Unterstützung leistet das agile Netzwerk der ehrenamtlich arbeitenden AsiaBerlin Ambassadors. Der AsiaBerlin Summit (ABS) 2021 fand nach einer coronabedingten Verschiebung vom 4. bis 10. Oktober 2021 als eine der wenigen Berliner Veranstaltungen und einzige deutsche Konferenz Richtung Asien statt. Durch den Einsatz hybrider Veranstaltungsformate konnte die Reichweite des ABS 21 (insbesondere in Asien) erhöht werden. Zu den Highlights gehörte das Eröffnungspanel mit den Vorstandsmitgliedern Thomas Saueressig (SAP) und Cedrik Neike (Siemens). Auf dem Summit wurden besonders relevante Themenbereiche für das Berliner Startup Ökosystem wie Smart City/Urban Tech, Industrie 4.0, AI, Female Entrepreneurship, Diversity, Climate Change, IoT, HealthTech, Blockchain und FinTech vertieft sowie Kontakte zu Investorinnen und Investoren geknüpft. Der ABS 22 wird vom 12. bis 18. September 2022 wieder hybrid stattfinden. Dieser Summit wird sich durch die Einbeziehung zahlreicher weiterer Partner in Satellitenveranstaltungen auszeichnen. Besonders intensiv ist in diesem Jahr Berlins Zusammenarbeit mit Indien, bei der eine enge Kooperation mit Karnataka eingegangen wurde. Insbesondere im Bereich Urbane Mobilität wird eng mit indischen Partnerinnen und Partnern gearbeitet. Einen weiteren Schwerpunkt bildet Jakarta im Kontext des EU-geförderten Projekts Smart Change. Das gemeinsame Projekt Smart Change der beiden Partnerstädte Berlin und Jakarta im Rahmen des Programms für internationale Zusammenarbeit und Entwicklung der Europäischen Union ist 2020 gestartet und bildet einen zentralen Baustein im Rahmen der AsiaBerlin Aktivitäten in Südostasien. Es umfasst zwei Schwerpunkte: Zum einen die Stärkung der Stadtverwaltung von Jakarta in Bezug auf städtische Innovation (mit einem besonderen Fokus auf Smart City und Digitalisierung) sowie zum anderen die Förderung der Entwicklung des unternehmerischen Ökosystems in Jakarta rund um Startups. 2021 wurde der Multi-Stakeholder-Lab zur Vernetzung von Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern aus Politik und Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft intensiviert, innerhalb dessen der gegenseitige Austausch der besten Ansätze in den Bereichen E-Government, Smart City und der Unterstützung von Existenzgründungen zwischen Berlin und Jakarta gefördert wird. Daneben wird der Aufbau einer Online-Plattform für Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter sowie Expertinnen und Experten in Jakarta zur Vereinfachung des Austausches und des gegenseitigen Lernens vorbereitet. 53 III. Wirtschaft Um das Startup Ökosystem in Jakarta zu stärken, wird neben der Ausarbeitung von Strategien und Umsetzungsplänen zur Förderung einer gründerfreundlichen Politik am Aufbau eines Hubs für Innovation und Unternehmertum in Jakarta gearbeitet. Der Hub soll als ein Entwicklungsraum für eine Startup-Community und ein gründungsfreundliches Ökosystem dienen, in dessen Rahmen auch ein Accelerator-Programm für Innovation und Unternehmertum mit Betreuungs-, Trainings- und Beratungsangeboten initiiert wird. 2021 wurden über 20 Startup-Unterstützerorganisationen im Rahmen eines Designer Labs geschult und zertifiziert. Das Projekt wird im Rahmen des EU-Programms „Europe Aid: Local Authorities: Partnerships for sustainable cities“ umgesetzt, das auf die Förderung der integrierten Stadtentwicklung durch Partnerschaften ausgerichtet ist, die zwischen den lokalen Gebietskörperschaften der EU-Mitgliedstaaten und der Partnerländer gemäß der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung geschlossen wurden. Entwicklungszusammenarbeit Berlin ist eine internationale Metropole mit dem Anspruch, weltoffen, solidarisch und nachhaltig zu handeln. Die Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit des Landes Berlin koordiniert die vielfältigen entwicklungspolitischen Aktivitäten und Akteure Berlins. Ziel der Landesstelle ist es, für Fragen der globalen Gerechtigkeit zu sensibilisieren, auf Wechselwirkungen zwischen Globalem Norden und Süden aufmerksam zu machen und einen Beitrag zur Umsetzung der Sustainable Development Goals durch Berlin zu leisten. Ein besonderes Augenmerk legt die Berliner Entwicklungszusammenarbeit auf die Vermittlung von Kompetenzen des Globalen Lernens bzw. des Denkens in globalen Zusammenhängen sowie auf die Förderung des fairen Handels und der fairen Beschaffung. Berlin sieht die Hauptaufgabe seines Engagements in der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit. Hierbei wird die Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit durch EPIZ – dem Zentrum für Globales Lernen e.V. – und durch die Stiftung Nord-SüdBrücken unterstützt. Die Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit fördert bereits seit dem Jahr 2000 das Berliner Entwicklungspolitische Bildungsprogramm (benbi). Das jährlich im November stattfindende Programm richtet sich vorrangig an Kinder und Jugendliche der 3. bis 13. Klasse. Der Schwerpunkt in 2021 lag auf „globalen Machtverhältnissen“; 2022 steht thematisch unter dem Motto „Miteinander leben“. Das benbi wird von der Kontaktstelle für Umwelt und Entwicklung e.V. (KATE) organisiert. Der Verein unterstützt und berät über 20 beteiligte Nichtregierungsorganisationen bei der Entwicklung zahlreicher interaktiver Workshops, bei denen Schülerinnen und Schüler Fähigkeiten vermittelt werden, aktiv und eigenverantwortlich die Zukunft mitzugestalten. 54 Auf Initiative des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) wurde von den Bundesländern das Eine-Welt-Promotorenprogramm ins Leben gerufen. Die Eine-Welt-Promotorinnen und Promotoren arbeiten in entwicklungspolitischen Organisationen und Initiativen. Sie geben als Expertinnen und Experten Anstöße für global verantwortliches Denken und Handeln und mobilisieren für ein Engagement zu Themen der nachhaltigen Entwicklung. Es wird vom Berliner Entwicklungspolitischen Ratschlag koordiniert und von der Stiftung Nord-Süd-Brücken verwaltet. 2021 waren zivilgesellschaftliche Akteure weiterhin durch die COVID-19-Pandemie auf vielfältige Weise in ihrer Arbeit eingeschränkt: Ausgefallene Veranstaltungen, mangelnde technische Infrastruktur sowie die Notwendigkeit, eigene Angebote zu digitalisieren, gehörten zu den schwierigsten Herausforderungen. Aber auch die Sorge um die Partnerinnen und Partner im Globalen Süden und der Wunsch nach solidarischer Unterstützung waren für die Berliner Nichtregierungsorganisationen ein zentrales Anliegen. Die Landestelle für Entwicklungszusammenarbeit hat daher 2021 erneut einen Sonderfonds in Höhe von 500.000 € eingerichtet, um die entwicklungspolitischen zivilgesellschaftlichen Organisationen in Berlin zu unterstützen. Dadurch konnten die Digitalisierungsprozesse vorangetrieben werden, Einnahmeausfälle kompensiert und Solidaritätsprojekte im Globalen Süden umgesetzt werden. Bau und Sanierung des Eine-Welt-Zentrums auf dem Gelände der ehemaligen Kindl-Brauerei in Berlin Neukölln schreiten weiter erfolgreich voran. Durch den im Landeshaushalt bereitgestellten einmaligen Investitionszuschuss, durch Bundesmittel und Zuschüsse aus dem Sondervermögen Infrastruktur der Wachsenden Stadt (SIWA) an die Berlin Global Village gGmbH wurde die Errichtung des Zentrums ermöglicht, das seit vielen Jahren von der Berliner Zivilgesellschaft geplant worden war. Das Zentrum ist auf einer Fläche von rund 4.500 m2 entstanden und widmet sich den Themen globale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit. Es bietet Raum für entwicklungspolitische und migrantisch-diasporische Nichtregierungsorganisationen. Im März 2021 sind die ersten Nichtregierungsorganisationen in das neue Gebäude eingezogen. Im Juni wurde der Abschluss des Neubaus pandemiebedingt in kleinem Rahmen gefeiert. 2022 soll die Sanierung des Altbaus abgeschlossen und das Zentrum vollumfänglich genutzt werden können. Darüber hinaus wurde das Berliner Stipendiumprogramm zur Stärkung von Journalistinnen und Journalisten im digitalen Raum 2021 fortgeführt. Nach einem digitalen Programm in 2020 konnten 2021 sechs der acht ausgewählten Stipendiatinnen und Stipendiaten nach Berlin reisen und ein umfangreiches Trainingsprogramm in digitaler Sicherheit durchlaufen Das Programm richtet sich an Medienschaffende, Journalistinnen und Journalisten sowie Bloggerinnen und Blogger aus al- III. Wirtschaft ler Welt, die aufgrund von Einschränkung ihrer Meinungsfreiheit aus ihren Herkunftsländern fliehen mussten oder eine vorübergehende Auszeit benötigen. Zuständig für die Durchführung ist der Verein Reporter ohne Grenzen. Das im Rahmen von AsiaBerlin initiierte und in Kooperation mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) durchgeführte Projekt „Female Entrepreneurship Berlin India“ wurde 2021 erfolgreich abgeschlossen. Im Austausch mit Berliner Akteurinnen und Akteuren wurden Förderprogramme für indische Unternehmerinnen entwickelt und indische Gründerinnen bei der internationalen Kontaktanbahnung unterstützt. 2021 fand das große Frühlingsfest des Fairen Handels in hybrider Form statt. Im Rahmen des Frühlingsfestes feierten Berlin und verschiedene Bezirke ihre Wieder-Auszeichnung als Fairtrade-Town. 2022 steht bereits die nächste Wiederbewerbung an. Das Aktionsbündnis Fairer Handel hat die Organisation des Festes übernommen und ein gelungenes Format entwickelt, um die physische und virtuelle Teilnahme zu einem spannenden und inspirierenden Erlebnis zu machen. Die 2020 eingerichtete Koordinierungsstelle bei Decolonize Berlin e.V. hat ihren Dialog- und Partizipationsprozess in 2021 fortgeführt, um die Auseinandersetzung mit dem Kolonialismus, postkolonialer Bildungsarbeit, Anti-Rassismus und Critical Whiteness unter Mitwirkung von diversen Akteuren zu befördern. Dazu fanden Dialogrunden mit Verwaltung und Zivilgesellschaft in verschiedenen Veranstaltungsformaten statt. Im Dezember 2021 wurde der Abschlussbericht mit den erarbeiteten Empfehlungen vorgelegt. Für 2022 ist geplant, die Maßnahmen im Rahmen eines Senatsbeschlusses in ein Umsetzungsprogramm zu überführen. Die Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit unterstützt entwicklungspolitische Projekte von Berliner Nichtregierungsorganisationen und anderen Organisationen, die sich in vielfältigen Themenfeldern der Entwicklungspolitik in Berlin und weltweit engagieren. 2021 standen insgesamt Fördermittel in Höhe von 1,5 Mio. € für entwicklungspolitische Projekte, Informations-, Kampagnen und Bildungsarbeit von entwicklungspolitischen Nichtregierungsorganisationen in Berlin zur Verfügung. Durch die von der Landesstelle in Kooperation mit Engagement Global eingerichtete Kompetenzstelle Faire Beschaffung werden die Berliner Bezirksämter und Senatsverwaltungen dabei unterstützt, faire Kriterien bei der öffentlichen Beschaffung anzuwenden. Vollständig digital fand 2021 die Preisverleihung des Newcomer Startup Awards von SINGA statt. Der Award wird an Gründerinnen und Gründer verliehen, die aus dem Globalen Süden nach Berlin migriert sind und mit ihrer Geschäftsidee einen Beitrag zur Umsetzung der Sustainable Development Goals leisten. Die Newcomer hatten bereits im Vorfeld Vernetzungs- und Austauschmöglichkeiten und erstmalig wurde ein Publikumspreis verliehen. Alle Preisträgerinnen und Preisträger erhielten neben einem Preisgeld ein auf sie zugeschnittenes Coaching-Angebot. 55 III. Wirtschaft III.7 Wirtschaftsrechtliche Aspekte Berliner Ausschreibungs- und Vergabegesetz Das Berliner Ausschreibungs- und Vergabegesetz (BerlAVG) enthält die ökologischen und sozialen Vorgaben für die Beschaffungspolitik des Landes. Es ist seit dem 1. Mai 2020 in Kraft. Es gilt für die Vergabe von Bauleistungen über einem Bruttoauftragswert von 50.000 € und für Liefer- und Dienstleistungen mit einem Auftragswert von mehr als 10.000 € brutto. Auf der Grundlage der Rechtsverordnung zur Evaluierung der Wertgrenze bei der Vergabe von Liefer- und Dienstleistungen wurden die Wertgrenze zur Anwendung der Maßgaben über das Vergabemindestentgelt bei der Vergabe von Liefer- und Dienstleistungen nach dem BerlAVG zum 1. März 2022 evaluiert. Die Evaluierung sollte sicherstellen, dass mit der Wertgrenze von 10.000 € das Vergabemindestentgelt von derzeit noch 12,50 € brutto pro Stunde auf mindestens 95 % des vergebenen Auftragsvolumens über Lieferungen und Dienstleistungen Anwendung findet. Bei einem geringeren Anteil wäre die im Berliner Ausschreibungs- und Vergabegesetz festgeschriebene Wertgrenze für die Anwendung des Gesetzes im Hinblick auf die Geltung des Mindestlohns von 10.000 € auf 5.000 € abgesenkt worden. Maßgeblich für die Evaluierung war das Auftragsvolumen über Lieferungen und Dienstleistungen im Jahr 2021. Nach Auswertung der von allen Auftraggebern des Landes Berlin zugesandten Daten macht das Volumen der Aufträge über Liefer- und Dienstleistungen mit einem Auftragswert unterhalb von 10.000 € nur 3,39 % aller im selben Zeitraum vergebenen Aufträge über Liefer- und Dienstleistungen aus. Damit bleibt die Wertgrenze zur Anwendung der Maßgaben über das Vergabemindestentgelt bei der Vergabe von Liefer- und Dienstleistungen i.H.v. 10.000 € (ohne Umsatzsteuer) bestehen. Die nächste Evaluierung erfolgt zum 1. März 2027 auf der Grundlage der im Jahr 2026 vergebenen Aufträge. Mit dem Ziel verbesserter Anwenderfreundlichkeit werden auf Grundlage des novellierten BerlAVG zurzeit Verwaltungsvorschriften für die praktische Umsetzung der öko-sozialen Kriterien sowie die Durchführung von entsprechenden Kontrollen erarbeitet. Die Ausführungsvorschrift zu den ILO-Kernarbeitsnormen, über die im letzten Wirtschafts- und Innovationsbericht ausführlich berichtet wurde, soll im Laufe des Jahres in Kraft gesetzt werden. (VwVBU) wurde mit der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz abgestimmt. Am 01.12.2021 ist die Neufassung der Verwaltungsvorschrift Beschaffung und Umwelt (VwVBU) mit zahlreichen neuen Leistungsblättern in Kraft getreten. Die von der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales zu erstellende Ausführungsvorschrift zur regionalen Tariftreue befindet sich noch in der senatsinternen Abstimmung. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe führt in diesem Zusammenhang unter Beteiligung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen und der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales im Zeitraum Mai/Juni 2022 eine Verbändeanhörung durch. Noch in diesem Jahr soll auch das Vergabemindestentgelt auf 13,00 € brutto pro Stunde angehoben werden. Ein Gesetzesentwurf wird vom Abgeordnetenhaus erarbeitet. Weiterführende Informationen zum Berliner Ausschreibungsund Vergabegesetz liefert der Vergabeservice des Landes Berlin. Ebenso sind Informationen zur Zentralen Kontrollgruppe nach dem BerlAVG abrufbar. Geldwäscheprävention Eine erfolgreiche Wirtschaft braucht verlässliche, für alle Wirtschaftsteilnehmenden gleichermaßen geltende Rahmenbedingungen. Wirtschaftlicher Erfolg soll von Innovationen, Ideen und günstigen Rahmenbedingungen abhängen, nicht aber von illegalen Vorteilen Einzelner zulasten der Gemeinschaft. Deswegen wird Geldwäsche als Straftat von Justiz und Polizei verfolgt. Die bei der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe angesiedelte Geldwäscheprävention/Geldwäscheaufsicht ist für die Einhaltung des Geldwäschegesetzes, GwG, zuständig. Gewerbetreibende werden über ihre Verpflichtungen nach dem Geldwäschegesetz unterrichtet und erhalten Informations- und Präventionsunterlagen. Informationen zum GwG, ebenso wie Hilfestellungen in verschiedenen Sprachen (Englisch, Türkisch, Arabisch) sind unter www.berlin. de/geldwaesche abrufbar. Ein solches Angebot ist in Deutschland einzigartig. Besonderes Augenmerk wird auf die Vernetzung und Zusammenarbeit mit der IHK oder Verbänden gelegt, um eine möglichst große Anzahl an Verpflichteten zu erreichen. Im Zuge der weiteren Digitalisierung von Dienstleistungen ist eine Reihe von Verpflichtungen elektronisch vollständig digitalisiert abrufbar. Auch insoweit ist diese Senatsverwaltung deutschlandweit Vorreiter. Der Entwurf der Ausführungsvorschrift zur Kontrolle des BerlAVG wird zurzeit finalisiert. Diese regelt zum einen Einzelheiten zur Durchführung der Kontrollen der öko-sozialen Vertragsbedingungen durch die öffentlichen Auftraggeber; zum anderen sind die Aufgaben, die Organisation und die Zuständigkeiten der zentralen Kontrollgruppe beschrieben. Um die Zusammenarbeit zwischen den für Geldwäscheprävention zuständigen Behörden untereinander, aber auch mit der für die Geldwäschebekämpfung zuständigen Polizei und Staatsanwaltschaft zu verbessern, ist eine koordinierende Stelle „Geldwäscheprävention“ eingerichtet worden. Dies führt zu einer besseren Vernetzung der beteiligten Bundes- und Landesbehörden. Die Novellierung der auf dem Gesetz beruhenden ökologischen Vorgaben der Verwaltungsvorschrift Beschaffung und Umwelt 2021/2022 wird Deutschland von der Financial Action Task Force (FATF), der internationalen Organisation zur Verhinde- 56 III. Wirtschaft rung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung, geprüft. Die Berliner Geldwäscheprävention steht exemplarisch für die Aktivitäten der Bundesländer im Fokus dieser Prüfung. Der Abschlussbericht der FATF wird für diesen Herbst erwartet. Im Vorfeld dieser Prüfung ist eine Berliner Risikoanalyse erstellt worden, in der erstmalig das Risiko Berliner Branchen untersucht wird, für Geldwäsche missbraucht zu werden. Ein besonders hohes Risiko ist im gesamten Immobilienbereich, aber auch bei Anbietern von Büroservicedienstleistungen und Verkäufern von Vorratsgesellschaften ermittelt worden. Dort, wo Beratung und Prävention nicht ausreichen, wird die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe auch mit den Mitteln des Ordnungsrechts tätig. Jährlich werden mehrere hundert Kontrollen im Hinblick auf die Einhaltung der Bestimmungen des GwG durchgeführt. Die meisten dieser Kontrollen erfolgen schriftlich oder mit Ankündigung. Finden sich bei diesen Kontrollen Missstände, so werden Bußgeldverfahren eingeleitet. Wenn nicht ausgeschlossen werden kann, dass Verpflichtete nach dem GwG auch Kontakte in kriminelle Kreise unterhalten, erfolgen diese Kontrollen auch im Wege von Verbundeinsätzen mit anderen Behörden (Polizei, Ordnungsamt, Finanzbehörden). Teilweise erfolgt insoweit auch eine Unterstützung durch Kolleginnen und Kollegen der Brandenburgischen Aufsichtsbehörde. Als Mitglied in der Anti Financial Crime Alliance (AFCA), einer Public Private Partnership von Behörden und Unternehmen zur Verhinderung von Geldwäsche, arbeitet die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe an der Erstellung von Typologiepapieren zur Verhinderung von Geldwäsche im Immobiliensektor mit, welche dann den Verpflichteten durch die Financial Intelligence Unit (FIU) zur Verfügung gestellt werden. 57 III. Wirtschaft III.8 Services und Förderung für Unternehmen III.8.1 Unternehmensservice Die Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH (BPWT) setzt gemeinsam mit dem Land Berlin für die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe den Unternehmensservice um. BPWT unterstützt Berliner Unternehmen bei Expansionsvorhaben, Standortverlagerungen sowie Innovationsprojekten und begleitet Ansiedlungsvorhaben in der Stadt. Firmen erhalten einen umfassenden Service und schnellen Zugang zu den Wirtschaftsförderangeboten, wie Fragen zur finanziellen Förderung, Grundstücks- und Immobiliensuche, Personal- und Fachkräftegewinnung sowie Technologietransfer. Gestützt wird der Unternehmensservice durch ein breites Netzwerk aus Servicepartnern der Berliner Wirtschaftsförderung (IHK, IBB, UVB, Arbeitsagentur, Liegenschaftsfonds u.a.). Dr. Stefan Franzke Geschäftsführer, Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH Unternehmen am Standort werden durch ein Key-Account-Management begleitet oder durch Projektmanagerinnen und -manager der BPWT direkt in den Bezirken als Unternehmensservice vor Ort betreut. Seit Beginn der Pandemie befindet sich insbesondere der Innenstadthandel in einer Krise. Um die Unternehmen des stationären Handels zu unterstützen, die Einzelhandelsstandorte zu stärken und die Geschäftsstraßen in ihrer Vielfalt zu erhalten und zu revitalisieren, ist das Team des Unternehmensservice zur Bewältigung der Pandemiefolgen auf den Einzelhandel befristet auf zwei Jahre erweitert worden. Dabei wird das Netzwerk des Unternehmensservice genutzt. Die Handelsunternehmen werden beispielsweise bei der Digitalisierung begleitet und bei Genehmigungsfragen, bei Förderprogrammen sowie bei Vernetzungs- und Marketingaktivitäten unterstützt. Darüber hinaus soll es vor allem für die Geschäftsstraßenma- 2. Sie bewerben den Wirtschaftsstandort Berlin in der ganzen Welt. Was sind Ihre drei wichtigsten Argumente, um internationale Unternehmen für Berlin zu begeistern? Berlin ist die innovative Technologie- und Wissenschaftsmetropole Deutschlands und damit einer der dynamischsten Wirtschaftsstandorte Europas. Im vergangenen Jahr generierten Berliner Startups die sagenhafte Summe von 10,5 Mrd. €. In diesem Jahr wurden wir bei einer Umfrage unter 24.000 Gründerinnen und Gründern erneut zum besten Startup-Standort in Europa gewählt. Davon abgesehen ist Berlin einfach auch eine sehr lebendige, offene und lebenswerte Stadt – und damit nach wie vor sehr attraktiv für Arbeits- und internationale Fachkräfte. 3. Durch die Zusammenarbeit mit den Unternehmen kommen bei Ihnen Zukunftstrends schon früh an – welche Themen, welche Innovationen werden aus Ihrer Sicht die nächsten Jahre die wirtschaftliche Entwicklung prägen? 1. Als Chef der Wirtschaftsfördergesellschaft Berlin Partner stehen Sie Unternehmen zur Seite, die nach Berlin ziehen oder hier ihren Standort erweitern wollen. Konnten diese Aufgaben im letzten Jahr trotz der Pandemie erfüllt werden? Das Jahr 2021 hatte so seine Herausforderungen, aber nichtsdestotrotz ist es uns gelungen, 83 Unternehmen – davon mehr als die Hälfte aus dem Ausland – in Berlin anzusiedeln. Insgesamt konnten wir mit dem erfolgreichen Abschluss von 290 Projekten 6.708 Arbeitsplätze für die Hauptstadt generieren. Diese Zahlen geben uns Rückenwind auch für dieses Jahr, wo wir nun endlich wieder in Präsenz und mit persönlichen Begegnungen für den Wirtschaftsstandort Berlin werben können. 58 Nachhaltigkeit bleibt in jedem Fall eines der zentralen Themen der Zukunft. In diesem Zusammenhang spielt auch nachhaltiger Wirtschaftsverkehr sowie generell die Mobilität der Zukunft und die Energiewende eine große Rolle. So bin ich zum Beispiel sicher, dass wir gemeinsam mit den Bundesländern im Osten in fünf Jahren ein wichtiger Part in der Wasserstoffstrategie der Bundesregierung sein werden. Digitalisierung und KI sind weitere zentrale Themen, die sich weiterentwickeln und Arbeitsprozesse erleichtern werden. Nicht zu vergessen Berlin-Brandenburg als einer der führenden Standorte für Life Sciences, Gesundheitswirtschaft und -versorgung: Hier entstehen innovative Produkte, basierend auf neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. III. Wirtschaft nagements und Einkaufszentren Innovations– und Vernetzungsangebote mit einem vielfältigen Themenspektrum geben. Im Jahr 2021 konnte der Wirtschaftsstandort Berlin trotz der andauernden Corona-Pandemie positive Ergebnisse verbuchen. BPWT hat Projekte mit einer Investitionssumme von über 637,8 Mio. € begleitet, 6.708 neue Arbeitsplätze wurden geschaffen. 50 % dieser Arbeitsplätze entfallen auf das Cluster IKT, Medien und Kreativwirtschaft. 36 % der geschaffenen Arbeitsplätze sind aus erfolgreichen Ansiedlungsprojekten entstanden. Zudem wurden für Forschung und Entwicklung Drittmittel in Höhe von 138,5 Mio. € eingeworben. 83 Unternehmen wurden mit Unterstützung des Unternehmensservice in Berlin neu angesiedelt. Insgesamt hat der Unternehmensservice im vergangenen Jahr 290 erfolgreiche Projekte abgeschlossen. Seit Ende 2009 unterstützt der Einheitliche Ansprechpartner (EA) Berlin, angesiedelt bei der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, als zentrale Anlaufstelle erfolgreich in- und ausländische Unternehmen sowie Gründerinnen und Gründer bei der Aufnahme und Ausübung ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit in Berlin. Er fungiert sowohl als verbindlicher Informationsgeber als auch – wenn vom Unternehmen gewünscht – als durchgängiger Verfahrensbegleiter und Mittler zwischen dem Unternehmen und den unterschiedlichen beteiligten Behörden und Institutionen. elektronische Verfahrens- und Formalitätenabwicklung für Gewerbemeldungen und gewerberechtliche Erlaubnisse medienbruchfrei auf elektronischem Wege zu erledigen. Über eine eingebundene ePaymentkomponente kann die Verwaltungsgebühr schon während des Antragsprozesses beglichen werden. Dieser Service wird von den Unternehmen aus dem Inund Ausland gerne genutzt und hat während der eingeschränkten Erreichbarkeit der Ämter aufgrund der Corona-Pandemie noch einmal an Bedeutung gewonnen. Im Jahr 2021 wurden 77 % der über 100.000 Gewerbemeldungen im Land Berlin vollständig medienbruchfrei online abgewickelt. Der EA ist aber auch Verfahrensbegleiter bei der Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse im Bereich der reglementierten Berufe. Für viele Berufsqualifikationen, darunter die für Lehrerinnen und Lehrer und Erzieherinnen und Erzieher, wurden spezielle Antragsverfahren modelliert. Über das elektronische Antragsmanagementsystem des EA erhalten die zuständigen Stellen von den Antragstellerinnen und Antragstellern genau die Unterlagen, die sie für ihre Entscheidung über den Antrag auf die Anerkennung der Berufsqualifikation benötigen. Über ein integriertes Postfach können zusätzlich Nachrichten rechtssicher ausgetauscht und die Entscheidung über den Antrag elektronisch übermittelt werden. Für fast alle Verfahren, die der EA über sein Portal anbietet, stehen Antragsmodule in Englisch zur Verfügung. Bereits seit der Einrichtung des EA wird den Unternehmen ermöglicht, über ein Onlineverfahren im Gewerbebereich die 59 III. Wirtschaft III.8.2 Gründungsförderung Einwohnerinnen und Einwohner liegt Berlin 2021 im Bundesländervergleich erneut an der Spitze. Erstanlaufstellen Ein enges Netzwerk an Erstanlaufstellen erlaubt es, auf die unterschiedlichen Fragestellungen von Gründerinnen und Gründern bedarfsgerecht einzugehen. So können neben der Gründungsberatung der Kammern auch die Finanzierungsberatung der IBB, die Gründungsbüros der Hochschulen, die Wirtschaftsförderer der Berliner Bezirke oder Beratungseinrichtungen der ethnischen Communities aufgesucht werden. Auf der zentralen Internetseite gruenden-in-berlin.de sind alle Adressen der öffentlichen Erstanlaufstellen, ihre Informationsangebote und Veranstaltungen zu finden. Alle Gründungsinteressierten werden hier nach einem klaren Leitfaden durch die Informationen aus dem Berliner Gründungsnetz geleitet. Das Portal ist ein gemeinsames Projekt der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe mit der IHK Berlin, der Handwerkskammer Berlin und der Investitionsbank Berlin. Die ausführlichen Informationen stehen auch auf Englisch zur Verfügung. Die Gründungsunterstützung im Land Berlin fokussiert nicht alleine auf die technologieorientierten Startups, sondern auch auf das weiterhin sehr rege und breit angelegte Gründungsgeschehen in traditionellen Bereichen wie dem Handel, im Handwerk oder der Bauwirtschaft. Beratungen und Kontaktstellen müssen auf diese Vielfalt der Geschäftsideen und der dahinter stehenden Unternehmerinnen- und Unternehmerpersönlichkeiten mit einem flexiblen und differenzierten Angebot für die unterschiedlichen Zielgruppen eingehen. In Berlin wurden 2021 insgesamt 39.266 Unternehmen neu gegründet. Dies waren 4,2 % mehr als im Vorjahreszeitraum (37.682). Das Gründungsgeschehen bleibt somit insgesamt auf einem hohen Niveau. Mit 107 Neugründungen je 10.000 Maria Enge, Benjamin Pardowitz RooWalk Mobility Gewinner BPW 2022 auch für Erwachsene z.B. in der Rehabilitation nach Schlaganfällen zum Einsatz kommen. 2. Beim BPW durchschreitet man mehrere Wettbewerbs­ phasen – Was war Ihre wichtigste Erfahrung? Schön war zu erleben, wie sich unsere Idee einfach, verständlich und überzeugend vor einem breiten Publikum präsentieren lässt. Als Team von Ingenieuren haben wir mit dem Feedback der ersten Phase im Wettbewerb – in der wir nicht so weit vorne lagen – schnell gelernt, dass ein Business Plan mehr als nur die Produktidee und die technologische Lösung beschreibt. 1. Ihr Unternehmen RooWalk ist Sieger beim Business­planWettbewerb Berlin-Brandenburg 2022 – herzlichen Glückwunsch! Was ist Ihr Geschäftsmodell? 3. Nach einem solchen Erfolg darf man ein wenig träumen: Wo sehen Sie sich und Ihr Unternehmen in fünf Jahren? Vielen Dank! Unsere elektrisch unterstützte Gehhilfe für Kinder mit körperlichen Einschränkungen wird als Hilfsmittel im Alltag eingesetzt und soll von den Krankenkassen erstattet werden. So ermöglichen wir den meisten betroffenen Kindern, sich eigenständig zu bewegen und freihändig mit ihren Umfeldern zu interagieren. Zukünftige Versionen werden In 5 Jahren sehen wir Kinder mit unserer Gehhilfe gemeinsam mit ihren Familien und mit viel Freude über das Tempelhofer Feld flitzen. Als Unternehmen haben wir dann Kooperationen mit Krankenkassen und starke strategische Partner für die Produktion und den deutschlandweiten und internationalen Vertrieb Beratung und Veranstaltungen Der Spaß am Unternehmertum und das dazu notwendige Wissen werden auf einer Reihe von Veranstaltungen vermittelt. So können Gründungsinteressierte im Rahmen des Business­planWettbewerbs Berlin-Brandenburg (BPW) über einen Zeitraum von neun Monaten ihre Geschäftsidee entwickeln und dazu kostenlose Seminare und Workshops besuchen sowie Expertenfeedbacks erhalten. Technologieorientierte Geschäftsideen, die einen schnelleren Marktzugang benötigen, können auch innerhalb von nur drei Monaten über einen Business Mo- 60 del Canvas entwickelt werden. Im Jahr 2021 haben 1.611 Registrierte das Angebot des BPW genutzt, davon waren 47,7 % Frauen. Nach dem Pandemiejahr 2020 standen die jährlich im Herbst stattfindenden Deutschen Gründer- und Unternehmertage deGUT in 2021 erneut vor einer großen Herausforderung. Dank eines gut durchdachten und funktionierenden Konzepts konnte die Messe als Präsenzveranstaltung mit Publikumsverkehr stattfinden. Mit ihren vielfältigen Kontaktmöglichkeiten zwischen Förderinstitutionen, Mentorinnen und Mentoren und III. Wirtschaft Gründungsinteressierten ist die von der Investitionsbank Berlin (IBB) und der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) veranstaltete deGUT ein Highlight im Gründungskalender der Hauptstadtregion. An beiden Messetagen wurden 3.317 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Arena Berlin gezählt. Es gab 118 Aussteller an 45 Ständen. Eine wichtige Aufgabe der Wirtschaftspolitik ist es, das Interesse an der unternehmerischen Selbstständigkeit bereits früh zu wecken und die Begeisterung für unternehmerische Themenfelder zu entfachen. Im Projekt JUNIOR berät und begleitet das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) Schülerinnen und Schüler, die ein eigenes Unternehmen — jeweils für ein Jahr — gründen und führen wollen. Seit dem Start des Projekts in Berlin im Schuljahr 2000/2001 haben bereits über 5.000 Berliner Schülerinnen und Schüler am Projekt JUNIOR teilgenommen. Der jährliche Landeswettbewerb konnte auch 2022 leider nur digital stattfinden. Die Schülerfirmen wurden dabei in den vier Kategorien Geschäftsidee und -bericht, Jury-Interviews und Videopräsentation bewertet. Berlins bestes Schülerunternehmen 2022 ist das Unternehmen „scoopaper“ von der Carl-Zeiss-Oberschule, das aus Altpapier neues Papier im Schöpfverfahren herstellt. Daraus werden dann Notizbücher, Lesezeichen, Briefpapier sowie dekorative Artikel gefertigt. Weitere Projekte unterstützen Lehrerinnen und Lehrer dabei, Fragen der Wirtschaft und der Unternehmenstätigkeit in den Unterricht zu integrieren. Eine Übersicht über die Angebote findet sich unter www.berlin.de/unternehmergeist. Die migrantische Ökonomie ist eines der starken Potenziale der Stadt. Im Berichtszeitraum wurden mehrere Maßnahmen durchgeführt, die sich an die Zielgruppe der Personen nichtdeutscher Herkunft richten mit dem Ziel, diese über Aspekte der Selbstständigkeit und die entsprechenden Beratungs- und Förderstrukturen zu informieren, aber auch die Bedeutung und Erfolge migrantischer Unternehmerinnen und Unternehmer in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Die Lotsenstelle für migrantische Selbstständigkeit fungiert seit Januar 2019 im Auftrag der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe als Ansprechpartnerin für Erst- und Orientierungsfragen. Sie ist eine wichtige Erstanlaufstelle für Gründerinnen und Gründer sowie Selbstständige nichtdeutscher Herkunft bei der Aktivierung ihres unternehmerischen Potenzials und bei der Teilhabe am gesellschaftlich-wirtschaftlichen Leben in Berlin. Die Beratungen sind kostenlos und werden in den Sprachen Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch und Polnisch durchgeführt. Übersetzungen in weitere Sprachen sind möglich. Aktuell kann auch eine russischsprachig gedolmetschte Beratung erfolgen. Das Beratungsangebot beinhaltet umfangreiche kultursensible und kompetente Erstberatung, umfassende Informationen über öffentliche Förder- und Beratungsleistungen, Verweisberatung an nicht gewerbliche Beratungs- und Fördereinrichtun- gen sowie Unterstützung bei Behördengängen sowie Beratungsangebote über Social Media. Zudem werden (Online-)Informationsveranstaltungen zum Thema Existenzgründung und Neuselbstständigkeit sowie Netzwerkveranstaltungen zum Austausch und zur Vernetzung der relevanten Akteurinnen und Akteure der Berliner Beratungs- und Gründungsförderlandschaft angeboten. In 2021 wurden insgesamt 406 Ratsuchende beraten. Davon waren 184 gründungswillige und 222 bereits selbstständige Personen. Am häufigsten wurden die Beratungen in den Sprachen Spanisch (145), Englisch (125) und Polnisch (100) nachgefragt. Darüber hinaus wurden 252 Online-Anfragen (Video-Call und telefonische Beratungen) bearbeitet. Mit dem durch die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe seit 2019 ausgelobten Wettbewerb „Vielfalt unternimmt – Berlin würdigt migrantische Unternehmen“ werden die Leistungen und wirtschaftlichen Erfolge von Berliner Unternehmerinnen und Unternehmern mit Migrationsbiografie ausgezeichnet und sichtbar gemacht. Um den Preis können sich Unternehmen in drei Größenkategorien bewerben. Der Wettbewerb „Vielfalt unternimmt“ findet alle zwei Jahre statt. Der Preis, verbunden mit Preisgeldern i.H.v. 30.000 €, wurde am 19. Mai 2021 zum zweiten Mal vergeben. Die Übersicht der Preisträgerinnen und Preisträger ist auf der Webseite abrufbar. Der nächste Wettbewerb soll in 2023 realisiert werden. Zielgruppe des von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe geförderten Projekts „NEUSTART – Gründungsbegleitung für Geflüchtete“ sind Geflüchtete und Neuankommende aus Drittstaaten ohne Ausschluss bestimmter Nationalitäten. Primäres Projektziel ist es, über zielgruppenspezifische Beratung, Qualifizierung und Begleitung erfolgreiche und nachhaltige Gründungen zu schaffen, die es den Geflüchteten ermöglichen, sich wirtschaftlich und sozial zu integrieren. Im Rahmen des Projekts gab es in 2021 annähernd 200 Erstkontakte. Mit 69 Personen, die für eine Aufnahme in das Projekt infrage kamen, wurden intensivere Erstgespräche geführt. Des Weiteren wurden vier Assessments mit insgesamt 28 Teilnehmenden durchlaufen. Über das Jahr verteilt konnte in 13 Workshops mit 34 Teilnehmenden Gründungswissen vermittelt werden. Wegen der COVID-19-Pandemie konnten 2021 nur drei Netzwerktreffen mit insgesamt 63 Teilnehmenden veranstaltet werden. Die Beratungsleistungen wurden zu ca. 33 % von Frauen in Anspruch genommen. Das Projekt hatte eine Laufzeit vom 01.06.2020 bis zum 31.12.2021. Ein einjähriges Nachfolgeprojekt „Neustart22“ ist er- 61 III. Wirtschaft folgreich angelaufen. In 2022 sind im Rahmen des Projekts auch Fachgespräche mit Expertinnen und Experten vorgesehen. Im Rahmen des Serviceprojektes „Wirtschaftsfreiheit Berlin – Integration von zuziehenden Talenten, Gründerinnen und Gründern und Unternehmerinnen und Unternehmern“ (Juli 2018-2019) sowie dem Nachfolgeprojekt „Wirtschaftsfreiheit plus“ (2020-2021) der Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH wurden spezifische, besonders vertraulich arbeitende Beratungs- und Betreuungsinfrastrukturen aufgebaut. Zielgruppe des Projekts sind Unternehmerinnen und Unternehmer, Investorinnen und Investoren mit Umsiedlungsinteresse, Gründerinnen und Gründer sowie hochqualifizierte Fachkräfte und Kreative aus Ländern, in denen berufliche Kreativität und Entfaltung durch politische Rahmenbedingungen im Heimatland erschwert oder behindert werden bzw. die freie Ausübung einer privatwirtschaftlichen Erwerbstätigkeit oder berufliche Vorhaben nicht gewährleistet oder bedroht werden. Die Webseite www.because.berlin bündelt alle Informationen und Serviceleistungen des Projekts „Wirtschaftsfreiheit Berlin“. Über die Social-Media-Kanäle werden alle weiteren Kooperationen und Aktivitäten mit der Community von der Kampagne „Because Berlin“ geteilt. Mehr als 23.000 Interessierte informierten sich zu diversen Themen. Es wurden sieben Town Hall Calls sowie Podiumsdiskussionen mit internationalen Teilnehmerinnen und Teilnehmern durchgeführt. Die vom Lotsen-Service angebotene Hilfe wurde in 2021 in 344 Fällen in Anspruch genommen. Die Seminarreihe „Vielfalt gründet“ feiert in 2022 ihr zwanzigjähriges Bestehen. Die von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe ins Leben gerufene Initiative wird von der Investitionsbank Berlin (IBB) finanziert. In Zusammenarbeit mit den verschiedenen ethnischen Communities werden mehrsprachige Gründungsseminare bilingual auf Deutsch und einer Vielfalt anderer Sprachen durchgeführt. Es werden Seminare in den Sprachen Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Russisch, Polnisch, Serbokroatisch, Vietnamesisch, Türkisch, Kurdisch, Arabisch und Farsi angeboten. Darüber hinaus gibt es spezielle Angebote ausschließlich für gründungsinteressierte Frauen, Gründungsinteressierte aus der Kreativindustrie und Geflüchtete. Im Jahr 2021 haben insgesamt 230 Personen an den Existenzgründungsseminaren teilgenommen, von denen insgesamt 60 % Frauen waren. 42 Personen mit Fluchterfahrung nahmen das Seminarangebot an. 62 Aufgrund der COVID-19-Pandemie fand 2021 der Großteil der Seminare als Onlineangebot statt. Interessierte haben die Möglichkeit, Jobmessen kennenzulernen, weiterführende Kontakt- und Unterstützungsmöglichkeiten zu erhalten und mit Gründerinnen und Gründern über ihre Erfahrungen zu sprechen sowie individuelle Fragen zu stellen. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe wird weiterhin die wirtschaftlichen Aktivitäten von Frauen sichtbarer machen und dazu beitragen, dass es selbstverständlicher wird, dass Frauen sich unternehmerisch betätigen. Darüber hinaus wird die Senatsverwaltung in den kommenden Jahren verstärkt Gründungen durch Frauen gezielt unterstützen. Zur Sichtbarmachung und Vernetzung bietet die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe aktuell drei Formate an: Die „Unternehmerinnen-Akademie“, den „Berliner Unternehmerinnen Tag“ und den Wettbewerb „Berliner Unternehmerin des Jahres“. Der Berliner Unternehmerinnentag findet alle zwei Jahre als ganztägige Informations- und Netzwerkveranstaltung statt. Der Berliner Unternehmerinnentag fand zuletzt im Frühjahr 2021 statt. Der nächste Unternehmerinnen-Tag und auch der nächste Wettbewerb „Berliner Unternehmerin des Jahres“ sind für 2023 geplant. Die Unternehmerinnen-Akademie ist ein komprimierteres Format als der Unternehmerinnentag (ca. 2-4 h), das seit 2019 regelmäßig stattfindet. Ziel der Unternehmerinnenakademie ist es, mit Gründerinnen und/oder Unternehmerinnen aktuelle wirtschaftspolitische Themen zu diskutieren sowie die Möglichkeit zur breiten Vernetzung zwischen Unternehmerinnen und weiteren Wirtschaftsakteuren zu geben. In 2021 fand die Unternehmerinnen-Akademie als Netzwerktreffen mit ca. 150 Teilnehmerinnen unter dem Motto „Rückenwind mit Networking. Gemeinsam schneller voran“ im SAGE Club statt. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe hat sich zum Ziel gesetzt, den Anteil der Gründerinnen in den kommenden Jahren deutlich zu erhöhen – sowohl im Bereich der wachstumsstarken Tech-Startups als auch im breiten Gründungsgeschehen insgesamt. Die Gründe, warum Frauen in der Gründungs- und Startup-Szene noch unterrepräsentiert sind, sind vielfältig. Geplant ist daher ein breites Bündel verschiedener Maßnahmen, das sowohl Finanzierungs-, als auch Coaching- und Vernetzungsaspekte abdeckt. III. Wirtschaft III.8.3 Innovationsförderung Wissen verbreitet sich schneller denn je und ist als Ausgangspunkt für Innovationen zu einem entscheidenden Produktionsfaktor geworden. Dies hat zur Konsequenz, dass sich auf Dauer vor allem die Unternehmen behaupten können, die auf der Basis von Forschungs- und Entwicklungsprozessen Innovationen umsetzen. Aus diesem Grund ist es ein zentrales Anliegen der Berliner Wirtschaftspolitik, mit einer verlässlichen und thematisch flexiblen Innovationsförderung zur Schaffung einer nachhaltig wirksamen Wettbewerbsfähigkeit beizutragen. Mit dem Programm Pro FIT (Programm zur Förderung von Forschung, Innovation und Technologien) werden sowohl Einzelvorhaben als auch FuE-Kooperationen vorrangig zwischen Wissenschafts- und Wirtschaftspartnern gefördert. Der Schwerpunkt der Förderung liegt entsprechend der Beschaffenheit der Berliner Wirtschaftsstruktur bei kleinen und mittleren Unternehmen. Durch technologische Entwicklungen wird die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen gesteigert. Es wird nicht nur die Produktentwicklung gefördert, sondern auch die Markteinführung. Damit steht ein Programm zur Verfügung, das die Unternehmen in allen Phasen des Innovationsprozesses unterstützt. Im Jahr 2021 wurden 95 Projekte mit Zuschüssen in Höhe von 28,77 Mio. € bewilligt. 51 Projekte erhielten ein Darlehen, hier wurden 27,64 Mio. € bewilligt. Das Programm wird aus dem EFRE kofinanziert. Im Zuge der Umsetzung von Handlungsempfehlungen aus der „Evaluierung der Innovationsförderung 2018/2019“ wurde ProFIT zum 01.01.2021 für KMU der Sozialen Ökonomie geöffnet. Darüber hinaus gibt es nun die Möglichkeit, KMU auch in der Innovationsphase der experimentellen Entwicklung mit Zuschüssen zu fördern, wenn die Förderung im Rahmen von wettbewerblichen Aufrufen vergeben wird. Am 15.03.2022 wurde der Pro FIT Call Additive Manufacturing Berlin-Brandenburg (AMBER) veröffentlicht. Bis zum 15.06.2022 konnten Projekte zu den Themengebieten Personalisierte Medizintechnik, Bau und Leichtbau, Additive Fertigung mit biobasierten Werkstoffen, Additive Fertigung im/für den Weltraum beantragt werden. Im 2. Halbjahr 2022 starten die Vorbereitungen für einen weiteren Pro FIT Call im Bereich Quantentechnologie und -computing, der Anfang 2023 veröffentlicht werden soll. Technologieorientierte Unternehmen, die erst kürzlich gegründet wurden und die Durchführung eines Innovationsprojektes anstreben, können zudem mit der Pro FIT Frühphasenfinanzierung finanzielle Unterstützung beim Aufbau der Unternehmens­ infrastruktur und erforderlichen Personalkapazitäten erhalten. Ziel des VC Fonds Technologie Berlin II ist die Beteiligung an jungen Berliner Technologie-Unternehmen mit besonderem Wachstumspotenzial. Das Fondsvolumen beträgt 60 Mio. €, die Hälfte hiervon sind EFRE-Mittel. Die Fondsmittel stehen bis 2023 vorrangig zur Finanzierung der Entwicklung und Markteinführung innovativer Produkte zur Verfügung. Das Fondsmanagement obliegt der IBB Beteiligungsgesellschaft mbH. In 2021 wurden 31 Unternehmen mit einem Beteiligungskapital in Höhe von etwa 9,82 Mio. € finanziert. Berlin als deutsche VC-Hauptstadt hat mit der IBB Beteiligungsgesellschaft als öffentlicher Beteiligungsgeber vor Ort einen bedeutenden Player. Mit ihrer über 20-jährigen Erfahrung ist sie ein gefragter Partner der Start­ ups und Ansprechpartner für nationale und internationale Gesellschaften, die sich in Berlin nach Investments umsehen oder Finanzierungspartner suchen. Durch die Bildung von Finanzierungspartnerschaften betragen die investierten Mittel das Sechs- bis Siebenfache der Investitionen des VC-Fonds. Auch das Jahr 2021 stellte die Berliner Startups aufgrund der COVID-19-Pandemie vor besondere Herausforderungen. Neben den Auswirkungen auf das operative Geschäft durch Umsatzrückgänge in den von der Krise besonders betroffenen Branchen, Verzögerungen bei der Produktentwicklung und Markteinführung stellten eine sinkende Investitionsbereitschaft von Investoren im 1. Halbjahr die Unternehmen vor teilweise existenzielle Herausforderungen. Zur Krisenbewältigung der COVID 19-Pandemie hat das Land Berlin zusätzliche EFRE-Mittel im Rahmen der Initiative “Recovery Assistance for Cohesion and the Territories of Europe” (React-EU) zur Verstärkung von bestehenden Förderinstrumenten bekommen, die im Jahr 2021 mit 6 Mio. € dem VC Fonds Technologie II zugutegekommen sind. Damit wurde die Umsetzung von Vorhaben finanziert, die der Vorbereitung einer grünen, digitalen und stabilen Erholung der Wirtschaft dienen. Der VC Fonds Kreativwirtschaft Berlin II mit einem Fondsvolumen von 40 Mio. €, davon ebenfalls 50 % EFRE-Mittel, unterstützt kleine und mittlere Unternehmen der Berliner Kreativwirtschaft. Zusammen mit privaten Kapitalgebern werden mit den Fondsmitteln innovative kreative Startups mit hohem Wachstumspotenzial unterstützt, die sich in der Aufbau- und Expansionsphase befinden. In 2021 wurden 7 Unternehmen mit einem Volumen von etwa 2,2 Mio. € finanziert. Das ursprüngliche Fondsvolumen wurde damit in Jahr 2021 weitgehend belegt. Daher wurden die Fondsmittel im Jahr 2021 um zusätzliche Mittel aus dem Programm REACT-EU in Höhe von 9 Mio. € verstärkt, mit denen bis Ende 2023 die weitere Unterstützung Berliner Startups gewährleistet wird. Zur gezielten Unterstützung von Berliner Startups, die durch Corona unverschuldet in einen Finanzierungsengpass geraten sind, wurden zudem die Coronahilfen für Startups vom Bund, Land Berlin, der KfW und IBB mit mehreren Programmbausteinen initiiert. Ein Programmbaustein wurde durch die IBB Beteiligungsgesellschaft umgesetzt. Diese Mittel haben die IBB Beteiligungsgesellschaft in die Lage versetzt, das Beteiligungsvolumen und die Anzahl an finanzierten Unternehmen in der Krisensituation erheblich auszuweiten. Mit diesen Mitteln wurden in 2021 9 Startups unterstützt, welche mit einem Volumen von 3,6 Mio. € finanziert wurden. 63 III. Wirtschaft Das Land Berlin setzt die erfolgreichen Wagniskapitalfonds zur Förderung von Berliner Startup-Unternehmen mit dem VC Fonds Technologie Berlin III, dem VC Fonds Kreativwirtschaft Berlin III sowie dem neu aufgelegten Impact Fonds für Social Entrepreneurs fort. Damit können sich die drei Fonds in der neuen Strukturfonds-Förderperiode 2021-2027 mit insgesamt 120 Mio. € an jungen Unternehmen beteiligen. Das Personaltransfer-Programm Innovationsassistent/-in ist nach wie vor eine wirksame Komponente der Know-how-Übertragung aus der Wissenschaft insbesondere in kleine und mittlere Unternehmen (Wissenstransfer über Köpfe). Durch den projektbezogenen Einsatz von qualifizierten Hoch- und Fachhochschulabsolventinnen und -absolventen erhalten die Unternehmen die Chance zur Bewältigung betrieblicher Innovationsaufgaben. Die Förderung erfolgt in Form von nicht rückzahlbaren Personalkostenzuschüssen. Gleichzeitig wird damit verstärkt der Zielsetzung Rechnung getragen, Struktur-, Innovations- und Arbeitsmarktpolitik miteinander zu verzahnen. Das Volumen der im Jahr 2021 bewilligten 193 innovativen Vorhaben von Berliner Unternehmen betrug rd. 3,84 Mio. €. Analog zum Förderprogramm Pro FIT wurde auch das Programm Innovationsassistent/-in für Unternehmen der Sozialen Ökonomie ab dem 01.01.2021 geöffnet. Ein Unternehmen der Sozialen Ökonomie wurde in 2021 im Programm Innovationsassistent/-in gefördert. Der Coaching BONUS bezuschusst die Inanspruchnahme von Beratungsleistungen durch technologieorientierte kleine und mittlere Unternehmen (KMU), kleine und mittlere Unternehmen der Kreativwirtschaft sowie im Zusammenhang mit den Themen- Dr. Hinrich Holm Vorstandsvorsitzender, Investitionsbank Berlin (IBB) bereichen Internationalisierung und Nachfolge auch durch andere KMU. Ab Juli 2021 werden zudem auch KMU der Sozialen Ökonomie im Rahmen des Coaching BONUS gefördert. In 2021 haben insgesamt 5 Unternehmen der Sozialen Ökonomie ein Coaching im Rahmen des Coaching BONUS erhalten. Dabei deckt das Beratungsangebot die gesamte Bandbreite unternehmerischer Fragestellungen innovativer KMU ab. Das reicht von Gründungsmodalitäten über Finanzierungsprobleme bis hin zu Marketing- und Vertriebsstrategien. Das Coaching soll helfen, eine konkrete Aufgabe bzw. Fragestellung im Hinblick auf eine bestimmte Zielstellung zu bewältigen. Die Unterstützung im Coachingprozess und die sich daraus ergebende Qualifikation soll die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens nachhaltig stärken. Im Jahr 2021 wurden insgesamt 320 Projekte mit einem Fördervolumen in Höhe von 920.000 € (davon 102 in von Frauen geführten Unternehmen) durch den Coaching BONUS begleitet. Das Förderprogramm Transfer BONUS hat den Technologieund Wissenstransfer zum Ziel, in dem kleinen und mittleren Berliner Unternehmen der Zugang zu den Erkenntnissen von Wissenschaft und Forschung bzw. deren Nutzung erleichtert wird. Gefördert wird die Inanspruchnahme einer wissenschaftlichen Dienstleistung, wobei seit 2016 auch Projekte im Bereich der Digitalisierung unterstützt werden (Auftragsforschung). Im Jahr 2021 wurden 66 Bewilligungen erteilt, wobei 10 davon auf Projekte im Bereich der Digitalisierung entfielen. Das Bewilligungsvolumen belief sich insgesamt auf 1 Mio. €, davon 448.299 € für Digitalisierungsprojekte. Ziel des Programteils Transfer BONUS Design ist es, kleinen und mittleren Unternehmen den Zugang zu Designleistungen 2. In den vergangenen Jahren haben Sie zahlreiche Förderprogramme für Unternehmen der sozialen Ökonomie geöffnet – was war der Hintergrund? Berlin ist die deutsche Startup-Metropole und hier gibt es eine starke nachhaltig-soziale Bewegung. Wir fördern Sozialunternehmen bereits seit 2018, da wir überzeugt von ihrem Potenzial und der Relevanz für unsere Gesellschaft sind. Und ich bin überzeugt – in diesen aktuellen Krisenzeiten wird es noch wichtiger sein, Purpose und Wirtschaftskraft zu verbinden. 1. Die Bewältigung der Folgen der COVID-19-Pandemie hat die IBB enorm gefordert – kommen Sie jetzt wieder in etwas ruhigere Fahrwasser? 3. Im Finanzsektor hat sich „Nachhaltigkeit“ als zentrales Thema etabliert. Wie geht die IBB mit den SDGs – den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung der UN um? Die Nachbearbeitung der Corona-Hilfsprogramme wird uns in den nächsten Jahren weiter beschäftigen, auch wenn der überwiegende Teil der Auszahlungen nun abgeschlossen ist. Insgesamt konnten wir bis dato mit rund 6,8 Mrd. € weit über 400.000 Empfängern durch diese schwere Zeit helfen. Die IBB hat sich den globalen Zielen für eine nachhaltige Entwicklung (SDGs) verpflichtet. Wir wenden diese transparent und messbar auf unsere Tätigkeitsfelder an. So wollen wir bis 2030 insgesamt bis zu 15 Mrd. € an Finanzierungszusagen auf Basis der SDGs in den Förderprogrammen erreichen. 64 III. Wirtschaft zu erleichtern. Der Design Transfer Bonus bezuschusst den Transfer von Design-Know-how der Designbranche und der Hochschulen in Unternehmen, um so ihre Innovationsfähigkeit und die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Das Programm soll die Entwicklung neuer Produkte oder Dienstleistungen von der Idee bis zur Marktfähigkeit sowie qualitative Verbesserungen bestehender Produkte und Verfahrensweisen unterstützen. Die geförderten Kleinstunternehmen haben oft nur ihr spezifisches Know-how für die umzusetzende Produktidee, jedoch fehlen ihnen häufig Kenntnisse über die markt- und nutzerfreundliche Gestaltung des kurz vor Markteintritt stehenden Produktes. Auf Grund ihrer Finanzsituation wären sie aus eigenen Kräften nicht in der Lage, das fehlende Wissen einzukaufen, um das Produkt mit Erfolgschancen in den Markt zu bringen. Somit versetzt die Förderung diese Unternehmen in die Lage, überhaupt in den Markt einzutreten. führt zu einem Erkenntniszuwachs hinsichtlich der konkreten Zusammenarbeit, des Nutzens der frühen Einbeziehung von Designern in den Entwicklungsprozess und oft auch zu Folgeprojekten (mit oder ohne Förderung). Weitere Effekte ergeben sich aus der Beauftragung von Designdienstleistern, die zwingend aus der Region Berlin/Brandenburg kommen müssen. Die für die erteilten Aufträge gezahlten Vergütungen sind fast ausschließlich Honorarleistungen. Somit ist diese Projektförderung auch eine Unterstützung der Kreativszene der Region. Hierbei ist vor allem bemerkenswert, dass nicht nur große Agenturen Auftragnehmer sind, sondern gerade kleine Agenturen, Freelancer oder Kleinstunternehmer zum Zuge kommen. Im Jahr 2021 wurden 38 Projekte mit einem Fördervolumen von rd. 482.115 € bewilligt. Seit dem 01.01.2021 sind auch Unternehmen der Sozialen Ökonomie im Rahmen des Transfer BONUS antragsberechtigt. Weiterhin sammeln die Unternehmen durch die Umsetzung des Förderprojektes Erfahrungen in der Zusammenarbeit. Dies Wirtschafts- und Innovationsförderung - Förderportfolio 2021 Bewilligtes Volomen in Mio. € IKT, Medien u. Kreativ­ wirtschaft Pro FIT Zuschuss Gesundheitswirtschaft Verkehr, Mobilität, Logistik Optik und Photonik Energie­ technik Summe Cluster Andere Summe 28,77 10,89 4,49 9,09 3,15 0,08 27,70 1,07 2,64 0,22 0,08 0,08 0,28 3,30 0,54 3,84 111,72 22,56 16,34 3,30 7,23 161,15 54,25 215,40 Internationalisierung 1,33 0,47 0,67 0,52 0,87 3,86 3,25 7,11 Transfer BONUS 0,49 0,10 0,00 0,10 0,16 0,85 0,15 1,00 Gesamt Zuschuss 127,07 27,84 26,18 7,15 8,62 196,86 59,26 256,12 Pro FIT Darlehen 16,53 6,81 2,33 0,31 0,00 25,98 1,66 27,64 2,77 0,00 0,00 0,00 0,00 2,77 0,00 2,77 VC-Fonds Technologie 4,89 3,65 0,30 0,00 0,58 9,42 0,40 9,82 VC-Fonds Kreativwirtschaft 5,87 0,00 0,00 0,00 0,00 5,87 0,00 5,87 Gesamt Darlehen/ Beteiligungen 30,06 10,46 2,63 0,31 0,58 44,04 2,06 46,10 Coaching BONUS 0,66 0,09 0,01 0,00 0,13 0,89 0,03 0,92 Innovationsassistent GRW-gewerblich Zwifi Filmproduktion Gesamt Beratungen Gesamt 2021 0,66 0,09 0,01 0,00 0,13 0,89 0,03 0,92 157,79 38,39 28,82 7,46 9,33 241,79 61,35 303,14 Europäische Strukturfonds Die Berliner Wirtschafts- und Innovationspolitik ist eingebunden in die Europäische Strukturpolitik und die neue Strategie des European Green Deal. Zielgerichtete Investitionen in Bildung, Forschung und Entwicklung, die Ausrichtung auf eine kohlenstoffarme, energieeffiziente Wirtschaft und eine wettbewerbsfähige Industrie sowie die vorrangige Schaffung von Arbeitsplätzen und die Bekämpfung von Armut bilden die zentralen Ansatzpunkte dieser Strategie. Das übergeordnete Ziel der Strukturfondsförderung in Berlin ist es, die internationale Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität der Stadt zu stärken. Darauf bauen die Operationellen Programme (OP) des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und des Europäischen Sozialfonds (ESF) auf. www.berlin.de/strukturfonds 65 III. Wirtschaft In der noch laufenden Förderperiode 2014-2020, aus der noch bis zum 31.12.2023 gefördert werden kann, erhält Berlin 635 Mio. € aus dem EFRE und 215 Mio. € aus dem ESF. Hinzu kommen jeweils nationale Mittel in gleicher Höhe, die sogenannte Kofinanzierung. Insgesamt stehen Berlin aus diesen beiden EU-Förderprogrammen somit rund 1,7 Mrd. € zur Verfügung. Hinzu kommen in den Jahren 2021-2023 rund 121,4 Mio. € (davon 67,7 Mio. € für den EFRE, und 53,7 Mio. € für den ESF) aus den React-EU-Mitteln, die den Mitgliedstaaten als Beitrag zum Wiederaufbau nach COVID-19 als außerordentliches zusätzliches Budget zur Verfügung gestellt werden. In der Förderperiode 2021-2027 wird Berlin erneut ein signifikantes Budget für Förderungen aus dem EFRE erhalten. Damit können rund 680 Mio. € EFRE-Mittel zuzüglich 1,02 Mrd. € nationaler Kofinanzierung, insgesamt also 1,7 Mrd. € in den Ausbau der Forschungs- und Innovationskapazitäten und die Einführung fortschrittlicher Technologien, die Stärkung der Berliner Unternehmen, in Klima- und Umweltschutzvorhaben sowie in Projekte der integrierten Stadtentwicklung fließen. Für den Europäischen Sozialfonds (ESF+) wird Berlin 2021-2027 ein Budget von ca. 149 Mio. € zur Verfügung stehen, ergänzt durch 222 Mio. € nationale Kofinanzierung, so dass insgesamt 370 Mio. € in Unterstützungsmaßnahmen für in Berlin lebende Menschen investiert werden können. Der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) ist das wichtigste Instrument der Regionalförderung der Europäischen Union. Er trägt dazu bei, den wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt der Europäischen Gemeinschaft durch Ausgleich der regionalen Ungleichgewichte zu stärken. Die EFRE-Mittel werden in Berlin in bedeutendem Maße für die Förderung von Innovationen eingesetzt. Für Forschung, Entwicklung und die Markteinführung neuer Produkte und Lösungen in Unternehmen, aber auch zur Stärkung hochinnovativer Unternehmen, etwa durch Beteiligungen, die Unterstützung von Clustern sowie die Stärkung unternehmensnaher Forschungsinfrastrukturen sind fast 50 % der EFRE-Mittel vorgesehen. Darüber hinaus werden kleine und mittlere Unternehmen in ihrer Investitionstätigkeit und bei ihrer internationalen Markterschließung unterstützt sowie Gründerinnen und Gründer gefördert. Um die anspruchsvollen energie- und klimapolitischen Ziele des Landes zu erreichen, können Berliner Unternehmen zudem von der Investitionsförderung in energiesparende Technologien, in die Nutzung erneuerbarer Energien oder bei der Umstellung von Produktionsprozessen profitieren. Bis zum 31. Dezember 2021 sind von den rund 1,337 Mrd. €, die für das Operationelle Programm des EFRE 2014-2020 zur Verfügung stehen, mehr als 4.000 Vorhaben mit Gesamtkosten von über 1,46 Mrd. € (110 % des Programmvolumens) bewilligt und bereits 1,025 Mrd. € verausgabt worden; vollständig verausgabt werden die Mittel bis zum 31.12.2023. Gefördert wurden bspw. Berliner Unternehmen, wie das Unternehmen Enway, das in Tempelhof-Schöneberg an hochpräzisen Algorithmen für selbstfahrende Spezialfahrzeuge forscht, die für die industrielle Reinigung eingesetzt werden können. Diese werden weltweit exportiert. Ein weiteres interessantes Beispiel ist das Projekt „Smartzahn-Cleversdorf“ - Arbeitskräftemarketing und -sicherung für KMU in Marzahn-Hellersdorf, eine Gemeinschaftsinitiative des Projektträgers Schlaufuchs Berlin e.V., des Marzahn-Hellersdorfer Wirtschaftskreises e.V. und der Wirtschaftsförderung Marzahn-Hellersdorf, in dessen Rahmen bezirksansässige Unternehmen mit ausbildungswilligen Jugendlichen zusammen gebracht werden. Der Europäische Sozialfonds (ESF) ist das wichtigste Förderinstrument der EU zur Unterstützung der Beschäftigung in Europa. Der ESF verbessert den Zugang zu Arbeitsplätzen, fördert Bildung, bietet Qualifizierung und unterstützt die soziale Integration. Die ESF-Mittel werden in Berlin in einem thematisch breiten Spektrum eingesetzt. Als erfolgreich und innovativ hat sich der Einsatz von ESF-Mitteln mithilfe vereinfachter Kostenoptionen wie Pauschalfinanzierungen erwiesen. Für die Umsetzung des Operationellen Programms des ESF 2014-2020 stehen Finanzmittel in Höhe von insgesamt 430,2 Mio. € zur Verfügung. Bis zum 31.12.2020 sind über 1.681 Vorhaben mit Gesamtkosten in Höhe von 516 Mio. € (110,3 % der Fördermittel) bewilligt und knapp 285 Mio. € ausgezahlt worden. Vollständig verausgabt werden die Mittel bis zum 31.12.2023. In der Förderperiode 2021-2027 liegt der Programmschwerpunkt auf dem Themen Bildung, Soziale Inklusion und Fachkräftesicherung. Mit den Programmschwerpunkten werden die Kernziele des von der Kommission vorgelegten Aktionsplans zur Europäischen Säule sozialer Rechte unterstützt. Das Programm für den Einsatz des ESF+ in der Förderperiode 2021-2027 wurde am 09. Dezember 2021 der EU-Kommission zur Genehmigung vorgelegt. Es wird mit einer Genehmigung in der ersten Jahreshälfte gerechnet. Die operative Umsetzung der Förderinstrumente soll schrittweise ab der Mitte des Jahres 2022 erfolgen. Gefördert werden Projekte wie „Berlin braucht dich!“, das darauf abzielt, neue Wege für Jugendliche aus Familien mit Einwanderungsgeschichte am Übergang Schule – Ausbildung zu entwickeln. Das Projekt „Joblinge-PLAN A“ möchte schwer erreichbare Jugendliche und junge Erwachsene in Berlin stabilisieren und an den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt heranführen. 66 III. Wirtschaft III.8.4 Zuschüsse für Unternehmen und Infrastruktur Die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) ist das bedeutendste Regionalförderinstrument von Bund und Ländern. Mit der GRW werden Investitionen gefördert, die in strukturschwachen Regionen die Einkommens- und Beschäftigungssituation verbessern. Vorrangiges Ziel der GRW ist die Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen. Seit 1991 gibt es die GRW-Förderung in Berlin. Die GRW hat in den vergangenen 30 Jahren stark dazu beigetragen, dass Berlin heute ein attraktiver, wettbewerbsfähiger Produktions- und Dienstleistungsstandort ist. Viele wesentliche Entwicklungen und Erfolge sind eng mit dem Einsatz von Investitionsmitteln aus der Gemeinschaftsaufgabe verbunden. In 30 Jahren GRW-Förderung wurden in Berlin von 1991 bis 2021 rund 5,6 Mrd. € aus dem Programm bereitgestellt und mehr als 8.860 Investitionsvorhaben der gewerblichen Wirtschaft und der wirtschaftsnahen Infrastruktur gefördert. Dadurch konnten über 280.200 Arbeitsplätze gesichert bzw. neue zukunftsorientierte Arbeitsplätze geschaffen werden. Auch in 2021 wurde die GRW-Förderung aus Mitteln der Konjunkturpakete des Bundes und des Landes verstärkt, um während der Corona-Pandemie weitere Investitionen für Berlin anzustoßen. In 2021 standen 54,25 Mio. € zusätzlich zur Verfügung. Im Koordinierungsrahmen der GRW sind die Regelungen über Voraussetzungen, Art und Intensität der Förderung und die Fördergebiete der einzelnen Bundesländer festgelegt. Die Mittel der GRW werden von Bund und Land jeweils zur Hälfte getragen. In 2021 wurden insgesamt 173 Mio. € ausgezahlt. Davon entfallen 108,4 Mio. € (62,7 %) auf die Förderung der wirtschaftsnahen Infrastruktur und 64,6 Mio. € (37,3 %) auf die Förderung der gewerblichen Wirtschaft. Der Bewilligungsrahmen 2021 für die Jahre 2022 bis 2024 betrug 171,387 Mio. €, je zur Hälfte Bundes- und Landesmittel. Darin enthalten sind 1,833 Mio. € des Bundes aus der Umverteilung frei gemeldeter Mittel anderer Länder. Das Land Berlin beteiligte sich in gleicher Höhe. Diese Mittel wurden vollständig gebunden. Aus Mitteln der GRW können Investitionszuschüsse für die gewerbliche Wirtschaft und für wirtschaftsnahe Infrastrukturmaßnahmen gewährt werden. Auch die Förderung integrierter regionaler Entwicklungskonzepte, die Förderung von Regionalmanagements sowie die Förderung von Kooperationsnetzwerken sind möglich. Daneben unterstützt die GRW in immer stärkerem Umfang auch Fachprogramme des Landes zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und der Innovationskraft Berliner Unternehmen. Die Förderung der gewerblichen Wirtschaft ist zentraler Ausgangspunkt für die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit Berlins. Die Sicherung und Neuschaffung von Arbeitsplätzen soll einhergehen mit der Steigerung der Produktivität und des Pro-Kopf-Einkommens. Besonders in den technologieorientierten und zukunftsweisenden Branchen sowie in produktionsnahen Dienstleistungen sollen qualifizierte Arbeitsplätze gesichert und geschaffen werden. Für die neue GRW-Förderperiode 2022-2027 haben Bund und Länder auf Basis eines von der EU-Kommission vorgegebenen gesamtdeutschen Fördergebietsplafonds gemeinsam die neue deutsche Fördergebietskarte entwickelt. Aufgrund der Reduzierung des gesamtdeutschen Fördergebietes durch die EU-Kommission, aber auch durch die eigene positive Entwicklung in den vergangenen Förderperioden ist Berlin nicht mehr in Gänze GRW-Fördergebiet. Neben weiterhin ausgewiesenen C- und D-Fördergebieten gehören erstmals einige Stadtgebiete ab 2022 nicht mehr zum GRW-Fördergebiet. Für Unternehmen in diesen Stadtgebieten soll zukünftig eine Investitionsförderung mit Berliner Landesmitteln erfolgen. Die Zuordnung eines konkreten Investitionsstandortes zu einem Fördergebiet sowie die jeweiligen Fördersätze können Unternehmen abrufen unter: www.businesslocationcenter.de/foerdergebietskarte Im Jahr 2021 wurden im Rahmen der GRW insgesamt 270 Vorhaben der gewerblichen Wirtschaft mit einem Investitionsvolumen von 1.329 Mio. € für die Jahre 2020-2023 neu bewilligt. Hierfür wurden GRW-Mittel in Höhe von 211 Mio. € eingesetzt. Das im Vergleich zu den Vorjahren doppelt so hohe Antragsvolumen in der Unternehmensförderung verdeutlichte, das die Berliner Wirtschaft trotz Pandemie optimistisch in die Zukunft plant. Die GRW-Förderung gab den Unternehmen die nötige Planungssicherheit für Investitionen und trägt zur Unternehmensstabilisierung und zum Erhalt und Ausbau von Beschäftigung bei. Mit diesen Investitionsvorhaben sollen in Berlin 12.720 Arbeitsplätze geschaffen und gesichert werden, davon 3.950 zusätzliche Arbeitsplätze und 8.770 gesicherte Arbeitsplätze. Von den zusätzlichen Arbeitsplätzen sind 1.467 Arbeitsplätze für Frauen und 83 Arbeitsplätze für Auszubildende vorgesehen. Wenn auch das Ziel der GRW, Arbeitsplätze in strukturschwachen Regionen zu schaffen, grundsätzlich nicht geschlechtsspezifisch ausgerichtet ist, so findet dennoch die Schaffung von Arbeitsplätzen für Frauen besondere Berücksichtigung im GRW-Fördersystem. Die Länder können in Regionen mit hoher Frauenarbeitslosigkeit frauenspezifische Förderschwerpunkte setzen: • Die GRW-Förderhöchstsätze dürfen nur für Investitionen gewährt werden, von denen ein besonderer Struktureffekt ausgeht; Investitionen, die Arbeits- und Ausbildungsplätze für Frauen schaffen, fallen in diese Kategorie. 67 III. Wirtschaft • Gerade Frauen – aber auch immer mehr Männer – suchen oft Arbeitsplätze, die eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen. Diesem Anliegen kommt die GRW entgegen, indem sie Investitionen zur Schaffung von Telearbeitsplätzen fördert und damit eine Berufstätigkeit von Frauen unterstützt. Im Rahmen der ergänzenden Förderung von Berliner Programmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft von kleinen und mittleren Unternehmen sind 2021 insgesamt rd. 4,62 Mio. € an GRW-Mitteln in 6 Fachprogrammen des Landes eingesetzt worden. Die Förderprogramme Innovationsassistent, Transfer Bonus, Design Transfer Bonus, Coaching Bonus, Potenzialförderung und das Programm für Internationalisierung erfahren durch die mit GRW-Mitteln ermöglichte Verbesserung der Förderkonditionen eine zunehmende Nachfrage. Die wirtschaftsnahe Infrastruktur hat infolge ihres Vorleistungscharakters Einfluss auf betriebliche Standortentscheidungen. Sie schafft die Rahmenbedingungen für den Aufbau und die Sicherung wettbewerbsfähiger Produktions- und Dienstleistungsstandorte. 2021 wurden 39 neue Vorhaben im Bereich der wirtschaftsnahen Infrastruktur mit einem Investitionsvolumen von über 183,6 Mio. € mit GRW-Mitteln in Höhe von 137,3 Mio. € für die Jahre 2021 bis 2024 bewilligt. Diese bewilligten Fördermittel verteilen sich auf die einzelnen Förderarten wie folgt: • • • • • Erschließung von Industrie und Gewerbegelände mit 52,04 Mio. € Ausbau der Verkehrsanbindung für Gewerbebetriebe mit 15,68 Mio. €, Verbesserung der touristischen Infrastruktur mit 39,4 Mio. €, Ausbau von Bildungseinrichtungen mit 28,34 Mio. € Förderung von Planungs- und Beratungsleistungen mit 0,4 Mio. €.Im Ergebnis dieser geförderten Planungsleistungen entwickeln sich Infrastrukturvorhaben in den Folgejahren. Kooperationsnetzwerke mit 0,55 Mio. € Regionalbudget mit 0,9 Mio. € • • • • Verkehrsverbindungen zur Anbindung von Gewerbegebieten z.B. Straßenbrücken in den Bezirken Pankow, Treptow-Köpenick, Marzahn-Hellersdorf, weiterhin Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur „Wasserstraßen“ mit dem Neubau der Uferbefestigung am Bonhoefferufer, am Wikingerufer und beidseitig der Spree-Oder-Wasserstraße, wodurch Verkehrswege für die gewerbliche Binnenschifffahrt gesichert und alternative Transportwege für die gewerbliche Wirtschaft bereitgestellt werden, die Errichtung und Ausbau von Bildungseinrichtungen insbesondere (weiterhin) von Oberstufenzentren sowie des BVG-Ausbildungs-Campus und des Ausbildungscampus Fischerstraße der Berliner Wasserbetriebe, die weitere Ertüchtigung der touristischen Infrastruktur und Verbesserung der Attraktivität touristischer Standorte, z.B. die weitere Umsetzung der Maßnahmen im Zoologischen Garten / Aquarium, Tierpark und Spreepark. Geplant ist auch der Ausbau weiterer Bauabschnitte von Radfernwegen, die Förderung von Regionalmanagements, Regionalbudgets, Kooperationsnetzwerken sowie Innovationsclustern. Die regionale und überregionale Zusammenarbeit von Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen wird durch die Förderung von Forschungsinfrastrukturen und Innovationsclustern unterstützt. Im diesem Fokus der GRW-Förderung standen auch 2021 die beiden Berliner Innovationscluster. Im Innovationcluster 5G Berlin konzentrieren sich die Forschungsarbeiten auf die anwendungsorientierten und marktgerechten Nutzungen der Schlüsseltechnologie 5G. Damit wird ein Beitrag zur Entwicklung der digitalen und kommunikativen Infrastruktur Berlins geleistet. Das Werner-von-Siemens Center for Industry and Science bündelt die Zusammenarbeit von KMU, Universitäten, Forschungseinrichtungen, Startups und wirtschaftsnahe Einrichtungen. In neu geschaffenen Co-Working Locations sollen zukunftsweisende Themen wie Additive Manufacturing (3 D-Druck) im Bereich der Digitalisierung/Virtualisierung und Neue Materialien erforscht werden. Die innovativen Produktlösungen werden dem Berliner Markt zugeführt. In den kommenden Jahren wird der Standort des ehemaligen Flughafens Tegel ein Schwerpunkt der GRW-Förderung sein. 2021 wurden 8 Teilprojekte i.H.v. rd. 37 Mio. € bewilligt. Diese umfassen den Neubau von Verkehrsanlagen zur Erschließung Industrie- und Gewerbegelände, Wasser-, Schmutzwasser-, und Regenwasseranlagen, Abwasserdruckleitungen sowie Abbruchmaßnahmen. Weitere Maßnahmen sind in der Planung und Beantragung. Der nicht-investive Förderbereich der GRW konzentriert sich auf Themen der Vernetzung und Kooperation für die gewerbliche Wirtschaft und ihrer Partner wie auch für die Berliner Bezirke. Durch das Förderangebot GRW-Kooperationsnetzwerke können Unternehmen und wirtschaftsnahe Einrichtungen Unternehmensverbünde aufbauen, den wissensbasierten Austausch von Informationen organisieren und eine gemeinsame Marketingstrategie entwickeln. Diese Synergieeffekte stärken die Kooperationsnetzwerke in ihrem Innovations- und Wachstumsprozess, in ihrer Wettbewerbsfähigkeit bzw. bei der Gewinnung neuer Absatzmärkte. Weitere Schwerpunkte der Förderung in den nächsten Jahren sind: In 2021 neu an den Start gegangen ist das Kooperationsnetzwerk Smart Living & Health Center, das Themen der Gesund- • • 68 III. Wirtschaft heitswirtschaft und der altersgerechten Versorgung aufgreift. Weiterhin wurden neun Kooperationsnetzwerke gefördert, deren Themenspektrum u.a. Aufgaben der Digitalisierung, des Berliner Tourismus, der Fachkräftesicherung, der Gemeinwohlökonomie und der Energiewirtschaft beinhaltet. Die GRW-Förderung ermöglicht ein professionelles Netzwerkmanagement, dass die Organisation des Verbundes übernimmt. Die Kooperationsnetzwerke unterstützen ebenfalls die Inno2025 Berlin Brandenburg und deren Cluster. Im kommunalen Bereich profitieren die Bezirke insbesondere vom GRW-Förderangebot Regionalmanagement und Regionalbudget zum Ausbau der lokalen Wirtschaftsstrukturen. Das Regionalmanagement wird für Vernetzungsmaßnahmen der wirtschaftlichen Akteure vor Ort eingesetzt. In 2021 wurde in fünf Bezirken erfolgreich ein Regionalmanagement durchgeführt. Dabei wurden thematische Schwerpunkte u.a. in den Bereichen Gesundheitswirtschaft, Profilierung der innovativen Zukunftsorte, Entwicklung von lokalen Gewerbestandorten und Stadtmarketing gesetzt. Zunehmend werden auch wirtschaftliche Kooperationen mit dem angrenzenden Brandenburger Umland gebildet. Sechs Bezirke haben das Regionalbudget als Projektförderung in 2021 fortgeführt. In zwei Bezirken wurde ein neues Regionalbudget initiiert. Vor dem Hintergrund des zunehmenden Wohnungsbaus und der daraus resultierenden Flächeninanspruchnahme in Berlin stehen in vielen bezirklichen Projekten Aufgaben der Wirtschaftsflächenerfassung und -sicherung im Vordergrund. Daneben werden u.a. Themen des Tourismus und des bezirklichen Marketings in den Projekten aufgegriffen. Bedingt durch die Pandemie wurden sechs nicht-investive Projekte kostenneutral verlängert, damit die Aufgabenplanung vollständig umgesetzt werden kann. Die Potenzialberatung gehört zu den festen Programmen der Berliner Förderinstrumente für bestehende Unternehmen. Das Förderprogramm wird aus der GRW Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ bzw. mit Landesmitteln kofinanziert. Mit der Förderung können Unternehmen des verarbeitenden und produktionsnahen Dienstleistungsgewerbes, Unternehmen der digitalen Wirtschaft sowie Handwerksbetriebe finanzielle Mittel für die Einholung externer Beratung erhalten (maximal 8.000 € für eine Grundberatung und 8.000 € für eine anschließende Aufbauberatung). Die Potenzialberatung unterstützt die Unternehmen bei der Analyse von Stärken und Schwächen des Unternehmens und eines Handlungsplans zur Verbesserung der Organisationsund Personalentwicklung. Seit 2019 ist die Potenzialberatung auch für Digitalisierungsvorhaben geöffnet. Berliner Betriebe werden dabei unterstützt, Chancen der Digitalisierung zu nutzen und so ihre Wettbewerbsfähigkeit zukunftsorientiert zu sichern und auszubauen. Abweichend von anderen Beratungsprogrammen muss der Antrag auf Förderung gemeinsam von der Belegschaftsvertretung und der Geschäftsführung gestellt werden. Ziel der Potenzialberatung ist, durch externe Beratungen Leitung und Beschäftigte der KMU bei der Optimierung der Arbeitsorganisation und des Geschäftsprozesses zu unterstützen. Dadurch wird die Wettbewerbsfähigkeit verbessert und es können Arbeitsplätze gesichert und ausgebaut werden. 2021 wurden 40 Anträge bewilligt. Die Potenzialberatung wird mit Unterstützung der IG Metall Berlin, des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie in Berlin und Brandenburg e.V. und der Handwerkskammer durchgeführt. In der gegenwärtigen Förderperiode 2014 bis 2020 (n + 3) sind die EFRE-kofinanzierten „Wirtschaftsdienlichen Maßnahmen im Rahmen bezirklicher Bündnisse für Wirtschaft und Arbeit“ erneut Bestandteil des Berliner Operationellen Programms des Landes Berlin. Mit einem Gesamtvolumen für die Förderperiode von 8 Mio. € (50 % EFRE-Mittel und 50 % öffentliche oder private Kofinanzierung) können Projekte in den Berliner Bezirken unterstützt werden, die die lokale Wirtschaft vor Ort stärken sollen. Dazu gehören u.a. Netzwerke, Projekte zum Stadtmarketing und Standortmanagement. Von den insgesamt 28 Projekten wurden alleine 12 Projekte in 2021 bewilligt. Beispielhaft wurde 2021 in der Wilmersdorfer Straße ein Geschäftsstraßenmanagement eingeführt, um vor Ort die lokale Wirtschaft zu beraten und zu unterstützen. Die Unterstützung von Startups gehört zu den erfolgreichsten Instrumenten einer zukunftsweisenden Wirtschaftsförderung. Im Rahmen des Operationellen Programms des Landes Berlin für den Europäischen Sozialfonds (ESF-OP) in der Förderperiode 2014 – 2020/23 (Instrument 5 „Förderung innovativer Gründungen“ – Berliner Startup Stipendium) werden technisch innovative Startups im Rahmen von „Gründerwerkstätten“ und vergleichbaren Formaten unterstützt. Die Stipendiaten werden mit bis zu 2.000 € pro Monat gefördert und erhalten ein intensives Coaching. Hierfür wird den Gründerteams (in der Regel zwei bis vier Personen) die erforderliche technische Infrastruktur z.B. in Form von PC-Arbeitsplätzen oder Laboren zur Verfügung gestellt. Der Umfang und die Inhalte der Coachings- und Qualifizierungsmaßnahmen werden nach Bedarf der Projekte und Startups ausgestaltet. Damit einher geht die Kompetenzerweiterung der Geförderten. Diese sind im Anschluss an die Förderung häufig Teil des Berliner Startup Ökosystems. Teilnahmevoraussetzung für die Gründerinnen und Gründer sind neben einem Wohnsitz in Berlin, zumindest anfänglich entwickelte Businesspläne und Prototypen bzw. prototypähnliche Verfahren. Die Teilnehmenden werden im Zuge von Wettbewerbsverfahren der Projektträger (Inkubatoren) ausgewählt. 69 III. Wirtschaft Im Zuge der Corona-Pandemie konnte das BSS ab dem Jahr 2021 zusätzlich Stipendien an Startups vergeben, die Lösungen zur Bekämpfung der Folgen der Pandemie entwickeln, bspw. aus dem Bereich der Medizintechnik oder der Gesundheitswirtschaft. Hier konnten zusätzliche Mittel aus dem EU-React-Programm akquiriert werden. Das gesamte Programmvolumen beträgt rd. 43 Mio. € Gesamtkosten, davon 50 % ESF-Mittel und 50 % Landesmittel sowie zusätzlich 6 Mio. € aus dem EU-React Programm, die zu 100 % aus ESF-Mitteln kommen. Die operative Programmlaufzeit im Rahmen der ESF-Förderperiode 2014 – 2020/23 ist von August 2016 bis Juni 2023. Die Programmumsetzung wird von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe des Landes Berlin in Kooperation mit der Europäisches Fördermanagement GmbH als beliehener Dienstleister und Bewilligungsstelle gesteuert. In der aktuellen Programmlaufzeit von 2016 bis 2020/ 2023 werden insgesamt ca. 1.800 Gründerinnen und Gründer gefördert. Das außerordentlich erfolgreiche Programm läuft noch bis Juni 2023. In den Jahren 2016 bis 2021 wurden mit 36,9 Mio. € bereits ca. 1.200 angehende Gründerinnen und Gründer gefördert. Der Frauenanteil liegt dabei bei rund 38 %. Aktuell werden 25 Projekte im Rahmen des Programms gefördert, darunter sind Universitäten, Hochschulen aber auch private Inkubatoren. Im Rahmen des Operationellen Programms des Landes Berlin für den Europäischen Sozialfonds (ESF-OP) in der Förderperiode 2014 – 2020/23 werden im Instrument 3 „Inno­ vative Qualifizierung“ Beschäftigte Berliner Unternehmen (KMU und Großunternehmen) weitergebildet. Die Förderung bezieht sich auf Anpassungsprozesse im Zusammenhang mit Innovationsprozessen der Wirtschaft, dem technologischen Wandel (v.a. bezogen auf den Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnologien bzw. die fortschreitende Digitalisierung) sowie ökologische Zielsetzungen (z.B. Klimaschutz, Energieeffizienz und Nutzung regenerativer Energien), insb. im Kontext der Gemeinsamen Innovationsstrategie der Länder Berlin und Brandenburg (innoBB) und branchenbezogener Fachkräftestrategien (z.B. im Bereich des Handwerks, der Energiewirtschaft, der Wohnungswirtschaft und der Luftfahrt). Die Programmumsetzung wird von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe des Landes Berlin in Kooperation mit der Europäisches Fördermanagement GmbH als beliehener Dienstleister und Bewilligungsstelle durchgeführt. Im Förderzeitraum 2015 – 2021 wurden bereits 5,8 Mio. € umgesetzt. Insgesamt werden in der laufenden ESF-Förderperiode ca. 1.500 Beschäftigte mit einem Programmvolumen von bis zu 7,4 Mio. € (50 % ESF-Mittel, 30 % Privatmittel der Unternehmen, 20 % Landesmittel) unterstützt. 70 Coronahilfen Im Land Berlin wurden seit Ausbruch der Corona-Pandemie in kürzester Zeit im Rahmen von insgesamt 487.238 Verwaltungsverfahren Coronahilfen i.H.v. 6,7 Mrd. € gewährt. Die Gewährung erfolgte sowohl aus Landes- als auch aus Bundesmitteln überwiegend in Form von Direktzuschüssen in insgesamt 16 großen Einzelprogrammen mit unterschiedlichen Bewilligungszeiträumen und Adressatenkreisen durch die Investitionsbank Berlin und von ihr beauftragten externen Dienstleistern unter der Rechts- und Fachaufsicht der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe: Neben der umfangreichen Unterstützung durch die Corona-Zuschussprogramme wurden Berliner Unternehmen im Rahmen des Schutzschirms für die Wirtschaft zusätzlich durch die Liquiditätshilfen der KfW, dem Bürgschaftsinstrumentarium und dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds begleitet. Weitere Coronahilfsprogramme mit kleinem Bewilligungsvolumen waren: SH Schankwirtschaft, SH Stipendien, SH Ehrenamtsförderung, SH Modelabels, Härtefallhilfen, Persönliche Schutzausrüstung (PSA). Die Gewährung der Coronahilfen erfolgte im Vergleich zu herkömmlichen Gewährungen von Zuwendungen im Rahmen der Wirtschaftsförderung sehr schnell, digital und teilweise mithilfe von automatisierten Verfahren als Billigkeitsleistungen nach § 53 LHO. Billigkeitsleistungen i.S.d. § 53 LHO/BHO sind Leistungen des Staates, auf die kein Anspruch besteht, die aber aus Gründen der staatlichen Fürsorge bzw. der Billigkeit gewährt werden. Die Coronahilfen wurden in diesem Kontext aus Gründen der Billigkeit ausschließlich und zweckgebunden zum Ausgleich von infolge der Corona-Pandemie entstandenen wirtschaftlichen Notlagen (Liquiditätsengpässe oder ungedeckte Kosten infolge von pandemiebedingten Umsatzeinbußen) gewährt. Fehlt es jedoch an den besonderen Bewilligungs- bzw. Billigkeitsgründen – vorliegend für alle Coronahilfsprogramme allgemein „eine wirtschaftliche Notlage infolge der Corona-Pandemie“ – oder der Antragsberechtigung, ist eine Verausgabung der zweckgebundenen Coronahilfe rechtswidrig, sodass entsprechende Anträge abgelehnt oder bereits erfolgte Bewilligungen zurückgenommen und ausgezahlte Hilfen zurückgefordert werden müssen. Dies nicht zuletzt auch, um die schwere Last der Coronahilfen auf den öffentlichen Haushalt zu verringern. III. Wirtschaft Coronahilfen Programm (chronologisch) Form Verfahren insgesamt (Ablehnungen und Bewilligungen) Bewilligungsvolumen in Mio. € Corona Soforthilfe I Kredit 1.623 105,6 Corona Soforthilfe II Zuschuss 245.676 1.807,6 Corona Soforthilfe IV Zuschuss 1.097 41,5 Corona Soforthilfe V Zuschuss 1.889 28,2 Coronahilfe für Startups divers 751 191,7 Soforthilfe Gewerbemieten Zuschuss 471 3,5 Überbrückungshilfe I Zuschuss 8.175 108,4 Überbrückungshilfe II Zuschuss 11.620 205,0 Novemberhilfe Zuschuss 33.690 555,8 Dezemberhilfe Zuschuss 31.073 527,4 Überbrückungshilfe III Zuschuss 24.648 2.043,9 Neustarthilfe Bund Zuschuss 34.049 190,3 Neustarthilfe Berlin Zuschuss 15.762 40,3 Überbrückungshilfe III Plus Zuschuss 10.852 527,1 Überbrückungshilfe IV Zuschuss 7.617 134,1 Neustarthilfe Bund Plus / 2022 Zuschuss 55.105 152,9 Stand: 04.07.2022 Da es in nahezu allen Programmen zu einer sehr kurzfristigen Mittelgewährung auf Basis von antragstellerseitigen Angaben und Schätzungen gekommen ist, ist nun im Nachgang durch die Behörden des Landes Berlin eine umfangreiche Abwicklung der Coronahilfen notwendig. Die reguläre Abwicklung der Coronahilfen gliedert sich hierbei im Wesentlichen in die Abschnitte Tiefenprüfung, Rückforderung, Widerspruchsverfahren und Vollstreckung. Inhaltlich umfasst die Abwicklung der Coronahilfen die (nachträgliche) Feststellung der Leistungshöhe und ggfs. eines Rückforderungsanspruches im Rahmen einer Tiefenprüfung (z.B. Verdachtsprüfung, Stichprobe oder Schlussabrechnung), die Geltendmachung des Rückforderungsanspruches, die Bestätigung der Rückforderungsentscheidung durch die Widerspruchsbehörde und bei Nicht-Zahlung die Vollstreckung der öffentlichen Forderung. Die vorgenannte Abwicklung der Coronahilfen begann in 2021 mit dem ersten Zuschussprogramm der Corona Soforthilfe II. Zwischenzeitlich wurden hier bisher 9.342 von 20.024 Tiefenprüfungen abgeschlossen, die bisher zu 3.238 Rückforderungs- und 539 Widerspruchsbescheiden geführt haben. In der Corona Soforthilfe II wurden bis zum 04.07.2022 insgesamt 289,6 Mio. € zurückgezahlt. Die Abwicklung dieses Programmes ist damit um ca. 20 % abgeschlossen. Für alle Folgeprogramme steht diese Abwicklung überwiegend noch aus. Die Abwicklung der Coronahilfen wird deshalb noch mindestens bis zum 31.12.2026 andauern. Zum jetzigen Zeitpunkt ist auch unter Berücksichtigung dieses umfangreichen Abwicklungsbedürfnisses festzustellen, dass es nur durch die umfangreiche Bereitstellung der Coronahilfen gelungen ist, in Berlin trotz der erheblichen Betriebsschließungen und Einschränkungen des öffentlichen Lebens eine Insolvenz- und Kündigungswelle zu verhindern und eine Teil der aktiven Berliner Wirtschaft vor strukturellen Schäden zu schützen. Aus diesem Grund sind die Coronahilfen als überaus sinnvolles und beispielhaftes Instrument zum Schutz und Erhalt der durch äußere Einflüsse unter Druck geratenen Branchen zu bewerten. Zum 30.06.2022 hat die Europäische Kommission vorerst das Ende der Coronahilfen durch das Auslaufen des sogenannten Temporary Framework (Genehmigung der staatlichen Beihilfen zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie) beschlossen, da sich die pandemische Lage entspannt und die betrieblichen Einschränkungen verringert haben. Die Gewährung der Coronahilfen ist damit bis auf vereinzelte Abhilfen in Widerspruchs- und Klageverfahren beendet. Es beginnt somit nun die Abwicklung aller Coronahilfsprogramme wie vorhergehend beschrieben. 71 III. Wirtschaft III.8.5 Darlehen, Bürgschaften und Beteiligungen Vom Land Berlin werden kleine und mittlere Unternehmen durch Finanzierungshilfen bei Gründung, Wachstum und Stabilisierung unterstützt. Auch eine Stärkung der Eigenkapitalsituation Berliner Unternehmen durch Beteiligungsangebote ist möglich. IBB-Förderprogramme Als Förderbank des Landes Berlin bietet die Investitionsbank Berlin (IBB) Unternehmen in jedem Stadium des Unternehmenslebenszyklus, von der Gründung über das Wachstum bis zur Konsolidierung, ein bedarfsgerechtes Finanzierungsprodukt. Der KMU Fonds (Kreditfonds für kleine und mittlere Unternehmen) dient der Finanzierung von Investitionen und damit verbundener Betriebsmittel bei kleinen und mittleren Unternehmen in Berlin. Dieser Fonds ist als revolvierender Fonds (50 % EFRE-Mittel, 50 %-IBB-Mittel) bei der IBB angesiedelt. Die Bandbreite reicht von Kleinstkrediten bis 25.000 € bzw. 50.000 € (vereinfachtes Antragsverfahren direkt bei der IBB) über Wachstumsdarlehen bis 10 Mio. € (vorrangig mit einer Geschäftsbank als Hausbank- oder Konsortialfinanzierung) bis zu mezzaninen Finanzierungen im Rahmen von Berlin Kapital (bis zu 5 Mio. € in Kooperation mit einem weiteren Beteiligungs- oder Darlehensgeber). Mit dem Programm Berlin-Start können darüber hinaus Existenzgründerinnen und -gründer sowie junge Unternehmen Darlehen der IBB bis 1,5Mio. € über ihre Hausbanken erhalten. Durch die Zusammenarbeit mit der BürgschaftsBank Berlin (BBB) ist eine Vergabe auch bei geringen vorhandenen Sicherheiten möglich. In 2021 wurden insgesamt 121 Darlehen mit einem Gesamtvolumen von 13,3 Mio. € aus dem KMU Fonds bewilligt. Das IBB-Wachstumsprogramm dient der langfristigen Finanzierung von Investitionen in das Wachstum gewerblicher Unternehmen gemeinsam mit einer Geschäftsbank als Konsortialführerin. In 2021 wurde ein anteiliges Kreditvolumen von 26,9 Mio. € bewilligt. Für die Finanzierung von Investitionen und Betriebsmittel besonders innovativer Unternehmen bietet das Programm Berlin Innovativ Kredite bis zu 2 Mio. € mit einer Haftungsfreistellung für die Hausbanken i.H.v. 70 %. Die Finanzierung wird von der InnovFin KMU-Kreditgarantiefazilität der Europäischen Union im Rahmen des unter der Investitionsoffensive für Europa errichteten Europäischen Fonds für strategische Investitionen („EFSI“) ermöglicht. 2020 konnten Kredite mit einem Gesamtvolumen von 10,5 Mio. € vergeben werden. Wenn bei kurzfristigen Liquiditätsengpässen das klassische Instrumentarium (Kredit plus Bürgschaft) nicht greift, steht mit den Liquiditätshilfen Berlin (alt: Liquiditätsfonds Berlin) ein wirksames Programm für kleine und mittlere Berliner Unterneh- 72 men zur Überwindung des Engpasses zur Verfügung. Das Programm dient insbesondere der Vorfinanzierung von Aufträgen sowie der Kompensation von Umsatzeinbrüchen und Forderungsausfällen. Wenn beispielweise aufgrund einer zu geringen Eigenkapitalbasis die erforderlichen Mittel zur Überwindung der Schwierigkeiten trotz einer positiven Zukunftsperspektive – nicht zu erhalten sind, können Darlehen aus den Liquiditätshilfen Berlin beantragt werden. Diese Darlehen werden dann zu marktüblichen Bedingungen ausgereicht; ein nennenswerter Mitfinanzierungsanteil Dritter ist erforderlich. Förderprogramme der BürgschaftsBank Berlin Die BürgschaftsBank Berlin (BBB) ist eine Selbsthilfeeinrichtung für den gewerblichen Mittelstand in Berlin. Als wettbewerbsneutrales Förderinstitut unterstützt die BBB unternehmerische Vorhaben, die nachhaltig wirtschaftlichen Erfolg versprechen, für die jedoch keine ausreichenden finanziellen Sicherheiten vorhanden sind. Bereits seit über 60 Jahren stellt die BBB kleinen und mittleren Unternehmen, Freiberuflerinnen und Freiberuflern, Existenzgründerinnen und Existenzgründern sowie Unternehmensnachfolgerinnen und Unternehmensnachfolgern Bürgschaften zur Verfügung. Eine Bürgschaft kann bis zu 80 % des Finanzierungsbetrages absichern – unabhängig von der Kreditform und vom Kreditinstitut. Die BBB übernimmt Bürgschaften für Investitions- und Betriebsmittelkredite bis zu einem Bürgschaftshöchstbetrag von 1,25 Mio. €, die bis zu 70 % vom Land Berlin und vom Bund rückverbürgt sind. Verbürgt werden Existenzgründungen, Geschäftsübernahmen sowie Modernisierungs- und Erweiterungsinvestitionen. Während der Corona-Pandemie wurden der Bürgschaftshöchstbetrag vom 13.03.2020 bis zum 30.04.2022 auf 2,5 Mio. € verdoppelt und die Rückbürgschaften auf 85 % erhöht (Bund: 52 %, Land Berlin: 33 %). Als Geschäftsbesorgerin der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft Berlin-Brandenburg GmbH (MBG) kann die BBB außerdem Eigenkapital in Form einer stillen oder offenen Beteiligung bis zu 1,25 Mio. € zur Verfügung stellen, die bis zu 54 % vom Land Berlin und vom Bund rückgarantiert sind. Eine Beteiligung der MBG stärkt die Eigenkapitalbasis des Unternehmens, wodurch die Voraussetzung für Investitionen und Wachstum geschaffen wird. Ein weiterer Vorteil ist die unternehmerische Unabhängigkeit, die während des Engagements erhalten bleibt. Das Land Berlin und der Bund haben Pandemie-bedingt die Rückgarantien seit dem 01.11.2020 temporär erhöht; die Erhöhungen gelten bis zum 30.04.2022. So wurden zum Stichtag 31.12.2021 die Garantien mit 85 % (Bund: 48 %, Land Berlin: 37 %) rückgarantiert. Gleichzeitig wurden die Garantiehöchstbeträge deutlich auf 2,5 Mio. € erhöht. Mithilfe von Beteiligungen werden im Ergebnis sowohl die Sicherung der Liquidität als auch die Verbesserung der Haftkapitalquote erreicht. Beide Förderinstrumentarien lassen sich kumulieren, sodass ein erheblicher Finanzierungsspielraum geschaffen wird. Im Jahr 2021 wurden insgesamt 207 (Vorjahr: 308) Bürgschaften und Garantien für ein Finanzmittelvolumen in Höhe von III. Wirtschaft 94,8 Mio. € (2020: 95 Mio. €) gewährt. Die 207 Engagements setzen sich aus 177 neuen Bürgschaften und 30 neuen Garantien zusammen. Die Anzahl der Existenzgründungen betrug 87 (2020: 93). Durch die Bürgschafts- und Garantieübernahmen 2021 konnten insgesamt 5.890 (2020: 5.131) Arbeitsplätze gesichert bzw. geschaffen werden. 2021 wurden zudem 30 (2020: 23) Beteiligungen bei Berliner Unternehmen mit einem Garantiebetrag in Höhe von 10,9 Mio. € (2020: 5,9 Mio. €) übernommen. Zur Sicherung von Krediten, die ein Bürgschaftsvolumen von 1,25 Mio. € bzw. krisenbedingt 2,5 Mio. € überschreiten, steht das Landesbürgschaftsprogramm auch größeren Unternehmen zur Verfügung. Das Programm wird von der Investitionsbank Berlin betreut. KfW-Förderprogramme Das Angebot der Gründungsfinanzierung wird durch die ERP-Programme (Kapital für Gründung und Gründerkredit StartGeld sowie Gründerkredit Universell) der KfW-Mittelstandsbank ergänzt. Der ERP-Gründerkredit – Universell ermöglicht Gründern sowie Freiberuflern und kleinen und mittleren Unternehmen, die noch keine fünf Jahre bestehen (Aufnahme der Geschäftstätigkeit), eine zinsgünstige Finanzierung von Vorhaben im In- und Ausland. Das Programm dient der Finanzierung von Investitionen und Betriebsmitteln von Existenzgründungen, Übernahmen / Nachfolgen und tätigen Beteiligungen sowie von jungen Unternehmen. Das Spezialprogramm ERP-Gründerkredit – Start-Geld fördert kleine Gründungsvorhaben sowie Freiberuflerinnen und Freiberufler und kleine und mittlere Unternehmen, die noch keine fünf Jahre am Markt aktiv sind (Aufnahme der Geschäftstätigkeit), mit zinsgünstiger Finanzierung. Dieses Programm wird durch Kreditgarantiefazilität des COSME-Programms der Europäischen Union (Programm zur Förderung der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und von kleinen und mittleren Unternehmen) und den unter der Investitionsoffensive für Europa errichteten Europäischen Fonds für strategische Investitionen („EFSI“) unterstützt. Mit dem Förderprogramm ERP-Kapital für Gründung für Gründer und im Wesentlichen auch Unternehmensnachfolger/ innen, die weniger als 3 Jahre am Markt sind, wird ein Nachrangdarlehen ohne Besicherung bis zu 500.000 € mit einer Laufzeit von 15 Jahren zu zinsgünstigen Konditionen gewährt. Die ersten sieben Jahre sind tilgungsfrei. Zielsetzung ist die Verbesserung der Eigenkapitalausstattung, um die Basis für weitere Gründungs- oder Festigungsinvestitionen zu schaffen. Förderfähig sind ausschließlich Investitionen. Wie in den Jahren zuvor sind auch 2021 zahlreiche ERP-Gründerkredite aus den Programmen ERP-Gründerkredit Startgeld, ERP-Gründerkredit Universell und ERP-Kapitalgründung bewilligt worden. Der ERP- Digitalisierungs- und Innovationskredit dient der Finanzierung von Digitalisierungs- und Innovationsvorhaben sowie von Investitionen und Betriebsmitteln innovativer Unternehmen. Gefördert werden etablierte Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft und Angehörige der Freien Berufe. Daneben steht das Instrument auch Gründerinnen und Gründern sowie jungen Unternehmen zur Finanzierung ihrer Vorhaben zur Verfügung. Die Förderung erfolgt in Form eines zinsgünstigen Darlehens in Höhe von maximal 25 Mio. € pro Vorhaben bzw. in Höhe von maximal 7,5 Mio. € pro Finanzierungsbedarf innovativer Unternehmen. Finanziert werden sowohl Investitionen als auch Betriebsmittel. Die Antrag annehmende Hausbank kann zu 70 % von der Haftung freigestellt werden. Der ERP-Mezzanine für Innovation dient der langfristigen Finanzierung marktnaher Forschung und Entwicklung neuer Produkte, Produktionsverfahren oder Dienstleistungen sowie ihrer wesentlichen Weiterentwicklung. Gefördert werden etablierte Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft mit einem Gruppenumsatz von bis zu 500 Mio. € und Angehörige der Freien Berufe, die seit mindestens zwei Jahren am Markt aktiv sind. Die Förderung wird als integriertes Finanzierungspaket aus einem klassischen Darlehen und einem Nachrangdarlehen in Höhe von insgesamt max. 5 Mio. € pro Vorhaben gewährt. Für die vorgenannten ERP-Innovationsprogramme wurden 2021 mehrere Kreditzusagen im ERP-Digitalisierungs- und Innovationskredit bewilligt. Weiterhin stand bis zum 30.04.2022 das großvolumige KfW-Sonderprogramm für Mittelständler und Großunternehmen zur Verfügung. Es ermöglichte Unternehmen, die krisenbedingt vorübergehend in Schwierigkeiten geraten waren, Zugang zu Liquiditätskrediten. Das KfW-Sonderprogramm stand gewerblichen Unternehmen jeder Größenordnung sowie den freien Berufen in zwei Varianten offen: für junge Unternehmen bis zu 5 Jahren als ERP-Gründerkredit Universell und für ältere Unternehmen über 5 Jahre als KfW-Unternehmerkredit. Daneben ermöglicht das Sonderprogramm „Direktbeteiligung für Konsortialfinanzierung“ große Konsortialfinanzierungen unter Risikobeteiligung der KfW. Der KfW-Schnellkredit für Unternehmen, Selbständige oder Freiberufler ergänzte das KfW-Sonderprogramm, und stellte insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen schnell und unbürokratisch den Zugang zu dringend benötigter Liquidität sicher. Das KfW-Sonderprogramm sowie der KfW-Schnellkredit sind mit hohen Haftungsfreistellungen der KfW – abgesichert durch 73 III. Wirtschaft den Bund – ausgestattet. Je höher die Haftungsfreistellung durch die KfW, desto niedriger ist der mögliche Kreditausfall für das Kreditinstitut. Dies sollte die Bereitschaft der Banken und Sparkassen erhöhen, Kredite zu vergeben. Im KfW-Sonderprogramm wurde den durchleitenden Hausbanken eine Haftungsfreistellung von bis zu 90 % für Betriebsmittel- und Investitionskredite an kleine und mittlere Unternehmen (80 % Haftungsfreistellung für Kredite an große Unternehmen) gewährt. Der KfW-Schnellkredit sah sogar eine 100 %ige Haftungsfreistellung für Kredite bis 800.000 € vor. Kredite im KfW-Schnellkredit wurden ohne Kreditrisikoprüfung auf Basis weniger klar definierter Kriterien und ohne Sicherheiten gewährt. Angesichts der andauernden angespannten wirtschaftlichen Lage im Zuge der Corona-Pandemie hatte die Bundesregierung das KfW-Sonderprogramm, einschließlich des KfW-Schnellkredits, bis zum 30.04.2022 verlängert, um Unternehmen weiterhin verlässlich mit Liquidität zu versorgen und ihnen Planungssicherheit zu geben. 74 IV. Energie Berlin ist durch ein dynamisches Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum geprägt. Zukunftsfähig wird diese rasante Entwicklung nur sein, wenn es gelingt, Wachstum vom Ressourcen- und Energieverbrauch zu entkoppeln. Ziel ist die klimaneutrale und möglichst dezentrale Energieerzeugung sowie die intelligente und effiziente Verteilung und Nutzung von Energie – übergreifend über die Sektoren Strom, Wärme und Verkehr. Berlin mit seiner etablierten Forschungs- und Entwicklungslandschaft und der vielseitigen Wirtschaftsstruktur mit hohem Innovationspotenzial hat dabei die Chance, zukunftsweisende Lösungen für eine nachhaltige, smarte und sektorübergreifende Energieversorgung zu entwickeln. Obwohl es durch die Maßnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung der COVID-19-Pandemie zu Verzögerungen gekommen ist, konnten wichtige Vorhaben für die Energiewende in Berlin vorangebracht werden. Der Krieg in der Ukraine zeigt dramatisch, wie dringend es ist, unsere Energieversorgung auf erneuerbare Energien umzustellen. IV.1 Energiepolitik Berlin befindet sich auf dem Weg zur Klimaneutralität. Um die gesetzlich verankerten Klimaschutzziele zu erreichen, wurde das Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm (BEK 2030) in einem breit getragenen Beteiligungsprozess erarbeitet. Anfang 2018 wurde das BEK für den Umsetzungszeitraum 2016 bis 2021 beschlossen, sodass eine Strategie zur Transformation des Energiesystems vorliegt und umgesetzt wird. Mit der Novellierung des Berliner Energiewendegesetzes, das nun Berliner Klimaschutz- und Energiewendegesetz heißt, wird auch das BEK fortgeführt. Derzeit werden die Maßnahmen für den Fortschreibungszeitraum erarbeitet. Beratung und Information für den Ausbau der Erneuerbaren Energien In einer Metropole wie Berlin sind die Dächer und Fassaden der Gebäude die wesentlichen Flächenressourcen für die Energieerzeugung aus Erneuerbaren Ressourcen. Darum nimmt die Solarenergie eine entscheidende Rolle für Berlins Zukunft ein. Eine wesentliche Maßnahme des BEK ist der Masterplan Solarcity, der von der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe von Oktober 2018 bis September 2019 in einem Beteiligungsprozess gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus Unternehmen, Verbänden, Wissenschaft und Verwaltung erarbeitet wurde. Der darin enthaltene Maßnahmenkatalog wurde im März 2020 vom Berliner Senat beschlossen. Die beteiligten Verwaltungen, Verbände und Unternehmen haben seitdem begonnen, die Maßnahmen umzusetzen. Seit 1. August 2020 werden sie hierbei von der Koordinierungsstelle Masterplan Solarcity unterstützt. Trotz der pandemiebedingt weiterhin erschwerten Bedingungen im Jahr 2021 konnten wichtige Meilensteine erreicht und Angebote verstetigt werden. Die Angebote des SolarZentrums Berlin werden stark nachgefragt. Die Solardachbörse und eine virtuelle Ausstellung wurden erweitert. Das Webportal Solarwende Berlin bietet Informationen für weitere Zielgruppen und wurde um einen Blog ergänzt. Mit Mitteln des Förderprogramms EnergiespeicherPLUS wurden in 2021 über 1.000 Stromspeicher mitfinanziert. Im Juni 2021 fand die erste Konferenz zum Masterplan Solarcity statt, bei der auch die Gewinnerinnen und Gewinner des Solarcity-Initiativen-Wettbewerbs und des Architektur-Wettbewerbs prämiert wurden. Um möglichst viele private und gewerbliche Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümer zu motivieren, Solaranlagen auf ihren Dächern zu installieren, schließt die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe mit Unternehmen und Organisationen Partnerschaftsvereinbarungen zum Masterplan Solarcity ab. Diese Vereinbarungen enthalten konkrete Aktivitäten, die den Solarausbau in Berlin voranbringen. Alle Masterplan Solarcity Partnerinnen und Partner bilden gemeinsam ein Netzwerk, um sich gegenseitig zu unterstützen. Geplant ist, dass es zwei bis drei Mal im Jahr Treffen mit allen Partnerinnen und Partnern geben wird, bei denen sie sich zu verschiedenen Themen im Solarbereich bei Workshops und Exkursionen austauschen. Im Rahmen eines bereits stattgefundenen Treffens wurde das Thema Innovationen und Innovationsförderung fokussiert. Der Stand der Umsetzung des Masterplans Solarcity kann im Monitoringbericht nachgelesen werden. In diesem ist dargestellt, welche der 27 Maßnahmen bereits umgesetzt werden. Insgesamt ist die Umsetzung bereits sehr erfolgreich und zeigt Wirkung. Denn der Ausbau der Solarenergie befindet sich mit über 24 Megawatt neu-installierter Leistung im Jahr 2021 auf einem Rekordhoch. Um die ehrgeizigen Ausbauziele zu erreichen, soll dieser Trend in den nächsten Jahren noch verstärkt werden. Ein wesentliches Element hierzu ist das Solargesetz. Das Solargesetz wurde im Juni 2021 vom Berliner Abgeordnetenhaus verabschiedet. Mit der Einführung einer gesetzlichen Regelung zu Bau und Betrieb von Solaranlagen auf Neubauten und bei wesentlichen Dachumbauten auf Bestandsgebäuden geht Berlin einen wichtigen Schritt in Richtung Klimaneutralität. Die Pflicht wird ab dem 1. Januar 2023 gelten. Der Praxisleitfaden zum Solargesetz, der auf der Internetseite zum Solargesetz bereitgestellt wird, gibt einen Überblick darüber, von wem und wie die Solarpflicht konkret zu erfüllen ist. Es wird 75 IV. Energie auch auf die Ausnahmen eingegangen sowie auf die Möglichkeit, im Einzelfall einen Befreiungsantrag zu stellen. einheiten oder Bürogebäuden. Damit wird die Förderkulisse des Bundes durch attraktive Zuschüsse des Landes ergänzt. Auskunft über den Ausbaustand der Solarenergie und zahlreiche weitere Energiedaten gibt der Energieatlas Berlin. Hier werden Daten über Energieerzeugung und -verbräuche sowie Potenziale kartographisch dargestellt. Auch Informationen zur Ladeinfrastruktur sind im Energieatlas zu finden. Der Energieatlas wird fortlaufend weiterentwickelt. Beispielsweise wurden Anfang 2022 die Daten zu Solarpotenzialen aktualisiert. Ziel der Förderung ist es, die energetische Sanierung des Berliner Gebäudesektors voranzutreiben und dadurch langfristige Einsparungen von CO2-Emissionen im Sinne der Berliner Klimaziele zu bewirken. Energieeffizienz Ein weiterer wichtiger Baustein der klimafreundlichen Energiepolitik ist die Förderung der Energieeffizienz in Unternehmen. Die Koordinierungsstelle für Energieeffizienz und Klimaschutz im Betrieb (KEK) hat im Februar 2022 ihre Tätigkeit aufgenommen. Berliner Unternehmen, die einen Beitrag zum Erreichen der Klimaschutzziele leisten und zugleich ihre Energiekosten senken möchten, erhalten niedrigschwellige Unterstützung und Beratung durch die KEK. Im Rahmen einer Basisberatung können erste Informationen zu möglichen Maßnahmen und Fördermöglichkeiten eingeholt werden. Kleine und mittlere Unternehmen haben zudem die Möglichkeit, eine weiterführende KMU-Detailberatung in Anspruch zu nehmen. Diese wird speziell auf die Bedarfe des Unternehmens zugeschnitten und kann auch einen Vor-OrtTermin beinhalten, um die Potenziale zu identifizieren und konkrete Maßnahmenempfehlungen zu entwickeln. Darüber hinaus organisiert die KEK kostenfreie Informationsveranstaltungen und unterstützt Unternehmen in verschiedenen Austausch- und Vernetzungsformaten: vom „Runden Tisch“ bis hin zum festen „Energieeffizienz- und Klimaschutznetzwerk“. In diesem Zusammenhang übernimmt sie auch die Rolle der regionalen Koordinatorin der dena Initiative Energieeffizienz- und Klimaschutz-Netzwerke (IEEKN). Die KEK wird durch ein Konsortium von VDI/VDE + Innovation und Technik GmbH und ÖKOTEC Energiemanagement GmbH betrieben. Förderung Gebäudeenergieeffizienz Um Klimaschutzmaßnahmen im Gebäudebestand stärker zu unterstützen, hat die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe ein neues Förderprogramm zur energetischen Gebäudesanierung erarbeitet. Das Programm „Effiziente GebäudePLUS“ ist am 2. August 2021 gestartet. Mit dem Förderprogramm wird die energetische Sanierung von Wohn- und Nichtwohngebäuden im Land Berlin unterstützt. Mit der Bereitstellung von Zuschüssen richtet sich das Programm in erster Linie an private Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümer von Einfamilienhäusern, Mehrfamilienhäusern einschließlich großen Mietshäusern sowie von Gewerbe- 76 Das Programm, das von der Investitionsbank Berlin (IBB) umgesetzt wird, ist sehr gut angelaufen. Seit seinem Start Anfang August 2021 sind 1.091 Anträge mit einem Fördervolumen von ca. 32 Mio. € bei der IBB eingegangen (Stand 15.07.2022). Sektorenkopplung Grüner Wasserstoff ist ein elementarer Bestandteil der Energiewende und wird auch auf dem Weg zur Klimaneutralität Berlins eine Rolle spielen. Daher unterstützt die für Energie zuständige Senatsverwaltung die Realisierung von entsprechenden Pilotprojekten bzw. Maßnahmen und setzt sich für geeignete Rahmenbedingungen für Sektorkopplungstechnologien ein. Ziel ist es, Wasserstoff zum Durchbruch zu verhelfen – sowohl als Bestandteil der urbanen Energiewende, als auch der industriellen Wertschöpfungsketten in einer dekarbonisierten Industrie. Im Januar 2020 hat sich das Akteursnetzwerk „H2Berlin“ mit relevanten Berliner Unternehmen und bundesweiten Akteuren gegründet, um die Wasserstoffnutzung zur Dekarbonisierung Berlins zu stärken. Zunächst hat das Netzwerk ein Gutachten beauftragt, um die potenzielle Wasserstoffnachfrage in Berlin im Jahr 2025 mit Bezug zu den Berliner Klimazielen für 2030 zu analysieren. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe hat das Vorhaben von Anfang an intensiv begleitet und unterstützt. Es fand eine enge Zusammenarbeit zwischen den Wirtschaftsministerien Berlins und Brandenburgs im Rahmen eines Stakeholderprozesses zur Erstellung der Wasserstoff-Roadmap für Brandenburg und die Hauptstadtregion statt. So erfolgten enge Abstimmungen u.a. zum Design des Beteiligungsprozesses, aber auch hinsichtlich der Auswertung der Beteiligung und der daraus abzuleitenden Schlussfolgerungen für die Roadmap. Mit der Roadmap wird sichergestellt, dass die Planung zum Aufbau einer Wasserstofferzeugerwirtschaft in Brandenburg die perspektivischen Bedarfe Berlins in angemessener Weise berücksichtigt. Des Weiteren haben sich Landesakteure auch 2020 und 2021 im Bereich Wasserstoff engagiert. Nicht nur die Berliner Polizei und Feuerwehr haben bereits Wasserstoff-PKW im Betrieb. Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) prüfen den Einsatz elektrischer Doppeldeckerbusse mit H2-Range-Extendern. Die Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft mbH (Behala) hat den Bau des Schubschiffs „Elektra“ beauftragt, das durch eine Kombination aus Batterien und Brennstoffzellen betrieben werden soll. IV. Energie Durch die COVID-19-Pandemie und die Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus ist zur großen Herausforderung, die Klimakrise zu bekämpfen, auch die Bewältigung des sich abzeichnenden Konjunktureinbruchs hinzugekommen. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe verzahnt die Maßnahmen zur Bekämpfung beider Krisen. Durch Investitionen in nachhaltige und digitale Infrastrukturen werden Innovationen und Wettbewerbsfähigkeit gefördert, Wachstum sowie regionale Wertschöpfung und Arbeitsplätze geschaffen. Entsprechend wirkt die Förderung Erneuerbarer Energien doppelt positiv: konjunkturanregend und klimaschützend. Die durch die Corona-Pandemie entstandene Situation macht die Umsetzung der Maßnahmen für eine Energiewende in der Stadt umso wichtiger. 77 IV. Energie IV.2 Energieversorgung Die Energieversorgungslandschaft in Berlin ist und bleibt vielfältig. Hier sind zahlreiche Unternehmen tätig, die zum Teil international oder auch regional agieren und neue Produkte entwickeln, die im Wettbewerb angeboten werden. Die Integration emissionsfreier natürlicher Quellen nimmt dabei einen immer höheren Stellenwert ein. Am Berliner Energiemarkt finden sich sowohl Anbieter, die selbst Energie produzieren, als auch reine Energiehändler. Die Energieproduktion aus Erneuerbaren Energien steht dabei bei vielen Berliner Produzenten im Vordergrund. Die zentrale Energieversorgung mit Strom und Gas erfolgt in Berlin überwiegend durch die Versorgungsunternehmen Vattenfall GmbH sowie GASAG AG, bzw. deren Tochtergesellschaften. Die Verteilung an die Endverbraucherinnen und Endverbraucher wird von der landeseigenen Verteilnetzbetreiberin Stromnetz Berlin GmbH und der Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg (NBB) durchgeführt. Zum Juli 2021 ist die Stromnetz Berlin GmbH in das Eigentum des Landes Berlin übergegangen. Das von ihr betriebene Berliner Stromverteilnetz wurde im Jahr 2021 durch 527 Stromanbieter genutzt. Zum Stromverteilnetz in Berlin gehören rund 35.280 Kilometer Stromleitungen in den Netzebenen Hochspannung, Mittelspannung und Niederspannung. Insgesamt werden ca. 2,4 Mio. Haushalts- und Gewerbekunden durch das Verteilnetz versorgt. Die Stromnetz Berlin GmbH hat für das Jahr 2021 rund 234 Mio. € für die Netzinfrastruktur, insbesondere für den Erhalt und die Modernisierung, vorgesehen. Wichtige Themen sind dabei ebenfalls die Digitalisierung und Intelligente Stromnetze (Smart Grid). Neben der Vattenfall Wärme Berlin AG, die in Berlin zur Stromund Wärmeversorgung mehrere Heizkraftwerke und Blockheizkraftwerke betreibt, gibt es zahlreiche weitere Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK-Anlagen) unterschiedlicher Größenordnungen. Im Bereich Fernwärme ist Vattenfall Wärme Berlin AG in Berlin der größte Fernwärmebetreiber. Neben Berliner Haushalten versorgt sie auch Betriebe aus Industrie und Gewerbe sowie öffentliche Einrichtungen. Daneben gibt es in Berlin eine Vielzahl kleinerer Wärmenetzbetreiber. Die Vattenfall Wärme AG hat sich zum Ziel gesetzt, bis spätestens 2030 Wärme für Berlin zu produzieren, ohne dafür Kohle zu verbrennen. 40 % sollen dabei durch den Ausbau erneuerbarer Energien und 60 % durch hybride KWK-Anlagen mit hohen Wirkungsgraden ersetzt werden. Bis 2040 will die Vattenfall Wärme AG klimaneutral sein. Mit Verabschiedung des EWG Bln hat Berlin generelle Zielvorgaben zur Erreichung einer CO2-freien Wärmeversorgung für die Berliner Fernwärmenetzbetreiber vorgegeben und für die Umsetzung als erstes Bundesland eine Regulierung des Fernwärmenetzes beschlos- 78 sen. Berlin hat sich mit den Vorgaben im EWG Bln dazu verpflichtet, bis zum Jahr 2040 die CO2-Emissionnen um mindestens 90 % im Vergleich zu der Gesamtsumme der CO2-Emissionen des Jahres 1990 zu verringern. Die Erdgasversorgung Berlins erfolgt ausschließlich aus dem europäischen Verbundnetz. Über drei Übergabestationen wird das Erdgas aus verschiedenen Lieferländern und zu einem geringen Anteil auch aus Deutschland in das Berliner Gasnetz eingespeist. Steigende Energiepreise und Auswirkungen des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine Bereits vor Beginn des Angriffsriegs Russlands gegen die ­ kraine waren aufgrund verschiedener Ursachen, u.a. wegen U der hohen Nachfrage zum Ende vieler Corona-Maßnahmen und der damit verbundenen wirtschaftlichen Erholung, starke Steigerungen bei den Energiepreisen, insbesondere im Bereich Gas, für die Verbraucherinnen und Verbraucher zu verzeichnen. Die Gasmengen für ungeplant in die Ersatz- und Grundversorgung fallende Neukundinnen und Neukunden mussten zu den jeweils aktuellen, hohen Einkaufspreisen kurzfristig am Spotmarkt beschafft werden. Die Bundesregierung hat mit Entlastungspaketen und einem Rettungsschirm für ­Firmen, die wegen des Kriegs in der Ukraine in Not geraten sind, verschiedene Maßnahmen zur Entlastung der Bürger­ innen und Bürger und Unternehmen in Folge der steigenden Energiepreise beschlossen. Als Reaktion auf den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat die EU Sanktionspakete angenommen, die u.a. ein Einfuhrverbot für alle Formen russischer Kohle beinhaltet. Angesichts der möglichen Auswirkungen des Kriegs auf die Europäische Union stärken Bund und Länder im Energiebereich die Krisenvorsorge. Ziel ist es, die hohe Abhängigkeit von russischen Importen bei fossilen Energieträgern zu überwinden. Die Bundesregierung treibt den Ausbau der Erneuerbaren Energien mit hoher Entschlossenheit voran. Das Land Berlin arbeitet zudem mittel- und langfristig am Ausbau der Erneuerbaren Energien, um eine Reduktion und perspektivisch den Verzicht auf fossile Importe zu ermöglichen. Da Gas vor allem in der Wärmeversorgung eine wichtige Rolle spielt, wird neben der Energiewende insbesondere auch die Wärmewende vorangetrieben. Die COVID-19-Pandemie stellte auch im Jahr 2021 die Energieversorgungsunternehmen vor neue Herausforderungen. Die frühzeitig ergriffenen Maßnahmen führten dazu, dass die Energieversorgung auch in der Pandemielage unverändert gewährleistet werden konnte. Einschränkungen der Versorgungstätigkeit waren in der Branche nicht zu verzeichnen. V. Betriebe Als Eigentümer der Anstalten des öffentlichen Rechts nach dem Berliner Betriebe-Gesetz, der BSR, der BVG und den BWB, verfolgt Berlin das Ziel, öffentliche Daseinsvorsorge unter Wahrung der Tarifstetigkeit auf einem qualitativ hohen Niveau anzubieten und abhängig vom Bedarf zu verbessern und auszubauen. Die Unternehmen stellen sich insbesondere den Herausforderungen einer wachsenden Stadt. Flankiert wird dieses Ziel durch zukunftsorientierte ökologische und soziale Konzepte. Im Jahr 2021 stand zudem die Aufrechthaltung des Kerngeschäftes in Verbindung mit den stetig wechselnden Anforderungen im Rahmen der Pandemie sowie deren konkrete Umsetzung im operativen Geschäft im Vordergrund. Das Gesamtinvestitionsvolumen der drei Unternehmen lag 2021 trotz Pandemie bei 918,6 Mio. €. Davon entfielen 56,9 Mio. € auf die BSR, 464,7 Mio. € auf die BVG und auf die BWB 397,0 Mio. €. Bei einer Gesamtbeschäftigtenzahl von 23.916 Personen, davon 5.089 in Teilzeit, bilden die drei Unternehmen mit Stichtag zum 31.12.2021 rd. 1.000 Menschen aus. Dies erfolgt auch vor dem Hintergrund, den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel in den Unternehmen zu meistern. V.1 Berliner Stadtreinigungsbetriebe Die Berliner Stadtreinigung (BSR) ist vom Land Berlin im Rahmen der kommunalen Daseinsvorsorge mit den Aufgaben Abfallentsorgung und -verwertung sowie Straßenreinigung einschließlich Winterdienst betraut. Im Geschäftsjahr 2021 reinigte die BSR insgesamt rd. 1,5 Mio. Kilometer Fahrbahnen und Gehwege und führte rd. 6,4 Mio. Papierkorbentleerungen durch. Dabei wurden 48.839 t Straßenkehricht, 8.502 t Papierkorbabfälle und 36.417 t Grünabfälle (u.a. Laub und Kehrorganik) eingesammelt und sachgerecht verwertet bzw. entsorgt. Zusätzlich erfolgten rd. 186.000 Reinigungen von Straßeneinläufen (Gullys). Das Gesamtaufkommen der an die BSR überlassenen Abfälle stieg 2021 leicht an und lag bei rd. 1,286 Mio. t. Das Aufkommen der von der BSR getrennt erfassten Abfallfraktionen (0,407 Mio. t) wird wie im Vorjahr von biogenen Abfällen (44 %) und Sperrmüll inklusive Altholz (29 %) bestimmt. Die Biogut-Menge in Berlin stieg um 5,0 % auf 126 t. Die Menge an Altholz und Sperrmüll (über haushaltsnahe Sammlung, Recyclinghöfe und Fremdanlieferungen an den BSR-Entsorgungsanlagen) lag mit 117.383 t um rd. 7 % unter Vorjahresniveau. Auf den Recyclinghöfen wurden 151.096 t an Abfällen, Wertstoffen sowie Schadstoffen gesammelt. Von den rd. 0,90 Mio. t Restabfall wurden 0,59 Mio. t im Müllheizkraftwerk Ruhleben thermisch behandelt. In den beiden Anlagen zur Mechanisch-Physikalischen-Stabilisierung (MPS-Anlagen) wurden 2021 insgesamt rd. 0,24 Mio. Restabfall zu Ersatzbrennstoffen verwertet, die zur Mitverbrennung in Zement- und Kraftwerken dienen. Die reduzierte Verarbeitungsmenge resultiert aus Anlagenstillständen, die aus der Einbringung von mit Quecksilber belasteten Abfällen resultierten. Der Rest verteilte sich auf weitere Anlagen. Die Sammelmenge aus der Biotonne von fast 89.000 t (rd. 71 %) wurde 2021 in den Biogasanlagen Ruhleben und Hennickendorf zu Biogas vergoren und damit in einem geschlossenen Kreislauf verwertet. Auf diese Weise werden jährlich mindestens 5.000 t weniger an CO2 in die Umwelt emittiert. Die Anlage erzeugt genug Biogas, um 165 gasbetriebene Fahrzeuge (rd. die Hälfte der Müllsammelflotte) zu betanken sowie ein Blockheizkraftwerk für die Strom- und Wärmeversorgung auf einem BSR-Standort zu betreiben. Zusammen mit den Beteiligungsunternehmen betrug das Gesamtabfallaufkommen 2021 rd. 1,933 Mio. t. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Abfallmenge der Beteiligungsunternehmen – hauptsächlich Glas, Papier/ Pappe, Speiseabfälle, hausmüllähnliche Gewerbeabfälle sowie Bau- und Abbruchabfälle – wieder um rd. 13,5 % an. Maßgeblich hat hierzu die deutlich höhere Menge an Bau- und Abbruchabfällen beigetragen. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Mengenentwicklung machten sich bezogen auf einzelne Stoffströme zeitweise bemerkbar, u.a. durch Mengenverschiebungen vom gewerblichen in den Haushaltsbereich. Insgesamt waren die Auswirkungen aber eher gering. Im Dezember 2015 schloss die BSR mit dem Land Berlin einen Unternehmensvertrag mit einer Laufzeit bis zum 31. Dezember 2030 ab. Dieser ermöglicht eine langfristige Perspektive für die Tätigkeit der BSR und ihrer Beschäftigten und soll zugleich eine hohe Lebensqualität für die Bürgerinnen und Bürger Berlins bei im bundesweiten Vergleich niedrigen Tarifen gewährleisten. Zudem werden Perspektiven der BSR im Bereich neuer Aufgabenstellungen entwickelt und an der Übernahme von sozialer und ökologischer Verantwortung für das Land Berlin festgehalten. In der Zusatzerklärung zum Unternehmensvertrag verständigten sich die Vertragsparteien darauf, dass die BSR im Hinblick auf ihre Aufgaben im Zusammenhang mit der Stadtsauberkeit unter anderem die Reinigung von Parkanlagen und stark frequentierten Bereichen in Forstgebieten übernehmen. 79 V. Betriebe Stephanie Otto Vorstandsvorsitzende, Berliner Stadtreinigung 1. Das Berliner Abgeordnetenhaus hat im vergangenen Jahr das Abfallwirtschaftskonzept für die Jahre 2020 bis 2030 beschlossen und darin eine Zero-Waste-Strategie formuliert. Ein Riesenthema für die BSR, oder? Richtig, wobei wir als BSR „Zero Waste“ vor allem als „Null Verschwendung“ verstehen. Als Partnerin des Landes und aktive Gestalterin von Lebensqualität und Nachhaltigkeit in Berlin stehen wir für konkrete Lösungen. So haben wir für weiter Nutzbares beispielsweise unser Gebrauchtwarenkaufhaus NochMall ins Leben gerufen. Und mit den Dingen, die nicht weiter verwendbar sind, produzieren wir beispielsweise im MHKW Strom und Wärme für rund 5 % der Berliner Haushalte. 2. Gender Mainstreaming wird in der BSR groß geschrieben. Ende Juni fand unter dem Motto „Wir suchen Frauen, die mitziehen wollen!“ der erste Müllwerkerinnen-Schnuppertag Durch die Änderung des Straßenreinigungsgesetzes hinsichtlich der Grünanlagenreinigung vom 21. Juni 2020 wurde die Reinigung der Parkanlagen und Grünflächen aufgrund der „besonderen Bedeutung für die Stadtsauberkeit“ 2021 in eine Regelleistung überführt. Zusätzlich zu den bereits bestehenden Bestandsflächen in 46 Park-, Grünanlagen und Spielplätzen sowie 3 Forstrevieren wurden zum 1. Mai 2021 weitere 33 Anlagen und 14 Forstreviere in die Zuständigkeit der BSR übergeben. Die Reinigung erfolgt bedarfsgerecht, zum Beispiel in Abhängigkeit vom Besucherandrang und anfallender Verschmutzungen. Dem Sauberkeitsbedürfnis der Berliner Bevölkerung und der Gäste der Stadt wird durch die Übernahme der neuen Reinigungsflächen dauerhaft Rechnung getragen. In den bisherigen, gemeinsam mit den Bezirken und den Forsten durchgeführten Zusammenkünften der Qualitätskommissionen gab es ausschließlich positive Rückmeldungen. Die beiden im Jahr 2020 gestarteten Pilotprojekte „Feste Sammeltouren“ und „Einbringung von Bauabfällen“ wurden auch im laufenden Geschäftsjahr weitergeführt. Einerseits wird praktisch erprobt, inwieweit durch eine proaktive, systematische Abholung illegaler Ablagerungen in einem kompletten Bezirk die Stadtsauberkeit sowie die Qualität der Leistung und 80 der Berliner Stadtreinigung statt, u.a. mit einem Praxisparcours, bei dem sich die Besucherinnen schon mal als Müllwerkerin ausprobieren können. Eine tolle Idee – auch ein großer Erfolg? Auf jeden Fall ein Erfolg, denn wir haben Frauen die Möglichkeit gegeben, das Berufsbild als solches überhaupt für sich zu erkennen. 116 Frauen – und auch nicht wenige Männer – haben sich vor Ort über die Tätigkeit als solches und alle wesentlichen Rahmenbedingungen ein Bild verschafft. Insgesamt wollen wir den Frauenanteil in diesem – und auch weiteren – männlich geprägten Berufsfeld/ern weiter steigern. Für uns alle als „Team Orange“ ist es wichtig, neue Kolleg:innen zu gewinnen, damit wir unsere Aufgaben für Berlin auch in Zukunft gemeinsam und zuverlässig erbringen können. 3. Corona hat in den vergangenen Jahren für einen Müllmengenanstieg vor allem im Einwegbereich (Essenslieferungen etc.) geführt. Die BSR ist sicherlich darauf für den kommenden Herbst vorbereitet oder? Wir hatten in den Lockdown-Zeiten vor allem im öffentlichen Straßenland mehr Abfälle von Einweg- und To go-Produkten. Um auf einen guten Pfad für Berlin zu kommen, müssen wir noch mehr für einen grundlegenden Richtungswechsel tun: Weg von Einweg, hin zu einer wesentlich breiteren Nutzung von Mehrweg. Zusätzlich müssen wir das Bewusstsein in der Bevölkerung für „Zero Waste“ weiter fördern. Dafür setzen wir uns als BSR tagtäglich ein und motivieren jede:n dabei, einen persönlichen Beitrag zu leisten. Prozesse positiv beeinflusst werden. Andererseits wird geprüft, wie die Entsorgung illegal abgelagerter Bauabfälle in den Prozess der Entsorgung von sonstigen illegal abgelagerten Abfällen im öffentlichen Straßenland integriert werden kann. Anspruchsvolle politische und rechtliche Rahmenbedingungen (z. B. der sogenannte European Green Deal, das Berliner Abfallwirtschaftskonzept oder die Gesamtstrategie Saubere Stadt des Landes Berlin), wachsende, differenzierte Kundenanforderungen, eine weiterhin dynamische Stadtentwicklung unter zunehmend schwierigeren finanziellen Rahmenbedingungen sowie vielfältige Entwicklungen im Unternehmen (u.a. Demografie, Engpassqualifikationen, Digitalisierung) erfordern die Weiterentwicklung der strategischen Ausrichtung der BSR. Die BSR haben deshalb den im Jahr 2020 begonnenen Strategie- und Entwicklungsprozess im Jahr 2021 konsequent weiter vorangetrieben und verstehen sich dabei als aktive Gestalterin der Lebensqualität in Berlin, basierend auf den Kerngeschäftsfeldern „Ganzheitliche Stadtsauberkeit“ sowie „Abfall- und Ressourcenwirtschaft“. Kundenorientierung, ökonomische Leistungsfähigkeit, ein gutes Preis-Leistungsverhältnis, ökologische Vorreiterrolle und umfassende Wahrnehmung sozialer Verantwortung – sowohl V. Betriebe für ihre Beschäftigten als auch als Mitglied der Stadtgesellschaft – sollen dabei im Einklang stehen. Eine wesentliche Handlungsmaxime ist das Abfallwirtschaftskonzept (AWK) für den Zeitraum 2020 bis 2030, welches das Berliner Abgeordnetenhaus am 17. Juni 2021 beschlossen hat. In diesem gibt sich das Land Berlin das Leitbild, Zero-WasteStadt zu werden. Die BSR versteht sich in der Umsetzung als Partnerin des Landes Berlin und als Gestalterin der Zero-Waste-Stadt. Um das Thema Wiederverwendung noch weiter voranzutreiben wurde eigens eine Abteilung Re-Use und Zero Waste Management gegründet. Das AWK sieht die Einrichtung einer Zero Waste Agentur vor. Zudem sollen – ebenfalls laut AWK – Vermüllungen im öffentlichen Straßenland künftig schneller beseitigt werden. Hierzu sollen nach dem positiven Abschluss der bereits laufenden Pilotprojekte die BSR mit der zeitnahen Beseitigung illegaler Müllablagerungen im öffentlichen Straßenland beauftragt werden. Die Kosten werden dem Land Berlin nach Beseitigung durch die BSR in Rechnung gestellt. Die rechtlichen Regelungen werden entsprechend angepasst. Die „NochMall“, das Gebrauchtwarenkaufhaus der BSR, hat sich nach der Eröffnung im August 2020 trotz der Einschränkungen durch die COVID-19-Pandemie erfolgreich etabliert. Eine erste Bilanz für das Jahr 2020 belegt eine Abfallvermeidungsleistung von 179 t, wobei 132 t an guten Gebrauchtwaren auf Recyclinghöfen und 47 t direkt in der NochMall abgegeben wurden. Seit August 2021 bietet die NochMall in dem speziell gekennzeichneten „Black-Label“-Bereich hochwertige und nachhaltig hergestellte Upcyclingprodukte von verschiedenen Berliner Unternehmen an. Neben dem Verkauf von Waren bietet die NochMall ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm mit Fachdialogen und Events zur Kreislaufwirtschaft, Upcycling-Workshops und Repaircafés. Ergänzt wird dieses Programm durch Führungen von Kitagruppen und Schulklassen sowie Ausstellungen rund um das Thema Abfallvermeidung und Wiederverwendung. Im Juli 2021 startete die NochMall wieder mit ihrem Veranstaltungsprogramm. Durchschnittlich finden 10 Veranstaltungen pro Monat statt. Ein weiterer aktueller Schwerpunkt liegt auf dem Ausbau von Kieztagen. Mit diesen wird der kleine Recyclinghof „vor die Haustür“ gebracht. Seit 2018 bietet die BSR die sogenannten „Sperrmüllaktionstage“ als neues Produkt der Sperrmüllsammlung an. Das Produkt erfreut sich seitdem über die Wohnungswirtschaft hinaus bei Bezirken und Vereinen wachsender Nachfrage. Im Jahr 2021 konnte die BSR insgesamt 105 Sperrmüllaktionstage durchführen. Zum Gesamtkonzept gehört auch die Fortentwicklung der Stoffstrom- und Anlagenstrategie insbesondere für Bioabfall und Restabfall für eine hochwertige ökologische und ökonomi- sche Verwertung in Abhängigkeit von Qualität und Mengen sowie energiewirtschaftliche Bewertung des Anlagenparks u.a. im Hinblick auf Potenziale zur Unterstützung der Wärmeversorgung Berlins. Mit der NOx-Nachrüstung der Bestandsflotte ist die BSR zudem einen weiteren Schritt auf dem Weg zu mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit gegangen und hat für alle Unternehmen, die im Feld der kommunalen Entsorgung tätig sind, aufgezeigt, dass ein Nachrüstprogramm eine kurzfristig umsetzbare Möglichkeit bietet NOx-Werte zu reduzieren. Sie wurde dafür im Jahr 2021 mit dem Berliner Preis „Klimaschutzpartner des Jahres 2021“ ausgezeichnet. In dem Projekt ist die BSR deutlich über gesetzliche Vorgaben bzw. über den üblichen Standard hinausgegangen. Mit Unterstützung von Partnern auf Landesund Bundesebene sind neue Standards und Fördermöglichkeiten entstanden, die nun für die gesamte Branche zugänglich sind. Wie im Vorjahr sind die COVID-19-Pandemie und ihre Auswirkungen auf die Arbeitswelt auch 2021 für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BSR in besonderem Maße bestimmend. In enger Zusammenarbeit mit den betrieblichen Gremien wurden Maßnahmen und Konzepte entwickelt, die Gesundheit der Beschäftigten zu erhalten und die Leistungserbringung des Unternehmens zu gewährleisten. Der Anfang März 2020 eingerichtete Krisenstab hat permanent die Lage beobachtet und konkrete Maßnahmen je nach Situation umgesetzt. Dies umfasste u.a. spezielle Regelungen zu den Einsatzzeiten, Anpassungen der Arbeitsprozesse sowie Quarantäne- oder Aushilferegelungen auf den Betriebs- und Recyclinghöfen. Die 2019 in eine dauerhafte Regelung überführte Dienstvereinbarung „Mobiles ortsunabhängiges Arbeiten (MoA)“ war insbesondere im Angestelltenbereich von besonderer Bedeutung. Da die BSR hierzu seit 2018 auch auf der technischen Ebene bereits umfangreiche Erfahrungen gesammelt hatten, konnte ein großer Teil der in der Verwaltung Beschäftigten problemlos von zu Hause aus arbeiten. Nach dem Motto: „Gerade jetzt: BSR- gemeinsam für Berlin“ ist es der BSR auch 2021 gelungen, die Infektionen im Unternehmen einzudämmen und den Berlinerinnen und Berlinern alle relevanten Dienstleistungen zu bieten. Angesichts der herausfordernden externer Rahmenbedingungen (Ukraine-Krieg, Lieferkettenengpässe, Preissteigerungen) ist die Sicherstellung dieser Leistungsfähigkeit weiterhin oberstes Ziel. Zudem gilt es, den demografischen Herausforderungen, u.a. durch eine aktive Personalpolitik zu begegnen. Aufgrund einer umfangreichen betrieblichen Ausbildung, einer strategischen 81 V. Betriebe Personalentwicklungsplanung und einem großen Fort- und Weiterbildungsangebot können viele Stellen weiter intern besetzt werden. Bei der Besetzung von Stellen für Führungskräfte, Facharbeiterinnen und Facharbeiter und Spezialistinnen und Spezialisten, bei denen sich aufgrund des demografischen Wandels bereits in einigen Branchen Engpässe bilden (z. B. Elektroingenieurinnen und -ingenieure, Informatikspezialistinnen und -spezialisten) ergeben sich aber zunehmend auch Schwierigkeiten für die BSR. Zum 31. Dezember 2021 bildete die BSR insgesamt 243 Menschen aus. In der Ausbildung kann die BSR trotz rückläufiger Bewerberzahlen noch aus einem umfangreichen Bewerbervorrat auswählen. Jedoch konnten auch in 2021 in einzelnen Ausbildungsberufen nicht alle Plätze besetzt werden. Im Geschäftsjahr 2021 haben 65 Auszubildende sowie 13 Dualstudierende ihre Ausbildung bei den BSR begonnen. Die sozialen Programme der BSR wie z. B. „Leuchttürme“, „Gemeinsam schaffen wir das“, „SiSa“ oder „Solidarisches Grundeinkommen“, die in Zusammenarbeit mit externen Trägern durchführt werden, wurden im Jahr 2021 fortgeführt. Damit wurden im Rahmen von sozialen Projekten über 132 Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch die BSR betreut. 82 Gelebter Bestandteil der gesellschaftlichen Verantwortung ist bei der BSR die Frauenförderung. Insgesamt hat die BSR in 2021 1.104 Mitarbeiterinnen. Obwohl der Frauenanteil damit nur bei 18 % liegt, lag der Anteil an Frauen in Führungspositionen bei 43 %. Der im Oktober 2018 verabschiedeten Frauenförderplan vereinbarte Zielwert von mindestens 40 % konnte damit leicht übertroffen werden. Wichtigstes übergeordnetes Ziel ist es, den Frauenanteil in der BSR insgesamt, vor allem aber in unterrepräsentierten Bereichen, weiter zu steigern. U.a. soll der Frauenanteil in operativen Bereichen der Reinigung bis 2023 auf mindestens 28 % steigen und die Anzahl von Kraftfahrerinnen im Gedinge soll verdoppelt werden. Auch das Thema Diversity hat bei der BSR eine sehr lange Tradition. Bereits 2009 wurde die „Charta der Vielfalt“ unterzeichnet, eine bundesweite Initiative, die sich für ein vorurteilsfreies Arbeitsumfeld einsetzt. Im „Bündnis gegen Homophobie“ erfolgt ein Engagement gegen Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung. Mit der Dienstvereinbarung zum partnerschaftlichen Verhalten wurde ein klarer rechtlicher Rahmen geschaffen um jegliche Form der Diskriminierung entgegen zu wirken. Unter anderem durch eine betriebliche Beauftragte für Diversity und einen Arbeitskreis Diversity ist das Thema Vielfalt fest im Unternehmen verankert. V. Betriebe V.2 Berliner Verkehrsbetriebe Aufgabe der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) ist die Durchführung des öffentlichen Personennahverkehrs für Berlin. Ziel ist es, mittels einer zuverlässigen, bezahlbaren und umweltfreundlichen Verkehrsbedienung den Umweltverbund in der Stadt Berlin zu stärken und den Status des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) als Rückgrat der Stadtmobilität weiter auszubauen. Zudem rücken die Entwicklung neuer Mobilitätsformen und die Vernetzung von Mobilitätsangeboten in den Fokus. Mit digitalen Plattformangeboten wie „Jelbi“ und der speziell für die Pandemie entwickelten App zur Auslastung der Verkehrsmittel (Tram, Bus und U-Bahn) im Verlauf der verschiedenen Tageszeiten (2021) werden Formate aufgestellt mit, denen sich verschiedene Mobilitätsangebote der Stadt nutzen lassen. Mit einem funktionserweiterten App-Angebot werden Perspektiven für eine intermodale Vernetzung geschaffen. Der BVG-Konzern schloss das Geschäftsjahr 2021 mit einem HGB-Ergebnis von 3,5 Mio. € ab. Das Geschäftsjahr 2021 war, wie bereits das Jahr 2020, maßgeblich von der COVID-19-Pandemie geprägt. Die Covid-19-Entwicklung beeinflusste auch in 2021 die Fahrgastzahlen der BVG erheblich. Mit dem weitgehenden Lockdown Anfang des Jahres 2021 brach die Nachfrage um zeitweise bis zu 60 % ein. Die Fahrgastfahrten lagen im Jahr 2021 bei rund 715 Mio. Im Vergleich zum Vorjahr sank das Fahrgastaufkommen um weitere 13,5 Mio. Fahrgastfahrten. Als pandemiebedingte Gründe zu nennen sind u.a. die Regelungen zum mobilen Arbeiten in vielen Unternehmen und die Schließung von Schulen und Kitas sowie der Gastronomiebetriebe. Des Weiteren wirkte sich die Pandemie maßgeblich auf die Tourismusund Kongresswirtschaft aus, wodurch bis September 2021 20,6 % weniger Übernachtungen im Vergleich zum Vorjahr für die Berliner Beherbergungsbetriebe zu verzeichnen waren. Insgesamt führte dies zu negativen Auswirkungen auf die Verkehrserträge in Höhe von -133,5 Mio. € gegenüber dem Plan. Für ein ausgeglichenes Ergebnis der BVG AöR waren Ausgleichsleistungen für Pandemienachteile in Höhe von 132,6 Mio. € gegenüber einen geplanten Pandemieausgleich in Höhe von 96,6 Mio. € erforderlich. Die BVG entwickelt zahlreiche Vertriebsmaßnahmen, um die Rückkehr der Kundinnen und Kunden zum ÖPNV zu beschleunigen und um auf die veränderten Kundinnen- und Kundenbedürfnisse einzugehen. Durch neue Tarifprodukte wie das FlexTicket (Start 1. Januar 2022) und weitere vertriebliche Maßnahmen insbesondere im digitalen Vertrieb sollen die durch die ausbleibende Tarifmaßnahme entstehenden Einnahmeverluste zumindest teilweise kompensiert werden. Der Anspruch nachhaltigen Wirtschaftens ist für die BVG ein strategisches Ziel, das in Abstimmung mit dem Land Berlin gesetzte fachpolitische Zielbildaspekte aufgreift. Dieses Ziel wird auf Basis der für das Unternehmen als wesentlich identifizierten Nachhaltigkeitsperspektiven umgesetzt. Der Gestaltungsanspruch im Dreiklang von wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Verantwortung wurde auch im Berichtsjahr kontinuierlich verfolgt. Im Geschäftsjahr 2021 fokussierten sich Maßnahmen des BVG-Nachhaltigkeitsmanagements – auch unter den operativ besonderen pandemiebedingten Herausforderungen – auf die an die BVG gerichteten Anforderungen zum zukünftigen Umwelt- und Klimamanagement. Dies spiegelt sich in der erneuten Fortschritts-Berichterstattung zum UN Global Compact im Mai 2021 sowie in der intensiven Befassung im Juni 2021 im Vorstand bzw. Aufsichtsrat der BVG mit der BVG-Klimabilanz wider. Nachhaltigkeit als Anspruch prägt zunehmend die etablierten wie auch neue Mobilitätsprodukte der BVG. Die BVG-Mobilitätsplattform Jelbi als zentrale Vernetzung der Mobilitätsangebote von ÖPNV und Sharing-Angeboten in Berlin sowie die Jelbi-Stationen und kleineren Jelbi-Punkte als neue Mobilitäts-Hubs verdeutlichen dies im Stadtbild zunehmend sichtbar. Klare Perspektiven zeigt der im Berichtsjahr fixierte Meilenstein eines bis Ende 2030 angestrebten klimaneutralen Fahrbetriebes der BVG auf. Der planmäßig fortschreitende Ausbau der E-Omnibusflotte sowie die fortgesetzte Nutzung von 100 % Ökostrom durch die BVG bilden in diesem Geschäftsjahr wesentliche Eckpunkte für eine langfristig vorteilhafte Klimabilanz des Unternehmens. Am 07. Juli 2020 wurde der Nachtrag zum abgeschlossenen Mantelvertrag vom Land Berlin und der BVG unterzeichnet. Mit diesem Verkehrsvertrag wird die BVG im Rahmen einer Direktvergabe ab dem 1. September 2020 bis zum 31. August 2035 beauftragt, die ÖPNV-Leistungen (Verkehrsleistungen sowie Betrieb und Erhalt der Infrastruktur) für U-Bahn, Straßenbahn, Bus und Fähre zu erbringen. Mit der Umsetzung des Verkehrsvertrages 2020 – 2035 sind mit dem Land Berlin im Jahr 2021 zunehmende Aktivitäten hinsichtlich der zukünftigen Steuerung der Umwelt- und Klimaschutzleistungen vereinbart worden. Die bislang realisierte Befassung mit dem Nationalen Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte sowie die mit dem Land Berlin vereinbarte Stärkung nachhaltiger Beschaffungskriterien im Einkauf der BVG sind im Geschäftsjahr in die nunmehr initiierte Vorbereitung der Umsetzung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes durch die BVG eingeflossen. Im Rahmen des Programms „Hochlaufphase Elektromobilität“ hat die BVG in 2021 den Elektrobusanteil der Busflotte erneut ausgebaut und hat mit 138 Elektrobussen (120 Elektro-Eindecker-Depotlader, 17 Elektro-Gelenkbusse als Gelegenheitslader und ein Elektro-Eindecker-Gelegenheitslader) eine der größten Batterie-Elektrobusflotten Deutschlands im ÖPNV. 83 V. Betriebe Diese Busse zeigen, dass Elektrobusse großstadttauglich und ein wichtiger Bestandteil moderner, sauberer Verkehrssysteme sind. Zur Erreichung des ambitionierten 2030-Ziels laufen Planungen und Beschaffungsvorbereitungen für weitere Elektrobusse und notwendige Infrastrukturvorhaben auf Hochtouren. So ist 2022 die Inbetriebnahme weiterer 90 Elektro-Eindecker mit Depotladung geplant. Die BVG hat für ihre Fahrgäste auch im Jahr 2021 ein Mobilitätsangebot mit hoher Zuverlässigkeit realisiert. Der Omnibus erreichte eine Zuverlässigkeitsquote von 99,2 %, die U-Bahn von 99,5 %. Bei der Straßenbahn waren es 99,1 %. Dieser positive Effekt ist vor allem auf geringere fahrzeug- und personalbedingte Ausfälle zurückzuführen. Zugleich wurde die Betriebsleistung (Nutzkilometer) deutlich gesteigert. Die ergriffenen Maßnahmen zur Stabilisierung der personellen Situation (Ausbildung von Fahrlehrerinnen und Fahrlehrern und Fahrerinnen und Fahrern) zeigen Wirkung. Um das Angebot der Mobilität langfristig zu sichern, investiert die BVG kontinuierlich für das Land Berlin. Rund 38 % der Investitionen entfallen im Berichtsjahr auf ÖPNV-Fahrzeuge, 53 % wurden in die Infrastruktur, die restlichen rd. 9 % in diverse Bereiche investiert. Der Großteil der Infrastrukturinvestitionen floss wie im letzten Jahr in den U-Bahn-Bereich. Kontinuierlich verfolgt die BVG hier das Ziel der vollständigen Barrierefreiheit. Ende des Jahres 2021 waren bereits 80 % aller U-Bahnhöfe barrierefrei ausgebaut. Die BVG investiert in ÖPNV-Fahrzeuge. Im Geschäftsjahr 2021 wurden 2 IK-Züge der U-Bahn an die BVG geliefert. Darüber hinaus wurden 15 Straßen- Eva Kreienkamp Vorstandsvorsitzende, Berliner Verkehrsbetriebe bahn-Fahrzeuge vom Typ Flexity in Betrieb genommen. Insgesamt wurden im abgelaufenen Geschäftsjahr 266 konventionelle Busse mit Dieselantrieb beschafft (32 Eindecker-Busse, 234 Gelenkomnibusse). Darüber hinaus hat die BVG zwei Elektro-Eindeckomnibusse erworben. Die BVG erreichte im Jahr 2021 zum fünften Mal in Folge das Zertifikat als Top-Arbeitgeber durch das Top Employers Institute. Die BVG hat 2021 darüber hinaus die erneute Auditierung „berufundfamilie“ erfolgreich realisiert und ist für die zukünftige inhaltliche Ausgestaltung konkrete Gestaltungsperspektiven eingegangen. Der Frauenförderplan enthält zahlreiche Maßnahmen, z. B. speziell für Frauen konzipierte Module im Rahmen eines Führungskräftenachwuchsprogramms, Informationstage zur Karriereplanung, Veranstaltungen zur Netzwerkpflege, Seminare, Mentoring für Frauen sowie frauenspezifische Recruiting-Events im Fahrdienst, um den Anteil von Bewerberinnen zu erhöhen. Damit der anstehende Generationenwechsel bewältigt werden kann, begleitet die BVG diesen durch verschiedene Angebote. Altersbedingt werden in den nächsten Jahren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in erheblichem Umfang die BVG verlassen. Ziel ist es, dass neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die BVG insgesamt als attraktiven Arbeitgeber durch die „ArbeitGELBer“ Kampagne wahrnehmen. Neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen durch ein zielgruppenspezifisches Personalmarketing und optimierte Auswahlprozesse angeworben, eingearbeitet und bestenfalls dauerhaft an das Unternehmen 2. Bereits zum sechsten Mal in Folge wurde die BVG Anfang 2022 vom Top Employer Institut als Betrieb mit großartiger Personalführung zertifiziert. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis? Das ist gar kein Geheimnis. Die BVG ist einer der größten Arbeitgeber in der Stadt Berlin. Wir bieten vielfältige und moderne Arbeitsplätze sowie gute, flexible Konditionen. Dazu kommt, dass wir in einer Zukunfts- und Wachstumsbranche arbeiten. Unsere Mitarbeitenden haben einen sicheren Arbeitsplatz und arbeiten ganz konkret an der Mobilitätswende mit. 1. Im Juni, Juli und August galt bundesweit das 9-Euro-Ticket. Für Sie als eine der Hauptakteurinnen: Eine gute Idee? Den ÖPNV in den Fokus zu nehmen und zu fördern halte ich grundsätzlich immer für eine gute Idee. Effekte durch das 9-EuroTicket gilt es nun detailliert und gründlich auszuwerten. Klar ist aber: Die positive Resonanz hat uns gezeigt, dass die Menschen in unserer Stadt große Lust darauf haben, umweltfreundlich mit Bus und Bahn unterwegs zu sein. Das ist eine Bestätigung unserer Arbeit, aber zugleich ein Ansporn, mit attraktiven Angeboten und einfachen Tarifen auch in Zukunft noch mehr Menschen von zeitgemäßer und nachhaltiger Mobilität zu überzeugen. 84 3. Die BVG hat sich für ein neues Sitzbezugsmuster entschieden, mit dem die Fahrzeuge peu à peu ausgestattet werden sollen. Die BVG wäre nicht die BVG, wenn dahinter nicht auch eine Botschaft stände – welche ist das? Die klare Botschaft unseres neuen Musters ist: Berlin ist bunt. Und wir sind es auch. Das „Muster der Vielfalt“ setzt sich aus menschlichen Silhouetten zusammen, die die ganze Diversität unserer Stadt repräsentieren. Bei uns sind alle willkommen – so, wie sie sind. Wer, wenn nicht wir, sollte hier mit gutem Beispiel voranfahren? V. Betriebe gebunden werden. Im Berichtsjahr wurden 1.022 neue Beschäftigte bei der BVG AöR eingestellt, d. h. 7,7 % der gesamten Belegschaft. Neben Wissensmanagementangeboten, die einen moderierten Prozess zur Wissensübertragung an neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ermöglichen, werden strukturierte Programme und Seminare für BVG-Neubeschäftigte und langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angeboten. Im Jahr 2021 konnte die BVG insgesamt 156 Auszubildende in 13 Ausbildungsberufen sowie drei dual Studierende in zwei Fachrichtungen einstellen. Auch die interkulturelle Öffnung wird als unterstützendes Instrument eingesetzt. Die BVG beschäftigt Menschen aus mehr als 50 Nationen und legt großen Wert auf einen weltoffenen und kollegialen Umgang. 85 V. Betriebe V.3 Berliner Wasserbetriebe Die Berliner Wasserbetriebe (BWB) leisten als größtes städtisches Wasserver- und Abwasserentsorgungsunternehmen Deutschlands seit mehr als 160 Jahren einen wertvollen Beitrag zur Lebensqualität der Hauptstadtregion. Als Umweltunternehmen liegt der besondere Fokus auf dem gleichermaßen ökologischen, ökonomischen und sozial nachhaltigen Management des Wasserkreislaufs. Die BWB können für das Jahr 2021 mit hohen Investitionen von mehr als 397 Mio. €, einem positiven Jahresergebnis und stabilen Tarifen bzw. Gebühren für die Kundinnen und Kunden eine positive Bilanz aufweisen. Im Jahr 2020 haben die BWB ihre Zukunftsstrategie 2030 – Ressourcen fürs Leben – verabschiedet, die unter der Vision „Wasser, Abwasser und Energie für ein nachhaltiges und klimaresilientes Berlin“ die strategische Ausrichtung des Unternehmens vor dem Hintergrund der sich rasant wandelnden Rahmenbedingungen bis zum Jahr 2030 beschreibt. Dr. Frank Bruckmann Vorstandsvorsitzender, Berliner Wasserbetriebe 1. Der Grundwasserspiegel in der Region sinkt seit einigen Jahren kontinuierlich. Wie können die Berliner Wasserbetriebe hier Abhilfe schaffen? Regnen lassen können wir es natürlich auch nicht. Aber die Berliner Wasserbetriebe können den Wasserkreislauf in Berlin nachhaltig und sorgsam bewirtschaften – und das tun wir. Das bedeutet, dass wir zum Beispiel Grundwasser anreichern und so Grundwasserstände sichern. Und wir unterstützen Berlin beim Umbau zur wassersensiblen, klimaresilienten Metropole, etwa mit der Berliner Regenwasseragentur, die Bauende und Behörden zum Umgang mit Regenwasser berät und informiert. 2. Um die Qualität von Gewässern und Trinkwasser auf Dauer zu erhalten, investieren die Berliner Wasserbetriebe bis 2030 rund zwei Mrd. € in Kapazitätserweiterungen und zu- 86 Bis Ende 2030 werden die BWB 5,3 Mrd. € in ihre Netze und Werke investieren. Zu diesen Investitionen gehören Großprojekte wie die Ausstattung aller sechs Klärwerke mit Technologien zur weitergehenden Abwasserbehandlung, die Kanalisierung von Altsiedlungsgebieten und der Anschluss neuer Stadtquartiere ans Trinkwasser- und Abwassernetz. Das Klärwerk Waßmannsdorf ist dabei der aktuell größte Investitionsstandort der BWB. Hier werden mehr als eine halbe Mrd. € in die Erweiterung, eine höhere Ablaufqualität sowie eine zweite Klärschlammverwertungsanlage investiert. In einer älter werdenden Gesellschaft nimmt die Nutzung von Medikamenten zu, deren Überreste im Abwasser landen und von den Klärwerken bislang nicht vollständig entfernt werden können. Hier haben die BWB 2021 einen sehr großen Schritt nach vorn gemacht: Im Klärwerk Schönerlinde hat der Bau einer Ozonungsanlage begonnen, die sogenannte Spurenstoffe entfernt. Der Klimawandel fördert extreme Wetterereignisse wie Starkregen und Hitzewellen, die eine Herausforderung für die Infra- sätzliche Reinigungstechnik für ihre Klärwerke. Welches Projekt hat aktuell Priorität? Wir wollen die Qualität nicht nur erhalten, sondern insbesondere die Gewässerqualität auch verbessern. Deshalb werden alle unsere Klärwerke mit weiteren Reinigungsstufen zur Stickstoff- und Phosphorentfernung ausgestattet. Und wir haben Ende 2021 mit dem Bau einer Ozonung in unserem Klärwerk Schönerlinde begonnen. Diese wird Stoffspuren etwa von Arzneimittelresten aus dem Abwasser und damit aus dem Wasserkreislauf entfernen. 3. Mit dem „Blauen Klassenzimmer“ bieten Sie Lehrkräften eine Vielfalt an Lehrmaterialien an, um Kinder und Jugendliche für einen nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wasser im lokalen und globalen Zusammenhang zu sensibilisieren. Warum machen die Wasserbetriebe ein solches Angebot? Seit vielen Jahren haben wir mit unserem Angebot klassewasser.de eine renommierte Kinder- und Jugendseite, die Wasserfakten unterhaltsam und informativ vermittelt. Mit blauesklassenzimmer.berlin bieten wir Lehrer:innen leicht nutzbare Module, Versuche und Lerneinheiten, die sie problemlos in ihren Unterricht integrieren können. So werden die wichtigsten naturwissenschaftlichen Zusammenhänge praxisnah vermittelt und die Schüler:innen zum sorgsamen Umgang mit Wasser geschult. Davon profitieren Lehrkräfte, Kinder – und irgendwann wir alle, wenn diese jungen Menschen mit Lust auf Naturwissenschaft und Technik auf der Suche nach einem Arbeits- oder Ausbildungsplatz sind. V. Betriebe struktur der BWB darstellen. In den zurückliegenden acht Jahren lagen – mit Ausnahme von 2017 – die Niederschläge durchweg unter dem langjährigen Mittel, 2018 sogar um knapp die Hälfte. Das hat Spuren hinterlassen, die mit einiger Verzögerung im Grundwasser ankommen. So hatte der Grundwasserspiegel unter Berlin nach dem Dürrejahr 2018 erst 2020 seinen niedrigsten Wert: 20 % unter normal. Die BWB haben im vergangenen Jahr ein Resilienzkonzept vorgestellt, mit dem sie Quantität und Qualität ihrer Ressourcen sichern wollen. Es beinhaltet unter anderem die noch breitere Aufstellung der Wassergewinnung durch neue Brunnen und die Reaktivierung stillgelegter Wasserwerke sowie eine verstärkte Grundwasseranreicherung. Mittlerweile sind knapp drei Viertel aller geplanten Grundwasserbrunnen erneuert. Das Resilienzkonzept ist Teil des Masterplans Wasser, den die Senatsumweltverwaltung erarbeitet hat. Die BWB ertüchtigen nicht nur bestehende Werke, sondern betreiben durch verschiedene Maßnahmen auch Vorsorge zur langfristigen Sicherung der Wasserversorgung Berlins. Ein Projekt war dabei der Neubau der Reinwasserbehälter im Zwischenpumpwerk Lindenberg, die die Wasserversorgung vor allem im Ostteil der Stadt flexibler und robuster machen werden. Insgesamt werden dort 68.000 m³ Trinkwasser aus dem Wasserwerk Friedrichshagen zwischengespeichert. Ein weiteres Element zur Klimafolgenanpassung ist die deutschlandweit erste Regenwasseragentur, die von der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz und den BWB im Jahr 2018 gegründet wurde. Sie versteht sich als Multiplikator und Knotenpunkt, der Wissen zur erfolgreichen Regenwasserbewirtschaftung teilt, verbreitet und vermehrt. Trotz der vielen Grünflächen ist Berlin in seinen urbanen Gebieten stark versiegelt. Das nimmt weiter zu und hat Folgen für das Stadtklima. Es führt dazu, dass die Berliner Kanalisation bei starkem Regen immer wieder an ihre Kapazitätsgrenzen gerät. Als Gegenmaßnahme haben die Wasserbetriebe in den zurückliegenden Jahrzehnten insgesamt mehr als 260.000 m3 Mischwasserspeicher geschaffen und weitere 90.000 m³ auf den Klärwerken. Das letzte große Regenbecken entsteht zurzeit an der Chausseestraße und fasst 16.750 m3. Die BWB sind grundsätzlich und insbesondere vor dem Hintergrund der für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt erlebbaren Auswirkungen des Klimawandels bestrebt, auch den eigenen CO2-Ausstoß weiter zu senken. Seit 1990 konnte dieser halbiert werden (30 Jahre). Im Einklang mit der Zukunftsstrategie 2030 prüfen die BWB weitere Maßnahmen und versuchen Potenziale zu eruieren, damit das Unternehmen ab 2030 klimaneutral arbeiten kann. Im Jahr 2021 wurde hierfür ein Stufenplan Klimaneutralität erarbeitet. Als energieintensives Unternehmen bauen die BWB ihre Eigenstromerzeugung aus regenerativen Quellen weiter aus. Derzeit produzieren die BWB auf den Klärwerken mehr als die Hälfte der benötigten Energie selbst: mit Blockheizkraftwerken, Mikrogasturbinen, Solaranlagen und Windrädern am Standort Schönerlinde. 2021 konnte mit der Inbetriebnahme der Solaranlage auf dem Wasserwerk Beelitzhof die Solarkapazität auf den Dächern der Werke und Anlagen auf 1,15 MW erhöht werden. Derzeit ist ein Solaratlas in Arbeit, der das Potenzial für alle in Frage kommenden Liegenschaften der Berliner Wasserbetriebe kartiert. Bei der Rückgewinnung von Wärme aus Abwasser schaffen die BWB Voraussetzungen für Investitionen der Wärmenutzer. So konnten die BWB 2021 beispielsweise gemeinsam mit einem Partner den Wärmetauscher am ehemaligen Kaufhof-Gebäude am Ostbahnhof realisieren. Mit inzwischen knapp 200 öffentlichen Trinkbrunnen in Berlin leisten die BWB einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität der Bevölkerung Berlins. Die Finanzierung für den Bau der Trinkbrunnen erfolgt durch das Land Berlin. Darüber hinaus haben die BWB berlinweit bereits mehr als 3.000 Wasserspender aufgestellt, die in Schulen, Behörden und Betrieben für Erfrischung sorgen. Zudem betreuen die BWB 162 Zierbrunnen und Planschbecken in acht Bezirken Berlins. Die BWB mit ihrem Kernprodukt Wasser haben naturgemäß eine hohe Affinität zu ökologischen Themen. Gleichwohl engagieren sie sich darüber hinaus für den Erhalt der Stadtnatur und der biologischen Vielfalt. In einem Pilotprojekt beregnen die BWB seit Juli 2020 für zunächst zwei Jahre den Barssee im Grunewald. Hier wird untersucht, wie der Schutz der Berliner Moore und die Sicherung der Trinkwasserversorgung in den nahe gelegenen Wasserwerken Tiefwerder und Beelitzhof miteinander in Einklang gebracht werden können. Mit anwendungsbasierter Forschung optimieren die BWB ihre Anlagen und Prozesse. In internationalen Verbundvorhaben wie dem EU-geförderten Projekt Digital-Water-City entwickeln die BWB gemeinsam mit europäischen Partnern digitale Werkzeuge zur Instandhaltung der Infrastruktur und zur Überwachung der Wasserqualität und Regenwasserüberläufen. Um die Klimaschutzvereinbarung mit dem Land Berlin zu erfüllen, werden mit dem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Projekt ENERWAG energieeffizientere Prozesse bei der Rohwassergewinnung und Trinkwasseraufbereitung getestet und in die Praxis übertragen. Ein weiterer Schwerpunkt stellt die Entwicklung eines netzdienlichen Lastmanagements dar. Diese virtuellen Kraftwerke werden mit Wind-, Sonnen-, Abwärme- und Biogasanlagen gespeist, um langfristig die Klimaneutralität der BWB zu ermöglichen. Im FE-Projekt AMAREX wird die Wirkung von Maßnahmen zum dezentralen Regenwassermanagement bewertet. Das Ziel ist es, den Wasserhaushalt zu stützen und damit mehr Stadtgrün zu erhalten, neue Wege bei der Bewässerung zu beschreiten und die Biodiversität zu erhöhen. 87 V. Betriebe Als einer der größten Arbeitgeber in der Region Berlin-Brandenburg beschäftigten die BWB zum 31.12.2021 4.630 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 35 Nationen. Die Zahl bezieht sich auf alle Beschäftigten einschließlich Vorstand und Beschäftigte in der passiven Altersteilzeitphase. Die BWB verfolgen eine moderne Personalpolitik mit einem großen Angebot zur flexiblen Arbeitszeit- und Arbeitsplatzgestaltung, attraktiven Entwicklungsperspektiven und einer vielfältigen Unternehmenskultur. 54,2 % angestiegen. Durch die Umsetzung zahlreicher Maßnahmen sind Rahmenbedingungen geschaffen worden, die Frauenförderung sowohl auf individueller als auch auf bereichsübergreifender Ebene ermöglichen. Dass diese Arbeit erfolgreich ist, bestätigte die Platzierung auf dem zweiten Platz beim Frauen-Karriere-Index. Auch das seit 2020 laufende Female Leadership Programm #EINFACHMACHEN wurde im Frühjahr 2021 prämiert und gewann den Impact of Diversity Award in der Kategorie „Winiciative Gender Inclusion“. Durch ein sich wandelndes Werteverständnis, verbunden mit zunehmendem Fachkräftemangel und einer Arbeitswelt mit hoher Veränderungsdynamik, ist die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und allen Lebensphasen ein Kernelement einer zukunftsfähigen Personalpolitik. Deshalb gestalten die BWB seit vielen Jahren erfolgreich Arbeitsumgebungen und Rahmenbedingungen, die die BWB als familien- und lebensphasenbewussten Arbeitgeber auszeichnen. Im März 2021 erhielten die BWB nach erfolgreich absolviertem Audit die erneute Auszeichnung als familien- und lebensphasenfreundlicher Arbeitgeber. Die BWB setzen seit Jahren auf eine hohe Eigenausbildung. Die Ausbildungsquote lag im vergangenen Jahr bei 6,7 %. Auch im Jahr 2021 wurden aufgrund der COVID 19 Pandemie ergänzend zu den regulär zur Verfügung stehenden Ausbildungsplätzen, sechs weitere Ausbildungsplätze für einen Neustart in die Ausbildung angeboten. Im Modellvorhaben nach dem Konzept „Duale Leistungssportkarriere“ wurden ebenso ein weiterer Ausbildungsplatz aus der Kooperation mit dem Olympiastützpunkt Berlin im Ausbildungsberuf Kauffrau für Büromanagement besetzt. Auch das bewährte Projekt Horizonte, das seit 2010 durch eine angebotene Einstiegsqualifizierung für Jugendliche mit erschwerten Bildungsbiografien sowie Geflüchtete umgesetzt wird, wurde im Jahr 2021 durch den Vorstand weiter bestätigt. In einem angepassten und inklusiv gestalteten Konzept wurde die Fortführung für weitere drei Jahre mit den ursprünglichen Zielgruppen ergänzt und die gezielte Förderung von jungen Frauen im Rahmen des Projektes beschlossen. Seit Projektstart konnten insgesamt 46 Geflüchtete und 49 Jugendliche mit erschwerten Bildungsbiografien das Projekt durchlaufen, wovon insgesamt 51 Teilnehmende eine Ausbildung bei den BWB beginnen konnten. Die BWB haben ein aktives Diversity-Management etabliert, das kontinuierlich weiterentwickelt wird. Ziel ist es, die personelle Vielfalt im Unternehmen, Rahmenbedingungen und Strukturen bewusst so zu gestalten, dass sie ein chancengleiches und diskriminierungsfreies Arbeiten bei den BWB ermöglichen. Darüber hinaus werden Beschäftigte und Führungskräfte zu Fragen im Kontext Diversity beraten und bei entsprechenden Umsetzungen unterstützt. Die unterschiedlichen Potenziale der Beschäftigten betrachten die BWB als Bereicherung. Durch verschiedene Workshops, Veranstaltungen und Maßnahmen wie z. B. der Teilnahme am Deutschen Diversity-Tag, dem Schichtwechsel oder dem CSD auf der Spree wird Beschäftigten und Führungskräften regelmäßig die Möglichkeit geboten, niederschwellig mit diversityrelevanten Themen in Kontakt zu kommen und durch das Kennenlernen anderer Lebensrealitäten einen Perspektivwechsel zu vollziehen. Um Vielfalt in der Ausbildung ging es auch im Online-Diversityworkshop für die Auszubildenden, der 2021 erneut unter dem Motto „Haltung zeigen“ mit dem Ziel durchgeführt wurde, die Auszubildenden für Diskriminierungsrisiken zu sensibilisieren und sie zu befähigen, angemessen reagieren zu können. Schwerpunkte des Diversity Managements der BWB sind unter anderem Gleichstellung und Frauenförderung. Die Wasserbetriebe handeln aktiv, um eine Gleichstellung zwischen den Geschlechtern zu erreichen. Das bedeutet, den Gesamtfrauenanteil, den Frauenanteil in den Organisationseinheiten, die Geschlechtsverteilung in den Entgeltgruppen, das Verhältnis zwischen Frauen und Männern in Leitungspositionen und den Frauenanteil in der Ausbildung und im dualen Studium zu erhöhen, bis Frauen in gleichem Maße wie Männer vertreten sind. Per 31.12.2021 waren 31,4 % aller Führungskräfte Frauen. Darüber hinaus ist der Anteil der weiblichen Führungskräfte, die direkt an den Vorstand berichten, auf mittlerweile 88 Mit Ausbildungsstart 2021 erhielten außerdem alle neuen Auszubildenden und dual Studierenden mobile Endgeräte. Damit wird ein selbstorganisiertes ortsunabhängiges digitales Lernen, im Bedarfsfall auch von Zuhause aus, noch besser möglich. Um die Quantität und Qualität der zur Verfügung stehenden digitalen Lerninhalte auszubauen, wurde im Dezember Die anhaltende COVID-19-Pandemie hat das Arbeiten auch bei den BWB stark beeinflusst. Es ist aber festzustellen, dass sich das Krisenmanagement der BWB bewährt hat, denn auch im weiteren Verlauf der Pandemie über das Jahr 2021 hinaus sichern die BWB die Daseinsvorsorgeaufgabe der Wasserver- und Abwasserentsorgung für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt und sparen nicht an aktuellen und künftigen Investitionen. Zudem unterstützen die BWB das Land Berlin bei der Einschätzung der Infektionslage zur Corona-Pandemie. Die BWB überprüfen seit Februar 2021 das Berliner Abwasser mit vielen Testreihen auf Corona Viren und haben ein Nachweismodell inklusive der Sequenzierung der Virus-Varianten und eine App für die Visualisierung der Daten und deren Trends entwickelt. V. Betriebe der Einkauf einer Content-Lernplattform für die Ausbildung ausgeschrieben. Diese soll im ersten Halbjahr 2022 eingeführt werden. BWB-spezifisches Wissen soll vermehrt über die Plattformen AQUA.learn und Confluence bereitgestellt und ausgetauscht werden. In 2021 fand außerdem die digitale Vernetzung mit verschiedenen Fachabteilungen, unter anderem über sogenannte Expertentage im kaufmännischen Ausbildungsbereich, statt. So führten beispielsweise Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Bereichen Kundenservice, Controlling, Wasserversorgung, Abwasserentsorgung und Planung und Bau Online-Veranstaltungen für die Auszubildenden durch. Die Berliner Stadtwerke GmbH (BSW) als Tochterunternehmen der Berliner Wasserbetriebe setzt ihren Kurs in Hinblick auf die angestrebte Klimaneutralität Berlins fort. Sie ist dabei ein wichtiger Akteur in der Stadt und ein moderner Energiedienstleister, dessen Wertschöpfung in der Stadt bleibt. Die BSW-Investitionen erfolgen ausschließlich in erneuerbare Energien. Im Jahr 2021 wurde ein weiteres, wichtiges und zukunftsträchtiges Geschäftsfeld aufgebaut: die BSW werden die bestehende, öffentliche Ladeinfrastruktur des Landes Berlin und ab Mitte 2022 den weiteren Ausbau von AC/DC sowie Schnellladesäulen übernehmen. Die BSW haben 2021 ihre Rolle als Berlins Errichter und Betreiber von Solaranlagen ausgebaut. Rund 40 % aller seit 2016 auf Berlins Dächern installierten Photovoltaik-Anlagen sind von den BSW konzipiert worden. Insgesamt beläuft sich die installierte PV-Leistung damit auf rd. 20 MW, davon allein 4,1 MW in 2021. Ferner umfasst das Portfolio der BSW rund 51 MW installierte Windenergieleistung. Mit den bisherigen Projekten der BSW konnten somit mehr als 69.700 t CO2-Emissionen vermieden werden. ken insgesamt 115 (5,8 MW) Solaranlagen errichtet. Acht Bezirke haben zudem Absichtserklärungen zum weiteren Solarausbau im Umfang von ca. 30 MW unterzeichnet. Ein Treiber ist dabei auch das im August 2021 novellierte EWG Berlin (Berliner Klimaschutz- und Energiewendegesetz). Zudem profitieren die großen Unternehmen des Landes wie die BSR, die BWB und die BVG künftig von den Solaranlagen der BSW auf den jeweiligen eigenen Dächern. Die Berliner Stadtwerke erhielten den Europäischen Solarpreis 2021 in der Kategorie „Städte, Gemeinden, Landkreise, Stadtwerke“. Die Auszeichnung ging damit nach 1999 erstmals wieder nach Deutschland. Die Europäische Vereinigung für Erneuerbare Energien (EUROSOLAR) würdigte mit dem Preis insbesondere den solaren Zubau durch die BSW in Berlin. Im Bereich der umweltfreundlichen Wärmelösungen konnten sich die Stadtwerke weiter etablieren. Der Vertrag für ein klimaneutrales und innovatives Wärmekonzept (insbesondere Wärme aus Abwasser in Kombination mit Photovoltaik) wurde gemeinsam mit der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft „Stadt und Land“ im Projekt Buckower Felder unterzeichnet. Geplant ist die Errichtung von mehr als 900 Wohnungen. Mit der Fertigstellung des ersten Bauabschnitts ist ab Mitte 2023 zu rechnen. Seit Januar 2020 versorgen die BSW außerdem das Land Berlin mit 100 % Ökostrom. Im Geschäftsfeld Windkraft haben die BSW in 2021 den neun Anlagen umfassenden Windpark Albertshof (31 MW) in der Nähe von Bernau in Betrieb genommen. Der Windpark vermeidet jährlich rd. 30.000 t CO2-Emmissionen und kann ca. 31.000 Haushalte mit sauberem Ökostrom versorgen. Auf die öffentliche Akzeptanz der Anlagen wurde bei der Planung ebenso großer Wert gelegt wie auf ihren ökologischen Nutzen. Durch die Verdichtung eines bestehenden Windparks und den Verzicht auf maximale Bauhöhen ist auch die Naturverträglichkeit gewährleistet. Noch in 2021 konnte mit dem Bau eines weiteren Windparks in Teltow südlich von Berlin begonnen werden. Drei Windanlagen mit 17,1 MW Leistungen werden dann zukünftig 14.000 Haushalte mit sauberem Strom versorgen können und ca. 13.000 t CO2 pro Jahr einsparen. Weitere Windanlagen im Berliner Umkreis sollen folgen. Sowohl durch weiterer Nachverdichtung bestehender Windparks als auch durch Repowering-Maßnahmen und weiterer Flächenpotenzialanalyse. Die BSW kooperieren und stimmen sich weiterhin intensiv mit den Bezirken ab, um Bezirksliegenschaftspotenziale für die Energiewende zu erschließen. So wurden bislang in den Bezir- Von 2022 bis 2027 werden die BSW weitere 155 Mio. € in Energiewendeprojekte investieren, und somit die Berliner Klimabilanz um rd. 174.000 t CO2 entlasten. Die BSW treiben die energetische Entwicklung von Landesimmobilien, insbesondere in Kooperation mit der Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) voran. Mehrere Dutzend Schulen, Feuerwachen, Ämter, Gefängnisse und andere öffentliche Liegenschaften erzeugen große Teile ihres Stroms mithilfe von Photovoltaik-Anlagen der BSW selbst. In 2021 konnten 12 PV Projekte mit 1 MW umgesetzt werden. 89 VI. Berliner Wirtschaftsdaten Berliner Wirtschaft auf einen Blick Einheit 2011 2017 2018 2019 2020 2021 Volkswirtschaftliche Entwicklung Berlins Bruttoinlandsprodukt (nominal) Mrd. Euro 108,1 141,3 150,0 157,5 154,5 163,0 Bruttoinlandsprodukt (real), Veränd. ggü. Vorjahr % 3,9 4,3 3,9 2,9 – 3,8 3,3 Bruttoinlandsprodukt pro Kopf (real), Veränd. ggü. Vorjahr % 3,0 2,9 2,9 2,1 – 4,0 3,4 Mrd. Euro 17,7 26,1 28,6 28,3 . . % – 1,0 -0,7 6,7 -3,9 . . Mrd. Euro 3,6 4,8 5,1 5,2 5,1 . % 3,3 3,4 3,5 3,3 3,3 . 1.000 1.156,9 1.426,5 1.476,2 1.527,9 1.539,3 1.582,5 Arbeitslosenquote2 % 13,3 9,0 8,1 7,8 9,7 9,8 Frauen % 12,1 8,2 7,4 7,2 8,9 9,1 Männer % 14,3 9,7 8,8 8,4 10,3 10,4 1.000 1 707,1 1 965,4 2 022,7 2 074,2 2 067,6 2 089,7 Insgesamt % 70,6 76,2 77,7 78,5 76,6 76,9 Frauen % 68,1 72,7 74,4 75,0 73,5 74,5 Männer % 73,1 79,6 80,9 81,9 79,6 79,4 Frühe Schulabgängerinnen und Schulabgänger4 % 13,2 13,2 13,6 11,6 10,4 10,1 PJ 276,8 270,6 266,5 264,3 237,6 . % 13,9 13,7 11,4 7,8 9,4 . Bruttoanlageinvestitionen Bruttoanlageinvestitionen (real), Veränd. ggü. Vorjahr Private und öffentliche Ausgaben für Forschung und Entwicklung Anteil der Ausgaben für Forschung und Entwicklung am Bruttoinlandsprodukt Arbeitsmarkt und Soziales Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte1 Erwerbstätige (Inland) Erwerbstätigenquote3 Umwelt Primärenergieverbrauch in Berlin Anteil der Energieträger am Primärenergieverbrauch: Steinkohlen Braunkohlen % 4,5 2,2 0,2 0,2 0,2 . Mineralöle % 33,3 35,6 35,2 35,6 30,5 . Gase % 35,6 35,0 37,7 39,6 44,1 . Erneuerbare Energien % 3,4 4,3 5,2 5,6 6,1 . Strom % 8,5 8,2 9,2 10,0 8,7 . Andere5 % 0,8 0,9 1,0 1,2 1,0 . Mio. t 20,4 18,9 18,3 17,2 14,9 . t CO2/EW 6,2 5,2 5,1 4,7 145,2 228,1 234,9 226,0 4,2 4,9 5,3 CO₂-Emissionen (Verursacherbilanz) CO₂-Emissionen je Einwohner in Berlin Rohstoffproduktivität (2000=100) Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung 90 % . VI. Berliner Wirtschaftsdaten Einheit 2011 2017 2018 2019 2020 2021 44.267 40.910 40.268 38.210 37.683 39.267 8.751 9.269 9.472 9.098 9.151 10.170 Unternehmensgründungen Neugründungen6 dar. Betriebsgründungen 7 Außenhandel Exporte insgesamt Mio. Euro 12.996 14.819 14.634 15.173 14.425 15.818 EU-Länder, dar. Mio. Euro 5.261 5.810 5.965 6.563 6.414 7.154 Frankreich Mio. Euro 813 847 860 970 1.097 1.214 Italien Mio. Euro 540 747 787 651 625 721 Niederlande Mio. Euro 470 645 760 683 751 880 Polen Mio. Euro 602 695 698 845 993 970 EFTA Länder Mio. Euro 454 613 672 785 610 618 Übriges Europa, dar. 1.618 Mio. Euro 1.756 1.494 1.441 1.573 1.692 Vereinigtes Königreich Mio. Euro 509 647 710 794 949 871 Russische Föderation Mio. Euro 819 483 402 413 390 385 Mio. Euro 3.234 3.592 3.269 3.194 3.108 3.472 Asien, dar. Mio. Euro 788 967 920 970 1.034 1.226 USA Volksrepublik China Mio. Euro 1.271 1.838 1.809 1.622 1.421 1.400 Importe insgesamt Mio. Euro 10.248 13.977 13.976 15.225 14.987 16.083 EU-Länder, dar. 9.552 Mio. Euro 5.788 7.987 8.625 9.025 8.968 Frankreich Mio. Euro 1.214 1.031 1.022 990 893 913 Italien Mio. Euro 712 1.395 1.409 1.461 1.435 1.534 Niederlande Mio. Euro 758 1.418 1.482 1.477 1.402 1.546 Polen Mio. Euro 888 1.256 1.529 1.819 2.112 1.941 EFTA Länder Mio. Euro 384 1.686 543 569 489 480 Übriges Europa, dar. Mio. Euro 595 861 870 1012 852 694 Vereinigtes Königreich Mio. Euro 376 526 522 466 444 285 Russische Föderation Mio. Euro 55 39 43 233 51 58 Mio. Euro 1.529 2.229 2.829 3.556 3.707 4.317 Mio. Euro 821 1.251 1.685 2.240 2.418 2.753 Mio. Euro 1.406 872 733 736 671 720 Asien, dar. Volksrepublik China USA Zum Stichtag 30.06. Bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen. 3 Ergebnisse der Arbeitskräfteerhebung, Erwerbstätigenquote: Anteil der Erwerbstätigen in der Altersgruppe 20-64 Jahren an der Gesamtbevölkerung derselben Altersgruppe. 4 Frühe Schulabgängerinnen und -abgänger sind junge Menschen von 18 bis 24 Jahren, die sich nicht oder nicht mehr in Ausbildung befinden, keinen beruflichen Ausbildungsabschluss haben und nicht über einen Abschluss des Sekundarbereichs II verfügen. 5 Ab 2011: Wärme.  6 Ohne Anmeldungen wegen Übernahme eines Betriebes, Gesellschaftereintritt, Änderung der Rechtsform, Zuzug aus einem anderen Meldebezirk oder Umwandlung. 7 Bei Betriebsgründungen handelt es sich um Gründungen, bei denen bspw. ein Eintrag im Handelsregister oder eine Handwerkseigenschaft vorliegt bzw. mindestens eine Arbeitnehmerin bzw. ein Arbeitnehmer beschäftigt wird. 1 2 Quellen: Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“, Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, Destatis, Eurostat, Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit. 91 Diese Publikation wird herausgegeben von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe Martin-Luther-Straße 105 10825 Berlin Die Publikation ist Teil der Öffentlichkeitsarbeit des Landes Berlin und darf nicht zur Werbung für politische Parteien verwendet werden. Redaktionsschluss: August 2022 Gestaltung: Brandenburgische Universitätsdruckerei und Verlagsgesellschaft Potsdam mbH, Wetzlarer Straße 54, 14482 Potsdam CC-Lizenzierung: Soweit nicht anders gekennzeichnet, stehen Texte, Grafiken und Tabellen in diesem Bericht unter der Creative Commons Lizenz: „Namensnennung — Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland (CC BY-SA 3.0 DE)“ Bildrechte: Titel: kasto – depositphotos.com; Hans-Georg Kauert; hosszuka; Gregor Fischer; Ferdinand-Braun-Institut/ Leibniz-Institut für Höchstfrequenztechnik (FBH); Arbeitgeberverband Gesamtmetall; Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie (HZB); Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie (HZB); hanohiki – depositphotos.com; Felix O.; billiondigital– depositphotos.com; ktsdesign – depositphotos.com; S. 5: SenWEB; S. 10: Dr. Albrecht Sommer; S. 28: Emely Timm - Die Hoffotografen; S. 33: Anne Großmann Fotografie; S. 42: Susanne Wehr; S. 49: Thomas Kierok; S. 58: Berlin Partner – fotostudio charlottenburg; S. 60: Leo Seidel Fotodesign; S. 64: Investitionsbank Berlin; S. 80: BSR; S. 84: BVG; S. 86: BWB/Marcus Zumbansen;
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