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Full text: Wirtschafts- und Innovationsbericht Berlin ... (Rights reserved) Ausgabe 2020/21 (Rights reserved)

WIRTSCHAFTSUND INNOVATIONSBERICHT BERLIN 2020/2021 Inhalt Vorwort5 I. Wirtschaftspolitik in Berlin 6 II. Wirtschaftsentwicklung in Berlin 9 III. Wirtschaft  20 1. Cluster der innoBB 2025 20 1. Gesundheitswirtschaft / Life Science 22 2. IKT, Medien und Kreativwirtschaft 24 3. Verkehr, Mobilität und Logistik  33 4. Optik und Photonik  36 5. Energietechnik  38 6. Weitere Innovationsfelder  40 2. Zukunftsorte / Liegenschaftspolitik  42 3. Startups  44 4. Soziale Ökonomie  47 5. Tourismus / Kongresse / Gastgewerbe  49 6. Außenwirtschaft / Entwicklungszusammenarbeit  51 7. Wirtschaftsrechtliche Aspekte  57 8. Services und Förderung für Unternehmen  59 1. Unternehmensservice  59 2. Gründungsförderung  61 3. Innovationsförderung  65 4. Zuschüsse für Unternehmen und Infrastruktur  68 5. Darlehen, Bürgschaften und Beteiligungen  73 IV. V. VI. Energie  76 1. Energiepolitik  76 2. Energieversorgung  78 Betriebe  80 1. Berliner Stadtreinigungsbetriebe  81 2. Berliner Verkehrsbetriebe  84 3. Berliner Wasserbetriebe  86 Berliner Wirtschaftsdaten  89 3 Vorwort Turbulente Monate liegen hinter uns, geprägt von erheblichen Einschränkungen in vielen Teilen der Wirtschaft und des gesellschaftlichen Lebens, gleichzeitig aber auch der Entdeckung alternativer Formen des Arbeitens, des Lernens und der – meist – digitalen Begegnung. Vor einem Jahr waren wir noch zuversichtlich, dass die Pandemie im Herbst 2020 überwunden sei und wir mit einem eigenen Berliner Konjunkturprogramm an den Start gehen würden. Doch die zweite und dritte Corona-Welle hat uns durch diese Pläne einen dicken Strich gemacht. Es folgte ein langer, zäher Lockdown, den wir uns so alle nicht haben träumen lassen. Heute aber, im Sommer 2021, erlauben uns zahlreiche neu eingeübte Routinen, sinkende Inzidenzwerte und steigende Impfquoten endlich, unsere damaligen Überlegungen umzusetzen. Das gilt vor allem für den Tourismus sowie den Gaststätten- und Kongressbereich – Branchen, die stark unter den Lockdown-Regelungen zu leiden hatten. Berlin als weltoffene Metropole hat seine Gäste schmerzlich vermisst. Ich freue mich sehr, dass wir nun mit den Öffnungen der Hotels für touristische Übernachtungen einen wichtigen Schritt zum Restart der Tourismus- und Kongressbranche haben machen können. Begleitet wird diese erfreuliche Entwicklung von zahlreichen auf die Berliner Wirtschaft spezifisch ausgerichteten Fördermaßnahmen. Mit 15 unterschiedlichen Soforthilfe- und Überbrückungshilfsprogrammen haben Berlin und der Bund die Berliner Wirtschaft mit 4,25 Milliarden Euro gestützt und 450.000 Arbeitsplätze gesichert. Auch wenn es vielleicht noch zu früh ist, ein Fazit zu ziehen, kann schon jetzt festgestellt werden, dass Berlin im Bundesländervergleich gut durch die Krise kommen wird: Bei der konjunkturellen Entwicklung stehen wir mit einem BIP-Rückgang von 3,3 % in 2020 besser da als der Bundestrend (-4,8 %). Die Arbeitsmarktdaten zeigen, dass Berlin kaum an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten verloren hat. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand: Die Berliner Wirtschaftsstruktur hat sich in den vergangenen Jahren enorm stabilisiert, ist resilienter geworden und bei weitem nicht mehr so krisenanfällig wie früher. Denn starke, zukunftsorientierte Wirtschaftszweige, wie die Gesundheitswirtschaft und die Digitalbranche, sind in Berlin zu Hause, die Informationsdienstleistungen (+11,5 %) und die Informationstechnologie (+3,0 %) verzeichneten steigende Umsätze. Auch im Berliner Bauhauptgewerbe wuchs der Umsatz (5 %); die Berliner Industrie konnte sich nach dem Einbruch im ersten Lockdown stabilisieren und erhöhte den Umsatz um 2,7 %. Berlin behauptet nach wie vor seinen Spitzenplatz als deutsche Gründungshauptstadt: Die Zahl der Finanzierungsrunden kletterte in Berlin im vergangenen Jahr um 20 %. Unsere Ziele sind klar: Wir werden die Energie- und Mobilitätswende entscheidend mitgestalten, die Vorreiterrolle der Gesundheitswirtschaft ausbauen, die Medien- und Kreativwirtschaft stärken und die Schlüsseltechnologien IKT, Optik und Photonik voranbringen. Heute zahlt sich aus, dass wir gezielt auf Branchen und Technologiefelder gesetzt haben, die nach der Krise an Bedeutung gewinnen werden. In diesen Clustern entwickelt Berlin mit der Innovationsstrategie innoBB 2025 seit Jahren innovative Lösungen, die gerade nach der Corona-Pandemie weltweit gebraucht werden. Berlin ist sehr gut aufgestellt, um schnell wieder das hohe Wirtschaftsniveau, die innovative Frische und die inspirierende Kreativität zurückzuerlangen, die wir mit viel Engagement in der Vor-Corona-Phase gemeinsam aufgebaut hatten. Ramona Pop Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe 5 I. Wirtschaftspolitik in Berlin Die Wirtschaftspolitik in Berlin war 2020 und in den Folgemonaten davon geprägt, die negativen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie und die daraus resultierenden Eindämmungsmaßnahmen auf Berliner Unternehmen, deren Inhaberinnen und Inhaber sowie der Belegschaften, abzufedern. Ziel war es, gravierende Folgeschäden von der Gesamtwirtschaft abzuwenden. Noch nie wurden Unternehmerinnen und Unternehmern und deren Beschäftigten finanzielle Mittel des Landes und des Bundes in so kurzer Zeit, in einem solchen Umfang und in solcher Breite zur Verfügung gestellt. Durch schnelles, umsichtiges Agieren nahm das Land Berlin dabei gleich in der ersten Phase der Pandemiebekämpfung im März 2020 eine Vorreiterrolle unter den Bundesländern ein. In Kooperation mit der Investitionsbank Berlin (IBB), die in nur wenigen Tagen die notwendige technische und inhaltliche, digitale Administrierbarkeit eines Zuschussprogramms gewährleistete, ging Berlin schnell und unbürokratisch finanziell in Vorleistung. Dies war richtig und notwendig, insbesondere um die aufgrund der besonderen Wirtschaftsstruktur Berlins überproportional hohe Zahl an Soloselbstständigen aus dem Veranstaltungs- und Kreativsektor, die durch den ersten Lockdown besonders hart getroffen wurden, gezielt und wirksam zu unterstützen. Unterstützt wurden und werden selbstverständlich auch die zahllosen Einzelhandelsbetriebe, Galerien und Gastbetriebe, die das spezielle Berliner Lebensgefühl prägen. Die in dieser Phase konzipierten, flexibel einsetzbaren und schnell wirkenden Soforthilfen I, II, IV, und V, die anschließend durch zahlreiche Bundesprogramme ergänzt bzw. fortgeführt wurden, trugen neben dem Kurzarbeitergeld maßgeblich dazu bei, die Berliner Wirtschaftsstruktur in ihrer gesamten Breite zu stabilisieren und damit Arbeitsplätze und Einkommen zu sichern. (s. Übersicht S. 91) Kern des bereits Ende März 2020 gestarteten Programms Soforthilfe I war die Öffnung und Verschlankung der Berliner Liquiditätshilfen für alle kleinen und mittleren durch die Pandemie in Not geratenen Unternehmen. Parallel richtete das Zuschussprogramm Soforthilfe II in Kombination mit dem entsprechenden Bundesprogramm seinen Fokus auf die kurzfristige Liquiditätssicherung von Kleinstunternehmen, Freiberuflerinnen und Freiberuflern und Soloselbstständigen. Mit der Soforthilfe IV und V schlossen sich im Mai Maßnahmen an, die zum einen auf kulturelle Einrichtungen und Betriebe sowie zum anderen auf die finanziellen Probleme des Berliner Mittelstands ausgerichtet waren. Nachdem im weiteren Jahresverlauf 2020 und bis heute zunehmend die mit großen finanziellen Volumina ausgestatteten Hilfsprogramme des Bundes — Überbrückungshilfen I, II, III sowie die November- und Dezemberhilfen — aufgelegt wurden, sah Berlin seine vordringlichste Aufgabe darin, gemeinsam mit der IBB Unterstützungsprogramme aufzulegen, die sich an den Spezifika des Wirtschafts- und Innovationsstand- 6 orts Berlin ausrichten und die von den Bundesprogrammen nicht im ausreichenden Maße berücksichtigt werden. • Soforthilfe Gewerbemieten: Besonders hart von der Corona-Krise betroffene Unternehmen des Berliner Mittelstandes mit über 10 und bis zu 249 Beschäftigten konnten Zuschüsse in Höhe von 50 % ihrer gewerblichen Mieten bzw. Pachten für die Monate April und Mai 2020 beantragen. • Soforthilfe für Betriebe der Schankwirtschaft: Betriebe der Schankwirtschaft, die im Oktober von Umsatzeinbußen aufgrund der coronabedingten Schließzeit (23 bis 6 Uhr) betroffen waren, erhielten bis zu 3.000 € Zuschuss pro Betriebsstätte für die Kosten der Gewerbemieten. • Coronahilfen für Modelabels: Zinslose Darlehen wurden von der IBB an Berliner Modelabels vergeben, die bedingt durch die Coronakrise einen Einbruch ihrer Umsätze zu verzeichnen hatten und dadurch nicht über ausreichend finanzielle Mittel verfügten, um die kommende Kollektion bzw. Teile derer vorzufinanzieren. • Soforthilfe IV 2.0: Hart von der Corona-Krise betroffene Kultur- und Medienunternehmen mit mind. 2 Beschäftigten konnten Zuschüsse bis zu 25.000 € zur Überwindung einer existenzbedrohenden Wirtschaftslage beantragen. In begründeten Ausnahmefällen konnten bis zu 500.000 € beantragt werden. Die vier aufgeführten Hilfsprogramme sind mittlerweile beendet, eine Antragstellung ist nicht mehr möglich. Weiter aktuell sind folgende Unterstützungsmaßnahmen, die neben den weiterhin laufenden Bundesprogrammen auf Landesebene konzipiert wurden: • Digitalprämie: Mit der stetigen Veränderung der Arbeitsund Wirtschaftswelt hin zu einer immer stärker ausgeprägten Digitalisierung werden die Nutzung zeitgemäßer digitaler Anwendungen und die Innovation des eigenen Geschäftsmodells zunehmend überlebenswichtig. Nicht immer stehen hierfür ausreichend Zeit und Ressourcen zur Verfügung, schon gar nicht, wenn das betriebliche Tagesgeschäft aufgrund von externen Einflüssen zusätzlich unter Druck steht. Im Rahmen der umfassenden Hilfs- und Unterstützungsmaßnahmen zur Abmilderung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie legte das Land Berlin deshalb, wie im August 2020 angekündigt, das Wirtschaftsförderprogramm „Digitalprämie Berlin“ auf und unterstützt damit aktiv den laufenden Digitalisierungsprozess I. Wirtschaftspolitik in Berlin des Berliner Mittelstands. So werden mit der Digitalprämie Berlin im Zuge eines vollständig digitalisierten Förderverfahrens unbürokratische Direktzuschüsse von bis zu 17.000 € für konkrete Digitalisierungsvorhaben gewährt. • Coronahilfen für Startups: Das Land Berlin unterstützt gemeinsam mit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) Startups und kleine mittelständische Unternehmen in Berlin, die infolge der Corona-Krise in Schwierigkeiten geraten sind. Die Mittel in Höhe von maximal 800.000 € je Unternehmen bzw. Unternehmensgruppe werden je nach Einzelfall über einen oder mehrere der drei Finanzierungswege — IBB Ventures GmbH, private Risikokapitalgeber (Intermediäre) oder mittels Berlin Mezzanine (direkt bei der IBB) vergeben. • Kongressfonds Berlin: Der Kongressmarkt ist von den Auswirkungen der Corona-Pandemie besonders betroffen. Die Umsetzung sicherer Veranstaltungen wird auch in absehbarer Zukunft geboten sein und einen höheren Ressourceneinsatz der Veranstalterinnen und Veranstalter erfordern. Der mit 10 Mio. € ausgestattete Fonds unterstützt den ReStart und die Planung von Veranstaltungen, wenn die Bekämpfung der Pandemie Kongresse und Veranstaltungen wieder ermöglicht. Gewährt wird bei Fachveranstaltungen in Berlin (ab 50 Teilnehmende) ein Zuschuss von 25 € pro Präsenz-Teilnehmerin und -Teilnehmer. Bei Veranstaltungen, die analog und hybrid stattfinden, erhöht sich der Zuschuss auf 35 € pro Präsenzteilnehmerin und Präsenzteilnehmer pro Veranstaltungstag. Die maximale Fördersumme pro Veranstaltung beträgt 49.950 €. • Neustarthilfe Berlin: Mit der Neustarthilfe unterstützt das Land Berlin — ergänzend zum Bund — Soloselbstständige und kleine Unternehmen. Das Programm hat ein Volumen von 150 Mio. €. Ziel ist, Soloselbstständige und Kleinstunternehmen, die den besonderen Charakter der Berliner Wirtschaft ausmachen und die gleichzeitig häufig stark von der Pandemie betroffen sind, einen besseren Start aus dem Lockdown zu ermöglichen, als dies das Bundesprogramm allein gewährleistet. Die vom Bund angekündigte Neustarthilfe in Höhe von maximal 7.500 €, die nicht auf die Grundsicherung angerechnet werden soll, weist zwei wesentliche Nachteile auf: Zum einen werden in der Gruppe der Soloselbstständigen die besonders betroffenen Gruppen mit geringen Vorjahresumsätzen nur unzureichend unterstützt. Zum anderen werden gerade kleinere Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe mit bis zu fünf Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeitern, die durch die pandemiebedingten Schließungen betroffen sind und die in ihrer Struktur den Soloselbstständigen ähneln, also geringe Fixkosten haben und nach fast einem Jahr Pandemiebedingungen über keine Rücklagen mehr verfügen, nicht ausreichend von der Überbrückungshilfe III begleitet. • Bürgschaftshilfen: Um Liquiditätsengpässe bei Unternehmen zu vermeiden, weil sich die Auszahlung der Bundeshil- fen verzögert, werden zu deren Vorfinanzierung Bürgschaften die Kreditvergabe der Hausbanken an Berliner Unternehmen um bis zu 90 % entlasten. Die Hausbanken erhalten hierbei in einem schlanken Verfahren eine 90 %ige Bürgschaft der Bürgschaftsbank zu Berlin Brandenburg (BBB) für Zwischenfinanzierungen bis zu 250.000 €. Bund und Land verbürgen diese Bürgschaft zu 100 % im Verhältnis 6 % Bund und 3 % Land rück. Dafür ist ein Bürgschaftsrahmen von 100 Mio. € vorgesehen, was bei einer angenommenen Ausfallquote von 10 % bis zu 10 Mio. € Kosten bedeutet. Mit der Zwischenfinanzierung werden unter Einbezug Dritter bei der Bundesplattform eingereichte und automatisiert positiv vorgeprüfte Anträge begleitet. Die Zwischenfinanzierung wird nach Erhalt der Bundeshilfe aus dieser zurückgezahlt werden. Durch diese Maßnahmen wird das Ausfallrisiko begrenzt. • Berlin Invest: Berlin legt ein eigenes zeitlich befristetes, regionales Förderprogramm auf, mit dem Anreize für kleine und mittlere Unternehmen geschaffen werden, Investitionen zum Erhalt oder der Schaffung von Arbeitsplätzen vorzunehmen. Ausbildungsplätze können wie Dauerarbeitsplätze gefördert werden. Dies gilt auch für Arbeitsplätze, die mit Menschen mit Behinderungen besetzt werden. Das Programm soll grundsätzlich branchenoffen gestaltet werden, richtet sich aber insbesondere an die besonders von der Pandemie betroffenen Branchen der Gastronomie, der Tourismuswirtschaft und des stationären, regionalen Einzelhandels, sowie zahlreiche Dienstleistungs- und Handwerksunternehmen. Neben Unternehmen sollen auch Freiberuflerinnen und Freiberufler antragsberechtigt sein, soweit eine abschließende beihilferechtliche Prüfung diesem Ansinnen nicht entgegensteht. Analog zur Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) werden Investitionszuschüsse von bis zu 3 % der Investitionssumme übernommen. Mit dem Förderprogramm sollen insbesondere Unternehmen gefördert werden, die nicht im Rahmen der GRW gefördert werden, da ihnen die überregionale Ausrichtung fehlt. • Ausweitung der Innovationsförderung und Stärkung des Wirtschaftsstandorts Berlin: Mit einem Volumen von 150 Mio. € soll der Neustart der Berliner Wirtschaft angestoßen werden. Das Paket zielt auf die konkreten Bedarfe der Berliner Unternehmen sowie Chancen zur Stärkung des Innovationsstandorts Berlin und der effektiven Nutzung von Kofinanzierungsmitteln des Bundes ab. Dabei sollen einerseits bereits begonnene oder beschlossene Maßnahmen mit großem Potenzial weitergeführt werden, um eine nachhaltige Wirkung sicherzustellen, und andererseits neue Initiativen vorausschauend gefördert werden. Dies sichert die langfristige Stärkung und Transformation der Wirtschaftsstruktur Berlins. • Schuldner- und Insolvenzberatungsstelle für Kleinstselbstständige: Anders als für private Verbraucherinnen und Verbraucher gab es für Soloselbstständige oder Inha- 7 I. Wirtschaftspolitik in Berlin berinnen und Inhaber von Kleinstunternehmen bislang kein öffentliches Angebot einer Schuldner- und Insolvenzberatungsstelle. Da der Bedarf aber seit Sommer 2020 absehbar war, fördert die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe seit Ende 2020 eine kostenfreie allgemeine Schuldnerberatung für diese Zielgruppe beim Träger Berliner Stadtmission e.V. Darüber hinaus hat das Land Berlin weitere stabilisierende und zugleich konjunkturfördernde Programme umgesetzt. Hervorzuheben sind mehrere außerplanmäßige Kampagnen zur Unterstützung der Berliner Tourismuswirtschaft (u.a. „Erlebe Deine Stadt, „Place2be“-Kampagne, „Berlin, auch das“-Kampagne), die Neuausrichtung der Berliner Fashion Week und des Modestandortes insgesamt, der Club- und Kulturbranche. Die Berliner Wirtschaft hat sich angesichts der außergewöhnlichen Umstände und der erwartbaren dramatischen Auswirkungen der Eindämmungsmaßnahmen als kreativ und resilient in der Krise erwiesen. Sie lieferte auch in diesem Ausnahmejahr Ergebnisse, die optimistisch in die Zukunft blicken lassen. Denn der Wirtschafts- und Innovationsstandort Berlin bleibt trotz Krise in zentralen Branchen auf Erfolgskurs. So trotzt die Digitalwirtschaft eindrucksvoll der Krise und bleibt der wichtigste Wachstumstreiber für die Hauptstadt. Die Zuversicht der Unternehmen und ihr Bekenntnis zum Wirtschaftsstandort Berlin geben Hoffnung auf eine zügige wirtschaftliche Erholung nach einer erfolgreichen Eindämmung der Pandemie. Obgleich das Thema „COVID-19-Pandemie“ eine Vielzahl anderer wirtschafts-, innovations- und energiepolitscher Themen in der öffentlichen Wahrnehmung an den Rand rückte, wurden ungeachtet dessen auch hier wichtige, zukunftsweisende Fortschritte erreicht. Berlin will das große Solarpotenzial besser nutzen, um das Ziel, 25 % des Berliner Strombedarfs bis spätestens 2050 aus Solarenergie zu decken, zu erreichen. Hierzu hat der Senat im Frühjahr 2021 das Solargesetz Berlin beschlossen, das die Solarpflicht für alle Neubauten und für den Bestand bei grundlegender Dachsanierung ab 2023 vorsieht. Die CO2-Einsparung innerhalb von fünf Jahren wird rund 37.000 Tonnen pro Jahr ausmachen. Damit leistet das Gesetz einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Darüber hinaus wird die regionale 8 Wertschöpfung angekurbelt. Das Gesetzesvorhaben geht mit der Umsetzung des Masterplans Solarcity — einem vielfältigen Maßnahmenbündel zur Beschleunigung des Solarausbaus — einher. Dazu wurden neun Handlungsfelder mit insgesamt 27 Maßnahmen definiert. Die Handlungsfelder erstrecken sich über die Verbesserung von Rahmenbedingungen für Solarenergie, die Bereitstellung von kostenfreier Information und Beratung, die Unterstützung durch Förderprogramme und Anreize sowie die Stärkung von Marktakteuren wie Handwerk und Architektur bis hin zu der Schaffung von Bildungsangeboten im Bereich der Solarenergie. Die Gemeinschaftsaufgabe ”Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur” (GRW), das bedeutendste Wirtschaftsförderinstrument in Berlin, kam in 2020 erneut auf ein hohes Jahresergebnis. 149 Mio. € Fördermittel wurden für Investitionsmaßnahmen ausgezahlt und 204 Mio. € für neue Bewilligungen für die Jahre 2021-2023 vorgenommen. Darüber hinaus hat Berlin die zusätzlichen Mittel aus dem Konjunkturpaket der Bundesregierung vollständig gebunden und in gleicher Höhe Landesmittel vorgesehen. Somit konnten 74,25 Mio. € zusätzlich zur Stärkung des Berliner Wirtschaftsstandorts eingesetzt werden. Die große Nachfrage nach GRW-Mitteln zeigt das weiterhin große Vertrauen in den Berliner Wirtschaftsstandort. Die GRW-Mittel fließen zum einen in die Förderung von Berliner Unternehmen und wird für Investitionen bei Neuansiedlungen bzw. dem Ausbau bestehender Standorte eingesetzt. Zum anderen wird in die Verbesserung der wirtschaftsnahen Infrastruktur in Berlin investiert. Das Ziel ist, Arbeitsplätze zu sichern und neue zukunftsfähige Arbeitsplätze zu schaffen. Der Masterplan Industriestadt Berlin (MPI) brachte auch im Jahr 2020 die Akteure aus Politik, Kammern, Gewerkschaften, Bildungseinrichtungen und Wirtschaft gezielt zusammen, um Berlin gemeinsam als einen wettbewerbsfähigen und innovativen Industriestandort zu stärken. Der aktuelle MPI 2018 — 2021 kann inzwischen trotz anhaltender Corona-Pandemie eine erfolgreiche Zwischenbilanz ziehen. Die Ergebnisse des im Herbst 2020 durchgeführten dritten Monitorings haben gezeigt, dass 90 % der im MPI verabredeten Maßnahmen inzwischen aktiviert und mit konkreten Projekten entlang der vier definierten Handlungsfelder „Fachkräfte und Innovation“, „Digitalisierung“, „Rahmenbedingungen“ und „Marketing“ untersetzt sind. II. Wirtschaftsentwicklung in Berlin In Berlin ist das Bruttoinlandsprodukt nach sieben Jahren mit wirtschaftlichem Wachstum 2020 deutlich zurückgegangen. Auslöser war die Corona-Pandemie, die zu starken Rückgängen u. a. im Tourismus und Gastgewerbe und in der Veranstaltungswirtschaft geführt hat. Andere Branchen wie bspw. die Informations- und Kommunikationswirtschaft haben sich dagegen behauptet. Durch diesen Branchenmix fiel der Rückgang der Wirtschaftsleistung in Berlin 2020 mit real 3,3 % geringer aus als im Bundesdurchschnitt. Die Entwicklung im laufenden Jahr steht unter dem Vorbehalt des weiteren Pandemiegeschehens. Bei einer schrittweisen Eindämmung der Pandemie kann im Jahresverlauf ein wirtschaftlicher Aufschwung gelingen. Konjunkturelle Wirtschaftsentwicklung In Berlin ist das Bruttoinlandsprodukt, nachdem es zwischen 2013 und 2019 durchgehend gewachsen ist, im letzten Jahr spürbar zurückgegangen. Insgesamt lag die Wirtschaftsleistung 2020 in Berlin bei rund 154,6 Mrd. €; dies waren 2,2 Mrd. € weniger als ein Jahr zuvor. In realer Betrachtung ging das Bruttoinlandsprodukt 2020 um 3,3 % zurück und damit weniger stark als im Bundesdurchschnitt. Der Dienstleistungssektor, der rund 86 % der Wertschöpfung erbringt, war in besonders starkem Maße von den Folgen der wirtschaftlichen Einschränkungen durch Corona betroffen. Insgesamt ging die Wertschöpfung in den Dienstleistungsbranchen in Berlin 2020 um real 4,0 % zurück, nachdem sie in den fünf Vorjahren um jahresdurchschnittlich mehr als 4 % gewachsen war. Durch den Lockdown von Mitte Dezember 2020 bis Mitte 2021 ist es nach einem ungünstigeren Verlauf Ende 2020 auch zu einer schwachen Entwicklung Anfang 2021 gekommen; dies lässt eine wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung somit erst später einsetzen. Laut den IHK-Konjunkturumfragen vom Jahresbeginn und vom Frühjahr wurde die aktuelle Geschäftslage im Saldo der Unternehmen zwar leicht positiv bewertet, allerdings divergierte die Situation zwischen den Branchen in starkem Maße und die IHK verwies auf bessere Ergebnisse bei größeren Unternehmen als bei den KMU. Die Geschäftserwartungen waren insgesamt leicht optimistisch, ausgelöst vor allem durch die Dienstleistungen, aber auch das Gastgewerbe und die Industrie waren positiv gestimmt. Auf Bundesebene zeigten bspw. die ifo-Umfragen für Deutschland die wieder etwas größere Zuversicht der Unternehmen. Die weitere Entwicklung der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes in der Hauptstadtregion steht unter dem Vorbehalt, dass die Eindämmung der Pandemie weiter voranschreitet und auf dieser Grundlage eine konjunkturelle Besserung einsetzt. Allerdings könnte selbst bei einer zur Jahresmitte hin einsetzenden konjunkturellen Erholung das wirtschaftliche Vorkrisenniveau im Jahr 2021 noch nicht erreicht werden. Dies ist begründet mit dem jüngsten Lockdown, der den Aufschwung zeitverzögert einsetzen lässt. Was die einzelnen Wirtschaftszweige betrifft, stellen sich für die konsumnahen Branchen des stationären Einzelhandels und Gastgewerbes, die in starkem Maße vom Tourismus ab- hängen, bei einer schrittweisen Lockerung der pandemiebedingten Einschränkungen positive Nachfrageimpulse ein. Damit geht eine Aufhellung des Verbraucherklimas bei gleichzeitigem Abbau der Sparquote einher. Von einem zunehmenden Tourismus und geringeren wirtschaftlichen Einschränkungen werden zudem die Kultur- und Kreativwirtschaft, Messen und Kongresse unmittelbar profitieren, was sich entsprechend positiv auf die wirtschaftlichen Dienstleistungen auswirkt. Andere wichtige Berliner Branchen, etwa Information und Kommunikation und der Bereich der öffentlichen Dienstleistungen, dürften weitere Impulse auslösen. Damit ist in Berlin von den Dienstleistungen, wie bereits vor 2020, wieder ein positiver Wachstumsbeitrag zu erwarten. Das Land Berlin unterstützt den Restart der Wirtschaft mit Soforthilfen für Soloselbstständige und Kleinunternehmen. Darüber hinaus stehen die Hilfen und gesetzgeberischen Maßnahmen auf Bundesebene den Berliner Unternehmen zur Verfügung. Auswirkungen der COVID-19-Pandemie Berlin hat sich im Vorfeld der Corona-Pandemie wirtschaftlich sehr erfolgreich entwickelt. In den Jahren 2017 bis 2019 erhöhte sich das Bruttoinlandsprodukt um jahresdurchschnittlich 3,6 %. Der Bundesdurchschnitt lag bei 1,5 %. Beim Bruttoinlandsprodukt pro Einwohnerin und Einwohner übertraf Berlin zudem im Jahr 2018 erstmals seit 2000 den Bundeswert. Damit setzte Berlin den Aufholprozess fort. Mit den wirtschaftlichen Einschränkungen durch die Corona-Pandemie wurde das wirtschaftliche Wachstum unterbrochen. Besonders unter Druck geraten sind dabei die konsumnahen Branchen des Gastgewerbes und stationären Einzelhandels sowie die Tourismus-, Veranstaltungs- und Kongressbranche. Neben viel Schatten gibt es in der Krise aber auch Licht, denn die Wirtschaft in Berlin steht auf mehreren Standbeinen. Die Digitalwirtschaft ist bislang stabil durch die Krise gekommen, die Industrie ist deutlich weniger stark von der Krise betroffen als im Bundesdurchschnitt und öffentliche Dienstleistungen stabilisieren. Der Rückgang der gesamten Wirtschaftsleistung fiel in Berlin 2020 mit real 3,3 % deshalb schwächer aus als der Bundesdurchschnitt mit einem um 4,8 % geringeren Bruttoinlandsprodukt. 9 II. Wirtschaftsentwicklung in Berlin Arbeitsmarkt unter Druck Die wirtschaftlichen Brüche infolge COVID-19 belasten in starkem Maße den Berliner Arbeitsmarkt. Die Zahl der Arbeitslosen, die im ersten Lockdown sprunghaft gestiegen war, hat sich zwar seitdem stabilisiert. Allerdings bewegt sich die Arbeitslosenzahl durch die starke Zunahme vom letzten Frühjahr auf einem deutlich höheren Niveau. Die Arbeitslosenquote betrug im Jahr 2020 in Berlin 9,7 %, gegenüber 7,8 % ein Jahr zuvor. Bei den Frauen lag sie 2020 bei 9,0 % und bei den Männern bei 10,4 %. Im Jahresdurchschnitt 2020 wurden in Berlin 192.600 Arbeitslose gezählt; dies waren 26,3 % mehr als 2019. Die nach wie vor schwierige Lage am Arbeitsmarkt wird an der auch Anfang 2021 noch schwachen Arbeitskräftenachfrage und dem hohen Niveau an Kurzarbeit ersichtlich. Im März 2021 gab es in Berlin insgesamt rund 122.900 Kurzarbeitende aus konjunkturellen Gründen. Dies waren 7,8 % der Beschäftigten; bundesweit lag dieser Anteil bei 8,0 %. Die Kurzarbeit ist damit, nachdem sie im Herbst im Zuge des zweiten Lockdowns wieder zugenommen hatte, aber zuletzt wieder gesunken und bewegte sich deutlich unter dem Höchststand von 239.500 Kurzarbeitenden im April letzten Jahres. Damit gibt es Hoffnungsschimmer auf eine weitere Stabilisierung am Arbeitsmarkt, zumal im Juni von nur noch rund 200 Berliner Betrieben neue Anzeigen zur konjunkturellen Kurzarbeit eingingen und damit weniger als in den Vormonaten. Den Höchstwert gab es im April letzten Jahres mit 27.700 Anzeigen. Mit einem voranschreitenden Abbau der Infektionsschutzmaßnahmen, einer wirtschaftlichen Erholung und einer zuneh- menden Rückführung von Kurzarbeit könnten sich den Unternehmen im Zeitverlauf auch Spielräume für Einstellungen eröffnen, die positiv auf die Arbeitslosenzahlen ausstrahlen. Corona hat auch Spuren bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung hinterlassen, die im letzten Frühjahr im Zuge des ersten Lockdowns gesunken ist. Wurde im Januar 2020 die Beschäftigtenzahl des Vorjahres in Berlin um 49.300 übertroffen, waren es im Dezember noch 3.600. Gleichwohl bewegte sich die Beschäftigung damit noch etwa auf dem Vorjahresstand, wozu die Inanspruchnahme des arbeitsmarktpolitischen Instruments der Kurzarbeit beigetragen hat. Die Gesamtzahl der Erwerbstätigen sank allerdings in Berlin 2020 um jahresdurchschnittlich 8.000 bzw. 0,4 % auf 2,059 Mio., wozu besonders der deutliche Rückgang bei den marginal Beschäftigten beigetragen hat. Dienstleistungen uneinheitlich Im Dienstleistungssektor hatte die Corona-Pandemie teils schwerwiegende Folgen. Gegenüber der Finanzkrise 2008/09, von der insbesondere die Industrie betroffen war, wirkte sich der Schock durch die Corona-Pandemie besonders in den für Berlin bedeutenden Branchen Tourismus und Veranstaltungs-, Kultur- und Kongresswirtschaft aus. Insbesondere durch die Kontaktbeschränkungen konnten viele Unternehmen ihre Tätigkeit gar nicht oder nur eingeschränkt ausüben. Die Einbrüche zeigen sich in besonderem Maße an den Zahlen beim Tourismus. Nach positiven Werten Anfang 2020 war der weitere Jahresverlauf geprägt durch die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. Luise Nesbeda Bereich Einzelhandel; Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe Phillip Haverkamp Projektleiter Energiesparnetzwerk des Berliner Handels; Handelsverband Berlin-Brandenburg e.V. „Zur Unterstützung des Berliner Handels bei der Umsetzung von Energieeffizienz- und Klimaschutzmaßnahmen im eigenen Ladengeschäft, haben wir in Zusammenarbeit mit dem Handelsverband Berlin-Brandenburg e.V. und der Klimaschutzoffensive des Handelsverbands Deutschland das „Energiesparnetzwerk des Berliner Handels“ gegründet. Finanziert wird das Projekt aus Mitteln des Berliner Energieund Klimaschutzprogramms. Das innovative Netzwerk bietet kleinen und mittelständischen Händlerinnen und Händlern praxisnahe Informationen, Veranstaltungen sowie Experten, um die eigenen Energiesparpotenziale zu erkennen.“ „Kleine und mittelständische Einzelhändlerinnen und –händler haben aufgrund fehlender personeller und finanzieller Ressourcen Energieeffizienz und Klimaschutz häufig noch nicht im Fokus. Das Energiesparnetzwerk des Berliner Handels unterstützt hier durch passgenaue Angebote wie gutscheinbezogene Effizienzchecks, Workshops und Informationsmaterial. Das Projekt vereint die lokalen Netzwerke des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg und das fachliche Know-how der Klimaschutzoffensive des Handels. So erreichen wir den Berliner Handel mit zielgerichteten Lösungen und Informationen.“ 10 II. Wirtschaftsentwicklung in Berlin Von Anfang März bis zur Lockerung des Beherbergungsverbots am 25. Mai 2020 und durch den zweiten Lockdown ab November kam der Tourismus fast vollständig zum Erliegen. Messen und Veranstaltungen mussten abgesagt werden. Während 2019 noch über 34 Mio. Übernachtungen registriert wurden, waren es 2020 gerade einmal 12,3 Millionen. Dies entsprach einem Rückgang von 64,0 %; bei den Gästen fiel das Minus mit 64,6 % ähnlich hoch aus. In den letzten Jahren lagen die Umsätze allein aus den durch Touristen getätigten Einkäufen bei bis zu 5 Mrd. €. In 2020 dürfte dieser Anteil fast gänzlich entfallen sein. Mit dem sich hinziehenden Lockdown war auch der Auftakt 2021 noch von einem tiefen Minus geprägt; im ersten Quartal brach die Übernachtungszahl um 82,4 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein. Im Vergleich zum ersten Quartal 2019, als die Pandemie noch nicht relevant war, lag der Rückgang sogar bei 86,4 %. Einbußen von gut 90 % gab es Anfang 2021 auch bei den Fluggastzahlen. Im letzten Jahr gingen diese an den Berliner Flughäfen insgesamt um 74,5 % zurück. Durch den wegfallenden Tourismus sind die Umsätze im Berliner Gastgewerbe eingebrochen, der in starkem Maße von den coronabedingten Schließungen und Frequenzverlusten betroffen ist. In der Gastronomie entstanden 2020 Umsatzeinbußen gegenüber dem Vorjahr von 41,5 %; im Beherbergungssektor gab es ein Minus von 62,1 %. Im gesamten Berliner Gastgewerbe kam es dadurch zu einem Umsatzrückgang von 49,2 %. Im 1. Quartal 2021 bewegte sich das Gastgewerbe um 68,2 % unter den Umsätzen vom Vorjahresmonat und damit auf dem Niveau vom ersten Lockdown. Die coronabedingt schwächere Konsumnachfrage, zu der besonders auch der eingebrochene Berlin-Tourismus beigetragen hat, war vor allem mit negativen Folgen für den stationären Einzelhandel verbunden. Die Auswirkungen der Pandemie wie rückgängige Besucherfrequenzen, geändertes Verbraucherverhalten sowie die weiter zunehmende Digitalisierung stellen daher insbesondere den stationären, inhabergeführten Innenstadthandel vor Herausforderungen. Allerdings ist das Bild im Berliner Einzelhandel zweigeteilt, denn durch Zuwächse bei Lebensmitteln und den Onlinegeschäften konnte der Einzelhandel 2020 sogar insgesamt noch ein Umsatzplus von real 2,3 % verbuchen. Dabei stieg der Umsatz beim Einzelhandel außerhalb von Verkaufsräumen, also im Wesentlichen dem Online-Handel, im letzten Jahr besonders stark um 19,1 %. Auch der Lebensmitteleinzelhandel befand sich im Plus mit einem Anstieg von rund 5 %. Insbesondere die Branchen des klassischen stationären, saisonabhängigen Innenstadthandels wie Textil- und Schuhwaren sowie Spielwaren, sind dagegen besonders stark von Umsatzrückgängen betroffen. Der reale Umsatz im Bereich „Einzelhandel in Verkaufsräumen mit Verlagsprodukten, Sportausrüstungen und Spielwaren sowie sonstigen Gütern“ ist im letzten Jahr bspw. um insgesamt 8,6 % gesunken. Insgesamt betrug der geschätzte Gesamtumsatz des Berliner Einzelhandels innerhalb und außerhalb von Ver- Auswirkungen der COVID-19-Pandemie Die Wirtschaft ist in starkem Maße von den Folgen der Corona-Pandemie betroffen. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen hat den Wirtschaftseinbruch infolge der ausgesetzten Insolvenzantragspflicht 2020 dagegen noch nicht widergespiegelt. Im letzten Jahr gab es in Berlin insgesamt 1.233 Unternehmensinsolvenzen (eröffnet oder mangels Masse abgelehnt), dies waren 149 bzw. 10,8 % weniger als im Vorjahreszeitraum. Auch am Jahresanfang 2021 war noch keine auffällige Zunahme bei den Insolvenzzahlen zu erkennen. Insgesamt lässt sich nicht belastbar abschätzen, wie viele Insolvenzen im laufenden Jahr zu erwarten sind. Aber selbst wenn Unternehmen eine längere Durststrecke durchstehen, gibt es nichts zu beschönigen. Gerade in Berlin mit der starken Betroffenheit des Gastgewerbes und den vielen Kulturschaffenden ist die Not bei vielen Unternehmen und Selbstständigen sehr groß. Es lässt sich nicht ausschließen, dass trotz der umfangreichen Unterstützungsmaßnahmen, mit denen Berlin und der Bund den Unternehmen auch finanziell zur Seite stehen, viele in wirtschaftliche Existenznöte geraten — darunter auch ehemalige Kleinstunternehmen und Solo-Selbstständige. Für diese Gruppe hat die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe eine spezialisierte Schuldner- und Insolvenzberatung bei der Berliner Stadtmission aufgebaut. Die neue Anlaufstelle hat zum Anfang Dezember 2020 ihre Arbeit aufgenommen und im ersten Quartal bereits 500 Beratungsgespräche mit insgesamt 141 Klienten geführt. Neben zahlreichen anderen Maßnahmen wird auch damit ein Beitrag geleistet, die schwerwiegenden Folgen der Corona-Pandemie abzumildern. kaufsräumen (inklusive interaktiver Handel, aber ohne Kfz, Tankstellen, Brennstoffhandel und Apotheken) 2020 in nominaler Betrachtung ca. 18,9 Mrd. €. Bemerkenswert ist, dass die Neueintragungen für die Ausbildungsberufe Einzelhandelskauffrau/Einzelhandelskaufmann (von 900 auf 893), Verkäuferin/Verkäufer (von 552 auf 541) sowie Kauffrau/-Mann im E-Commerce (von 53 auf 56) 2020 fast stabil gegenüber 2019 geblieben sind. Mit insgesamt 3.222 Ausbildungsplätzen zählt der Einzelhandel weiterhin zu den stärksten Ausbildungsträgern bei den Dienstleistungsberufen der Berliner Wirtschaft. Nach dem Einbruch im Frühjahr 2020 waren die Gesamtumsätze im Einzelhandel in der Monatsbetrachtung mit dem erneuten Lockdown ab Dezember wieder negativ. Das Plus beim Onlinehandel und bei Lebensmitteln konnte die erneuten Rückgänge in anderen Bereichen des stationären Einzelhan- 11 II. Wirtschaftsentwicklung in Berlin dels nicht kompensieren, die im Januar teils Umsatzverluste um rund die Hälfte hatten. Unterschiedlich verlief die Entwicklung auch bei anderen Dienstleistungsbranchen. Die sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, zu denen u. a. Messen und Kongresse, Reisebüros und die Arbeitnehmerüberlassung zählen, hatten teils deutliche Einbußen und lagen bei den Umsätzen im 4. Quartal 2020 um rund 23 % unter dem Stand vom Vorjahreszeitraum. Dagegen zeigte sich die Branche Information und Kommunikation, die in den Jahren bis 2019 deutliche Zuwächse verbuchen konnte, gerade bei den Informationsdienstleistungen weiter dynamisch und blieb dadurch insgesamt stabil bei den Umsätzen. Dies gilt ebenso für die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die auch im Gesundheits- und Sozialwesen stabil geblieben ist. Insgesamt waren zum Stichtag 30.6.2020 in Berlin 1.335.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in den Dienstleistungsbranchen tätig, die damit einen Beschäftigtenanteil von 87 % hatten. Im Dienstleistungssektor sind weiterhin überwiegend Frauen tätig. Rund 54 % aller in diesem Bereich sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sind weiblich. Insbesondere weisen die Bereiche des Gesundheitswesens, Erbringung von Dienstleistungen der Informationstechnologie sowie die Finanzdienstleistungen einen hohen Frauenanteil auf. Bruttoinlandsprodukt (real) – Berlin im Vergleich mit Deutschland Veränderung gegenüber dem Vorjahr in % 8,0 4,0 +2,9 +4,2 +5,1 +3,9+3,9 +2,7 +0,4 0,0 +2,2 +3,8 +3,6 +2,2 +1,5 +0,3 +0,4 +4,3 +2,6 +1,3 +2,6 +0,6 -0,2 -4,0 -3,3 -4,8 -8,0 Berlin 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Deutschland Quellen: Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“, Statistisches Bundesamt Industrie im Jahresverlauf gefestigt — Bau robust Nach dem Einbruch im ersten Lockdown hat sich die Berliner Industrie stabilisiert und dadurch 2020 die Umsätze um 2,7 % gesteigert. Zu dem noch positiven Gesamtergebnis hat die Branchenstruktur in Berlin beigetragen. Mit der Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren, dem Maschinenbau, der Herstellung von DV-Geräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen, Kraftwagen und Metall waren mehrere Branchen in teils starken Maße mit Umsatzverlusten konfrontiert. Dagegen konnten die Industriebranchen Nahrungsmittel, elektrische Ausrüstungen und Pharma, die in Berlin 2020 rund die Hälfte der Industrieumsätze erbracht haben, im letzten Jahr zulegen und damit das gegenüber dem negativen Bundesergebnis noch leichte Umsatzplus auslösen. Auch die Auftragseingänge für die Berliner Industrie haben gegen Jahresende 2020 zugenommen und übertrafen in der Quartalsbetrachtung erstmals den Stand vom Vorjahreszeitraum. Im Gesamtjahr 2020 lagen die Bestellungen aber um 2,0 % unter dem Vorjahresstand. 12 Zum Jahresauftakt 2021 zeigte sich die Berliner Industrie gefestigt. Für die ersten drei Monate blieben die Umsätze stabil gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Industrieaufträge sind wieder angezogen und deuteten wie die Stimmungsindikatoren auf eine günstige konjunkturelle Entwicklung hin. Dabei hat sich für die Industrie der konjunkturelle Rahmen insgesamt verbessert; die Aufträge sind bundesweit gestiegen und das ifo-Geschäftsklima fällt in der Branche günstiger aus. Die Weltwirtschaft und wichtige Abnehmerländer wie China und die USA sind ebenfalls aufwärtsgerichtet. Dies sollte positiv auf die Industrie in Berlin ausstrahlen, obgleich Unsicherheiten unter anderem durch das Pandemiegeschehen verbleiben. Die gesamte Außenhandelsbilanz Berlins zeigte sich 2020 aber schwächer. Es wurden Waren im Wert von rund 14,4 Mrd. € exportiert und damit 5,2 % weniger als 2019. Während die Exporte bspw. in den EU-Raum und die USA geringer ausfielen, gab es gegenüber China ein Ausfuhrplus. Größtes Abnehmerland waren aber weiterhin die USA, gefolgt von Frankreich und China. II. Wirtschaftsentwicklung in Berlin SvB der Dienstleistungsbranchen 2020 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (SvB) 2020 absolut und prozentuale Veränderung gegenüber 2019 in % +2,7 Gesundheits- und Sozialwesen Erbringung von wirtschaftlichen Dienstleistungen1 +2,0 Handel, Instandhaltung, Reparatur von Kfz -0,3 Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen2 -5,5 Information und Kommunikation +5,2 Erziehung und Unterricht +4,4 Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherungen +6,1 +0,8 Erbringung von sonstigen Dienstleistungen3 Verkehr und Lagerei -1,7 Gastgewerbe Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen absolute Anzahl der SvB in Tausend 25 -15,7 +4,6 50 75 100 125 150 175 200 225 250 Freiberufl., wissenschaftl. u. techn. Dienstleistungen, Immobilien z. B. Vermietung von beweglichen Sachen, Vermittlung von Arbeitskräften, Reisebüros, Gebäudebetreuung. 3 z. B. Erbringung persönlicher Dienstleistungen, Reparatur von DV-Geräten und Gebrauchsgütern. 1 2 Quelle: Bundesagentur für Arbeit Stand: 30.12.2020 Das Baugewerbe zeigte sich 2020 robust in der Krise und konnte die Umsätze im Bauhauptgewerbe (+5,0 %) und im Ausbaugewerbe (+3,6 %) steigern. Insgesamt entstand im Berliner Baugewerbe 2020 ein Umsatzplus von 4,5 %. Ausdruck des stabilen Baugeschehens ist auch das Arbeitsvolumen in Form der geleisteten Arbeitsstunden, das im letzten Jahr im Bauhauptgewerbe um 5,5 % zunahm. Obgleich das Baugewerbe in Berlin ebenfalls von den Folgen der Pandemie betroffen war, zeigte es sich somit insgesamt in stabiler Verfassung und bewegte sich im Zuge der gestiegenen Bauaktivität auch auf einem höheren Beschäftigungsniveau. Bei den Auftragseingängen im Bauhauptgewerbe gab es 2020 allerdings einen Rückgang um 21,8 %. Dabei sind als Basiseffekt aber starke Auftragszuwächse aus den beiden Vorjahren zu beachten, als die Nachfrage um 9,2 % bzw. 31,0 % gestiegen war. Die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen lag 2020 bei 20.459 und erreichte ebenfalls nicht das Vorjahresniveau von 22.524. Der Auftragsbestand im Berliner Bauhauptgewerbe lag Ende Dezember 2020 bei 1,70 Mrd. €. Damit hat sich der Auftragsbestand im Jahresverlauf 2020 etwas abgebaut (1,72 Mrd. € Ende September, 1,81 Mrd. € Ende Juni und 1,95 Mrd. € Ende März), aber er bewegte sich weiterhin auf einem hohen Niveau. So sind die Jahresdurchschnittswerte des Auftragsbestands seit 2016 kontinuierlich gestiegen. Zusammen mit einer bei abnehmendem Pandemiegeschehen wieder anziehenden Gesamtkonjunktur trägt dies zu einer weiterhin stabilen Bautätigkeit in Berlin bei. Das Berliner Handwerk war und ist durch die seit 2020 anhaltende Corona-Pandemie sehr unterschiedlich betroffen: Fri- seurinnen und Friseure sowie Kosmetikerinnen und Kosmetiker erlebten aufgrund des variierenden Pandemieverlaufs und der damit einhergehenden Eindämmungsmaßnahmen einen immer wieder — auch mehrmonatigen — unterbrochenen Geschäftsbetrieb. Goldschmiedinnen und Goldschmiede und Fotografinnen und Fotografen konnten zwar in ihren Werkstätten arbeiten, aber zeitweise keine Produkte im stationären Einzelhandel verkaufen. „Zulieferer“ (z. B. Tischlerinnen und Tischler für Messebau, Fotografinnen und Fotografen für Events und Veranstaltungen, Gebäudereinigerinnen und Gebäudereiniger, Bäckerinnen und Bäcker, Fleischerinnen und Fleischer für den Hotel- und Gaststättenbereich) haben nach wie vor fehlende Aufträge durch Einstellung oder nur eingeschränkte Geschäftstätigkeit der „Auftrag gebenden“ (Messen, Veranstaltungen, eingeschränkte oder gänzlich eingestellte Tätigkeit von Hotellerie und Gastronomie etc.). Heizungsbauerinnen und Heizungsbauer, Elektrikerinnen und Elektriker können ihre Leistungen mit den notwendigen Sicherheitsvorkehrungen anbieten. Dachdeckerinnen und Dachdecker und Gerüstbauerinnen und Gerüstbauer können ebenfalls arbeiten. Das gleiche gilt für das Bau- und Ausbaugewerbe insgesamt. Obwohl das Handwerk insgesamt im Unterschied zu vielen anderen Branchen nicht von langen oder sogar noch anhaltenden Schließungsphasen betroffen ist, sollte der Blick auf die körpernahen Dienstleistungen gelenkt werden, denn sowohl das Friseur- als auch das Kosmetikhandwerk sind von allen Gewerken am stärksten direkt betroffen. Bereits vor der Pandemie waren hohe Hygienestandards Teil der Geschäftstätigkeit. 13 II. Wirtschaftsentwicklung in Berlin Dadurch, dass die Dienstleistung in großer Nähe zueinander stattfinden, mussten diese Maßnahmen noch einmal erheblich verstärkt werden. Dieses führte auch bei der Wiederaufnahme des Betriebes zu niedrigeren Bedien- und Behandlungszahlen und somit großen wirtschaftlichen Herausforderungen. Für Berlin stellt das Handwerk mit über 30.800 Betrieben nach wie vor einen zentralen Wirtschaftssektor dar und trägt zum positiven Trend der Berliner Wirtschaft bei. Im Spätsommer 2020 bewerteten insgesamt 37 % der Handwerksbetriebe ihre aktuellen Geschäftsergebnisse als gut; 18 % urteilten mit schlecht — ein Positiv-Saldo von 19 Zählern. Die Besorgnis über die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die Verunsicherung über die Entwicklung in den kommenden Monaten war deutlich in den Geschäftserwartungen zu spüren. Nur noch 17 % gingen von einer Verbesserung der Wirtschaftslage aus, 27 % blickten zurückhaltend in die Zukunft. Der Geschäftsklimaindex des Berliner Handwerks stand bei 103 Punkten, ein Verlust von 8 Zählern gegenüber dem Frühjahr. Bauhaupt-, Ausbau- und Gesundheitsgewerbe übertrafen noch die 100-Punkte-Marke. Die abnehmende Zuversicht spiegelt sich in den allgemeinen Erwartungshaltungen der Betriebe wider. 19 % rechneten mit weiterem Wachstum, 24 % mit nachlassenden Geschäften. Auch das Nahrungsmittelhandwerk ist durch die Pandemie betroffen. Der Geschäftslage-Saldo ist von plus 7 im Vorjahr auf minus 36 Punkte gefallen. Mehrheitlich erwarten die Betriebe jedoch eine Verbesserung der Nachfrage und damit auch der Umsätze. Auch im Gesundheitsgewerbe war ein Drittel der Be- Meistergründungsprämie Um jungen Handwerksmeisterinnen und -meistern den Schritt in die Selbstständigkeit zu erleichtern, bietet das Land Berlin seit vielen Jahren über das zu 50 % mit Mitteln der EU kofinanzierte Programm „Meistergründungsprämie“ schnell und unbürokratisch finanzielle Unterstützung an. Die Prämie ist im Jahr 2018 erhöht worden und kann bis zu 15.000 € betragen. Die Erhöhung hebt die Bedeutung des qualifizierten Handwerks für den Standort Berlin deutlich hervor. Die Auszahlung der Meistergründungsprämie erfolgt in zwei Stufen: In der ersten Stufe (Gründungsphase) erhalten die Meisterinnen und Meister 8.000 €; in der zweiten Stufe (nach drei Jahren) weitere 5.000 €, sofern sie einen Ausbildungsplatz oder sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz geschaffen haben. Sollte es sich um einen Ausbildungsplatz in einer mit weiblichen Arbeitskräften gering besetzten Branche handeln, beträgt die Prämie in der zweiten Stufe 7.000 €, sofern er mit einer weiblichen Auszubildenden besetzt wird. Insgesamt konnten im vergangenen Jahr 82 (2019: 98) Meisterinnen und Meister im Handwerk gefördert werden. Davon waren 50 Existenzgründungen und 32 Förderungen für einen Arbeitsplatz. In deren Folge wurden ca. 117 Arbeitsplätze und 12 Ausbildungsplätze neu geschaffen. 14 triebe von der Pandemie betroffen. Der branchenspezifische Konjunkturindex verbesserte sich aber um 20 Zähler im Frühjahrsvergleich, da 96 % der Betriebe von einer Verbesserung bzw. Verstetigung der wirtschaftlichen Lage ausgingen. Die Betriebsstatistik der Handwerkskammer Berlin ist dennoch grundsätzlich positiv: 30.852 Handwerksbetriebe zum Jahresende 2020, das sind 309 Betriebe mehr als noch im Vorjahr. Eine bedeutende Investition für die Zukunft, Fundament für Selbstständigkeit und beruflichen Erfolg ist ein Meistertitel im Handwerk. Er steht für eine hochqualifizierte Ausbildung und Fachwissen, ist ein wichtiges Gütesiegel und ein Aushängeschild für jeden Betrieb, das Vertrauen erweckt. Der Meisterbrief ist eine exzellente Garantie für handwerkliche Praxis und betriebswirtschaftliches Denken. Er ermöglicht es Meisterinnen und Meistern, Wissen weiterzugeben und junge Menschen für berufliche Ausbildung zu begeistern. Die Zahl der Unternehmensgründungen ist in Berlin 2020 etwas geringer ausgefallen als im Vorjahr, zeigte sich aber insgesamt stabil und erreichte im Vergleich mit den anderen Bundesländern ein weiterhin überdurchschnittliches Niveau. In Berlin kam es im Jahr 2020 zu insgesamt 37.682 Neugründungen von Unternehmen, gegenüber 38.210 im Vorjahr. Damit fiel die Gründungstätigkeit leicht um 1,4 % geringer aus. Zu dieser Entwicklung dürfte unter anderem eine eher vorsichtige Gründungsneigung wegen der wirtschaftlichen Unsicherheit infolge der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie und die damit verbundene schwierigere Wirtschaftslage beigetragen haben. Unter den Bundesländern liegt Berlin in der Gründungsdynamik aber weiterhin vorne. Im Jahr 2020 gab es die meisten neuen Unternehmen pro 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner (103), noch vor Hamburg (87) und Hessen (74). Der Bundesdurchschnitt lag bei 65. Weiterhin günstig ist Berlins Position auch bei den sogenannten Betriebsgründungen, denen ein höheres wirtschaftliches Gewicht zugeordnet wird. Es handelt sich hierbei um Gründungen, bei denen bspw. ein Eintrag im Handelsregister oder eine Handwerkseigenschaft vorliegt bzw. es mindestens eine beschäftigte Person gibt. Die Zahl der Betriebsgründungen zeigte sich 2020 in Berlin stabil. Hier erreichte die Hauptstadt pro 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner einen Wert von 25 und lag damit vor Hamburg und Bremen mit Werten von 24 und 20. Ein Wert von 14 entstand im Bundesdurchschnitt. Auch dies unterstreicht das starke Gründungsgeschehen in Berlin. II. Wirtschaftsentwicklung in Berlin Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung: wirtschaftlicher Wohlstand und ökonomische Stabilität Die klassischen volkswirtschaftlichen Indikatoren wie das Bruttoinlandsprodukt als Maßstab für die wirtschaftliche Entwicklung und Leistungsfähigkeit fielen bis zur COVID-19-Krise in Berlin äußerst positiv aus. Zwischen 2016 und 2019 erhöhte sich das Bruttoinlandsprodukt um real 11,1 %. Gerade die Expansion der Dienstleistungen hat dabei positiv gewirkt und auch zu einem deutlichen Anstieg der Erwerbstätigenzahl beigetragen. Um den Standort Berlin insbesondere auch unter den Aspekten der Nachhaltigkeit und gesellschaftlichen Entwicklung differenziert und umfassend abbilden zu können, müssen aber weitergehende Wohlfahrtsindikatoren in die Betrachtung einfließen. Neben der Betrachtung des reinen Wirtschaftswachstums werden deshalb nachfolgend ökonomisch, sozial und ökologisch messbare Indikatoren betrachtet, um eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung darstellen und bewerten zu können. Diese sollen die Lebensqualität der Menschen und deren Teilhabe am Wirtschaftswachstum sowie den verantwortungsbewussten Umgang mit Ressourcen in den Blick nehmen. Mit dem Bruttoinlandsprodukt pro Kopf kann der wirtschaftliche Wohlstand des Einzelnen und dessen Veränderung gemessen werden. Die Entwicklung des materiellen Wohlstands hängt — positiv wie negativ — damit auch von der Bevölkerungsentwicklung ab. Die Normierung des Bruttoinlandsprodukts pro Kopf korrigiert die Veränderung des materiellen Wohlstands folglich um den Anteil, der sich aus einer reinen Bevölkerungsveränderung ergibt. Die positive Entwicklung und der Aufholprozess Berlins zeigen sich auch bei dieser Kennziffer. Lag das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf 2016 noch bei 37.551 €, betrug es drei Jahre später 42.886 €. Damit übertraf Berlin 2019 erneut den Bundesdurchschnitt, nachdem dieser 2018 erstmals seit dem Jahr 2000 überschritten worden war. Infolge des wirtschaftlichen Rückgangs durch die Corona-Pandemie lag das Bruttoinlands­ produkt pro Kopf im Jahr 2020 bei 42.221 € und sank damit um 1,6 % gegenüber dem Vorjahr; in Deutschland betrug es 40.088 €. Damit bewegte sich Berlin aber erneut oberhalb des Bundesdurchschnitts. Ein wichtiger Bestimmungsfaktor für die ökonomische Leistungsfähigkeit der Wirtschaft und deren Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit sind der Umfang und die Qualität der Infrastruktur. Dabei geben die Bruttoanlageinvestitionen Hinweise auf den Kapitaleinsatz für die Weiterentwicklung der betrieblichen und der öffentlichen Infrastruktur. In diesem Zusammenhang ist auch das Vertrauen der Wirtschaftsakteure in die künftige Entwicklung des Wirtschaftsstandortes ein wichtiger Faktor. Die Bruttoanlageinvestitionen stellen den Wert der Anlagen dar, die von inländischen Wirtschaftseinheiten erworben werden, um sie länger als ein Jahr im Produktionsprozess einzusetzen. Investitionen in neue Anlagen bestehen aus den drei Teilbestandsgrößen Ausrüstungen (z. B. Maschinen und Geräte), Bauten (z. B. Bauleistungen an Wohn- und Nichtwohngebäuden) und sonstige Anlagen (z. B. Investitionen für Software und Datenbanken). Daten zu den Bruttoanlageinvestitionen liegen aktuell für das Jahr 2018 vor, in dem in Berlin insgesamt 28,5 Mrd. € investiert wurden. Damit stiegen sie gegenüber dem Vorjahr um real 6,3 %, während sie sich im Bund um 3,5 % erhöhten. Die Investitions- Oliver Falk Leitung Bereich Konjunktur und Statistik; Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe Oliver Kurz Leitung Fachbereich Marktentwicklung/Migration; Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit „Berlin hat durch die Corona-Pandemie einen wirtschaftlichen Einbruch erfahren, der trotz der großen Betroffenheit in konsumorientierten Branchen und bei unternehmensnahen Dienstleistungen aber insgesamt weniger stark ausfiel als im Bundesdurchschnitt. So ist die in Berlin überdurchschnittlich repräsentierte Branche Information und Kommunikation stabil durch die Krise gekommen und auch die Industrie hat sich vergleichsweise gut gehalten. Mit Überwindung der Pandemie wird der Berliner Branchenmix wieder zu wirtschaftlichem Wachstum führen.“ „Berlin ist von den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie besonders betroffen. Die Agenturen für Arbeit und Jobcenter haben mit vollem Einsatz dazu beigetragen, den Lebensunterhalt für betroffene Personen abzusichern, versierte Arbeitskräfte in den Betrieben zu halten und gleichzeitig Arbeitslosigkeit in sehr vielen Fällen vermieden. Ich teile die Zuversicht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) auf sich abzeichnend steigende Beschäftigung, den Rückgang der Arbeitslosigkeit und hoffe für die besonders betroffenen Bereiche auf sehr schnelle Besserung nach Ende der massiven Einschränkungen.“ 15 II. Wirtschaftsentwicklung in Berlin quote lag 2018 in Berlin bei 19,1 %, gegenüber 17,0 % in 2010. Bei den Anschaffungen von neuen Anlagen dominierte 2018 der Dienstleistungssektor mit einem Anteil von 85,1 %. Auf das Produzierende Gewerbe (Industrie, Energie und Bau) entfielen 14,9 % der neuen Investitionen. Grundlegend ist die Investitionsneigung in Berlin expansiv ausgerichtet. Nachdem es im Frühjahr 2020 zu Beginn der COVID-19-Pandemie einen schwächeren Wert gegeben hatte, haben sich die Investitionsabsichten der Berliner Unternehmen laut den Umfragen der Industrie- und Handelskammer anschließend stabilisiert und fielen Anfang 2021 wieder günstiger aus. Ein zentraler Zukunftsfaktor sind außerdem die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE). Diese sind zukunftsgerichtete Investitionen und generieren systematisch neues Wissen. Dadurch wird die technologische Grundlage für künftige Produktionen in einem nationalen und internationalen Wettbewerbsumfeld erweitert. Die FuE-Ausgaben sind in den vergangenen Jahren in Berlin kontinuierlich gestiegen. Beim Anteil der Aufwendungen für öffentliche FuE am Bruttoinlandsprodukt erreichte Berlin mit 1,27 % im Jahr 2018 den höchsten Wert unter den Bundesländern. Die Ausgaben der Berliner Wirtschaft in FuE sind hingegen unterdurchschnittlich. Großunternehmen tragen dabei den Großteil der FuE-Ausgaben. Im Gegensatz zu den anderen Größenklassen weisen Berliner Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine geringere FuE-Intensität als im Bundesdurchschnitt auf. Der Anteil aller Ausgaben für FuE am Bruttoinlandsprodukt inkl. der Wirtschaft und Hochschulen lag in Berlin 2018 bei 3,51 %. In Deutschland betrug dieser Wert 3,13 %. Die europäischen Länder haben sich bereits im Jahr 2000 das Ziel gesetzt, 3 % ihres Bruttoinlandsprodukts für FuE auszugeben. Für das Jahr 2025 hat sich die Bundesregierung zum 3,5 %-Ziel bekannt. Erwerbstätige in Berlin Veränderungen gegenüber Vorjahr in 1.000 und in % 70 +3,1 60 3,5 +3,1 3,0 +2,8 50 +2,2 +1,9 +1,9 2,5 +2,2 +2,1 2,0 30 +1,1 1,5 +0,9 20 1,0 10 0,5 0 0,0 -10 -20 -0,4 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 in % absolut in 1.000 40 -0,5 -1,0 Quelle: Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“ Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung: Soziale Gerechtigkeit Um eine nachhaltige Entwicklung des Wirtschaftsstandortes zu betrachten, werden rein materiell messbare Größen ergänzt um die Auswertung sozialer Indikatoren. Dabei wird der Blick auf Bevölkerungsstatistiken und insbesondere auf benachteiligte Bevölkerungsgruppen gerichtet. Erst wenn die unterschiedlichen Gruppen an der wirtschaftlichen Entwicklung teilhaben und damit gleiche Chancen am Arbeitsmarkt bestehen, lässt sich auch von einer gleichberechtigten Partizipation am gesellschaftlichen Leben sprechen. 16 Die Erwerbstätigenquote zeigt in Ergänzung zur Arbeitslosenquote, welchen Anteil die Erwerbstätigen an der gesamten Wohnbevölkerung im beschäftigungsfähigen Alter an. Dabei werden auch Personen berücksichtigt, die sich nicht arbeitslos gemeldet haben, jedoch prinzipiell erwerbsfähig sind. Zu dieser Gruppe gehören bspw. Personen mit einer Langzeiterkrankung oder Eltern, die für ihr Kind keine Betreuungsmöglichkeit haben. In Berlin nimmt die Erwerbstätigenquote, bezogen auf die Bevölkerung im Alter von 20 bis 64 Jahren, seit Jahren zu und lag im Jahr 2019 bei 78,5 %, bevor sie 2020 auf 77,1 % sank. Damit befand sie sich nur noch leicht unter dem Bundes- II. Wirtschaftsentwicklung in Berlin durchschnitt von 80,0 %. Ausdruck der starken Dynamik am Berliner Arbeitsmarkt ist auch, dass die Erwerbstätigenquote in den letzten zehn Jahren um 7,8 Prozentpunkte und damit überdurchschnittlich stieg. In Berlin haben sich die Erwerbsmöglichkeiten für Frauen verbessert; im Zuge des starkes Zuwachses an Beschäftigungsmöglichkeiten im expandierenden Dienstleistungssektor, der insgesamt guten Konjunktur in den letzten Jahren sowie Maßnahmen zur Unterstützung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Berlin hat deshalb in den letzten Jahren bspw. den bedarfsgerechten Ausbau des Kitaangebots forciert (siehe Berliner Familienbericht 2020). Die Frauenerwerbstätigenquote lag im Jahr 2020 in Berlin bei 74,1 % (Bund: 76,8 %). Damit gehen immer mehr Frauen im Alter zwischen 20 und 64 Jahren mittlerweile einer Erwerbstätigkeit nach. In den letzten zehn Jahren ist die Quote um 7,3 Prozentpunkte gestiegen. Die Erwerbstätigenquote der Männer lag 2020 in Berlin bei 80,2 % (Bund: 83,1 %). Auch für die Altersgruppe der 55- bis 64-jährigen Frauen und Männer hat sich die Erwerbstätigenquote in den letzten zehn Jahren kontinuierlich verbessert, bevor es 2020 zu einem Rückgang kam. Sie betrug 2019 in der gesamten Gruppe 71,7 % und sank 2020 auf 68 %. Im Vergleich zum Jahr 2010 erhöhte sie sich aber um knapp 15 Prozentpunkte. Die Quote der Männer bewegte sich 2020 in dieser Altersgruppe bei 68,7 %; bei den Frauen lag sie bei 67,4 %. Um am Arbeitsmarkt aktiv teilzuhaben, ist eine abgeschlossene Schulbildung oder eine Ausbildung ein maßgeblicher Faktor. So nehmen die Jobchancen mit einem mittleren Bildungsabschluss der Sekundarstufe II im Vergleich zur Sekundar­ stufe I deutlich zu. Dies unterstreicht, dass ein Bildungs- bzw. Berufsabschluss die beste Investition in die individuelle Zukunft und oft die Voraussetzung für die Erzielung eines auskömmlichen Erwerbseinkommens ist. Daher haben sich die Länder der Europäischen Union zum Ziel gesetzt, den Anteil der frühen Schulabgängerinnen und Schulabgänger1 unter den Wert von 10 % zu senken. In Berlin lag der Anteil der frühen Schulabgängerinnen und Schulabgänger im Jahr 2020 bei 10,6 %. Bei einem niedrigen Bildungsgrad oder einer geringeren Qualifizierung sind Menschen überdurchschnittlich oft arbeitslos. So betrug die Differenz der Beschäftigungsquoten der 20- bis 64-Jährigen nach ihrem Bildungsstand zwischen der Sekundarstufe I und dem Tertiären Bereich, der auf höhere berufliche Positionen vorbereitet, im Jahr 2020 in Berlin 36,9 Prozentpunkte. Ein weiterer wichtiger Punkt zur Teilhabe am Arbeitsmarkt ist, Menschen mit Behinderung über geeignete Rahmenbedingungen den Weg in den ersten Arbeitsmarkt zu erleichtern. Dies 1 Frühe Schulabgängerinnen und -abgänger sind junge Menschen von 18 bis 24 Jahren, die sich nicht oder nicht mehr in Ausbildung befinden, keinen beruflichen Ausbildungsabschluss haben und nicht über einen Abschluss des Sekundarbereichs II verfügen. Ausgaben für Forschung und Entwicklung nach Sektoren in Mio. Euro; Anteil der Ausgaben am BIP in % 3,7 6.000 3,6 5.000 3,5 3,4 4.000 in Mio. Euro 3.000 3,2 3,1 2.000 Anteil am BIP in % 3,3 3,0 2,9 1.000 2,8 0 2,7 2007 Staat 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Hochschulen Wirtschaft Anteil FUE/BIP Quelle: Statistisches Bundesamt 17 II. Wirtschaftsentwicklung in Berlin soll gesellschaftliche und wirtschaftliche Teilhabe sowie ein weitgehend selbstbestimmt geführtes Leben ermöglichen. Die Ist-Quote für die Beschäftigung von schwerbehinderten Menschen2 lag im Jahr 2019 in Berlin bei 5,1 % und damit in der Spitzengruppe der Bundesländer. Dazu hat vor allem der öffentliche Sektor mit einer Quote von 8,0 % beigetragen. Die Beschäftigtenzahl bei den schwerbehinderten Menschen ist zudem gestiegen und hat sich im Fünf-Jahres-Zeitraum zwischen 2014 und 2019 um 7,7 % erhöht. Die bis Corona gute konjunkturelle Lage sowie die arbeitsunterstützenden Maßnahmen hatten die Langzeitarbeitslosigkeit in Berlin deutlich sinken lassen. Waren 2010 noch 83.500 Menschen langzeitarbeitslos, war diese Zahl bis 2019 auf 38.300 gesunken und hatte sich damit mehr als halbiert. Allerdings nahm die Zahl der Langzeitarbeitslosen 2020 wieder um rund 9.100 Personen bzw. 23,9 % zu. Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung: ökologische Wirtschaftsentwicklung Ein nachhaltiges Wirtschaften und eine konsequente Fortführung der Energiewende beziehen die Folgen des Handelns für gegenwärtige und zukünftige öffentliche Güter und Ressourcen mit ein. Damit soll sich das Wirtschaftswachstum von der Ressourcennutzung weiter abkoppeln. Ressourcen sollen dabei nicht nur durch andere substituiert werden - z.B. Kohle 2 In Deutschland sind Unternehmen ab einer Größe von durchschnittlich 20 Beschäftigten pro Jahr dazu verpflichtet, mindestens 5 % ihrer Belegschaft mit schwerbehinderten oder ihnen gleichgestellten Personen zu besetzen. durch Biomasse -, sondern der Ressourcenverbrauch ist insgesamt zu reduzieren. Denn natürliche Ressourcen müssen geschützt, das Wohlergehen künftiger Generationen berücksichtigt und die Lebensqualität der Berlinerinnen und Berliner kontinuierlich verbessert werden. Aus den bis 2019 vorliegenden Daten wird ersichtlich: Trotz starken Wachstums ist Berlin mit einem langfristig positiven Trend zur ökologischen Nachhaltigkeit auf dem richtigen Weg. Die konsequente Ausrichtung auf Klimaschutz zahlt sich aus. Der Primärenergieverbrauch (PEV), der den Energiegehalt aller im Inland eingesetzten Energieträger wiedergibt, ist 2019 im Vergleich zum Basisjahr 1990 um 26,5 % gesunken. Der Verbrauch von Steinkohle verringerte sich in diesem Zeitraum um 75,0 %; der Verbrauch von Braunkohle ging fast vollständig um 99,1 % zurück. In der aktuellen Bilanz decken diese beiden Energieträger nur noch 8,1 % des Gesamtprimärenergieverbrauchs ab (1990: 36,7 %). Daneben gewinnt das Angebot an erneuerbaren Energien in Berlin stetig an Bedeutung. Im Vergleich zum Jahr 2000 stieg der Anteil der erneuerbaren Energien am Primärenergieverbrauch von 0,7 % im Jahr 2000 auf 5,3 % in 2019. Der Endenergieverbrauch im Verhältnis zum Bruttoinlands­ produkt wiederum zeigt die tatsächlich verwendete Energie zur Erzeugung der Wirtschaftsleistung. Dabei ist der Endenergieverbrauch geringer als der Primärenergieverbrauch, da es durch die Umwandlung von Energie zu Verlusten kommt. Auch der Endenergieverbrauch ging in den letzten Jahren kontinuierlich zurück. Speziell im Jahr 2019 reduzierte sich der End­ energieverbrauch beim Einsatz von Strom (-1,9 %) und Gas Primär- und Endenergieverbrauch je 1000 EUR Bruttoinlandsprodukt (Energieintensität) 7 Energie in GJ/1000 EUR BIP 6 5 4 3 2 1 0 2008 2009 2010 PEV je 1000 Euro BIP in Deutschland EEV je 1000 Euro BIP in Deutschland 2011 2012 2014 PEV je 1000 Euro BIP in Berlin EEV je 1000 Euro BIP in Berlin Quellen: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Energie- und CO2-Bilanz in Berlin 2018) 18 2013 2015 2016 2017 2018 II. Wirtschaftsentwicklung in Berlin (-2,4 %), während sich der Einsatz Erneuerbarer Energien um 0,9 % erhöhte. Seit 1990 ist der Endenergieverbrauch von 279 PJ auf 246 PJ in 2019 zurückgegangen, worin sich v.a. der gesunkene Verbrauch an Kohle und Mineralöl widerspiegelt. Steigende Energieeffizienz und -produktivität der Wirtschaft führen dazu, dass Berlin trotz starken wirtschaftlichen Wachstums auch bei den Treibhausgasemissionen auf gutem Weg ist. Berlin hat sich zum Ziel gesetzt, diese von 1990 bis 2020 um 40 % und bis 2030 um 60 % zu senken. Gegenüber dem Basisjahr 1990 sind die CO2-Emissionen (Verursacherbilanz) 2019 um rund 41 % zurückgegangen. Damit wurde 2019 — also noch vor der Coronakrise — das Klimaziel erreicht. Insbesondere durch den vom Senat eingeleiteten Kohleausstieg und das Berliner Energie- und Klimaprogramm ist es gelungen, die CO2-Emissionen weiter zu senken. 2019 gegenüber 2016 gab es einen Rückgang um 14,1 %; verglichen mit 2018 gab es um rund 7 % verringerte CO2-Emissionen. Die konsequente Ausrichtung auf Klimaschutz zeigt sich auch an den CO2-Emissionen je Einwohnerin und Einwohner, die stark zurückgegangen sind. Während pro Kopf im Jahr 1990 noch durchschnittlich 8,5 t CO2-Emissionen verursacht wurden, waren es gemäß Verursacherbilanz im Jahr 2019 noch 4,7 t und damit rund 45 % weniger. Bei der Energieintensität, also dem Primärenergieverbrauch im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt, wird die für eine bestimmte Einheit an Wirtschaftsleistung benötigte Energie aufgezeigt. Waren in Berlin im Jahr 2000 3,9 Gigajoule zur Erzeugung von 1.000 € des Bruttoinlands­produkts notwendig, ging dieser Wert bis 2018 auf nur noch 1,8 Gigajoule zurück. Damit ist die Energieintensität im Zeitverlauf deutlich gesunken. Für Deutschland lag die Energieintensität 2018 bei 3,9 Gigajoule je 1.000 €. Sie war aber auch hier in den letzten Jahren rückläufig. 19 III. Wirtschaft Berlin gehört zu den größten Wissenschaftsregionen Europas mit international renommierten Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Die intensive Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zeigt sich in vielfältigen Netzwerken und Kooperationsmöglichkeiten. Berlin verfügt über zahlreiche moderne Technologiezentren und Zukunftsorte mit wissenschaftsnaher Infrastruktur — ideale Standorte für junge und technologieorientierte Unternehmen. III.1 Cluster der innoBB 2025 Das innovationspolitische Geschehen der Länder Berlin und Brandenburg entwickelte sich auch im aktuellen Berichtszeitraum positiv. Die Stärkung und Förderung der Unternehmen, Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen in den fünf länderübergreifenden Clustern • • • • • Gesundheitswirtschaft; IKT, Medien und Kreativwirtschaft; Verkehr, Mobilität und Logistik; Optik und Photonik sowie Energietechnik, deren Anspruch es ist, zur weltweiten Spitzengruppe zu zählen und für Innovation und Wachstum in der Hauptstadtregion zu sorgen, steht weiterhin im Fokus der abgestimmten Innovationspolitik der beiden Länder. Deren bisheriger Erfolg spiegelt sich in wichtigen Kernindikatoren wider: Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in den Clustern stieg zwischen 2008 und 2019 um rund 43 %. Damit fiel der Beschäftigungsanstieg in den Clusterkernen (diese umfassen den jeweiligen technologisch-innovativen und kreativen Kern der Gesamtcluster) stärker aus als in der gesamten Regionalwirtschaft, wo 30 % mehr Arbeitsplätze zu verzeichnen waren. Die Beschäftigung in den Clusterkernen nahm in der Hauptstadtregion zudem stärker zu als in anderen deutschen Metropolregionen und in Deutschland insgesamt. Außerdem nahmen die Umsätze in den Clusterkernen zwischen 2008 und 2018 um insgesamt rund 42 % zu. Diese Entwicklung erfolgreich fortzusetzen und auch in den nächsten Jahren ein nachhaltiges Wachstum von Wirtschaft und Arbeitsplätzen zu erreichen, steht im Zentrum der gemeinsamen Anstrengungen. Wesentliche Grundlage dafür ist die Gemeinsame Innovationsstrategie der Länder Berlin und Brandenburg (innoBB 2025) mit ihrer handlungsleitenden Zielstellung, die Hauptstadtregion zu einem führenden Innovationsraum in Europa zu machen und innovative Lösungen für die Herausforderungen von morgen zu entwickeln. Dazu stehen unter dem Motto „Excellence in Innovation“ in den bewährten und mit der innoBB 2025 gestärkten Clusterstrukturen vor allem die vier Schwerpunkt-Themen Digitalisierung, Arbeit 4.0 und Fachkräf- 20 te, Reallabore und Testfelder sowie Startups und Gründungen im Fokus der Clusterarbeit. Flankiert wird diese von fünf verbindlichen Handlungsleitlinien, die einen breiten Innovationsbegriff, enge Cross Cluster-Zusammenarbeit, die Stärkung offener Innovationsprozesse, die Priorisierung nachhaltiger Innovationen sowie den Ausbau der internationalen Zusammenarbeit umfassen. Ende Oktober 2020 haben sich die Länder Berlin und Brandenburg darauf verständigt, neue Möglichkeiten für Reallabore und Testfelder auszuloten. Dadurch sollen innovative Technologien und Geschäftsmodelle in spezifischen Experimentierräumen vermehrt auf ihre Praxistauglichkeit und damit ihre Umsetzbarkeit in konkrete Produkte und Dienstleistungen geprüft werden können. Auswirkungen der COVID-19-Pandemie Von der Corona-Pandemie und ihren Auswirkungen auf die Wirtschaft waren die Cluster unterschiedlich betroffen. Die Clusterakteure waren je nach Branche, Geschäftsmodellen und Lieferverflechtungen in unterschiedlichem Ausmaß vom Pandemiegeschehen beeinträchtigt. Akteure mit hoher Systemrelevanz in der öffentlichen Versorgung und Infrastruktur (z. B. Energie, Logistik) konnten ihre Tätigkeiten teilweise fast unterbrechungsfrei fortsetzen. Andere Versorgungsbereiche — allen voran das Gesundheitswesen — stießen an ihre Belastungsgrenzen. Einige Akteure verzeichneten eine deutlich erhöhte Nachfrage nach ihren Produkten und Dienstleistungen im Zuge des Pandemiegeschehens (z. B. in der IKT-Branche und Biotechnologie). Wieder andere Clusterakteure sahen sich von Geschäftsschließungen, Reisebeschränkungen und den Einschränkungen des kulturellen Lebens stark betroffen (z. B. Kreativwirtschaft, Lichttechnik, Luftverkehr, Augenoptik). Die Clusterakteure demonstrierten in Zeiten der Krise eine hohe Anpassungsfähigkeit und Flexibilität in ihren Aktivitäten, litten jedoch insgesamt unter der allgemeinen Planungsunsicherheit. III. Wirtschaft Innovationspreis Berlin Brandenburg Lumenion GmbH www.lumenion.com Der jährlich verliehene Innovationspreis Berlin Brandenburg zeichnet Produkt-, Verfahrens- und Dienstleistungsinnovationen einschließlich nichttechnischer Innovationen wie Organisations- und Marketingkonzepte sowie Geschäftsmodelle aus, die beispielhaft die innovative Kraft der Berlin-Brandenburger Wirtschaft und Wissenschaft verkörpern. Der Preis ist auf die länderübergreifenden Cluster Gesundheitswirtschaft, Energietechnik, IKT, Medien und Kreativwirtschaft, Optik und Photonik sowie Verkehr, Mobilität und Logistik ausgerichtet. Finanziert wird der Preis von den beiden Ländern sowie Partnern aus der Wirtschaft im Rahmen einer Public-Private-Partnership. 2020 gingen die Preise an: Um nachhaltig erneuerbare Energien zu erzeugen, entwickelte das Unternehmen den Lumenion-Speicher. Er speichert Strom als Wärme bei 650°C. Die gespeicherte thermische Energie kann dann zeitversetzt und kostengünstig als Prozesswärme für die Industrie oder als Fernwärme genutzt werden. Belyntic GmbH www.belyntic.com Das Unternehmen hat eine auf einem chemischen Linkermolekül basierende Technologie zur Reinigung von Peptiden (kurzen Proteinen) entwickelt. Das Verfahren ermöglicht eine signifikant höhere Verlässlichkeit in der Wirkstoffforschung und bietet gute Voraussetzungen für die personalisierte Peptidmedizin, etwa zur Bekämpfung von Krebserkrankungen. Angesichts von Lösungsmitteleinsparungen von mehr als 75 % ist das Verfahren ökologisch und ökonomisch attraktiv. ME Energy — Liquid Electricity GmbH www.meenergy.earth Das Unternehmen ermöglicht den profitablen und flächendeckenden Einsatz von Elektromobilität. Die Ladelösung „Charging Node“ ermöglicht es, Strom für 200 km Reichweite in nur zehn Minuten aufzuladen, unabhängig von jeder vorhandenen Infrastruktur. Der Strom wird vor Ort in der Ladestation erzeugt, CO2-neutral aus flüssigen regenerativen Energiespeichern. Regional Hero GmbH (Sonderpreis) www.regionalhero.com Das Unternehmen ist aus der Non-Profit-Plattform Helfen.Berlin hervorgegangen, die während des Corona-Lockdowns Gutscheine für Cafés, Restaurants und kleine Geschäfte verkaufte. Um die Regionalität, Digitalisierung und Nachhaltigkeit kleiner Unternehmen in Berlin und Brandenburg weiterhin zu stärken, unterstützt die Regional Hero GmbH diese bei digitalen Lösungen und berät sie zukunftsorientiert. Lana Labs GmbH www.lanalabs.com Volucap GmbH www.volucap.de Das Team aus internationalen Prozess- und IT-Experten ist spezialisiert auf die KI-gestützte Analyse von Geschäftsund Produktionsprozessen, mit dem Ziel, diese durch die automatisierte Prozessanalyse intelligenter, effizienter und schneller zu machen. Das gelingt mit der eigens entwickelten Process-Mining-Software LANA, basierend auf einem komplexen Machine-Learning-Algorithmus. Das entwickelte volumetrische Studio schafft es, Bewegungen „realer“ Menschen dreidimensional aufzunehmen und so digitale Doubles zu erstellen. Diese Technologie löst die sehr aufwendigen Schritte zur Erstellung von dreidimensionalen digitalen Menschen ab. So kann mit Schauspielerinnen und Schauspielern direkt wie an einem normalen Filmset gearbeitet werden, ohne Motion-Capture-Anzüge. Trotz der pandemiebedingten Einschränkungen blicken die fünf länderübergreifenden Cluster der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg auf ein dynamisches Projektgeschehen und eine erfolgreiche Fortführung der Clusteraktivitäten im Jahr 2020 zurück. Als wesentlicher Erfolg kann es angesichts der pandemiebedingt erschwerten Austauschformate verbucht werden, dass die erfolgreiche Neuausrichtung der Masterpläne in den Clustern IKT, Medien und Kreativwirtschaft, Verkehr, Mobilität und Logistik, sowie Gesundheitswirtschaft im Jahr 2020, bei denen sich in einem partizipativen Prozess eine Vielzahl an Stakeholdern beteiligten, gelungen ist. Im Juni 2021 feierte die innoBB 2025 respektive ihre Vorläuferin innoBB ihr zehnjähriges Jubiläum. Der anhaltende Erfolg der länderübergreifenden Innovationspolitik zeigt anschaulich, wie zwei Regionen ihre strukturellen Besonderheiten gewinnbringend bündeln und als gemeinsame Stärken optimal ausschöpfen können. Nicht zuletzt deshalb wurde die innoBB/ innoBB 2025 als Smart Specialisation Strategy (3S) der deutschen Hauptstadtregion von der Europäischen Kommission bereits mehrmals als ein Best Practice Beispiel der (bundes) länderübergreifenden innovationspolitischen Zusammenarbeit hervorgehoben. 21 III. Wirtschaft III.1.1 C  luster Gesundheitswirtschaft / Life Science • • • 240.479 Beschäftigte in Berlin (Hauptstadtregion: 390.022) 13.882 Unternehmen in Berlin (Hauptstadtregion: 21.875) 24,92 Mrd. Euro Umsatz in Berlin (Hauptstadtregion: 29,91 Mrd. Euro) Die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg ist ein führender Standort in der Lebenswissenschaft, Gesundheitswirtschaft und Gesundheitsversorgung. In Kombination mit weltmarktführenden Unternehmen, universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, erstklassigen Kliniken und innovativen Startups arbeiten hier renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie spezialisierte Fachkräfte aus der ganzen Welt gemeinsam an Spitzenleistungen für den regionalen und globalen Gesundheitsmarkt: • Seit Februar 2020 ist RoX Health als Tochterunternehmen des Gesundheitskonzerns Roche in Berlin als Company-Builder und Akzelerator aktiv. Das Ziel: Startups für digitale Gesundheitslösungen bei der Skalierung der Geschäftsidee in den Gesundheitsmarkt zu begleiten. • Im Juli 2020 eröffnete die NUVISAN seinen „INNOVATION CAMPUS BERLIN“ (ICB) auf dem Bayer Campus mit über 400 Arbeitsplätzen. NUVISAN hat von der Bayer AG einen Teil der in Berlin ansässigen Pharmaforschung auf dem Gebiet kleinmolekularer Wirkstoffe übernommen und mit Bayer eine strategische Partnerschaft vereinbart. • Das B. Braun-Werk Pharma in Berlin-Rudow liefert unter anderem Produkte, die für die Impfung gegen COVID-19 benötigt werden sowie Arzneimittel für die Behandlung von an Corona erkrankten Intensivpatientinnen und -patienten. Anfang 2021 wurde die Erweiterung seiner Pharmaproduktion fertiggestellt und somit die Versorgungssituation für diese Produkte erheblich verbessert. • Das 2001 aus dem Max-Planck-Institut für molekulare Genetik ausgegründete Scienion vergrößert sich und baut einen neuen Hauptsitz in Berlin-Adlershof. Sie ist ein sehr erfolgreiches Beispiel, wie aus einer Ausgründung mit kontinuierlichem Wachstum ein weltweit agierendes Unternehmen entsteht. • Das Berliner Unternehmen Recare gehört mit seiner digitalen Plattform deutschlandweit zu den größten Anbietern im Bereich Krankenhausentlassungsmanagement und konnte Anfang 2021 eine neue Finanzierungsrunde in Höhe von 2 Mio. € erfolgreich abschließen. Um die Wettbewerbsposition Berlins im nationalen und internationalen Vergleich auszubauen, wurden im 1. Quartal 2021 22 die wissenschaftlichen, klinischen und industriellen Potenziale des Standortes in einer Benchmarkstudie systematisch untersucht und internationalen Vergleichsregionen gegenübergestellt. Basierend auf deren Ergebnisse werden nun strategische Entscheidungen für die künftige mittel- bis langfristige Weiterentwicklung des Gesundheitsstandortes abgeleitet. Handlungsfeld „Lebenswissenschaften und Technologien“ Im Zuge der 2020 erfolgten Neugestaltung des Masterplans des Clusters Gesundheitswirtschaft „Zukunft der Gesundheit“ wurde der Handlungsfeldzuschnitt angepasst. Die Handlungsfelder Biotech/Pharma und Medizintechnik wurden zum o.g. Handlungsfeld Lebenswissenschaften und Technologien zusammengefasst. Die in diesem Feld betreuten Themen blieben größtenteils erhalten: Etablierte Formate wie z. B. der Treffpunkt Medizintechnik und das RegMed-Forum wurden auch im Jahr 2020 erfolgreich durchgeführt. Aufgrund der COVID-19-Pandemie zunehmend als virtuelle Formate. Das RegMedForum konzentrierte sich auf virusassoziierte Herzerkrankungen. Die digitale Gesundheitswirtschaft wurde im Rahmen der DMEA — Connecting Digital Health aufgegriffen. Hier wurden durch das Cluster verschiedene Formate angeboten, u.a. eine digitale Exkursion zur Charité Berlin. Projekt EMPAIA — EcosysteM for Pathology diagnostics with AI Assistance Für die bildbasierte und medizinische Diagnostik etabliert das Projekt EMPAIA erstmalig am Beispiel der Pathologie eine Plattform für eine standardisierte, zertifizierbare und erklärbare KI. Dabei soll sowohl die Infrastruktur für die Bereitstellung von Trainingsdaten als auch die Erarbeitung von Lösungen für abrechnungstechnische und rechtliche Herausforderungen im Fokus stehen. Darüber hinaus wird auf der Plattform ein Marktplatz für KI-Anwendungen geschaffen. Die erarbeiteten Lösungen zur Entwicklung, Vermarktung und Nutzung von KI lassen sich von der Pathologie auch auf andere Themenfelder übertragen und bieten damit eine Grundlage für die Nutzung von KI in der Diagnostik. Das Konsortium besteht aus fünf Partnern, wovon die Qualitätssicherungsinitiative Pathologie QuIP GmbH und das DAI-Labor der Technischen Universität Berlin sowie die Charité — Universitätsmedizin Berlin als Konsortialführer beteiligt sind. EMPAIA konnte sich neben anderen 15 Konzepten unter 130 eingegangenen Plattformideen bei dem KI—Innovationswettbewerb 2019 zur Richtlinie Künstliche Intelligenz als Treiber für volkswirtschaftlich relevante Ökosysteme vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) durchsetzen und erhielt anschließend die Bewilligung für drei Jahre in Höhe von 11,4 Mio. €. III. Wirtschaft Projekt BioVenture — Studie zu Biotech-Startups in Berlin: Analyse und Handlungsempfehlungen Im Januar 2021 startete die BioVenture-Studie mit dem Ziel, den Wissens- und Technologietransfer mit Fokus Gründungen in der Biotechnologie zu optimieren. Trotz eines ausgeprägten Ökosystems, um technologie- und wissensbasierte Gründungen zu fördern, stagniert die Zahl der Biotech-Gründungen in den letzten Jahren bei durchschnittlich 5 Gründungen/Jahr. Mit der Studie soll eine Grundlage geschaffen werden, um die Rahmenbedingungen für den Wissens- und Technologietransfer in der Biotechnologie deutlich zu verbessern. Auf Basis einer fundierten Analyse erhalten die Transfereinrichtungen, aber auch andere relevante Akteure am Biotechnologiestandort Handlungsempfehlungen sowie in der Folge neue Möglichkeiten, um Innovationspotenziale durch Gründungen wirtschaftlich besser zu verwerten. Langfristiges Ziel ist die Schaffung eines nachhaltigen Wachstums an Arbeitsplätzen durch Innovation und somit eine Stärkung der wissensbasierten Industrie. Die Federführung der Studie liegt bei Prof. Dr. Hannes Rothe von der FU Berlin. Die Studie wird im Rahmen des Masterplans Industriestadt Berlin 2018 — 2021 von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe gefördert. Am Veranstaltungsformat Meet & Apply wurde festgehalten. Ein großer Schwerpunkt lag auf Themen und Projekten der industriellen Biotechnologie bzw. Bioökonomie. Ein Highlight am Jahresende 2020 bildete der Treffpunkt Medizintechnik. Das Thema Medizintechnik 4.0 Entwicklung-Validierung-Implementierung mit anschließendem Matchmaking konzentrierte sich auf die zunehmende Komplexität von Medizinprodukten. Treiber dieser Entwicklung ist auch hier die Digitalisierung. Welche Aspekte entlang des gesamten (Software-) Produktlebenszyklus von Medizinprodukten zu beachten sind war der Fokus der Veranstaltung. Handlungsfeld „Innovative Versorgung“ Das zweite nach der Überarbeitung des Masterplans entstandene Handlungsfeld „Innovative Versorgung“ umfasst wesentliche Themen, die vorher in den Handlungsfeldern „Neue Versorgungsformen und Rehabilitation“ sowie „Gesundheitsförderung, Prävention, Gesundheitstourismus“ bearbeitet wurden. Die „Zukunftswerkstatt Innovative Versorgung“ fand 2020 erstmals in digitaler Form statt. Sie stand unter der Überschrift „Länderübergreifende Versorgung mit und nach Corona“, während das BarCamp Health IT sich — ebenfalls im digitalen Format — dem Themenkomplex „Menschen.Daten.Sicherheit“ widmete. Auswirkungen der COVID-19-Pandemie Die Corona-Pandemie hat auch und in ganz besonderem Maße die Gesundheitswirtschaft in der Hauptstadtregion dominiert. Einerseits führten die pandemiebedingten Umstände und Maßnahmen zu veränderten Arbeitswelten und in Teilen zu Schwierigkeiten in der Produktion und beim Vertrieb. Auf der anderen Seite erhielt die Gesundheitswirtschaft in Berlin einen starken Auftrieb, denn die Pandemie beschleunigte die Notwendigkeit und die Nachfrage nach neuen innovativen Produkten. Ein Treiber ist hier die Digitalisierung, etwa bei der Nutzung von Videosprechstunden oder bei Online-Buchungen von Arztterminen und der digitalen Terminkoordination für die Corona-Schutzimpfungen. Mit samedi und Doctolib haben zwei führende Anbieter in diesem Bereich ihren Sitz in Berlin. Das Clustermanagement bei BPWT hat mit Beginn der Corona-Pandemie 2020 dazu beigetragen, die Akteure der regionalen Gesundheitswirtschaft während dieser Krise zu unterstützen und die vorhandenen Potenziale zur Bekämpfung der Pandemie zu nutzen. Auf einem zentralen Online Corona-Portal können sämtliche unternehmerischen oder forschungsrelevanten Initiativen aus der Hauptstadtregion, Informationen zu Finanzen, Recht sowie Leitlinien für Schutzausrüstung gelistet und der Kontakt zu fachlichen Ansprechpartnerinnen und -partnern aus dem Cluster gesucht werden. Innerhalb des Corona-Portals wurden fokussierte Marktplätze für Alltagsmasken und produzierende Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette für PSA, Desinfektionsmittel und Medizinprodukte zur Bekämpfung von COVID-19 eingerichtet. Neu war die digitale Veranstaltung „E-Mental-Health: Gemeinsam weiterdenken“, die gemeinsam mit den Partnern DGPPN und Hacking Health erfolgreich umgesetzt werden konnte. Zudem präsentierten sich, organisiert von HealthCapital, vier Berliner Startups unter dem Leitspruch „Pflege und Gesellschaft — wir handeln jetzt“ dem Publikum des Deutschen Pflegetages. 23 III. Wirtschaft III.1.2 C  luster IKT, Medien und Kreativwirtschaft • • • 243.616 Beschäftigte in Berlin (Hauptstadtregion: 301.089) 43.653 Unternehmen in Berlin (Hauptstadtregion: 53.516) 29,80 Mrd. Euro Umsatz in Berlin (Hauptstadtregion: 35,46 Mrd. Euro) Das Cluster IKT, Medien und Kreativwirtschaft (IMK) zeichnet sich durch eine große thematische Breite aus: Von Medienunternehmen, Verlagen, Werbeagenturen über Animations- und Designstudios bis hin zu Telekommunikationsunternehmen, Games- und Softwareentwicklern. Sie alle stehen für Innovation und Kreativität, neue Technologien, intelligente Vernetzung, ein deutliches Bewusstsein für Nachhaltigkeit und vor allem für das zentrale Thema Digitalisierung. Die Unternehmen des Clusters sind wesentliche Treiber der digitalen Transformation und gleichzeitig führende Anwender neuer digitaler Lösungen am Standort. Sie leisten im Zusammenspiel mit E-Commerce, Banking, Gesundheitswirtschaft, Mobilität, Energie und weit darüber hinaus einen entscheidenden Beitrag für die Wettbewerbsfähigkeit Berlins. Die Berliner Wirtschafts- und Innovationspolitik treibt den digitalen Wandel nahezu aller Branchen gezielt voran. Dazu gehören Maßnahmen zur branchenübergreifenden Vernetzung des Clusters IMK mit anderen Innovationsfeldern Berlins (Gesundheit, Logistik und Mobilität, Energie, Industrie u. a.) ebenso wie die Kooperationsanbahnung zwischen Startups und etablierten Unternehmen, das Sichtbarmachen innovativer Akteure und das Aufzeigen zukunftsweisender Lösungen. Gerade an den interdisziplinären Schnittstellen unterschiedlicher Branchen entstehen in Berlin zahlreiche neue Produkte, Prozesse, Anwendungen und Geschäftsmodelle. Der Einsatz innovativer Technologien der Digital- und Kreativwirtschaft — ob Künstliche Intelligenz, Blockchain, User Experience (UX), Gamification, Smart Data, Internet of Things, Wearables oder Virtual und Augmented Reality — bestimmt die Zukunftsfähigkeit der Branchen. Die Teilmärkte der Kreativwirtschaft sind digitaler geworden. Bereiche wie Fashion Tech, Music Tech und Digitale Filmproduktion haben sich zu relevanten Wirtschaftsfeldern entwickelt. Das Thema Digital Security gewinnt weiter an Bedeutung. Virtual Reality hat den Schritt vom Unterhaltungsmedium in die industrielle Anwendung geschafft. Die Innovationsfelder Künstliche Intelligenz und Blockchain konnten erfolgreich in der Clusterarbeit etabliert werden. Die Digitalwirtschaft und das Startup-Ökosystem sind ein zentraler Erfolgsfaktor des Wirtschaftsstandorts Berlin. Die Digitalbranche erwirtschaftete knapp 14 % des Berliner Wirtschaftswachstums der letzten sieben Jahre. Berlin zählt zu den Spitzenstandorten für Digital-Gründungen und für Deep Tech. Mehr als jede 10. deutsche Digital-Gründung erfolgt in Berlin 24 (11,4 %). Die Stärken der Berliner Startups liegen auf SaaS-Lösungen, Onlineplattformen, Künstlicher Intelligenz, Blockchain, FinTech und zunehmend auf Sharing Economy, Sustainable Solutions, Social und Impact Tech. Startups sind der am schnellsten wachsende Sektor und insgesamt der größte Arbeitgeber der Stadt. Jeder siebte neue Job in Berlin entsteht aktuell in der Digitalwirtschaft (Investitionsbank Berlin 2019). Hinzu kommen über 100 private und öffentliche Innovationslabore, Gründungszentren, Acceleratoren und Inkubatoren sowie ebenso viele Coworking Spaces, in denen Gründerinnen und Gründer, Kreative und Selbstständige ihre innovativen Geschäftsideen vorantreiben. Auswirkungen der COVID-19-Pandemie Die COVID-19-Pandemie beeinträchtigt alle Bereiche des Clusters IMK deutlich. Eher mild betroffen ist die IKT-Wirtschaft aufgrund ihres hohen Ausstattungsgrades an Home-Office-Arbeitsplätzen, aber auch aufgrund der durchschnittlich eher größeren Unternehmen. Vorrangig geht es diesen Unternehmen des Clusters aktuell um die Bereitstellung von Liquidität sowie ein Konjunkturprogramm, welches nach der COVID-19-Krise Anreize für Digitalisierungsprojekte schafft. Die Kreativ- und Medienwirtschaft hingegen, die 20 % der Berliner Wirtschaft ausmacht, ist aufgrund abgesagter Veranstaltungen, Messen, Konzerte, geschlossener Kinos, Clubs, Musikspielstätten, privater Museen und der dadurch wegbrechenden Umsätze und Werbeeinnahmen durch die COVID-19-Pandemie besonders betroffen. Im Cluster IMK arbeiten zudem rund 100.000 Soloselbstständige, die oftmals nicht über ausreichend finanzielle Rücklagen verfügen. Zur Abmilderung der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie haben Bund und Länder zahlreiche Soforthilfeprogramme (Zuschüsse sowie Darlehensprogramme) aufgelegt. Im Vergleich zum IKT-Bereich werden die Unternehmen der Kreativ- und Medienwirtschaft voraussichtlich länger brauchen, um das wirtschaftliche Niveau der Vor-COVID-19-Zeit wiederzuerlangen. Die hohe Digitalisierungsrate der Unternehmen des Clusters, die verstärkte Nachfrage nach digitalen Lösungen sowie die ausgeprägte Innovationskraft gibt den Unternehmen jedoch eine gute Perspektive, um eine zügige Verbesserung der erfolgten Umsatz- und Beschäftigungsrückgänge zu erzielen. Mit Förderwettbewerben wie dem Deep Tech Award oder dem Berliner Verlagspreis unterstützt die Wirtschaftsverwaltung im Rahmen der Landesinitiative Projekt Zukunft seit über zehn Jahren die digitale Transformation, kreative Vielfalt und clusterübergreifende Innovation. Inzwischen werden auch Handlungsfelder der globalen Nachhaltigkeitsstrategie bewusst adressiert. Diese Wettbewerbe fördern zukunftsweisende Lösungen aus Berlin bei Umsetzung, Wachstum und Vermark- III. Wirtschaft tung. Sie stärken Gründerinnen und Gründer ebenso wie den Berliner Mittelstand, ermöglichen den Aufbau wichtiger Allianzen zwischen Old und New Economy und forcieren den interdisziplinären Wissens- und Innovationstransfer. Mit Hilfe des Programms für Internationalisierung (PfI) des Landes (Förderung der Teilnahme an Messen, Ausstellungen, Kongressen, Börsen, Modenschauen und Showrooms) wird die Sichtbarkeit von Berliner Unternehmen im In- und Ausland gefördert. Die zahlreichen Gemeinschaftspräsentationen helfen, neue Märkte zu erschließen und zusätzliche Auftraggeber zu akquirieren. Erfolgreiche Beispiele dieser gemeinschaftlichen Messeauftritte reichen von Showrooms mit Berliner Modelabels bei der Paris Fashion Week bis hin zu Präsentationen bei der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas, dem Mobile World Congress (MWC) in Barcelona, dem Web Summit in Lissabon oder der gamescom und der dmexco in Köln. Wegen der COVID-19-bedingten Verbote von Präsenzveranstaltungen wurden erste Gemeinschaftspräsentationen in Digitalformate umgewandelt, u.a. bei den Online Marketing Rockstars (OMR) in Hamburg. Darüber hinaus werden im Rahmen des PfI internationale Vernetzungsaktivitäten gefördert, darunter auch ein länderübergreifendes Branchennetzwerk mit dem Fokus Games und interaktive Medien (games:net Berlin Europe), eines für Design- und Green-Tech-Unternehmen (Cooperation Network Berlin China) und eines im Bereich Deep Tech (Deep Tech Hub Polen & Russland). Insbesondere die „Leuchtturmveranstaltungen“ im Kreativund Medienbereich tragen zur medialen Sichtbarkeit der Hauptstadtregion bei, viele davon mit Förderung des Landes. Vor der Pandemie erreichte das Gallery Weekend rund 35.000 und die jährlich im September stattfindende Berlin Art Week über 100.000 Besucherinnen und Besucher, darunter eine große Zahl an Fachpublikum aus dem In- und Ausland. Zusätzlich war die Berlinale mit über 20.000 Besucherinnen und Besuchern auch 2020 ein Publikumsmagnet. Steigende Besucherzahlen verzeichneten auch Events der Games-Branche, darunter die E-Sport-Veranstaltungen u. a. in der Mercedes-Benz Arena. Zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie mussten viele Veranstaltungen im Zeitraum von März 2020 bis Sommer 2021 abgesagt oder verschoben werden, allen voran die Musikfestivals und Events der Clubszene, aber auch die gamesweekberlin, das Gallery Weekend, die re:publica oder das Tech Open Air. Manche Konferenzen fanden stattdessen als digitale Ausgabe statt (z.B. republica.tv), viele andere werden als Hybridformat mit analoger und digitaler Variante entwickelt. Um die Berliner Innovationskraft zu steigern, spielt auch die Unterstützung von Diversität und Frauen eine zentrale Rolle. Besonders wichtig ist dies in den männerdominierten Digital-, Tech- und Startup-Szenen, denn gemischte Teams sind für eine zukunftsfähige Wirtschaft unerlässlich. In Berlin sind rund 180 Fraueninitiativen aktiv, die sich allein im Cluster IMK für mehr weibliche Sichtbarkeit, Vernetzung, Empowerment und Professionalisierung einsetzen. Die Anzahl dieser Initiativen hat sich seit 2016 versechsfacht und deren Angebote haben sich deutlich ausdifferenziert: inzwischen existieren nicht mehr nur Netzwerke, Mentoring-Programme und Gründungszentren für Frauen, sondern auch frauenspezifische Coworking Spaces, Acceleratoren, Programmierschulen, Job-Börsen, Online-Magazine, Event-Plattformen, Wettbewerbe, Investmentangebote sowie Angebote mit spezifischem Branchenfokus, u. a. für Frauen in Musik, Mode, Blockchain oder Filmwirtschaft. Einige Initiativen beziehen mittlerweile auch weitere Diversitätsdimensionen ein und adressieren z. B. gezielt Frauen mit Migrationsbiografie, People of Color und LGBTQ*. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe setzte 2020/2021 verschiedene Formate zur Unterstützung von Gründerinnen, weiblichen Talenten und Führungsfrauen im Katrin Tobies Referentin Digitalwirtschaft, Startups, Women in Tech, Projekt Zukunft; Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe Leonie Moos Head of Program, Grace — Accelerate Female Entrepreneurship; ignore gravity GmbH „Gläserne Decken gehören zerschlagen! Deshalb unterstützen wir Gründerinnen, weibliche Fach- und Führungskräfte und machen die vielfältigen Frauen-Empowerment-Initiativen der Stadt sichtbar. Im Rahmen der Landesinitiative Projekt Zukunft stärken wir mit Wettbewerben, Studien, Kampagnen und Vernetzungen die Innovationskraft der gesamten Berliner Digital-, Medien- und Kreativwirtschaft.“ „Startups verändern als Mittelständler der nächsten Generation die Welt und seit vielen Jahren auch den Standort Berlin. Unser Ziel ist es, ein lebendiges Ecosystem für erfolgreiche Gründerinnen aktiv aufzubauen. Durch das Grace Accelerator Programm und unsere Veranstaltungsreihen empowern wir Frauen mit Gründungsambitionen und begleiten sie bei der Entwicklung und Umsetzung innovativer Ideen. Für mehr Diversität in der Startup-Welt!“ 25 III. Wirtschaft Cluster IMK um. So entstand eine Bestandsaufnahme, die die zahlreichen Initiativen für Female Empowerment, Female Leadership und Female Entrepreneurship in Berlin sichtbar macht (zu finden bei Projekt Zukunft und der Berlin Startup Map) — flankiert von einer Kommunikationskampagne. Es wurden Startup-Pitches und Vernetzungsformate für Frauen organisiert, z. B. beim Tech Open Air, female.vision Summit und Wear It Live, das internationale Austauschprojekt „Female Entrepreneurship in Berlin and India“ wurde fortgeführt und das Inkubationsförderprogramm Berlin Startup Stipendium um den expliziten Schwerpunkt „Women in Tech“ erweitert. Die Berliner Verlagsbranche zeichnet sich überwiegend durch kleine unabhängige Publikumsverlage aus, die anspruchsvolle Bücher herausbringen. Um die ambitionierte Arbeit dieser Verlage in besonderer Weise zu würdigen und die Verlagsvielfalt der Hauptstadt zu stärken, verleiht die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Kultur und Europa seit 2018 den Berliner Verlagspreis. Ausgezeichnet werden jeweils drei Verlage, die sich durch herausragende Programme und besondere Buchgestaltung vom Branchenmainstream absetzen; vergeben werden ein „Großer Berliner Verlagspreis“ und zwei „Berliner Verlagspreise“. Die Berliner Games-Industrie bietet mit rund 200 Games-Studios, Publishern, Dienstleistern, Verbänden und speziellen Ausbildungsstätten den vielfältigsten Games-Standort in Deutschland. Games-Unternehmen sind Innovationstreiber — nicht nur im Unterhaltungsbereich, sondern auch bei der Anwendung neuer Informationstechnik oder im Bereich Virtual Reality, User Experience/ Interface Design (UX/UI) und Data Analytics. Dementsprechend nutzt die Berliner Games-Branche zunehmend mehr die Wirtschafts- und Innovationsförderprogramme des Landes (u.a. GRW, VC Fonds, ProFIT, Innovationsassistent, GründungsBonus). Das Berliner Games-Ökosystem besteht aus hier gegründeten und neu hinzugezogenen Branchengrößen (u. a. die AAA-Studios Yager, King und Blue Byte/Ubisoft). Fest verankert ist eine stetig wachsende internationale Mobile-Games-Szene (Wooga, WARGAMING, BoomByte Games, Huuuge Games, Voodoo, Kolibri Games). Darüber hinaus ist die komplette Bandbreite an Dienstleistern (z.B. MoGi Group, etermax, paymentwall), spezialisierte Anwalts- und Steuerberaterkanzleien sowie PR-Agenturen (z.B. Freaks4You Gaming, INSTINCT3, visi.bi) vor Ort. Mit G2 ESPORTS eröffnete 2019 eines der weltweit führenden E-Sport-Teams sein neues Hauptquartier am Potsdamer Platz. Seit dem Frühjahr 2020 ist das neue E-Sport Zentrum „LVL“ am Checkpoint Charly fertiggestellt. Riot und StarLadder produzieren in zwei professionellen Studios die Livestreams für Top-E-Sport-Ligen. Sie gehören inzwischen ebenso zum E-Sport- und Gaming-Standort Berlin, wie arenafüllende Großevents. Bestens vernetzt wird die hiesige Games-Branche durch das games:net berlinbrandenburg, eine Initiative des media:net berlinbrandenburg e. V., welches 26 u. a. auch den gemeinsamen Länderauftritt von Berlin und Brandenburg auf der gamescom umsetzt. Die Standortmarketingkampagne gamescapital.berlin hat zum Ziel, den hiesigen Standort international bekannt zu machen. Für weitere internationale Sichtbarkeit und Vernetzung des gamescapital.berlin sorgt das neue länderübergreifende Netzwerk games:net Berlin Europe, dem Nachfolgeprojekt von BerlinBalticNordic.net. gefördert im Rahmen des Programms für Internationalisierung, wird der Fokus im Vergleich zum Vorgängerprojekt um vielversprechende Märkte in Zentral- und Süd-Europa erweitert. Die virtuelle Filmproduktion und Animationsbranche ist ebenfalls eine kreative, hochinnovative Industrie in Berlin. Durch die fast vollständige Digitalisierung aller Produktionsschritte — vom Dreh bis zur Postproduktion, durch Technologien wie die Greenscreens oder volumetrische Studios — hat auch die digitale Bildgestaltung am Computer ihren Einzug in die Filmproduktion gehalten. Dabei werden ähnliche Programme benutzt wie in der Games-Branche, um komplette virtuelle Welten zu Auswirkungen der COVID-19-Pandemie Das Jahr 2020 war für die Musikwirtschaft geprägt durch die Corona-Pandemie. Am stärksten betroffen sind die Teilbereiche Clubs und Veranstaltungen. Die lebendige Berliner Clubszene wurde mit dem ersten Lockdown komplett heruntergefahren, Öffnungsperspektiven sind nicht absehbar. Lediglich in den Sommermonaten war es Clubs mit Außenflächen möglich, diese für gastronomische Angebote zu öffnen. Gleiches gilt für den Veranstaltungsbereich mit seinen zahlreichen nachgeordneten Branchen, wie beispielhaft Künstlerinnen und Künstler, Management und Agenturen, Booking, TourCrews, Sicherheitspersonal, Technik uvm. Konzerte und Festivals fanden außerhalb der Lockdowns nur in klein­ stem Maße Open-Air statt, hier wurden die Bezirke aufgefordert, entsprechende Flächen zur Verfügung zu stellen. Im In-Door-Bereich war die Durchführung von Veranstaltungen aufgrund der Personenobergrenzen wirtschaftlich nicht tragfähig. Gegensteuerung erfolgt durch die Soforthilfeprogramme von Bund und Ländern, um die lebendige Musikszene in Berlin in ihrer bisherigen Form zu erhalten. Eine langfristig ausgerichtete Strategie zur Sicherung der Berliner Musikwirtschaft wird weitergeführt. So fand das von der Wirtschaftsverwaltung beauftragte international ausgerichtete Konferenz- und Workshop-Format MOST WANTED: MUSIC im digitalen Raum statt. Über dieses Programm hinaus unterstützte die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe Machbarkeitsstudien wie z.B. zur Bespielung von Pilotflächen sowie Clubs im Neubau, um perspektivisch eine ausreichende Anzahl an Cluborten zu haben. III. Wirtschaft gestalten. Das Land Berlin hat im August 2020 ein branchenspezifisches Förderprogramm gestartet, um genau diese Szene um Visual Effects (VFX), Computer Generated Imagery (CGI) und Animationen am Standort zu stärken. Das im November 2018 gestartete Schallschutzprogramm für Clubs und Musikspielstätten wurde weitergeführt. Übergeordnetes Ziel ist, die Berliner Clubkultur durch die Förderung von Lärmschutzmaßnahmen zu erhalten. Durch die Verdichtung der Innenstadt und die damit einhergehende Bebauung von Freiflächen kommt es zunehmend zu Konflikten zwischen Clubbetreibern und Anwohnern. Es gilt, die beiderseits schutzwürdigen Interessen in Einklang zu bringen. 2020 wurden rund 400.000 € an acht Unternehmen ausgereicht. Weitere acht Vorhaben (rd. 475.000 €) befinden sich in der Umsetzungsphase. 14 Anträge sind noch in Bearbeitung. Das Programm läuft vorerst bis Ende 2021, weitere Mittel in Höhe von 500.000 € wurden für den Doppelhaushalt 2022/23 beantragt. Deep Tech erzeugt im Sinne der Digitalisierung Innovationsprozesse. Daher ist das Technologiefeld Deep Tech für die wirtschaftliche Entwicklung Berlins und das Vorantreiben des digitalen Wandels in den traditionellen Branchen von wichtiger Bedeutung. Besonders stark ist die Hauptstadt in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Blockchain, Digital Security und Internet of Things. In Berlin sind 223 KI-Unternehmen ansässig, die einen Umsatz von fast 500 Mio. € erzielen; über 100 Startups gehören der Blockchain-Branche in Berlin an, über 250 Digital Security Unternehmen erwirtschaften einen Umsatz von 3 Mrd. € jährlich und 250 Startups in Berlin sind aus dem IoT Bereich. Berlin zählt daher berechtigterweise zu den führenden Deep Tech-Standorten in Deutschland. Mit der Kampagne DEEP TECH Berlin unterstützt die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe die technologischen Stärken Berlins in den Kompetenzfeldern Künstliche Intelligenz, Blockchain, Digital Security und Internet of Things. Auf der DEEP TECH-Kampagnenwebseite der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe finden Entscheiderinnen und Entscheider, Fachkräfte und Interessierte zentrale Informationen zu Innovationen, Unternehmen, Netzwerken und Branchenevents am Deep-Tech-Standort Berlin und zu dem jährlichen Highlight der Kampagne, dem Deep Tech Award. Der Preis wurde im Jahr 2020 bereits zum fünften Mal im Rahmen der Landesinitiative Projekt Zukunft und der Kampagne Deep Tech Berlin verliehen und durch die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe sowie den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanziert. Von den dreizehn Finalistinnen und Finalisten haben vier Unternehmen mit ihren Innovationen die Fachjury überzeugt und den Deep Tech Award 2020 in den Award Kategorien verliehen bekommen: • • • • Künstliche Intelligenz: Brighter AI Technologies GmbH Internet of Things: Augmented Robotics UG Blockchain: license.rocks Social Tech: Advosense GmbH Auch im Jahr 2021 wird der Deep Tech Award verliehen. Inspiriert von den digitalen Lösungen, die während der COVID-19-Pandemie entstanden sind, werden mit der neuen Kategorie „Social & Sustainable Tech“ Innovationen mit besonderem gesellschaftlichem, sozialem oder nachhaltigem Mehrwert prämiert. Betül Özdemir Bereich Digitalisierung, IKT, Open Data; Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe Henriette Litta Open Knowledge Foundation e.V. und Jurymitglied in der Kategorie Social/Sustainable Tech „Mit dem Deep Tech Award werden seit dem Jahr 2015 innovative Produkte und Lösungen auf Soft- und Hardwarebasis „made in Berlin“ prämiert. Auch zu Beginn der COVID-19-Pandemie-Zeit zeigte sich mit bis zu 45 Wettbewerbseinreichungen, dass gerade in Krisenzeiten innovative Deep Tech Lösungen entstehen. Es wurden viele Lösungen aus den Bereichen Künstliche Intelligenz, Internet der Dinge und Blockchain eingereicht, die uns im aktuellen Alltag mit den großen Herausforderungen einer Pandemie unterstützen.“ „In einer von Technologien durchdrungenen Gesellschaft nimmt der Umgang mit digitalen Prozessen und Anwendungen einen immer zentraleren Stellenwert ein. Als gemeinwohlorientierte Organisation, die das Ziel verfolgt, den Übergang in eine offene und inklusive Wissensgesellschaft aktiv zu gestalten, ist es mir ein Anliegen, gerade auch soziale Innovationen zu unterstützen. Umso wertvoller ist es daher, dass der Deep Tech Award nun schon zum zweiten Mal die Kategorie der sozialen Innovation berücksichtigt.“ 27 III. Wirtschaft Neben dem Preisgeld von jeweils 10.000 Euro pro Kategorie stehen auch viele immaterielle Preise wie zum Beispiel kostenfreie Mitgliedschaften von den Kooperationspartnern media:net berlinbrandenburg e.V., Berlin Partner für Wirtschaft & Technologie und dem SIBB e.V. zur Verfügung. Der Kooperationspartner German Accelerator stellt den Gewinnerinnen und Gewinnern des Deep Tech Awards ein „Fast-Track Ticket“ zur Verfügung, mit dem sie beim Mentoring Programm für den US- und Südostasienmarkt die erste Bewerbungsstufe überspringen können. Im Rahmen der Kampagne Deep Tech Berlin hat die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe im April 2021 eine mehrteilige Podcast-Serie „Let´s talk about Deep Tech“ gestartet. Jede Folge hat einen anderen Schwerpunkt, der mit den Kompetenzfeldern der Deep-Tech-Kampagne einhergeht: Künstliche Intelligenz, Blockchain, IoT / Industrie 4.0, Social Tech und Digital-Security. Ein Schwerpunktthema des Clusters ist das Technologiefeld Künstliche Intelligenz (KI). Das Berliner KI-Ökosystem ist durch eine große Bandbreite an Wissenschafts- und Forschungsinstituten, Startups, Forschungs-Labs und Acceleratoren sowie Inkubatoren geprägt. Rund 43 % der deutschen KI-Unternehmen sind in Berlin angesiedelt. Im Juni 2020 wurde die Studie „KI aus Anwendersicht“, die von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe gefördert wurde, veröffentlicht. Für den Report hat die Technologiestiftung Berlin (TSB) 29 Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft befragt, um den Status Quo zu ermitteln und zu beschreiben, was für den notwendigen Technologietransfer aus den Hochschulen und Startups der Stadt zu den kleinen und mittleren Unternehmen geschehen muss. Ein Ergebnis der Studie ist, dass Potenziale von KI für die Berliner Wirtschaft branchenspezifisch kommuniziert und Best Practice-Beispiele präsentiert werden müssen. Dies wird u.a. über die neu überarbeitete Plattform #KI_Berlin realisiert. Über die Website www.KI-Berlin.de informiert das Cluster über neue Entwicklungen und Ereignisse, präsentiert Best-Practice-Beispiele und gibt der KI-Community ein Gesicht. Ziel ist, Technologieunternehmen, Startups, Forschungseinrichtungen und Talente auf einer Plattform zu verbinden und Berlin als KI-Standort sichtbar zu machen und weiter zu stärken. In Kooperation mit Berlin Partner werden außerdem Antragswerkstätten organisiert, um interessierte Unternehmen und Forschungseinrichtungen über Förderprogramme zu informieren und zu beraten. Darüber hinaus soll mit dem Aufbau eines Berliner KI-HUBs ein zentraler Akteur für das Berliner KI-Ökosystem geschaffen werden. Ziele des HUBs sollen sein, die Berliner KI-Akteure besser zu vernetzen, eine höhere internationale Sichtbarkeit für den Berliner KI-Standort zu schaffen, einen „Experimentierraum“ für Wissenschaft und Wirtschaft zu schaffen, Anwendungsbeispiele für KI-Technologien zu präsentieren sowie die Beteiligung Berlins an wichtigen nationalen wie internationalen KI Initiativen und Programmen zu stärken. Der de:hub IoT wird durch ein heterogenes Konsortium von Unternehmen, Startups, Hochschuleinrichtungen und Company Buildern geführt und setzt sich zum Ziel, das Angebot, die Zugänglichkeit, den Nutzen und die Präsenz des Themenfeldes Internet of Things (IoT) zu verbessern und zu stärken. Das beinhaltet die Förderung innovativer Projekte, den Austausch zwischen Wirtschaft und Wissenschaft sowie die Vernetzung der IoT Akteure untereinander. Der de:hub IoT hat sich im Jahr 2020 rasant weiterentwickelt. Im August ist der IoT Hub Berlin in die Rechtsform eines Vereins übergegangen, dem IoT+ Network. Der Verein begann seine Arbeit mit einer öffentlichkeitswirksamen Kick-off Veranstal- Julia Gunnoltz Bereich Startup-Wirtschaft; Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe Nicole Büttner Co-Founder & CEO Merantix Labs „Berlin als Startup-Hub entwickelt sich weiterhin positiv. Die startup-map.berlin bietet eine Übersicht über die Treiber dieser Entwicklung und zeigt die Diversität der Berliner Startup-Szene — in Bezug auf Trends, Technologien, Gender Diversity und kulturelle Vielfalt. Aktuelle Ökosystem-Daten wie diese liefern wichtige Hinweise für die zukünftige Gestaltung der Berliner Startup-Landschaft.“ „Mit dem KI-Campus Berlin gibt es einen einzigartigen und kollaborativen Raum, um ein KI-Ökosystem zu fördern und zu entwickeln, um in Berlin zu wachsen. Berlin bringt Großkonzerne, Startups, Investoren und Wissenschaft zusammen und ist ein Ort für Deeptech-Talente und Startups um voranzukommen.“ 28 III. Wirtschaft tung am 11.11.2020. Seitdem ist die Zahl der Netzwerkmitglieder von 7 auf 15 gewachsen. Projektarbeit, Arbeitsgruppen und Veranstaltungsformate wurden etabliert. Einmal pro Monat findet das Format „IoT+ Coffee Break“ statt. Das digitale Format gibt regelmäßig einen kurzen Überblick zu relevanten IoT-bezogenen Themen. Zudem bietet der Verein Deep-Dive Formate für seine Mitglieder an, zum Beispiel zum Thema „Joint Development in IoT“. Neben den Mitgliederversammlungen wurden interne Austauschrunden etabliert, um die Vernetzung der Partner zu fördern. Der Hub kooperiert intensiv mit weiteren de:hubs, zum Bespiel im Rahmen der Veranstaltung „XR in Industry“ mit dem Hub aus Stuttgart und Potsdam oder im Rahmen von „Sync — Sovereignty Event“ mit dem Hub aus Dresden. Darüber hinaus ist das IoT+ Network bei Messen und Kongressen mit Fachbeiträgen, wie den Digitalen Außenwirtschaftstagen des BMWi, vertreten. Auch der Deep Tech Award wird durch IoT+ unterstützt und beworben. Ein Förderprojekt „IoT Scholarship“, in Zusammenarbeit zwischen MotionLab und der CODE University sowie die Beauftragung einer Studie „IoT in Berlin“ wurden im April beantragt. Das Branchennetzwerk BerChain e.V. listet mehr als 100 Berliner Unternehmen auf, die sich als Entwickler bzw. Anbieter mit der Blockchain-Technologie befassen. Viele Anlaufstellen bieten Auskünfte und einen ersten Zugang zu Investoren, Acceleratoren, Event- und Coworking-Spaces. Die zahlreichen regional ansässigen Blockchain-Unternehmen befassen sich zu großen Teilen mit der Entwicklung von Blockchain-Infrastrukturen, also den zugrunde liegenden Technologien und Logiken, auf denen eine Blockchain-Anwendung abgebildet werden kann. Im März 2021 wurde das IT-Dienstleistungszentrum Berlin (ITDZ), der zentrale Berliner IT-Dienstleister, Mitglied der Genossenschaft govdigital e.G. Das ITDZ beteiligt sich damit aktiv am Verbund von derzeit 16 öffentlichen IT-Unternehmen. Die govdigital wurde im Dezember 2019 gegründet und ist eine bundesweite Genossenschaft zur Integration innovativer IT-Lösungen im öffentlichen Sektor. Ein Ziel ist die gemeinsame Entwicklung und Bereitstellung einer sicheren und zuverlässigen Blockchain-Infrastruktur für öffentliche Einrichtungen in Deutschland. Das ITDZ Berlin wird hierzu einen Blockchain-Knoten für das Land Berlin planen und perspektivisch im Netzwerk der govdigital betreiben. Erste Pilotvorhaben in der Berliner Verwaltung sind bereits angestoßen. Als zentrales Leuchtturmprojekt im Land Berlin wurde die Digitalisierung von Schulzeugnissen mithilfe der Blockchain-Technologie initiiert. In 2022 sollen Berliner Schülerinnen und Schüler ihre Schulzeugnisse auch — fälschungssicher in der Blockchain hinterlegt — in digitaler Fassung erhalten. Im Rahmen des BMWi-Wettbewerbs „Sichere Digitale Identitäten“ nehmen die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe als assoziierter Partner und Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie als Unterauftragnehmer der TU Berlin am Konsortium IDUnion teil. Das Ziel des Konsortiums ist der Aufbau eines offenen, weltweit nutzbaren Ökosystems für die dezentrale Identitätsverwaltung, das sich an europäischen Werten und Regularien orientiert. Als Sitz von Regierung und Parlament und als Metropole mit sensiblen Verkehrs- und Kommunikationsnetzen benötigt Berlin innovative Sicherheitskonzepte. Daher verfolgt die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe das Themenfeld Cyber- bzw. Digital Security bereits seit über 20 Jahren. Berlin-Brandenburg gehört mittlerweile zu den leistungsfähigsten Regionen in Deutschland und Europa. Das Land Berlin hat es sich zum Ziel gesetzt, eine Digitalisierungsstrategie auf Basis von Nachhaltigkeit, Teilhabe und wirtschaftlicher Entwicklung zu erarbeiten. Es gilt, die Lücke zwischen hochdigitalisierten Bereichen und noch vorwiegend analog strukturierten Sektoren zu schließen. Mit der Digitalisierungsstrategie soll ein zukunftsgerichteter Rahmen geschaffen werden, der alle bestehenden digitalisierungsbezogenen Programme und Strategien des Landes Berlin mit einbezieht. Ein erster Meilenstein wurde im Jahr 2020 erreicht. Das öffentlich einsehbare Grünbuch stellt die strategischen Herausforderungen für das Land Berlin im Hinblick auf die digitale Transformation dar, benennt bestehende Stärken und führt Handlungsbedarfe auf. Es schafft die Grundlage für eine fruchtbare Debatte und ermöglicht damit einen breiten gesellschaftlichen Beteiligungs- und Diskussionsprozess. Auf Basis des Grünbuchs wird mit der Beteiligung der Stadtgesellschaft ein Weißbuchprozess gestartet. Hier werden die Handlungsbedarfe aus dem Grünbuch und die Erkenntnisse aus dem Partizipationsprozess in konkrete Ziele und Maßnahmen für Berlin überführt. Zudem werden die verantwortlichen Akteure definiert, die die beschlossenen Maßnahmen umsetzen sollen. Eine zweite Säule zur Unterstützung und Beschleunigung der digitalen Transformation bildet die vom Land Berlin geförderte und finanzierte DAB Digitalagentur Berlin GmbH, die im ersten Halbjahr 2020 gegründet wurde. Als zentrale Koordinierungsstelle unterstützt sie Berliner Unternehmen in allen Phasen der Digitalisierung und bietet eine agile, prozessorientiere Beratung. In enger Kooperation mit Netzwerkpartnerinnen und –partnern der Stadt, wie z.B. den Kammern und Verbänden, sollen zielgruppengerechte Formate entwickelt werden. Darüber hinaus soll die Lücke zwischen digitalen Entrepreneuren, Forschung und den Berliner Unternehmen verringert werden. Die Breitbandversorgung ist mittlerweile einer der entscheidenden Standortfaktoren, der über die Ansiedlung von Unternehmen, Forschungs- und Entwicklungszentren sowie die Gewinnung von Fachkräften entscheidet. Berlin steht dabei in einem starken nationalen und internationalen Wettbewerb. Mit dem Berliner Breitband-Portal hat das Land Berlin in Kooperation mit der Industrie- und Handelskammer zu Berlin (IHK) ein Instrument geschaffen, das Bedarfsträger und ausbauende Telekommunikationsunternehmen zusammenbringt 29 III. Wirtschaft Smart City Modellprojekte cken zu schließen oder langfristig ihre Ausbaustrategien an den Bedarfsmeldungen auszurichten. Mit der Bewilligung des Förderantrags „Smart City Modellprojekte“ durch das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) im Jahr 2020 wird die Smart City Berlin einen deutlichen Entwicklungsschub erhalten. Bis 2027 stehen dem Land Berlin damit Fördermittel in Höhe von 17,5 Mio. € für die Entwicklung einer neuen Smart City Strategie und die Umsetzung ausgewählter Vorhaben zur Verfügung. Bisher ist der Ausbau von Breitbandnetzen in Berlin nahezu ausschließlich marktgetrieben bewerkstelligt worden. Für eine mittelfristig notwendige und zukunftssichere sowie nachhaltige Versorgung mit gigabitfähigen Anschlüssen bis zu den Gebäuden, bestehen absehbar erhebliche Ausbaunotwendigkeiten, die nur durch die Aufrüstung der bestehenden Netze und Neuinvestitionen vor allem im Endanschlussbereich auf Basis von Glasfaser-Infrastrukturen geschlossen werden können (FTTB). Da Digitalisierung und Smart City thematisch eng beieinander liegen, werden die aktuell parallel laufenden Prozesse zur Erarbeitung der Digitalisierungsstrategie unter Federführung der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe eng mit denen der Smart City-Strategie unter Federführung der Senatskanzlei verzahnt und von beiden Häusern eng begleitet, um Synergien und Erkenntnisse gemeinsam zum Vorteil beider Strategieprozesse nutzen zu können. Im Juni 2021 hat der Berliner Senat eine von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe eingebrachte „Gigabit-Strategie“ verabschiedet, mithilfe derer ein übergeordneter gemeinsamer Handlungsrahmen mit entsprechenden Zielmarken festgelegt wird. Auf der Grundlage eines abgestimmten Zielbildes sowie gemeinsamer Umsetzungsmechanismen sollen die Aktivitäten der Berliner Akteurinnen und Akteure langfristig koordiniert und Ausbauhemmnisse systematisch reduzieren werden. Aktuell ist die 1. Partizipationsphase zur Neuerarbeitung der Smart City Strategie gestartet, in der der strategische Rahmen bezüglich Leitgedanken und Zielsetzungen der künftigen SC-Strategie gesetzt werden soll. Dazu leistet auch das Netzwerk Smart City Berlin mit seiner Fachexpertise und den rund 150 Mitgliedern seinen Beitrag. Die zielgenaue Verbesserung des bereits heute schon sehr guten LTE-Mobilfunkausbaus sowie der 5G-Mobilfunkausbau sichern dem Land Berlin eine zukunftsträchtige Infrastruktur. Der 5G-Mobilfunkausbau erfolgt schneller als zum Zeitpunkt der Vergabe der 5G-Frequenzen 2019 angenommen. So hatte die Deutsche Telekom schon Mitte 2020 ca. 30 % der Fläche Berlins abgedeckt und Telefonica hat im Jahr 2020 mehrere hundert 5G-Stationen in Betrieb genommen und kündigt 5G „ab 2021 in ganz Berlin“ an. Die Entwicklung ist hier dynamisch und wird von den Netzbetreibern auf deren Web-Seiten aktuell dargestellt. Eine weitere Aktivität der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe ist in diesem Jahr die Unterstützung des EU-Projekts AI4Cities (2020-2022). Im Rahmen dieses Projekts laden sechs europäische Städte (Helsinki, Amsterdam, Kopenhagen, Region Paris, Stavanger und Tallinn) internationale Lieferanten ein, KI-Lösungen für Mobilitäts- und Energieprobleme zu entwickeln, die zur CO2-Reduzierung beitragen und somit einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der städtischen Klimaziele leisten. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe engagiert sich in diesem Projekt als sogenannte „preferred city“. Die Stadt nutzt die Möglichkeit zum Knowhow-Transfer für z. B. den Wissensaufbau für innovationsfreundliches Verwaltungshandeln und den Einsatz neuer Technologien. Auch bietet das Projekt dem Berliner Ökosystem aus innovativen KMU und Startups die Chance, ihre Produkte und Dienstleistungen international bekannt zu machen. und eine Nachfragebündelung für einen unmittelbaren Blick auf die tatsächlichen Bedarfe ermöglicht. Die Plattform richtet sich vor allem an Wirtschaftsunternehmen, aber auch an Bürgerinnen und Bürger im Land Berlin, die einen Breitbandbedarf melden wollen. Nach einem Jahr, seit Start des Portals, liegen rund 1500 Bedarfsmeldungen vor. 13 Provider sind auf dem Portal aktiv und nutzen die Meldungen, um direkt Breitbandlösungen anzubieten und so kurzfristig Versorgungslü- 30 Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe hat Maßnahmen zur Unterstützung des privatwirtschaftlichen Mobilfunkausbaus definiert und setzt diese konsequent um. Eine Maßnahme ist die Ergänzung/Erweiterung der digitalen Verfahren für Zustimmungen/Genehmigungen, welche für die Verlegung von Telekommunikationslinien und Errichtung von Mobilfunkstandorten erforderlich sind. Zur Unterstützung der fachlich zuständigen Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz (SenUVK) wurden Dienstleister beauftragt. Die Dienstleister werden in Abstimmung mit SenUVK ausgesteuert und den Bezirken wurden (und werden) Finanzmittel für die benötigte IT-Ausstattung bereitgestellt. Um den kontinuierlich steigenden Bedarf an Mobilfunkkapazität zu decken, werden zunehmend Mobilfunkstationen mit geringer Reichweite, s.g. Kleinzellen (Small Cells), eingesetzt. Kleinzellen werden bereits im LTE-Mobilfunknetz eingesetzt und dienen der Kapazitätserhöhung an Orten mit hoher Nutzerzahl, wie Veranstaltungsorten oder belebten Plätzen. Die Antennen der Kleinzellen sind oft an geeigneten Trägerstrukturen, wie Lichtmasten angebracht. So rüstet z.B. die Deutsche Telekom gegenwärtig 200 Litfaßsäulen der Firma ILG-Außenwerbung mit LTE-Kleinzellen aus. III. Wirtschaft Im Projekt „Stadtbildkonforme Aufbauvariante Kleinzelle“ (staBAK) wurden Systemgehäuse für Kleinzellen entwickelt, welche sich optimal in das Stadtbild einfügen und idealerweise einen Zusatznutzen bieten. Diese werden in einem realen Testfeld erprobt. Parallel dazu erfolgt die Klärung der rechtlichen, organisatorischen und technischen Rahmenbedingungen, um mittels eines standardisierten Vorgehens die Errichtung von Kleinzellenstandorten stark zu vereinfachen. Der Technologiepark Adlershof hat die erste 5G-Campuslizenz am 20.02.2020 zugeteilt bekommen und arbeitet gegenwärtig an der Errichtung des Netzwerks. Die Akzeptanz des Mobilfunks wird mit der Erstellung und öffentlichen Bereitstellung der umfangreichen Berliner Handreichung „Mobilfunk unter Berücksichtigung des Immissionsschutzes“ befördert. Dafür wurden auf Messungen der elektromagnetischen Felder (EMF) von Mobilfunkstationen (Dach- und Maststandorte sowie ein Kleinzellenstandort) durch Spezialisten der TU Ilmenau beauftragt. Ergebnisse der Messberichte wurden auch in der Berliner Handreichung zur verständlichen Darstellung des Themas genutzt. Open Data sind ein wesentlicher Aspekt unseres digitalen Datenzeitalters. Das zeigt sich insbesondere darin, dass Berlin mittlerweile im nationalen Vergleich die Nummer Eins bei getätigten Investitionen in datenbasierte Startups geworden ist. Das Land Berlin hat in 2021 unterstützende Rahmenbedingungen für die weitere Öffnung und Nutzung von Verwaltungsdaten durch die Open Data-Verordnung entwickelt, die am 1. Januar 2021 in Kraft getreten ist. Ab diesem Zeitpunkt ist die Veröffentlichung von nicht-personenbezogenen Daten der Verwaltung, die in maschinenlesbaren Formaten darstellbar sind, auf dem Open Data-Portal des Landes Berlin verpflichtend geworden. Um die Veröffentlichung von großen Datenmengen zu fördern, die in den über 300 IT-Fachverfahren des Landes Berlin bevorratet werden, hat die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe die Initiative „Anbindung der IT-Fachverfahren an das Open Data-Portal mit API-Schnittstellen“ gemeinsam mit der Unterstützung der Open Data-Informationsstelle koordiniert. Ziel der Initiative ist es, IT-Fachverfahren, die möglicherweise veröffentlichungspflichtige Daten beinhalten, zu identifizieren und den Kontakt mit den Fachverfahrensverantwortlichen aufzunehmen, um Bedarfe bei der Bereitstellung zu ermitteln und gegebenenfalls konkrete Unterstützung anzubieten. Im Jahr 2021 feiert das jährliche Klassentreffen Berlin Open Data Day — BODDy — zehnjähriges Jubiläum und wird am 25. August 2021 im Alice Rooftop & Garden als Hybridveranstaltung vor Ort stattfinden und live übertragen. Das Konferenzprogramm reicht von Vorträgen zu Best Practices in der Anwendung von Open Data der Verwaltung aus den Bereichen Bildung, Klima, Energie, Mobilität bis zu aktuellen Lösun- gen der Community, die in der Corona Pandemie auf Datenbasis des Open Data Portals entstanden sind. Im Februar 2020 fand der 4. Open Data Lunch mit ca. 40 Teilnehmenden aus verschiedenen Verwaltungseinheiten statt. Neben dem Networking standen Vorträge aus den Themenbereichen Dateninventur, die Bereitstellung und Visualisierung von Geodaten mit ArcGIS und die Vorstellung des Open Data Handbuchs im Fokus. Damit die Berliner Verwaltung bei der Umsetzung der Open Data Verordnung unterstützt wird, hat die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe die Open Data Informationsstelle (ODIS) — angesiedelt bei der Technologiestiftung Berlin — mit einer Zuwendung für die weiteren Jahre gefördert. Die Open Data Informationsstelle steht der Verwaltung auf Nachfrage für Beratungen zur Verfügung, um Dateninventuren zur Identifikation von Datensätzen durchzuführen oder bei der Anwendungen und Lösungen mit Open Data Open Data-basierte Anwendungen sind ein wichtiger Teil der Open Data Berlin Strategie; sie kommunizieren den Nutzen von Open Data und geben für die Verwaltungen Anreize zur Bereitstellung weiterer Datensätze. Im Laufe des Jahres 2020 wurden verschiedene Anwendungen aus Verwaltungsdaten exemplarisch entwickelt: Berliner Gehwegbreiten Zusammen mit der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, der IHK Berlin und dem DEHOGA Berlin wurde ein Datensatz zu Geschäften, die für ihre Waren Liefer- und Abholdienste anboten, erhoben und veröffentlicht. Im Mai 2020 wurde zudem eine Visualisierung von Gehwegbreiten veröffentlicht, um aufzuzeigen, wo ein Mindestabstand von 1,5 m für Fußgänger schwer einzuhalten ist und entsprechende Maßnahmen zur Abhilfe getroffen werden sollten. Prüftool für Geodaten Im Rahmen des Projektes „Koordinierung bezirklicher Geodaten“ wurde ein Online-Tool konzipiert, mit dem bestimmte Geodatensätze vor ihrer Bereitstellung auf die Einhaltung einer vorgegebenen Datenstruktur und auf die Datenqualität überprüfbar sind. Wahlbezirke-Editor Ein webbasierter Prototyp wurde mit dem Wahlamt Tempelhof-Schöneberg entwickelt, der es ermöglicht, Wahlbezirke mithilfe eines Algorithmus und eine Nutzeroberfläche anzupassen, um eine möglichst gleiche Verteilung von wahlberechtigten Einwohnerinnen und Einwohnern auf die Wahlbezirke zu erreichen. Für 2021 wird ermittelt, welche Bedarfe an dieses Tool in den anderen Bezirken bestehen und ob eine Weiterentwicklung stattfinden sollte. 31 III. Wirtschaft automatischen Veröffentlichung von Daten mit Hilfe von API Schnittstellen zu unterstützen. Seit Mai 2020 ist das Land Berlin dem Verbundforschungsprojekt „Urban Data Partnership“(UDP) mit der Tegel Projekt GmbH und der Fraunhofer Morgenstadt Initiative beigetreten. Im Rahmen der UDP wurden verschiedene Geschäftsmodelle und Smart City Anwendungen, die mit offenen Daten der Städte entstehen können, erprobt. Berlin hat sich mit dem Anwendungsfall der Tegel Projekt GmbH „Multifunktionsmasten“ und einem Erfahrungsbericht zum „Potenzial der Monetarisierung von Daten“ an dem Austausch der Städte, die erfolgreich Open Data anwenden, beteiligt. Neben der Öffnung von Verwaltungsdaten gehört auch die Förderung von Ideenwettbewerben mit den Verwaltungsdaten zu den wichtigen Säulen der Open Data Berlin Strategie. Da- 32 her werden jährlich zwei Hackathons mit der Open Data Community zu den wichtigen Herausforderungen der Stadtgesellschaft durchgeführt. Im Januar 2021 wurde ein Berlin WaterHackathon in Kooperation mit dem Einstein Center Digital Future durchgeführt. Die Studentinnen und Studenten sowie Hackerinnen und Hacker haben mit offenen Daten aus dem Wasserportal der Berliner Verwaltung intelligente Lösungen für die Herausforderungen und die Zukunftssicherheit des Berliner Wasser-Ökosystems entwickelt. Im August 2021 beteiligt sich Open Data Berlin mit offenen Daten der Verwaltung an dem jugendhackt Hackathon der OKFN e.V. und mediale pfade.org — Verein für Medienbildung e.V. III. Wirtschaft III.1.3 Cluster Verkehr, Mobilität und Logistik • • • 109.950 Beschäftigte in Berlin (Hauptstadtregion: 225.180) 9.613 Unternehmen in Berlin (Hauptstadtregion: 18.238) 17,39 Mrd. Euro Umsatz in Berlin (Hauptstadtregion: 33,74 Mrd. Euro) Verkehr, Mobilität und Logistik sind Grundbedürfnisse der modernen Gesellschaft und wesentliche Treiber, Katalysatoren und Profiteure von Innovation und Wachstum. Zukunftsfähige Konzepte und Systeme zur Sicherstellung der Mobilität von Personen und Gütern müssen sich dabei stets an den großen gesellschaftlichen Herausforderungen wie Klima- und Gesundheitsschutz, Ressourcenschonung und Urbanisierung messen lassen. Auswirkungen der COVID-19-Pandemie Auch die Hauptstadtregion ist seit Februar 2020 von der Pandemie betroffen. Die seitdem gemachten Erfahrungen zeigen, dass Verkehr, Mobilität und besonders Logistik Schlüsselrollen für die Aufrechterhaltung wichtiger Abläufe und Dienstleistungen einnehmen. Neben der Sicherung und Stärkung der regionalen Wertschöpfung besitzt dabei die Sicherstellung eines möglichst bidirektional ungehinderten Warenverkehrs und der Aufrechterhaltung eines nachhaltigen Personenverkehrs große Bedeutung. Die Betroffenheit der Branchen, die sich unter dem Dach des Clusters Verkehr, Mobilität und Logistik versammeln, ist dabei unterschiedlich. Der seit Monaten sehr stark eingeschränkte Luftverkehr hat erhebliche Rückwirkungen auf Industrie und Zulieferer zur Folge. Die Automobilindustrie muss den Transformationsprozess in der Antriebstechnik bewältigen. Für das Cluster insgesamt gilt: Zur nachhaltigen Krisenbewältigung werden technologische und geschäftliche Innovationen entscheidende Rollen für die Mobilitäts- und Logistiksysteme der Zukunft spielen. Ein dafür wesentlicher Aspekt ist die Notwendigkeit zur Integration der Verkehrsträger mit ihren jeweiligen Stärken und Schwächen in Gesamtkonzepten von Verkehr, Mobilität und Logistik, aber auch in sich weiterentwickelnde gesellschaftliche Verabredungen. Mit dem seit August 2020 vorliegenden, aktualisierten Masterplan des Clusters Verkehr, Mobilität und Logistik, an dem eine Vielzahl von Akteuren aus der Hauptstadtregion und darüber hinaus mitgewirkt haben, wird dies mit Nachdruck bestätigt. Die benannten Innovationsfelder — Verkehrs- und Mobilitätsmanagement, Automatisierung und Vernetzung, Digitale Produktion, Fahrzeug- und Flugzeugkonzepte sowie Emerging Technologies — verstehen sich von vornherein ebenso verkehrsträgerübergreifend wie die direkt als Cross-Cluster bezeichneten Innovationsfelder IT-Technologien, Erneuerbare Energien und Safety & Security. Diese — neben den nach klassischen Verkehrsträgern — zusätzliche Betrachtung erleichtert die Schaffung von Synergieeffekten und die Skalierung von Innovationen über klassische Branchengrenzen hinweg. Der Anspruch des Clusters, die Etablierung und Stärkung der Region Berlin-Brandenburg als einen der international führenden Standorte für zukunftsorientierte, nachhaltige Mobilität, wird damit unterstrichen. ÖPNV und Pandemie-Resilienz Die Pandemie-Situation stellt den ÖPNV-Sektor vor besondere Herausforderungen. Geltende Corona-Abstandsregeln und zu beobachtende Zurückhaltung bei bisherigen Kundinnen und Kunden beeinflussen den wirtschaftlichen Betrieb des ÖPNV. Technische und organisatorische Maßnahmen können helfen, die Situation zu verbessern. Hieraus ergeben sich eine Reihe von Ansatzpunkten für innovative Lösungen von Akteuren aus Wirtschaft und Wissenschaft der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg. Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg und das Clustermanagement organisieren den Dialogprozess mit einem regelmäßigen Round Table der betroffenen Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltungen und Verbänden. Das Ziel sind neue Kooperationen und Verbundprojekte zur Erhöhung der Pandemie-Resilienz in Fahrzeugen und Anlagen des öffentlichen Verkehrs der Hauptstadtregion. Zum Themenspektrum zählen z. B. die Bewertung biozider Oberflächen, neue Be- und Entlüftungstechnologien zur Verhinderung der Aerosolausbreitung sowie technische und organisatorische Ansätze zur Verstetigung von Passagierströmen. Diese neue Initiative ist ein gutes Beispiel für „Cross-Cluster“-Kooperation: Verkehr, Mobilität und Logistik arbeitet hier eng mit der Gesundheitswirtschaft zusammen. Fahrzeuge, Flugzeuge und Schiffe müssen sich zukünftig möglichst emissionsarm fortbewegen. Dazu können insbesondere die elektrischen und hybrid-elektrischen Antriebssysteme einen wesentlichen Beitrag leisten. Dabei wird in der post-fossilen Zukunft die Energieversorgung dieser Antriebseinheiten von der Fahrzeugart, der zu bewegenden Gütermenge/Personenzahl und dem Verkehrsweg abhängig sein. Insofern fallen die Lösungen unterschiedlich aus und neue Klassen an Fahrzeugen gewinnen an Bedeutung. Innerhalb des für Berlin besonders wichtigen Startup-Ökosystems bildet sich eine wachsende Community an Mobility-Startups heraus, die neben Software- auch Hardwarelösungen entwickelt. In den auf nachhaltige Mobilität spezialisierten Startup-Hubs wie The Drivery und MotionLab finden diese jungen Unternehmen maßgeschneiderte Einrichtungen und das passende Kooperationsumfeld vor. Gerade in den Bereichen Ladeinfrastruktur, 33 III. Wirtschaft Leichtfahrzeuge für Letzte-Meile-Logistik und Sensorik für das automatisierte Fahren erarbeiten Mobility Startups in Berlin derzeit interessante Lösungen für urbane Räume. Beim Zusammenwirken zur Sektorenkopplung und nachhaltigen Wasserstoffwirtschaft mit den Clustern Energietechnik und IKT, Medien und Kreativwirtschaft steht die Nutzung in der Mobilität im Fokus. Das Themenspektrum reicht von der Energiebereitstellung aus regenerativen Quellen, über die Speicherung bis zu Intelligenten Lade- und Betankungsinfrastruktu- Förderprogramme für einen nachhaltigen und sicheren Wirtschaftsverkehr in Berlin „Wirtschaftsnahe Elektromobilität“ — WELMO Mit dem Förderprogramm WELMO bietet die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe kleinen und mittleren Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft Anreize, auf elektrisch betriebene Fahrzeuge umzusteigen. Seit 2018 unterstützt das Land Berlin mit dem Förderprogramm die Beschaffung und das Leasing von gewerblich genutzten, elektrisch betriebenen Fahrzeugen sowie die Errichtung von Ladeinfrastruktur im gewerblichen Umfeld. Im Fokus der Fahrzeug-Förderung stehen Nutzfahrzeuge, Klein- und Leichtfahrzeuge sowie motorisierte Zweiräder mit reinem Batteriebetrieb, mit Brennstoffzellenantrieb und Plug-In-Hybridantrieb. Ein weiterer Teil der Förderung umfasst ein Beratungsangebot zu den Schwerpunktthemen Fahrzeuge, Betriebliches Mobilitätsmanagement und Ladeinfrastruktur. Zudem wurde das Förderprogramm um ein Jahr bis 31.12.2021 verlängert. Bis April 2021 wurden insgesamt über 4.300 Anträge gestellt, gefördert wurden bisher rund 3.700 E-Fahrzeuge und knapp 400 Ladepunkte. Abbiegeassistent Das im Dezember 2020 gestartete Förderprogramm „Abbiegeassistent Berlin“ unterstützt in Berlin tätige Unternehmen sowie freiberuflich oder gemeinnützig Tätige, welche in Berlin Lkw betreiben, durch eine freiwillige Nachrüstung ihrer Bestandsfahrzeuge mit Abbiegeassistenzsystemen dabei, Unfällen mit Lkw-Beteiligung vorzubeugen. Gefördert werden die Anschaffung und der Einbau von Abbiegeassistenzsystemen in Lkws ab einer zulässigen Gesamtmasse von 3,5 Tonnen. Förderfähig sind sämtliche Systeme, die über eine Allgemeine Betriebserlaubnis des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) verfügen, die Förderhöhe beträgt bis zu 1.500 € der Anschaffungs- und Einbaukosten je System. Damit schafft die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe einen starken finanziellen Anreiz, die Nachrüstung der Fahrzeuge vorzunehmen und die Durchdringung des Fahrzeugbestands mit Abbiegeassistenzsystemen zu beschleunigen. 34 ren und den bedarfsgerechten Mobilitätskonzepten zwischen Stadt und Land mit nachhaltigen Energieträgern. Die Identifizierung relevanter Cross-Cluster-Innovationsfelder im Masterplan zeigt deren besondere Bedeutung für die Zukunft der Mobilität. So forciert die Digitalisierung unter Nutzung moderner IT-Technologien den Wandel der Mobilität in mehrfacher Hinsicht. Nicht nur physisch, z.B. durch IoT-gestützte Produktion oder KI-gestützte Tourenplanung zur Optimierung von Fahrtenplanungen, sondern auch virtuell durch die intelligente Auswahl der jeweils am besten geeigneten Mobilitätsform anhand von Nachhaltigkeits- und Effizienzkriterien. Bedarfe können nach den aktuellen Erfordernissen — wie sie z. B. durch eine Pandemie hervorgerufen werden — situationsgerecht mit Angeboten bedient werden. Eine für die Akteure der Region fortwährend sehr wichtige Rolle für die Bewertung und das Ausrollen neuer Technologien und Geschäftsmodelle der Mobilität spielen Testfelder und Reallabore, die neben der Praxiserprobung und der Optimierung auch der Weiterentwicklung des jeweiligen Rechtsrahmens dienen. Nicht zuletzt aufgrund der internationalen Ausstrahlung der Stadt, hat sich Berlin zu einem attraktiven Standort für Reallabore der Mobilität entwickelt, z. B. für autonomes und vernetztes Fahren. Gute Beispiele hierfür sind das 2020 gestartete Projekt „Shuttles & Co.“ oder das Anfang 2021 gestartete Projekt „BeIntelligent“, bei denen jeweils Konsortien aus Wirtschaft und Wissenschaft die Randbedingungen für den Einsatz von autonom fahrenden Fahrzeugen unter reali- Für Zukunftsinvestitionen der Fahrzeughersteller und der Zulieferindustrie mit Schwerpunkt in der Automobil- und Schienenverkehrstechnik wurde vom BMWi für die Jahre 2021-2024 das Bonus-Programm Zukunftsinvestitionen für Fahrzeughersteller und Zulieferindustrie — Programm zur Umsetzung von Ziffer 35c im Rahmen des Konjunkturpakets der Bundesregierung — aufgelegt. Es dient der Förderung von Investitionen in neue Technologien, Verfahren und Anlagen. Forschung und Entwicklung für transformationsrelevante Innovationen und neue regionale Innovationscluster vor allem der Zulieferindustrie werden in den Jahren mit insgesamt rund 1,5 Mrd. € gefördert. Das Förderkonzept sieht drei Förderschwerpunkte, als Module bezeichnet, vor: (a) Produktion — Modernisierung der Produktion als Schub für Produktivität und Resilienz, (b) Produkte — Neue innovative Produkte als Schlüssel für Fahrzeuge und Mobilität der Zukunft und (c) Innovationscluster — Gemeinsame Lösungen finden, regionale Innovationscluster aufbauen. Das Clustermanagement bietet Informations- und Vernetzungsveranstaltungen zu diesem Bundesprogramm an und unterstützt interessierte Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus der Hauptstadtregion bei der Themen- und Projekt- sowie Konsortienfindung. III. Wirtschaft Oliver Ulrich Bereich Neue Mobilität; Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe Benedikt Sperling-Zikesch Managing Director DACH & Eastern Europe; EasyMile GmbH „Das Land Berlin hat in den letzten Jahren erfolgreich diverse Pilotprojekte im Bereich des hoch-automatisierten und vernetzten Fahrens unterstützt und gefördert. Die „See-Meile“ in Reinickendorf war dabei zweifelsohne ein Meilenstein: nicht nur weil es nach wie vor eine große technische Herausforderung ist solche Fahrzeuge im öffentlichen Raum einzusetzen, sondern auch weil wir in Sachen Genehmigungsverfahren Neuland betreten haben. Die Zusammenarbeit zwischen den Berliner Verwaltungen und mit EasyMile als Technologieanbieter war beispielhaft und zeigt die Bedeutung Berlins als Innovationsstandort für neue Mobilitätskonzepte und -technologien.“ „Mithilfe der Förderung der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe konnten wir erstmals ein hoch-automatisiert fahrendes Shuttle im Großstadtverkehr und damit unter realen Bedingungen über einen längeren Zeitraum erproben. Wir haben mit dem Projekt „See-Meile“ viel über den Einsatz dieser Technologie und den Betrieb auf der letzten Meile gelernt und fast 16.000 Fahrgäste befördert. Das Projekt war insgesamt ein großer Erfolg und wir freuen uns, dass wir in Zusammenarbeit mit der BVG ein Folgeprojekt und damit ein weitergehendes Angebot aufsetzen konnten.“ tätsnahen Bedingungen erproben und unmittelbar auf den Erkenntnissen von Berliner Vorläuferprojekten aufgebaut wird. Zukunftstechnologien der Emerging Technologies sind in der Regel durch einen noch erheblichen Forschungsbedarf gekennzeichnet. Bereits einen Schritt weiter ist das Thema „New Space“, das durch Entwicklung, Bau und Einsatz miniaturisierter Satelliten für die Erdbeobachtung gekennzeichnet ist. In der Region Berlin-Brandenburg hat sich eine vitale Gemeinschaft von Startups, etablierten Raumfahrtzulieferern und Forschungsreinrichtungen zusammengefunden, die gemeinsam daran arbeiten, die New Space in den kommerziellen Einsatz zu überführen. Auch im Bereich ziviler, unbemannter Luftfahrzeuge („Drohnen“) arbeiten Startups mit der Wissenschaft an technischen Weiterentwicklungen und der Kommerzialisierung — insbesondere in der Logistik. 35 III. Wirtschaft III.1.4 Cluster Optik und Photonik • • • 12.832 Beschäftigte in Berlin (Hauptstadtregion: 18.799) 854 Unternehmen in Berlin (Hauptstadtregion: 1.452) 1,47 Mrd. Euro Umsatz in Berlin (Hauptstadtregion: 2,39 Mrd. Euro) Optik und Photonik sind Schlüsseltechnologien für die Digitalisierung in der Industrie, dem Gesundheitswesen und der Mobilität. Sie leisten als Innovationstreiber nicht nur einen herausragenden Beitrag zur Entwicklung des Wirtschafts- und Industriestandorts Berlin, sondern auch zur Technologiesouveränität der gesamten Volkswirtschaft. Mit rund 400 Unternehmen und über 30 Forschungseinrichtungen zählt die Hauptstadtregion zu den führenden Photonik-Standorten Europas. Das Cluster ist geprägt von einer vernetzten Hochschul- und Forschungslandschaft sowie einer Vielzahl innovativer Technologieunternehmen. Die Akteure werden von fachlichen Zusammenschlüssen wie die OpTecBB e.V. unterstützt, dem bundesweit größten Branchennetzwerk für optische Technologien, das gemeinsam mit Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie sowie der Wirtschaftsförderung Land Brandenburg das Clustermanagement bildet. Auch in Zeiten der Corona-Pandemie machen Berliner Unternehmen und Forschungseinrichtungen des Clusters Optik und Photonik den Standort durch eine Vielzahl von Expansionsund Innovationsaktivitäten international sichtbar, wie beispielsweise das Berliner Traditionsunternehmen Berliner Glas. Berliner Glas ist einer der weltweit führenden Anbieter optischer Schlüsselkomponenten, Baugruppen und Systeme. Die Berliner Glas Gruppe hat mehr als 1.200 Beschäftigte in Berlin und erwirtschaftete 2020 einen Umsatz von 248 Mio. €. Seit dem 2. November 2020 gehört die Berliner Glas Gruppe zu ASML, einem der weltweit führenden Hersteller von Mikrochip-Fertigungsequipment. ASML ist mit einer Marktkapitalisierung von knapp 150 Mrd. USD eines der wertvollsten börsennotierten Unternehmen der EU. An ihrem Hauptsitz in Berlin investiert Berliner Glas unter anderem in ein neues Gebäude mit rund 8.000 m² Produktionsund Bürofläche sowie dessen Ausstattung. Berlin ist auf dem Sprung in die zweite Quantenrevolution. Die erste Quantenrevolution lieferte die physikalischen Grundlagen für die Digitalisierung der Gesellschaft, wie Laser und moderne Kommunikationstechnologien. Die Photonik ist der Schlüssel zur nun beginnenden zweiten Quantenrevolution. Mit photonischen Werkzeugen lassen sich einzelne Quantenteilchen gezielt manipulieren und kontrollieren. Dies eröffnet zahlreiche neue Anwendungsfelder, wie zum Beispiel die abhörsichere Kommunikation mittels verschränkter Photonen, hochaufgelöste Bildgebungsverfahren in der medizinischen Diagnostik oder das Aufspüren wertvoller Rohstoffe mittels 36 Quantensensoren, die das lokale Schwerefeld der Erde präziser als bisher vermessen können. Optische Uhren werden die Zeitmessung und damit die Genauigkeit von Navigationssystemen verbessern und die Rechenleistung von Quantencomputern soll in neue Dimensionen vorstoßen. Quantentechnologien werden daher künftig so unentbehrlich sein, wie es heute das Internet ist. In der Hauptstadtregion arbeiten zahlreiche Forschungseinrichtungen und Unternehmen an den Schlüsseltechnologien für die zweite Quantenrevolution. Mit der britischen M Squared Lasers hat 2020 einer der weltweit führenden Anbieter von Lasersystemen für die Quantentechnologie eine Niederlassung in Berlin eröffnet und möchte, ebenso wie die ersten regionalen Startup-Initiativen, von der reichhaltigen Forschungsexpertise in Berlin profitieren. Das Land Berlin hat Anfang 2021 angekündigt, die Entwicklung der Quantentechnologien mit 25 Mio. € zu fördern und wird so einen wichtigen Beitrag dazu leisten, das große Potenzial in der Region auszuschöpfen und die Akteure zu vernetzen, um nachhaltige Wertschöpfung zu generieren und Berlin international als Quantentechnologiestandort sichtbar zu machen. Im Oktober 2020 traf sich die Photonik-Community online zu den vom Clustermanagement unter Federführung des OpTecBB e.V. organisierten Photonics Days Berlin Brandenburg. Mit über 900 Teilnehmenden aus 46 Ländern wurde das Format sehr gut angenommen. Die Themen der 22 Workshops deckten das volle Spektrum der Forschungs- und Entwicklungsarbeiten der angewandten Photonik in der Hauptstadtregion ab. Neben fachlichen Schwerpunkten wie den Quantentechnologien wurden eine Reihe von Workshops gemeinsam mit internationalen Partnern organisiert, wie das Deutsch-Israelische Agriphotonics Seminar oder der Deutsch-Niederländische Workshop zu Photonischen Integrierten Schaltkreisen. Die Berliner Wirtschaftsfördergesellschaft Berlin Partner war unter dem Titel „The Berlin Brandenburg Photonics R&D ecosystem — How to get access to partners and funding“ mit einem maßgeschneiderten Workshopangebot für Ansiedlungsinteressierte am Start. Das „Aus- und Weiterbildungsnetzwerk Hochtechnologie ANH Berlin“ mit Sitz am Ferdinand-Braun-Institut treibt in enger Abstimmung mit dem Clustermanagement Maßnahmen zur beruflichen Bildung im Cluster voran und unterstützt die Clusterakteure u. a. bei der Nachwuchsgewinnung und beim Einstieg in die duale Ausbildung. Um den aktuellen wie künftigen Herausforderungen infolge von Digitalisierung, Globalisierung sowie demographischer Entwicklung und den damit verbundenen Veränderungen am Arbeitsmarkt gerecht zu werden, bedarf es innovativer Konzepte für die berufliche Bildung. Mit dem Projekt „BM=X³“ soll es gelingen, die berufliche Bildung qualitativ und nachhaltig zu verbessern und attraktiver zu ma- III. Wirtschaft chen — auch als hochwertige Alternative zur akademischen Bildung. Dazu wird das Projektkonsortium eine überregionale Berufsbildungsakademie für den Hightech-Bereich aufbauen, in dem neue Lerninhalte, Lernorte und Kooperationen erprobt sowie eine digitale Lernplattform konzipiert und umgesetzt werden. Zudem stehen die Entwicklung und Implementierung von Bildungsmodulen und Initiativen im Berufemarketing im Mittelpunkt. Das Vorhaben hat sich im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ausgeschriebenen Wettbewerbs „Zukunft gestalten — Innovationen für eine exzellente berufliche Bildung (InnoVET)“ in der ersten Antragsrunde gegen 175 Mitbewerber durchgesetzt und wurde nach der Konzeptphase als eines von 17 Projekten von einer Expertenjury zur Förderung ausgewählt. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie des Landes Brandenburg sowie das polnische Nationale Zentrum für Forschung und Entwicklung (NCBR) haben am 15. März 2021 den fünften Call für gemeinsame FuEuI-Projekte gestartet. Gemeinsam wollen sie grenzüberschreitende Verbundprojekte aus Forschung, Entwicklung und Innovation auf dem Gebiet der Optik und Photonik fördern. Berliner und Brandenburger Verbundpartner werden jeweils im Rahmen des regionalen Programms zur Förderung von Forschung, Innovationen und Technologien (ProFIT) unterstützt, die polnischen Verbundpartner über ein Förderprogramm des NCBR. Das Land Berlin unterstützt seit 2012 und das Land Brandenburg seit 2016 die Partnerschaft mit Polen im Bereich der optischen Technologien und Photonik. Die aktuelle Ausschreibung steht unter dem Motto „Photonics, microelectronics and quantum technologies as key enabling technologies for the digital transformation, energy transition, smart mobility and life sciences“. Das Anwendungsspektrum reicht von digitaler Gesundheit und Umweltmonitoring über autonomes Fahren, Raumfahrt sowie Agrar- und Lebensmitteltechnologien bis hin zu intelligenten Textilien und Leistungselektronik, Robotik, ziviler Sicherheit und Kommunikation. Die Projekte sollen sich auf Themen konzentrieren, die für beide Länder von besonderem Interesse sind. Ziel ist es, einen Beitrag zum Fortschritt der Photonik, Mikroelektronik oder der auf Quantentechnologien basierenden Technologien zu leisten. Auswirkungen der COVID-19-Pandemie Auch die Photonik-Branche wird durch die Corona-Pandemie vor neue Herausforderungen gestellt. Umfragen belegen jedoch, dass die Auswirkungen hier weniger stark sind als in anderen Branchen. So erwartet der Bundesverband SPECTARIS für das Jahr 2020 lediglich einen Umsatzrückgang der Branche von 3,4 %. Das Ausmaß der Betroffenheit hängt in hohem Maße von den Anwendungsschwerpunkten der Photonik-Unternehmen ab. Während beispielsweise Zulieferer für die Luftfahrt, den Automotiv-Bereich oder die Filmindustrie teilweise erhebliche Umsatzeinbußen hinnehmen müssen, profitieren andere, deren Produkte einen Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie oder dem digitalen Wandel leisten, der durch die Corona-Krise nochmals massiv an Fahrt gewonnen hat. Viele regionale Unternehmen haben zudem schnell Hygienemaßnahmen eingeführt, sodass der Betrieb fortgesetzt werden konnte. Zahlreiche Unternehmen äußerten sich sehr positiv über das schnell und unbürokratisch umgesetzte Soforthilfeprogramm in Berlin. 37 III. Wirtschaft III.1.5 Cluster Energietechnik • • • 38.300 Beschäftigte in Berlin (Hauptstadtregion: 59.523) 3.342 Unternehmen in Berlin (Hauptstadtregion: 6.534) 25,17 Mrd. Euro Umsatz in Berlin (Hauptstadtregion: 31,93 Mrd. Euro) Berlin ist traditionell führender Energietechnikstandort Deutschlands. Die Hauptstadt ist Vorreiter bei der Entwicklung von Smart Grids, Speicherkonzepten und innovativen Lösungen zur Systemintegration. Neben Global Playern wie Siemens sorgen gerade die vielen kleinen und mittleren Unternehmen (darunter auch Hidden Champions) für eine anhaltende und überdurchschnittliche Innovationsdynamik bei der Entwicklung, Erprobung und Anwendung neuer Energietechnologien. Hierbei profitieren die Akteure von der renommierten und vielfältigen Wissenschaftsund Forschungslandschaft Berlins. Über 1.100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an über 30 Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen forschen zu allen Themenstellungen rund um die Energiewende. Schwerpunktthemen in der Energietechnik sind bereits heute die Digitale Vernetzung und die sich daraus ableitenden Möglichkeiten der Sektorenkopplung (Strom, Verkehr und Wärme) und der Systemintegration von Erneuerbaren Energien. Damit einher geht die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle, die in Berlin insbesondere von Startups stark vorangetrieben wird. Zu den aktuellen TOP-Innovationsfeldern mit besonderem Potenzial für die Hauptstadtregion als Energietechnikstandort zählen: • • • • • • • • Sektorenkopplung zur Netzstabilisierung und Gesamtsystemeffizienzerhöhung, Energieeffizienz in industriellen Prozessen / Nutzung Prozessabwärme, Digitale Sicherheit, Sektorenkopplung für die Mobilität: Power2X, Power2Fuels, Vehicle2grid, Ladeinfrastruktur, Bidirektionales, erzeugungs- und netzdienliches Laden, Lastmanagement, Kleine Gasturbinen bis 400 kW, Kleinenergiewandler bis 250 kW (Mikrogasturbinen, SOFC, ORC etc.), Energetische Abfall- und Klärschlammverwertung sowie Wasserstofftechnologien. Die Hauptstadtregion will sich in den nächsten Jahren noch stärker als Modellregion der Energiewende präsentieren. Mit Leuchtturmprojekten, Demonstrations- und Anwendungsprojekten soll gezeigt werden, wie die (urbane) Energiewende gelingen kann. Das bundesländerübergreifende Schaufensterprojekt WindNODE — „Wind in Nordostdeutschland“ (2017- 38 Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in der Hauptstadt­ region Wasserstoff hat als Energieträger und -speicher eine hohe Relevanz für die Sektorenkopplung. Ein besonderer Impuls zur vermehrten Nutzung des Wasserstoffpotenzials im urbanen Energieumfeld ist dabei von dem im Sommer 2020 gegründeten regionalen Netzwerk „H2Berlin“ zu erwarten, in dem sich Wasserstoff-affine Energie-, Verkehrsund Versorgungsunternehmen Berlins zusammengeschlossen haben. Gemeinsam wollen sie Perspektiven einer urbanen Wasserstoffwirtschaft entwickeln und umsetzen. Mit Unterstützung des Clustermanagements sowie der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe wurde von den Akteuren die Studie „Wasserstoffpotenzial in Berlin 2025“ als ein erster und wichtiger Schritt erstellt. Anfang März 2021 ist zudem ein länderübergreifender Online-Beteiligungsprozess der jeweiligen Landesministerien, des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Energie sowie der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe zum Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in der Hauptstadtregion gestartet. Ziel dieses Beteiligungsprozesses ist es, einen Überblick über den Bedarf an Wasserstoff sowie die Erzeugungskapazitäten zu erhalten und konkrete Maßnahmen für den engen Verflechtungsraum Berlin und Brandenburg zu erarbeiten. Neben der Ermittlung von Angebot und Nachfrage standen unter anderem folgende Fragen im Fokus der Online-Befragung: • • • • • Welche Infrastruktur ist bereits vorhanden? Welche Infrastruktur wird zukünftig benötigt? Welche Aktivitäten und Projekte sind in der Planung? Welche Hemmnisse und Hürden gibt es aus Sicht der Beteiligten? Und welches Verbesserungspotenzial? Wie kann die Landespolitik Unternehmen und Kommunen beim Einstieg oder beim Ausbau von Wasserstofftechnik unterstützen? Die Ergebnisse der Befragung werden in einen Fahrplan zum Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft einfließen und sind u. a. Teil des Strategischen Gesamtrahmens für die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg. März/2021) ist ein prominentes Beispiel für ein Reallabor der Energiewende mit Ausstrahlungswirkung über die regionalen und nationalen Grenzen der Hauptstadtregion hinaus. Der Energietechnikstandort Berlin ist geprägt durch eine exzellente Wissenschafts- und Forschungslandschaft. Durch die Entwicklung des Forschungscampus „Werner-von-Siemens Centre for Industry and Science“ am Zukunftsort Siemens- III. Wirtschaft stadt2 gewinnt der Standort weiter an herausgehobener Forschungsexpertise. Die Verzahnung von Wissenschaft und Industrie mit dem Ziel der Schaffung innovativer Wertschöpfungsketten ist der innovationspolitische Ansatz der Hauptstadtregion. 2020 sind die ersten Forschungsverbundvorhaben am „Werner-von-Siemens Centre for Industry and Science“ — allesamt im Bereich der Energietechnik — an den Start gegangen: Elektrische Antriebstechnik: Gefördert mit 10,1 Mio. € (EFRE) / „Hochtemperaturanwendungen 2.0“ (HTA): Gefördert mit 9,2 WINDNODE und Expertendialog zu „Berlin-Brandenburg als künftiges Reallabor für innovative Sektoren­ kopplung“ Über 70 Partner aus Wirtschaft, Forschung und Zivilgesellschaft kooperierten seit Anfang 2017 im mit vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mit Fördermitteln in Höhe von rund 36,5 Mio. € ausgestatteten Reallabor-Projekt „WindNODE“, um Flexibilitäten im Elektrizitätssektor zu identifizieren und zu aktivieren und die Sektorkopplung (bspw. Power-to-Heat, Elektromobilität) als weitere Flexibilitätsoption einzubinden. Mio. € (EFRE) / „Maintenance, Repair und Overhaul 2.0“ (MRO): Gefördert mit 10,2 Mio. € (EFRE). Für Berlin als urbane verdichtete Metropole spielen die Themen smarte und vernetzte Quartiere eine bedeutende Rolle. Urbanisierung, Dekarbonisierung und Digitalisierung sind die drei Triebfedern dieses Prozesses. Die Herausforderung hierbei ist, vorhandene bzw. neu zu entwickelnde Infrastrukturen mit innovativen digitalen und mobilen Lösungen zu kombinieren. Das setzt Cross-Cluster-Denken voraus. Vor diesem Hintergrund wurde 2020 die Cross-Cluster-Impulsreihe „Smarte Quartiere“ gestartet, initiiert von den Clustern Energietechnik, IKT, Medien und Kreativwirtschaft, Verkehr, Mobilität und Logistik sowie der Anlauf- und Koordinierungsstelle Elektromobilität. Ziel dieser neuen Veranstaltungsreihe ist es, eine Akteurs-Community (Gebäude und Quartiere) aufzubauen und über die Vernetzung kreative Lösungen zu eruieren und die Akteure bei der Initiierung von Projekten zu begleiten. . Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie beteiligte sich direkt an WindNODE und verantwortete das Arbeitspaket „Partizipation und Dissemination“. Das Konsortialprojekt WindNODE hat wertvolle Ansätze u.a. für die Integration hoher Anteile Erneuerbarer Energien in einem intelligenten regionalen Energiesystem der Zukunft, aber auch zu Themen wie Charakterisierung und Vermarktung (industrieller) flexibler Lasten entwickelt. In Fortsetzung von WindNODE wird es Aufgabe und Ziel des Clustermanagements Energietechnik sein, die vielversprechenden und innovativen energiewirtschaftlichen Ergebnisse des Projektes aufzugreifen und in der Hauptstadtregion mit Partnern weiterzuentwickeln, z.B. in den Themenfeldern smarte Quartiere, digitalisierte Energienetze, industrielle Lasten, Schnittstellen der Energiewirtschaft zur Mobilität, erneuerbare Wärmeversorgung etc. Die Ergebnisse von WindNODE werden genutzt, um darauf aufbauende Initiativen und Ansätze für Nachfolgeprojekte gezielt zu unterstützen. Im Oktober 2020 veranstaltete das Clustermanagement Energietechnik einen Clusterexpertenkreis zum Thema Sektorenkopplung. Ziel war es u. a., neue Ansätze für Reallabore in der Region mit Fokus auf Sektorenkopplung zu identifizieren und Fortentwicklungsansätze für die Hauptstadtregion zu skizzieren. Den thematischen Fokus bildeten die dringlichsten Energiewirtschaftsthemen in Berlin-Brandenburg ab: Wasserstoff, Netzintegration Erneuerbarer Energien sowie Sektorenkopplung für die Wärme 39 III. Wirtschaft III.1.6 Weitere Innovationsfelder Clean Technologies Nachhaltige Wasserwirtschaft Die Hauptstadtregion liegt inmitten einer gewässerreichen Region. Diese natürlichen Voraussetzungen machen es möglich, dass sich Berlin mit Trinkwasser selbst versorgt und das Abwasser nach Behandlung in einem der Klär- und Wasserwerke in den Wasserkreislauf zurückführt. Zum Schutz und zur Aufrechterhaltung dieses besonderen Kreislaufes bauen die Berliner Wasserbetriebe (BWB) als Deutschlands größter Serviceprovider im Wasserbereich auf innovative wasserwirtschaftliche Konzepte, die zunehmend von den Möglichkeiten der Digitalisierung Gebrauch machen. Berlin als „Blaue Metropole“ hat sich zu einem international anerkannten Kompetenzstandort der nachhaltigen Wasserwirtschaft entwickelt, in dem die Verknüpfung wissenschaftlicher und unternehmerischer Kompetenzen einen starken Motor für Wachstum und Beschäftigung darstellt. Neben den BWB ist in Berlin eine Vielzahl innovativer Unternehmen ansässig, die im Bereich der Wasserwirtschaft sowie der Umwelt- und Abwassertechnik aktiv sind. Um ein genaueres Bild der Branche zu erhalten, hat die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe eine Studie zum Thema „Nachhaltige Wasserwirtschaft in Berlin“ finanziert. Die Ergebnisse wurden im Rahmen eines digitalen Workshops der Fachöffentlichkeit am 28.05.2020 vorgestellt. Obwohl relativ kleinteilig, ist die Wasserwirtschaft sehr vielseitig und innovativ und fühlt sich für die gegenwärtigen Trends und Zukunftsthemen wie Klimawandel, Digitalisierung / Building Information Modeling und Regenwasserbewirtschaftung gut aufgestellt. Für die Arbeit an diesen komplexen Herausforderungen ist das Netzwerken unerlässlich. Als Plattform für Erfahrungsaustausch, Wissenstransfer, Projekte und Kooperationsanbahnungen zwischen mittelständischen Unternehmen und Wissenschaftseinrichtungen hat sich das bereits im August 2012 von über 30 Unternehmen und Berliner Forschungseinrichtungen gegründete GRW-Netzwerk AQUANET -BB — Netzwerk für intelligente Wasserinfrastruktursysteme — in der Hauptstadtregion fest etabliert. Es ist zu einem wichtigen Ansprechpartner und Treiber bei der Umsetzung von Berliner Wasserthemen geworden. Darüber hinaus hat Aquanet das Projektmanagement für den Aufbau des neuen akteursgetriebenen Fachkongresses InfraSPREE übernommen. Aufgrund der Corona-Pandemie wird die erste Veranstaltung nun im September 2021 stattfinden. Die fünfte Verleihung des AQUA AWARD und AQUA SCIENCE AWARD fand im Januar 2021 in digitaler Form statt. Das erfolgreich dem GRW-Förderzeitraum entwachsene Netzwerk e.qua ist ein Verbund von Unternehmen, der an der 40 Schnittstelle zwischen Energie und Wasser bundesweit Projekte auf dem Gebiet der Wärmerückgewinnung aus Abwasser realisiert. In Form von Beratung, Projektimpulsen und Förderprojektbegleitung unterstützt das Netzwerk Unternehmen in den Bereichen Strom-, Wärme- und Wertstoff(rück)gewinnung aus Trink- und Abwasser. E.qua wird im Verbund mit verschiedenen Partnern im Oktober 2021 in Berlin zum zweiten Mal das Messeformat TAUSENDWASSER durchführen. Forschung Gepaart mit einem breiten Angebot in der wasserbezogenen Forschung an Universitäten, insbesondere der Technischen Universität Berlin, und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, wie etwa dem Kompetenzzentrum Wasser Berlin, sowie der Präsenz zahlreicher wasserwirtschaftlicher Institutionen, ist die gesamte Bandbreite der wasser- und abwasserwirtschaftlichen Kompetenzen in Berlin vorhanden, um für regionale aber auch internationale Herausforderungen innovative Lösungskonzepte zu entwickeln, umzusetzen und zu betreiben. Das Kompetenzzentrum Wasser Berlin (KWB) ist als gemeinnützige GmbH und Zentrum für angewandte Wasserforschung 2001 gegründet worden. Fast 20 Jahre später sind die Herausforderungen an die wasserbezogene Forschung durch Klimawandel und Bevölkerungswachstum enorm gewachsen. Eine Antwort darauf bilden Projekte, in denen traditionelle Bereiche des urbanen Wassermanagements, wie Grundwasser, Wasser- und Abwassertechnik, Kanalnetzbewirtschaftung und Gewässerschutz, eng mit Fragestellungen der Energie- und Ressourceneffizienz, der Klimaresilienz, des Asset Managements und der Digitalisierung verbunden werden. Digitale Prozesse und Modellierungen bieten neue Ansätze, um den Herausforderungen an urbane Infrastrukturen mit intelligenter Technologie zu begegnen. Das KWB als Einrichtung der Technologiestiftung Berlin und der Berliner Wasserbetriebe hat sich in diesem Bereich als erfolgreicher Treiber für anwendungsbezogene Forschungsprojekte etabliert. Ein Beispiel dafür ist das Projekt „DigitalWater.City“, in dem KWB als Konsortialführer gemeinsam mit 24 Partnern aus 10 europäischen Ländern bis zum Jahr 2022 den Einsatz smarter Informationssysteme für das urbane Wassermanagement von der Demonstration bis zur Marktübernahme untersucht. In Berlin geht es konkret darum, durch ein effizientes Echtzeit-Monitoring in Kläranlagen den Ressourcenschutz und die Identifikation von Verschmutzungsquellen zu verbessern sowie die Funktion von Trinkwasserbrunnen zu optimieren. Zusammenarbeit und Wissenstransfer Wassermanagement erfordert eine intensive Zusammenarbeit über Sektoren und Disziplinen hinweg. BLUE PLANET Berlin Water Dialogues ist eine politisch ausgerichtete Veranstaltungsreihe mit dem Ziel, eine dauerhafte zentrale Plattform für die internationale Vernetzung, den Wissenstransfer sowie einen intensiven Dialog zwischen Vertreterinnen und Vertretern von Regierungen, NGOs, Forschung und Wissenschaft, Finan- III. Wirtschaft ziers sowie Entscheiderinnen und Entscheidern der internationalen Wassernutzer aus Industrie, Energie- und Landwirtschaft sowie Metropolen zu schaffen. Am 25. Februar 2021 feierte das Konferenzformat nicht nur sein 10-jähriges Jubiläum, sondern auch seine digitale Premiere. Mehr als 600 Teilnehmende aus über 30 Ländern nahmen an den Debatten um Lösungen für die Herausforderungen des globalen Wassermanagements teil und traten über das Online-Vernetzungstool mit Referentinnen und Referenten und Gästen in den Dialog. Kreislaufwirtschaft Das Land Berlin bekennt sich zum Leitbild „Zero Waste“ und ist bestrebt, die bestehende Abfallwirtschaft zu einer modernen und möglichst geschlossenen Kreislaufwirtschaft weiterzuentwickeln. Die mit dem neuen Abfallwirtschaftskonzept 20202030 vorgelegte Zero-Waste-Strategie setzt hierfür ambitionierte Standards. Durch Maßnahmen zur Abfallvermeidung und Wiederverwendung sollen Abfälle nach Möglichkeit gar nicht erst entstehen. Ist eine Wiederverwendung oder Vorbereitung zur Wiederverwendung ausgeschlossen, sollen die im Abfall enthaltenen Wertstoffe einer Wiederverwertung zugeführt werden. Bei der Verwirklichung dieser Ziele leisten die Akteure der Kreislaufwirtschaft einen maßgeblichen Beitrag. Wirtschaftsfaktor in der Hauptstadt. Das Spektrum reicht von den klassischen Entsorgern über Technologieentwickler bis zu Startups, die aus Sekundärrohstoffen innovative Produkte für ein umweltbewusstes Publikum herstellen. Die Unternehmen der Berliner Kreislaufwirtschaft verfügen über umfassendes Know-how in den Bereichen • • • • Abfallsammlung und -transport Abfallverwertung Mülltrennung und Sortiertechnik sowie Recycling. Im Bereich der Kreislaufwirtschaft haben sich Akteure zu Netzwerken zusammengeschlossen, um gemeinsam für die Schließung von Stoffkreisläufen (Closed-Loop), für nachhaltigere Produktions- und Managementprozesse und für Ressourcenschutz in der Wirtschaft einzutreten. Mit dem „Circular Economy Lab“ entwickelt das „CRCLR — Circular Economy Netzwerk“ einen 2.500 m2 großen Hub für die Kreislaufwirtschaft, in dem es als Aggregator einen zentralen Umsetzungsort für Know-how, Netzwerkkontakte und nachhaltige Lösungsansätze im Bereich einer umfassenden, branchenübergreifenden Circular Economy anbieten wird. Mit über 400 Unternehmen und weit mehr als 8.500 Beschäftigten (Stand 2015) ist die Kreislaufwirtschaft ein bedeutender 41 III. Wirtschaft III.2 Zukunftsorte / Liegenschaftspolitik Die Berliner Zukunftsorte spielen bei der Entwicklung und Profilierung des Wirtschaftsstandortes Berlin eine besondere Rolle. Zukunftsorte sind Dabei hat jeder Zukunftsort seinen eigenen, unverwechselbaren Charakter und seine ganz besonderen Potenziale, die hier exemplarisch vorgestellt werden: • • • • • • • der Wissenschafts- und Technologiepark Adlershof, der Biotech-Campus Berlin-Buch, der Campus Charlottenburg / City West, der Clean Tech Business Park Berlin-Marzahn, der EUREF-Campus Schöneberg, der Technologiepark Humboldthain, der Forschungs- und Produktionsstandort Schöneweide / Südost, der Campus Dahlem / Südwest mit dem Technologie- und Gründungszentrum, der Flughafen Tegel als Urban-Tech-Standort, der Flughafen Tempelhof als Standort für Kreativwirtschaft und die Siemensstadt2. Im Zukunftsort TXL entsteht auf einem 82 ha großen Teil des Geländes des ehemaligen Flughafens Tegel der Wirtschafts-, Forschungs- und Industriepark „The Urban Tech Republic (UTR)“. Die Geländeübernahme und Sicherung erfolgt im Zeitraum Mai bis August 2021. Anschließend beginnen die verkehrliche Erschließung und der erste Bauabschnitt. Ultimativ sollen in der UTR bis zu 1.000 große und kleinere Unternehmen mit 20.000 Beschäftigen forschen, entwickeln und produzieren. Mehr als 2.500 Studierende werden mit der renommier­ ten Beuth Hochschule in das ehemalige Terminalgebäude A einziehen. Terminal B wird zu einem Gründerinnen- und Gründerzentrum und einem Kongress- und Veranstaltungsort umgebaut. All dies wird bereits im Jahr 2021 mit GRW-Mitteln gefördert. Mit diesem einzigartigen Netzwerk der 11 Zukunftsorte bietet Berlin ausgezeichnete Bedingungen für eine intensive Zusammenarbeit von Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung. Gerade in Krisenzeiten ist es wichtig, durch geeignete Forschung und Produktionsmöglichkeiten schnellstmöglich gemeinsame innovative Lösungen zu entwickeln und bedarfsgerecht agieren zu können. So wirken die Berliner Zukunftsorte als Impuls- und Innovationsgeber für die gesamte Stadt, aber auch darüber hinaus. Der Flughafen Tempelhof ist Europas größtes Baudenkmal, Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst und Spiegel der Weltgeschichte. Der ehemalige Flughafen Tempelhof soll mit seinem einzigartigen Gebäudeensemble zu einem Zukunftsort für Kunst, Kultur und Kreativwirtschaft und damit zu einer Adresse kreativer und innovativer Angebote entwickelt werden. Auf der Grundlage eines im August 2020 gefassten Senatsbeschlusses soll der Standort als „Leuchtturm“ mit internationaler Strahlkraft entwickelt werden. • • • • Das Konzept wird jetzt schon im 4. Jahr durch die beauftragte „Geschäftsstelle Zukunftsorte“ umgesetzt. Im Jahr 2021 wird der Fokus insbesondere auf Themen wie Resilienz, Technologietransfer, wissensbasierte Wirtschaft sowie eine intensive Öffentlichkeitsarbeit, die Zukunftsorte national und international bekannt zu machen, gelegt. Auf einer völlig anderen Tradition fußt der Zukunftsort Schöneweide. Die einstige „Wiege der Elektroindustrie“ in Deutschland hat sich mittlerweile zu einem lebendigen Hochschulstandort entwickelt, der durch die Eröffnung des Flughafens BER zusätzlich an Standortgunst gewonnen hat. Um die enge Stefanie Berg Bereich Liegenschaften-Zukunftsorte; Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe Prof. Dr. Philipp Bouteiller Geschäftsführer; Tegel Projekt GmbH „Am Standort Tegel geht es bald richtig los. Auf Teilen des ehemaligen Flughafengeländes entsteht der Industriepark „The Urban Tech Republic (UTR)“. Dort soll nicht nur geforscht und entwickelt, sondern auch produziert und ausprobiert werden. Berlin erhält damit einen ganz besonderen Zukunftsort.“ „Die Urban Tech Republic wird perspektivisch zum Showcase für die Innovationskraft des Wirtschaftsstandorts Berlin. Bis zu 1.000 Startups, Unternehmen und Forschungseinrichtungen werden hier die technologischen Lösungen für lebenswerte Städte von morgen entwickeln — made in Berlin und exportierbar in alle Welt.“ 42 III. Wirtschaft Verzahnung von Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung weiter zu stärken, soll in unmittelbarer Nachbarschaft zur HTW Berlin ein Innovations- und Technologiezentrum durch die WISTA Management GmbH errichtet werden. Die HTW hat ebenfalls ein hohes Interesse, mit dem geplanten GründerInnenzentrum „ITZ 4.0“ den Absolventinnen und Absolventen in direkter Campusnähe die Rahmenbedingungen für die Gründung von Startups und Schaffung von Arbeitsplätzen in innovativen Branchen anbieten zu können. Die Planungen für die favorisierte Variante Kombination des „ITZ 4.0“ mit der Erweiterung der HTW am Campus Wilhelminenhof auf einem landeseigenen Grundstück haben begonnen. Am Zukunftsort Buch entsteht mit dem BerlinBioCube ein neues Gründerzentrum. Der BerlinBioCube wird ab 2023 auf fünf Geschossen rund 8.000 Quadratmeter für moderne Labore, Büros und Gemeinschaftsflächen bieten. Der Grundstein für das GRW-geförderte Gründungszentrum wurde am 14. April 2021 gelegt. Stadtentwicklungsplan (StEP) Wirtschaft — Sicherung, Entwicklung und Qualifizierung von Gewerbeflächen Mit dem vom Senat im April 2019 beschlossenen neuen Stadtentwicklungsplan (StEP) Wirtschaft 2030 wurden die planerischen Grundlagen für die bestehende und die weitere Entwicklung der Berliner gewerblichen Wirtschaft gelegt. Berlin bekennt sich mit dem neuen StEP zu seiner Industrie, dem produzierenden und verarbeitenden Gewerbe, dem weiter an Bedeutung zunehmenden Dienstleistungsbereich — aber auch seinen klein- und mittelständischen Betrieben und dem für die Berliner Bevölkerung wichtigen Handwerk. Wichtige Bausteine der Gewerbeflächenpolitik im Land Berlin sind die Sicherung der bestehenden Gewerbegebiete und deren Schutz vor Umnutzung. Viele Akteure auf dem Immobilienmarkt haben Interesse an einer Steigerungen des Grundstückswerts durch Aufwertung. Jedoch hat eine Gebietsaufwertung nahezu immer auch negative Folgen: die Verdrängung ansässiger Unternehmen, die Verknappung des ohnehin bereits geringen Flächenangebots und das Erschweren bzw. sogar die Verhinderung der Ansiedlung neuer Unternehmen durch Boden- und Mietpreissteigerungen. Deshalb ist das Entwicklungskonzept für den produktionsgeprägten Bereich (EpB) weiterhin ein zentraler Bestandteil des StEP. Mit insgesamt rd. 2.900 ha Fläche kennzeichnet das EpB die 40 Bereiche innerhalb der Kulisse der gewerblichen Bauflächen im Flächennutzungsplan, die weiterhin für produktionsgeprägte Wirtschaftszweige gesichert und entwickelt werden sollen. Das Konzept soll den dort ansässigen Unternehmen langfristige Planungssicherheit bieten und dazu beitragen, sie am Standort zu halten und damit auch die damit verbundenen Arbeitsplätze zu sichern. Mit dem StEP Wirtschaft 2030 wird ein stadtweiter Rahmen gesetzt, um Wirtschaftsflächen und -standorte systematisch zu sichern, zu entwickeln und zu aktivieren. Der StEP Wirtschaft schafft somit die planerischen Grundlagen für ein angemessenes Flächenangebot für die Berliner Wirtschaft in quantitativer, qualitativer und räumlicher Hinsicht. Zur Umsetzung des StEP Wirtschaft sind neben den stadtweit bedeutsamen großen Entwicklungsmaßnahmen, wie z. B. Clean Tech Business Park, Urban Tech Republic oder Französisch Buchholz, auch viele kleinteilige lokale Maßnahmen in den Bezirken erforderlich. Um die Bezirke bei der Verbesserung der Standortbedingungen von Gewerbebetrieben zu unterstützen, hat die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe in den Jahren 2020 und 2021 den Bezirken über 1 Mio. € Haushaltsmittel für bezirkliche Maßnahmen zur Verbesserung der Standortbedingungen von Gewerbebetrieben zur Verfügung gestellt, was von den Bezirken sehr rege genutzt wurde. Ziel der Maßnahmen ist, bestehende Gewerbeflächen und -standorte zu sichern, Flächenpotenziale zu aktivieren sowie vorhandene Gewerbeflächen effizienter zu nutzen. Damit soll das Angebot an bezahlbaren Wirtschaftsflächen verbessert und die vielfältigen Gewerbestrukturen in den einzelnen Stadträumen gesichert werden. Um die unterschiedlichen Gewerbestrukturen und Problemlagen in den Bezirken zu berücksichtigen, wurden über einen Projektaufruf die Bezirke eingeladen, geeignete und an die lokalen Gegebenheiten angepasste Maßnahmen zu benennen. Von den Bezirken wurden hierauf insgesamt 17 Projekte angemeldet, bei denen sowohl bezirksweite Konzepte entwickelt (z.B. bezirkliche Wirtschaftsflächenkonzepte) als auch teilräumliche Entwicklungsstrategien ausgearbeitet oder auf kleinräumiger Ebene Bebauungspläne zur Sicherung einer gewerblichen Nutzung vorbereitet werden. 43 III. Wirtschaft III.3 Startups Berlin — Deutschlands Gründungshauptstadt Das Startup-Ökosystem im Land Berlin hat sich in den vergangenen Jahren sehr positiv entwickelt und zeigt sich weiterhin sehr dynamisch, auch in der gegenwärtigen Pandemiesituation. Berlin ist einer der lebendigsten Startup Ökosysteme weltweit und ist gemeinsam mit London, Paris und Amsterdam führend in Europa. Mit mehr als 500 Startup-Gründungen pro Jahr ist Berlin nach wie vor Deutschlands Gründungshauptstadt. Etwa ein Viertel aller neuen Startups in Deutschland gründen sich in Berlin. Dem Berliner Ökosystem werden dabei spezifische Stärken in den Kreativwirtschafts- und Technologie-Bereichen wie Software, Künstliche Intelligenz, Big Data & Analytics, Internet of Things, Blockchain und FinTech zugeschrieben. In der Hauptstadt sind beispielsweise mehr FinTechs ansässig als in München, Frankfurt und Hamburg zusammen. Zusätzlich fungieren Startups immer mehr als Motor einer nachhaltigen Transformation. So leisten Social und Green Startups über ihr wirtschaftliches Erfolgspotenzial hinaus erhebliche Beiträge zur ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit. Der Anteil von grünen Startups liegt in Berlin bei 26 %. 77 % der grünen Startups bewerten Berlin als ein gutes bis sehr gutes Ökosystem. Berlin bietet Startups ein positives Investitionsklima, eine ausgezeichnete Gründungsinfrastruktur, Beratung und Unterstützung, einen internationalen Talentpool sowie günstige Lebenshaltungskosten bei hoher Lebensqualität und entfaltet damit auch Anziehungskraft auf Gründerinnen und Gründer aus dem Ausland. Berlin bietet zudem als Wissenschaftsstandort Kooperationsmöglichkeiten mit sehr vielen Hochschulen und nicht-universitären Forschungseinrichtungen. Innovationskraft, Finanzierung & Beschäftigung Auswirkungen der COVID-19-Pandemie Als eines der größten Risiken für Berliner Startups gelten die Sicherung der Liquidität sowie die Absicherung anstehender Venture Capital Runden unter Pandemiebedingungen. Startups sind und waren von den Soforthilfen nicht ausgeschlossen, konnten sich jedoch zu manchen Programmen wegen fehlender Hausbanken oder anderer Einschränkungen nicht bewerben. Deshalb wurde das Budget für das Berliner Startup Stipendium und den Gründungsbonus nahezu verdreifacht. Das Land Berlin hatte sich beim Bund frühzeitig für die Einführung des VC-Programms „Coronahilfen für Startups“ eingesetzt, dessen Laufzeit bis Mitte 2021 verlängert wurde. Mit dem Programm ist die verbliebene Lücke der coronabedingten Finanzierungsausfälle für jüngere Startups geschlossen. Zum 16.02.2021 wurden über dieses von der IBB und auch mit der IBB Ventures durchgeführte Programm 135 Startups positiv beschieden. Das Land Berlin versteht es, mit diesem Programm auch private Geldgeber einzubeziehen, um damit die Wirkung weiter zu vergrößern. Ein Blick in die Venture Capital Investitionen insgesamt für das Jahr 2020 zeigt, dass es zwar einen leichten Rückgang der gesamten investierten Summe in Berliner Startups gab (laut EY Startup Barometer 2021 ein Rückgang von 3,7 Mrd. € in 2019 auf 3,1 Mrd. € in 2020), gleichzeitig jedoch die Anzahl der Finanzierungsrunden von 262 in 2019 auf 314 in 2020 stieg. Venture Capital Investoren scheinen demnach weiterhin in Startups zu investieren, wo sie ein langfristiges Wachstum über die Corona-Pandemie hinaus sehen. 44 Startups sind relevante Akteure des Wirtschafts- und Innovationsstandorts Berlin, denn sie entwickeln Innovationen, von denen sie selbst sowie die etablierte Wirtschaft profitieren. Sie sind Katalysatoren für eine dynamische Wirtschaftsentwicklung in der gesamten Stadt, prägen die Entwicklung von Flächen (bspw. Tegel) und bieten innovative Lösungen für urbane Herausforderungen. 37 % aller verzeichneten Venture Capital Finanzierungsrunden in Deutschland im Jahr 2020 entfielen auf Berliner Startups. Vier der fünf größten Finanzierungsrunden gingen an Berliner Unternehmen, wie z.B. Auto1 Group, Tier Mobility, Grover und Infarm. Berlin ist damit nationaler VC-Spitzenreiter: 58 % der VC-Gelder, die im Jahr 2020 an deutsche Startups gingen, landeten in Berlin. Übersicht: Startups in der Hauptstadt Mit dem Online-Portal www.startup-map.berlin stellt die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe eine zentrale Übersichtsseite zum Berliner Startup-Ökosystem bereit. Dort werden alle öffentlich bekannten Startups, die zahlreichen für Startups relevanten Akteure wie die Investitionsbank Berlin mit ihrer Beteiligungsgesellschaft oder die Wirtschaftsförderagentur Berlin-Partner für Wirtschaft und Technologie sowie weitere Berliner Startup-Förder- und Unterstützungsprogramme wie das Berliner Startup Stipendium oder der Gründungsbonus aufgeführt. Gemeinsam mit anderen Erhebungen und Statistiken dienen die in der startup-map.berlin zusammengetragenen Informationen als Grundlage für eine genauere Aus- und Bewertung der Startup-Aktivitäten in Berlin. Um die vielfältigen Startup-relevanten Themen zu bearbeiten, wird die Expertise von Akteuren, die sich im Berliner Startup-Ökosystem engagieren, auch III. Wirtschaft in die Aktivitäten der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe eingebunden. Laut startup-map.berlin gibt es in Berlin aktuell über 3.000 Startups, die nach 2010 gegründet wurden. Das Berliner Startup Stipendium ist unter den Inkubatoren der Berliner Startup Szene fest etabliert. Im Zeitraum der ESF-Förderperiode 2014 bis 2020/23 werden mehr als 1.330 Gründerinnen und Gründer im Rahmen dieses Stipendiums gefördert. Das Gesamtvolumen hierfür beträgt 40 Mio. €. Im Jahr 2019 wurden 388 Teilnehmende mit dem Berliner Startup Stipendium ausgestattet. Die startup-map.berlin bietet eine Übersicht zu den geförderten Startups. Das Förderprogramm GründungsBONUS richtet sich an Existenzgründungen und Startups, die neuartige oder noch nicht am Markt etablierte Anwendungen, Produkte, Dienstleistungen, Methoden oder Prozesse entwickeln, herstellen oder einführen möchten. Den GründungsBONUS können rechtlich selbstständige, auf Gewinnerzielung ausgerichtete Gründungen bzw. Kleinstunternehmen beantragen, die ihren Unternehmenssitz in Berlin haben und zum Zeitpunkt der Antragstellung nicht älter als zwölf Monate sind. Das 2018 gestartete Förderprogramm erfährt durch die Startup-Szene größte Resonanz. Im Jahr 2019 gab es im Rahmen des Programms GründungsBONUS 200 Finanzierungszusagen für junge Startup-Unternehmen in Höhe von insgesamt rund 9,81 Mio. €. Im Jahr 2020 sind 399 Anträge gestellt worden. Insgesamt konnten im vergangenen Jahr 133 Anträge mit einem Bewilligungsvolumen von rund 6,6 Mio. € positiv beschieden werden. Zusätzlich wird aktuell das Programm React EU angegangen, mit dem weitere 30 Mio. € in Startups aus den Bereichen Medizintechnik und Gesundheitswirtschaft fließen sollen, die mit Um das Startup Ecosystem in Jakarta zu stärken, wird neben der Ausarbeitung von Strategien und Umsetzungsplänen zur Förderung einer gründerfreundlichen Politik am Aufbau eines Hubs für Innovation und Unternehmertum in Jakarta gearbeitet. Der Hub soll als ein Entwicklungsraum für eine Startup-Community und ein gründungsfreundliches Ökosystem dienen, in dessen Rahmen auch ein Accelerator-Programm für Innovation und Unternehmertum mit Betreuungs-, Trainings- und Beratungsangeboten initiiert wird. Darüber hinaus ist ein Pilotprojekt zum Aufbau einer digitalen Plattform für Startups zum unternehmerischen Lernen mit Unterstützung durch Mentorinnen und Mentoren vorgesehen. Das Projekt wird im Rahmen des EU-Programms „Europe Aid: Local Authorities: Partnerships for sustainable cities“ umgesetzt, dass auf die Förderung der integrierten Stadtentwicklung durch Partnerschaften ausgerichtet ist, die zwischen den lokalen Gebietskörperschaften der EU-Mitgliedstaaten und der Partnerländer gemäß der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung geschlossen wurden. ihren Innovationen einen Beitrag zur Bekämpfung der Corona Auswirkungen leisten. Berliner Hochschulen sind mit ihren Gründungszentren im Startup Ökosystem verankert. Das Berliner Startup Stipendium wird auch von Hochschulinkubatoren vergeben. Die Vernetzung der Hochschulinkubatoren mit privaten Inkubatoren ist zentraler Inhalt des Berliner Startup Stipendiums. Mit der Gründungsumfrage der Berliner Hochschulen unterstützt die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe die gezielte Sicht auf in die Wirkungen und Bedeutung der Gründungsunterstützungen der Berliner Hochschullandschaft. All- Helen Franke Bereich Smart-Change; Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe Dennie Kabul Policy-Experte im Smart-Change-Projekt, AHK Indonesien „Mit unseren Smart-Change-Partnern beleuchten wir wichtige Rahmenbedingungen für Innovationspotenziale, verantwortungsvolle Nachhaltigkeit und Inklusion in Jakarta sowie weiteren wachsenden Ballungsräumen. Der Verwaltungsaustausch zu verbesserten Good-Governance-Maßnahmen, insbesondere zu Smart City, zwischen Berlin, Jakarta und Bangkok ist für uns eine wertvolle Erfahrung, voneinander zu lernen.“ „Durch die trilaterale Partnerschaft innerhalb von Smart Change entstehen innovative Lösungen im Bereich des urbanen Lebens und der Wirtschaft. Mich freut der gute Austausch von länderübergreifendem Wissen innerhalb der Kooperation und des Netzwerks vom Berliner Senat, der EU, Jakarta sowie Bangkok. Es ermöglicht neue Blicke auf nachhaltige Lösungen für besseren Dialog zwischen Verwaltungen, Unternehmen und der Zivilgesellschaft.“ 45 III. Wirtschaft gemein ist hier ein Ausbau und Diversifikation der Aktivitäten zu beobachten. So erhielten im bundesweiten Wettbewerb um eine EXIST-Förderung sieben Berliner Hochschulen den Zuschlag über eine Förderung von vier Jahren zum Auf- und Ausbau ihrer Gründungsunterstützung. Aktuell wird in Berlin an den Berliner Universitäten der Aufbau einer Plattform zur Künstlichen Intelligenz mit besonderem Fokus auf Gründungen angegangen. 46 Im Rahmen des Aktionsprogramms Handwerk soll das Innovationszentrum Handwerk, ein Innovationslabor und Ort des Austausches zu aktuellen Innovationen und digitalen Trends im Handwerk, entstehen. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe unterstützt bei der Schaffung eines Treffpunkts für die (analoge und virtuelle) Vernetzung von Betrieben, Industrie, Startups, Hochschulen und Forschungseinrichtungen. III. Wirtschaft III.4 Soziale Ökonomie Die „soziale und solidarische Wirtschaft“, die „Impact Economy“ und das „Social Entrepreneurship“ haben auch 2021 an Bedeutung gewonnen. Zusammen bilden sie die Soziale Ökonomie Berlin. Gemeinsam haben sie das Ziel, mit ihrer Tätigkeit einen ökologischen, sozialen oder gesellschaftlichen Mehrwert zu schaffen. Dabei werden erwirtschaftete Gewinne zur sozialen Zielerreichung größtenteils reinvestiert. Die Unternehmen zeigen, dass unternehmerisches Tun mit Gemeinwohlorientierung langfristig wirtschaftlich tragfähig ist. Eine starke Soziale Ökonomie, die beispielsweise Langzeitarbeitslose oder Geflüchtete in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse bringt oder nach Prinzipien der Kreislaufwirtschaft arbeitet, trägt zu einer lebenswerten Stadt und „guten“ Wirtschaft für alle bei. Darüber hinaus kann sie die öffentlichen Haushalte entlasten, da soziale und ökologische Folgekosten entweder durch das soziale und nachhaltige Wirtschaften gar nicht erst entstehen oder durch die Unternehmen selbst getragen werden. Damit ist die „Sozialen Ökonomie“ ein wichtiger Treiber der sozial-ökologischen Transformation der gesamten Wirtschaft. Seit Oktober 2018 arbeitet die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe daran, den Unternehmen der Sozialen Ökonomie die Instrumente der Wirtschaftsförderung leichter zugänglich zu machen. Seitdem erfolgten zahlreiche Anpassungen der Wirtschaftsförderprogramme, die durch die Investitionsbank Berlin (IBB) betreut werden. Damit können nun auch Unternehmen, die sich primär sozialen Zielsetzungen widmen, unabhängig von ihrer Rechtsform von mehr und mehr IBB-Förderprogrammen profitieren. Aufbauend auf den Ergebnissen des Ende 2019 abgeschlossenen Projektes „Social Innovation Capital Berlin“ startete im August 2020 das Projekt Social Economy Berlin mit den Partnerinnen SEND e.V. und TechNet e.V. Das Projekt umfasst drei übergeordnete Ziele: Erstens wurde eine Informations- und Vernetzungsstelle für die gesamte, durchaus vielfältige Soziale Ökonomie eingerichtet. Zweitens sollen sozialunternehmerische Gründungen erleichtert werden. Dafür wird als Pilotprojekt eine kostenlose (Vor)-Gründungsberatung angeboten. Drittens soll die Soziale Ökonomie in Berlin bekannter und sichtbarer werden. Dafür wurde im Mai 2021 eine zweitägige Online Konferenz veranstaltet. Ergänzt werden die Angebote durch Veranstaltungen wie quartalsweise stattfindende Netzwerktreffen oder Workshops zu gründungspezifischen Fragestellungen. In der mittleren Frist ist das Ziel die Verstetigung des Projektes. Im Januar 2021 startete das über drei Jahre aus GRW-Mitteln geförderte Projekt „Netzwerk Gemeinwohl-Ökonomie Unternehmen in Berlin-Brandenburg e.V.“. Das Projekt beinhaltet die Vernetzung und Kooperation zwischen gemeinwohlorientierten Unternehmen. Darüber hinaus sind alle regionalen Akteure der Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, die sich für das Rahmenwerk der Gemeinwohlökonomie (GWÖ) interessieren, angesprochen. Mit Hilfe von Erfahrungsaustauschen identifizieren die Mitgliedsunternehmen Arbeitsinhalte, Erfolgsfaktoren und gemeinsame Potenziale. Hieraus können je nach Bedarf Kooperationen und Entwicklungsprojekte zur Stärkung der Gemeinwohlorientierung entstehen. Ziel ist es, ein gegenseitiges Verständnis der Visionen, Werte und Strategien sowie ein gemeinsames technisches und soziales Know-how aufzubauen. www.gwu.network Sarah Mohr Bereich Soziale Ökonomie; Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe Katrin Elsemann Geschäftsführerin; Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland e.V. „Berlin ist jetzt schon der dynamische Hot Spot für Unternehmen der Sozialen Ökonomie in Deutschland. Das Projekt „Social Economy Berlin“ fördert die weitere Entwicklung und zeigt die Vielfalt der Sozialen Ökonomie sowie deren innovative Herangehensweise an die gesellschaftlichen Herausforderungen. Es unterstützt Gründungen und Unternehmen in diesem Bereich, vernetzt mit Akteuren der Wirtschaftsförderung und Verwaltung.“ „Das Potenzial von Sozialen Unternehmen bei der Gestaltung einer nachhaltigen, sozialen und innovativen Stadt Berlin ist riesig. Mit dem Projekt Social Economy Berlin können wir, gemeinsam mit der Senatsverwaltung, Soziale Unternehmen in ihrer Vielfalt fördern und so ihre soziale und ökologische Wirkung verstärken.“ 47 III. Wirtschaft Auch auf europäischer Ebene wird aktuell ein Aktionsplan für die Zukunft der Sozialen Ökonomie in Europa vorbereitet. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe ist derzeit Partnerin in einem von der EU geförderten Projekt zur Unternehmensentwicklung der Sozialen Ökonomie. Darin tauschen sich die „Region Östergotland“ (Schweden), die Wirtschaftsförder-Agentur Kataloniens „ACCIÓ“ (Spanien) und die öffentliche Agentur „Pobal“ (Irland) mit der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe zum Thema „Geschäftsmodellentwicklung bei Sozialen Unternehmen“ aus. Als Dachorganisation unterstützt REVES (European Network of Cities and Regions of Social Economy) das Projekt. Neben den öffentlichen Akteuren sind auch die vielfältigen Stakeholder der Sozialen Ökonomie in das Projekt eingebunden. In jedem der Projekte hat sich gezeigt, dass die Unternehmen der Sozialen Ökonomie sehr vielfältig sind. 48 Gleichzeitig wird überall sichtbar, das sie einen wichtigen Beitrag für eine nachhaltige und soziale Stadt leisten. Deshalb ist eine spezifische und zielgerichtete Förderung dieser Unternehmen sinnvoll. Grundlegendes Problem ist, dass es bislang keine hinreichend konkrete Definition für Soziale Unternehmen gibt. Deshalb hat die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe ein Gutachten in Auftrag geben, das praktikable Vorschläge zur Definition dieser Unternehmen vorstellen soll. Das Gutachten wird vom Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) erstellt. Langfristig ermöglicht eine konkrete Definition der „Sozialen Ökonomie“ eine spezifische Förderung der dazugehörigen Unternehmen und unterstützt damit die sozial-ökologische Transformation der Wirtschaft. III. Wirtschaft III.5 Tourismus / Kongresse / Gastgewerbe Berlin-Tourismus und Gastgewerbe Im Jahr 2020 zählte Berlin aufgrund der Corona-Pandemie nur ein Drittel der Besucherinnen und Besucher vom Vorjahr in der Stadt. 4,9 Mio. Touristinnen und Touristen (-65 %) verbrachten rund 12,3 Mio. Nächte (-64 %) in Berlin. Damit sank die Zahl der Gäste in Berlin auf das Niveau des Jahres 2001. Rund 70 % der Übernachtungen gingen auf deutsche Besucherinnen und Besucher zurück, 30 % waren internationale Gäste, unter ihnen vor allem Briten, Niederländer und Spanier. Nach einem vielversprechenden Jahresauftakt im Januar und Februar folgte der erste Lockdown vom 22. März bis zum 25. Mai 2020. In den Sommermonaten konnte in den Hotels zumindest mehr als 47 % des Übernachtungsaufkommens von 2019 erreicht werden. Die Schließung im Frühjahr und Herbst/Winter 2020 setzte auch den Gastronomiebetrieben erheblich zu. So kam es 2020 in der Gastronomie zu realen Umsatzeinbußen von 41,5 % und einem Beschäftigtenrückgang von 15,6 % im Vergleich zum Vorjahr. Auswirkungen der COVID-19-Pandemie Um den gravierenden Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Berlin-Tourismus Rechnung zu tragen, unterstütz(t)en der Bund und das Land Berlin die Unternehmen mit diversen Überbrückungs- und Soforthilfen. Das Land Berlin stellt weitere Mittel für konjunkturfördernde Maßnahmen zur Verfügung. Mit verschiedenen Kampagnen wie „Berlin. Auch das“ bewarb visitBerlin die Hauptstadt als grüne Metropole, bei „Erlebe Deine Stadt“ konnten Berlinerinnen und Berliner die Hotels der Stadt entdecken. Weitere Landesmittel im mehrstelligen Millionenbereich stehen für Beratungs- und Qualifizierungsmaßnahmen für die Branche (Sensibilisierungs-Kampagne im Gastgewerbe für Corona-Regeln, Resilienz der Betriebe etc.) sowie für ad-hoc Projekte bereit, um kurzfristig auf spezifische Bedarfe und Entwicklungen reagieren zu können. Das Berliner Tourismuskonzept 2018+ wurde überprüft und ergänzt. Auch im ReStart Papier (7-Punkte-Plan zur Konsolidierung und Weiterentwicklung des Tourismus 2021/2022) bleibt die Entwicklung eines stadtverträglichen und nachhaltigen Tourismus weiterhin zentrales Ziel. Weiter wurden die Handlungsbedarfe für die Zeit nach dem Lockdown ermittelt und in konkrete Aufgaben operationalisiert. Trotz des herausfordernden Jahres 2020 konnten die Zuschüsse für besondere touristische Projekte (sog. „City Tax Mittel“) wieder in viele Projekte fließen, die noch vor bzw. inmitten der Krise umgesetzt werden konnten oder sogar erst durch die Pandemie entstanden sind. Gerade in diesem und auch in den nächsten Jahren ist es wichtig, die Branche unkompliziert bei touristischen Vorhaben zu unterstützen und dem Tourismus zu alter Stärke zu verhelfen. Dabei fügen sich die Projekte stets in die Handlungsfelder des Tourismuskonzeptes 2018+ ein und fördern so einen nachhaltigen und stadtverträglichen Berlin-Tourismus. So wurde beispielsweise im ersten Quartal 2020 das Projekt Leading Culture Destination (Award Verleihung und Academy für den Austausch von Kulturdestinationen) gefördert. Mit Beginn der Pandemie wurde dann umgehend die Krisenkommunikation mit Partnerunternehmen und Stakeholdern finanziell unterstützt. Für den ReStart und die Wiedereröffnung der Branche im Frühsommer konnte das Projekt einer aktivtouristischen Themenroute anschließen, die Berlin als weitläufige, vielfältige Destination mit viel Angebot an Natur und Wasser in Szene setzte und auf die veränderten Gästeansprüche reagierte. Zusätzlich konnten verschiedene Projekte der bezirklichen Tourismusförderung von den Zuschüssen Gebrauch machen. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 46 Projekte aus den Bezirken beantragt. So wurde u.a. ein Pilotprojekt zur Qualifizierung der Straßenmusik am Alexanderplatz begonnen, ein „Nachtbürgermeister“ in Tempelhof-Schöneberg eingesetzt sowie eine digitale Kunst- und Kulturlandkarte für Lichtenberg entwickelt. In Steglitz-Zehlendorf hat die Pandemie zur Durchführung einer Resilienz-Beratung in Form eines Online-Angebotes gesorgt und berlinweit ein bezirksübergreifendes Projekt zur Unterstützung der lokalen touristischen Unternehmen hervorgebracht. Tagungs- und Kongresswirtschaft Der Berliner Kongress- und Tagungsbereich hat unter den coronabedingten Beschränkungen und Verboten von Veranstaltungen im vergangenen Jahr gelitten. Im Januar und Februar 2020 konnten die Bestmarken aus 2019 nochmals übertroffen werden, doch nach der Absage der ITB wurden nahezu alle Veranstaltungen abgesagt. Ab Juni konnte durch kleine B2B-Veranstaltungen eine Auslastung der Hotels und Tagungsorte von 2-3 % erreicht werden, die Jahresauslastung der Häuser ging im Vergleich zum Bestwert von 31 % aus 2019 um mehr als ein Drittel zurück, die durchschnittliche Teilnehmendenzahl sank noch stärker auf rund ein Zehntel des Vorjahresniveaus. Das wirtschaftliche Gesamtvolumen der Kongress- und Tagungsbranche lag demnach 2020 schätzungsweise bei 20-25 % des Vorjahres. Der neu initiierte Kongressfonds Berlin dient der Unterstützung von Fachveranstaltungen in Berlin. Ein Zuschuss pro Präsenz-Teilnehmerin bzw. -Teilnehmer soll dazu beitragen, dass trotz der mit der COVID-19-Pandemie einhergehenden Beein- 49 III. Wirtschaft Patricia Hoerner Bereich Tourismus; Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe Philipp Brückner Projektleiter Kongressfonds Berlin; atene KOM GmbH „Die Berliner Tagungs- und Kongresswirtschaft ist hart von der Corona-Pandemie getroffen worden. Mit dem Förderprogramm „Kongressfonds Berlin“ möchten wir die Planung und Durchführung von Veranstaltungen unterstützen und damit dem für Berlin wichtigen Wirtschaftsbereich einen Neustart ermöglichen. Mit der atene KOM GmbH haben wir einen erfahrenen Partner gefunden, der uns bei der Umsetzung des Programmes tatkräftig unterstützt.“ „Tagungen und Kongresse sind Aushängeschilder jeder Hauptstadt in Europa. Nach dem Erliegen dieses Imagesektors durch die Corona-Pandemie hat das Land Berlin reagiert und unterstützt mit dem Kongressfonds zielgerichtet den Restart seiner Tagungs- und Kongressbranche. Als beauftragter Projektträger freuen wir uns, tatkräftig daran mitzuwirken und gemeinsam mit dem Land Berlin sicherzustellen, dass Berlin auch weiterhin zu den Top-Veranstaltungsorten Europas zählt.“ trächtigungen und Unsicherheiten Fachveranstaltungen in Berlin durchgeführt werden. Dies gilt sowohl für analoge als auch für hybride Veranstaltungen. Zudem wurde eine MICE-Kampa- gne (Meetings, Incentives, Convention, Events) mit dem Titel „Plan B.erlin“ ausgerollt, die national Aufmerksamkeit für sicheres Tagen in Berlin schaffen soll. Übernachtungen in Berliner Beherbergungsbetrieben absolut und Veränderung gegenüber Vorjahr in % 40,00 35,00 30,00 Millionen 25,00 20,00 15,00 +14,1 +8,7 +14,5 +9,1 +8,1 10,00 5,00 +7,6 +6,7 2010 2011 +9,1 +7,5 +5,3 +9,2 +2,5 +3,9 -1,4 +1,7 +1,6 +7,9 +3,6 +2,7 +4,7 -76,0 -54,1 0,00 Inland Quelle: Destatis 50 Ausland 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 III. Wirtschaft III.6 Außenwirtschaft / Entwicklungszusammenarbeit Außenwirtschaft Die USA (1,42 Mrd. €), Frankeich (1,10 Mrd. €) und China (1,03 Mrd. €) waren im Jahr 2020 die wichtigsten Exportländer für Berlin, gefolgt von Polen (974 Mio. €) und dem Vereinigten Königreich (941 Mio. €). Die Berliner Exporte sanken im Jahr 2020 insbesondere aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie um 5,2 % auf 14,38 Mrd. €. Damit wurde der Anstieg der Exporte im Jahr 2019 gestoppt. Der Rückgang war allerdings nicht so stark wie in Deutschland insgesamt: Bundesweit sanken die Exporte im gleichen Zeitraum um 9,3 %. Mit einer Summe von 2,8 Mrd. € stehen pharmazeutische Erzeugnisse an erster Stelle der absoluten Exportsummen (Zunahme um 33,7 %), gefolgt von Maschinen mit 2,2 Mrd. €, die um 2,9 % gesunken sind. An dritter Stelle stehen Datenverarbeitungsgeräte mit einem Exportwert von insgesamt 1,5 Mrd. € (-8,1 % zu 2019). Am deutlichsten gesunken sind die Exportwerte bei Tabakwaren, die sich von 302 Mio. € im Jahr 2019 auf 104 Mio. € verringert haben (-65,5 %). Die Außenwirtschaftspolitik in Berlin richtet sich nach dem Konzept Internationale Wirtschaftskooperation Berlin (KIW) aus, welches 2017 vom Berliner Senat verabschiedet wurde. Es versteht Internationalisierung ganzheitlich und orientiert sich an den Bedarfen kleiner und mittlerer Unternehmen, welche u.a. Startups umfassen. Im Sinne des ganzheitlichen Ansatzes werden sowohl Exporte als auch Ansiedlungen, Standortmarketing und eine Vielzahl von anderen grenzüberschreitenden ökonomischen Aktivitäten (Internationalisierungsformen) erfasst. Das Konzept verfolgt die Zielsetzung, hiesige Unternehmen zu unterstützen, die inländische Wirtschaft zu stärken und so zur Schaffung von Arbeitsplätzen im Inland beizutragen. Nach der Anpassung des Konzepts im Sommer 2019 rückten neben den wichtigsten Zielländern USA, China, Polen und das Vereinigte Königreich auch neue Zielregionen wie die beiden Hubs Golfregion und ASEAN stärker in den Fokus. Darüber hinaus werden auch afrikanische Märkte, die eine zunehmende Bedeutung für die Berliner Wirtschaft haben, verstärkt beobachtet und Kooperationsprojekte vorbereitet. Top 10 der Exportländer 2020 nach Volumen und Anteil an den Gesamtexporten in % USA 9,9 Frankreich 7,6 7,2 Volksrepublik China Polen 6,8 Vereinigtes Königreich 6,5 Niederlande 5,2 Italien 4,3 Schweiz 3,7 Österreich 3,1 Spanien Milliarden (Euro) 2,8 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 Quelle: Statistisches Bundesamt Teil der Berliner Außenwirtschaftsstrategie ist außerdem die Etablierung von Auslandsrepräsentanzen. Das zweite Betriebsjahr des Berlin Business Desk in Peking stand ganz im Zeichen der Pandemie, die in China schon Ende Januar 2020 in die öffentliche Wahrnehmung trat. Team Peking hat zunächst bei der Vermittlung von Angeboten bzw. Kontakten für Schutzausrüstung aus China unterstützt. Im März 2020 hat das China-Büro eine der letzten Veranstaltungen mit persönlicher Anwesenheit in Berlin organisiert. Thema waren die Auswirkungen und der Umgang mit kurzfristig entstandenen Lieferengpässen sowie Gewährleistungsrechte. Nach dem ersten Quartal 2020 gab es nur noch Online-Veranstaltungen, die es Team Peking aber ermöglicht haben, seine Präsenz im Vergleich zum Vorjahr noch zu steigern: Es wurden rund 90 digitale Beratungsgespräche sowohl für chinesische Firmen mit Interesse an Berlin als auch für Berliner Unternehmen durchgeführt, die vor allem zum Umgang mit der durch die Pandemie entstandenen Situation beraten wurden. Das Berlin Business Desk war in China auf einer Messe persönlich vertreten (alle anderen wurden abgesagt) und es gab rund 70 Online-Teilnahmen an Veranstaltungen, davon die Hälfte mit eigenem Vortrag oder eigener Präsentation. Inhaltliche Schwerpunkte lagen auf den Themen Verkehr, Logistik, Mobilität, Umwelttechnologien sowie Startups. 51 III. Wirtschaft Dr. Rolf Knütter Gruppenleiter Außenwirtschaft; Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe Burkhard Volbracht Bereichsleiter Talent / International; Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH „Gerade in schwierigen Zeiten ist es wichtig, sich auf Partner verlassen zu können. Um den Neustart der Berliner Außenwirtschaft nach der Corona-Pandemie zu unterstützen, planen wir mit der Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH verschiedene Maßnahmen. Diese sollen die digitalen Formate der internationalen Zusammenarbeit optimieren und den Neustart physischer Kontakte durch Delegationsreisen und internationale Veranstaltungen erleichtern.“ „Berlin gilt Vielen als internationalste Stadt in Deutschland. Das trifft sicher auf die Bevölkerung zu. Damit auch die Berliner Wirtschaft noch internationaler wird, bauen wir mit der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe an existierenden und neuen Brücken in Wachstumsmärkte, z.B. in den USA und China über die Berliner Auslandsbüros sowie nach Asien und bald auch nach Afrika. Das ist spannend und nachhaltig.“ Die Nachfrage nach Information und Austausch zum Zielmarkt China ist in Berlin ungebrochen hoch. Im Jahr 2020 sind vier Netzwerkprojekte mit Fokus auf das Zielland China gestartet. Zu diesen gehören: • • BeCAN des aBB (automotive BerlinBrandenburg e.V.). Schwerpunkte des Projektes liegen in den Bereichen Automotive Zulieferindustrie, Car IT, Energie- und Speichertechnik, Smart Services, Digitale Fertigung, Werkstoffe und Materialien, Antriebstechnologie, Human Resources, Autonomes Fahren, Antriebstechnologie (u.a. Wasserstofftechnologie). CN BC von IDZ e.V. (Internationales Design Zentrum Berlin) und Sourcebook GmbH. Zu den Kernpunkten des Projektes gehören: Designwirtschaft & nachhaltige Technologien UX / UI Design, digitale Strategieberatung, Industriedesign, Servicedesign und Nachhaltige Technologien. • Berlin Urban Tech Launchpad der Urban Impact Berlin GmbH. Im Mittelpunkt stehen hier Urban Tech & Smart City Startups und KMUs. • ExploreAsia von INAM (Innovation Network for Advanced Materials e.V.). Zu den zentralen Bereichen gehören hier Materialwissenschaften (3D-Druck, gedruckte Elektronik, Sensoren, Photonik, Halbleiter, Verbundwerkstoffe, Brennstoffzellen und Batterien, BioTech, MedTech). Wirtschaftssenatorin Ramona Pop hatte im September 2019 die Berliner Wirtschaftsvertretung in den USA eröffnet. Von New York aus werden Berliner KMU beim Eintritt in den US-amerikanischen Markt unterstützt. Gleichzeitig stellt das „Berlin Business Office“ den ersten Ansprechpartner für amerikanische Unternehmen dar, die Interesse am Wirtschaftsstandort Berlin haben. 52 Das Berliner Büro in New York musste in seiner Arbeit ebenfalls die Auswirkungen der Corona-Pandemie berücksichtigen. Dies fiel besonders schwer, da es seine Arbeit erst kurz vorher (September 2019) gestartet hatte. So konnten viele Reisen und Messeteilnahmen nicht erfolgen. Dennoch fanden im vergangenen Jahr viele Aktivitäten statt. Der Schwerpunkt lag zunächst auf einer Kontaktaufnahme mit U.S. Unternehmen und Investoren sowie dem Start der Öffentlichkeitsarbeit, um die Arbeit des Büros bekannt zu machen. Dazu zählen die Erstellung einer Webseite und ein quartalsweiser Newsletter. Darüber hinaus wurden zahlreiche (virtuelle) Veranstaltungen (mit)-organisiert, wie die „Berlin meets USA“-Reihe, die branchenspezifisch eine Verbindung zwischen dem Berliner und dem US-Markt herstellt. Derzeit wird die planmäßige Einstellung einer zweiten Person für das USA-Büro vorbereitet. Bereits vor über 15 Jahren begann die Senatswirtschaftsverwaltung die Förderung von wirtschaftlichen Aktivitäten mit Polen, zunächst im Rahmen der grenzübergreifenden Oder-Partnerschaft, u.a. in den Themenfeldern Tourismus, Design, IKT, Games-Industrie, Photonik und Schienenverkehrstechnik. Berliner Cluster, Branchennetzwerke und KMU nutzen für wirtschaftsbezogene Vernetzungsprojekte mit Polen Förderangebote, die im Rahmen des Programms für Internationalisierung (PfI) aus Landesmitteln und dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanziert werden. Die Zielsetzungen und Schwerpunkte der jeweiligen Projekte richten sich dabei nach den Bedarfen der Unternehmen. So gilt für die Berliner Kreativ-/Designwirtschaft Polen als wichtiger Produktionsstandort. Für Games-Entwickler und die IKT-Branche wiederum ist Polen als Partner für Koproduktionen attraktiv, während für die Photonik-Branche Kooperationen in der Forschung und Entwicklung im Vordergrund stehen. Aus Polen stammen viele hochqualifizierte Fachkräfte der Bereiche Entwicklung und Programmierung, die in Berliner Startups tätig sind. Darüber hinaus ist für Berliner Unternehmen aus dem Bereich der Schie- III. Wirtschaft Der AsiaBerlin Summit (ABS) 20 fand nach einer coronabedingten Verschiebung vom 21. bis 27. September 2020 als eine der wenigen Berliner Veranstaltungen und einzige deutsche Konferenz Richtung Asien offline und online statt. Durch den Einsatz hybrider Veranstaltungsformate konnte die Reichweite des ABS 21 (insbesondere in Asien) erhöht werden. Zu den Highlights gehörte das Eröffnungspanel mit den Vorstandsmitgliedern Thomas Saueressig (SAP) und Cedrik Neike (Siemens) im Haus der Deutschen Wirtschaft. Auf dem Summit wurden besonders relevante Themenbereiche für das Berliner Startup Ökosystem wie Smart City/Urban Tech, Industrie 4.0, AI, Female Entrepreneurship, Diversity, Climate Change, IoT, HealthTech, Blockchain und FinTech vertieft sowie Kontakte zu Investorinnen und Investoren geknüpft. Der ABS 21 findet nach einer coronabedingt notwendigen Verschiebung vom 4. bis 10. Oktober 2021 wieder hybrid statt. Dieser Summit wird sich durch die Einbeziehung zahlreicher weiterer Partner in Satellitenveranstaltungen auszeichnen. U.a. stellen sich diverse Netzwerkprojekte mit dem Schwerpunkt China vor und laden zu Kooperationen ein. Der Sino-European Health Summit und das Germany Singapore Business Forum Connect bilden weitere zentrale Bausteine des Satellitenprogramms. Besonders intensiv ist die Zusammenarbeit mit den Berliner Partnerstädten Peking, u.a. Zusammenarbeit mit dem Berliner Auslandsbüro, und Jakarta im Kontext des EU geförderten Projekts Smart Change. Einen weiteren Schwerpunkt bilden Bangalore und Indien in Verbindung mit dem BMZ-geförderten Projekt „Female Entrepreneurship in Berlin and India“. nenverkehrstechnik die Zusammenarbeit mit der polnischen Industrie von großem Interesse. Ziel des informellen interregionalen Netzwerkes Oder-Partnerschaft (Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Niederschlesien, Großpolen, Westpommern und Lubuskie) unter dem Motto „Grenzen trennen — die Oder verbindet“, ist der Aufbau eines leistungsfähigen Regionalverbundes, mit dem die Region infrastrukturell und politisch enger vernetzt und zu einem auf möglichst vielen Gebieten kooperierenden dynamischen Wirtschaftsraum entwickelt werden soll. Dabei liefern die urbanen Zentren eine wichtige Impulsfunktion. Gleichzeitig ist die Aktivierung der Entwicklungspotenziale des ländlichen Raums zentral. So förderte die Senatswirtschaftsverwaltung in der Vergangenheit aus den Zuschüssen für besondere touristische Projekte das Projekt „Kulturtourismus zwischen Polen und Berlin | Kulturprogramm im Zug 2.0“. Darüber hinaus koordiniert sie seit 2008 federführend die Öffentlichkeitsarbeit der Oder-Partnerschaft. Diese umfasst einen deutsch-polnischen Newsletter, der dreimal jährlich erscheint, eine zweisprachige Website sowie thematische Sonderpublikationen. Des Weiteren wurde 20172019 monatlich eine Sonderbeilage in der Stettiner Tageszeitung „Kurier Szczeciński“ mit finanzieller Unterstützung durch die Senatswirtschaftsverwaltung veröffentlicht, in der Nachrichten aus den Regionen der Oder-Partnerschaft mit Fokus auf Berlin öffentlichkeitswirksam in Westpolen platziert wurden. Am 17. November 2020 fand die Wirtschaftskonferenz „Deutsch-Polnische Zukunftsmärkte” der AHK Polen in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und der IHK Berlin sowie dem Deutsches Polen Institut in Darmstadt (DPI) statt, auf der die Themen Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Mobilität, und Demografie und deren Bedeutung für das deutsch-polnische Geschäft in den kommenden Jahren diskutiert wurden. Als Förderinstrument für die Berliner Außenwirtschaft steht das Programm für Internationalisierung (PfI) zur Verfügung. Es un- Antonin Salice-Stephan International Entrepreneurship Expert; Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe Surya Darmadi Local Entrepreneurship Expert in Jakarta „Die internationale Zusammenarbeit ist für die gemeinsame Entwicklung von nachhaltigen, modernen und intelligenten Städten ein notwendiges Kriterium. Als Teilprojektleiter im Projekt Smart Change ist es meine Aufgabe, eine nachhaltige Gründer- und Startup-Strategie für und mit der Stadt Jakarta zu entwickeln und die Implementierung zu begleiten. Ich bin dankbar dafür, diese verantwortungsvolle Aufgabe an der Schnittstelle Berlin, Jakarta und Bangkok wahrnehmen zu dürfen.“ „Die Zusammenarbeit mit der EU-Delegation und dem SenWEB-Team in Berlin ist eine besondere Gelegenheit, um Nachhaltigkeit auch im globalen Kontext zu gestalten. Als indonesischer Vertreter des Programms ist es mir eine Ehre, die trilaterale Kooperation zwischen Jakarta, Berlin und Bangkok voranzutreiben. Ich glaube, dass das Programm über den Projektzeitraum hinaus ein Vermächtnis sein wird, indem es einen Beitrag zum Smart City Ökosystem leistet.“ 53 III. Wirtschaft Das gemeinsame Projekt „Smart Change“ der beiden Partnerstädte Berlin und Jakarta im Rahmen des Programms für internationale Zusammenarbeit und Entwicklung der Europäischen Union ist 2020 gestartet und bildet einen zentralen Baustein im Rahmen der AsiaBerlin Aktivitäten in Südostasien. Es umfasst zwei Schwerpunkte: Zum einen die Stärkung der Stadtverwaltung von Jakarta in Bezug auf städtische Innovation (mit einem besonderen Fokus auf Smart City und Digitalisierung) sowie zum anderen die Förderung der Entwicklung des unternehmerischen Ökosystems in Jakarta rund um Startups. 2020 ist der Multi-Stakeholder-Lab zur Vernetzung von Entscheidungsträgerinnen und –träger aus Politik und Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft initiiert worden, innerhalb dessen der gegenseitige Austausch der besten Ansätze in den Bereichen E-Government, Smart City und der Unterstützung von Existenzgründungen zwischen Berlin und Jakarta gefördert wird. Daneben wir der Aufbau einer Online-Plattform für Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter sowie Expertinnen und Experten in Jakarta zur Vereinfachung des Austausches und des gegenseitigen Lernens vorbereitet. terstützt kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) in Berlin bei der Erschließung neuer Märkte im Ausland und stärkt damit die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Berliner Wirtschaft. Mit den Programmelementen Einzelmaßnahmen (KMU-Projekte), Gemeinschaftsprojekte (z.B. Messegemeinschaftsstände und Delegationsreisen) sowie Projekte zur Netzwerkbildung findet eine modular abgestimmte Unterstützung u.a. bei Messe- und Konferenzbesuchen, Teilnahmen an Messegemeinschaftsständen und Delegationsreisen sowie beim Ausbau internationaler Netzwerke statt. Nach einer Evaluation in 2019 hat die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe 2020 zusammen mit ihren Partnern Asien-Pazifik Forum Berlin und enpact die Startup Aktivitäten Richtung Asien unter dem Dach AsiaBerlin — Connecting Startup Ecosystems fokussiert und verstärkt. Ziel von AsiaBerlin ist die Förderung der Internationalisierung der Berliner Wirtschaft, insbesondere der Startups und ihrer Ökosysteme durch Kontakte und Kooperationen mit asiatischen Investoren, Startups, Konzernen, Forschungseinrichtungen, Verbänden sowie staatlichen und wirtschaftsfördernden Institutionen. Die vielfältigen AsiaBerlin Aktivitäten verbinden Berlins Startup Ökosystem mit wichtigen, dynamischen Hubs in Asien und ermöglichen so Zugang zu Märkten, Fachkräften, strategischen Partnern und Investitionen. Der AsiaBerlin Summit (vormals Asia-Pacific Week) wird als eine zentrale Veranstaltung der Startup-Aktivitäten des Berliner Senats neben Delegationsreisen und monatlichen Veranstaltungen, den Asia­Berlin Events, positioniert. Die Website www.asia.berlin, regelmäßige Newsletter und Social Media Kommunikation flankieren kommunikativ die Veranstaltungen, unterstützt durch das Netzwerk der ehrenamtlich arbeitenden AsiaBerlin Ambassadors. 54 Entwicklungszusammenarbeit Global denken, lokal handeln — diesem Anspruch will die Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit (LEZ) des Landes Berlin durch eine Vielzahl von Aktivitäten gerecht werden. Über 100 Botschaften, eine Vielzahl von Verbänden mit internationaler Ausstrahlung sowie über 300 entwicklungspolitische Akteure machen Berlin zu einem Zentrum für internationale Angelegenheiten. Ein besonderes Augenmerk legt die Berliner Entwicklungszusammenarbeit auf die Vermittlung von Kompetenzen des Globalen Lernens bzw. des Denkens in globalen Zusammenhängen sowie auf die Förderung des fairen Handels und der fairen Beschaffung. Berlin sieht die Hauptaufgabe seines Engagements in der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit. Hierbei wird die LEZ durch das Entwicklungspolitische Bildungs- und Informationszentrum e.V. und durch die Stiftung Nord-Süd-Brücken unterstützt. Die LEZ fördert bereits seit dem Jahr 2000 das Berliner Entwicklungspolitische Bildungsprogramm (benbi). Es findet jährlich im November statt und richtet sich vorrangig an Kinder und Jugendliche der 3. bis 13. Klasse. 2020 sollte das Thema „Digitalisierung“ im Mittelpunkt stehen. Aufgrund der Corona-Pandemie konnte das Programm nicht umgesetzt werden. 2021 heißt das Schwerpunktthema „globale Machtverhältnisse“. Das benbi wird von der Kontaktstelle für Umwelt und Entwicklung organisiert. Der Verein unterstützt und berät die über 20 beteiligten Nichtregierungsorganisationen bei der Entwicklung der zahlreichen interaktiven Workshops, bei denen Schülerinnen und Schülern Fähigkeiten vermittelt werden, aktiv und eigenverantwortlich die Zukunft mitzugestalten. Auf Initiative des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) wurde von den Bundesländern ein Promotor*innenprogramm ins Leben gerufen. Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie Zivilgesellschaftliche Akteure waren 2020 durch die Corona-Pandemie auf vielfältige Weise in ihrer Arbeit eingeschränkt: ausgefallene Veranstaltungen, mangelnde technische Infrastruktur sowie die Notwendigkeit, eigene Angebote zu digitalisieren, gehörten zu den schwierigsten Herausforderungen. Aber auch die Sorge um die Partnerinnen und Partner im Globalen Süden und der Wunsch nach solidarischer Unterstützung waren für die Berliner Nichtregierungsorganisationen ein zentrales Anliegen. Die Landestelle für Entwicklungszusammenarbeit hat daher 2020 einen Sonderfonds in Höhe von 500.000 € eingerichtet, um die entwicklungspolitischen zivilgesellschaftlichen Organisationen in Berlin zu unterstützen. Dadurch konnte die Digitalisierung vorangetrieben werden, Einnahmeausfälle kompensiert und Solidaritätsprojekte im Globalen Süden umgesetzt werden. III. Wirtschaft Eine-Welt-Promotorinnen und –Promotoren arbeiten in entwicklungspolitischen Organisationen und Initiativen. Sie geben als Expertinnen und Experten Anstöße für global verantwortliches Denken und Handeln und mobilisieren für ein Engagement zu Themen der nachhaltigen Entwicklung. Es wird vom Berliner Entwicklungspolitischen Ratschlag koordiniert und von der Stiftung Nord-Süd-Brücken verwaltet. Im Februar 2020 fand das Richtfest des Neubaus des Eine-Welt-Zentrums auf dem Gelände der ehemaligen Kindl-Brauerei in Berlin Neukölln statt. Durch Förderungen aus dem im Landeshaushalt verankerten Investitionszuschuss, Bundesmitteln und Zuschüssen aus dem Sondervermögen Infrastruktur der Wachsenden Stadt (SIWA) an die Berlin Global Village gGmbH wurde bzw. wird die Errichtung des Zentrums ermöglicht, das seit vielen Jahren von der Berliner Zivilgesellschaft geplant wurde. Das Zentrum entsteht auf einer Fläche von rund 4.500 Quadratmetern und widmet sich insbesondere den Themen globale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit. Es bietet Raum für entwicklungspolitische und migrantisch-diasporische Nichtregierungsorganisationen. Im März 2021 sind die ersten NGOs in das neue Gebäude eingezogen. Darüber hinaus wurde das Berliner Stipendiumprogramm zur Stärkung von Journalistinnen und Journalisten im digitalen Raum 2020 fortgeführt. Allerdings konnten aufgrund der coronabedingten Beschränkungen die insgesamt acht Stipendiatinnen und Stipendiaten nicht nach Berlin einreisen, so dass digitale Trainingskonzepte entwickelt und umgesetzt wurden. Das Programm richtet sich an Medienschaffende, Journalistinnen und Journalisten sowie Bloggerinnen und Blogger aus aller Welt, die aufgrund von Einschränkung ihrer Meinungsfreiheit aus ihren Herkunftsländern fliehen mussten oder eine vorübergehende Auszeit benötigen. Zuständig für die Durchführung ist der Verein Reporter ohne Grenzen. Das Projekt „Female Entrepeneurship Berlin India“ im Rahmen von „AsiaBerlin“ wird in Kooperation mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) im Rahmen des Bund-Länder-Programms durchgeführt. Das BMZ hat die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) mit der Durchführung beauftragt. Weiterer Implementierungspartner ist der enpact e.V. Im Austausch mit Berliner Akteurinnen und Akteuren werden Förderprogramme für indische Unternehmerinnen weiterentwickelt und indische Gründerinnen bei der internationalen Kontaktanbahnung unterstützt. Die Aktivitäten der Initiative wurden an den AsiaBerlin Summit im September 2020 als Ankerevent angebunden. Auch in 2021 sollen die Projektaktivitäten beim AsiaBerlin Summit präsentiert und diskutiert wurden. 2020 hat die Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit in Kooperation mit Engagement Global gGmbH die Berliner „Kompetenzstelle Faire Beschaffung“ eingerichtet, die öffentliche Auftraggeber zur nachhaltigen Beschaffung berät und bei der praktischen Umsetzung unterstützt. Die LEZ unterstützt Kampagnen und Bündnisse, die dafür werben, den Berliner Einkauf fairer zu gestalten. Innerhalb der Berliner Verwaltung setzt sie sich für die Überarbeitung von Vergaberichtlinien zugunsten einer fairen und nachhaltigen Beschaffung ein. 2020 wurde Berlin zum zweiten Mal als „Fairtrade Town“ ausgezeichnet. Im Mai 2021 sollen die Feierlichkeiten als Hybrid-Format nachgeholt werden. Die Berliner Bezirke sind Vorreiter im Fairen Handel. Die Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit arbeitet eng mit den verschiedenen Akteuren zusammen, unterstützt das Berliner FAIRgabebündnis und wirkt an der Steuerungsgruppe mit. 2020 wurde eine Koordinierungsstelle bei Decolonize Berlin e.V. eingerichtet, um die Auseinandersetzung mit dem Kolonia- Nicola Humpert Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit; Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe Juliane Kühnrich Projektleiterin; Kompetenzstelle Faire Beschaffung Berlin „Seit vielen Jahren setzen wir uns für eine Stärkung der fairen öffentlichen Beschaffung ein. Die Einrichtung der Kompetenzstelle faire Beschaffung ist dafür ein wichtiger Meilenstein. Durch die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit stärkt Berlin faire Produktionsmuster und leistet einen direkten Beitrag zur Umsetzung der Agenda 2030.“ „Seit Oktober 2020 berät und unterstützt die Kompetenzstelle Beschafferinnen und Beschaffer des Landes Berlin und der Berliner Bezirke bei der Umsetzung eines sozial verantwortlichen öffentlichen Einkaufs. Durch die enge Kooperation mit der LEZ sind ein steter Austausch mit der Verwaltung und die notwendige politische Anbindung gegeben. Denn nur mit der Verbindung in die Verwaltung und die politische Unterstützung kann eine faire Beschaffungspraxis nachhaltig und strukturell verankert werden.“ 55 III. Wirtschaft lismus, postkolonialer Bildungsarbeit, Anti-Rassismus und Critical Whiteness unter Mitwirkung von diversen Akteuren aufzunehmen. Dazu fanden Dialogrunden mit Verwaltung und Zivilgesellschaft sowie verschiedene Veranstaltungsformate statt. Im Dezember 2020 wurde dem Abgeordnetenhaus ein Zwischenbericht vorgelegt — im Dezember 2021 wird der Abschlussbericht mit den erarbeiteten Empfehlungen vorliegen. 56 Die Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit unterstützt entwicklungspolitische Projekte von Berliner Nichtregierungsorganisationen und andere Organisationen, die sich in vielfältigen Themenfeldern entwicklungspolitisch in Berlin und weltweit engagieren. 2021 stehen Fördermittel in Höhe von 1 Mio. € für entwicklungspolitische Informations-, Kampagnen- und Bildungsarbeit in Berlin zur Verfügung. III. Wirtschaft III.7 Wirtschaftsrechtliche Aspekte Mit der Novellierung des Berliner Ausschreibungs- und Vergabegesetzes (BerlAVG) wurden die in den Leitlinien der Regierungspolitik vorgesehenen ökologischen und sozialen Vorgaben für die Beschaffungspolitik des Landes umgesetzt. Das bei dieser Gelegenheit grundlegend überarbeitete Gesetz trat am 1. Mai 2020 in Kraft. Gegenwärtig werden — mit dem Ziel verbesserter Anwenderfreundlichkeit — die erforderlichen Verwaltungsvorschriften für die praktische Umsetzung der öko-sozialen Kriterien, aber auch für die Durchführung von Kontrollen er- bzw. überarbeitet. Die Entwurfsfassung für die Ausführungsvorschrift zur Beachtung der ILO-Kernarbeitsnormen bei der Vergabe von Bau-, Liefer- oder Dienstleistungen (AV ILO-Kernarbeitsnormen) liegt vor. Mit der Ausführungsvorschrift werden Waren und Warengruppen benannt, bei denen die öffentlichen Auftraggeber einen Nachweis der Beachtung der ILO-Kernarbeitsnormen fordern sollen, und für die die entsprechende Nachweisführung geregelt wird. Weiter sind Hinweise zur Vorgehensweise und Hilfestellungen bei der Integration dieser Vorgaben bei der Auftragsvergabe aufgeführt. Eigenerklärungen werden nicht mehr als Nachweis zugelassen. Mit Unterstützung der durch die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe geförderten Kompetenzstelle Faire Beschaffung Berlin werden für die in der Ausführungsvorschrift benannten Waren und Warengruppen verbindliche Leistungsblätter für die Nachweisführung über die Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen erarbeitet. In der zweiten Jahreshälfte 2021 wird es einen intensiven Dialog mit Wirtschaftsverbänden, Nicht-Regierungsorganisationen und Vergabestellen zu den Leistungsblättern geben. Vom Senat bereits beschlossen ist die Rechtsverordnung zur Evaluierung der Wertgrenzen bei der Vergabe von Liefer- und Dienstleistungen. Die Verordnung soll sicherstellen, dass mit der Wertgrenze von 10.000 € der vergaberechtliche Mindestlohn von 12,50 € brutto pro Stunde auf mindestens 95 % des vergebenen Auftragsvolumens über Lieferungen und Dienstleistungen Anwendung findet. Sollte der Anteil geringer sein, wird die im Berliner Ausschreibungs- und Vergabegesetz festgeschriebene Wertgrenze für die Anwendung des Gesetzes im Hinblick auf die Geltung des Mindestlohns von derzeit 10.000 € auf 5.000 € abgesenkt. Maßgeblich für die Evaluierung ist das Auftragsvolumen über Lieferungen und Dienstleistungen im Jahr 2021. Die Verordnung regelt die Einzelheiten der Evaluierung sowie ggf. die Absenkung der Wertgrenze. Die Novellierung der auf dem Gesetz beruhenden ökologischen Vorgaben der Verwaltungsvorschrift Beschaffung und Umwelt (VwVBU) wird mit der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz abgestimmt. Gleiches gilt für die von der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales zu erstellende Ausführungsvorschrift zur regionalen Tariftreue. Der Vergabeservice Berlin hält weiterführende Informationen zum Berliner Ausschreibungs- und Vergabegesetz bereit. Wenn Unternehmen mit einer Tätigkeit in einem sicherheitsrelevanten Bereich einer Berliner Landesbehörde betraut werden und damit Zugang zu Verschlusssachen erhalten sollen, werden sie in die Geheimschutzbetreuung des Landes Berlin aufgenommen. Diese Unternehmen bzw. deren Beschäftigte, die den Auftrag im sicherheitsrelevanten Bereich ausführen sollen, müssen zuvor einer Sicherheitsüberprüfung unterzogen werden. Bearbeitungszeiten von drei bis neun Monaten durch analog geführte Verfahren mit unterschiedlicher Behördenbeteiligung verzögern den Beginn der Auftragsausführung in geheimschutzrelevanten Bereichen der Berliner Landesbehörden oft deutlich. Durch die Digitalisierung der Geheimschutzbetreuung in der Wirtschaft und die Einführung eines digitalen Verfahrens werden nicht nur behördenübergreifende Synergieeffekte erzielt und die Bearbeitungszeiten erheblich verkürzt, sondern es erfolgt ebenfalls einer weiterer Beitrag zur Umsetzung der bundesweiten E-Government-Strategie. Ziel ist es, eine Online-Sicherheitsüberprüfung für die Nutzenden bereitzustellen sowie den verwaltungsinternen Prozess der Sicherheitsüberprüfung zu digitalisieren und medienbruchfrei zu gestalten. Es ist davon auszugehen, dass die Digitalisierung des Prozesses von der Beantragung durch Eingabe der persönlichen Daten in der Sicherheitserklärung durch die zu überprüfende Person bis zur Mitteilung des Ergebnisses der Überprüfung durch die beteiligten Behörden eine deutliche Zeit-, Personal- und Kostenersparnis induziert. In einem ersten Schritt wird zunächst die Antragstellung auf Sicherheitsüberprüfung bei der für Wirtschaft zuständigen Senatsverwaltung digitalisiert. Zu einer aktiven Wirtschaftsförderung gehört eine funktionierende Wirtschaftsordnung. Wirtschaft braucht rechtliche Rahmenbedingungen, die für alle gelten. Insbesondere muss verhindert werden, dass Kriminelle mit Geldern aus Straftaten redlichen Gewerbetreibenden Marktanteile streitig machen. Geldwäsche kann nur dann effektiv bekämpft werden, wenn gesetzestreue Gewerbetreibende mit den Aufsichtsbehörden zusammenarbeiten und sich davor schützen, von Dritten für Zwecke der Geldwäsche missbraucht zu werden. Im Jahr 2020 wurde das Geldwäscherecht durch Umsetzung einer EU-Richtlinie erneut reformiert, wodurch sich die Zahl der Gewerbetreibenden, für die ein erhöhtes Geldwäscherisiko besteht (sog. „Verpflichtete“), maßgeblich erhöhte. Die Aufsichtsbehörde stand vor der Aufgabe, diesem Risiko angemessen zu begegnen und neue Verpflichtete zu erkunden. So steht u.a. der Kunstsektor als neue Verpflichtetengruppe im Fokus. 57 III. Wirtschaft Die Präventionsarbeit der Geldwäscheaufsicht wird kontinuierlich verbessert. Die Verwaltungsdienstleistungen im Bereich Geldwäscheprävention sind seit 2020 im Berliner Dienstleistungsverzeichnis aufgelistet und werden Ende 2021 digital als Onlinedienstleistung zur Verfügung stehen. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, die Wahrnehmung in der Bevölkerung merklich zu verbessern. Auch die Zusammenarbeit mit anderen Behörden wurde intensiviert. So konnte seit 2019 neben der Vernetzung mit dem Landeskriminalamt die Kooperation mit den Finanzämtern und anderen Aufsichtsbehörden verstärkt werden. Dies führte zu einer höheren Anzahl von Ordnungswidrigkeitsverfahren, Bußgeldern und Verdachtsmeldungen an die Financial Intelligence Unit. Die Geldwäsche und ihre negativen Auswirkungen auf die legale Wirtschaft können am besten verhindert werden, wenn alle Akteure zusammenwirken. So beteiligt sich die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe am landesweiten Netzwerk gegen Clan-Kriminalität. Im Rahmen der in diesem Jahr stattfindenden Prüfung Deutschlands durch die Financial Action Task Force (FATF), der internationalen Organisation zur Verhinderung von Geldwäsche, erstellt sie gemeinsam mit anderen Aufsichtsbehörden und dem Bund ein integriertes Konzept, um Geldwäsche weiter zu erschweren. Damit diese Arbeit effektiv durchgeführt werden kann, wird zurzeit im Land Berlin eine dauerhafte koordinierende Stelle errichtet, welche als sog. Thinktank agieren wird und die beteiligten Akteure qualifiziert und fachspezifisch zusammenbringt. Ein besonderes Augenmerk wird hierbei auf die nationale und internationale Zusammenarbeit gelegt. Auch ist die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe seit Herbst 2020 Mitglied in der Anti Financial Crime 58 Alliance (AFCA) und erarbeitet zusammen mit Verpflichteten sowie weiteren Landes- und Bundesbehörden Typologiepapiere zur Geldwäsche im Immobiliensektor. Auf diese Weise wird dem gesetzlichen Auftrag der Prävention und der Sensibilisierung des Immobiliensektors Rechnung getragen. Die Umsetzung des Berliner Spielhallengesetzes (SpielhG Bln) ist weitgehend abgeschlossen. Ende 2020 wurden noch 222 Bestandsspielhallen an 165 Standorten im Land Berlin betrieben. Anfang 2016 waren es demgegenüber noch 535 Spielhallen an 376 Standorten. Das Spielhallengesetz regelt als bundesweit erstes Landesgesetz Abstandsregelungen zwischen Spielhallen und Kinder- und Jugendeinrichtungen sowie ein Verbot der als besonders suchtproblematisch geltenden sog. Mehrfachkomplexe. Bestandsbetriebe, die bereits vor Inkrafttreten des Berliner Spielhallengesetzes über eine nach altem Recht erteilte Spielhallenerlaubnis verfügten, konnten 2016 in einem Sonderverfahren nach dem Mindestabstands­ umsetzungsgesetz Berlin (MindAbstUmsG Bln) vom 22. März 2016 Anträge auf neue Spielhallenerlaubnisse bei den 12 Berliner Gewerbeämtern stellen. 496 Spielhallen stellten 2016 einen solchen Antrag. Alle 496 antragstellenden Spielhallen wurden seitdem stufenweise durch die Gewerbeämter auf gewerberechtliche Zuverlässigkeit, Abstand zu Oberschulen und Abstand zu anderen Spielhallen überprüft. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe hat seit Mitte 2016 die Durchführung des komplexen, mehrstufigen Sonderverfahrens zur Erteilung neuer Spielhallenerlaubnisse unter Berücksichtigung der strengen Abstandsvorgaben des Berliner Spielhallengesetzes in regelmäßiger enger Abstimmung mit den Bezirksämtern koordiniert und rechtlich begleitet. III. Wirtschaft III.8 Services und Förderung für Unternehmen III.8.1 Unternehmensservice Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe hat Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH (BPWT) beauftragt, den Unternehmensservice umzusetzen. BPWT unterstützt seit nunmehr 10 Jahren Berliner Unternehmen bei Expansionsvorhaben, Standortverlagerungen sowie Innovationsprojekten und begleitet Ansiedlungsvorhaben in der Stadt. Firmen erhalten einen umfassenden Service und schnellen Zugang zu den Wirtschaftsförderangeboten sowie Antworten auf Fragen zur finanziellen Förderung, Grundstücks- und Immobiliensuche, Personal- und Fachkräftegewinnung sowie Technologietransfer. Gestützt wird der Unternehmensservice durch ein breites Netzwerk aus Servicepartnern der Berliner Wirtschaftsförderung (IHK, IBB, UVB, Arbeitsagentur, Liegenschaftsfonds u.a.). Unternehmen am Standort werden durch ein Key-Account-Management begleitet oder als Unternehmensservice vor Ort direkt in den Bezirken durch Projektmanagerinnen und Projektmanager der BPWT betreut. Im Jahr 2020 hat BPWT Projekte mit einer Investitionssumme von rd. 873 Mio. € begleitet, 6866 neue Arbeitsplätze wurden geschaffen. Mehr als 70 % dieser Arbeitsplätze entfallen auf die Cluster IKT, Medien und Kreativwirtschaft sowie Mobilität und Logistik. 3021, und damit knapp die Hälfte der geschaffenen Arbeitsplätze sind aus 108 erfolgreichen Ansiedlungsprojekte Auswirkungen der COVID-19-Pandemie Seit letztem Jahr wird die Berliner Wirtschaft durch die Corona-Pandemie vor tiefgreifende Einschnitte und Herausforderungen gestellt. Hier hat der Unternehmensservice der BPWT GmbH schnell reagiert und sein Serviceangebot umgehend angepasst: Der Unternehmensservice hat eine Vielzahl seiner Bestandsunternehmen kontaktiert, um deren akute Lage und Bedürfnisse im Zusammenhang mit der Pandemie auszuloten. Der Unternehmensservice hat eine Hotline für Soloselbstständige und Kleinstunternehmen im Zeitraum März-August 2020 eingerichtet — mit 16.000 Anrufen, durchschnittlich 229 Anrufe pro Tag, wurde die Hotline intensiv genutzt. Mit 14 Town Hall Calls, darunter 11 mit Themen zu den Soforthilfeprogrammen zur Bewältigung der Corona-Krise, konnten insgesamt 3.240 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erreicht werden. entstanden. Zudem wurden für Forschung und Entwicklung Drittmittel in Höhe von 116 Mio. € eingeworben. 78 Unternehmen wurden mit Unterstützung des Unternehmensservice in Berlin neu angesiedelt. Insgesamt konnte der Unternehmensservice im vergangenen Jahr 248 Projekte erfolgreich abschließen. Seit Ende 2009 unterstützt der Einheitliche Ansprechpartner (EA) Berlin, angesiedelt bei der Senatsverwaltung für Wirt- Sandra Lust Bereich Unternehmensservice; Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe Michaela Illmer Projektmanagerin; Unternehmensservice – Spandau „Der Unternehmensservice ist Kern der Wirtschaftsförderung des Landes Berlin. In den 10 Jahren haben wir viel bewegt, Abläufe abgestimmt und Projekte gemeinsam begleitet. Aus der Wirtschaft gibt es immer wieder neue Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen. Dank der vertrauensvollen engen Zusammenarbeit haben wir viel erreichen können.“ „Die gute Einbindung des Unternehmensservice vor Ort im jeweiligen Bezirksamt, das breite Netzwerk der Berliner Servicepartner und die Senatsverwaltungen bieten eine sehr gute Grundlage, um die individuellen Anliegen der Unternehmen unterstützen und voranbringen zu können. Die Zusammenarbeit mit den vielen verschiedenen Unternehmen bringt auch nach 10 Jahren Unternehmensservice noch immer viel Abwechslung und es ist sehr erfreulich zu sehen, wie viele Unternehmer und Unternehmerinnen sich in und für unsere Stadt engagieren. Ihnen auf diesem Weg unterstützend zur Seite zu stehen und Berlin weiter voranzubringen, das treibt uns alle gemeinsam an.“ 59 III. Wirtschaft schaft, Energie und Betriebe, als zentrale Anlaufstelle erfolgreich in- und ausländische Unternehmen sowie Gründerinnen und Gründer bei der Aufnahme und der Ausübung ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit in Berlin. Er fungiert sowohl als verbindlicher Informationsgeber als auch — auf Wunsch des Unternehmens — als durchgängiger Verfahrensbegleiter und Mittler zwischen dem Unternehmen und den unterschiedlichen beteiligten Behörden und Institutionen. Bereits seit der Einrichtung des EA wird den Unternehmen ermöglicht, über ein Onlineverfahren im Gewerbebereich die elektronische Verfahrens- und Formalitätenabwicklung für Gewerbemeldungen und gewerberechtliche Erlaubnisse medienbruchfrei auf elektronischem Wege zu erledigen. Über eine eingebundene ePaymentkomponente kann die Verwaltungsgebühr schon während des Antragsprozesses beglichen werden. Der EA ist aber auch Verfahrensbegleiter bei der Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse im Bereich der reglementierten Berufe. Für fünf Berufsqualifikationen, darunter die für Lehrerinnen und Lehrer und Erzieherinnen und Erzieher, wurden spezielle Antragsverfahren modelliert. Über das elektronische Antragsmanagementsystem des EA erhalten die zuständigen Stellen von den Antragstellerinnen und Antragstellern genau die Unterlagen, die sie für ihre Entscheidung über den Antrag auf die Anerkennung der Berufsqualifikation benötigen. Über ein integriertes Postfach können zusätzlich Nachrichten ausgetauscht und die Entscheidung über den Antrag elektronisch übermittelt werden. Für alle Verfahren, die der EA über sein Portal anbietet, stehen auch englische Antragsmodule zur Verfügung. Carsten Heidebrecht Leiter IT-Systeme; EA Berlin Thilo Schuster Geschäftsführender Gesellschafter cit GmbH; Projektpartner des EA „Wenn man unternehmerisch oder beruflich in Berlin tätig werden will, informiert der Einheitliche Ansprechpartner (EA) Berlin über die rechtlichen Anforderungen und ermöglicht, die dafür nötigen Antragsverfahren vom Antrag bis zum Bescheid vollständig online in Deutsch oder Englisch abzuwickeln. Über Formularassistenten werden die Bürgerinnen und Bürger durch ihren Antrag geführt und fehlerhafte Eingaben durch Datenprüfungen vermieden sowie zusammenhängende Verfahren unter Beteiligung der zuständigen Stellen integriert angeboten. Die dafür nötigen IT-Systeme zu designen und weiterzuentwickeln ist eine Kernaufgabe beim EA Berlin und motiviert mich und das gesamte Team immer wieder neu durch das positive Feedback unserer Kundinnen und Kunden.“ „Zufriedene Kundinnen und Kunden sind unser oberstes Ziel! Wir entwickeln Komponenten zur Erstellung von elektronischen Formularen und intelligenten Ausfüllassistenten, Formularmanagement sowie eine modellbasierte Entwicklungsumgebung für formularbasierte Workflows. Damit die Anforderungen des EA Berlin umgesetzt werden konnten, war eine durchdachte IT-Architektur erforderlich, die einerseits Flexibilität und andererseits Stabilität und Sicherheit bietet. Wir freuen uns mit dem EA Berlin bereits seit mehr als 10 Jahren erfolgreich zusammenzuarbeiten und die entwickelte Lösung ständig an neue Anforderungen anzupassen“ 60 III. Wirtschaft III.8.2 Gründungsförderung Erstanlaufstellen Die Gründungsunterstützung im Land Berlin fokussiert nicht alleine auf die technologieorientierten Startups, sondern auch auf das weiterhin sehr rege und breit angelegte Gründungsgeschehen in traditionellen Bereichen wie dem Handel, im Handwerk oder der Bauwirtschaft. Beratungen und Kontaktstellen müssen auf diese Vielfalt der Geschäftsideen und der dahinter stehenden Unternehmerpersönlichkeiten mit einem flexiblen und differenzierten Angebot für die unterschiedlichen Zielgruppen eingehen. Im Laufe des Jahres 2020 ist es gelungen, die coronabedingten Rückgänge im Gründungsgeschehen aus dem ersten Quartal teilweise auszugleichen. Trotz einer leichten Verringerung der Gesamtzahl der Neugründungen auf 37.700 bleibt das Gründungsgeschehen deshalb insgesamt auf einem hohen Niveau. Mit 103 Neugründungen pro 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner liegt Berlin 2020 erneut an der Spitze der Bundesländer. Ein enges Netzwerk an Erstanlaufstellen erlaubt es, auf die unterschiedlichen Fragestellungen von Gründerinnen und Gründern bedarfsgerecht einzugehen. So können neben der Gründungsberatung der Kammern auch die Finanzierungsberatung der IBB, die Gründungsbüros der Hochschulen, die Wirtschaftsförderer der Berliner Bezirke oder Beratungseinrichtungen der ethnischen Communities aufgesucht werden. Alle Adressen der öffentlichen Erstanlaufstellen, ihre Informationsangebote und Veranstaltungen sind auf der zentralen Internetseite http://www.gruenden-in-berlin.de zu finden. Alle Gründungsinteressierte werden hier nach einem klaren Leitfaden durch die Informationen aus dem Berliner Gründungsnetz geleitet. Das Portal ist ein gemeinsames Projekt der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe mit der IHK Berlin, der Handwerkskammer Berlin und der Investitionsbank Berlin. Die ausführlichen Informationen stehen auch auf Englisch zur Verfügung. Für Informationen, Beratung und Unterstützung bei Verwaltungsverfahren im Rahmen der Gewerbeausübung steht das Portal des Einheitlichen Ansprechpartners Berlin zur Verfügung. Über www.ea.berlin.de können Gewerbetreibende rund um die Uhr mehr als 30 Verwaltungsverfahren, die im Zusammenhang mit dem Unternehmen stehen (wie An- und Abmeldung, aber auch die Beantragung von Genehmigungen und Erlaubnissen), online abgewickelt werden. Beratung und Veranstaltungen Der Spaß am Unternehmertum und das dazu notwendige Wissen werden auf einer Reihe von Veranstaltungen vermittelt. So können Gründungsinteressierte im Rahmen des Business­planWettbewerbs Berlin-Brandenburg (BPW) über einen Zeitraum Auswirkungen der COVID-19-Pandemie Die Corona-Pandemie hat auch auf den Bereich der Unternehmensgründungen deutliche, negative Auswirkungen. Im ersten Quartal 2020 sank die Anzahl der neu errichteten Unternehmen um 5,6 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Fast 90 % der jungen Unternehmen und Selbstständigen sahen sich nach Angaben der KfW deutschlandweit im Frühjahr mit unerwarteten Umsatz­ einbrüchen konfrontiert, fast 70 % hätten mit diesen Umsätzen einen Zeitraum von drei Monaten nicht mit eigenen Liquiditätsreserven überbrücken können. Vor diesem Hintergrund hat die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe mit den Förderprogrammen „Soforthilfe I (Liquiditätshilfe)“ und Soforthilfe II („Zuschüsse für kleine Unternehmen und Solo-Selbstständige“) einen wichtigen Beitrag zur Überbrückung der krisenbedingten Umsatzrückgänge geleistet. Um trotz des schwierigen Umfelds das Gründungsgeschehen gezielt zu unterstützen, wurden darüber hinaus die Förderprogramme „Gründungsbonus“ und „Berliner Startup-Stipendium“ noch einmal deutlich aufgestockt und an die Rahmenbedingungen angepasst. Im Zuschussprogramm „Gründungsbonus“ wurden die Anspruchsvoraussetzungen gelockert und die Möglichkeit eines zusätzlichen Corona-Bonus eingeführt. Im Rahmen des „Berliner Startup-Stipendiums“ können nun 100 weitere innovative Gründungen unterstützt werden. Zusätzlich wurde der Zeitraum für die Gewährung verlängert. von neun Monaten ihre Geschäftsidee entwickeln und dazu kostenlose Seminare und Workshops besuchen sowie Expertenfeedback erhalten. Technologieorientierte Geschäftsideen, die einen schnelleren Marktzugang benötigen, können auch innerhalb von nur drei Monaten über einen Business Model Canvas entwickelt werden. Ab März 2020 konnten die Seminare und Beratungen des Wettbewerbs nur noch digital gestaltet werden. Aber auch die neuen Formate haben einen guten Zuspruch erhalten: 1.901 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind dem Wettbewerb bis zum Abschluss im August 2020 gefolgt. Nachdem sich im Sommer das Pandemiegeschehen zeitweise stark abgeschwächt hatte, konnten die jährlich im Herbst stattfindenden Deutschen Gründer- und Unternehmertage deGUT auch 2020 als eine der wenigen Veranstaltungen mit Publikumsverkehr stattfinden. Mit ihren vielfältigen Kontaktmöglichkeiten zwischen Förderinstitutionen, Mentorinnen und Mentoren und Gründungsinteressierten ist die von der Investitionsbank Berlin (IBB) und der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) veranstaltete deGUT ein Highlight im Gründerkalender der Hauptstadtregion. Durch das Hygieneschutzkonzept war die Teilnehmendenzahl im Jahr 2020 allerdings stark begrenzt, 61 III. Wirtschaft sodass an beiden Messetagen etwas über 2.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Arena Berlin gezählt wurden. Eine wichtige Aufgabe der Wirtschaftspolitik ist es, das Interesse an der unternehmerischen Selbstständigkeit bereits früh zu entfachen und die Begeisterung für unternehmerische Themenfelder zu wecken. Im Projekt JUNIOR berät und begleitet das Institut der deutschen Wirtschaft Köln Schülerinnen und Schüler, die ein eigenes Unternehmen — jeweils für ein Jahr — gründen und führen wollen. Seit dem Start des Projekts in Berlin im Schuljahr 2000/2001 haben bereits 4.611 Berliner Schülerinnen und Schüler am Projekt JUNIOR teilgenommen. Nach der temporären Schulschließung im März 2020 haben die Schülerfirmen ihre Arbeit trotz der erschwerten Bedingungen fortgesetzt und sich beim jährlichen Landeswettbewerb mit einem Videobeitrag vorgestellt. Berlins bestes Schülerunternehmen 2021 ist das Unternehmen „PlandMade“ vom Archenhold-Gymnasium, das aus LKW-Planen Alltagsprodukte wie z.B. Einkaufsbeutel, Fahrradtaschen und Rucksäcke herstellt und vertreibt. www.junior-programme.de Die Lotsenstelle für migrantische Selbstständigkeit fungiert seit Januar 2019 im Auftrag der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe als Ansprechpartnerin für Erstund Orientierungsfragen. Sie unterstützt Gründerinnen und Gründer sowie Selbstständige nichtdeutscher Herkunft bei der Aktivierung ihres unternehmerischen Potenzials und bei der Teilhabe am gesellschaftlich-wirtschaftlichen Leben in Berlin. Die Beratung ist kostenlos und wird in den Sprachen Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch und Polnisch durchgeführt. Übersetzungen in weitere Sprachen sind möglich. Das Beratungsangebot beinhaltet: umfangreiche kompetente und kultursensible Erstberatung, umfassende Informationen über öffentliche Förder- und Beratungsleistungen, Verweisberatung an nicht gewerbliche Beratungs- und Fördereinrichtungen, Unterstützung bei Behördengängen, Beratung über die Sozialen Medien. Darüber hinaus bietet die Lotsenstelle (Online-) Informationsveranstaltungen für Existenzgründerinnen, Existenzgründer und Neuselbstständige sowie Netzwerkveranstaltungen zum Austausch und zur Vernetzung der relevanten Akteure der Berliner Beratungs- und Gründungsförderlandschaft an. www.berlin.de/lotsenstelle-fms Auch andere Projekte unterstützen Lehrerinnen und Lehrer dabei, Fragen der Wirtschaft und der Unternehmenstätigkeit in den Unterricht zu integrieren. Eine Übersicht über die Angebote findet sich unter www.berlin.de/unternehmergeist. In 2020 wurden 375 Beratungen durchgeführt, davon 186 Beratungen für Gründungswillige und 189 Beratungen für Selbstständige. Im Berichtszeitraum wurden mehrere Maßnahmen durchgeführt, die sich an die Zielgruppe der Personen nichtdeutscher Herkunft wenden mit dem Ziel, diese über Aspekte der Selbstständigkeit und die entsprechenden Beratungs- und Förderstrukturen zu informieren, aber auch die Erfolge und Bedeutung migrantischer Unternehmerinnen und Unternehmer sichtbarer zu machen und anzuerkennen. Das von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe geförderte Projekt „NEUSTART integrativ — interkulturell — kooperativ“ hat eine Laufzeit vom 01.06.2020 bis zum 31.12.2021. Zielgruppe des Projekts sind Geflüchtete und Neuankommende aus Drittstaaten ohne Ausschluss bestimmter Nationalitäten. Primäres Projektziel ist, über zielgruppenspezifische Beratung, Qualifizierung und Begleitung erfolgreiche Peter Müller Bereich Vielfalt in der Wirtschaft; Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe Gönül Nar Projektleitung; GUWBI e.V. „Die Lotsenstelle für migrantische Selbstständigkeit leistet eine wichtige Hilfestellung für migrantische Gründerinnen und Gründer sowie Selbstständige auf dem Weg in die unternehmerische Tätigkeit. Bereits für die Pilotphase im Zeitraum 2019 bis Ende 2020 konnte eine sehr positive Bilanz gezogen werden. Dabei hat das Team der Lotsenstelle mit viel Engagement und Einsatzbereitschaft auf die erschwerten Bedingungen aufgrund der COVID-19-Pandemie reagiert und verstärkt digitale Beratungs- und Informationsformate ermöglicht.“ „Die Berliner Wirtschaft ist sehr vielfältig. Dazu tragen Migrantinnen und Migranten wesentlich bei. Die Lotsenstelle für migrantische Selbstständigkeit erfüllt hier eine Brückenfunktion. Wir von GUWBI e.V. freuen uns daher, migrantische Gründerinnen und Gründer und Selbstständige auf ihrem Weg unterstützen zu können. Wichtig für uns ist, dass die wirtschaftliche Kraft der Migrantinnen und Migranten in Berlin auch von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe gesehen und gefördert wird.“ 62 III. Wirtschaft und nachhaltige Gründungen zu schaffen, die es den Geflüchteten ermöglichen, sich wirtschaftlich und sozial zu integrieren. Den Kern des Projekts bilden Coaching-Angebote sowie Workshops, die das Gründungs-Know-how vermitteln sollen. Darüber hinaus können konkrete Hilfestellungen bei Behördengängen geleistet werden. Ferner ist die Vernetzung und Kooperation mit Akteuren der Aufnahmegesellschaft sowie mit Bestandsunternehmen vorgesehen, um neue Kooperationsoder Beteiligungsformen aufzubauen. Erprobt werden soll auch das Modell eines Gründungsinkubators: In der Aufbauphase sind hierbei die potenziellen Gründerinnen und Gründer als „angestellte Unternehmerinnen und Unternehmer“ beschäftigt und sozialversichert. Entlastet von bürokratischen Hürden und Existenzsorgen können sie so gleichzeitig ihr Business eigenständig aufbauen. Mit dem Serviceprojekt „Wirtschaftsfreiheit Berlin — Integration von zuziehenden Talenten, Gründerinnen und Gründern und Unternehmerinnen und Unternehmern“ (2018-2019) sowie dem Nachfolgeprojekt „Wirtschaftsfreiheit plus“ (2020-2021) werden spezielle und sensible Beratungs- und Betreuungsinfrastrukturen für politisch bedrohte Personen aufgebaut, um ihnen in Berlin eine verlässliche neue Lebens- und Arbeitssituation anzubieten und die Übersiedlung zu organisieren. Zielgruppe dieses Projekts sind Unternehmerinnen und Unternehmer, Investorinnen und Investoren mit Umsiedlungsinteresse, Gründerinnen und Gründer sowie hochqualifizierte Fachkräfte und Kreative aus Ländern, in denen berufliche Kreativität und Entfaltung durch politische Rahmenbedingungen erschwert oder behindert werden bzw. die freie Ausübung einer privatwirtschaftlichen Erwerbstätigkeit oder berufliche Vorhaben nicht gewährleistet oder bedroht werden. www.because.berlin/ Mit dem durch die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe seit 2019 ausgelobten Wettbewerb „Vielfalt unternimmt — Berlin würdigt migrantische Unternehmen werden im zweijährigen Rhythmus die Leistungen und wirtschaftlichen Erfolge von Berlinerinnen und Berlinern mit Migrationsgeschichte ausgezeichnet und sichtbar gemacht. Um den Preis können sich Unternehmerinnen und Unternehmer mit Migrationshintergrund in drei Kategorien bewerben. www.berlin.de/ vielfalt-unternimmt Die Preisverleihung des diesjährigen Wettbewerbs fand am 19.05.2021 – coronabedingt – als Hybridveranstaltung statt. Die Preise gingen an • ANES Bauausführungen Berlin GmbH (Unternehmen mit mehr als 30 Beschäftigten) • Sprachenzentrum Berlinek Dr. Anna Weise e.K. (Unternehmen mit bis zu 30 Beschäftigten) • monströös GbR (Gründer(innen)preis für Unternehmen) In Kooperation mit der Investitionsbank Berlin konnte die Seminarreihe Vielfalt gründet auch im Berichtszeitraum fortge- führt werden. In 2021 wird diese jährliche kultursensible Informationsreihe zu Fragen der Selbstständigkeit zum 19. Mal realisiert. Es werden Seminare in den Sprachen Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Russisch, Polnisch, Serbokroatisch, Vietnamesisch, Türkisch, Kurdisch, Arabisch und Farsi angeboten. Darüber hinaus wird ein Seminar ausschließlich für gründungsinteressierte Frauen angeboten, ein weiteres wendet sich an Gründungsinteressierte aus der Kreativindustrie. Aufgrund der Pandemie findet der Großteil der Seminare in 2021 voraussichtlich als Onlineangebot statt. Auch weiterhin verfolgt die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe das Ziel, die wirtschaftlichen Aktivitäten von Frauen sichtbarer zu machen und dazu beizutragen, dass es selbstverständlicher wird, dass Frauen sich unternehmerisch betätigen. Im Berichtsjahr konnten jedoch, bedingt durch die Pandemiesituation, keine Präsenzveranstaltungen durchgeführt werden. Im Rahmen des „Aktionsprogramm Handwerk“ haben sich die Akteure daher darauf verständigt, anstelle der geplanten Veranstaltungen eine Studie zu beauftragen, die sich mit der Situation von Handwerkerinnen in der Pandemie auseinandersetzt. Die Studie wurde beim ifh Göttingen veröffentlicht. Zur Unterstützung und Vernetzung von Frauen in der Wirtschaft bietet die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe zwei Veranstaltungsformate für „Frauen in der Wirtschaft“ an: die „Unternehmerinnen-Akademie“ sowie alle zwei Jahre den „Berliner Unternehmerinnen Tag“. Ebenfalls im Zweijahresturnus wird der Wettbewerb „Berliner Unternehmerin“ ausgelobt. Der 10. Berliner Unternehmerinnentag fand am 26.02.2021 rein virtuell unter dem Motto „Nachhaltig wachsen, erfolgreich führen, Business machen“ statt und zählte 600 Teilnehmerinnen. Neben fünf Live-Panels zu Themen wie „Die Arbeit der Unternehmerinnen zwischen Anpassung und Rebellion“ und „Unternehmenssicherung zwischen Nachhaltigkeit und Wachstum” gab es acht Workshops per Videokonferenz. Ziel war, die Unternehmerinnen durch ein abwechslungsreiches Programm über aktuelle Aspekte der Selbstständigkeit zu informieren sowie ihnen die Gelegenheit zur Vernetzung zu geben. Die Unternehmerinnen-Akademie ist ein kürzeres Format (ca. 2-4 h), welches bislang zwei Mal stattfand. Im November 2020 thematisierte die zweite Unternehmerinnen-Akademie die Frage „Wie geht es weiter mit und trotz Corona?“ in Kooperation mit Berlin Partner. Ziel der Unternehmerinnenakademie ist, einem heterogenen Publikum aktuelle wirtschaftspolitische Themen vorzustellen und diese zu diskutieren sowie Möglichkeiten zu geben, sich breiter mit anderen Unternehmerinnen sowie mit Wirtschaftsakteuren zu vernetzen. Mit der Auszeichnung Berliner Unternehmerin des Jahres ehrt das Land Berlin seit 2004 alle zwei Jahre Unternehmerinnen für erfolgreiche und engagierte Unternehmensführung. Mit diesem Wettbewerb soll das Engagement von Frauen betont 63 III. Wirtschaft und deren Potenziale stärker sichtbar gemacht werden. Die Preisträgerinnen 2020 sind: • Dr. Kati Ernst und Kristine Zeller, ooshi GmbH („Newcomerinnen“) • Nicole Wheadon, WHEADON Wohlfühlen ist Hautsache („Kleinstunternehmen“) • Christina Wille, Loveco GmbH („KMU und Großunternehmen“) Alle Unternehmerinnen eint, dass sie sich das Thema „Nachhaltigkeit“ zu eigen gemacht haben und das gesellschaftliche Leben mit ihren Geschäftsideen verbessern möchten. 64 III. Wirtschaft III.8.3 Innovationsförderung Wissen verbreitet sich schneller denn je und ist als Ausgangspunkt für Innovationen zu einem entscheidenden Produktionsfaktor geworden. Dies hat zur Konsequenz, dass sich auf Dauer vor allem die Unternehmen behaupten können, die auf der Basis von Forschungs- und Entwicklungsprozessen Innovationen umsetzen. Aus diesem Grund ist es ein zentrales Anliegen der Berliner Wirtschaftspolitik, mit einer verlässlichen und thematisch flexiblen Innovationsförderung zur Schaffung einer nachhaltig wirksamen Wettbewerbsfähigkeit beizutragen. Mit Blick auf den Ausbruch der Corona-Pandemie kann zudem festgestellt werden, dass die Nachfrage nach Innovationsförderung durch Berliner kleine und mittlere Unternehmen (KMU) im Jahr 2020 im Wesentlichen konstant geblieben ist. Mit dem Programm Pro FIT (Programm zur Förderung von Forschung, Innovation und Technologien) werden sowohl Einzelvorhaben als auch FuE-Kooperationen vorrangig zwischen Wissenschafts- und Wirtschaftspartnern gefördert. Der Schwerpunkt der Förderung liegt entsprechend der Beschaffenheit der Berliner Wirtschaft bei KMU. Durch technologische Entwicklungen wird die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen gesteigert. Es wird nicht nur die Produktentwicklung gefördert, sondern auch die Markteinführung. Damit steht ein Programm zur Verfügung, das die Unternehmen in allen Phasen des Innovationsprozesses unterstützt. Im Jahr 2020 wurden 104 Projekte mit einem Zuschuss in Höhe von 48,23 Mio. € bewilligt. 41 Projekte erhielten ein Darlehen, hier wurden 23,47 Mio. € bewilligt. Das Programm wird aus dem EFRE kofinanziert. Im Zuge der Umsetzung von Handlungsempfehlungen aus der „Evaluierung der Innovationsförderung 2018/2019“ wurde Pro FIT zum 01.01.2021 für KMU der Sozialen Ökonomie geöffnet. Darüber hinaus gibt es nun die Möglichkeit, KMU auch in der Innovationsphase der experimentellen Entwicklung mit Zuschüssen zu fördern, wenn die Förderung im Rahmen von wettbewerblichen Aufrufen vergeben wird. Technologieorientierte Unternehmen, die erst kürzlich gegründet wurden und die Durchführung eines Innovationsprojektes anstreben, können zudem mit der Pro FIT Frühphasenfinanzierung finanzielle Unterstützung beim Aufbau der Unternehmens­ infrastruktur und erforderlichen Personalkapazitäten erhalten. Ziel des VC Fonds Technologie Berlin ist die Beteiligung an jungen Berliner Technologie-Unternehmen mit besonderem Wachstumspotenzial. Das Fondsvolumen beträgt 60 Mio. €, die Hälfte hiervon sind EFRE-Mittel. Die Fondsmittel stehen bis 2023 vorrangig zur Finanzierung der Entwicklung und Markteinführung innovativer Produkte zur Verfügung. Das Fondsmanagement obliegt der IBB Beteiligungsgesellschaft mbH. In 2020 wurden 20 Unternehmen mit einem Volumen von etwa 5,2 Mio. € finanziert. Berlin als deutsche VC-Hauptstadt hat mit der IBB Beteiligungsgesellschaft als öffentlicher Beteili- gungsgeber vor Ort einen bedeutenden Player. Mit ihrer über 20-jährigen Erfahrung ist sie ein gefragter Partner der Startups und Ansprechpartner für nationale und internationale Gesellschaften, die sich in Berlin nach Investments umsehen oder Finanzierungspartner suchen. Durch die Bildung von Finanzierungspartnerschaften betragen die investierten Mittel das Sechs- bis Siebenfache der Investitionen des VC-Fonds. Auswirkungen der COVID-19-Pandemie Zusätzliches Risikokapital für Startups in der Corona-Krise Das Jahr 2020 stellte die Berliner Startups aufgrund der Corona-Krise vor besondere Herausforderungen. Neben den Auswirkungen auf das operative Geschäft durch Umsatzrückgänge in den von der Krise besonders betroffenen Branchen, Verzögerungen bei der Produktentwicklung und Markteinführung stellten eine sinkende Investitionsbereitschaft von Investoren im 1. Halbjahr die Unternehmen vor teilweise existenzielle Herausforderungen. Zur gezielten Unterstützung von Berliner Startups, die durch Corona unverschuldet in einen Finanzierungsengpass geraten sind, wurden die Coronahilfen für Startups vom Bund, Land Berlin, der KfW und IBB mit mehreren Programmbausteinen initiiert. Ein Programmbaustein wurde durch die IBB Beteiligungsgesellschaft umgesetzt. Diese Mittel haben die IBB Beteiligungsgesellschaft in die Lage versetzt, das Beteiligungsvolumen und die Anzahl an finanzierten Unternehmen in der Krisensituation erheblich auszuweiten. Mit diesen Mitteln wurden 32 Startups im Jahr 2020 unterstützt, welche mit einem Volumen von 16 Mio. € finanziert wurden. Der VC Fonds Kreativwirtschaft Berlin mit einem Fondsvolumen von 40 Mio. €, davon ebenfalls 50 % EFRE-Mittel, unterstützt KMU der Berliner Kreativwirtschaft. Zusammen mit privaten Kapitalgebern werden mit den Fondsmitteln innovative Startups aus der Kreativwirtschaft mit hohem Wachstumspotenzial unterstützt, die sich in der Aufbau- und Expansionsphase befinden. In 2020 wurden 15 Unternehmen mit einem Volumen von etwa 4,1 Mio. € finanziert. Das Personaltransfer-Programm Innovationsassistent/-in ist nach wie vor eine wirksame Komponente der Know-how-Übertragung aus der Wissenschaft, insbesondere in kleine und mittlere Unternehmen. Durch den projektbezogenen Einsatz von qualifizierten Hoch- und Fachhochschulabsolventinnen und -absolventen erhalten die Unternehmen die Chance zur Bewältigung betrieblicher Innovationsaufgaben. Die Förderung erfolgt in Form von nicht rückzahlbaren Personalkostenzuschüssen. Gleichzeitig wird damit verstärkt der Zielsetzung Rechnung getragen, Struktur-, Innovations- und Arbeitsmarktpolitik miteinander zu verzahnen. Das Volumen der im Jahr 65 III. Wirtschaft 2020 bewilligten 153 innovativen Vorhaben von Berliner Unternehmen betrug rd. 3,2 Mio. €. Analog zum Förderprogramm Pro FIT wurde auch das Programm Innovationsassistent/-in für Unternehmen der Sozialen Ökonomie ab dem 01.01.2021 geöffnet. Der Coaching BONUS bezuschusst die Inanspruchnahme von Beratungsleistungen durch technologieorientierte kleine und mittlere Unternehmen (KMU), KMU der Kreativwirtschaft sowie im Zusammenhang mit den Themenbereichen Internationalisierung und Nachfolge auch durch andere KMU. Ab Juli 2021 sollen zudem auch KMU der Sozialen Ökonomie im Rahmen des Coaching BONUS gefördert werden. Dabei deckt das Beratungsangebot die gesamte Bandbreite unternehmerischer Fragestellungen innovativer KMU ab. Das reicht von Gründungsmodalitäten über Finanzierungsprobleme bis hin zu Marketing- und Vertriebsstrategien. Das Coaching soll helfen, eine konkrete Aufgabe bzw. Fragestellung im Hinblick auf eine bestimmte Zielstellung zu bewältigen. Die Unterstützung im Coachingprozess und die sich daraus ergebende Qualifikation soll die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens nachhaltig stärken. 2020 wurden insgesamt 376 Projekte (davon 95 in von Frauen geführten Unternehmen) durch den Coaching BONUS begleitet. Das Förderprogramm Transfer BONUS hat den Technologieund Wissenstransfer zum Ziel, in dem Berliner KMU der Zugang zu den Erkenntnissen von Wissenschaft und Forschung bzw. deren Nutzung erleichtert wird. Gefördert wird die Inanspruchnahme einer wissenschaftlichen Dienstleistung, wobei seit 2016 auch Projekte im Bereich der Digitalisierung unterstützt werden. Im Jahr 2020 wurden 63 Bewilligungen erteilt, wobei 9 davon auf Projekte im Bereich der Digitalisierung entfielen. Das Bewilligungsvolumen belief sich insgesamt auf rd. 919.000 €, davon rd. 335.000 € für Digitalisierungsprojekte. Ziel des Programmteils Transfer BONUS Design ist es, KMU den Zugang zu Designleistungen zu erleichtern. Der Design Transfer Bonus bezuschusst den Transfer von Design-Knowhow von Unternehmen der Designbranche und von Hochschulen in Unternehmen, um so ihre Innovationsfähigkeit und die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Das Programm soll die Entwicklung neuer Produkte oder Dienstleistungen von der Idee bis zur Marktfähigkeit sowie qualitative Verbesserungen bestehender Produkte und Verfahrensweisen unterstützen. 2020 wurden 37 Projekte mit einem Gesamtvolumen (Fördervolumen) von rd. 464.000 € bewilligt. Das gesamte Projektvolumen (förderfähige Ausgaben) betrug rd. 691.000 €. Ab dem 01.01.2021 sind auch Unternehmen der Sozialen Ökonomie im Rahmen des Transfer BONUS antragsberechtigt. Europäische Strukturfonds Die Berliner Wirtschafts- und Innovationspolitik ist eingebunden in die Europäische Strukturpolitik und die neue Europäische Strategie des European Green Deal. Zielgerichtete Investitionen in Bildung, Forschung und Entwicklung, die Ausrichtung auf eine kohlenstoffarme, energieeffiziente Wirtschaft und eine wettbewerbsfähige Industrie sowie die vorrangige Schaffung von Arbeitsplätzen und die Bekämpfung von Armut bilden die zentralen Ansatzpunkte dieser Strategie. Das übergeordnete Ziel der Strukturfondsförderung in Berlin ist es, die internationale Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität der Stadt zu stärken. Darauf bauen die Operationellen Programme (OP) des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und des Europäischen Sozialfonds (ESF) auf. www.berlin.de/strukturfonds In der noch laufenden Förderperiode 2014-2020, aus der noch bis zum 31.12.2023 gefördert werden kann, erhält Berlin 635 Mio. € aus dem EFRE und 215 Mio. € aus dem ESF. Hinzu kommen jeweils nationale Mittel in gleicher Höhe — die sogenannte Kofinanzierung. Insgesamt stehen Berlin aus diesen beiden EU-Förderprogrammen somit rund 1,7 Mrd. € zur Verfügung. Hinzu kommen in den Jahren 2021-2023 rund 117,6 Mio. € aus den React-EU-Mitteln, die den Mitgliedstaaten als Beitrag zum Wiederaufbau nach COVID-19 als außerordentliches zusätzliches Budget zur Verfügung gestellt werden. In der Förderperiode 2021-2027 wird Berlin erneut ein signifikantes Budget für Förderungen aus dem EFRE zur Verfügung stehen. Damit können rund 680 Mio. € EFRE-Mittel zuzüglich 1,02 Mrd. € nationaler Kofinanzierung, insgesamt also 1,7 Mrd. € in den Ausbau der Forschungs- und Innovationskapazitäten und die Einführung fortschrittlicher Technologien sowie die Stärkung der Berliner Unternehmen, in Klima- und Umweltschutzvorhaben sowie in Projekte der integrierten Stadtentwicklung fließen. Für den Europäischen Sozialfonds (ESF+) wird Berlin 2021-2027 ein Budget von ca. 148 Mio. € zur Verfügung stehen, ergänzt durch 222 Mio. € nationale Kofinanzierung, so dass insgesamt 370 Mio. € in Unterstützungsmaßnahmen für in Berlin lebende Menschen investiert werden können. Der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) ist das wichtigste Instrument der Regionalförderung der Europäischen Union. Er trägt dazu bei, den wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt der Europäischen Gemeinschaft durch Ausgleich der regionalen Ungleichgewichte zu stärken. Die EFRE-Mittel werden in Berlin in bedeutendem Maße für die Förderung von Innovationen eingesetzt. Für Forschung, Entwicklung und die Markteinführung neuer Produkte und Lösungen in Unternehmen, aber auch zur Stärkung hochinnovativer Unternehmen, etwa durch Beteiligungen, die Unterstützung von Clus- 66 III. Wirtschaft tern sowie die Stärkung unternehmensnaher Forschungsinfrastrukturen sind fast 50 % der EFRE-Mittel vorgesehen. Darüber hinaus werden kleine und mittlere Unternehmen in ihrer Investitionstätigkeit und bei ihrer internationalen Markterschließung unterstützt sowie Gründerinnen und Gründer gefördert. Um die anspruchsvollen energie- und klimapolitischen Ziele des Landes zu erreichen, können Berliner Unternehmen zudem von der Investitionsförderung in energiesparende Technologien, in die Nutzung erneuerbarer Energien oder bei der Umstellung von Produktionsprozessen profitieren. Bis zum 31. Dezember 2020 sind von den rund 1,27 Mrd. €, die für das Operationelle Programm des EFRE 2014-2020 zur Verfügung stehen, mehr als 3.700 Vorhaben mit Gesamtkosten von über 1,3 Mrd. € bewilligt und bereits 850 Mio. € verausgabt worden; vollständig verausgabt werden die Mittel bis zum 31.12.2023. Gefördert wurden bspw. Berliner Unternehmen wie die Berlin Heart GmbH, die als weltweit führender Anbieter von extrakorporalen Herzunterstützungssystemen für Kinder an der Entwicklung eines implantierbaren Herzunterstützungssystems forscht; sowie Greta & Starks Apps GmbH, die bei der weltweiten Vermarktung ihrer App für sehbehinderte oder hörgeschädigte Menschen zum barrierefreien Genuss von Kinofilmen unterstützt wurde. Der Europäische Sozialfonds (ESF) ist das wichtigste Förderinstrument der EU zur Unterstützung der Beschäftigung in Europa. Der ESF verbessert den Zugang zu Arbeitsplätzen, fördert Bildung, bietet Qualifizierung und unterstützt die soziale Integration. Die ESF-Mittel werden in Berlin in einem thematisch breiten Spektrum eingesetzt. Als erfolgreich und innovativ hat sich der Einsatz von ESF-Mitteln mithilfe vereinfachter Kostenoptionen wie Pauschalfinanzierungen erwiesen. Für die Umsetzung des Operationellen Programms des ESF 2014-2020 stehen Finanzmittel in Höhe von insgesamt 430,2 Mio. € zur Verfügung. Bis zum 31.12.2020 sind über 1400 Vorhaben mit Gesamtkosten in Höhe von 398 Mio. € bewilligt und knapp 223 Mio. € ausgezahlt worden. Vollständig verausgabt werden die Mittel bis zum 31.12.2023. Gefördert werden Projekte wie „Berlin braucht dich!“, das darauf abzielt, neue Wege für Jugendliche aus Familien mit Einwanderungsgeschichte am Übergang Schule — Ausbildung zu entwickeln. Eine anderes Beispiel ist das Projekt „Berlin Modell Marzahn Hellersdorf 24-7“ der Manege gGmbH, das Jugendlichen hilft, die keinen Zugang zu Behörden und Einrichtungen finden, aber Unterstützung im Leben brauchen — sei es für einen Schlafplatz, berufliche Orientierung oder psychologische Hilfe. In einem anderen Projekt, dem Bildungs- und Beratungszentrum der Raupe & Schmetterling — Frauen in der Lebensmitte e.V., können sich arbeitslose Frauen beruflich neuorientieren und ihre meist prekäre Lebenssituation eigenständig verbessern. 67 III. Wirtschaft III.8.4 Zuschüsse für Unternehmen und Infrastruktur Die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) ist das bedeutendste Regionalförderinstrument von Bund und Ländern. Mit der GRW werden Investitionen gefördert, die in strukturschwachen Regionen die Einkommens- und Beschäftigungssituation verbessern. Vorrangiges Ziel der GRW ist die Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen. Seit 1991 gibt es die GRW-Förderung in Berlin. Die GRW hat in den vergangenen 30 Jahren stark dazu beigetragen, dass Berlin heute ein attraktiver, wettbewerbsfähiger Produktionsund Dienstleistungsstandort ist. Viele wesentliche Entwicklungen und Erfolge sind eng mit dem Einsatz von Investitionsmitteln aus der Gemeinschaftsaufgabe verbunden. Bis heute wurden rund 5,4 Mrd. € aus dem Programm bereitgestellt und mehr als 8.560 Investitionsvorhaben der gewerblichen Wirtschaft und der wirtschaftsnahen Infrastruktur gefördert. Dadurch konnten über 267.500 Arbeitsplätze gesichert bzw. neue zukunftsorientierte Arbeitsplätze geschaffen werden. 30 Jahre GRW-Förderung in Berlin Anlässlich von 30 Jahren GRW-Förderung in Berlin wurde 2020 von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe eine Erfolgsbilanz in Form einer Broschüre veröffentlicht. Hier werden die vielfältigen Fördermöglichkeiten der GRW dargestellt und anhand vieler Projektbeispiele die Erfolge der GRW-Förderung nachgezeichnet. Druckexemplare sind über die Pressestelle der Senatsverwaltung erhältlich. Im Koordinierungsrahmen der GRW sind für die laufende, durch die Europäische Kommission bis 2021 verlängerte Förderperiode die Regelungen über Voraussetzungen, Art und Intensität der Förderung und die Fördergebiete der einzelnen Bundesländer festgelegt. Die Mittel der GRW werden von Bund und Land jeweils zur Hälfte getragen. In der laufenden Förderperiode stand Berlin für 2014-2020 ein Fördermittelvolumen von rund 950 Mio. € zur Verfügung. Diese Mittel wurden vollständig für Investitionen ausgezahlt. Darin enthalten sind auch die zusätzlichen Mittel aus dem Konjunkturpaket der Bundesregierung und des Landes Berlin. In 2020 konnten zusätzliche Mittel i.H.v. rd. 48 Mio. € eingesetzt werden. Für das Verlängerungsjahr 2021 stehen insgesamt rd. 249 Mio. € GRW-Mittel, einschließlich der zusätzlichen Mittel aus dem Konjunkturpaket, zur Verfügung. In 2020 wurden insgesamt 149,1 Mio. € ausgezahlt. Davon entfallen 93,4 Mio. € (62,6 %) auf die Förderung der wirtschafts- 68 nahen Infrastruktur und 55,7 Mio. € (37,4 %) auf die Förderung der gewerblichen Wirtschaft. Der Bewilligungsrahmen 2020 für die Jahre 2021-2023 betrug 204,65 Mio. €. Diese Mittel wurden vollständig gebunden. Davon sind 75 Mio. € für die Unternehmensförderung und 129,65 Mio. € für die Verbesserung der wirtschaftsnahen Infrastrukturen vorgesehen. Auch der Bewilligungsrahmen wurde mit zusätzlichen Mitteln aus dem Konjunkturpaket der Bundesregierung und des Landes Berlin verstärkt. Für das Jahr 2021 wurden zusätzliche Mittel i.H.v. rd. 74,25 Mio. € zur Verfügung gestellt. Seit dem Jahr 2020 ist auch die GRW-Förderung mit den Auswirkungen der Corona Pandemie konfrontiert. Die Berliner Wirtschaft und auch die Berliner Verwaltung haben den Lock down zu meistern. Neben der Bewältigung dieser neuen Herausforderung steht die GRW-Förderung von Investitionen zur Stabilisierung der Unternehmen und der Beschäftigung weiterhin im Vordergrund. Auch in der Zeit der Pandemie wird für laufende Investitionen Planungssicherheit gewährleistet und neue Investitionen können vorbereitet und begonnen werden. Aus Mitteln der GRW können Investitionszuschüsse für die gewerbliche Wirtschaft und für wirtschaftsnahe Infrastrukturmaßnahmen gewährt werden. Auch die Förderung integrierter regionaler Entwicklungskonzepte, die Förderung von Regionalmanagements sowie die Förderung von Kooperationsnetzwerken sind möglich. Daneben unterstützt die GRW in immer stärkeren Umfang auch Fachprogramme des Landes zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft Berliner Unternehmen. Die Förderung der gewerblichen Wirtschaft ist zentraler Ausgangspunkt für die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit Berlins. Die Sicherung und Neuschaffung von Arbeitsplätzen soll einhergehen mit der Steigerung der Produktivität und des Pro-Kopf-Einkommens. Besonders in den technologieorientierten und zukunftsweisenden Branchen sowie in produktionsnahen Dienstleistungen sollen qualifizierte Arbeitsplätze gesichert und geschaffen werden. Die zulässige GRW-Höchstförderung variiert innerhalb Berlins. Berlin ist in zwei Fördergebiete (C- und D-Fördergebiet) aufgeteilt. Über die Zuordnung eines konkreten Investitionsstandortes zu einem der beiden Berliner Fördergebiete sowie die jeweiligen Fördersätze gibt die Fördergebietskarte 2014-2020 Aufschluss. Im Jahr 2020 wurden im Rahmen der GRW insgesamt 173 Vorhaben der gewerblichen Wirtschaft mit einem Investitionsvolumen von 481 Mio. € für die Jahre 2020-2023 neu bewilligt. Hierfür wurden GRW-Mittel in Höhe von 98,6 Mio. € eingesetzt. Von diesen Vorhaben entfielen 161 auf kleine und mittlere Unternehmen mit einem Investitionsvolumen von 330,1 Mio. €. III. Wirtschaft GRW-Unternehmensförderung in Berlin ab 2022 Die Fördergebiete der GRW werden in regelmäßigen Abständen durch den Bund-Länder-Koordinierungsausschuss auf Basis eines von der EU-Kommission für Deutschland vorgegebenen Fördergebietsplafonds nach ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit neu abgegrenzt. Aktuell erfolgt die Festlegung der GRW-Fördergebiete für die Förderperiode ab 2022. Für Berlin werden sich deutliche Veränderungen ergeben. Es sind Reduzierungen der bisherigen C-Fördergebiete und D-Fördergebiete zu erwarten. Unternehmen sollten daher noch in der aktuellen Förderperiode bis Ende 2022 GRW-Anträge stellen und mit den Investitionsvorhaben beginnen, um von den aktuell noch günstigeren GRW-Förderbedingungen zu profitieren. Dieses förderfähige Investitionsvolumen wurde mit 86,1 Mio. € an GRW-Mitteln gefördert. Mit diesen Investitionsvorhaben sollen in Berlin 6.237 Arbeitsplätze geschaffen und gesichert werden, davon 2.376 zusätzliche Arbeitsplätze und 3.921 gesicherte Arbeitsplätze. Von den zusätzlichen Arbeitsplätzen sind 898 Arbeitsplätze für Frauen und 30 Arbeitsplätze für Auszubildende vorgesehen. Wenn auch das Ziel der GRW, Arbeitsplätze in strukturschwachen Regionen zu schaffen, grundsätzlich nicht geschlechtsspezifisch ausgerichtet ist, so findet dennoch die Schaffung von Arbeitsplätzen für Frauen besondere Berücksichtigung im GRW-Fördersystem. Die Länder können in Regionen mit hoher Frauenarbeitslosigkeit frauenspezifische Förderschwerpunkte setzen: • Die GRW-Förderhöchstsätze dürfen nur für Investitionen gewährt werden, von denen ein besonderer Struktureffekt ausgeht; Investitionen, die Arbeits- und Ausbildungsplätze für Frauen schaffen, fallen in diese Kategorie. • Gerade Frauen — aber auch immer mehr Männer — suchen oft Arbeitsplätze, die eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen. Diesem Anliegen kommt die GRW entgegen, indem sie Investitionen zur Schaffung von Telearbeitsplätzen fördert und damit eine Berufstätigkeit von Frauen unterstützt. Im Rahmen der ergänzenden Förderung von Berliner Programmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft von kleinen und mittleren Unternehmen sind 2020 insgesamt rd. 5,05 Mio. € an GRW-Mitteln in 6 Fachprogrammen des Landes eingesetzt worden. Die Förderprogramme Innovationsassistent, Transfer Bonus, Design Transfer Bonus, Coaching Bonus, Potenzialförderung und das Programm für Internationalisierung erfahren durch die mit GRW-Mitteln ermöglichte Verbesserung der Förderkonditionen eine zunehmende Nachfrage. Die wirtschaftsnahe Infrastruktur hat infolge ihres Vorleistungscharakters Einfluss auf betriebliche Standortentscheidungen. Sie schafft die Rahmenbedingungen für den Aufbau und die Sicherung wettbewerbsfähiger Produktions- und Dienstleistungsstandorte. 2020 wurden 33 neue Vorhaben im Bereich der wirtschaftsnahen Infrastruktur mit einem Investitionsvolumen von über 156,8 Mio. € mit GRW-Mitteln in Höhe von 123,6 Mio. € bewilligt. Diese bewilligten Fördermittel verteilen sich auf die einzelnen Förderarten wie folgt: • • • • • • • • • Erschließung von Industrie und Gewerbegelände mit 15,87 Mio. € Ausbau der Verkehrsanbindung für Gewerbebetriebe mit 81,03 Mio. €, Verbesserung der touristischen Infrastruktur mit 4,03 Mio. €, Ausbau von Technologie- und Gründerzentren mit 8,06 Mio. € und Ausbau von Bildungseinrichtungen mit 12,5 Mio. € Förderung von Planungs- und Beratungsleistungen mit 0,73 Mio. €. Im Ergebnis dieser geförderten Planungsleistungen entwickeln sich Infrastrukturvorhaben in den Folgejahren. Kooperationsnetzwerke mit 0,79 Mio. € Regionalbudget mit 0,1 Mio. € Regionalmanagement mit 0,49 Mio. € In den kommenden Jahren ist der Standort des ehemaligen Flughafens Tegel Schwerpunkt der GRW-Förderung. Ende 2020 wurden die ersten Maßnahmen zur Anbindung von Gewerbegebieten und zur Erschließung von Industrie- und Gewerbegelände mit 31,5 Mio. € bewilligt. Diese umfassen zunächst den Neubau von Wasser- und Regenwasseranlagen sowie Abbruchmaßnahmen. Weitere Maßnahmen sind in der Planung und Beantragung. Weitere Schwerpunkte der Förderung in den nächsten Jahren sind: • Verkehrsverbindungen zur Anbindung von Gewerbegebieten (z.B. Straßenbrücken in den Bezirken Pankow, Treptow-Köpenick, Marzahn-Hellersdorf, weiterhin Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur „Wasserstraßen“ mit dem Neubau der Uferbefestigung am Bonhoefferufer, am Wikingerufer und beidseitig der Spree-Oder-Wasserstraße in Trägerschaft der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, wodurch Verkehrswege für die gewerbliche Binnenschifffahrt gesichert und alternative Transportwege für die gewerbliche Wirtschaft bereitgestellt werden) • die Errichtung und der Ausbau von Bildungseinrichtungen (insbesondere weiterhin die Oberstufenzentren in Trägerschaft der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie, aber auch bei privaten Trägern wie dem BVG-Ausbildungs-Campus gGmbH und Ausbildungscampus der BWB gGmbH) 69 III. Wirtschaft • die weitere Ertüchtigung der touristischen Infrastruktur und die Verbesserung der Attraktivität touristischer Standorte (weitere Umsetzung der Maßnahmen im Botanischen Garten und Museum, im Zoologischen Garten/Aquarium, im Tierpark, Gendarmenmarkt und Museumsinsel im Bezirk Mitte, Berliner Dom. Geplant ist auch der Ausbau weiterer Bauabschnitte von Radfernwegen. • die Förderung von Regionalmanagements, Regionalbudgets, Kooperationsnetzwerken sowie Innovationsclustern Durch die Förderung von Forschungsinfrastrukturvorhaben und Innovationsclustern soll die regionale und überregionale Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und wirtschaftsnahen Einrichtungen zur Anregung der Innovationsfähigkeit unterstützt werden. Die GRW-Förderung für zwei Berliner Innovationscluster ist auch in 2020 fortgeführt worden. Das Innovationscluster 5G Berlin unterstützt Innovationen der Schlüsseltechnologie 5G. Damit wird ein entscheidender Baustein für die digitale und kommunikative Entwicklung der Berliner Unternehmen durch Kooperation mit Universtäten und Forschungseinrichtungen geschaffen. Unter dem Dach des Innovationsclusters Werner-von-Siemens Center for Industry and Science (WvSC) kooperieren KMU, Universitäten, Forschungseinrichtungen, Startups und wirtschaftsnahe Einrichtungen als Partner. Die Ergebnisse der Kooperation werden der Industrie zur Verfügung gestellt. Auf dem Campus der Siemensstadt2 verfolgt das WvSC den Ausbau von Co-Working Locations, in dem produktionsorientierte Teams in Grundlagenforschung und angewandter Forschung und Entwicklung in zukunftsweisenden Technologiebereichen, wie Digitalisierung/Virtualisierung, Additive Manufacturing (3D-Druck) sowie Neue Materialien tätig sind. Ziel ist die Entwicklung marktgerechter Innovationen für die Industrie. Im GRW-Förderbereich Vernetzung und Kooperation werden Projekte der gewerblichen Unternehmen und der Bezirke unterstützt. Das nichtinvestive Förderangebot Kooperationsnetzwerke zielt darauf ab, Vernetzungsaktivitäten von Unternehmen, Forschungseinrichtungen und wirtschaftsnahen Einrichtungen zu initiieren, gemeinsame Synergieeffekte zu generieren und Innovations- und Wachstumsprozesse zu fördern. Im Förderzeitraum sollen Kooperationsnetzwerke Management-und Organisationsdienstleistungen für ihre Partner entwickeln, umsetzen und sich als Unternehmensverbund am Markt etablieren. Die Kooperationsnetzwerke stehen als Förderangebot allen Branchen und Technologiefeldern zur Verfügung. 2020 wurde im Rahmen der GRW-Förderung ein neues Vorhaben auf den Weg gebracht. Das neue Kooperationsnetzwerk Gemeinwohl-Ökonomie ergänzt den thematischen Fokus der Kooperationsnetzwerke, der u.a. Themen der Tourismuswirtschaft, der Energietechnik und des Digitalisierungsprozesses von Berliner Unternehmen beinhaltet. Damit leistete die 70 GRW-Förderung auch in 2020 u.a. einen Beitrag zur Stärkung der Berlin-Brandenburger Cluster Energietechnik und IKT/Medien/Kreativwirtschaft. Insgesamt wurden in 2020 zehn Kooperationsnetzwerke begleitet. In 2020 zeichnen sich die Kooperationsnetzwerke – bedingt durch die Corona-Pandemie – dadurch aus, dass zur Aufrechterhaltung der Kommunikation in den Verbünden erfolgreich neue digitale Strukturen und digitale Veranstaltungsformate entwickelt wurden. Die Berliner Bezirke werden durch die GRW- Förderangebote Regionalmanagement und Regionalbudget in ihren lokalen Wirtschaftsstrukturen und in der Kooperation mit den Unternehmen vor Ort unterstützt und gestärkt. In sechs Bezirken konnte das Regionalmanagement erfolgreich zur Vernetzung der Wirtschaftsakteure vor Ort beitragen. Von den Bezirken konnten damit Themen der Unternehmensansiedelung, Stadtmarketings, Profilierung der ausgewiesen Berliner innovativen Zukunftsorte, Stärkung der Gesundheitswirtschaft wie auch wirtschaftliche Kooperationen mit angrenzenden Kreisen und Gemeinden des Brandenburger Umlandes -im Verbund mit regionalen Wirtschaftsakteuren- umgesetzt werden. Das Regionalbudget wurde als GRW-Projektförderung u.a. für Maßnahmen der Wirtschaftsflächenerfassung- und Sicherung, des Tourismus, der Bewerbung von bezirklichen Destinationen und für die Entwicklung energieeffizienter Strukturen eingesetzt. Von dem Förderangebot haben sieben Berliner Bezirke Gebrauch gemacht. Die Potenzialberatung existiert seit mehr als zehn Jahren und gehört somit zu den festen Programmen der Berliner Förderinstrumente für bestehende Unternehmen. Das Förderprogramm wird aus der GRW Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ und mit Landesmitteln finanziert. Mit der Förderung können Unternehmen des verarbeitenden und produktionsnahen Dienstleistungsgewerbes, Unternehmen der digitalen Wirtschaft sowie Handwerksbetriebe finanzielle Mittel für die Einholung externer Beratung erhalten (maximal 8.000 € für eine Grundberatung und 8.000 € für eine anschließende Aufbauberatung). Die Potenzialberatung unterstützt die Unternehmen bei der Analyse von Stärken und Schwächen des Unternehmens, der Entwicklung von Vorschlägen und eines Handlungsplans zur Verbesserung der Organisations- und Personalentwicklung. Der digitale Wandel in unserer Gesellschaft macht vor den Berliner Unternehmen nicht Halt. 2019 wurde deshalb die Potenzialberatung für Digitalisierungsvorhaben geöffnet. Berliner Betriebe werden dabei unterstützt, Chancen der Digitalisierung zu nutzen und so ihre Wettbewerbsfähigkeit zukunftsorientiert zu sichern und auszubauen. Abweichend von anderen Beratungsprogrammen muss der Antrag auf Förderung gemeinsam von der Belegschaftsvertre- III. Wirtschaft tung und der Geschäftsführung gestellt werden. Ziel der Potenzialberatung ist, durch externe Beratungen Unternehmen und Beschäftigte von KMU bei der Optimierung der Arbeitsorganisation und des Geschäftsprozesses zu unterstützen. Dadurch wird die Wettbewerbsfähigkeit verbessert und es können Arbeitsplätze gesichert und ausgebaut werden. 2020 wurden 29 Anträge bewilligt. Die Potenzialberatung wird mit Unterstützung der IG Metall Berlin, des Verbandes der Metall- und Elek- EFRE — Wirtschaftsdienliche Maßnahmen In der Förderperiode 2014 bis 2020 ist die EFRE-kofinanzierte Maßnahme „Wirtschaftsdienliche Maßnahmen im Rahmen bezirklicher Bündnisse für Wirtschaft und Arbeit“ erneut Bestandteil des Berliner Operationellen Programms des Landes Berlin. Mit einem Gesamtvolumen für die Förderperiode von 10 Mio. € (50 % EFRE-Mittel und 50 % öffentliche oder private Kofinanzierung) können Projekte in den Berliner Bezirken unterstützt werden, die die lokale Wirtschaft vor Ort zu stärken sollen. Dazu gehören u.a. Netzwerke, Projekte zum Standortmanagement sowie zum Stadtmarketing. Bisher wurden 16 Projekte mit insgesamt 6,0 Mio. € Fördervolumen bewilligt. troindustrie in Berlin und Brandenburg e. V. und der Handwerkskammer durchgeführt. Die Unterstützung von Startups gehört zu den erfolgreichsten Instrumenten einer zukunftsweisenden Wirtschaftsförderung. Im Rahmen des Operationellen Programms des Landes Berlin für den Europäischen Sozialfonds (ESF-OP) in der Förderperi- ode 2014 bis 2020/23 (Instrument 5 „Förderung innovativer Gründungen“ — Berliner Startup Stipendium) werden technisch innovative Startups im Rahmen von „Gründerwerkstätten“ und vergleichbaren Formaten unterstützt. Die Stipendiaten werden mit bis zu 2.000 € pro Monat gefördert und erhalten ein intensives Coaching. Hierfür wird den Gründerteams (in der Regel zwei bis vier Personen) die erforderliche technische Infrastruktur z. B. in Form von PC-Arbeitsplätzen oder Laboren zur Verfügung gestellt. Der Umfang und die Inhalte der Coachings- und Qualifizierungsmaßnahmen werden nach Bedarf der Projekte und Startups ausgestaltet. Damit einher geht die Kompetenzerweiterung der Geförderten. Diese sind im Anschluss an die Förderung häufig Teil des Berliner Startup-Ökosystems. Teilnahmevoraussetzung für die Gründerinnen und Gründer sind neben einem Wohnsitz in Berlin zumindest anfänglich entwickelte Businesspläne und Prototypen bzw. prototypähnliche Verfahren. Die Teilnehmenden werden im Zuge von Wettbewerbsverfahren der Projektträger (Inkubatoren) ausgewählt. Das Programmvolumen beträgt rd. 49 Mio. € Gesamtkosten, davon 50 % ESF-Mittel und 50 % Landesmittel. Die operative Programmlaufzeit im Rahmen der ESF-Förderperiode 2014 bis 2020/23 ist von August 2016 bis Juni 2023. Die Programmumsetzung wird von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe des Landes Berlin in Kooperation mit der Europäisches Fördermanagement GmbH als beliehener Dienstleister und Bewilligungsstelle gesteuert. In der aktuellen Programmlaufzeit von 2016 bis 2020/ 2023 werden insgesamt ca. 1.500 Gründerinnen und Gründer gefördert. Das Programm läuft noch bis Juni 2023 und ist außerordentlich erfolgreich. In den Jahren 2016 bis 2020 wurden mit 22,1 Mio. € Mirko Jäkel Leiter der Fachstelle „Berliner Startup Stipendium“; Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe Aneta Bärwolf Stellvertretende Leitung Profund Innovation, Gründungsund Finanzierungsberatung „Mit dem Berliner Startup Stipendium wurde eine unkomplizierte und passgenaue Förderung für Gründungswillige geschaffen, von der bisher rund 1.500 Stipendiateninnen und Stipendiaten profitieren konnten. Zusammen mit unseren Projektpartnern werden die Gründerinnen und Gründer auf ihrem Weg von der Idee bis zum Markteintritt erfolgreich unterstützt und stärken mit ihren innovativen Produkten die Berliner Wirtschaft.“ „Seit 2016 haben FU Berlin, HU Berlin, TU Berlin und Charité im Verbund 131 innovative Gründungsvorhaben mit dem Berliner Startup Stipendium unterstützt. Über 400 engagierte Gründerinnen und Gründer haben die Chance erhalten, mit Unterstützung aus Wissenschaft und Wirtschaft ihre Ideen zu erproben und zu realisieren. Neben der Stärkung des Wirtschaftsstandortes leisten diese universitären Ausgründungen einen besonderen Beitrag zur Lösung der aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen, wie digitale Gesundheitsthemen, Kreislaufwirtschaft oder soziale Ökonomie.“ 71 III. Wirtschaft ESF-Innovative Qualifizierung Im Rahmen des Operationellen Programms des Landes Berlin für den Europäischen Sozialfonds (ESF-OP) in der Förderperiode 2014 bis 2020/23 werden im Instrument 3 „Innovative Qualifizierung“ Beschäftigte Berliner Unternehmen (KMU und Großunternehmen) weitergebildet. Die Förderung bezieht sich auf Anpassungsprozesse im Zusammenhang mit Innovationsprozessen der Wirtschaft, dem technologischen Wandel (v.a. bezogen auf den Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnologien bzw. die fortschreitende Digitalisierung) sowie ökologische Zielsetzungen (z.B. Klimaschutz, Energieeffizienz und Nutzung regenerativer Energien), insb. im Kontext der „Gemeinsamen Innovationsstrategie der Länder Berlin und Brandenburg“ (innoBB) und branchenbezogener Fachkräftestrategien (z.B. im Bereich des Handwerks, der Energiewirtschaft, der Wohnungswirtschaft und der Luftfahrt). Die Programmumsetzung wird von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe des Landes Berlin in Kooperation mit der Europäisches Fördermanagement GmbH als beliehener Dienstleister und Bewilligungsstelle durchgeführt. Von 2016 bis 2020 wurden mit Hilfe dieser Förderung 1.104 Beschäftigte weitergebildet, darunter auch 661 ehemalige Beschäftigte von Air Berlin im Rahmen einer vom Land Berlin erstmalig unterstützten Transfergesellschaft. Im Durchschnitt aller geförderten Projekte lag der Frauenanteil bei 44,1 %. Im Förderzeitraum 2015 bis 2020 wurden bereits 5,15 Mio. € umgesetzt. Insgesamt werden in der laufenden ESF-Förderperiode ca. 1.500 Beschäftigte mit einem Programmvolumen von bis zu 7,4 Mio. € (50 % ESF-Mittel, 30 % Privatmittel der Unternehmen, 20 % Landesmittel) unterstützt. 72 bereits 1.051 angehende Gründerinnen und Gründer gefördert. Der Frauenanteil liegt dabei bei rund 37 %. Aktuell werden siebzehn Projekte im Rahmen des Programms gefördert, darunter sind Universitäten, Hochschulen aber auch private Inkubatoren. III. Wirtschaft III.8.5 Darlehen, Bürgschaften und Beteiligungen Vom Land Berlin werden kleine und mittlere Unternehmen durch Finanzierungshilfen bei Gründung, Wachstum und Stabilisierung unterstützt. Auch eine Stärkung der Eigenkapitalsituation Berliner Unternehmen durch Beteiligungsangebote ist möglich. IBB-Förderprogramme Als Förderbank des Landes Berlin bietet die Investitionsbank Berlin (IBB) Unternehmen in jedem Stadium des Unternehmenslebenszyklus — von der Gründung über das Wachstum bis zur Konsolidierung — ein bedarfsgerechtes Finanzierungsprodukt. Mit dem Programm Berlin-Start können Existenzgründerinnen und -gründer sowie junge Unternehmen Darlehen der IBB bis 1,5 Mio. € über ihre Hausbanken erhalten. Durch die Zusammenarbeit mit der BürgschaftsBank Berlin (BBB) ist eine Vergabe auch bei gering vorhandenen Sicherheiten möglich. Im Jahr 2020 wurden 74 Darlehen mit einem Gesamtvolumen von 13 Mio. € bewilligt. Der KMU Fonds (Kreditfonds für kleine und mittlere Unternehmen) dient der Finanzierung von Investitionen und damit verbundener Betriebsmittel bei kleinen und mittleren Unternehmen in Berlin. Dieser Fonds ist als revolvierender Fonds (50 % EFRE-Mittel, 50 %-IBB-Mittel) bei der IBB angesiedelt. Die Bandbreite reicht von Kleinstkrediten bis 25.000 € bzw. 50.000 € (vereinfachtes Antragsverfahren direkt bei der IBB) über Wachstumsdarlehen bis 10 Mio. € (vorrangig mit einer Geschäftsbank als Hausbank- oder Konsortialfinanzierung) bis zu mezzaninen Finanzierungen im Rahmen von Berlin Kapital (bis zu 5 Mio. € in Kooperation mit einem weiteren Beteiligungs- oder Darlehensgeber). In 2020 wurden insgesamt 95 Darlehen mit einem Gesamtvolumen von 2,3 Mio. € aus dem KMU Fonds bewilligt. Das IBB-Wachstumsprogramm dient der langfristigen Finanzierung von Investitionen in das Wachstum gewerblicher Unternehmen gemeinsam mit einer Geschäftsbank als Konsortialführerin. In 2020 wurde ein anteiliges Kreditvolumen von 81,2 Mio. € bewilligt. Für die Finanzierung von Investitionen und Betriebsmitteln besonders innovativer Unternehmen bietet das Programm Berlin Innovativ Kredite bis zu 2 Mio. € mit einer Haftungsfreistellung für die Hausbanken i. H. v. 70 %. Die Finanzierung wird von der InnovFin KMU-Kreditgarantiefazilität der Europäischen Union im Rahmen des unter der Investitionsoffensive für Europa errichteten Europäischen Fonds für strategische Investitionen („EFSI“) ermöglicht. 2020 konnten Kredite mit einem Gesamtvolumen von 7,4 Mio. € vergeben werden. Wenn bei kurzfristigen Liquiditätsengpässen das klassische Instrumentarium (Kredit plus Bürgschaft) nicht greift, steht mit den Liquiditätshilfen Berlin ein wirksames Programm für kleine und mittlere Berliner Unternehmen zur Überwindung des Engpasses zur Verfügung. Das Programm dient insbesondere der Vorfinanzierung von Aufträgen sowie der Kompensation von Umsatzeinbrüchen und Forderungsausfällen. Wenn beispielweise aufgrund einer zu geringen Eigenkapitalbasis die erforderlichen Mittel zur Überwindung der Schwierigkeiten — trotz einer positiven Zukunftsperspektive — nicht zu erhalten sind, können Darlehen aus den Liquiditätshilfen Berlin beantragt werden. Diese Darlehen werden dann zu marktüblichen Bedingungen ausgereicht; ein nennenswerter Mitfinanzierungsanteil Dritter ist erforderlich. Förderprogramme der BürgschaftsBank Berlin Die BürgschaftsBank Berlin (BBB) ist eine Selbsthilfeeinrichtung für den gewerblichen Mittelstand in Berlin. Als wettbewerbsneutrales Förderinstitut unterstützt die BBB unternehmerische Vorhaben, die nachhaltig wirtschaftlichen Erfolg versprechen, für die jedoch keine ausreichenden finanziellen Sicherheiten vorhanden sind. Bereits seit über 60 Jahren stellt die BBB kleinen und mittleren Unternehmen, Freiberuflerinnen und Freiberuflern, Existenzgründerinnen und Existenzgründern sowie Unternehmensnachfolgerinnen und -nachfolgern Bürgschaften zur Verfügung. Eine Bürgschaft kann bis zu 80 % des Finanzierungsbetrages absichern — unabhängig von der Kreditform und vom Kreditinstitut. Die BBB übernimmt Bürgschaften für Investitions- und Betriebsmittelkredite bis zu einem Bürgschaftshöchstbetrag von 1,25 Mio. €, die bis zu 70 % vom Land Berlin und vom Bund rückverbürgt sind. Verbürgt werden Existenzgründungen, Geschäftsübernahmen sowie Modernisierungsund Erweiterungsinvestitionen. Im Rahmen der Corona-Krise wurde der Bürgschaftshöchstbetrag auf 2,5 Mio. € verdoppelt. Als Geschäftsbesorgerin der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft Berlin-Brandenburg GmbH (MBG) kann die BBB außerdem Eigenkapital in Form einer stillen oder offenen Beteiligung zur Verfügung stellen. Eine Beteiligung der MBG stärkt somit die Eigenkapitalbasis des Unternehmens, wodurch Voraussetzungen für Investitionen und Wachstum geschaffen werden. Ein weiterer Vorteil ist die unternehmerische Unabhängigkeit, die während des Engagements erhalten bleibt. Das Land Berlin und der Bund haben pandemiebedingt die Rückgarantien ab 01.11.2020 temporär erhöht; die Erhöhungen gelten vorerst bis zum 30.06.2021. So wurden zum Stichtag 31.12.2020 die Garantien mit 85 % (Bund: 48 %, Land Berlin: 37 %) rückgarantiert. Gleichzeitig wurden die Garantiehöchstbeträge deutlich auf 2,5 Mio. € erhöht. Mithilfe von Beteiligungen werden im Ergebnis sowohl die Sicherung der Liquidität als auch die Verbesserung der Haftkapitalquote erreicht. Beide Förderinstrumentarien lassen sich kumulieren, sodass ein erheblicher Finanzierungsspielraum geschaffen wird. Im Jahr 2020 wurden insgesamt 308 (Vorjahr: 253) Bürgschaften und Garantien für ein Finanzmittelvolumen in Höhe von 95 Mio. € (2019: 93 Mio. €) gewährt. Die 308 Engage- 73 III. Wirtschaft ments setzen sich aus 285 neuen Bürgschaften und 23 neuen Garantien zusammen. Die Anzahl der Existenzgründungen betrug 93 (2019: 113). Durch die Bürgschafts- und Garantieübernahmen 2020 konnten insgesamt 5.131 (2019: 5.969) Arbeitsplätze gesichert bzw. geschaffen werden. 2020 wurden zudem 23 Beteiligungen bei Berliner Unternehmen mit einem Garantiebetrag in Höhe von 5,9 Mio. € übernommen. Zur Sicherung von Krediten, die ein Bürgschaftsvolumen von 1,25 Mio. € bzw. (Corona-)krisenbedingt 2,5 Mio. € überschreiten, steht das Landesbürgschaftsprogramm auch größeren Unternehmen zur Verfügung. Das Programm wird von der Investitionsbank Berlin betreut. KfW-Förderprogramme Das Angebot der Gründungsfinanzierung wird durch die ERP-Programme (Kapital für Gründung und Gründerkredit StartGeld sowie Gründerkredit Universell) der KfW-Mittelstandsbank ergänzt. Der ERP-Gründerkredit — Universell ermöglicht Gründern sowie Freiberuflern und kleinen und mittleren Unternehmen, die noch keine fünf Jahre bestehen (Aufnahme der Geschäftstätigkeit), eine zinsgünstige Finanzierung von Vorhaben im In- und Ausland. Das Programm dient der Finanzierung von Investitionen und Betriebsmitteln von Existenzgründungen, Übernahmen / Nachfolgen und tätigen Beteiligungen sowie von jungen Unternehmen. Das Spezialprogramm ERP-Gründerkredit — Start-Geld fördert kleine Gründungsvorhaben sowie Freiberufler und kleine und mittlere Unternehmen, die noch keine fünf Jahre am Markt aktiv sind (Aufnahme der Geschäftstätigkeit), mit zinsgünstiger Finanzierung. Dieses Programm wird durch Kreditgarantiefazilität des COSME-Programms der Europäischen Union (Programm zur Förderung der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und von kleinen und mittleren Unternehmen) und den unter der Investitionsoffensive für Europa errichteten Europäischen Fonds für strategische Investitionen („EFSI“) unterstützt. ERP-Kapital für Gründung für Gründer und Gründerinnen und im Wesentlichen auch Unternehmensnachfolgerinnen und -nachfolger, die weniger als 3 Jahre am Markt sind, wird ein Nachrangdarlehen ohne Besicherung bis zu 500.000 € mit einer Laufzeit von 15 Jahren zu zinsgünstigen Konditionen gewährt. Die ersten sieben Jahre sind tilgungsfrei. Zielsetzung ist die Verbesserung der Eigenkapitalausstattung, um die Basis für weitere Gründungs- oder Festigungsinvestitionen zu schaffen. Förderfähig sind ausschließlich Investitionen. Für die vorgenannten ERP-Gründerkredite wurden 2020 für Berliner Unternehmen insgesamt 1.260 Kreditzusagen mit einem Darlehensvolumen in Höhe von rd.343 Mio. € bewilligt: • 74 116 Zusagen für ERP-Gründerkredit Startgeld mit insges. 7,51 Mio. € • 1.138 Zusagen für ERP-Gründerkredit Universell mit insges. 334,44 Mio. € • 6 Zusagen für ERP-Kapital Gründung mit insges. 1,45 Mio. € Der ERP- Digitalisierungs- und Innovationskredit dient der Finanzierung von Digitalisierungs- und Innovationsvorhaben sowie von Investitionen und Betriebsmitteln innovativer Unternehmen. Gefördert werden etablierte Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft und Angehörige der Freien Berufe. Daneben steht das Instrument auch Gründerinnen und Gründern sowie jungen Unternehmen zur Finanzierung ihrer Vorhaben zur Verfügung. Die Förderung erfolgt in Form eines zinsgünstigen Darlehens in Höhe von maximal 25 Mio. € pro Vorhaben bzw. in Höhe von maximal 7,5 Mio. € pro Finanzierungsbedarf innovativer Unternehmen. Finanziert werden sowohl Investitionen als auch Betriebsmittel. Die Antrag annehmende Hausbank kann zu 70 % von der Haftung freigestellt werden. Der ERP-Mezzanine für Innovation dient der langfristigen Finanzierung marktnaher Forschung und Entwicklung neuer Produkte, Produktionsverfahren oder Dienstleistungen sowie ihrer wesentlichen Weiterentwicklung. Gefördert werden etablierte Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft mit einem Gruppenumsatz von bis zu 500 Mio. € und Angehörige der Freien Berufe, die seit mindestens zwei Jahren am Markt aktiv sind. Die Förderung wird als integriertes Finanzierungspaket aus einem klassischen Darlehen und einem Nachrangdarlehen in Höhe von insgesamt max. 5 Mio. € pro Vorhaben gewährt. Für die vorgenannten ERP-Innovationsprogramme wurden 2020 für Berliner Unternehmen insgesamt 8 Kreditzusagen mit einem Darlehensvolumen in Höhe von rd. 7,1 Mio. € im ERP-Digitalisierungs- und Innovationskredit bewilligt. Seit dem 23.03.2020 steht das großvolumige KfW-Sonderprogramm für Mittelständler und Großunternehmen zur Verfügung. Es ermöglicht Unternehmen, die krisenbedingt vorübergehend in Schwierigkeiten geraten sind, Zugang zu Liquiditätskrediten. Das KfW-Sonderprogramm steht gewerblichen Unternehmen jeder Größenordnung sowie den freien Berufen in zwei Varianten offen: für junge Unternehmen bis zu 5 Jahren als ERP-Gründerkredit Universell und für ältere Unternehmen über 5 Jahre als KfW-Unternehmerkredit. Daneben ermöglicht das Sonderprogramm „Direktbeteiligung für Konsortialfinanzierung“ große Konsortialfinanzierungen unter Risikobeteiligung der KfW. Der KfW-Schnellkredit für Unternehmen, Selbstständige oder Freiberufler ergänzt das KfW-Sonderprogramm, und stellt insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen schnell und unbürokratisch den Zugang zu dringend benötigte Liquidität sicher. Das KfW-Sonderprogramm sowie der KfW-Schnellkredit sind mit hohen Haftungsfreistellungen der KfW — abgesichert durch III. Wirtschaft den Bund — ausgestattet. Je höher die Haftungsfreistellung durch die KfW, desto niedriger ist der mögliche Kreditausfall für das Kreditinstitut. Dies soll die Bereitschaft der Banken und Sparkassen erhöhen, Kredite zu vergeben. Im KfW-Sonderprogramm wird den durchleitenden Hausbanken eine Haftungsfreistellung von bis zu 90 % für Betriebsmittel- und Investitionskredite an kleine und mittlere Unternehmen (80 % Haftungsfreistellung für Kredite an große Unternehmen) gewährt. Der KfW-Schnellkredit sieht sogar eine 100 %ige Haftungsfreistellung für Kredite bis 800.000 Euro vor. Kredite im KfW-Schnellkredit werden ohne Kreditrisikoprüfung auf Basis weniger klar definierter Kriterien und ohne Sicherheiten gewährt. Voraussetzung ist, dass das Unternehmen seit 1.1.2019 am Markt tätig ist und im Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2019 oder im Jahr 2019 einen Gewinn erzielt hat. Angesichts der andauernden angespannten wirtschaftlichen Lage im Zuge der Corona-Pandemie hat die Bundesregierung das KfW-Sonderprogramm, einschließlich des KfW-Schnellkredits, bis zum 31.12.2021 verlängert, um Unternehmen weiterhin verlässlich mit Liquidität zu versorgen und ihnen Planungssicherheit zu geben. 75 IV. Energie Berlin ist durch ein dynamisches Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum geprägt. Zukunftsfähig wird diese rasante Entwicklung nur sein, wenn es gelingt, Wachstum vom Ressourcen- und Energieverbrauch zu entkoppeln. Ziel ist die kohlefreie und möglichst dezentrale Energieerzeugung sowie die intelligente und effiziente Verteilung und Nutzung von Energie — übergreifend über die Sektoren Strom, Wärme und Verkehr. Berlin mit seiner etablierten Forschungs- und Entwicklungslandschaft und der vielseitigen Wirtschaftsstruktur mit hohem Innovationspotenzial hat dabei die Chance, zukunftsweisende Lösungen zu entwickeln. Schon heute werden in Berlin vielfältige Lösungen für eine nachhaltige, smarte und sektorübergreifende Energieversorgung entwickelt. Obwohl es durch die Maßnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung der COVID-19-Pandemie zu Verzögerungen gekommen ist, konnten wichtige Vorhaben für die Energiewende in Berlin vorangebracht werden. IV.1 Energiepolitik Berlin befindet sich auf dem Weg zur Klimaneutralität. Um die gesetzlich verankerten Klimaschutzziele zu erreichen, wurde das Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm (BEK 2030) in einem breit getragenen Beteiligungsprozess erarbeitet. Anfang 2018 wurde das BEK für den Umsetzungszeitraum 2016 bis 2021 beschlossen, sodass eine Strategie zur Transformation des Energiesystems vorliegt und umgesetzt wird. Mit der Novellierung des Berliner Energiewendegesetzes wird auch das BEK fortgeführt. Beratung und Information für den Ausbau der Erneuerbaren Energien In einer Metropole wie Berlin sind die Dächer und Fassaden der Gebäude die wesentlichen Flächenressourcen für die Energieerzeugung aus Erneuerbaren Ressourcen. Darum nimmt die Solarenergie eine entscheidende Rolle für Berlins Zukunft ein. Eine wesentliche Maßnahme des BEK ist der Masterplan Solarcity, der von der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe von Oktober 2018 bis September 2019 in einem Beteiligungsprozess gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus Unternehmen, Verbänden, Wissenschaft und Verwaltung erarbeitet wurde. Der darin enthaltene Maßnahmenkatalog wurde im März 2020 vom Berliner Senat beschlossen. Die beteiligten Verwaltungen, Verbände und Unternehmen haben seitdem begonnen, die Maßnahmen umzusetzen. Seit August 2020 werden sie hierbei von der Koordinierungsstelle Masterplan Solarcity unterstützt. Katrin Fahlke Bereich Erneuerbare Energien; Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe Laura Ferreri Leiterin SolarZentrum Berlin „Berlin braucht mehr Solaranlagen, um klimaneutral werden zu können. Die Expertinnen und Experten des SolarZentrums helfen, Wissensdefizite abzubauen und konkrete Projekte umzusetzen. Sie beantworten alle Fragen rund um die Solar­ energie sehr kompetent und unterstützen bei der Suche nach Umsetzerinnen und Umsetzern. Ein Schwerpunkt ist das Thema Mieterstrom, das für Berlin als Stadt, in der die meisten Menschen zur Miete wohnen, sehr wichtig ist. Handwerkerinnen und Handwerker, die wir brauchen, um Solaranlagen auf die Dächer zu bekommen, erhalten außerdem speziell auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Fortbildungen.“ „Mit kostenfreien, produkt- und herstellerneutralen Beratungen möchte das SolarZentrum Nutzungshemmnisse für Solarenergie abbauen und den Solarausbau beschleunigen. Wir stehen allen Berlinerinnen und Berlinern bei der Umsetzung ihrer Solarprojekte zur Seite — egal ob Eigentümer*in, Mieter*in oder Gewerbetreibende. Die enge Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung und den Akteurinnen und Akteure des Masterplans Solarcity dient dazu, unser Angebot und die Rahmenbedingungen für den Solarausbau zu verbessern und dem Ziel eines 25 % Solarstromanteils näherzukommen.“ 76 IV. Energie Trotz der erschwerten Bedingungen im Jahr 2020 konnten wichtige Meilensteine erreicht werden. Nach der Einrichtung des Solarzentrums, des Webportals Solarwende Berlin und dem Start des Förderprogramms EnergiespeicherPLUS im Jahr 2019 wurden in 2020 eine unabhängige Anbieterliste mit Partnerinnen und Partnern zur Umsetzung von Solarprojekten und eine Solardachbörse erstellt und auf der Webseite https://www.solarwende-berlin.de veröffentlicht. Die o.g. Koordinierungsstelle Masterplan Solarcity begleitet die Umsetzung des Masterplans Solarcity. Im Monitoringbericht, der im Januar 2021 erstmals veröffentlicht wurde, ist dargestellt, welche der 27 Maßnahmen bereits umgesetzt werden. Insgesamt ist die Umsetzung bereits gut angelaufen. Ein im Jahr 2020 erarbeiteter und im März 2021 vom Berliner Senat beschlossener Gesetzesentwurf für ein Berliner Solargesetz liegt dem Berliner Abgeordnetenhaus zur weiteren Befassung vor. Mit der Einführung einer gesetzlichen Regelung zu Bau und Betrieb von Solaranlagen auf Neubauten und bei umfangreichen Dachsanierungen geht Berlin einen wichtigen Schritt in Richtung Klimaneutralität. Die Pflicht soll nach dem Gesetzentwurf ab dem 1. Januar 2023 gelten. Der Ausbau der Solarenergie in Berlin kann nur gelingen, wenn neben der öffentlichen Hand und den kommunalen Unternehmen auch möglichst viele private und gewerbliche Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümer Solaranlagen auf ihren Dächern installieren. Um viele Akteure zu motivieren, strebt die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe zum einen den Abschluss von Partnerschaftsvereinbarungen und den Aufbau eines Partnerschaftsnetzwerks Masterplan Solarcity an. Das Ziel ist es, einen intensiven, branchenübergreifenden Austausch zwischen den Akteuren zu ermöglichen. Zum anderen werden mit dem Energieatlas Berlin Daten über Energieerzeugung und -verbräuche sowie Potenziale kartographisch dargestellt. Der Energieatlas wird fortlaufend weiterentwickelt. Ein für das zweite Halbjahr 2021 geplanter Solarrechner soll dabei helfen, neben dem Solarpotenzial eines Gebäudes auch die ökonomischen Auswirkungen der Investition in eine Solar- oder Photovoltaikanlage einzuschätzen. Sektorenkopplung gegründet, um die Wasserstoffnutzung zur Dekarbonisierung Berlins zu stärken. Zunächst hat das Netzwerk ein Gutachten beauftragt, um die potenzielle Wasserstoffnachfrage in Berlin im Jahr 2025 mit Bezug zu den Berliner Klimazielen für 2030 zu analysieren. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe hat das Vorhaben von Anfang an intensiv begleitet und unterstützt. Es findet derzeit eine enge Zusammenarbeit zwischen den Wirtschaftsministerien Berlins und Brandenburgs im Rahmen eines Stakeholderprozesses zur Erstellung einer Wasserstoff-Roadmap statt, es erfolgen enge Abstimmungen u.a. zum Design des Beteiligungsprozesses, aber auch hinsichtlich der Auswertung der Beteiligung und der daraus abzuleitenden Schlussfolgerungen für die Roadmap. Des Weiteren haben sich Landesakteure auch 2020 im Bereich Wasserstoff engagiert. Nicht nur die Berliner Polizei und Feuerwehr haben bereits Wasserstoff-PKW im Betrieb. Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) prüfen den Einsatz elektrischer Doppeldeckerbusse mit H2-Range-Extendern. Die Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft mbH (Behala) hat den Bau des Schubschiffs „Elektra“ beauftragt, das durch eine Kombination aus Batterien und Brennstoffzellen betrieben werden soll. Auswirkungen der COVID-19-Pandemie Durch COVID-19 und die Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus ist zur großen Herausforderung, die Klimakrise zu bekämpfen, auch die Bewältigung des sich abzeichnenden Konjunktureinbruchs hinzugekommen. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe verzahnt die Maßnahmen zur Bekämpfung beider Krisen. Durch Investitionen in nachhaltige und digitale Infrastrukturen werden Innovationen und Wettbewerbsfähigkeit gefördert, Wachstum sowie regionale Wertschöpfung und Arbeitsplätze geschaffen. Entsprechend wirkt die Förderung Erneuerbarer Energien doppelt positiv: konjunkturanregend und klimaschützend. Die durch COVID-19 entstandene Situation macht die Umsetzung der Maßnahmen für eine Energiewende in der Stadt umso wichtiger. Grüner Wasserstoff ist ein elementarer Bestandteil der Energiewende und wird auch auf dem Weg zur Klimaneutralität Berlins eine Rolle spielen. Daher unterstützt die für Energie zuständige Senatsverwaltung die Realisierung von entsprechenden Pilotprojekten bzw. Maßnahmen und setzt sich für geeignete Rahmenbedingungen für Sektorkopplungstechnologien ein. Ziel ist es, Wasserstoff zum Durchbruch zu verhelfen — sowohl als Bestandteil der urbanen Energiewende, als auch als Bestandteil industrieller Wertschöpfungsketten in einer dekarbonisierten Industrie. Im Januar 2020 hat sich das Akteursnetzwerk „H2Berlin“ mit relevanten Berliner Unternehmen und bundesweiten Akteuren 77 IV. Energie IV.2 Energieversorgung Die Energieversorgungslandschaft in Berlin ist vielfältig. Sie bindet regenerative Energien ein und ermöglicht den Verbraucherinnen und Verbrauchern, individuell aus einer Vielzahl von Angeboten verschiedener Anbieter zu wählen. Hier sind zahlreiche Unternehmen tätig, die zum Teil international oder auch regional agieren und daneben neue Produkte entwickeln, die im Wettbewerb angeboten werden. Am Berliner Energiemarkt finden sich sowohl Anbieter, die selbst Energie produzieren, als auch reine Energiehändler. Die Integration grüner Energie nimmt dabei einen hohen Stellenwert ein. Die zentrale Energieversorgung mit Strom und Gas erfolgt in Berlin überwiegend durch die Versorgungsunternehmen Vattenfall GmbH sowie GASAG AG bzw. deren Tochtergesellschaften. Die Verteilung an die Endverbraucherinnen und Endverbraucher wird von deren Tochterunternehmen, der Netzbetreiberin Stromnetz Berlin GmbH und der Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg (NBB) durchgeführt. Das von der Stromnetz Berlin GmbH betriebene Berliner Stromverteilnetz wurde im Jahr 2020 durch 527 Stromanbieter genutzt. Zum Stromverteilnetz in Berlin gehören rund 35.280 Kilometer Stromleitungen in den Netzebenen Hochspannung, Mittelspannung und Niederspannung. Bei den Niederspannungskunden ohne Leistungsmessung konnte eine geringfügige Erhöhung des Stromverbrauchs von 5.804 GWh (2019) auf 5.820 GWh (2020) festgestellt werden. Der Stromverbrauch der Sonderabnehmer, also aller Abnehmer im Hoch-, Mittel- und Niederspannungsbereich, die außerhalb der allgemeinen Anschluss- und Versorgungspflicht mit Strom versorgt werden (v. a. Unternehmen), verringerte sich im gleichen Zeitraum um acht Prozent von 7.091 GWh (2019) auf 6.518 GWh (2020). Besonders stark war der Absatzrückgang bei den Kunden in der Mittelspannung. Die Stromnetz Berlin GmbH hat im Jahr 2020 nach eigenen Angaben ca. 197 Mio. € in das Stromverteilnetz investiert. Für das Jahr 2021 ist eine Investitionssumme von ca. 234 Mio. € vorgesehen. Davon entfallen nach Angaben des Unternehmens 112 Mio. € auf den Erhalt und die Modernisierung des Stromverteilnetzes, 80 Mio. € auf den Ausbau des Stromnetzes der sich entwickelnden Stadt sowie 42 Mio. € auf die Digitalisierung und Intelligente Stromnetze (Smart Grid). Mithilfe des Smart Grid werden die Erzeugung, die Speicherung und der Verbrauch dynamisch gesteuert und Leistungsschwankungen, die insbesondere bei volatilen erneuerbaren Energien auftreten, im Netz ausgeglichen. Neben der Vattenfall Wärme Berlin AG, die in Berlin zur Stromund Wärmeversorgung 11 größere Heizkraftwerke und 80 Blockheizkraftwerke betreibt, gibt es zahlreiche weitere KWK-Anlagen unterschiedlicher Größenordnungen. 78 In Berlin gibt es eine Vielzahl kleinerer Wärmenetzbetreiber. Der größte Fernwärmebetreiber in Berlin ist die Vattenfall Wärme Berlin AG. Nach Angaben des Unternehmens versorgt Vattenfall etwa 1,3 Mio. Wohneinheitsäquivalente in Berlin. Der Wärmeabsatz des Unternehmens betrug im Jahr 2020 insgesamt 8.760 GWh (in 2019 waren es 8.992 GWh). Die mit dem Senat von Berlin abgeschlossene Klimaschutzvereinbarung sieht vor, dass Vattenfall den CO2-Ausstoß bis 2020 gegenüber 1990 halbiert. Gemessen am Basisjahr 1990 hatte Vattenfall bereits bis 2017 seine CO2-Emissionen in Berlin von 13,34 auf 6,27 Mio. t reduziert. Zusätzlich zu dieser versprochenen Halbierung minimierte das Unternehmen seine Emissionen weiter und emittierte gemäß aktuellem durchschnittlichem jährlichem CO2-Auf¬kommen (2017 bis 2019) rund 5,28 Mio. t CO2. Mit der Beibehaltung entsprechender CO2-Emissionen für das Berichtsjahr 2020, deren Wert Mitte 2021 vorgelegt wird, würde Vattenfall damit bis zum Abschluss der Klimaschutzvereinbarung seine Ziele übererfüllt haben. Eine wesentliche Rolle für die Erreichung der Klimaschutzziele spielt die Modernisierung des Kraftwerkparks und die Umstellung von Kohle auf Gas, Biomasse und Power-to-Heat. An den Kraftwerksstandorten Lichterfelde, Marzahn und Klingenberg investiert Vattenfall in die Errichtung von modernen Gasund Dampfturbinenanlagen und Power-to-Heat. Im Jahr 2017 wurde das letzte braunkohlebefeuerte Heizkraftwerk Klingenberg auf Erdgas umgestellt. Im Oktober 2019 begann die Stilllegung des Blocks C des Berliner Kraftwerks Reuter und noch im selben Jahr hat die neue Gas- und Dampfturbinen-Anlage am Standort Lichterfelde ihren Dauerbetrieb aufgenommen. Die verbliebenen steinkohlebefeuerten Vattenfall-Kraftwerksblöcke in Reuter West und Moabit sollen bis 2030 abgeschaltet und zu zukunftsfähigen Energie-Verbundstandorten weiterentwickelt werden. Die im Oktober 2019 veröffentlichte Machbarkeitsstudie „Kohleausstieg und nachhaltige Fernwärmeversorgung Berlin 2030“, durchgeführt im Auftrag der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz und der Vattenfall Wärme, legt dar, ob und wie der Ausstieg aus der Steinkohlenutzung zur Strom- und Wärmeerzeugung in Berlin umgesetzt und auf eine nachhaltige Fernwärmeerzeugung umgestellt werden kann. Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zeigen, dass der Kohleausstieg in Berlin bis spätestens 2030 technisch und zu vertretbaren Kosten machbar ist. Aufbauend auf den Ergebnissen und Erkenntnissen der Machbarkeitsstudie erfolgen die schrittweise Umsetzung des Kohleausstiegs und die Nutzung emissionsarmer Wärmepotenziale in Berlin. Die Erdgasversorgung Berlins erfolgt ausschließlich aus dem europäischen Verbundnetz. Über drei Übergabestationen wird das Erdgas aus Russland, Norwegen, den Niederlanden und mit einem geringen Anteil auch aus Deutschland in das Berliner Gasnetz eingespeist. Der Gasabsatz blieb 2020 mit IV. Energie 18.588 GWh in etwa auf dem Niveau des Vorjahres (19.072 GWh). Neben der GASAG-Gruppe, deren Geschäftsfelder die Bereiche Erzeugung, Netze, Speicher, Vertrieb und Energiedienstleistungen umfassen, gibt es eine Vielzahl weiterer Gasanbieter. Die NBB verzeichnete 2020 für Berlin 361 unterschiedliche Transportkunden. Für die Jahre 2020 bis 2022 sind Investitionen in das Gasnetz der NBB von insgesamt 330 Mio. € geplant. Zur Erreichung des Klimaschutzziels trägt auch die GASAG engagiert bei. Die GASAG hat mit dem Berliner Senat bisher 4 Klimaschutzvereinbarungen unterzeichnet, in denen sie sich verpflichtet, die CO2-Emissionen bis 2020 um 2 Mio. t gegenüber 1998 zu senken. Auswirkungen der COVID-19-Pandemie Der Ausbruch der COVID-19-Pandemie stellte auch die Energieversorgungsunternehmen vor neue Herausforderungen. Die Unternehmen haben frühzeitig Maßnahmen ergriffen, um den Auswirkungen zu begegnen und die Energieversorgung auch in der Pandemielage unverändert zu gewährleisten. Einschränkungen der Versorgungstätigkeit waren in der Branche nicht zu verzeichnen. 79 V. Betriebe Als Eigentümer der Anstalten des öffentlichen Rechts nach dem Berliner Betriebe-Gesetz, der BSR, der BVG und den BWB, verfolgt Berlin das Ziel, öffentliche Daseinsvorsorge unter Wahrung der Tarifstetigkeit auf einem qualitativ hohem Niveau anzubieten und abhängig vom Bedarf zu verbessern und auszubauen. Flankiert wird dieses Kernziel durch zukunftsorientierte ökologische und soziale Konzepte. Aktionen wie die Initiative „mehrwert Berlin“, Smart City, die Umsetzung der Inklusionsaspekte, Energiepartnerschaften, die Elektrifizierung der Fahrzeugflotte, das Angebot der Regenwasseragentur oder die erweiterten Rechte der BVG im Rahmen der Mobilitätswende verdeutlichen dieses Engagement. Die Unternehmen stellen sich insbesondere den Herausforderungen einer wachsenden Stadt. Im Jahr 2020 stand zudem die Aufrechthaltung des Kerngeschäftes in Verbindung mit den stetig wechselnden Anforderungen im Rahmen der Pandemie sowie deren konkrete Umsetzung im operativen Geschäft im Vordergrund. Das Gesamtinvestitionsvolumen der drei Unternehmen lag 2020 bei 1,052 Mrd. € (plus 30 %). Davon entfielen rund 589 Mio. € auf die BVG (plus 50 % im Vergleich zu 2019), rund 400 Mio. € (plus 4,2 %) auf die BWB und rund 63 Mio. € (plus 85 %) auf die BSR. Bei einer Gesamtbeschäftigtenzahl von rd. 23.681 Personen bilden die Unternehmen mit Stichtag zum 31.12.2020 rd. 1.000 Menschen aus. Dies erfolgt auch vor dem Hintergrund, den demografischen Wandel in den Unternehmen zu meistern. Beschäftigte in Anstalten des öffentlichen Rechts (AöR) (Stichtag 31.12.2020) BSR BVG BWB ohne BSW BSW KP BSW EP AöR BSW GmbH GmbH ** GmbH *** GmbH **** insgesamt Beschäftigte insgesamt 5.966 * 13.202 * 4.467 * Männer 4.878 10.473 Frauen 1.088 Männer in % Frauen in % 10 18 18 23.681 3.068 3 11 10 18.443 2.671 1.399 7 7 8 5.180 81,8 % 79,7 % 68,7 % 30,0 % 61,1 % 55,6 % 77,9 % 18,2 % 20,3 % 31,3 % 70,0 % 38,9 % 44,4 % 21,8 % darunter Teilzeitbeschäftigte 542 2.797 1.659 1 6 5 5.010 Männer 313 1.908 929 0 0 2 3.152 Frauen 229 889 730 1 6 3 1.858 Männer in % 6,4 % 18,2 % 30,3 % 0,0 % 0,0 % 20,0 % 17,1 % Frauen in % 21,0 % 33,3 % 52,1 % 14,3 % 85,7 % 37,5 % 35,8 % Auszubildende 243 469 276 - - - 988 Männer 189 362 208 - - - 759 Frauen 54 107 68 - - - 229 Männer in % 77,7 % 77,1 % 75,4 % - - - 76,8 % Frauen in % 22,2 % 22,8 % 24,6 % - - - 23,1 % * Ohne Vorstände, ohne Auszubildende, ohne Tochtergesellschaften, ohne Beschäftigte in der passiven Altersteilzeitphase,sonstige ruhende Arbeitsverträge und befristete EU-Rente ** Berliner Stadtwerke GmbH *** Berliner Stadtwerke mit der KommunalPartner GmbH **** Berliner Stadtwerke mit der Energie Partner GmbH 80 V. Betriebe V.1 Berliner Stadtreinigungsbetriebe Die Berliner Stadtreinigung (BSR) ist vom Land Berlin im Rahmen der kommunalen Daseinsvorsorge mit den Aufgaben Abfallentsorgung und -verwertung sowie Straßenreinigung einschließlich Winterdienst betraut. Im Geschäftsjahr 2020 reinigte die BSR insgesamt rd. 1,6 Mio. Kilometer Fahrbahnen und Gehwege und führte rd. 6,5 Mio. Papierkorbentleerungen durch. Dabei wurden rd. 38.967 t Straßenkehricht, 7.565 t Papierkorbabfälle und 36.732 t Grünabfälle (u. a. Laub und Kehrorganik) eingesammelt und sachgerecht verwertet bzw. entsorgt. Zusätzlich erfolgten rd. 221.000 Reinigungen von Straßeneinläufen (Gullys). Das Gesamtaufkommen der an die BSR überlassenen Abfälle stieg 2020 erneut an und lag bei rd. 1,283 Mio. t. Darunter rd. 1,281 Mio. t an Siedlungsabfällen und 1.884 t an Schadstoffen. Das Aufkommen der von der BSR getrennt erfassten Abfallfraktionen (0,401 Mio. t) wird wie im Vorjahr von biogenen Abfällen (44 %) und Sperrmüll inklusive Altholz (32 %) bestimmt. Die Menge an Altholz und Sperrmüll (über haushaltsnahe Sammlung, Recyclinghöfe und Fremdanlieferungen an den BSR-Entsorgungsanlagen) lag mit 129.833 t auf Vorjahresniveau. Auf den Recyclinghöfen wurden 152.082 t an Abfällen, Wertstoffen sowie Schadstoffen gesammelt. Die biogenen Abfälle umfassen insbesondere Abfälle aus der Bioabfall-Tonne, Straßenlaub, Baum- und Strauchschnitt sowie Weihnachtsbäume. Die Sammelmenge an Berliner Bioabfällen hat sich nach der Einführung der Pflicht-Biotonne zum 1. April 2019 in 2020 noch einmal um rd. 16 % (16.787 t) auf 120.094 t erhöht. 80,5 % des Bioguts wurden den BSR Biogasund Kompostierungsanlagen in Ruhleben und Hennickendorf zugeführt. Der Rest wurde in verschiedenen externen Anlagen kompostiert. Am Standort Ruhleben wurden 2020 rd. 75.100 t Bioabfälle zu Biogas vergoren und damit in einem geschlossenen Kreislauf verwertet. Auf diese Weise werden jährlich mindestens 5.000 t weniger an CO2 in die Umwelt emittiert. Die Anlage erzeugt genug Biogas, um 165 gasbetriebene Fahrzeuge (rd. die Hälfte der Müllsammelflotte) zu betanken sowie ein Blockheizkraftwerk für die Strom- und Wärmeversorgung auf einem BSR-Standort zu betreiben. Der zum 1. August 2018 übernommene Standort Hennickendorf spielt eine ebenfalls signifikante Rolle im Anlagenportfolio. Hier kann auf der einen Seite eine sichere Behandlung der festen Gärreste aus den Vergärungsanlagen der BSR (mind. ca. 30 % des Anlageninputs in den Vergärungsanlagen) sowie eine Kompostierung der für die Vergärung nicht geeigneten Stoffströme und auf der anderen Seite die Produktion von hochwertigen Produkten wie Qualitätskomposte, Erden und Mulchmaterial im „Biomassezentrum“ der BSR etabliert werden. In der Vergärungsanlage Hennickendorf wurden 2020 rd. 13.000 t behandelt. In Ergänzung zum Kerngeschäft sind die BSR auch gewerblich tätig. Das gewerbliche Geschäft wird über Beteiligungen an verschiedenen Unternehmen realisiert. Die Schwerpunkte lie- gen dabei in der Logistik wertstoffhaltiger Abfälle, insbesondere Papier und Glas (Berlin Recycling GmbH), der Sammlung und Entsorgung von Speiseabfällen, Elektroschrott und Kühlgeräten (Reststoff-Bearbeitungs-GmbH) sowie der Bodenreinigung (Gesellschaft für Boden und Abfallverwertung mbH). Darüber hinaus betreiben die BSR gemeinsam mit einem privaten Anbieter zwei Anlagen, in denen Restabfälle mechanisch-physikalisch aufbereitet und zu Ersatzbrennstoffen verarbeitet werden. Zusammen mit den Beteiligungsunternehmen betrug das Gesamtabfallaufkommen 2020 rd. 1,840 Mio. t. Im Vergleich zum Vorjahr ging die Abfallmenge der Beteiligungsunternehmen um 14 % zurück. Grund hierfür waren insbesondere die in Verbindung mit der Corona-Pandemie geringere Mengen an hausmüllähnlichen Gewerbeabfällen, Speiseabfall und Bau- sowie Abbruchabfällen. Im Dezember 2015 schlossen die BSR mit dem Land Berlin einen Unternehmensvertrag mit einer Laufzeit bis zum 31. Dezember 2030 ab. Dieser ermöglicht eine langfristige Perspektive für die Tätigkeit der BSR und ihrer Beschäftigten und soll zugleich eine hohe Lebensqualität für die Bürgerinnen und Bürger Berlins bei im bundesweiten Vergleich niedrigen Tarifen gewährleisten. Zudem werden Perspektiven der BSR im Bereich neuer Aufgabenstellungen entwickelt und an der Übernahme von sozialer und ökologischer Verantwortung für das Land Berlin festgehalten. In der Zusatzerklärung zum Unternehmensvertrag verständigten sich die Vertragsparteien darauf, dass die BSR im Hinblick auf ihre Aufgaben im Zusammenhang mit der Stadtsauberkeit unter anderem die Reinigung von Parkanlagen und stark frequentierten Bereichen in Forstgebieten übernehmen. Mit Wirkung zum 21. Juni 2020 wurde im Straßenreinigungsgesetz und im Berliner Betriebe-Gesetz die dafür erforderliche gesetzliche Grundlage zur Übertragung der Reinigung von öffentlichen Grün- und Erholungsanlagen sowie landeseigenen Waldflächen mit besonderer Bedeutung für die Stadtsauberkeit auf die BSR geschaffen. Anspruchsvolle politische und rechtliche Rahmenbedingungen (u. a. der Entwurf des Berliner Abfallwirtschaftskonzepts, die Verabschiedung des sog. European Green Deal), wachsende und differenzierte Kundenanforderungen, eine weiterhin dynamische Stadtentwicklung unter zunehmend schwierigeren finanziellen Rahmenbedingungen sowie vielfältige Entwicklungen im Unternehmen (u. a. Demografie, Engpassqualifikationen, Digitalisierungsdefizite) haben die Weiterentwicklung der aktuellen Ausrichtung der BSR erfordert. Die BSR hat deshalb im Jahr 2020 unter dem Stichwort „JUT in die Zukunft“ einen umfassenden Strategie- und Transformationsprozess gestartet und ihre Strategie vor dem Hintergrund der verschiedenen Herausforderungen konsequent weiterentwickelt. Diese Strategie folgt dem übergeordneten Anspruch und Leitsatz, dass sich die BSR als die führende Kraft für ganzheitliche Stadtsauber- 81 V. Betriebe keit sowie Kreislauf- und Ressourcenwirtschaft in Berlin positioniert und als Partnerin des Landes proaktiv in einem dynamischen Umfeld mit ihren Dienstleistungen die Lebensqualität in der Stadt gestaltet. Ökonomische Leistungsfähigkeit, die durch ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis gekennzeichnet ist, ökologische Vorreiterrolle, eine konsequente Kundenorientierung und die umfassende Wahrnehmung sozialer Verantwortung — sowohl für ihre Beschäftigten als auch als Mitglied der Stadtgesellschaft — sollen dabei im Einklang stehen. Als strategische Schwerpunkte sind eine konsequente Kundenorientierung, die Wertschöpfungsorientierung (schlanke Prozesse und Strukturen, effizienter Ressourceneinsatz) und das Nutzen der Chancen der Digitalisierung definiert. Als öffentliches Unternehmen fokussiert die BSR auf die Erfüllung der ökologischen Verantwortung für nachfolgende Generationen. Mit der Energiestrategie 2020 hat die BSR alle Bereiche und Wertschöpfungsstufen klimabewusst und energieeffizient ausgerichtet. Neben dem Ziel durch Energieeffizienz und die schrittweise Umstellung auf regenerative oder klimafreundliche Energieträger ihre CO₂-Emissionen weiter zu reduzieren, sollte der Verbrauch an Primärenergie um 10 % gegenüber 2009 gesenkt werden. Das Ziel wurde bereits 2018 übertroffen. Als Nachfolgeprogramm für die Energiestrategie 2020 wird in 2021 das Programm KliNe BSR 2030 aufgesetzt. In 2020 wurde eine weitere PV Anlage mit einer Leistung von 99 kWpeak zur Eigenbedarfsdeckung am Standort Gradestraße in Betrieb genommen. Das Müllheizkraftwerk (MHKW) Ruhleben, in dem 2020 rd. 561.800 t Restmüll verwertet wurden, ist in einen Verwertungsprozess integriert, denn der erzeugte Dampf wird im benachbarten Kraftwerk Reuter in Strom und Wärme umgewandelt. Dadurch werden zur Entlastung des Klimas fossile Energieträger wie Steinkohle ersetzt. Das MHKW deckt zudem den Strombedarf von rund 5 % der Berliner Durchschnittshaushalte und den Fernwärmebedarf von ca. 9 % der Berliner Haushalte mit Fernwärmeanschluss. Außerdem gewinnt die BSR rd. 14.400 t Metalle aus der Verbrennungsschlacke zurück. Im August 2020 wurde das Gebrauchtwarenkaufhaus NochMall in Berlin Reinickendorf eröffnet. Die NochMall ist das erste Kaufhaus für Gebrauchtwaren in Berlin, und ein wesentlicher Baustein der Re-Use Strategie der BSR. In der NochMall werden nicht nur Möbel, Kleidung, Elektrogeräte, Haushaltswaren, Spielzeug, Bücher und vieles mehr auf über 2.000 Quadratmeter verkauft, um ihnen ein zweites Leben zu geben, sondern die NochMall wird ein Erlebnisort für Kreislaufwirtschaft und Abfallvermeidung. Initiativen und Unternehmen werden Flächen angeboten, um ihre nachhaltigen Produkte in Pop-upStores zu präsentieren, es werden Repair-Cafes und Upcycling-Workshops organisiert sowie diverse Veranstaltungen angeboten. Die BSR begegnet den demografischen Herausforderungen durch eine aktive Personalpolitik. Bei der Besetzung von Stellen für Führungskräfte, Facharbeiterinnen und Facharbeiter 82 und Spezialistinnen und Spezialisten, bei denen sich aufgrund des demografischen Wandels bereits in einigen Branchen Engpässe bilden (z. B. Elektroingenieurinnen und -ingenieure, Informatikspezialistinnen und -spezialisten) ergeben sich zunehmend auch Schwierigkeiten für die BSR. Bedingt durch einen hohen Anteil interner Stellenbesetzungen kann der Bedarf hinsichtlich externer Personalbeschaffung — unterstützt durch eine umfangreiche betriebliche Ausbildung, eine strategische Personalentwicklungsplanung und ein großes Fort- und Weiterbildungsangebot — noch recht niedrig gehalten werden. 2020 haben bei der BSR insgesamt 243 Menschen ihre Ausbildung abgeschlossen. In der Ausbildung kann die BSR trotz rückläufiger Bewerberzahlen noch aus einem umfangreichen Bewerbervorrat auswählen. Jedoch konnten auch 2020 in einzelnen Ausbildungsberufen nicht alle Plätze besetzt werden. Seit mehr als 15 Jahren engagiert sich die BSR intensiv für förderbedürftige Jugendliche und Erwachsene, die nur geringe Chancen haben, einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz ohne Unterstützungssystem zu finden. Insbesondere Menschen mit Migrations- und Fluchthintergrund, Lernschwierigkeiten oder sozialpädagogischem Förderbedarf wird über eine Kombination von Qualifizierung und betrieblicher Praxisphase ermöglicht, in Arbeitsverhältnisse oder betriebliche Ausbildungsverhältnisse einzumünden. Dafür arbeitet die BSR mit diversen Partnern zusammen. Die BSR versteht sich dabei als Vorreiterin und Ideengeberin für soziales Engagement und geht sowohl regional als auch überregional mit gutem Beispiel voran, u.a. als Mitglied im Netzwerk Unternehmen integrieren Flüchtlinge (NUiF), in der Berliner Interessengruppe Flüchtlinge sowie im Koordinierungsgremium der Kampagne „Berlin braucht dich!“. Für das Flüchtlingsprojekt EVEREST wurden Unternehmen als Kooperationspartner geworben, um den Teilnehmenden ein breites Spektrum an Ausbildungsberufen anbieten zu können. Die Fördermaßnahme SISA wendet sich gezielt an Jugendliche und junge Erwachsene aus Berlin Mitte — einem Bezirk mit einem Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund von über 50 %. Diese wird in 2021 zum 9. Mal durchgeführt werden. Mit der Aktion will die BSR insbesondere Jugendlichen Angebote machen, die durch ihren Migrationshintergrund benachteiligt sind. Das Projekt „Gemeinsam schaffen wir das!“ richtet sich an junge Menschen mit Lernschwierigkeiten und sozialpädagogischem Förderbedarf. Zum Beginn des Schuljahres 2021/22 wird der 18. Durchlauf starten. Mit Übernahmequoten von durchschnittlich 70 % nach absolvierter Qualifizierung zeigen die unterschiedlichen Unterstützungsmaßnahmen unmittelbare Wirkung. Für über 50 % der Teilnehmenden münden die Maßnahmen in eine unbefristete Beschäftigung, die es ermöglicht den Lebensunterhalt unabhängig von staatlicher Alimentierung dauerhaft selbst zu bestreiten. Gelebter Bestandteil der gesellschaftlichen Verantwortung ist bei der BSR die Frauenförderung. Insgesamt hat die BSR in 2020 1.088 Mitarbeiterinnen. Obwohl der Frauenanteil damit nur bei 18 % liegt, lag der Anteil an Frauen in Führungspositio- V. Betriebe nen bei 42 %. Der im Oktober 2018 verabschiedeten Frauenförderplan vereinbarte Zielwert von mindestens 40 % konnte damit leicht übertroffen werden. Wichtigstes übergeordnetes Ziel ist es, den Frauenanteil in der BSR insgesamt, vor allem aber in unterrepräsentierten Bereichen, weiter zu steigern. U.a. soll der Frauenanteil in operativen Bereichen der Reinigung bis 2023 auf mindestens 28 % steigen und die Anzahl von Kraftfahrerinnen im Gedinge soll verdoppelt werden. Das Thema Diversity hat bei der BSR eine sehr lange Tradition. Bereits 2009 wurde die „Charta der Vielfalt“ unterzeichnet, eine bundesweite Initiative, die sich für ein vorurteilsfreies Arbeitsumfeld einsetzt. Im „Bündnis gegen Homophobie“ erfolgt ein Engagement gegen Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung. Mit der Dienstvereinbarung zum partnerschaftlichen Verhalten wurde ein klarer rechtlicher Rahmen geschaffen um jegliche Form der Diskriminierung entgegen zu wirken. Unter anderem durch eine betriebliche Beauftragte für Diversity und einen Arbeitskreis Diversity ist das Thema Vielfalt fest im Unternehmen verankert. Auswirkungen der COVID-19-Pandemie Seit März 2020 prägen die Eindämmungsmaßnahmen der Corona-Pandemie, leider auch in 2021, das wirtschaftliche Leben. Für die BSR als systemrelevantes Unternehmen steht dabei im Vordergrund, die Entsorgungssicherheit und die Dienstleistungen trotz und vor allem durch interne Maßnahmen der Entzerrung aufrecht zu erhalten. Der Anfang März 2020 eingerichtete Krisenstab hat permanent die Lage beobachtet und konkrete Maßnahmen je nach Situation umgesetzt. Diese enthalten, abhängig vom Unternehmensbereich und dem jeweiligen Krankenstandszenario, unterschiedliche Maßnahmenpakete in mehreren Stufen. Nach dem Motto: „Gerade jetzt: BSR- gemeinsam für Berlin“ ist es der BSR gelungen, die Infektionen im Unternehmen einzudämmen und den Berlinerinnen und Berlinern auch dadurch weiterhin die Dienstleistungen zu bieten. 83 V. Betriebe V.2 Berliner Verkehrsbetriebe Aufgabe der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) ist die Durchführung des öffentlichen Personennahverkehrs für Berlin. Ziel ist es, mittels einer zuverlässigen, bezahlbaren und umweltfreundlichen Verkehrsbedienung den Umweltverbund in der Stadt Berlin zu stärken und den Status des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) als Rückgrat der Stadtmobilität weiter auszubauen. Zudem rücken die Entwicklung neuer Mobilitätsformen und die Vernetzung von Mobilitätsangeboten in den Fokus. Mit digitalen Plattformangeboten wie „Jelbi“ und der speziell für die Pandemie entwickelten App zur Auslastung der Verkehrsmittel (Tram, Bus und U-Bahn) im Verlauf der verschiedenen Tageszeiten (2021) werden Formate aufgestellt, mit denen sich verschiedene Mobilitätsangebote der Stadt nutzen lassen. Mit einem funktionserweiterten App-Angebot werden Perspektiven für eine intermodale Vernetzung geschaffen. Auswirkungen der COVID-19-Pandemie Das Geschäftsjahr 2020 war geprägt von der COVID-19-Pandemie und hat auch die BVG erheblich beeinflusst. Mit dem weitgehenden Lockdown im Frühjahr 2020 brach die Nachfrage um zeitweise bis zu 80 % ein. Die Fahrgastfahrten lagen im Jahr 2020 bei rund 728,5 Mio. Im Vergleich zum Vorjahr sank das Fahrgastaufkommen um 397 Mio. Fahrgastfahrten. Ursächlich für den Einbruch der Fahrgastfahrten im ÖPNV sind viele verschiedene pandemiebedingte Faktoren. Neben einem vermehrten mobilen Arbeiten wurden viele Berliner Beschäftigte in Kurzarbeit geschickt oder verloren ihre Anstellung. Ferner ist seit März 2020 ein erheblicher Anstieg im Internethandel zu beobachten, welcher u. U. dazu führte, dass weniger Menschen den ÖPNV für Besorgungen nutzen mussten. Des Weiteren ist die Anzahl der Touristinnen und Touristen seit März 2020 dramatisch eingebrochen. Insgesamt führte dies im Wesentlichen zu negativen Auswirkungen auf die Verkehrserträge in Höhe von -194,2 Mio. € gegenüber dem Plan. Trotz diverser Ergebnisverbesserungen sind für ein ausgeglichenes Ergebnis der BVG Ausgleichsleistungen für Pandemienachteile in Höhe von 144,4 Mio. € erforderlich. Die BVG entwickelt zahlreiche Vertriebsmaßnahmen, um Neukundinnen und Neukunden zu gewinnen und Stammkundinnen und Stammkunden zu binden und somit die Fahrgeldeinnahmen zu sichern bzw. zu steigern. Dazu gehört auch der Entwurf eines sogenannten Homeoffice-Tickets. Dieses soll nach Abstimmung mit dem Verkehrsverbund Berlin Brandenburg (derzeit im Abstimmungsprozess) gezielt auf die aktuellen Bedürfnisse zugeschnitten sein und die tarifliche Lücke zwischen Einzelfahrten und Abonnement schließen. Die BVG möchte mit einem Homeoffice-Ticketangebot auf die aktuelle Situation und auf die sich verändernde Arbeitswelt reagieren. 84 Die BVG legt großen Wert auf ökologische Nachhaltigkeit. Zwei Drittel des Fahrzeugbestands sind bereits elektrifiziert. Neben vier Solarfähren und zahlreichen Elektrobussen gibt es 124 „grüne“ Dienstwagen sowie eine eigene Ladeinfrastruktur. Zudem nutzt die BVG ausschließlich „grünen“ Strom. Ferner wird bei der Abfallentsorgung eine hochwertige stoffliche Verwertung (Recycling) angestrebt, um eine prinzipielle Ressourcenschonung zu erreichen. Der Anspruch nachhaltigen Wirtschaftens ist für die BVG ein strategisches Ziel, das in Abstimmung mit dem Land Berlin gesetzte fachpolitische Zielbildaspekte aufgreift. Dieses Ziel wird auf Basis der für das Unternehmen als wesentlich identifizierten Nachhaltigkeitsperspektiven umgesetzt. Der Gestaltungsanspruch im Dreiklang von wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Verantwortung wurde auch im Berichtsjahr kontinuierlich verfolgt. Die angestrebte Mobilitätswende im Land Berlin wurde im vergangenen Jahr insbesondere durch den hierauf ausgerichteten neuen Verkehrsvertrag unterstützt. Mit dem Ausbau des BVG-Fuhrparks sowie infrastrukturellen Netzerweiterungen (u.a. Erweiterung U5, Erweiterung Tram Adlershof, Ausbau Jelbi-Stationen) sind nicht nur allein wirtschaftlich relevante Weichen für den die Nachhaltigkeit stärkenden ÖPNV in der wachsenden Metropole gesetzt worden. Es wurde gleichermaßen der Umwelt- und Klimaschutz durch die in 2020 forcierte Dekarbonisierung des BVG-Omnibusverkehrs mittels Ausbaus der E-Omnibusflotte und realisiertem Aufbau von Ladeinfrastruktur vorangetrieben. Das Berliner Mobilitätsgesetz sieht vor, dass bis spätestens 2030 sämtliche zu erbringende Leistungen des ÖPNV durch Fahrzeuge erbracht werden sollen, die vollständig alternative Antriebe bzw. nicht fossile Antriebsenergien nutzen. Die Projekte der „Hochlaufphase Elektromobilität“ sind eine Grundlage für die Entwicklung der Elektrobusstrategie vor dem Hintergrund der Vorgaben des Mobilitätsgesetzes. Im Rahmen des Programms „Hochlaufphase Elektromobilität“ hat die BVG in 2020 88 Elektro-Eindeckomnibusse und 17 Elektro-Gelenkomnibusse beschafft. Am 21. Dezember 2020 wurde der neue Verkehrsvertrag zwischen der BVG und der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz unterzeichnet. Hierbei handelt es sich um einen Nachtrag zu dem bereits am 7. Juli 2020 unterzeichneten und bereits ab 1. September 2020 gültigen Mantelvertrag. Mit diesem Verkehrsvertrag wird die BVG im Rahmen einer Direktvergabe ab dem 1. September 2020 bis zum 31. August 2035 beauftragt, die ÖPNV-Leistungen (Verkehrsleistungen sowie Betrieb und Erhalt der Infrastruktur) für U-Bahn, Straßenbahn, Bus und Fähre zu erbringen. Die Zahlungen des Landes dafür belaufen sich auf rd. 12 Mrd. € über die gesamte Vertragslaufzeit. Diese stellen neben den Fahrgelderlösen ein wichtiges V. Betriebe Finanzierungsinstrument für die BVG dar. Zu den oben beschriebenen rd. 12 Mrd. € kommen weitere Tarifersatzleistungen für den Ausgleich nach SGB IX und Berlin Ticket-S hinzu (rd. 1 Mrd. € über die Vertragslaufzeit). Darüber hinaus sind weitere Zuschüsse über zukünftige Haushalte für Ersatz- und Instandhaltungsmaßnahmen, neue Straßenbahnstrecken, Neubau und Erweiterung von Betriebshöfen und weitere Umsetzungen zur Dekarbonisierung des Busverkehrs vorgesehen. bote. Altersbedingt werden in den nächsten Jahren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in erheblichem Umfang die BVG verlassen. Das bedeutet, dass neue Kolleginnen und Kollegen durch ein effektives Personalmarketing und optimierte Auswahlprozesse eingeworben, eingearbeitet und bestenfalls dauerhaft ans Unternehmen gebunden werden müssen. Im Berichtsjahr wurden 1.359 neue Beschäftigte bei der BVG eingestellt, d. h. 10,39 % der gesamten Belegschaft. Die BVG hat für ihre Fahrgäste auch im Jahr 2020 ein Mobilitätsangebot mit hoher Zuverlässigkeit realisiert. Der Omnibus erreichte eine Zuverlässigkeitsquote von 99,5 %, die U-Bahn von 99,3 %. Bei der Straßenbahn waren es 99,1 %. Dieser positive Effekt ist vor allem auf geringere fahrzeug- und personalbedingte Ausfälle zurückzuführen. Die ergriffenen Maßnahmen zur Stabilisierung der personellen Situation (Ausbildung von Fahrlehrerinnen und Fahrlehrern und Fahrerinnen und Fahrern) zeigen Wirkung. Neben Wissensmanagementangeboten, die einen moderierten Prozess zur Wissensübertragung an neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ermöglichen, werden strukturierte Programme und Seminare für BVG-Neubeschäftigte und langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angeboten. Im Jahr 2020 konnte die BVG insgesamt 162 Auszubildende in 13 Ausbildungsberufen sowie 6 dual Studierende in 6 Fachrichtungen (36 % aller Auszubildenden) einstellen. Um das Angebot der Mobilität langfristig zu sichern, investiert die BVG kontinuierlich für das Land Berlin. Rund 44 % der Investitionen entfallen im Berichtsjahr auf ÖPNV-Fahrzeuge, 49 % wurden in die Infrastruktur, die restlichen rd. 7 % in diverse Bereiche investiert. Der Großteil der Infrastrukturinvestitionen floss in den U-Bahnbereich. Kontinuierlich verfolgt die BVG hier das Ziel der vollständigen Barrierefreiheit. Ende des Jahres 2020 waren bereits 79 % aller U-Bahnhöfe barrierefrei ausgebaut. Die Erneuerung der U-Bahn-Flotte — bis zu 1.500 U-Bahnwagen mit einem geplanten Gesamtbudget in Höhe von bis zu 3,3 Mrd. € — ist nach aktueller Planung im Herbst 2022 vorgesehen. Aufgrund der Pandemie könnte es hier aber zu Lieferverzögerungen beim Auftragnehmer kommen. Auch 2020 gehört die BVG zum vierten Mal in Folge zu jenen Unternehmen in Deutschland, die mit herausragender Personalführung und -strategie zum TOP-Arbeitgeber zertifiziert wurden. Außerdem wurde die Zertifizierung zur Familienfreundlichkeit (Audit Beruf und Familie) erneuert. Der Frauenförderplan enthält zahlreiche Maßnahmen, z. B. speziell für Frauen konzipierte Module im Rahmen eines Führungskräftenachwuchsprogrammes, Informationstage zur Karriereplanung, Veranstaltungen zur Netzwerkpflege, Seminare sowie Mentoring für Frauen. Auch die interkulturelle Öffnung wird als unterstützendes Instrument eingesetzt. Die BVG beschäftigt Menschen aus mehr als 50 Nationen und legt großen Wert auf einen weltoffenen und kollegialen Umgang. Dazu zählt beispielsweise auch das Projekt „Geflüchtete in den Fahrdienst“. Zunächst erwerben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vertiefende Sprachkenntnisse. Daran knüpft sich eine intensive Fahrerinnen- und Fahrerausbildung an, die sowohl bei einer externen Fahrschule als auch in der Verkehrsakademie der BVG durchgeführt wird. So konnten beispielsweise im Jahr 2018 zehn Geflüchtete ihre Ausbildung für den Fahrdienst Omnibus erfolgreich abschließen und sind seitdem im Fahrdienst aktiv. Aktuell befinden sich 16 Geflüchtete in der Fahrschulausbildung. Darüber hinaus starteten im Februar 2020 drei geflüchtete Frauen ihre Fahrschulausbildung, die voraussichtlich Mitte 2021 abgeschlossen werden kann. In der vergangenen Dekade betrugen die Investitionen in Fahrzeuge und Infrastruktur bei der BVG im Durchschnitt knapp 300 Mio. € pro Jahr. Im kommenden Jahrzehnt mit dem neuen Verkehrsvertrag werden diese Summen auf durchschnittlich rund 800 Mio. € pro Jahr erhöht. Das ist fast eine Verdreifachung und verdeutlicht ganz konkret die zunehmende Bedeutung der BVG als ein Träger des ÖPNV für die Mobilitätswende im Land Berlin. Damit der anstehende Generationenwechsel bewältigt werden kann, begleitet die BVG diesen durch verschiedene Ange- 85 V. Betriebe V.3 Berliner Wasserbetriebe Die Berliner Wasserbetriebe (BWB) leisten als größtes städtisches Wasserver- und Abwasserentsorgungsunternehmen Deutschlands seit mehr als 160 Jahren einen wertvollen Beitrag zur Lebensqualität der Hauptstadtregion. Als Umweltunternehmen liegt der besondere Fokus auf dem gleichermaßen ökologischen, ökonomischen und sozial nachhaltigen Management des Wasserkreislaufs. Die BWB können für das Jahr 2020 mit hohen eigenfinanzierten Investitionen von mehr als 400 Mio. €, einem positiven Jahresergebnis und stabilen Tarifen für die Kundinnen und Kunden eine positive Bilanz aufweisen. pumpwerk Lindenberg, der die Wasserversorgung vor allem im Ostteil der Stadt flexibler und robuster machen wird. Im Jahr 2020 haben die BWB ihre neue Zukunftsstrategie 2030 — Ressourcen fürs Leben — verabschiedet, die unter der Vision „Wasser, Abwasser und Energie für ein nachhaltiges und klimaresilientes Berlin“ die strategische Ausrichtung des Unternehmens vor dem Hintergrund sich rasant wandelnder Rahmenbedingungen bis zum Jahr 2030 beschreibt. Die BWB sind grundsätzlich und insbesondere vor dem Hintergrund der für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt spürbaren Auswirkungen des Klimawandels bestrebt, auch den eigenen CO2-Ausstoß weiter zu senken. Seit 1990 konnte dieser halbiert werden (30 Jahre). Im Einklang mit der Zukunftsstrategie 2030 prüfen die BWB weitere Maßnahmen und versuchen Potenziale zu eruieren, damit das Unternehmen bis 2030 klimaneutral werden kann. Bis Ende 2030 werden die BWB 5,3 Mrd. € in ihre Netze und Werke investieren. Zu diesen Investitionen gehören Großprojekte wie die Ausstattung aller sechs Klärwerke mit Technologien zur weitergehenden Abwasserbehandlung, die Kanalisierung von Altsiedlungsgebieten und der Anschluss neuer Stadtquartiere ans Trinkwasser- und Abwassernetz (Wachsende Stadt). Das Klärwerk Waßmannsdorf ist dabei der aktuell größte Investitionsstandort der BWB. Hier werden mehr als eine halbe Milliarde € in die Erweiterung, eine höhere Ablaufqualität sowie eine Klärschlammverwertungsanlage investiert. Der Klimawandel fördert extreme Wetterereignisse wie Starkregen und Hitzewellen, die eine Herausforderung für die Infrastruktur der BWB darstellen. Auf die Starkregenereignisse des Jahres 2017 folgten die Rekordsommer der Jahre 2018 bis 2020. Damit auch in Zukunft im ganzen Jahr rund um die Uhr Trinkwasser in sehr guter Qualität und ausreichender Menge zur Verfügung steht und die Abwasserentsorgung zuverlässig funktioniert, führen die BWB Maßnahmen zur Erhöhung der Resilienz durch. Ein Beispiel ist der im Jahr 2020 fertiggestellte Stauraumkanal unter dem Mauerpark, der im Starkregenfall 7.600 m3 Abwasser sowie Regenwasser zeitweise zwischenspeichert und erst dann zur Weiterleitung abgibt, wenn wieder genügend Kapazitäten zur Verfügung stehen. Auch die Trinkwasserversorgung wird durch den Klimawandel vor neue Herausforderungen gestellt: Im Sommer 2020 war Berlin die wärmste, sonnigste und vor allem trockenste Stadt Deutschlands. Die BWB tragen mit ihren Investitionen dem weiter steigenden Wasserbedarf der Region Rechnung und ertüchtigen nicht nur bestehende Werke, sondern betreiben durch verschiedene Maßnahmen auch Vorsorge zur langfristigen Sicherung der Wasserversorgung Berlins. Im Jahr 2020 sind dabei die Investitionen in die Wasser- und Zwischenpumpwerke auf 42 Mio. € angestiegen. Ein zentrales Projekt war dabei der Neubau der Reinwasserbehälter im Zwischen- 86 Ein weiteres Element zur Klimafolgenanpassung ist die deutschlandweit erste Regenwasseragentur, die von der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz und den BWB im Jahr 2018 gegründet wurde. Das Ziel der Berliner Regenwasseragentur ist es, dezentrale Maßnahmen zur Verdunstung, Versickerung oder Nutzung von Regenwasser in der Region zu fördern. Mit inzwischen mehr als 175 öffentlichen Trinkbrunnen in Berlin leisten die BWB einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität der Bevölkerung Berlins. Die Finanzierung für den Bau der Trinkbrunnen erfolgt durch das Land Berlin. Darüber hinaus haben die BWB berlinweit bereits über 2.000 Wasserspender aufgestellt, die in Schulen, Behörden und Betrieben für Erfrischung sorgen. Auch die rund 450 Grundschulen und Schulen mit Förderschwerpunkt werden künftig mit Wasserspendern der BWB ausgestattet. Seit dem Jahr 2019 betreuen die BWB zudem 171 Zierbrunnen. Bis spätestens zum Jahr 2028 werden die BWB den Betrieb der restlichen knapp 100 Zierbrunnen ebenfalls übernehmen. Die BWB mit ihrem Kernprodukt Wasser haben naturgemäß eine hohe Affinität zu ökologischen Themen. Gleichwohl engagieren sie sich darüber hinaus für den Erhalt der Stadtnatur und der biologischen Vielfalt. In einem Pilotprojekt beregnen die BWB seit Juli 2020 für zunächst zwei Jahre den Barssee im Grunewald. Hier wird untersucht, wie der Schutz der Berliner Moore und die Sicherung der Trinkwasserversorgung in den nahe gelegenen Wasserwerken Tiefwerder und Beelitzhof miteinander in Einklang gebracht werden können. Mit anwendungsbasierter Forschung und umfangreicher Digitalisierung optimieren die BWB ihre Arbeit. Im Rahmen des vom BMWi geförderten Verbundvorhabens WindNODE haben die BWB beispielsweise das Potenzial von Klärwerken als Energiespeicher untersucht. In internationalen Verbundvorhaben wie dem EU-geförderten Projekt Digital-Water-City gehen die BWB gemeinsam mit europäischen Partnern Fragen wie die der innerstädtischer Badegewässerqualität, der Instandhaltung von Infrastruktur, der Sensorik und dem Umgang mit Daten nach. Der geplante Bau des Aus- und Weiterbildungscampus für digitales Lernen wird die IT-Ausbildung des Unter- V. Betriebe nehmens deutlich stärken und gleichzeitig Raum für weitere E-Learning bzw. Weiterbildungsangebote für alle Beschäftigten des Unternehmens bieten. Die BWB verfolgen eine moderne Personalpolitik mit einem großen Angebot zur flexiblen Arbeitszeit- und Arbeitsplatzgestaltung, attraktiven Entwicklungsperspektiven und einer vielfältigen Unternehmenskultur. Als eine eigene Dimension des Diversity-Managements der BWB ist die Frauenförderung ein Schwerpunktthema im Unternehmen. Die BWB handeln aktiv, um eine Gleichstellung im Sinne des Gender-Mainstreamings zwischen den Geschlechtern zu erreichen. Das bedeutet, den Gesamtfrauenanteil, den Frauenanteil in den Organisationseinheiten, die Geschlechterverteilung in den Entgeltgruppen, das Verhältnis zwischen Frauen und Männern in Leitungspositionen und den Frauenanteil in der Ausbildung und im dualen Studium zu erhöhen. Per 31.12.2020 waren rund 31 % aller Führungskräfte Frauen. Darüber hinaus ist der Anteil der weiblichen Führungskräfte, welche direkt an den Vorstand berichten, auf mittlerweile 50 % angestiegen. Durch die Umsetzung zahlreicher Maßnahmen sind Rahmenbedingungen geschaffen worden, die Frauenförderung auf individueller aber auch auf bereichsübergreifen- Auswirkungen der COVID-19-Pandemie Die anhaltende COVID-19-Pandemie hat das Arbeiten auch bei den BWB stark beeinflusst. Es ist aber festzustellen, dass sich das Krisenmanagement der BWB bewährt hat, denn auch im weiteren Verlauf der Pandemie über das Jahr 2020 hinaus sichern die BWB die Daseinsvorsorgeaufgabe der Wasserver- und Abwasserentsorgung für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt und sparen nicht an aktuellen und künftigen Investitionen. Neben der Implementierung pandemiebedingter Dienstplanregelungen für den gewerblichen Bereich wurde zudem das mobile Arbeiten bei den BWB kurzfristig enorm ausgebaut, sodass die Prozesse des Unternehmens auch über die lange Dauer der Pandemie sicher und stabil aufrechterhalten werden können. Viele Beschäftigte arbeiten im Homeoffice. In der weiterhin laufenden Beauftragung von Bau- und anderen Dienstleistungen sowie der bewusst zügigen Begleichung von Rechnungen sehen die BWB auch ihre gesellschaftliche Verantwortung für kleine und mittlere Unternehmen, die pandemiebedingt sehr unter Umsatz- und Absatzschwankungen zu leiden haben. Mit den erwähnten Investitionsstrategien und der Orientierung der Finanzpolitik in Hinblick auf die gestiegene Bedeutung von liquiden Mitteln für kleine und mittlere Unternehmen verfolgen die BWB die Absicht regionale und überregionale Wirtschaftsketten zu sichern und zu unterstützen. Ferner haben die BWB zudem kurzfristig acht zusätzliche Ausbildungsplätze für das Jahr 2020 angeboten. der Ebene ermöglichen. Ein Element ist dabei das im Jahr 2020 gestartete Female Leadership Programm der BWB #EINFACHMACHEN, das in 2021 mit dem Impact of Diversity Award in der Kategorie Gender Inklusion ausgezeichnet wurde. Die Bestrebungen der BWB in 2021 wurden mit dem zweiten Platz beim Frauen-Karriere-Index (FKi) anerkannt. Gleichwohl ist die grundsätzliche Struktur der Verteilung der Arbeitsplätze nach Gender-Anforderungen mit einem Geschlechterverhältnis von 70 (M) zu 30 (F) noch nicht ideal. Die BWB setzen seit Jahren auf eine hohe Eigenausbildung. Die Ausbildungsquote lag im vergangenen Jahr bei 6,7 %. In 2020 wurde die hohe Ausbildungsqualität der BWB durch die Industrie- und Handelskammer Berlin bereits zum dritten Mal bestätigt. Im Jahr 2015 beschlossen die BWB, ihre seit 2010 angebotene Einstiegsqualifizierung für Jugendliche mit erschwerten Bildungsbiografien auch für Geflüchtete zu öffnen. Ziel war es, sechs Jugendliche mit erschwerten Bildungsbiografien und sechs Geflüchtete über die Einstiegsqualifizierung in die Berufsausbildung zu integrieren. Seit dem Start im Jahr 2016 konnten gut zwei Drittel aller Teilnehmenden eine Ausbildung bei den BWB beginnen. 13 dieser Auszubildenden haben ihre Ausbildung erfolgreich beendet und sind nun für die BWB tätig. Darüber hinaus wurde im Jahr 2020 in einem Modellvorhaben nach dem Konzept des Senats „Duale Leistungssportkarriere“ ein zusätzlicher Ausbildungsplatz in Zusammenarbeit mit dem Olympiastützpunkt Berlin geschaffen. Die Berliner Stadtwerke GmbH (BSW) als Tochterunternehmen der Berliner Wasserbetriebe setzt ihren Kurs im Hinblick auf die angestrebte Klimaneutralität Berlins fort. Sie ist dabei eine wichtige Akteurin in der Stadt und ein moderner Energiedienstleister, dessen Wertschöpfung in der Stadt bleibt. Die BSW-Investitionen erfolgen ausschließlich in erneuerbare Energien. Die BSW haben 2020 ihren Platz als Berlins Errichter und Betreiber von Solaranlagen ausgebaut. Rund 40 % aller seit 2016 auf Berlins Dächern installierten Photovoltaik-Anlagen sind von den BSW konzipiert worden. Insgesamt beläuft sich die installierte PV-Leistung damit auf 15,8 MW, davon allein 4 MW in 2020. Ferner umfasst das Portfolio der BSW rund 51 MW installierte Windenergieleistung. Mit den bisherigen Projekten der BSW konnten somit mehr als 32.500 t CO2-Emissionen vermieden werden. Die BSW treiben die energetische Entwicklung von Landesimmobilien, insbesondere in Kooperation mit der Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) voran. Mehrere Dutzend Schulen, Feuerwachen, Ämter, Gefängnisse und andere öffentliche Liegenschaften erzeugen große Teile ihres Stroms mithilfe von Photovoltaik-Anlagen der BSW selbst. Seit Januar 2020 versorgen die BSW außerdem das Land Berlin mit 100 % Ökostrom. Die BSW kooperieren und stimmen sich weiterhin intensiv mit den Bezirken ab, um Bezirksliegenschaftspotenziale für die 87 V. Betriebe Energiewende zu erschließen. So wurden bislang für neun Bezirke 49 Solaranlagen errichtet. Zusätzlich wurden die BSW von Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln für die Sanierung von Heizzentralen mehrerer Schulen beauftragt. zer auf dem Gelände das Netz als Tauschplatz nutzen und je nach Bedarf Wärme und Kälte entnehmen oder einspeisen können. Energie liefern dabei u.a. nachhaltige Technologien wie Abwasserwärme, Solaranlagen und BHKWs. Mit der Alice Salomon Hochschule Berlin, der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin und der Humboldt-Universität zu Berlin errichten die BSW auch für die ersten Hochschul- und Universitätsstandorte PV-Anlagen. Zudem profitieren die großen Unternehmen des Landes wie die BSR, die BWB und die BVG künftig von den Solaranlagen der BSW auf den jeweiligen eigenen Dächern. Im Geschäftsfeld Windkraft haben die BSW in 2021 den neun Anlagen umfassenden Windpark Albertshof (31 MW) in der Nähe von Bernau in Betrieb genommen. Der Windpark vermeidet jährlich rd. 30.000 t CO2-Emmissionen und kann ca. 31.000 Haushalte mit sauberem Ökostrom versorgen. Auf die öffentliche Akzeptanz der Anlagen wurde bei der Planung ebenso großen Wert gelegt wie auf ihren ökologischen Nutzen. Durch die Verdichtung eines bestehenden Windparks und den Verzicht auf maximale Bauhöhen ist auch die Naturverträglichkeit gewährleistet. Noch in 2021 ist mit dem Windpark Teltow II (17,1 MW) südlich von Berlin der weitere Ausbau der Windenergiekapazitäten geplant. Im Bereich der umweltfreundlichen Wärmelösungen konnten sich die Stadtwerke in kurzer Zeit etablieren. Die Umsetzung eines komplexen und innovativen Wärmekonzeptes mit Erdwärmespeicher erfolgt derzeit im Neuköllner Rollbergviertel (Fertigstellung in 2021). In den kommenden Jahren wollen die BSW noch stärker Energieinnovationen in Berliner Quartieren umsetzen. Dafür steht das Niedertemperaturnetz für die Urban Tec Republic und das Schumacher-Quartier in Tegel, das die BSW gemeinsam mit E.ON verwirklichen. Das Besondere an dem Konzept ist, dass die verschiedenen Nutzerinnen und Nut- 88 Von 2021 bis 2026 werden die BSW weitere 120 Mio. € in Energiewendeprojekte investieren, ihre Ökostromleistung von derzeit knapp 70 MW auf 120 MW erhöhen und die Berliner Klimabilanz um rd. 127.000 t CO2 entlasten. VI. Berliner Wirtschaftsdaten Berliner Wirtschaft auf einen Blick Einheit 2010 2016 2017 2018 2019 2020 Volkswirtschaftliche Entwicklung Berlins Bruttoinlandsprodukt (nominal) Mrd. Euro 103,1 133,2 140,5 149,4 156,8 154,6 Bruttoinlandsprodukt (real), Veränd. ggü. Vorjahr % 2,9 5,1 3,8 4,3 2,6 – 3,3 Bruttoinlandsprodukt pro Kopf (real), Veränd. ggü. Vorjahr % 2,8 3,6 2,5 3,2 1,9 – 3,5 Mrd. Euro 17,5 25,8 26,0 28,5 . . % 4,4 3,2 -1,1 6,3 . . Mrd. Euro 3,5 4,6 4,8 5,1 . . % 3,4 3,4 3,4 3,5 . . 1.000 1.127,7 1.367,7 1.426,5 1.476,2 1.527,9 1.539,3 Arbeitslosenquote2 % 13,6 9,8 9,0 8,1 7,8 9,7 Frauen % 12,3 9,0 8,2 7,4 7,2 8,9 Männer % 14,7 10,5 9,7 8,8 8,4 10,3 1.000 1.691,8 1.902,3 1.961,1 2.022,9 2.066,7 2.057,6 Insgesamt % 69,3 75,2 76,2 77,7 78,5 77,1 Frauen % 66,8 72,2 72,7 74,4 75,0 74,1 Männer % 71,7 78,2 79,6 80,9 81,9 80,2 Frühe Schulabgängerinnen und Schulabgänger4 % 14,4 11,7 13,2 13,6 11,6 10,6 PJ 308,4 270,5 269,0 265,5 261,8 . Steinkohlen % 14,6 13,6 13,8 11,5 7,9 . Braunkohlen % 4,7 4,6 2,2 0,2 0,2 . Mineralöle % 33,0 35,7 35,5 35,2 35,1 . Gase % 36,9 32,7 35,2 37,7 40,4 . Erneuerbare Energien % 3,1 4,0 4,2 5,1 5,3 . Strom % 7,1 8,4 8,1 9,3 9,8 . Andere5 % 0,7 0,9 0,9 1,0 1,2 . Mio. t 22,4 20,1 19,1 18,5 17,2 . t CO2/EW 6,8 5,7 5,3 5,3 4,7 . Bruttoanlageinvestitionen Bruttoanlageinvestitionen (real), Veränd. ggü. Vorjahr Private und öffentliche Ausgaben für Forschung und Entwicklung Anteil der Ausgaben für Forschung und Entwicklung am Bruttoinlandsprodukt Arbeitsmarkt und Soziales Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte1 Erwerbstätige (Inland) Erwerbstätigenquote3 Umwelt Primärenergieverbrauch in Berlin Anteil der Energieträger am Primärenergieverbrauch: CO₂-Emissionen (Verursacherbilanz) CO₂-Emissionen je Einwohner in Berlin 89 VI. Berliner Wirtschaftsdaten Einheit 2010 2016 2017 2018 2019 2020 42.581 38.911 40.911 40.268 38.210 37.682 8.908 9.145 9.272 9.481 9.097 9.154 Unternehmensgründungen Neugründungen6 dar. Betriebsgründungen 7 Außenhandel Exporte insgesamt Mio. Euro 12.041 15.147 14.819 14.634 15.173 14.377 EU-Länder, dar. Mio. Euro 4.913 5.647 5.810 5.965 6.563 6.372 Frankreich Mio. Euro 768 746 847 860 970 1.096 Italien Mio. Euro 567 597 747 787 651 624 Niederlande Mio. Euro 478 592 645 760 683 746 Polen 974 Mio. Euro 575 1.041 695 698 845 EFTA Länder Mio. Euro 387 686 613 672 785 610 Übriges Europa, dar. Mio. Euro 1.647 1.395 1.494 1.441 1.573 1.685 Vereinigtes Königreich Mio. Euro 520 578 647 710 794 941 Russische Föderation Mio. Euro 689 445 483 402 413 392 Mio. Euro 3.017 3.767 3.592 3.269 3.194 3.107 Mio. Euro 540 908 967 920 970 1.034 USA Mio. Euro 1.151 1.909 1.838 1.809 1.622 1.422 Importe insgesamt Mio. Euro 9.505 12.114 13.977 13.976 15.225 15.044 EU-Länder, dar. Asien, dar. Volksrepublik China Mio. Euro 5.290 7.142 7.987 8.625 9.025 8.914 Frankreich Mio. Euro 1013 836 1.031 1.022 990 894 Italien Mio. Euro 567 1.167 1.395 1.409 1.461 1.427 Niederlande Mio. Euro 690 1.136 1.418 1.482 1.477 1.400 Polen Mio. Euro 812 1.150 1.256 1.529 1.819 2.116 EFTA Länder Mio. Euro 353 1.088 1.686 543 569 488 Übriges Europa, dar. Mio. Euro 593 852 861 870 1012 844 Vereinigtes Königreich Mio. Euro 425 572 526 522 466 437 Russische Föderation Mio. Euro 43 34 39 43 233 50 Mio. Euro 1362 1.853 2.229 2.829 3.556 3.787 Mio. Euro 706 985 1.251 1.685 2.240 2.500 Mio. Euro 1464 789 872 733 736 668 Asien, dar. Volksrepublik China USA Zum Stichtag 30.06. Bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen. 3 Ergebnisse der Arbeitskräfteerhebung, Erwerbstätigenquote: Anteil der Erwerbstätigen in der Altersgruppe 20-64 Jahren an der Gesamtbevölkerung derselben Altersgruppe. 4 Frühe Schulabgängerinnen und -abgänger sind junge Menschen von 18 bis 24 Jahren, die sich nicht oder nicht mehr in Ausbildung befinden, keinen beruflichen Ausbildungsabschluss haben und nicht über einen Abschluss des Sekundarbereichs II verfügen. 5 Ab 2011: Wärme.  6 Ohne Anmeldungen wegen Übernahme eines Betriebes, Gesellschaftereintritt, Änderung der Rechtsform, Zuzug aus einem anderen Meldebezirk oder Umwandlung. 7 Bei Betriebsgründungen handelt es sich um Gründungen, bei denen bspw. ein Eintrag im Handelsregister oder eine Handwerkseigenschaft vorliegt bzw. mindestens eine Arbeitnehmerin bzw. ein Arbeitnehmer beschäftigt wird. 1 2 Quellen: Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“, Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, Destatis, Eurostat, Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit. 90 VI. Berliner Wirtschaftsdaten Wirtschafts- und Innovationsförderung - Förderportfolio 2020 Bewilligtes Volomen in Mio. € IKT, Medien u. Kreativ­ wirtschaft Gesundheitswirtschaft Verkehr, Mobilität, Logistik Optik und Photonik Energie­ technik Summe Cluster Andere Summe Pro FIT Zuschuss 7,82 6,45 0,79 2,61 29,59 47,26 0,97 48,23 Innovationsassistent 2,19 0,12 0,10 0,10 0,18 2,69 0,46 3,15 60,72 10,78 1,49 6,99 1,40 81,38 17,21 98,59 Internationalisierung 2,96 0,33 0,47 0,94 0,07 4,77 1,17 5,94 Transfer BONUS 0,39 0,07 0,00 0,11 0,04 0,61 0,31 0,92 Gesamt Zuschuss 74,08 17,75 2,85 10,75 31,28 136,71 20,12 156,83 Pro FIT Darlehen 17,85 3,29 1,87 0,40 0,05 23,46 0,00 23,46 Zwifi Filmproduktion 1,81 0,00 0,00 0,00 0,00 1,81 0,00 1,81 VC-Fonds Technologie 6,95 7,36 0,96 0,00 0,85 16,12 0,25 16,37 VC-Fonds Kreativwirtschaft 9,01 0,00 0,00 0,00 0,00 9,01 0,00 9,01 Gesamt Darlehen/ Beteiligungen 35,62 10,65 2,83 0,40 0,90 50,40 0,25 50,65 Coaching BONUS 0,73 0,09 0,01 0,00 0,04 0,87 0,16 1,03 0,73 0,09 0,01 0,00 0,04 0,87 0,16 1,03 110,43 28,49 5,69 11,15 32,22 187,98 20,53 208,51 GRW-gewerblich Gesamt Beratungen Gesamt 2020 Corona-Soforthilfen Anträge Auszahlung abgeschlossene Anträge (%) Zielgruppe Finanzie­ rungsart Mio. EUR Anzahl Mio. EUR Anzahl Soforthilfe I KMU Darlehen 297,9 1.623 105,6 1.007 100 Soforthilfe II Soloselbstständige, Freiberufler und Kleinstunternehmen Zuschuss 2.103,5 245.697 1.807,5 213.147 86 Soforthilfe V KMU und Freiberufler der gewerblichen Wirtschaft Zuschuss 30,4 1.029 9,0 337 100 Soforthilfe V KMU (10 - 100 Beschäftigte) Tilgungszuschuss 49,4 829 - - 4 Soforthilfe VI Startups und KMU „Beteiligung Nachrangdarlehen“ 120,2 612 81,7 156 68 Überbrückungshilfe I „Soloselbstständige, selbstständige Angehörige der Freien Berufe im Haupterwerb sowie KMU“ Zuschuss 116,4 8.175 108,4 7.560 99 Überbrückungshilfe II Unternehmen, Soloselbstständige, Freiberufler Zuschuss 216,7 11.611 197,8 10.915 97 Überbrückungshilfe III Zuschuss 1.143,5 13.659 667,1 8.725 65 Neustarthilfe (Bund) Soloselbstständige Zuschuss 160,4 27.516 146,8 23.042 84 Neustarthilfe Berlin (Solo) Soloselbstständige Zuschuss 7,0 4.812 5,9 3.786 86 Neustarthilfe Berlin (KMU) KMU Zuschuss 6,7 1.429 4,2 759 69 Soforthilfe VIII KMU (Gewerbemieten) Zuschuss 4,9 471 3,4 337 100 Soforthilfe XI Modelabels Darlehen 1,3 25 0,6 11 100 Soforthilfe XII Betriebe der Schankwirtschaft und Spätverkaufsstellen Zuschuss 1,0 510 0,6 333 97 594,2 33.680 459,1 30.703 92 554,4 31.045 395,1 27.791 90 Novemberhilfe Unternehmen (auch öffentliche), Betriebe, Zuschuss Selbstständige, Vereine, Einrichtungen, Dezemberhilfe Zuschuss Beherbergungsbetriebe, Veranstaltungsstätten Stand: 14.06.2021 91 GRÜNEDN: ES KLINGT IMMER FALSCH. BIS DU ES RICHTIG MACHST. 29. – 30. OKTOBER 2021 ARENA BERLIN VERANSTALTER FÖRDERER Messe zum Gründen und Unternehmen SCHIRMHERRSCHAFT PREMIUMPARTNER MESSEPARTNER Herausgeber: Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe Martin-Luther-Straße 105 10825 Berlin Dieser Bericht ist Teil der Öffentlichkeits­arbeit des Landes Berlin. Er ist nicht zum Verkauf bestimmt und darf nicht zur Werbung für politische Parteien verwendet werden. Internet: https://www.berlin.de/sen/web/ Redaktionsschluss: Juni 2021 Bestellung des Berichts in Papierform: mailto:wirtschaftsbericht@senweb.berlin.de Gestaltung und Druck: Brandenburgische Universitätsdruckerei und Verlagsgesellschaft Potsdam mbH, 14476 Golm CC-Lizenzierung: Soweit nicht anders gekennzeichnet, stehen Texte, Grafiken und Tabellen in diesem Bericht unter der Creative Commons Lizenz: „Namensnennung — Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland (CC BY-SA 3.0 DE)“ Bildrechte: Titel: kasto – depositphotos.com; Hans-Georg Kauert; hosszuka; Gregor Fischer; Ferdinand-Braun-Institut/ Leibniz-Institut für Höchstfrequenztechnik (FBH); Arbeitgeberverband Gesamtmetall; Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie (HZB); Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie (HZB); hanohiki – depositphotos.com; Felix O.; billiondigital– depositphotos.com; ktsdesign – depositphotos.com; S. 5: Wolf Lux; S. 10: Luise Nesbeda; S. 10: Christine Fiedler; S. 15: Oliver Falk; S. 15: Bundesagentur für Arbeit/R.Dreke; S. 25: Katrin Tobies; S. 25: Sascha Martin; S. 27: Silke Reents; S. 27: OKF/frei; S. 28: Fotofusion Berlin; S. 28: Nicole Büttner; S. 35: Oliver Ulrich; S. 35: Benedikt Sperling-Zikesch; S. 42: Hoffotografen Berlin; S. 42: Christian Kielmann; S. 45: Helen Franke; S. 45: Dennie Kabul; S. 47: Sarah Mohr; S. 47: Katrin Elsemann; S. 50: privat; S. 50: privat; S. 52: Business Studio Lichthelden; S. 52: The Class Foundation; S. 53: Antonin Salice-Stephan; S. 53: Surya Darmadi; S. 55:privat; S. 55: privat; S. 59: Sandra Lust; S. 59: Michaela Illmer; S. 60: privat; S. 60: Yves Noir Photographie; S. 62: SenWiEnBe; S. 62: Corinna Radakovits; S. 71: Mirko Jäkel; S. 71: Aneta Bärwolf; S. 76: Vivian Werk; S. 76: privat;
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