Path:
Volume

Full text: Wirtschafts- und Innovationsbericht Berlin ... (Rights reserved) Ausgabe 2018/19 (Rights reserved)

Herausgeber: Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe Martin-Luther-Straße 105 10825 Berlin www.berlin.de/sen/web/ Bestellungen: wirtschaftsbericht@senweb.berlin.de Dieser Bericht ist Teil der Öffentlichkeitsarbeit des Landes Berlin. Er ist nicht zum Verkauf bestimmt und darf nicht zur Werbung für politische Parteien verwendet werden. Redaktionsschluss: Juli 2019 Gestaltung und Druck: Brandenburgische Universitätsdruckerei und Verlagsgesellschaft Potsdam mbH, 14476 Potsdam / OT Golm CC-Lizenzierung: Soweit nicht anders gekennzeichnet, stehen Texte, Grafiken und Tabellen in diesem Bericht unter der Creative Commons Lizenz: „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland (CC BY-SA 3.0 DE)“ Fotos: Titel: goodluz/fotolia; Mathias Richel; industrieblick/fotolia; Ferdinand-Braun-Institut/Leibniz-Institut für Höchstfrequenztechnik (FBH); Arbeitgeberverband Gesamtmetall; Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie (HZB); industrieblick/fotolia; Gregor Fischer; jörn buchheim/fotolia; S. 5: Hoffotografen; S. 7: Stefanie Brickwede; S. 9: Christian v. Polentz; S. 13: Sebastian Donath; S. 19: Petra Christiansen; S. 22: Konzept und Bild/Cathrin Bach; S. 23: David Ausserhofer; S. 26: Galit Hinon; S. 29: Pfizer Deutschland GmbH; S. 32: HTW Berlin; S. 33: WLOUNGE UG/Mali Baum; S. 37: Audatic GmbH; S. 42: Ali Al-Hakim; S. 45: Katja Vogt; S. 47: Stern und Kreisschiffahrt/A. Behrens; S. 49: Josephin Süßer; S. 51: S. Yang-Schmidt; S. 53: Astrid Geiermann; S. 56: Sophie Möbius/Adrian Pfalzgraf; S. 63: BWB/Pritzkuleit; S. 69: Profund Innovation/Freie Universität Berlin; S. 70: Acelya Tüney; S. 72: Nare Yesilyurt Wirtschafts- und Innovationsbericht Berlin 2018/2019 . 18. + 19 OK TOB ER AREN Berli A n E D N Ü R G N U R D U G WIE ZUM E E D I R VON DE SS E N I S U NB EIGENE JOBBT E G E R 2 JA H deGU T 2 TA G E ÖFFNE T R E O R EUR BÜ ING ENI · WORKSHOPS · SEMINARE · KONTAKTE deutsch / ohne Claims Veranstalter: Partner: Förderer: Premiumpartner: Messepartner: Die deGUT wird gefördert von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe des Landes Berlin und dem Ministerium für Wirtschaft und Energie des Landes Brandenburg aus Mitteln der Länder und des Europäischen Sozialfonds. Inhaltsverzeichnis Vorwort  5 I. Wirtschaftspolitik in Berlin 6 II. Wirtschaftsentwicklung in Berlin 11 III. Wirtschaft 18 1. Industrie und Industriepolitik 18 2. Smart City / Zukunftsorte 22 3. Startups 25 4. Innovationspolitik / Cluster 27 5. Dienstleistungen 44 6. Tourismus / Kongresse / Gastgewerbe 46 7. Handwerk 48 8. Außenwirtschaft / Entwicklungszusammenarbeit 50 IV. Energie 55 1. Energiepolitik 55 2. Energieversorgung 57 V. Betriebe 58 VI. Services und Förderung für Unternehmen 66 1. Services für Unternehmen 66 2. Gründungsförderung 69 3. Innovationsförderung 74 4. Zuschüsse für Unternehmen 77 5. Darlehen, Bürgschaften und Beteiligungen 81 VII. Berliner Wirtschaftsdaten 83 3 4 Vorwort Vorwort Ich freue mich sehr, dass die Berliner Wirtschaft nun seit fünf Jahren oberhalb des Bundesdurchschnitts wächst. Seien es Investitionen, Arbeitsplätze, Startups, die Bevölkerungszahl oder die eigenen Steuereinnahmen – der Trend zeigt nach oben. Jetzt kommt es darauf an, dass Berlin nachhaltig wächst – ohne zum Zerrbild einer Stadt zu werden, in deren Zentrum nur noch Business und Tourismus stattfindet, weil dort niemand mehr wohnt. Tagtäglich arbeiten wir daran, eine gute Mischung zu finden, die sowohl den Bedarfen der Unternehmen, als auch denen der Berlinerinnen und Berliner gerecht wird. Das ist bisweilen mit großen Herausforderungen verknüpft, was an der zunehmenden Flächenkonkurrenz zwischen Wohnen und Gewerbe in einer enger werdenden Stadt exemplarisch deutlich wird. Durch die wachsende Anzahl digitaler Unternehmen gelingt es uns, die Industrie wieder ins Herz der Stadt zu holen. Mit unserem Konzept der Zukunftsorte sind wir auf einem guten Weg, der mit dem neuen Siemens Innovationscampus und der Urban Tech Republic in eine aufregende Zukunft weist. Berlin versteht sich heute mehr denn je als Stadt der Freiheit und Offenheit. Mit 40.000 Gründungen pro Jahr ist Berlin eine globale Startup-Metropole. Das Berliner Ökosystem umfasst das gesamte Spektrum wirtschaftlicher Aktivitäten von Handel und Dienstleistungen bis zu Handwerk, Technologieunternehmen und Kreativwirtschaft. Mit rauchenden Schloten hat das nichts mehr zu tun. Hier spielen die Zukunftsthemen Mobilität, erneuerbare Energien und additive Fertigung, also 3D-Druck eine große Rolle. Mir ist es ein großes Anliegen, die Wirtschaft ökologisch zu modernisieren. Digitalisierung kann der Game Changer sein – mithilfe digitaler Anwendungen wollen wir der Energiewende sowie der Verkehrswende in Berlin zum Durchbruch verhelfen. Den Berliner Nahverkehr bauen wir in den nächsten Jahren mit über 25 Milliarden Euro aus, um Mobilität und Klima in der Stadt zu verbessern. Mit dem Förderprogramm „Wirtschaftsnahe Elektromobilität“ bieten wir kleinen und mittleren Unternehmen Anreize, auf elektrisch betriebene Fahrzeuge umzusteigen. Wir fördern mit aller Kraft den Ausbau der erneuerbaren Energien. Damit die Solarwende in Berlin gelingt, wollen wir die vielen Dächer der Hauptstadt stärker für Solaranlagen nutzen. Dieses Ziel und viele weitere sind Teil unseres Masterplans Solarcity, den wir im Herbst dieses Jahres der Öffentlichkeit vorstellen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg für Ihre Unternehmungen und eine spannende Lektüre! Ramona Pop Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe 5 I. Wirtschaftspolitik in Berlin Der Wirtschafts- und Innovationsstandort Berlin hat in den vergangenen Jahren eine beeindruckende Entwicklung genommen. Talente aus aller Welt kommen in die Stadt, um sich hier zu entfalten und an der kreativen Atmosphäre teilzuhaben. Die Dienstleistungsbranche boomt und auch die Industrie hat sich auf einem technisch hochwertigen Level mit immer neuen Innovationen stabilisiert. Das Wirtschaftswachstum liegt seit Jahren oberhalb des Bundesdurchschnitts, parallel dazu entwickelt sich die Zahl der Beschäftigten außerordentlich dynamisch. Die Berliner Wirtschaft legte 2018 im Vergleich zum Vorjahr um 3,1 % zu und platzierte sich damit zum fünften Mal in Folge über dem Bundesdurchschnitt. Auch bei den Erwerbstätigenzahlen konnte Berlin seine Spitzenposition behaupten. In keinem anderen Bundesland nahm deren Zahl so stark zu wie in Berlin. Gleichzeitig sank die Zahl der Arbeitslosen, was bedeutet, dass die gute wirtschaftliche Entwicklung auch bei den Berlinerinnen und Berlinern ankommt, die bislang wenig von der neuen Stärke der Berliner Wirtschaft profitieren konnten. So ging die Arbeitslosenquote zwischen 2017 und 2018 von 9,0 % auf 8,1 % zurück. Gleichzeitig bedeutet ökonomisches Wachstum, dass sich auch andere Standortfaktoren mitverändern. So wird es aus räumlicher Sicht enger in der Stadt. Die Konkurrenz zwischen unterschiedlichen Flächennutzungen nimmt zu. Mit dem neuen Stadtentwicklungsplan „StEP Wirtschaft 2030“ wird mit einer strategischen Flächenvorsorge die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Berlin langfristig erhalten und die Modernisierung der Berliner Industrie nachhaltig unterstützt. Pro Jahr werden künftig rund 40 Hektar zusätzliche Flächen für die Wirtschaft bereitgestellt. Die Flächen sollen zügig aktiviert und effizient genutzt werden. Mit dem strategischen Ankauf von Grundstücken aus einem extra hierfür konzipierten Fonds soll der Verdrängung von kleinen Gewerbebetrieben aus der Innenstadt entgegengewirkt werden. Derzeit gibt es gut 4.500 Hektar gewerbliche Bauflächen in Berlin; der StEP Wirtschaft 2030 sieht darunter ein langfristiges Potenzial von insgesamt rund 1.030 Hektar. Auch das Thema CO2-Emissionen wird mehr und mehr zu einer standortrelevanten Herausforderung wachsender Städte. Städte sind in der großen Verantwortung, mehr gegen die Klimakrise zu tun. Berlin sieht sich hier nicht lediglich in der Pflicht, sondern ist bereit, die hierin liegenden Chancen aktiv zu nutzen. Denn die Umsetzung der Energiewende in Berlin 6 birgt viele Möglichkeiten für die Zukunftsfähigkeit der Stadt. In einer Metropole wie Berlin, wo Wohnen, Arbeiten und Mobilität eng miteinander verknüpft sind und große ebenso wie kleine Unternehmen mit Fachwissen, Kompetenz und Kreativität technische Entwicklungen voranbringen, hat die Energiewende großes Potenzial. Und Berlin wirkt aktiv dabei mit, die Energiewende in Städten voranzubringen. Das Ziel lautet: Mehr Solaranlagen auf die Dächer, bessere Bedingungen für den Mieterstrom und intelligentere Nutzung von Kraft-Wärme-Kopplung. Gewerbemieteninitiative In den vergangenen fünf Jahren sind die Büro- und Ladenmieten insbesondere in den deutschen Großstädten deutlich angestiegen, während sich gleichzeitig die Laufzeit der Gewerbemietverträge verkürzte. Dies hat gravierende Konsequenzen für kleine und mittlere Betriebe und Geschäfte. Ergebnis ist die zunehmend zu beobachtende Verdrängung von kleinen Läden, Handwerk und Gewerbe aus Innenstadtlagen in deutschen Ballungsräumen gerade in Berlin, die in letzter Konsequenz auch mit Geschäftsaufgaben und dem Verlust von Arbeitsplätzen verbunden sind. Berlin wird sich im Bundesrat nachdrücklich dafür einsetzen, dass geeignete Regelungen in das Bürgerliche Gesetzbuch aufgenommen werden, die bei entsprechendem Handlungsbedarf eine Begrenzung der zulässigen Miethöhe bei Mietbeginn ermöglichen. Um örtliche Faktoren hinreichend berücksichtigen zu können, sollte es den Bundesländern ermöglicht werden, Gebiete mit angespannten Gewerberaummärkten zu bestimmen, in denen die Regelungen über die Mietpreisbremse anzuwenden sind. Die Klimakrise ist eine von vielen neuen Herausforderungen, mit denen sich Unternehmen heute konfrontiert sehen, die aber gleichzeitig auch eine Vielzahl neuer Möglichkeiten eröffnen. Insbesondere innovative Unternehmen sind hier mit ihrer ganzen Kreativität I. Wirtschaftspolitik in Berlin gefragt. Denn Innovationskultur ist ein großer Wettbewerbsvorteil. Mit der innoBB 2025 schafft Berlin gemeinsam mit Brandenburg beste Voraussetzungen, neue Herausforderungen offensiv anzugehen und so die wirtschaftliche Entwicklung der Hauptstadtregion auf ein noch zukunftsfesteres Fundament zu stellen. Angelegt als Dachstrategie schafft die innoBB 2025 die Grundlage dafür, die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit der deutschen Hauptstadtregion weiter zu verbessern. Für die konkrete Umsetzung werden die Stärken der Region in der innoBB 2025 weiterhin in den etablierten fünf länderübergreifenden Clustern Gesundheitswirtschaft / Energietechnik / Verkehr, Mobilität und Logistik / IKT, Medien und Kreativwirtschaft / Optik und Photonik gebündelt. Als clusterübergreifende Schwerpunkte werden in den kommenden Jahren die Themen Digitalisierung, Arbeit 4.0 und Fachkräfte, Reallabore und Testfelder sowie Startups und Gründungen definiert. Ein breiterer Innovationsbegriff, engere Cross Cluster-Zusammenarbeit, die Stärkung offener Innovationsprozesse, Nachhaltigkeit sowie der Ausbau der internationalen Zusammenarbeit werden handlungsleitend für alle Cluster. Stefanie Brickwede Geschäftsführerin Verein „Mobility goes Additive“ 1. Sie sind Geschäftsführerin des Vereins „Mobility goes Additive“ (MgA) in Berlin Marienfelde, in dem mittlerweile 90 Firmen und Institutionen bundesweit organisiert sind. Mit welchem Ziel? Tatsächlich haben wir aktuell schon die 100er Marke überschritten. Dies zeigt das große Interesse von Firmen, sich mit dem Thema industrieller 3D-Druck von (Ersatz-)Teilen auseinanderzusetzen. Unser Ziel ist die gemeinschaftliche Lösung von Herausforderungen, die ein einzelnes Unternehmen nicht stemmen kann. Dazu zählen rechtliche Fragestellungen, aber auch die Integration von 3D-Druck in die Ausbildung wie auch Zulassungsthemen. Unsere Mitglieder kommen aus dem Mobilitätssektor, dem Automobilbau, aber auch aus dem Maschinenbau. In der Regel aus hochregulierten Industrien. Ganz neu haben wir auch ein Schwesternetzwerk zu medizinischen Anwendungen gegründet. Das Thema Digitalsierung spielt wie bei innoBB 2025 auch im Masterplan Industriestadt Berlin 2018 – 2021 (MPI) eine zentrale Rolle. Im MPI hat die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe gemeinsam mit dem Netzwerk Industriepolitik, bestehend aus Kammern, Verbänden, Gewerkschaften und Fördereinrichtungen, konkrete Maßnahmen vereinbart, die den Industriestandort Berlin weiter stärken. Der Masterplan Industriestadt umfasst in den Handlungsfeldern Fachkräfte und Innovation, Digitalisierung und Rahmenbedingungen die zentralen Themen für die Industrie sowie die Entwicklung der Industriestadt Berlin. Mit dem MPI setzt der Senat bei den Zukunftsthemen digitale Transformation der Industrie sowie additive Fertigung neue Schwerpunkte und passt die bestehenden Maßnahmen an aktuelle Entwicklungen der Stadt an, beispielsweise bezüglich der Verfügbarkeit von Industrieflächen. Der MPI trägt dazu bei, Potenziale der Industrie zu nutzen, wettbewerbsfähige Innovationen zu fördern, nachhaltiges Wachstum mit „guter Arbeit“ zu ermöglichen und die Stadt damit fitter für neue, auch globale Herausforderungen zu machen. 2. Die Deutsche Bahn druckt nicht selbst, Sie arbeiten mit Partnern zusammen. Wie klappt diese Kooperation? Deutschland ist quasi die Heimat der industriellen additiven Fertigung. Daher können wir hier auf eine große Anzahl hoch kompetenter 3D Druckdienstleister zurückgreifen. Bei der Bahn wollen wir uns auf die Identifikation der richtigen Anwendungsfälle fokussieren und nicht auf das Betreiben der Maschinen. In den letzten drei Jahren konnten wir so über 7000 Teile drucken. So gelingt der schnelle Einstieg in eine neue Technologie. 3. 3D spielt auch in der Logistik eine große Rolle, nach wie vor eine von Männern dominierte Branche. Sie setzen sich mit Vehemenz dafür ein, dass mehr Frauen im Ingenieurwesen aktiv werden. Mit welchen Botschaften? Es macht viel Spaß, sich mit technischen Themen auseinanderzusetzen. Frauen haben manchmal einen etwas anderen Blick auf Technologien, der häufig sehr pragmatisch geprägt ist. In der Mischung können spannende, neue Produkte und Ansätze gemeinsam entwickelt werden, deren Anwender ja in der Regel auch zur Hälfte Frauen sind. Es ist bewiesen, dass diverse Teams viel erfolgreicher sind! 7 „Industrie“ und „Stadt“ stellen heute keinen Widerspruch mehr da – im Gegenteil: Urbane Produktion als Folge der Industrie 4.0-Umsetzungen ist eines der zentralen Themen dieses Jahrzehnts. Der geplante Innovations-Campus in Siemensstadt belegt dies. Mit einer Investition von über 600 Mio. € wird das Unternehmen am Standort Berlin-Siemensstadt zusammen mit dem Bezirk und dem Senat auf einer Fläche von ca. 70 Hektar einen neuen Stadtteil entwickeln, der moderne Urbanität, also die Verbindung verschiedener Nutzungen wie Arbeiten, Wohnen und Freizeitgestaltung vereint. Im Projekt Siemensstadt 2.0 werden Synergien durch das Zusammenwirken von Wissenschaft und Wirtschaft entstehen, die in bestimmten, für Siemens und Berlin wichtigen Innovationsfeldern und Schlüsseltechnologien zum Tragen kommen. Damit wird der Industriestandort gestärkt und gleichzeitig der Weg zur Smart City fortgesetzt. Berlin gehört zu den wenigen Bundesländern, die 2018 ihre Länderquote von 130 Mio. € an ausgezahlten Fördermitteln im Bund-Länder-Programm Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur im vollen Umfang für die Förderung von betrieblichen Investitionen sowie von solchen der wirtschaftsnahen Infrastruktur haben umsetzen können. Hierzu zählen beispielsweise die Erschließung von Gewerbeflächen und der Ausbau von Verkehrsverbindungen zur Anbindung von Gewerbegebieten oder Investitionen in die touristische Infrastruktur. Sehr erfolgreich angelaufen sind in 2018 die beiden neuen Förderprogramme „Wirtschaftsnahe Elektromobilität“ (WELMO) zur Unterstützung der Umstellung gewerblicher Flotten auf Elektromobilität sowie der GründungsBONUS, der Gründungsvorhaben innerhalb des ersten Jahres nach Gründung mit Zuschüssen bis zu 50 % bzw. 50.000 € auf die Kosten für Investitionen, Betriebsmittel und Personal unterstützt. Seit Oktober stehen die Wirtschaftsförderprogramme der IBB Unternehmen der „Sozialen Ökonomie“ zur Verfügung. Sozialunternehmen, deren Geschäftstätigkeit im Wesentlichen auf innovativen Ansätzen und die Erzielung von Markteinkommen im Wettbewerb mit anderen Anbietern ausgerichtet ist (Social Entrepreneurs), sind künftig uneingeschränkt förderfähig. Neben dem volkswirtschaftlichen Beitrag stiften Sozialunternehmen insbesondere in den Bereichen Kultur und Freizeit, Bildung und Forschung, Gesundheitswesen, soziale Dienste, Natur- und Umweltschutz sowie Industrie und Handwerk einen wichtigen gesellschaft- 8 lichen Nutzen. Berlin ist auch hier Vorreiter: Unter den deutschen Ländern liegt Berlin bei Unternehmen der sozialen Ökonomie an erster Stelle. Seit Jahren gehört Berlin zum kleinen erlesenen Kreis europäischer Startup-Metropolen. Um die Vernetzung der Berliner Startups untereinander, aber auch mit etablierten mittelständischen Unternehmen zu forcieren, hat die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe die Startup-Map.Berlin initiiert, die ein Gros der Berliner Startups abbildet. Das gesamte Berliner Startup-Ökosystem wird mit der Map transparenter, eine gezielte Kommunikation unter- und miteinander unkomplizierter und eine gezielte, auf die Belange von Startups ausgerichtete Wirtschaftspolitik effizienter möglich. Seit Jahren ist der Tourismus eine der wichtigsten Schlüsselbranchen der Stadt mit einem jährlichen Umsatz von 11,5 Mrd. € und mehr als 235.000 Vollbeschäftigten. Das starke Wachstum der Branche in den vergangenen Jahren hat dazu geführt, dass sich die Rahmenbedingungen für den Tourismus grundlegend verändern. Das neue Tourismuskonzept 2018+ greift diese Aspekte auf und erweitert die Perspektive hin zu einem stadtverträglichen Tourismus. So finden sich im neuen Tourismuskonzept beispielsweise Maßnahmen zur Sauberkeit oder zur Entzerrung der Tourismusströme von den Innenbezirken hin zu den Außenbezirken. Berlin gehört zu den ersten 20 Städten, die der „Cities Coalition for Digital Rights“ beigetreten sind. Die Ende vergangenen Jahres ins Leben gerufene Initiative basiert auf dem Grundsatz, dass die gleichen Rechte, die Menschen offline haben, auch online gelten und geschützt werden müssen. Der Beitritt zur Initiative Anfang 2019 soll dazu beitragen, die digitalen Rechte der Berlinerinnen und Berliner zu schützen. Denn wie Amsterdam, New York oder Barcelona steht auch Berlin vor der Herausforderung, die digitale Zukunft der Stadt zu begleiten und mitzugestalten – und dies nicht nur technologisch, sondern auch gesellschaftspolitisch und unter Beteiligung der gesamten Bevölkerung. Die „Declaration of Cities Coalition for Digital Rights“ beschreibt folgende Handlungsfelder: den gleichberechtigten Zugang zum Internet, den Schutz persönlicher Daten und den diskriminierungsfreien Umgang mit ihnen, das Recht auf Teilnahme an digitalen Meinungsbildungsprozessen sowie offene und ethische Standards für digitale Dienste. I. Wirtschaftspolitik in Berlin Birgit Dietze Erste Bevollmächtigte IG Metall Berlin 1. Seit November vergangenen Jahres stehen Sie an der Spitze der Berliner IG Metall. Welches Thema sind Sie als erstes angegangen? Das ging recht schnell: keine 48 Stunden nach meinem Jobantritt hatte ein Hersteller optischer Übertragungssysteme angekündigt, in Berlin 400 Arbeitsplätze zu streichen. Das konnten wir trotz großen Einsatzes nicht verhindern. Die Schließung ist absolut bedauerlich, denn hochleistungsfähige Glasfasernetzwerke braucht man für Industrie 4.0. Das Land Berlin und die federführende Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe haben es sich zum Ziel gemacht, eine Digitalisierungsstrategie für Berlin auf Basis von Nachhaltigkeit, Teilhabe und wirtschaftlicher Entwicklung zu erarbeiten und einen Bürgerdialog „Mein digitales Berlin“ durchzuführen. Die Digitalisierung ist ein politisches Querschnittsthema, das die bisherigen Grenzen zwischen den politischen Ressorts aufbricht. Sie wird ein breites Spektrum an Handlungsfeldern und Einzelmaßnahmen enthalten und dabei nicht nur bereits Bestehendes abbilden. Der Prozess der Strategieentwicklung ist auf einen Zeitraum von 18 bis 24 Monaten angelegt. Die Strategieentwicklung wird durch einen Partizipationsprozess begleitet werden, der zeitgleich startet. Somit werden die wesentlichen Stakeholder frühzeitig identifiziert und über Dialogformate in den Strategieprozess eingebunden. Öffentliche Aufträge haben für viele Branchen eine große wirtschaftliche Bedeutung. Die Überarbeitung des Berliner Ausschreibungs- und Vergabegesetzes, das unter anderem ökologische und soziale Vorgaben für die Ausführung öffentlicher Aufträge vorsieht, ist weit vorangeschritten. Nach Verbändeanhörung und Senatsbeschluss ist die Befassung im Abgeordnetenhaus für den Herbst 2019 vorgesehen. Parallel wird daran gearbeitet, dass auch im Land Berlin die VOL/A durch die Unterschwellenvergabeordnung (UVgO) für 2. Die Berliner Industrie gilt als „klein aber fein“. Wie ist sie aus Ihrer Sicht auf die Herausforderungen eingestellt, die die Digitalisierung und die Dekarbonisierung mit sich bringen? Was wir brauchen, sind Investitionen und – insbesondere mit Blick auf die erforderliche Energie- und Mobilitätswende – öffentlich flankierende und befördernde Maßnahmen. Die Digitalisierung zieht allmählich in die Betriebe ein. Wichtig sind hierbei eine vorausschauende Personalplanung und Qualifizierungen, um die Anpassungen gut zu bewältigen. 3. Digitalisierung wird auch die Arbeitswelt verändern. Nicht ganz klar ist, in welche Richtung: Mehr oder weniger Beschäftigte? Das ist nicht ganz klar, wir hoffen: in der Bilanz ausgeglichen. Es werden sich aber die Anforderungen erheblich verschieben. Vorausschauende Personalplanung und Qualifizierung sind hier nötig. Zudem flexibilisiert sich Arbeit mehr. Insoweit geht es um die Schaffung sichernder Rahmenbedingungen. die Vergabe von Lieferungen und Leistungen ersetzt wird. Dies trägt zu einer bundesweiten Harmonisierung der Vergabevorschriften im Unterschwellenbereich und Oberschwellenbereich bei, sodass es eine deutliche Verfahrenserleichterung für Unternehmen gibt, die an öffentlichen Aufträgen des Bundes und der Länder interessiert sind. Weitere Schritte in Richtung einer effizienteren und einfacheren Vergabe sind bereits erfolgt. So werden im Land Berlin seit dem 18.10.2018 oberhalb der Schwellenwerte die Vergabeverfahren vollständig elektronisch durchgeführt (eVergabe). Die Vergaben im Unterschwellenbereich werden mit Einführung der UVgO ab bestimmten Wertgrenzen ebenfalls verpflichtend elektronisch durchgeführt. Im Hinblick auf die elektronische Vergabe hat das Land Berlin bereits begonnen, die Beschaffung auf zentrale Vergabestellen zu konzentrieren und damit die Spezialisierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Qualität der Vergaben zu stärken. Das Gesetz über das Aufspüren von Gewinnen aus schweren Straftaten, Geldwäschegesetz (GwG) soll verhindern, dass „schmutziges“ Geld in die legale Wirtschaft gelangt. Hierzu legt es Gewerbetreibenden bestimmte Melde- und Dokumentationspflichten auf. Gewerbetreibende sollen ihre Kunden kennen, und ihr jeweiliges Risiko, für Geldwäschezwecke missbraucht zu werden, analysieren. Sie sollen dies dokumentieren und ggf. Auffälligkeiten dem Zoll melden. Die Se9 natsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe ist in Berlin dafür zuständig, Gewerbetreibende aus dem Nichtbankenbereich über ihre Verpflichtungen aufzuklären und die Einhaltung dieser Bestimmungen zu überwachen. Bei einer Missachtung von Verpflichtungen aus dem GwG können auch Bußgelder bis zu 1 Mio. € pro Verstoß fällig werden. In einem mehrstufigen Sonderverfahren nach dem Berliner Mindestabstandsumsetzungsgesetz prüfen die Berliner Ordnungsämter seit Mitte 2016, welche Bestandsspielhallen künftig in Berlin eine Betriebserlaubnis erhalten können. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe koordiniert das Verfahren. Ziel ist die flächendeckende Umsetzung des Mindestabstands von 500 Metern zwischen Spielhallen. Im Sonderverfahren werden alle antragstellenden Spielhallen, die bereits vor Inkrafttreten des Berliner Spielhallengesetzes im Jahr 2011 im Besitz einer Spiel- 10 hallenerlaubnis waren, stufenweise geprüft. Die Prüfung umfasst insbesondere eine umfangreiche Zuverlässigkeitsprüfung der Betreiberinnen und Betreiber durch die Bezirke. Zudem wird für jede Spielhalle die Einhaltung eines Mindestabstands von 200 Metern zu Oberschulen geprüft. Spielhallen, die die Voraussetzungen einer Verfahrensstufe nicht erfüllen, erhalten einen Versagungsbescheid und müssen nach einer 6-monatigen Übergangsfrist schließen. Die Übrigen nehmen an der jeweils nächsten Verfahrensstufe teil. Die Bezirksämter erteilen in einem letzten Schritt die neuen Erlaubnisse bzw. erlassen Versagungsbescheide. In Fällen, in denen mehrere unterschiedliche Standortkombinationen zur Erhaltung der gleichen Anzahl an Spielhallen führen würden, führen die Bezirke ein Losverfahren durch. Gleiches gilt, wenn an einem erlaubnisfähigen Standort mehrere Spielhallen um eine Erlaubnis konkurrieren. II. Wirtschaftsentwicklung in Berlin II. Wirtschaftsentwicklung in Berlin Die Berliner Wirtschaft entwickelte sich in den letzten fünf Jahren überdurchschnittlich gut und verzeichnet 2018 mit Abstand das höchste Wachstum unter den Bundesländern. Die „klassischen“ volkswirtschaftlichen Indikatoren, wie beispielsweise das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts oder der Erwerbstätigenzahl, expandieren dabei besonders dynamisch. Um die Entwicklung Berlins mit Blick auf die Zukunft, insbesondere unter den Aspekten der Nachhaltigkeit und gesellschaftlichen Entwicklung, differenziert abschätzen und umfassend abbilden zu können, werden weiterreichendere ökonomische, soziale und ökologische Indikatoren in die Betrachtung einbezogen. Konjunkturelle Wirtschaftsentwicklung Die Berliner Wirtschaft hat sich in den vergangenen fünf Jahren mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts von real 3,6 % überdurchschnittlich gut entwickelt und lag somit deutlich über dem bundesweiten Schnitt von 2,0 %. Die Hauptstadt weist für das Jahr 2018 ein Wachstum von 3,1 % und eine Wirtschaftsleistung von 147,1 Mrd. € auf. Im laufenden Jahr ist trotz der internationalen Unsicherheiten mit einer weiterhin positiven Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Berlin zu rechnen. Dabei dürfte sich das Wachstum in einer Größenordnung von etwa 2 % bewegen. Der Dienstleistungssektor verzeichnete 2018 mit 85,0 % den größten Anteil an der Bruttowertschöpfung. Berlin weist unter den Bundesländern in diesem Segment den höchsten Wert auf, der im Durchschnitt in Deutschland bei 68,2 % lag. In der Dienstleistungsbranche, zu der u. a. der Handel, Information und Kommunikation sowie der öffentliche Sektor zählen, kam es aufgrund der günstigen Binnenkonjunktur und dem Wachstum der Stadt im Jahr 2018 zu merklichen Wertschöpfungs- und Beschäftigungssteigerungen. Dessen ungeachtet darf der Dienstleistungssektor nicht getrennt von den anderen Wirtschaftsbereichen betrachtet werden. Es findet zunehmend eine Verflechtung von Dienstleistungen und Industrie statt; eine klare Sektorentrennung ist daher weder möglich noch sinnvoll. Zunehmend rücken individuelle Kundenwünsche und -bedürfnisse in den Fokus der Unternehmenspolitik, sodass heute vor allem Komplettlösungen und maßgeschneiderte Produkte den Markt dominieren. All dies erhöht die Wettbewerbsfähigkeit Berlins auf den internationalen Märkten. Die Industrieumsätze der Berliner Unternehmen beliefen sich im vergangenen Jahr auf rund 26 Mrd. €, wovon 56 % im Ausland erwirtschaftet wurden. Während die inländischen Umsätze 2018 gegenüber dem Vorjahr um 6,4 % zunahmen, stiegen sie im Ausland trotz international schwierigen Wirtschaftslagen leicht um 0,8 %. Bruttoinlandsprodukt (real) – Berlin im Vergleich mit Deutschland Veränderung gegenüber dem Vorjahr in % 8,0 4,0 +4,0 +3,0 +4,2 +2,5 +2,2 +1,0 +0,4 0,0 +2,2 +3,1 +2,5 +3,1 +1,5 -5,7 -8,0 2008 Berlin +0,0 +0,4 +1,7 -0,0 -1,4 -4,0 +5,1 +4,1 +3,6 +3,9 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Deutschland Quelle: Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“, Destatis 11 Die aufwärtsgerichtete Entwicklung im Baugewerbe hält aufgrund der guten wirtschaftlichen Lage, dem niedrigen Zinsniveau sowie der zunehmenden Bevölkerung weiterhin an. Mit Blick auf künftiges Wachstum sind die vollen Auftragsbücher und begrenzte Kapaziäten zu beachten. Das Bauhauptgewerbe konnte im Jahr 2018 seine Umsätze erneut steigern, wobei die Dynamik im Wohnungsbau und im gewerblichen Bau mit zweistelligen Zuwachsraten besonders hoch ausfiel. Insgesamt stieg der Umsatz im Bauhauptgewerbe um 23,9 % gegenüber dem Vorjahr. die Arbeitslosenquote dem Bundesdurchschnitt von 5,2 % weiter annähert. Die Differenz ist in den letzten drei Jahren von 4,3 Prozentpunkten auf mittlerweile 2,9 Prozentpunkte gesunken. Die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Berlin wird durch das Gründungsgeschehen unterstrichen. Im Jahr 2018 wurden rund 40.000 Unternehmen neu gegründet. Im Ländervergleich lag Berlin im vergangenen Jahr mit 111 Neugründungen pro 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner auf dem ersten Platz, der Bundesdurchschnitt betrug 65. Die Gesamtzahl der Neugründungen bewegte sich 2018 nur leicht unter dem Vorjahreswert, wobei dies auf einen Rückgang bei den sonstigen, von Einzelunternehmen dominierten Gründungen zurückzuführen ist. Ein Viertel der Neugründungen entsprachen hingegen den sogenannten Betriebsgründungen, denen ein höheres wirtschaftliches Gewicht zugeordnet werden kann und deren Zahl sich 2018 erhöht hat. Es handelt sich hierbei um Gründungen, bei denen bspw. ein Eintrag im Handelsregister oder eine Handwerkseigenschaft vorliegt bzw. es mindestens einen Beschäftigten gibt. Die Ausfuhren der Berliner Wirtschaft beliefen sich im Jahr 2018 auf 14,5 Mrd. €. Das waren 2,2 % weniger als im Vorjahr. Gestützt wurde der Außenhandel von den EU-Ländern mit einem Wachstum von 3,0 %. Größtes Abnehmerland waren die USA, gefolgt von China und Frankreich. Der Berliner Arbeitsmarkt hält an der positiven Dynamik fest und entwickelt sich im Vergleich mit den anderen Bundesländern besonders gut. Im Jahr 2018 stieg die Zahl der Erwerbstätigen erstmals über die 2 Mio.-Marke (2,003 Mio.) und wuchs um 2,5 %. Damit liegt Berlin im siebten Jahr in Folge beim Erwerbstätigenwachstum auf der Spitzenposition unter allen Bundesländern. 2018 waren davon insgesamt 1,48 Mio. Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt und damit 3,5 % mehr als im Vorjahresmonat. Demgegenüber standen rund 156.200 gemeldete Arbeitslose. Die Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen lag im Gesamtjahr 2018 bei 8,1 % (2017: 9,0 %). Die überdurchschnittliche wirtschaftliche Entwicklung Berlins führt dazu, dass sich Am Wirtschaftsstandort Berlin gibt es beim Blick auf die letzten Jahre einen starken Zuwachs an neuen Betrieben. Dies haben Berechnungen der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe auf Grundlage von Daten der Bundesagentur für Arbeit ergeben. Die Zahl der Betriebe mit mindestens einer sozialversicherungspflichtig tätigen Person hat sich demnach in den letzten drei Jahren in Berlin um 5,6 % auf rund 98.800 erhöht. Deutschlandweit gab es im gleichen Zeitraum einen Anstieg um 1,3 %. Bei kleinen, mittel- Erwerbstätige in Berlin Veränderungen gegenüber Vorjahr, absolut und in % 70 3,5 +2,9 60 +2,9 3,0 +2,5 40 +2,3 2,5 +2,2 +1,8 +1,8 2,0 +1,5 +1,6 30 1,5 +1,1 +1,0 20 1,0 10 0,5 0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Quelle: Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“ 12 2014 2015 2016 2017 2018 0,0 in % in 1000 50 II. Wirtschaftsentwicklung in Berlin großen und großen Betrieben waren die Zuwachsraten in Berlin zwischen 2015 und 2018 jeweils höher als in Deutschland insgesamt. Die klassischen volkswirtschaftlichen Indikatoren zeigen eine positive Entwicklung der Berliner Wirtschaft im Verlauf der vorangegangenen Jahre – der Branchenmix aus Dienstleistungen und Produktion löst positive Impulse aus und die Erwerbstätigkeit nimmt zu. Die Lücken zum Bundesdurchschnitt werden kleiner und die Angleichung der Lebensverhältnisse an den Bundesdurchschnitt schreitet voran. Die klassischen volkswirtschaftlichen Kennzahlen reichen allerdings in der hochentwickelten und dienstleistungsorientierten Berliner Wirtschaft nicht mehr aus, um die ökonomische Wohlfahrt realitätsnah und umfassend zu bewerten. Vielmehr ist es notwendig, weitergehende Wohlfahrtsindikatoren in die Bewertung der Zukunftsfähigkeit der Berliner Wirtschaft einfließen zu lassen. Neben der Betrachtung des reinen Wirtschaftswachstums wird die Betrachtung durch Indikatoren ergänzt, Dr. Claus Michelsen, Leiter Abteilung Konjunkturpolitik DIW Berlin 1. Die Wirtschaft ist angesichts globaler Risiken weltweit in schwieriges Fahrwasser geraten. Was erwarten Sie im laufenden Jahr für Berlins Konjunktur? Der Gegenwind für die deutsche Wirtschaft ist mittlerweile erheblich – das merkt vor allen Dingen die Industrie. Deutschlands Stärke – die Exportwirtschaft – ist momentan zur Achillesferse geworden. Angesichts der erheblichen globalen Risiken und der Handelsstreitigkeiten werden deutlich weniger Investitionsgüter nachgefragt, auf deren Produktion Deutschland spezialisiert ist. Die Berliner Wirtschaft kann sich hiervon sicherlich nicht komplett entkoppeln. Allerdings sind es hier vor allem die Dienstleistungsbranchen, die prosperieren. Und diese erleben weiter gute Zeiten. 2. Berlin hat seit Jahren beim BIP und den Erwerbstätigen höhere Wachstumsraten als der Bund. Setzt sich diese Entwicklung weiterhin fort? welche die Lebensqualität der Menschen und deren Teilhabe am Wirtschaftswachstum sowie den verantwortungsbewussten Umgang mit Ressourcen in den Blick nehmen. Im Folgenden werden dazu – ökonomisch, sozial und ökologisch – messbare Indikatoren betrachtet, um eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung darstellen und bewerten zu können. Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung: wirtschaftlicher Wohlstand und ökonomische Stabilität Der wirtschaftliche Wohlstand des Einzelnen wird durch das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf und dessen Veränderung gemessen. Bei der Berechnung des materiellen Wohlstands des Einzelnen wird die Bevölkerungsentwicklung – positiv wie auch negativ – mit in die Berechnung einbezogen. Ein Wirtschaftswachstum, welches sich aus der reinen Bevölkerungsveränderung ergibt, kann damit sichtbar gemacht werden. Wir erwarten auch in diesem Jahr ein stärkeres Wachstum bei den Dienstleistungsbranchen als im Verarbeitenden Gewerbe. Das wird voraussichtlich erneut zu einem stärkeren Jobwachstum in Berlin führen als im Bundesdurchschnitt. Aber man sollte sich nicht zu sicher sein, dass dies sich dauerhaft so hält: Ein wesentlicher Vorteil Berlins war in der Vergangenheit, dass relativ gute Bedingungen für junge und innovative Unternehmen bei gleichzeitig geringen Kosten herrschten. Gerade die Entwicklung auf dem Immobilienmarkt lässt zumindest den Kostenvorteil immer kleiner werden. Das Wachstumsmodell Berlins muss sich daher immer wieder selbst neu erfinden. 3. In welchen Branchen sehen Sie für Berlin künftig die stärksten Wachstumspotenziale? Auch in den kommenden Jahren dürfte die positive Entwicklung des Handels, der Informations- und Kommunikationsbranche aber auch im Gesundheitswesen anhalten. Gerade der letztere Bereich gewinnt angesichts der zunehmenden Alterung der Bevölkerung an immer größerer Bedeutung. Im Handel ist es schon lange nicht mehr der stationäre Einzelhandel der wächst – hier sind es vor allem online Plattformen und der Versandhandel, der enormes Wachstum erfährt. 13 Im Jahr 2018 betrug in Berlin das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf 40.568 € und wuchs mit 4,4 % gegenüber dem Vorjahr bundesweit am stärksten; in Deutschland betrug es 40.851 €. Der Rückstand Berlins zum Bundesdurchschnitt bei Bruttoinlandsprodukt pro Kopf ist in den letzten drei Jahren trotz des stärkeren Bevölkerungswachstums von 4,0 auf 0,7 Prozentpunkte gesunken. Die ökonomische Leistungsfähigkeit der Wirtschaft und deren Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit wird durch den Umfang und die Qualität der Infrastruktur bestimmt. Die Bruttoanlageinvestitionen geben in diesem Zusammenhang Aufschluss über die Weiterentwicklung der betrieblichen und öffentlichen Infrastruktur. Darüber hinaus geben die Investitionen auch Hinweise in Bezug auf das Vertrauen der Wirtschaftsakteure in die zukünftige Entwicklung eines Wirtschaftsstandortes. Die Bruttoanlageinvestitionen setzen sich aus dem Zugang neuer Anlagen sowie dem Saldo der gekauften und verkauften gebrauchten Anlagen zusammen. Neue Anlagen bestehen aus den drei Teilbestandsgrößen Ausrüstungsinvestitionen – also der Zugang an neuer und gebrauchter Ausrüstung wie z. B. Maschinen – , Bauinvestitionen wie beispielsweise die Bauleistung an Wohn- und Nichtwohngebäuden und Investitionen in sonstige Anlagen wie z. B. Ausgaben für Software und Datenbanken. Im Jahr 2016, für das aktuelle Daten vorliegen, wurden 26,3 Mrd. € in Berlin investiert und damit real 4,9 % mehr als im Vorjahr. Die Investitionen stiegen damit etwas stärker als im Bundesdurchschnitt (+3,5 %). Berlins Investitionsquote lag 2016 bei 19,7 %, gegenüber 17,3 % in 2010. Die Dynamik des Wirtschaftsstandortes Berlin unterstreicht, dass die Bruttoanlageinvestionen zwischen 2010 und 2016 um real 35,7 % gestiegen sind und damit deutlich stärker als der Bundesdurchschnitt mit 14,9 %. Bei den Anschaffungen von neuen Anlagen dominierte 2016 der Dienstleistungssektor mit einem Anteil von 83,4 %. Auf das Produzierende Gewerbe (Industrie, Energie und Bau) entfielen 16,6 % der neuen Investitionen. Bei der aktuellen Umfrage der Industrie- und Handelskammer Berlin gab ein überwiegender Teil der Unternehmen an, ihre Investitionstätigkeit ausbauen zu wollen. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung stellen zukunftsgerichtete Investitionen dar und bieten die Grundlage für weiteres wirtschaftliches Handeln im nationalen und internationalen Wettbewerb mit anderen Märkten. Der Forschungs- und Innovationsstandort Berlin ist durch den Staat, den Hochschulsektor und die Wirtschaft geprägt. In den vergangenen Jahren sind die Ausgaben in Berlin in allen drei Bereichen kontinuierlich gestiegen. Gemessen am Anteil der Aufwendungen für öffent- Ausgaben für Forschung und Entwicklung nach Sektoren in Mio. Euro; Anteil der Ausgaben am BIP in % 5.000 4,0 4.500 3,5 4.000 3,0 2,5 3.000 2.500 2,0 2.000 1,5 1.500 1,0 1.000 0,5 500 0 2007 Staat 2008 Hochschulen 2009 2010 Wirtschaft 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Anteil FUE/BIP Quellen: Bundesministerium für Bildung und Forschung, Stifterverband Wissenschaftsstatistik, Statistisches Bundesamt 14 2017 0,0 Anteil am BIP in % in Mio. Euro 3.500 II. Wirtschaftsentwicklung in Berlin liche FuE-Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt setzt sich Berlin von allen anderen Bundesländern ab und erreichte im Jahr 2017 den höchsten Wert von 1,19 %, wohingegen die Wirtschaft im Bundesländervergleich nur unterdurchschnittlich in FuE investiert. Dies ergibt sich aus dem geringen Anteil der forschungsintensiven Industrie am gesamten BIP. Der Anteil aller Ausgaben für Forschung und Entwicklung am BIP inkl. der Wirtschaft und Hochschulen lag in Berlin 2017 bei 3,41 %. In Deutschland lag dieser Wert bei 3,04 %. Trotz Verunsicherungen durch konjunkturelle Schwankungen behielten die Berliner Unternehmen ihr Engagement bei der Umsetzung von Innovationen in den vergangenen Jahren stetig bei und stellen sich zukunftsfähig auf. Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung: soziale Gerechtigkeit Die Betrachtung der rein materiell messbaren Größen muss im Sinne der nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung durch soziale Indikatoren ergänzt werden. Der Fokus liegt daher auf der Bevölkerung und hier auf benachteiligten Bevölkerungsgruppen. Erst wenn bei allen unterschiedlichen Gruppen die gleichen Möglichkeiten bestehen, am Arbeitsmarkt und somit an der wirtschaftlichen Entwicklung teilzuhaben, kann von einer zukunftsgerichteten Wirtschaft mit einer gleichberechtigten Partizipation am gesellschaftlichen Leben gesprochen werden. Ergänzend zur Arbeitslosenquote liefert die Erwerbstätigenquote wichtige zusätzliche Informationen. Die Erwerbstätigenquote bezeichnet den Anteil der Erwerbstätigen an der gesamten Wohnbevölkerung im gleichen Alter. Die Entwicklung der Erwerbstätigenquote in Berlin, bezogen auf die Bevölkerung im Alter von 20 bis 64 Jahren, holt seit Jahren gegenüber den anderen Bundesländern auf und lag im Jahr 2018 bei 77,7 %. Sie stieg mit 2,0 % unter allen Bundesländern am stärksten und bewegte sich damit knapp unter dem bundesweiten Durchschnittswert von 79,9 %. In den letzten zehn Jahren stieg die Erwerbstätigenquote um 11,6 Prozentpunkte und verzeichnete damit das höchste Wachstum im Bundesländervergleich. Die Chance, am Arbeitsmarkt aktiv teilzunehmen, erhöht sich signifikant mit einem abgeschlossenen Schulabschluss oder einer Ausbildung. Mit einem mittleren Bildungsabschluss der Sekundarstufe II, im Vergleich zur Sekundarstufe I, nehmen die Jobchancen deutlich zu. Da ein Bildungs- bzw. Berufsabschluss somit die beste Investition in die individuelle Zukunft ist und die Voraussetzung für die Erzielung eines auskömmlichen Erwerbseinkommens darstellt, haben sich die Länder der Europäischen Union zum Ziel gemacht, den Anteil der frühen Schulabgängerinnen und Schulabgänger unter den Wert von 10 % zu senken. Der Anteil der frühen Schulabgängerinnen und Schulabgänger1, das heißt jenen, die höchstens über einen Abschluss der Sekundarstufe I verfügen, liegt in Berlin aktuell bei 13,6 %. Gerade Menschen mit einer niedrigen Bildung oder geringeren Qualifizierung sind überdurchschnittlich oft arbeitslos. Im Jahr 2016 betrug die Differenz der Beschäftigungsquoten der 20- bis 64-Jährigen nach ihrem Bildungsstand zwischen der Sekundarstufe I und dem Tertiären Bereich knapp 35 Prozentpunkte. Eine weitere gesellschaftlich Gruppe, der durch geeignete Rahmenbedingungen der Weg in den ersten Arbeitsmarkt erleichtert werden soll, sind Menschen mit einer Behinderung. Durch den Zugang zum Arbeitsmarkt soll ihnen die gesellschaftliche und wirtschaftliche Teilhabe sowie ein weitgehend selbstbestimmt geführtes Leben ermöglicht werden. Die Ist-Quote für die Beschäftigung von schwerbehinderten Menschen2 betrug im Jahr 2017 in Berlin 5,3 % und war damit deutschlandweit die Höchste. Geprägt wird die Kennziffer vor allem durch den öffentlichen Sektor, der mit einer Quote von 8,2 % zu diesem hohen Wert beigetragen hat. Zugenommen hat die Beschäftigtenzahl bei den schwerbehinderten Menschen. Diese ist im Fünf-Jahres-Zeitraum zwischen 2012 und 2017 um knapp 11 % gestiegen. Der demographische Wandel in Deutschland schreitet voran und prägt unsere Gesellschaft in weiten Bereichen unseres Lebens – in den letzten Jahren wurde dabei in Berlin allerdings ein Geburtenüberschuss verzeichnet. Trotz der positiven Bevölkerungsentwicklung, aber auch gerade deswegen ist es wichtig, Menschen den Weg in die Familiengrün- 1 Frühe Schulabgängerinnen und -abgänger sind junge Menschen von 18 bis 24 Jahren, die sich nicht oder nicht mehr in Ausbildung befinden, keinen beruflichen Ausbildungsabschluss haben und nicht über einen Abschluss des Sekundarbereichs II verfügen. 2 In Deutschland sind Unternehmen ab einer Größe von durchschnittlich 20 Beschäftigten pro Jahr dazu verpflichtet, mindestens 5 % ihrer Belegschaft mit schwerbehinderten oder ihnen gleichgestellten Personen zu besetzen. 15 dung zu erleichtern sowie sie im alltäglichen Leben mit Kindern adäquat zu unterstützen. Dabei gilt es, die Rahmenbedingungen im Hinblick auf die Betreuungsmöglichkeiten für Kinder unter 6 Jahren stetig zu verbessern, so dass Eltern selbstbestimmt am Arbeitsleben teilnehmen können und am wirtschaftlichen Aufschwung partizipieren. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird unterstützt. Gleichzeitig wird aktiv die gesellschaftliche Gleichstellung von Frauen und Männern weiter vorangetrieben. Die veränderte Wirtschaftsstruktur, die gute konjunkturelle Lage sowie die Maßnahmen zur Unterstützung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf tragen dazu bei, dass sich die Erwerbsmöglichkeiten für Frauen immer weiter verbessern. Im Jahr 2018 lag die Frauenerwerbstätigenquote in Berlin bei 74,4 %, womit sich der Rückstand zum Bundesdurchschnitt auf 1,4 Prozentpunkte verringert hat. Immer mehr Frauen im Alter zwischen 20 und 64 Jahren gehen mittlerweile einer Erwerbstätigkeit nach, so dass die Quote in den letzten zehn Jahren um 17,0 % gestiegen ist. Im Bundesländervergleich verzeichnete hier Berlin das höchste Wachstum. Im Vergleich zur Erwerbstätigkeit von Frauen lag die Quote der Männer 2018 bei 80,9 % (Bund: 83,9 %). Auch die Erwerbstätigenquote für die Altersgruppe der 55- bis 64-jährigen Frauen und Männer hat sich in den letzten zehn Jahren kontinuierlich verbessert. Sie lag 2018 in der gesamten Gruppe bei 70,2 % und stieg im Vergleich zum Jahr 2008 um 22,5 Prozentpunkte. Die Quote der Männer lag 2018 bei 73,8 %, bei den Frauen betrug sie 66,7 %. Die gute konjunkturelle Lage sowie die arbeitsunterstützenden Maßnahmen führen zu einem deutlichen Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit. Waren 2008 noch knapp 98.000 Menschen langzeitarbeitslos, hat sich diese Zahl mehr als halbiert und betrug 2018 noch 42.800. Die Langzeitarbeitslosigkeit nahm im genannten Zeitraum um 56 % ab. Die Abnahme der Langzeitarbeitslosigkeit geht einher mit den erwähnten positiven Entwicklungen der Erwerbstätigenquote. Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung: ökologische Wirtschaftsentwicklung Ein nachhaltiges wirtschaftliches Wachstum ist mit entsprechender Verantwortung gegenüber der Natur 16 verbunden – in den Entscheidungsprozessen des heutigen Handelns müssen dessen zukünftige Konsequenzen mit berücksichtigt werden. Vorhandene natürliche Ressourcen müssen geschützt werden, der Blick auf das Wohlergehen künftiger Generationen gelegt und gleichzeitig die Lebensqualität der Berlinerinnen und Berliner kontinuierlich verbessert werden – letztendlich muss eine Abkopplung des Wirtschaftswachstums von der Ressourcennutzung erreicht werden. Am kostengünstigsten und effektivsten wird die Natur geschützt, indem Ressourcen nicht lediglich durch andere substituiert werden – z. B. Kohle durch Biomasse –, sondern der Ressourcenverbrauch insgesamt reduziert wird. Wenngleich die Datenlage in diesem Bereich mit erheblichen Time-Lags verbunden ist und Daten aktuell nur bis zum Jahr 2016 verfügbar sind, ist in Berlin im langjährigen Vergleich ein positiver Trend zur ökologischen Nachhaltigkeit zu erkennen. Zu beachten ist jedoch die besondere Situation Berlins, da sich mit der deutschen Wiedervereinigung ein intensiver Strukturwandel in der Wirtschaft mit einem starken Rückgang des energieintensiven Produzierenden Gewerbes und einem starken Anstieg der Dienstleistungsbranchen vollzogen hat. Der Primärenergieverbrauch (PEV), der den Energiegehalt aller im Inland eingesetzten Energieträger wiedergibt, konnte 2016 im Vergleich zum Basisjahr 1990 um 24,1 % verringert werden. Steigende Energieeffizienz und -produktivität der Wirtschaft können zudem die Auswirkungen eines größeren Energiebedarfs aufgrund von Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum abfedern. Dennoch zeigt ein leichter Anstieg der CO2-Emissionen um 2,9 % im äußerst wachstumsstarken Jahr 2016, dass die Energie- und Klimaziele des Landes weiter konsequent zu verfolgen sind. Der Verbrauch von Steinkohle sank zu 1990 um 55,5 %; der Verbrauch von Braunkohle sank um 74,1 %. Beide Energieträger decken in der aktuellen Bilanz noch 18,2 % des Gesamtprimärenergieverbrauches ab (1990: 36,7 %). Daneben gewinnt das Angebot an erneuerbaren Energien in Berlin stetig an Bedeutung. Gegenüber 0,7 % im Jahr 2000 stieg der Anteil der erneuerbaren Energien am Primärenergieverbrauch auf 4,0 % im Jahr 2016; im Vergleich zu 2015 stieg der Verbrauch um 2,7 %. Wird der Primärenergieverbrauch ins Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt gesetzt, ergibt sich die Energieintensität. Damit wird verdeutlich, wie viel Energie für eine bestimmte Einheit an Wirtschaftsleistung II. Wirtschaftsentwicklung in Berlin Primär- und Endenergieverbrauch je 1000 EUR Bruttoinlandsprodukt (Energieintensität) 7 Energie in GJ/1000 EUR BIP 6 5 4 3 2 1 0 2006 2007 2008 2009 2010 PEV je 1000 Euro BIP in Deutschland EEV je 1000 Euro BIP in Deutschland 2011 2012 2013 2014 2015 2016 PEV je 1000 Euro BIP in Berlin EEV je 1000 Euro BIP in Berlin Quellen: Energie- und CO2-Bilanz in Berlin 2015, Amt für Statistik Berlin-Brandenburg notwendig ist. Während im Jahr 2000 3,9 GJ zur Erzeugung von 1.000 € des Bruttoinlandsprodukts notwendig waren, waren es im Jahr 2016 nur noch 2,1 GJ. Die Energieintensität nahm im Zeitverlauf deutlich ab. Für Deutschland lag die Energieintensität 2016 bei 4,3 GJ je 1.000 €, ist aber auch hier in den letzten Jahren gesunken. Der Endenergieverbrauch im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt gibt Auskunft über die tatsächlich verwendete Energie zur Erzeugung der Wirtschaftsleistung. Der Endenergieverbrauch ist geringer als der Primärenergieverbrauch, da es durch die Umwandlung von Energie zu Verlusten kommt. Auch der Endenergieverbrauch sank in den letzten Jahren kontinuierlich. Treibhausgasemissionen sind der Hauptverursacher des Klimawandels. Um den Klimaschutz voranzubringen, hat sich Berlin zum Ziel gesetzt, die Treibhausgasemissionen von 1990 bis 2020 um 40 % und bis 2030 um 60 % zu senken. Die CO2-Emissionen sind in Berlin in den vergangenen 26 Jahren, zwischen 1990 und 2016, um 31,4 % auf 20,1 Mio. Tonnen gesunken und nähern sich der 40-Prozent-Marke an. Auch die CO2-Emissionen je Einwohnerin und Einwohner sind stark zurückgegangen. Während pro Kopf im Jahr 1990 noch durchschnittlich 8,5 t CO2-Emissionen verursacht wurden, waren es gemäß Verursacherbilanz im Jahr 2016 5,7 t und damit 33,6 % weniger als 1990. Gegenüber dem Vorjahr entstand 2016 eine leichte Zunahme um 1,4 %. Da in der aktuellen Bilanz knapp 20 % des Primärenergieverbrauchs aus Kohle gewonnen werden, besteht mit dem Ausstieg aus der Steinkohlenutzung in Berlin und mit einem deutschlandweiten Ausstieg aus der Kohlenutzung ein hohes Potenzial, die CO2-Emissionen weiter zu reduzieren. Die Abschaltung des letzten Braunkohlekraftwerks im Mai 2017 war daher ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. 17 III. Wirtschaft Berlin erlebt einen Wachstumsschub, der eine hervorragende Ausgangslage dafür bietet, die im vergangenen Jahrzehnt aufgrund notwendiger Haushaltskonsolidierungen entstandene Infrastrukturlücke mit modernen urbanen Investitionsvorhaben zu füllen. Als Gründungsmetropole und Stadt, die wie keine andere deutsche Region von der Digitalisierung profitiert, treibt Berlin damit seine Entwicklung zur modernen Smart City gezielt voran. Es ist die Vielfalt an Branchen und deren Vernetzung untereinander, die Berlin als Industrie- und Innovationstandort so interessant für unternehmerisches Engagment macht. III.1 Industrie und Industriepolitik Die digitale Transformation sowie der zunehmende globale Wettbewerb um Wissen und Märkte sind gegenwärtig die zentralen Herausforderungen der Berliner Industrie. Entscheidend für die Zukunft des Industriestandortes Berlin ist es, die bestehende, gute Wettbewerbsposition zu festigen und auszubauen. Eine Voraussetzung dafür sind gut ausgestaltete Rahmenbedingungen, die es Unternehmen in Berlin ermöglichen, reibungslos und unter Ausnutzung aller positiven Standortpotenziale neue Produkte und Wege der Herstellung zu entwickeln, zu erproben und in neue Wertschöpfungsketten einzuführen. Grundlage aller industriepolitschen Überlegungen in Berlin ist der Masterplan Industriestadt Berlin 2018 – 2021 (MPI), mit den vier Handlungsfeldern „Fachkräfte und Innovation“, „Digitalisierung“, „Rahmenbedingungen“ und „Marketing“. Der MPI wurde gemeinsam mit den Partnern aus dem Netzwerk Industriepolitik – Akteure aus Kammern, Branchenverbänden, Verwaltung und Wirtschaftsförderung – erarbeitet. Im Rahmen der Handlungsfelder soll beispielsweise die Sicherung von Flächen für industrielle Produktion, die Digitalisierung sowie die Schaffung eines innovativen Ökosystems forciert werden. Zu diesem zählen zahlreiche innovative Industrieunternehmen sowie Institutionen der hervorragenden Forschungslandschaft Berlins. In der Hauptstadt sind mehrere miteinander kooperierende Fraunhofer-Institute lokalisiert, vier Universitäten sowie weitere Hochschulen und Forschungseinrichtungen, die eng mit der Berliner Industrie zusammenarbeiten. Insbesondere die Innovationspotenziale an der Schnittstelle von Wirtschaft und Wissenschaft sollen mit dem Masterplan gezielt gehoben werden. Charakteristisch für den Wirtschaftsstandort Berlin ist eine sehr dynamische Gründungslandschaft. Industri18 elle Wertschöpfung in Berlin basiert nicht selten auf erfolgreichen Kooperationen zwischen jungen Gründerinnen und Gründern und traditioneller Industrie aus dem KMU-Bereich, die stark von der Innovationsfreude der Startups profitieren. Diese Akteurslandschaft trägt für Berlin bereits heute dazu bei, dass im Rahmen der Masterplanumsetzung sicht- und erlebbare innovative „Leuchttürme“ geschaffen werden, wie z. B. der Industrie- und Wissenschaftscampus (IWCB) von Siemens in Berlin-Spandau oder die Gründung des Industrial Manufacturing Hub Berlin (IAM Hub) im Gewerbegebiet Marienpark. Beim IWCB werden auf einer Fläche von 70 Hektar bis 2030 innovative Forschungs-, Fach- und Gründerzentren, außeruniversitäre Einrichtungen und Startup-Firmen angesiedelt werden. Das zweite Projekt, der IAM Hub im Marienpark, wird maßgeblich vom Netzwerk Mobility goes Additive e.V. verwirklicht. Hier werden einerseits innovative 3D-Druckunternehmen und Wissenschaftsinstitute ihren Platz auf dem Campus finden, er wird aber auch Test- und Experimentierfeld für additive Technologien sein. Entscheidend für den Erfolg des Masterplans Industriestadt ist aber nicht nur die Umsetzung der Leuchtturmprojekte. Mit insgesamt über 90 Projekten wird ein breites Spektrum an gestaltenden und unterstützenden Vorhaben für den Industriestandort Berlin realisiert. Der Masterplan ist zudem ein dynamisches Konstrukt. Damit ist sichergestellt, dass flexibel auf geänderte Bedingungen und Anforderungen reagiert werden kann und neue industriepolitisch relevante Impulse und Projekte aufgenommen werden können. Administrativ begleitet und inhaltlich unterstützt werden die umsetzenden Projektpartnerinnen und -partner seit 01.03.2019 durch die neu eingerichte- III. Wirtschaft Petra Christiansen Projekt „junior1stein“, OSZ Lise Meitner 1. Das OSZ Lise-Meitner und das Schülerforschungszentrum haben einen Vorschlag für die Verbesserung der MINT-Bildung in Berlin ausgearbeitet – kurz und knapp: Was ist der Kerngedanke dieses Vorschlags? Es geht um die Qualität des MINT-Unterrichts an den Berliner Schulen. Trotz einiger sehr guter Schulen und privater Initiativen gibt es einen Mangel an naturwissenschaftlicher Bildung. Unser Konzept „junior1stein“ sieht den Aufbau eines Bildungsmanagements vor, das in regionalen Clustern die Unterrichtsqualität im MINT-Bereich verbessert und damit den Nachwuchs für Wirtschaft und Wissenschaft sichert. 2. Mit Ihrem Projekt sind Sie Teil des Masterplans Industriestadt Berlin 2018 – 2021. Wie fügt sich Ihr Vorschlag hierin ein? te Geschäftsstelle Masterplan Industriestadt Berlin. Sie ist erste Anlaufstelle für alle Fragen rund um den Masterplan Industriestadt und unterstützt die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe u. a. beim Erstellen der regelmäßigen Reportings und Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit. Mit dem Start des Masterplans Mitte November 2018, der Einrichtung der Geschäftsstelle im Frühjahr 2019 und zahlreichen bereits laufenden Projekten ist die Umsetzungsphase erfolgreich gestartet. Nun gilt es, die Maßnahmen bei ihrer Umsetzung zu begleiten und so die Idee hinter dem Masterplan erfolgreich zu verwirklichen. Standortentwicklung / Gewerbeflächenpolitik Um die vielfältigen Potenziale des Wirtschaftsstandortes Berlin auszuschöpfen und in neue Arbeitsplätze umzusetzen, ist ein ausreichendes Flächenangebot für die Sicherung, Erweiterung und Neuansiedlung von Unternehmen – möglichst in allen Teilräumen der Stadt – erforderlich. „junior1stein“ ist der erste systematische Versuch, in der normalen Regelschule MINT-Fächern ein größeres Gewicht zu geben und den Unterricht für Empirie und Technik zu öffnen. Ziel ist eine höhere Motivation für MINT-Bildung, für ein MINT-Studienfach oder eine Ausbildung. Mit den vom Bildungsmanagement aufgebauten Kontakten zur Wirtschaft und den damit angestrebten stabilen Beziehungen über die gesamte Schulkarriere kann das Potenzial für den MINT-Nachwuchs am Standort Berlin erheblich vergrößert werden. 3. MINT-Fächer interessieren nach wie vor eher Jungs, die Potenziale von Mädchen werden so nur unzureichend genutzt. Setzen Sie mit Ihrem Vorschlag auch hier an? Wir haben in unserer Schule und im Schülerforschungszentrum ausgezeichnete Erfolge mit Mädchen erzielt. „junior1stein“ will den Kreis erheblich vergrößern und in ganz Berlin wirken. Mit einem qualifizierten naturwissenschaftlich-technischen Unterricht, der einen Bezug zum Alltag, zu interessanten Berufen und zur digitalen Welt herstellt, können tradierte Berufsvorstellungen überwunden werden. Während in verdichteten, innerstädtischen Bereichen der Fokus auf dem Erhalt von Standorten für kundennahes Handwerk, Dienstleistungen und kleinteilige Produktion liegt, sollen die vorhandenen Industrieund Gewerbegebiete außerhalb des S-Bahn-Rings auch weiterhin attraktive Flächen für Industrie und Gewerbe bereitstellen. Das schnelle Wachstum der Stadt bringt es mit sich, dass die Konkurrenz um das knappe Gut „Fläche“ mehr und mehr zunimmt. Aufgabe einer engagierten Gewerbeflächenpolitik ist es, darauf hinzuwirken, dass bei der Schaffung von mehr Wohnraum auch die Arbeitsplatzentwicklung mitberücksichtigt wird. Bestandsunternehmen müssen an ihrem Standort arbeiten und produzieren können, ohne Gefahr zu laufen, verdrängt zu werden. Gleichzeitig müssen ansiedlungs- und investitionswillige Unternehmen Gewerberäume und -flächen zu akzeptablen Konditionen anmieten oder pachten können, um ihre Geschäftsidee zu verwirklichen und neue Arbeitsplätze zu schaffen. 19 Stadtentwicklungsplan Wirtschaft – Sicherung, Entwicklung und Qualifizierung von Gewerbeflächen In Fortschreibung des Stadtentwicklungsplans Industrie und Gewerbe hat der Senat am 30. April 2019 den neuen Stadtentwicklungsplan (StEP) Wirtschaft 2030 für Berlin beschlossen. Damit bleiben Flächenvorsorge und -sicherung für die gewerbliche Wirtschaft wesentliche Aufgaben für die weitere Entwicklung der Stadt. Berlin bekennt sich mit dem neuen StEP zu seiner Industrie, dem produzierenden und verarbeitenden Gewerbe, dem weiter an Bedeutung wachsenden Dienstleistungsbereich – aber auch seinen klein- und mittelständischen Betrieben sowie dem für die Berliner Bevölkerung wichtigen Handwerk. Der StEP Wirtschaft 2030 benennt ein Gesamtpotential von 4.450 ha gewerblicher Baufläche und darüber hinaus weitere rd. 800 ha Sonderbauflächen mit gewerblichem Charakter bzw. Ver- und Entsorgungsflächen, die für die gewerbliche Wirtschaft zur Verfügung stehen. Als aktuell verfügbares Flächenpotenzial für Neuansiedlungen und Betriebserweiterungen werden 300 ha lokalisiert, von denen rd. 120 ha in der Verfügung des Landes Berlin stehen. Wichtige Bausteine der Gewerbeflächenpolitik sind die Sicherung der bestehenden Gewerbegebiete und deren Schutz vor Umnutzung. Viele Akteure auf dem Immobilienmarkt haben ein durchaus verständliches Interesse an höherwertigen Nutzungen, um den Grundstückswert zu steigern und/oder höhere Mieteinnahmen zu erzielen. Jedoch hat eine Gebietsaufwertung nahezu immer (auch) negative Folgen: die Verdrängung ansässiger Unternehmen, die Verknappung des ohnehin bereits geringen Flächenangebots und das Erschweren bzw. sogar die Verhinderung der Ansiedlung neuer Unternehmen durch boden- und mietpreissteigernde Wirkungen. Deshalb kommt dem Aspekt der Gewerbeflächensicherung im neuen Stadtentwicklungsplan Wirtschaft (StEP Wirtschaft) eine große Bedeutung zu. Auch zukünftig ist das EpB („Entwicklungskonzept für den produktionsgeprägten Bereich“) ein zentraler Bestandteil des StEP. Mit insgesamt rd. 2.900 ha Fläche kennzeichnet das EpB die 40 Bereiche innerhalb der Kulisse der gewerblichen Bauflächen im Flächennutzungsplan, die weiterhin verbindlich für die produktionsorientierte und industrielle Entwicklung der Stadt gesichert und entwickelt werden sollen. Das Konzept soll den dort ansässigen Unternehmen langfristige Planungssicherheit bieten und dazu beitragen, sie am Standort zu halten. Mit den Standorten ehem. Flughafen Tegel (140 ha), Buchholz Nord (130 ha), Clean Tech Business Park Berlin (90 ha) und Bohnsdorf (117 ha) stehen mittelbis langfristig weitere große zusammenhängende Flä- Struktur der Industriebeschäftigten in Berlin im Jahr 2018 Weitere Industriezweige 13 % H. v. elektrischen Ausrüstungen 16 % Sonstiger Fahrzeugbau 4% H. v. Kraftwagen u. Kraftwagenteilen 4% H. v. Druckerzeugnissen u. a. 6% H. v. chemischen Erzeugnissen 6% H. v. Nahrungsu. Futtermitteln 11 % H. v. DV-Geräten, elektron. u. optischen Erzeugnissen 10 % H. v. pharmazeutischen Erzeugnissen 6% H. v. sonstigen Waren Maschinenbau 9% 6% H. v. Metallerzeugnissen 9% Quelle: Bundesagentur für Arbeit 20 III. Wirtschaft chen in interessanter Lage für die Berliner Wirtschaft zur Verfügung. Ein weiteres Ziel des StEP ist die Aktivierung und Entwicklung von Potenzialflächen, die Förderung von Managementstrukturen, die Benennung von Räumen für innenstadtaffines Gewerbe, Büronutzungen und Kunstproduktion. Der StEP Wirtschaft 2030 bietet die Gewähr, im Rahmen der wachsenden Stadt auch künftig die benötigten Flächen für die Wirtschaft und die damit einhergehende Schaffung von Arbeitsplätzen zeitgerecht zur Verfügung zu stellen. 21 III.2 Zukunftsorte / Smart City Berlin Die Berliner Zukunftsorte sind Standorte, an denen vor Ort Netzwerkstrukturen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft existieren bzw. geschaffen werden sollen. Der tatsächlich gelebte Austausch und die Kooperationen von Wirtschafts-, Forschungs- und Technologieeinrichtungen fördern die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Wirtschaft. Als Berliner Zukunftsorte gelten der Wissenschaftsund Technologiepark Adlershof, der Biotech-Campus Berlin-Buch, der Campus Charlottenburg / City West, der Clean Tech Business Park Berlin-Marzahn, der EUREF-Campus Schöneberg, der Technologiepark Humboldthain, der Forschungs- und Produktionsstandort Schöneweide / Südost, der Campus Dahlem / Südwest mit dem Technologie- und Gründungszentrum, der Flughafen Tegel als Urban-Tech-Standort und der Flughafen Tempelhof als Standort für Kreativwirtschaft. Seit Anfang April 2019 gibt es einen weiteren Zukunftsort: Siemensstadt 2.0 im Bezirk Spandau, mit Dr. Julia Neuhaus Leiterin Geschäftsstelle Zukunftsorte Berlin 1. Seit gut einem Jahr leiten Sie die Geschäftsstelle der Berliner Zukunftsorte – Wie definieren Sie den Kern Ihrer Aufgabe? Das Aufgabenfeld ist sehr breit angelegt: Es fängt mit der gemeinsamen Vermarktung der Berliner Innovationsstandorte an. Auch sind wir Schnittstelle für die Partner dieser Zukunftsorte, Politik und Verwaltung, Wissenschaft oder Unternehmen, um den Austausch der richtigen Personen zur richtigen Zeit zu ermöglichen. Außerdem erarbeiten wir mit den Partnern vor Ort Handlungsempfehlungen für Politik und Verwaltung. Ziel ist es, durch das Wissen um die richtigen Rahmenbedingungen den Erfolg der Berliner Zukunftsorte langfristig sicherzustellen. 2. Was ist für Sie das besondere an den Berliner Zukunftsorten? 22 dem Ziel hier einen neuen Innovationcampus zu entwickeln. Mit einer Investition von über 600 Mio. € wird das Unternehmen am Standort Berlin-Siemensstadt zusammen mit dem Bezirk und dem Senat auf einer Fläche von ca. 70 Hektar einen neuen Stadtteil entwickeln, der moderne Urbanität, also die Verbindung verschiedener Nutzungen wie Arbeiten, Wohnen und Freizeitgestaltung vereint. Im Projekt Siemensstadt 2.0 werden Synergien durch das Zusammenwirken von Wissenschaft und Wirtschaft entstehen, die in bestimmten, für Siemens und Berlin wichtigen Innovationsfeldern und Schlüsseltechnologien zum Tragen kommen. Damit wird der Industriestandort gestärkt und gleichzeitig der Weg zur Smart City fortgesetzt. Seit dem 01.10.2017 nimmt die „Geschäftsstelle Zukunftsorte“ die Aufgabe der Profilierung der Berliner Zukunftsorte wahr. Sie unterstützt zudem die interne sowie externe Vernetzung und Kooperation, sodass sich Berlin im regionalen, nationalen sowie internationalen Wettbewerb als wissenschaftsnaher Wirtschaftsstandort prägnanter als bisher präsentieren kann. Die Berliner Zukunftsorte stehen für die Entwicklung innovativer Produkte durch die Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft. Damit sind in Berlin bereits heute rund 62.000 Beschäftigte befasst. Sie machen Berlin zum größten Technologie- und Innovationspark Europas. Die Kooperation unserer exzellenten Wissenschaftslandschaft mit Startups sowie vielen etablierten Unternehmen versetzen uns in die Lage, auf viele Herausforderungen unserer Zeit, wie zum Beispiel Digitalisierung oder Klimaschutz, die entsprechende richtige Expertise anzubieten. 3. Siemensstadt ist seit kurzem der elfte Zukunftsort – was steht hier aktuell auf der Agenda? Ich freue mich sehr, dass mit Siemensstadt ein weiterer renommierter, einerseits traditionsreicher, zugleich aber auch zukunftsorientierter Standort Berlins dabei ist. In den Arbeitsgruppen der Zukunftsorte ist die Siemens AG als erfahrener Partner ein wichtiges Mitglied, gerade wenn es um die Pilotierung neuer Ideen und deren Umsetzung geht. Demnächst steht der städtebauliche Wettbewerb an, der in verschiedenen Arbeitsgruppen vom Land Berlin und der Siemens AG begleitet wird. III. Wirtschaft Im Rahmen des Masterplans Industrie werden seitens der Geschäftsstelle spezielle Projekte, wie z. B. der Aufbau einer sog. Kompetenzplattform initiiert. Ziel ist die Schaffung einer innovativen Talentplattform mit der Besonderheit, dass durch bedarfsgerechte Analysen aus verschiedenen aggregierten Nutzerprofilen das vorhandene bzw. fehlende Wissen der Talente bzw. Unternehmen in der Stadt erfasst werden kann und ein besseres Matching zwischen Bedarf und Nachfrage gewährleistet wird. Aus den generierten Erkenntnissen zu vorhandenem bzw. fehlendem Wissen soll der Bedarf aus der Wirtschaft effektiver abgebildet werden können, um so neue Wissenschaftskooperationen und Lehrangebote zu ermöglichen. Wohnen. Die fortschreitende Digitalisierung birgt ein enormes Potenzial, um diese Sektoren zusammen zu bringen und damit auch zur Bewältigung des Klimawandels beizutragen. Der digitale Wandel ermöglicht auch einen ökologischen Wandel. Ziel der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe ist es, die Zukunftsorte als Standorte der Verknüpfung zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung weiterhin zu unterstützen, die Erschließung der Gebiete zu optimieren und sowohl nationale als auch internationale Fachkräfte sowie Ansiedlungen von Hochtechnologieunternehmen für Berlin zu gewinnen. Nicht nur an innovativen Wirtschafts- und Forschungsstandorten, sondern auch im öffentlichen Raum wird die Smart City Berlin sichtbar. Die intelligente Stadt vollzieht sich alltäglich gerade im öffentlichen Raum und seinen Infrastrukturen. Die großen landeseigenen Unternehmen Berliner Stadtreinigung, Verkehrs- und Wasserbetriebe haben Klimaschutz und Energieeffizienz bereits in ihre Unternehmensleitlinien aufgenommen. Gemeinsam arbeiten sie im InfraLab an konkreten Umsetzungsprojekten für die Smart City Berlin. Der Schwerpunkt der Smart City Berlin liegt an den Schnittstellen der Bereiche Mobilität, Energie und Dr. Jens Libbe, Bereichsleiter Infrastruktur, Wirtschaft und Finanzen, Deutsches Institut für Urbanistik (Difu) 1. Sie beschäftigen sich seit Jahren intensiv mit dem Thema „Smart City“. Geben Sie uns eine kurze Definition, worum es dabei geht? Smart City ist in meiner Definition eine Stadt, in der durch Einsatz innovativer Technologien, vor allem I&K-Anwendungen, intelligente Lösungen für ganz unterschiedliche Bereiche der Stadtentwicklung wie Infrastruktur, Gebäude, Mobilität, Dienstleistungen oder Sicherheit bereitgestellt werden. 2. Welches sind die drei wichtigsten Herausforderungen für Berlin auf dem Weg zur Smart City? Für Berlin wie auch für andere deutsche Städte gilt: Das Thema „Smart City“ gehört eingebunden in eine Eine moderne Dateninfrastruktur ist dabei zentraler Hebel. Die Öffnung weiterer Datenbestände auf dem Open Data Portal des Landes sowie die Qualifizierung der Breitband- und verfügbaren Übertragungsstandards ermöglichen uns die Kommunikation in Echtzeit. Sie sind Ausgangslage für eine Vielzahl von Anwendungen, wie zum Beispiel das automatisierte und vernetzte Fahren. integrierte Stadtentwicklungsstrategie. Die Smart City kann diese nicht ersetzen, sondern immer nur ein Baustein von übergeordneten stadtentwicklungspolitischen Zielstellungen sein. Neben einer solchen konzeptionellen Klarheit sollte jede SmartCity-Strategie nicht top-down, sondern gemeinsam mit der Bevölkerung und unter Mitwirkung von Wirtschaft und Wissenschaft entwickelt werden. Analoge wie digitale Partizipation ist elementar. Und zuletzt: In den Verwaltungen braucht es die notwendigen finanziellen und fachlichen Ressourcen – und zwar in allen Bereichen. Es wird in den nächsten Jahren elementar sein, dass die digitalen Kompetenzen systematisch und verwaltungsübergreifend aufgebaut werden. 3. Welche Rolle spielt der Klimawandel in Ihrem Smart City-Konzept? Auf dem Papier wird die Smart City häufig mit klima- und energiepolitischen Zielstellungen in Verbindung gebracht. In der Praxis sieht es allerdings häufig anders aus. Es fehlt bisher an Abschätzungen in Hinblick auf die ökologischen Wirkungen digitaler Technologien. 23 Ein aktuelles Beispiel hierfür liefert der EUREF-Campus. Hier werden Themen rund um die Energiewende sichtbar und erlebbar. Es werden Projekte wie eine klimaneutrale Energieversorgung, intelligente Energienetze, effiziente Gebäude oder das Thema der Elektromobilität bespielt und erprobt. Auf dem Campus werden Lösungsansätze aufgezeigt und demonstriert, die veranschaulichen, dass die Energiewende nicht nur technisch machbar, sondern auch wirtschaftlich umsetzbar ist. Darüber hinaus haben sich hier die großen landeseigenen und privaten Versorgungsunternehmen BSR, BVG, BWB, GASAG (GASAG & NBB), Vattenfall (Vattenfall & Stromnetz Berlin) und Veolia im „InfraLAB“, zu einem langfristigen Co-Working & Co-Creation-Projekt zusammengeschlossen, um zu 24 den Themenschwerpunkten Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft, Digitalisierung und E-Mobilität gemeinsam Innovationen für mehr urbane Nachhaltigkeit zu entwickeln, zu erproben und umzusetzen. Um die innovativen Ansätze und Projekte der Smart City für die Bevölkerung und Gäste der Stadt sichtbar zu machen, wurde durch Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie im Auftrag der Senatskanzlei und in Kooperation mit der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe die Website „smart-city-berlin. de“ entwickelt, die als umfassende Online-Plattform des Netzwerks Smart-City-Berlin über die zahlreichen Dimensionen, Akteure und Projekte der Smart City Berlin informiert. III. Wirtschaft III.3 Startups Berlin ist die Startup- und Gründungshauptstadt Deutschlands. Die Gesamtzahl der Neugründungen lag 2018 bei ca. 40.000. Mit 111 Neugründungen je 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner liegt Berlin damit erneut vor Hamburg an der Spitze des Bundesländerrankings. Auch in der zahlenmäßig kleineren Gruppe der Startups mit besonders innovativen Technologien und hohem Umsatz- und Beschäftigungswachstum gilt Berlin als herausragend. In weltweiten Rankings von Startup Ökosystemen platziert sich Berlin seit Jahren unter den Top 10. Diese Bewertung wird untermauert von der erfolgreichen Einwerbung privaten Kapitals. In 2018 flossen fast 2,6 Mrd. € in Berliner Startups. Auch hier gehört Berlin seit Jahren zu den Top 3 Städten Europas. Mit der „startup-map.berlin“ stellt die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe seit Ende 2018 eine zentrale Übersicht bereit, auf der Berliner Startups aufzufinden sind und auf der sich diese auch selbst eintragen können. Bereits in der Pilotphase konnten dort so über 2.800 Startups abgebildet werden. Das Startup-Ökosystem Berlins bietet einen fruchtbaren Nährboden und ein Fundament für erfolgreiche Berliner Unternehmen der Zukunft. Um das gewachsene Startup-Ökosystem Berlins bestmöglich weiterzuentwickeln, hat die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe im Rahmen der Startup Unit gemeinsam mit der IHK, der Investitionsbank Berlin, der Senatskanzlei und mit Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie fünf Handlungsfelder identifiziert, die im Zentrum der politischen Aktivitäten stehen: 1. Zugang zu bezahlbarer Infrastruktur In Berlin sind weit über einhundert private Inkubatoren, Acceleratoren, Werkstatt-Labore und Co-Working Spaces angesiedelt, so viel wie in keiner anderen deutschen Stadt. Hier gibt es viel Freiraum für Kreativität und Innovationen – oft dadurch freigesetzt, dass Menschen vielfältiger Herkunft und Hintergründe mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten aufeinander treffen. Das Business Location Center Berlin bei Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie hilft wachsenden Unternehmen, oft auch Startups, bei der Suche nach neuen und zusätzlichen Räumlichkeiten. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe fördert den Aufbau von größeren und kleine- ren Gründerzentren, wie etwa das Technologie- und Gründerzentrum FUBIC an der FU Berlin, einen neuen Standort für ein InkuLab an der TU Berlin oder Räumlichkeiten an den Wissenschaftsstandorten BerlinBuch und Adlershof sowie in Siemensstadt. 2. Zugang zu Fachkräften Wesentlicher Erfolgsfaktor des Berliner Startup-Ökosystems sind die innovativen und technisch versierten Fachkräfte aus dem In- und Ausland, die Berlin als Arbeits- und Lebensmittelpunkt wählen. Für Unternehmen und Fachkräfte aus dem außereuropäischen Ausland unterstützt der Business Immigration Service (BIS) im Ludwig Erhard Haus Unternehmerinnen und Unternehmer, auch Startups, qualifizierte Fachkräfte und deren Familien schnell und unkompliziert bei allen aufenthaltsrechtlichen Fragen, unter anderem auch bei Firmengründungen und Arbeitserlaubnissen. So erhalten Unternehmen in kürzester Zeit die Information, ob ihre Fachkraft ein Visum erhalten wird. 2018 betreute der BIS von Berlin Partner 318 Unternehmen und ermöglichte 589 genehmigte Aufenthaltstitel von qualifizierten Fachkräften und deren Familien. 3. Zugang zu Kapital Berlin ist innerhalb Deutschlands inzwischen etabliert als der wichtigste Venture Capital Standort und nimmt auch in Europa seit Jahren eine führende Stellung ein. Das Land Berlin stellte im Jahr 2018 zusammen mit dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung der Europäischen Union (EFRE) über 16 Mio. € im Rahmen von Fonds zur Verfügung, mit denen sich die Beteiligungsgesellschaft des Landes, die IBB Bet, an Berliner Startups beteiligt hat. Daneben wurden den Startups durch private Investoren weitere 91 Mio. € bereitgestellt. Durch diese Co-Investments konnten seit der Gründung der IBB Bet im Jahr 1997 in über 195 Finanzierungsrunden bereits über 1,3 Mrd. € in Berliner Startups investiert werden. Das Berliner Startup Stipendium erlaubt es Berlinerinnen und Berlinern und auch Zuziehenden, für sechs bis zwölf Monate eine Gründungsidee voranzutreiben. Damit einher geht die Kompetenzerweiterung der Geförderten. Diese sind im Anschluss an die Förderung häufig Teil des Berliner Startup-Ökosystems. Das Programm ist über den Europäischen Sozialfonds (ESF) kofinanziert. 25 Auch das 2018 aufgelegte Programm GründungsBONUS unterstützt Berliner Gründerinnen und Gründer finanziell bei der Umsetzung ihrer innovativen Geschäftsideen. 4. Internationalisierung Schnelles Wachstum von Startups erfordert oft ein frühzeitiges Engagement auf Auslandsmärkten. Das Programm für Internationalisierung bietet Unterstützung u. a. bei Messe- und Konferenzbesuchen, Teilnahme an Gemeinschaftsständen und Delegationsreisen sowie beim Ausbau internationaler Netzwerke. Kontakte und Netzwerk-Eintritt in andere führende internationale Startup-Hubs bietet das Programm Start-Alliance, angesiedelt bei BPWT. Mit dem Städtenetzwerk ScaleCities besteht ein enger transnationaler Austausch, um von Erfahrungen anderer Startup Ökosysteme zu profitieren. Die Asia-Pacific Week der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe verstärkt jedes Jahr die Verknüpfungen des Berliner Startup-Ökosystems mit asiatischen Startups und deren Hubs. Alicia Sophia Hinon Mitgründerin EngageLabs UG 1. CROVE ist ein an der Hand getragenes „Smart Wearable“ im Bereich Industrial Internet of Things – was macht man damit? Unser smarter Handschuh ermöglicht eine digitale und intuitive Abarbeitung von Dokumentationsprozessen in verschiedenen Industrieszenarien (zum Beispiel in der Instandhaltung). CROVE kennt alle Schritte eines Protokolls und vereint die für die Durchführung nötigen Tools an der Hand. Somit können sich Experten ganz auf ihre Aufgaben konzentrieren, und Unternehmen sparen jede Menge Zeit und Kosten. Aber die Vision geht natürlich weiter: Wir sehen CROVE als eine neuartige Schnittstelle zur intuitiven Steuerung der immer komplexer werdenden Technologie um uns herum. Wir wollen mit CROVE dafür sorgen, dass der Mensch die Technik kontrolliert und nicht anders herum. 26 5. Vernetzung Wichtige wirtschaftliche Wachstumstreiber sind die Kooperation und Vernetzung von Startups, Wissenschaft, Mittelstand und Großunternehmen. In Berlin etablieren sich Europas größte Hubs für Finanztechnologie (FinTech) und das Internet der Dinge (IoT). Auch Additive Fertigung mit 3D-Druck, Künstliche Intelligenz und Blockchain sind Beispiele für herausragende Technologiezweige in Berlin mit nationaler und internationaler Ausstrahlung. Etablierte Unternehmen, Gründerinnen und Gründer wie auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bringen ihre Expertise und Kompetenz zusammen, um neue Geschäftsfelder zu entwickeln. Der IoT Hub ist in der früheren Agfa Fabrik am Görlitzer Park aktiv, der FinTech Hub in der Hardenbergstraße 32. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe steht als Ansprechpartner bereit und unterstützt das Zusammenkommen interessierter Akteure. Über direkte Kontakte zu jungen Unternehmen werden Bedarfe und Ideen schnell in die Verwaltung getragen, wovon das gesamte Ökosystem profitiert. 2. Ihre Idee wurde am Centre for Entrepreneurship der Technischen Universität Berlin entwickelt – ein gutes Sprungbrett für Innovationen? Das CfE bietet den idealen Nährboden für technologieorientierte Startups wie unseres, nicht ohne Grund wurden sie erst kürzlich wieder mit dem Titel „Ideenschmiede“ ausgezeichnet. Hier finden wir alles, was wir brauchen: Mentoring, Zugang zu Netzwerken, Workshops zu allen zentralen Fragen eines Startups und natürlich auch die Unterstützung der verschiedenen Fachbereiche der TU selbst. Zusammen mit dem Berliner Startup-Stipendium konnten wir so unsere Idee entscheidend weiterentwickeln und erste Investoren und Industriepartner auf uns aufmerksam machen. 3. Berlin gilt als Startup Metropole – was macht den Charme der Stadt für gründungswillige Menschen aus der ganzen Welt aus? Als gebürtige Berlinerin freue ich mich natürlich sehr, dass Berlin so wahrgenommen wird. Karl Schefflers berühmter Ausspruch, Berlin sei „dazu verdammt, immerfort zu werden und niemals zu sein“, lässt sich perfekt auf die Startup-Kultur hier übertragen. Ständig entsteht etwas Neues, jeden Tag gibt es dutzende Events und Inspirationsmöglichkeiten. Man findet schnell Mitstreiter, wenn die Idee richtig gut ist – und wenn es nicht klappt, wartet die nächste Chance oft schon an der nächsten Ecke. III. Wirtschaft III.4 Innovationspolitik / Cluster Die positive Entwicklung im innovationspolitischen Geschehen der Länder Berlin und Brandenburg setzt sich auch im aktuellen Berichtszeitraum fort. In den fünf länderübergreifenden Clustern – • • • • • Gesundheitswirtschaft; IKT, Medien und Kreativwirtschaft; Verkehr, Mobilität und Logistik; Optik und Photonik sowie Energietechnik – werden mit Erfolg innovative und zukunftsweisende Lösungen für die Herausforderungen von morgen entwickelt. Die erfolgreiche Entwicklung zeigt sich in der Betrachtung wichtiger Kernindikatoren: Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in den Clustern stieg zwischen 2008 und 2017 um gut 30 %. Damit fiel der Beschäftigungsanstieg in den Clusterkernen stärker aus als in der gesamten Regionalwirtschaft, wo 23 % mehr Arbeitsplätze zu verzeichnen waren. Gleichzeitig nahmen die Umsätze in den Clusterkernen zwischen 2008 und 2016 um insgesamt rund 33 % zu. Die Umsatzzuwächse der gesamten Regionalwirtschaft der Hauptstadtregion lagen für denselben Zeitraum im Vergleich bei 25 %. Gestützt werden diese Aussagen von den Ergebnissen der Innovationserhebung Berlin 2018, mit der die Technologiestiftung Berlin (TSB) wie in den vorangegangenen Jahren das Innovationsverhalten der Berliner Wirtschaft untersucht. Danach liegen die Innovationsausgaben der Berliner Wirtschaft mit 3,87 Mrd. € auf einem Rekordniveau und erneut leicht über dem Bundesdurchschnitt. Hinsichtlich der Innovationsintensität, d. h. dem Anteil der Innovationsausgaben am Umsatz der Unternehmen, liegt Berlin mit 4,6 % weiterhin über dem Bundesdurchschnitt (4,1 %) und setzt den seit 2012 bestehenden Trend mit einer deutlichen Steigerung fort. Innovationspreis Berlin Brandenburg Der jährlich verliehene Innovationspreis Berlin Brandenburg zeichnet Produkt-, Verfahrens- und Dienstleistungsinnovationen einschließlich nichttechnischer Innovationen wie Organisations- und Marketingkonzepte sowie Geschäftsmodelle aus, die beispielhaft die innovative Kraft der Berlin-Brandenburger Wirtschaft und Wissenschaft verkörpern. Der Preis ist auf die länderübergreifenden Cluster Gesundheitswirtschaft, Energietechnik, IKT, Medien und Kreativwirtschaft, Optik und Photonik sowie Verkehr, Mobilität und Logistik ausgerichtet. Finanziert wird der Preis von den beiden Ländern sowie Partnern aus der Wirtschaft im Rahmen einer Public-private-Partnership. 2018 gingen die Preise an: Bombardier Transportation GmbH „TALENT 3 Batterietriebzug“ – Hochmoderne, schnell zu ladende Lithium-Ionen-Batterien ermöglichen es, auch auf langen nicht-elektrifizierten Strecken elektrisch zu fahren. Hasso-Plattner-Institut „HPI-Schul-Cloud“ – ermöglicht, Lehrinhalte webbasiert und von überall aus über verteilte Server in Rechenzentren verfügbar zu machen. Dadurch wird der Einsatz im Unterricht erleichtert. Institut für Optische Sensorsysteme am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. „IPS – Integrated Positioning System“ ist in der Lage, die Eigenbewegung ohne zusätzliche Annahme über die Umgebung und ohne äußere Referenzierung (Bezugspunkte) akkurat zu bestimmen. SiQAl „Nachhaltige Rohstoffe für die Energiewende“ – SiQAl ermöglicht erstmals eine nahezu abfallfreie Produktion der kritischen Rohstoffe Aluminiumoxid und Silizium. SIUT GmbH „Intelligenter Lichtfaserbeton“ – ist in der Lage, gezielte Lichtpunkte an allen Stellen der Oberfläche anzusteuern und für die Lenkung von Passagier- und Verkehrsströmen nutzbar zu machen. 27 Wesentliche Grundlage für die prosperierende Wirtschaft beider Bundesländer stellt die Entscheidung zu einer abgestimmten Innovationspolitik dar. Das Bekenntnis dazu wurde am 29. Januar 2019 mit dem Beschluss zur Gemeinsamen Innovationsstrategie der Länder Berlin und Brandenburg (innoBB 2025) in einer gemeinsamen Kabinettssitzung bekräftigt. Die innoBB 2025 baut auf der erfolgreichen innoBB aus dem Jahr 2011 auf und wurde durch die Wirtschafts- und Wissenschaftsressorts der beiden Länder unter Einbindung von Expertinnen und Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft mit Sicht auf nationale, europäische und globale Entwicklungen sowie von Stakeholdern der Region in einem umfassenden Review-Prozess weiterentwickelt. Mit der innoBB 2025 wurde unter Fortführung des bewährten Mottos „Excellence in Innovation“ eine aktuelle Grundlage dafür geschaffen,“ die Hauptstadtregion zu einem führenden Innovationsraum in Europa zu entwickeln. Neben der Stärkung der bewährten Clusterstrukturen wurden als clusterübergreifende Schwerpunkt-Themen für die kommenden Jahre Digitalisierung, Arbeit 4.0 und Fachkräfte, Reallabore und Testfelder sowie Startups und Gründungen verbindlich festgelegt. Zudem werden ein breiterer Innovationsbegriff, engere Cross Cluster-Zusammenarbeit, die Stärkung offener Innovationsprozesse, die Priorisierung nachhaltiger Innovationen sowie der Ausbau der internationalen Zusammenarbeit handlungsleitend für alle Cluster. Die innoBB 2025 wird in Fortsetzung der innoBB wichtiger Impulsgeber für die wirtschaftliche Entwicklung und die Schaffung neuer Arbeitsplätze in der Hauptstadtregion sein. Von besonderer Bedeutung sind die technologisch-innovativen und kreativen Kernbereiche der Cluster, auf denen weiterhin ein besonderes Augenmerk der gemeinsamen Innovationsstrategie liegt. Weiterhin im Fokus steht die für beide Seiten fruchtbare Verzahnung der exzellenten Wissenschafts- und Forschungslandschaft mit den innovativen Unternehmen der Region. Mit gemeinsamen Maßnahmen des Wissens- und Technologietransfers wird sich die Hauptstadtregion weiterhin als Schmelztiegel für Innovationen positionieren und ihren Spitzenplatz in der deutschen und europäischen Innovationslandschaft nutzen, um ihre hohe wissenschaftliche Dichte und Exzellenz in Forschung und Entwicklung in Gründungen, Ansiedlungen und die Expansion innovativer Unternehmen einfließen zu lassen. 28 Cluster Gesundheitswirtschaft / Life Science • 229.668 Beschäftigte in Berlin (Hauptstadtregion: 373.144) • 13.826 Unternehmen in Berlin (Hauptstadtregion: 21.771) • 23,06 Mrd. Euro Umsatz in Berlin (Hauptstadtregion: 27,42 Mrd. Euro) Die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg ist weltweit einer der führenden Standorte in der Gesundheitswirtschaft, Gesundheitsversorgung und den Life Sciences. Weltmarktführer, renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, erstklassige Kliniken, innovative Startups und spezialisierte Fachkräfte aus der ganzen Welt arbeiten hier täglich gemeinsam an Spitzenleistungen für den regionalen und globalen Gesundheitsmarkt. Die Stärke der Region liegt vor allem in der einzigartigen Forschungs- und Kliniklandschaft sowie in der engen Vernetzung zwischen den Akteuren aus Forschung, Klinik und Industrie. Die Clusterakteure verfolgten 2018 mit ihrer Arbeit weiterhin konsequent die Ziele des Masterplans „Gesundheitsregion Berlin-Brandenburg“ mit den vier Handlungsfeldern Biotechnologie und Pharma, Medizintechnik, Neue Versorgungsformen und Rehabilitation sowie Gesundheitsförderung, Prävention und Gesundheitstourismus. Dabei geht es vorrangig um die Unterstützung des Wachstums im Cluster. Die Aktivitäten im Handlungsfeld Biotechnologie/Pharma hatten 2018 ihren Fokus auf den Themenschwerpunkten Regenerative Medizin, Wirkstoffentwicklung, Bioanalytik, Enabling Technologies und industrielle Biotechnologie. Nach einer intensiven Planungsphase hat der Wissenschaftsrat die Errichtung des Berlin Center for Advanced Therapies (BeCAT) an der Charité – Universitätsmedizin Berlin empfohlen. Damit wurde das Themenfeld der Regenerativen Medizin nachhaltig gestärkt. Im Fokus werden sogenannte Advanced Therapy Medicinal Products (ATMP) stehen, die eine neue Arzneimittelklasse für heilende Therapieansätze darstellen. Sie sind oft patientenspezifisch und zeichnen sich sowohl in der Herstellung als auch in der Anwendung am Menschen durch eine hohe Komplexität aus. Das vom Clustermanagement im Mai 2017 initiierte, ZIM-geförderte „Network for Pharma Solutions – Net- III. Wirtschaft Peter Albiez Vorsitzender der Geschäftsführung Pfizer Deutschland 1. Vor zehn Jahren ist Pfizer mit seinem deutschen Headquarter von Karlsruhe nach Berlin gezogen. Hat sich der Wechsel für Pfizer gelohnt? Ganz sicher. Wir wollten dorthin, wo die Musik spielt in Sachen Forschung, Entwicklung, Versorgung, Gesundheitspolitik – um uns einzubringen und von anderen zu lernen. Der Umzug hat uns verändert und den ohnehin anstehenden Wandel forciert. Wir haben uns als Unternehmen weiterentwickelt, sind vielfältiger, internationaler und agiler geworden. Wir sind heute in Berlin ein internationaler Standort, der sich auf Deutschland konzentriert, aber auch Heimat regionaler Teams ist. So wird zum Beispiel unsere Onkologie-Sparte von hier aus in mehr als 50 Ländern geleitet. Damit sind wir zu einem prominenten Punkt und wichtigen Standort auf der globalen Landkarte unseres Konzerns geworden. Berlin wird nicht nur in den USA mit einem besonderen Spirit verbunPhaSol“ hat erfolgreich die zweite Phase erreicht und wird bis zum 31. August 2020 fortgeführt. Es dient als Plattform für die Forschung und Entwicklung von neuen Produkten und Verfahren in der Arzneimittelentwicklung. Der Fokus liegt primär auf den ersten Stufen der Wertschöpfung eines Drug Development Zyklus. Das Netzwerk bietet mit seinem Leistungsportfolio in den Bereichen Drug Discovery, Targetvalidierung, Lead Optimierung und Drug Targeting vielfältige Anknüpfungspunkte zur Partizipation und Kooperation. Die zunehmende Verzahnung der (klassischen) Medizintechnik mit den rasant wachsenden Möglichkeiten digitaler Lösungen bildete 2018 im Handlungsfeld Medizintechnik den Schwerpunkt des Handlungsfeldmanagements. Hierbei konnten spannende Unternehmen und Projekte identifiziert und für die Clusterarbeit gewonnen werden. Um die Digitalisierung in der Gesundheitswirtschaft in Berlin aktiv voranzutreiben und den Standort als internationales Zentrum für digitale Gesundheitslö- den. Fast täglich sind Kolleginnen und Kollegen aus anderen Ländern bei uns zu Gast. Mit dieser Entwicklung bin ich sehr zufrieden. Wir haben hier in den vergangenen Jahren viele neue Perspektiven kennen und schätzen gelernt. Das hat uns bereichert. 2. Aber neue Perspektiven allein waren nicht der einzige Grund für den Umzug – oder? Nein, entscheidend waren auch die kurzen Wege zur Spitzenforschung – ein Markenzeichen dieser Region. Es haben sich viele Anknüpfungspunkte zu renommierten Zentren wie der Charité oder auch dem MaxDelbrück-Zentrum ergeben. Berlin ist aber nicht nur eine wissenschaftliche Hochburg, sondern auch politisch und gesellschaftlich „the place to be“. Wir haben viele Kontakte intensiviert, führen Gespräche zur Zukunft des Gesundheitswesens und engagieren uns als „Unternehmensbürger“ sehr aktiv in der Stadt. 3. Spielen auch Startups für Pfizer eine Rolle? Unbedingt. Die Startup-Landschaft in Berlin hat sich beeindruckend entwickelt. Die Stadt kann international absolut mithalten. Dieses Umfeld hat auch dazu geführt, dass wir als erster Standort innerhalb von Pfizer den sogenannten Healthcare Hub initiiert haben – eine Plattform für die Kooperation mit Startups. Inzwischen gibt es bei Pfizer zehn weitere Hubs nach dem Berliner Modell – darauf sind wir stolz. sungen – als Digital Health City Berlin – zu etablieren, hat die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe einen Konsultationsprozess mit über 60 Stakeholdern der Gesundheitswirtschaft aus der Region initiiert. Dabei wurden Chancen und Hürden für digitale Lösungen am Standort identifiziert und konkrete Maßnahmenvorschläge erarbeitet, um die Hauptstadtregion als Leuchtturm für Digital Health zu positionieren. Zum Abschluss des Konsultationsprozesses wurde im November auf dem Berliner Digitalgipfel Gesundheitswirtschaft 2018 ein Impulspapier mit dem Titel „Digital Health City Berlin – Impulse für einen weltweit führenden Standort in der digitalen Gesundheitswirtschaft“ vorgestellt. Um eine Arbeitsgrundlage zur Lösung der Fachkräfteherausforderungen der gesamten Branche zu schaffen, wurde gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung Brandenburg und dem Berlin Partner Talent Service der „Dialog: Fachkräftesicherung in der Medizintechnik“ mit Medizintechnik-Unternehmen gestartet. Im ersten Schritt wurden im vierten Quartal 2018 Inter29 Verbundprojekt Xenoglue Ziel des Projekts „XenoGlue“ ist die Entwicklung eines bio-abbaubaren und fotoaktivierbaren Bio-Klebstoffs. Dieser basiert auf dem natürlichen Vorbild der Miesmuschel und soll zukünftig in der Wundversorgung eingesetzt werden. Im Rahmen des Projekts sollen in Form eines Medizinprodukts für den Veterinärbereich Erfahrungen gesammelt werden, um perspektivisch eine klinische Evaluierung im humanmedizinischen Bereich zu ermöglichen. Das Projekt entstand an der Schnittstelle zwischen industrieller Biotechnologie, Medizintechnik sowie der regenerativen Medizin und stellt somit einen Cross Innovation-Ansatz dar. Es konnten Fördermittel des Bundes in der Region gebunden werden: „XenoGlue“ wird im Rahmen des BMBF-Ideenwettbewerbs „Neue Produkte für die Bioökonomie“ mit 1,2 Mio. € gefördert. (BMBF – Bundesministerium für Bildung und Forschung) „XenoGlue“ ist ein Berlin-Brandenburger Verbundprojekt, entstanden auf Initiative der Technischen Universität Berlin (Projektleitung Prof. Nediljko Budisa/AK Biokatalyse sowie Prof. Peter Neubauer/FG Bioverfahrenstechnik) mit Unterstützung durch das beim Cluster Gesundheitswirtschaft / Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH angesiedelte Netzwerk NetPhaSol. Weitere Kooperationspartner sind u. a. die chiracon GmbH, Dendropharm GmbH, Cellbricks GmbH, co.don AG, die Charité- Universitätsmedizin Berlin (Dr. Tobias Winkler / JuliusWolff-Institut und Prof. Wolf-Dieter Müller / Dental and Biomaterial Research Center for Dental and Craniofacial Sciences CC3) und Dr. Christoph Dröseler als selbstständiger Implantologe aus Berlin. views mit KMUs aus Berlin und Brandenburg geführt. Die Ergebnisse der Befragung werden den Interviewteilnehmerinnen und -teilnehmern in einem Workshop vorgestellt und in einer moderierten Diskussion werden gemeinsam die Kernprobleme und potenzielle Lösungsansätze herausgearbeitet. Es wird das Ziel verfolgt, dass sich Unternehmen untereinander austauschen und „voneinander lernen“ können. Im Handlungsfeld Neue Versorgungsformen und Rehabilitation hatte 2018 die alljährlich stattfindende „Zukunftswerkstatt für innovative Versorgung“ die künftige Entwicklung der Notfallversorgung der Hauptstadtregion zum Thema. 30 Die Clusteraktivitäten rund um das Thema Pflegeversorgung konzentrierten sich 2018 u.a. auf die Verbesserung der Pflegepraxis durch technische Assistenzsysteme. Auf dem Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit mit mehr als 8.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus allen Branchen des Gesundheitswesens präsentierte das Cluster erfolgreich die Kooperationsarbeit mit dem gemeinsam mit dem BMBF geförderten Projekt ROBINA (Robotik Unterstützung in der Pflege). Dass technische Assistenzsysteme und Digitalisierungsprozesse für die Pflegebranche weit mehr als Zukunftsmusik ist, zeigte sich im Rahmen des Deutschen Pflegetages 2018: Fünf Startups aus der Hauptstadtregion präsentierten ihre innovativen Lösungen auf dem Gemeinschaftsstand von Health Capital, um Pflegekräfte, pflegende Angehörige und Pflegebedürftige zu unterstützen und zu entlasten. Cross Cluster-Projekt: Pflegepraxiszentrum Welche Assistenzsysteme sind im Pflegealltag für alle Beteiligten wirklich eine Entlastung? Können durch diese Über-, Unter- und Fehlversorgung reduziert werden? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich das vom BMBF geförderte Forschungsprojekt Pflegepraxiszentrum (PPZ) Berlin. Von 2018 bis 2023 erprobt das PPZ Berlin innovative Pflegetechnologien, digitale Assistenzsysteme in Kombination mit Sensorik, die den geriatrischen Pflegealltag und den gesamten Pflegeprozess von der Akutversorgung bis zur häuslichen Pflege unterstützen sollen. Übergeordnete Ziele sind die Vernetzung aller an der Versorgungskette Beteiligten und die Reduzierung von Über-, Unter- und Fehlversorgung dieser Patientengruppe. Umgesetzt wird das Projekt vom Evangelischen Johannisstift in Spandau in Zusammenarbeit mit vielen weiteren Partnern, zu denen auch die Charité gehört. Vom 16. – 18.09.2019 wird das PPZ Ausrichter der Konferenz des bundesweiten Clusters „Zukunft der Pflege“ sein, die im Evangelischen Johannisstift stattfinden wird. Das Cluster Gesundheitswirtschaft und das Cluster IKT, Medien und Kreativwirtschaft unterstützen als Cross Cluster-Aktivität bei der Antragsstellung, der Gewinnung weiterer Partner und begleiten die Umsetzung z. B. im Expertenbeirat. Im Handlungsfeld Gesundheitsförderung, Prävention und Gesundheitstourismus wurde im Januar 2018 der vierte länderübergreifende Gesundheitsbericht III. Wirtschaft durch das Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie des Landes Brandenburg sowie die Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung der Öffentlichkeit vorgestellt. Neben einem allgemeinen Teil wurden im Bericht unter dem Titel „Wie gesund ist das Gesundheitswesen?“ Aspekte der arbeitsplatzbezogenen Morbidität dieser Branche erörtert. Dabei zeigte sich, dass im Bereich der Pflege besonderer Präventionsbedarf besteht. Basierend auf diesen Erkenntnissen organisierte das Clustermanagement im Oktober 2018 in Kooperation mit den Partnern des Gesundheitsberichts eine Informationsveranstaltung „Betriebliches Gesundheitsmanagement in der Pflege“. Cluster IKT, Medien und Kreativwirtschaft • 216.849 Beschäftigte in Berlin (Hauptstadtregion: 275.815) • 41.004 Unternehmen in Berlin (Hauptstadtregion: 50.669) • 25,74 Mrd. Euro Umsatz in Berlin (Hauptstadtregion: 30,80 Mrd. Euro) Das Cluster IKT, Medien und Kreativwirtschaft stellt sich in einer großen thematischen Breite auf: Von Medienunternehmen und -dienstleistungen über Verlage und Werbeagenturen bis hin zu Telekommunikationsunternehmen und Softwareentwicklung. Allen gemeinsam ist das zentrale Themenfeld Digitalisierung. Die Unternehmen des Clusters sind wesentliche Treiber der digitalen Transformation und gleichzeitig führenden Anwender im Bereich der Digitalisierung am Standort. Sie leisten im Zusammenspiel mit ECommerce, Banking, Gesundheitswirtschaft, Mobilität, Energie und weit darüber hinaus einen wichtigen Beitrag für die Wettbewerbsfähigkeit Berlins. Die cross-sektorale Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Branchen ist in der Hauptstadtregion stark ausgeprägt und wird durch die Netzwerke, Wettbewerbe und Leitprojekte unterstützt. Projekt Zukunft – angesiedelt bei der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe – ist die Berliner Landesinitiative zur Förderung dieses Wachstumsfeldes IKT, Medien, Kreativ- und Digitalwirtschaft. In Berlin werden jährlich rund 40.000 Unternehmen gegründet. Die IBB schätzt, dass mehr als 500 dieser Unternehmen zu den Startups im Bereich der Digitalwirtschaft zählen. Im Schnitt wird damit in Berlin alle 17 Stunden ein neues Digitalunternehmen gegründet. An den Berliner Hochschulen bilden sich jährlich dutzende Spin-Offs. Die Hauptstadt gehört zu den Startup-Metropolen, die jedes Jahr VC-Kapital in Milliardenhöhe anziehen. Über 30 Venture-Capital-Gesellschaften sind am Standort tätig. Darüber hinaus betreiben viele Dax-Unternehmen und große nationale Unternehmen wie Deutsche Telekom, Volkswagen/ Porsche, Lufthansa, Axel Springer, Deutsche Bank, Deutsche Bahn, aber auch Pfizer und Würth Innovationslabore, Digital Think Tanks, Inkubatoren oder Acceleratoren in Berlin. Berlin bietet ein großes und stetig wachsendes Netzwerk an Gründungszentren, Zukunftsorten sowie über 100 Coworking Spaces. Die von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe gestartete Plattform www.innolabs.berlin macht diese Vielzahl an Inkubatoren und Innovationslaboren sichtbar und zeigt die thematischen Schwerpunkte der Berliner Innovation Labs auf. Die Berliner Wirtschaftspolitik treibt den digitalen Wandel der Branchen gezielt voran. Dazu gehören Maßnahmen zur Vernetzung der IKT-, Medien- und Kreativwirtschaft mit anderen Innovationsfeldern Berlins (Gesundheit, Mobilität, Energie, Industrie u. a.) ebenso wie Kooperationsanbahnung zwischen Startups und etablierten Unternehmen oder das Sichtbarmachen innovativer Lösungen. Gerade an den interdisziplinären Schnittstellen unterschiedlicher Branchen entstehen in Berlin zahlreiche neue Produkte, Prozesse, Anwendungen und Geschäftsmodelle. Der Einsatz innovativer Technologien der Digital- und Kreativwirtschaft – ob Künstliche Intelligenz, Blockchain, Wearables, Gamification, Smart Data, Internet of Things oder Virtual und Augmented Reality – bestimmen die Zukunftsfähigkeit der Branchen. Das Thema Digital Security gewinnt immer weiter an Bedeutung. Ende 2018 gründete sich mit Unterstützung der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe und dem Cluster IKT, Medien und Kreativwirtschaft das Cyber Security Netzwerk it`s BB und nahm seine Arbeit auf. Mit Förderwettbewerben unterstützt die Wirtschaftsverwaltung im Rahmen der Landesinitiative Projekt Zukunft seit rund zehn Jahren die digitale Transformation und clusterübergreifende Innovationen. Die Wettbewerbe unterstützen innovative Lösungen bei ihrer Umsetzung und Vermarktung und stärken sowohl Gründerinnen und Gründer als auch den Berliner Mittelstand. Zudem werden der Aufbau wichtiger Allianzen zwischen der sogenannten Old- und New-Economy und der interdisziplinäre Wissens- und Innova31 Claudia Hentschel HTW Berlin, Professur für Innovations-, Technologie- und Produktionsmanagement 1. Ihr Arbeitsgebiet ist das Innovations-, Technologie- und Produktionsmanagement. Woran forschen Sie aktuell? Innovation bedeutet, permanent zu fragen, wer wann ein Produkt überflüssig macht – und wie. Dabei kommen häufig Technologien zum Einsatz, die ursprünglich für ganz andere Zwecke erdacht waren. Ich forsche an widerspruchs- und analogiebasierten Werkzeugen, mit denen man strukturiert erfinden und sogar Patente technisch legal umgehen kann. Damit das schneller geht, entwickle ich aktuell spielerische Methoden, wie wir sie ähnlich aus der Produktionssimulation kennen. 2. Inwiefern werden sich die Erfordernisse, die an Ingenieure gestellt werden, durch die Digitalisierung der Wirtschaft verändern? Digitalisierung ist in der Welt der Produktion eine evolutionäre Entwicklung, die seit vielen Jahrzehnten unser Tagesgeschäft bestimmt. Denken Sie an Roboter, fahrerlose Transportsysteme oder auch an intelligente Dichtungsringe unseres hochinnovativen tionstransfer ermöglicht. Im November 2018 wurde der Digital Health Award, dotiert mit 50.000 € Preisgeld vergeben. Ausgezeichnet wurden Berliner Startups mit zukunftsweisenden digitalen Lösungen für die Gesundheitswirtschaft. Neben der Digitalisierung unterstützt die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe auch klassische Medienbereiche wie den Buchmarkt. In Berlin sind überwiegend kleine unabhängige Publikumsverlage ansässig, die anspruchsvolle Bücher herausbringen. Um die ambitionierte Arbeit dieser Verlage in besonderer Weise auszuzeichnen und die Vielfalt der Berliner Verlagsbranche zu stärken, wird seit 2018 gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Kultur und Europa der Berliner Verlagspreis verliehen. Vergeben werden ein Hauptpreis und zwei Förderpreise. Ausgezeichnet werden Verlage, die sich durch herausragende Programme und besondere Buchgestaltung vom Mainstream absetzen. 32 Mittelstands im Maschinenbau. Nun bemerken wir die digitale Vernetzung auch im Alltag: Sie rufen bei Ihrer Bank an und können nur noch einem Automaten folgen, weil das persönliche Beratergespräch zu teuer ist. Dabei diskutieren wir in Deutschland sofort die Risiken neuer Technologien, und laufen Gefahr, deren Umsetzung zu verschlafen! Wenn wir im globalen Wettbewerb mit seiner wachsenden Dynamik weiter vorn dabei sein wollen, dann brauchen wir neue Technologien – schnell und „an jeder Milchkanne“. Das erfordert Ingenieure und Manager, die in Lösungen denken, Komplexität verstehen und auch vor widersprüchlichen Anforderungen nicht zurückschrecken. 3. 2017 haben Sie den Preis für gute Lehre der HTW Berlin erhalten. Was zeichnet eine gute Lehrende vor allem aus? Praxiserfahrung, Projektorientierung und ein gesundes Maß an Pragmatismus – da habe ich soeben meine 3P-Strategie für gute Lehre erdacht! (lacht). Ja, über den Preis habe ich mich gefreut, wenngleich er sicher nicht auf einer Einzelleistung beruht: Als Lehrende an der HTW Berlin kann man sich auf ein Netz hoch professionell arbeitender Mitarbeiter und Kollegen verlassen, für die die praktische Anwendbarkeit und die Verknüpfung von Technik mit Wirtschaft im Vordergrund steht. Für mich geht es besonders darum, Problemlösungen in fremden Fachgebieten zu finden. Das trainiert bei den Studierenden ein Höchstmaß an geistiger und kultureller Flexibilität. Insofern lehre ich doch weniger strategisch, sondern sehr operativ. Im Rahmen des Internationalisierungsprogramms des Landes werden zahlreiche Gemeinschaftspräsentationen Berliner Unternehmen gefördert, um neue Märkte zu erschließen und zusätzliche Auftraggeber zu akquirieren. Erfolgreiche Beispiele für unternehmensübergreifende Präsentationen reichen von den Showcases von Musik- und Interactive-Unternehmen zur SXSW in Austin Texas, über Präsentationen auf der CES (Consumer Electronics Show) in Las Vegas und dem Mobile World Congress in Barcelona, bis hin zu Messegemeinschaftsständen auf der gamescom und dmexco, beide in Köln, sowie auf der Digitalmesse SLUSH in Helsinki. Gerade die „Leuchtturmveranstaltungen“ im Kreativ- und Medienbereich, viele davon mit Förderung des Landes, tragen weltweit erheblich zur medialen Sichtbarkeit der Hauptstadtregion bei. So zieht die im September stattfindende Berlin Art Week bis zu III. Wirtschaft 120.000 Besucherinnen und Besucher an, darunter eine große Zahl von Fachleuten aus dem In- und Ausland. Von einer daraus resultierenden zusätzlichen regionalen Wirtschaftsleistung von 20 Mio. € kann ausgegangen werden. Auch die zweimal im Jahr stattfindende Berlin Fashion Week zählt jeweils bis zu 70.000 Fachbesuchende. Gemäß einer Berechnung der IBB sorgt sie für eine zusätzliche Wirtschaftsleistung von bis zu 240 Mio. € pro Jahr. Neben den Filmfestspielen Berlinale mit jährlich über 20.000 Besucherinnen und Besuchern sind die Clubszene und Musikfestivals Publikumsmagneten. Steigende BesuMali M. Baum CEO & Gründungspartnerin WLOUNGE 1. In der deutschen Startup-Szene sind Frauen nur zu 15 % vertreten. Wie kann das geändert werden? Die Frage, wie Gründerinnen besser unterstützt werden können, wird aktuell nicht nur in Berlin, sondern weltweit heiß diskutiert. Aus meiner Sicht müssten die Bemühungen dahin gehen, Mädchen schon in der Schule die relevanten Fähigkeiten und das notwendige Wissen zu vermitteln und sie gleichzeitig durch positive Vorbilder zu motivieren. Ich kenne persönlich viele kluge Frauen, die sich tagtäglich ihren Weg zum Erfolg bahnen, obwohl sie in ihrem Umfeld keinerlei Unterstützung erfahren. Noch nicht. Zurzeit wird immer noch zu viel geredet und zu wenig getan. 2. Sie kennen die Startup-Szenen sowohl in Deutschland als auch in Israel, in beiden Ländern haben Sie Unternehmen gegründet – wo sehen Sie Unterschiede? Um aus einer Startup-Szene ein erfolgreiches Ökosystem zu machen, bedarf es vor allem einer großen Zahl an kreativen Menschen. Und die gibt es an beiden Standorten! Das ist der Grund, warum ich an das deutsche Tech-Ökosystem glaube und aktiv an seinem Ausbau mitwirke. Beide Länder unterscheiden sich aber im Umgang mit Erfolg. In Tel Aviv wird dieser ausgiebig gefeiert, auch in den Medien. Über Nacht werden die neuen Millionäre zu Vorbildern für viele und zu Investoren für die nächste Gründergeneration. Da Israel so klein cherzahlen verzeichnen zudem Veranstaltungen der Games-Branche, darunter die eSport-Veranstaltungen u. a. in der Mercedes-Benz Arena sowie die jährlich im April stattfindende gamesweekberlin. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe hat 2018 verschiedene Formate zur Unterstützung von Frauen (Gründerinnen, Arbeitnehmerinnen, Führungskräfte) im Tech- und Startup-Bereich umgesetzt, um Empowerment, Sichtbarkeit und Vernetzung von Frauen zu stärken: Beim „Female Mentoring“ Workshop im Rahmen des Berliner Technologiefesist, kennen sich gewöhnlich alle untereinander. Das führt dazu, dass viele fest daran glauben, es auch schaffen zu können. Das ist in Deutschland nicht so. Ein zweiter Unterschied ist der Mangel an verfügbarem Beteiligungskapital in Deutschland. In Tel Aviv wird hingegen sehr viel Geld investiert – meistens aus den USA oder aus China. Ich beschreibe das immer als „Himmel auf Erden“ für Startups, denn wo sonst bündeln sich Industrie und Investments in dieser Form, so dass es keinen ersichtlichen Grund gibt, einen Ortswechsel zu erwägen. In Deutschland hingegen neigen der Mittelstand und Familienunternehmen immer noch dazu, ihr Geld zu halten, anstatt es in Startups und damit in die jüngere Generation zu investieren. Diese beiden Aspekte, ergänzt um einen größeren Diversity-Faktor in der Tel Aviv-Szene, der mehr Frauen als hier dazu ermutigt, Gründerinnen oder Investorinnen zu werden oder ihren Weg in die Vorstandsetagen zu erkämpfen, machen die größten Unterschiede aus. 3. Sie sammeln derzeit Geld für einen Dachfonds, der in andere Fonds investiert, die nachweislich Frauen in ihren Portfolios suchen. Wie läuft das Projekt? Ja, wir sind gerade dabei, einen Dachfonds zu gründen – der erste in Deutschland, der von Frauen geführt wird! Unser Ziel ist es, all unsere Erfahrungen – die des Teams und meine eigenen aus meinen Engagements in Tel Aviv, China und den USA – hier in Berlin zu bündeln. Dabei arbeiten wir sehr eng mit Unternehmen, Investoren und Unterstützern zusammen, um ein Investmentunternehmen aufzubauen, das lukrativste Anlagemöglichkeiten in junge, erfolgreiche Kommunikations- und Technologie-Startups schafft, die von der Seed- bis in die Wachstumsphase reichen. Wir werden noch mehr Erfolgsgeschichten erzählen können, um die nächste Generation zu inspirieren. 33 tivals Tech Open Air tauschten sich rund 60 Unternehmerinnen aus der Berliner Digitalwirtschaft mit erfolgreichen Geschäftsfrauen aus. Es ist geplant, diese Mentoring Session neben einem Female Founders Dinner sowie einem Konferenzpanel 2019 erneut umzusetzen. Des Weiteren erfolgte eine Unterstützung des Female Future Force Day 2018, der vom Berliner Startup Edition F, eines der erfolgreichsten Business-Webmagazine für Frauen, organisiert wurde. Im Fokus standen Angebote zum Erfahrungsaustausch und zur Netzwerkbildung von Frauen in männerdominierten Techbranchen. Auch am Female Future Force Day am 12.10.2019 wird die Leitungsebene der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe beteiligt sein. Derzeit wird die Bestandsaufnahme von Berliner Initiativen im Bereich Women in Tech/ Female Entrepreneurship aktualisiert. Entscheidende Impulsgeber für Innovationen sind die zahlreichen Dienstleistungen für Usability und User Experience Design (UUX) sowie Wissenschaftseinrichtungen mit Schwerpunkt Mensch-Computer Interaktion. Sie verstehen sich auf das Analysieren bestehender Lösungen sowie das Moderieren von Innovationsprozessen. Ergänzend werden im Rahmen des seit 2018 aktiven bundesweiten Mittelstand-4.0Kompetenzzentrums Usability kleine und mittlere Unternehmen unterstützt, das UX- Potenzial für sich zu nutzen. Der an der Technischen Universität Berlin angesiedelte Standort unterstützt beim Einsatz von UUX-optimierten Produkten, informiert über UUXMethoden und -Experten und hilft den Unternehmen, neue Lösungen und Geschäftsmodelle bekannt zu machen. Im Zentrum stehen die Themen Zukunft der Arbeit und Agiles Arbeiten. Veranstaltungen wie die UX Design Awards und das UXcamp Europe versammeln die internationale Szene in Berlin und ziehen weitere hochqualifizierte Fachkräfte an. Berlin bietet mit rund 200 Games-Unternehmen, Dienstleistern, Verbänden und speziellen Ausbildungsstätten deutschlandweit den dichtesten und vielfältigsten Standort der Gamesindustrie. Mit 250 Mio. € Umsatz und 2.100 Beschäftigten handelt es sich um eine zwar kleine, dafür aber hoch produktive und innovative Branche. Zu den bereits ansässigen größeren Gamesunternehmen wie Wooga, Yager und King siedelten sich das AAA-Studio Blue Byte (Ubisoft), WARGAMING, BoomByte Games, Huuuge Games, die MoGi Group, etermax und Voodoo Games in Berlin an. Das Land unterstützt die Branche mit vielen Wirtschaftsförderprogrammen (u. a. GRW Innovationskostenzuschüsse, PRO FIT Innovationsprogramm, 34 GründungsBonus). Viele der kleineren Games-Firmen sind sogenannte Hybride, sie entwickeln Games für den Entertainmentbereich und parallel Serious Games-Anwendungen für die Industrie. Gamesunternehmen sind Innovationstreiber in den Themen Virtual Reality, UX/UI und Data Analytics weit über den Entertainmentbereich hinaus. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe fördert die Präsentationen auf der Messe gamescom in Köln und der Startup-Messe Slush in Helsinki sowie bereits im vierten Jahr die Netzwerkaktivitäten BerlinBalticNordic. Beim Thema eSports macht sich Berlin auf, zu einem der Top-Standorte in Europa zu werden. Im Frühjahr 2019 eröffnete G2 ESPORTS, eines der Top-5 eSportTeams weltweit, sein neues Hauptquartier am Potsdamer Platz. Finalrunden europäischer eSport-Ligen gehören inzwischen ebenso zum eSport-Standort Berlin, wie ein jährliches Turnier in der Mercedes-Benz Arena. Förderprogramm Lärmschutz Clubs Im November 2018 startete das Schallschutzprogramm der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe für Clubs und Musikspielstätten in Berlin. Das mit 1 Mio. € ausgestattete Förderprogramm war vom Abgeordnetenhaus als Hilfsmaßnahme beschlossen worden, um Konflikte zwischen Anwohnerinnen und Anwohnern und benachbarten Clubs zu entschärfen. Ziel des Programms „Lärmschutz Clubs“ ist es, die Berliner Clubkultur durch die Förderung von Lärmschutzmaßnahmen zu erhalten und dem Wandel der Stadt anzupassen. Durch die Verdichtung der Innenstadt und die damit einhergehende Bebauung von Freiflächen kommt es zunehmend zu Konflikten zwischen Clubbetreibern und Anwohnerinnen und Anwohnern. Es gilt, die beiderseits schutzwürdigen Interessen nachhaltig in Einklang zu bringen. Die Zuwendung an Musikclubs zugunsten von Lärmschutzmaßnahmen ist in der Regel auf 50.000 € begrenzt. Die Berliner Clubcommission wurde von der Wirtschaftsverwaltung beauftragt, die Abwicklung der Maßnahmen zu organisieren. Das Programm läuft zunächst bis Ende 2019. Bis Juni 2019 wurden 24 Anträge auf Förderung von Lärmschutzmaßnahmen eingereicht. III. Wirtschaft In den letzten Jahren hat sich Berlin aufgrund seiner günstigen Rahmenbedingungen für Startups schnell in einen wichtigen Blockchain-Hotspot sowohl für Deutschland als auch für Europa entwickelt. Mit über 100 Blockchain-Startups hat Berlin ein sehr aktives und ausgeprägtes Ökosystem für diese Technologie und ihre Anwendung. Neben der Anwendungen von Blockchain für den FinTech-Bereich gibt es zahlreiche Unternehmen, welche Lösungen entwickeln und Geschäftsmodelle auf Basis dieser Technologie für industrielle Branchen wie die Energiewirtschaft, für Verwaltungslösungen sowie für Logistik und Vertrieb, die Kreativbranche und den Gesundheitsbereich anbieten. Blockchain ist eine Technologie, die es ermöglicht, eine kontinuierlich erweiterbare Liste von Datensätzen (sogenannte Blöcke) zu erstellen. Der entscheidende Vorteil der Blockchain-Technologie ist, dass ein späterer Block auf den Informationen der früheren Blöcke aufbaut. Damit wird es unmöglich gemacht, Existenz oder Inhalt der früheren Blöcke zu manipulieren, ohne gleichzeitig alle späteren Blöcke zu beeinflussen. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe unterstützt im Rahmen der Förderung des Clusters IKT, Medien und Kreativwirtschaft und in Zusammenarbeit mit Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie die Berliner Blockchain-Szene und -Wirtschaft. Eine wichtige Maßnahme hierzu ist die strategische Zusammenarbeit mit dem Verein BerChain, einer Berliner Blockchain-Initiative, die aus der Blockchain-Community entstanden ist. Daneben werden diverse thematische Veranstaltungen und Workshops zu Anwendungsfällen der Blockchain-Technologie unterstützt. Breitbandnetze sind ein wichtiger Standortfaktor für Berlin mit rund 180.000 Unternehmen und Kleinstbetrieben. Die Ausgangssituation in Berlin (Versorgung mit mind. 50 MBit/s bei Privathaushalten: 93,6 %; bei Geschäftskunden: 99 %) ist gut. Defizite bestehen bei der „letzte Meile“ mit Glasfaser (FTTB). In den letzten Jahren ist die Verfügbarkeit an Bandbreiten landesweit gestiegen, wie Daten des Breitbandatlas des Bundes (Stand Mitte 2018) des BMVI zeigen: https://projektzukunft.berlin.de/news/news-detail/ breitbandausbau-in-berlin-entwickelt-sich-positiv/. Sowohl für professionelle Anwenderinnen und Anwender als auch für die Berliner Startup-Szene sind aber höhere Bandbreiten erforderlich („Gigabitversorgung“). Hier spielen symmetrische Versorgung, Redundanz, Ausfallsicherheit und Latenz eine zunehmend wichtige Rolle. Diese Anforderungen müssen in einem koordinierten Vorgehen von Senat und allen Beteiligten (Netzbetreiber, Infrastruktureigentümer wie Versorgungs- und Wohnungswirtschaft, landeseigene Unternehmen) verfolgt werden. Hierzu wurden ein Konzept und Maßnahmenbündel zum Glasfaserausbau mindestens bis zur Grundstücksgrenze entwickelt. Es werden drei wesentliche Elemente umgesetzt: erstens eine Online-Breitband-Plattform, bei der eine interaktive Nachfrage- und Bedarfserfassung erfolgt und vielfältige Informationen zur Breitbandversorgung zur Verfügung gestellt werden; zweitens ein Breitband-Dialog Berlin, bei dem die Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure beim Breitbandausbau auf Fach- und Arbeitsebene koordiniert wird; und drittens die Bereitstellung von Expertise, Konzeptions- und Fachinformationen (Breitband-Coaching). Zur Unterstützung in Berlin wurde das Breitband-KompetenzTeam Berlin (BKT Berlin) – https://projektzukunft. berlin.de/news/news-detail/breitband-kompetenzteam-berlin/ im Oktober 2018 eingerichtet. Dieses wird von TÜV Rheinland Consulting im Auftrag der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe geführt und ist Erstkontaktstelle für Unternehmen, Verbände, Privatpersonen sowie alle weiteren relevanten Breitbandakteure im Land. Im Bereich Internet der Dinge („Internet of Things“, IoT) hat die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe zusammen mit der Wirtschaftsförderung Brandenburg eine Erhebung zu den Standorten Berlin und Brandenburg durchführen lassen. 304 Firmen sind in Berlin und Brandenburg auf dem Gebiet aktiv, 263 davon allein in Berlin. Der Anteil von Startups in beiden Ländern beträgt 42 %. Eine frühere Studie der Technologiestiftung Berlin hat gezeigt, dass die Hauptstadt im Bundesvergleich die meisten Firmen und dabei den höchsten Anteil an Startups im IoTBereich hat. Die Berliner Unternehmen entwickeln vorwiegend IoT-Software (Analyse-SW, Schnittstellen, Gerätemanagement, Plattform-SW, Anwendungen, etc.), aber auch IoT-Hardware (Devices, Sensoren, Kommunikationsmodule, etc.). An der Verbesserung der nationalen sowie internationalen Vernetzung und Sichtbarkeit arbeitet der neu eingerichtete Digital Hub Berlin im Schwerpunkt Internet of Things. Ein früher 5G-Mobilfunkausbau erlaubt es der Vielzahl unserer innovativen Berliner Unternehmen, 5G-Anwendungen zu entwickeln und in einem realen Umfeld mit realen Nutzern zu erproben. Die Unterzeichnung der Vereinbarung mit der Deutschen Telekom im Januar 2019 zum frühzeitigen 5G-Mobilfunkausbau in 35 Berlin stellt einen wichtigen Meilenstein zur frühzeitigen Versorgung Berlins mit dem Mobilfunk der Zukunft dar. Für urbane Mobilitätskonzepte, Smart City, innovative Industrieanlagen oder klimafreundliche Verkehrswende ist der Mobilfunkstandard 5G notwendig. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe führt mit allen bundesweiten Mobilfunknetzbetreibern intensive Gespräche. Dabei wurden gemeinsam Maßnahmen identifiziert, um den frühzeitigen Die Berliner Digitalsierungsstrategie „Die digitale Transformation in Berlin nach Maßgaben von Nachhaltigkeit, Teilhabe und wirtschaftlicher Entwicklung zu gestalten, um ein lebenswertes Berlin, das auch im digitalen Zeitalter Zugänge und Chancen für alle Berlinerinnen und Berliner sicherstellt, zu entwickeln“, ist das erklärte Ziel der Berliner Digitalisierungsstrategie, die durch einen entsprechenden Senatsbeschluss im September 2018 initiiert wurde. Nach Vorbereitungen startete im April 2019 die Entwicklung des zweistufigen Strategieprozesses. Alle Berliner Senatsverwaltungen werden sich am Prozess beteiligen; die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe übernimmt die Gesamtkoordination für die Strategieentwicklung. Im ersten Teil, dem sogenannten Grünbuch-Prozess, erfolgt eine Aufnahme des ISTZustandes der Berliner Digitalisierung. Im zweiten Teil, dem Weißbuch-Prozess, soll die konkrete Strategie zur Digitalisierung Berlins folgen. Hierzu werden auf Basis der im Grünbuch erarbeiteten Erkenntnisse Beteiligungsformate veranstaltet, bei denen Digitalisierungs-Expertinnen und -Experten (aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und von Sozialpartnern), aber auch allen Berlinerinnen und Berlinern die Chance geboten wird, Vorschläge, Anmerkungen und Hinweise für die weitere Entwicklung des Papiers zu äußern. Dieser Input soll in die Ausformulierung von Programmen und konkreten Maßnahmen mit einfließen, sodass im Juni 2020 das Weißbuch – die eigentliche Digitalisierungsstrategie für Berlin – vorliegen soll. In dem Strategiepapier soll des Weiteren ein Zielbild sowie ein Narrativ für die digitale Entwicklung Berlins formuliert werden. Das Weißbuch stellt somit einen konsistenten Fahrplan für das Voranbringen des Querschnittsthemas Digitalisierung der Hauptstadt dar. 36 5G-Mobilfunkausbau gemeinsam voranzubringen. Die Maßnahmen umfassen auch die Bereitstellung öffentlicher Infrastruktur, speziell von Trägerstrukturen für Basisstationen geringer Sendeleistung, sogenannter Small-Cells. Die Erfahrungen aus einem gemeinsamen Projekt zur Erprobung von Standorten für LTE-SmallCells, wie Lichtmasten, Werbe-Uhren und BVG-Infosäulen finden dabei Berücksichtigung. Berlin hat viele innovative Firmen, die die Chancen eines frühzeitig verfügbaren 5G-Mobilfunknetzes nutzen können. Deshalb werden die Berliner Zukunftsorte wie die Technologieparks Adlershof, CHIC und FUBIC oder der SIEMENS-Innovationscampus bei dem Ausbau prioritär unterstützt. Weitere Veranstaltungsorte sowie die Verkehrswege folgen. Die Berliner Behörden erfassen, erstellen und reproduzieren ein breites Spektrum an Informationen und (Verwaltungs-)Daten. Offenen Verwaltungsdaten – kurz Open Data – wird ein enormes wirtschaftliches Potenzial zugeschrieben. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe fördert Open Data durch die Weiterentwicklung der Berliner Open Data Strategie, den Betrieb des Metadatenportals daten. berlin.de, die Durchführung des Berlin Open Data Day (BODDy) sowie die Unterstützung diverser Hackdays. Zudem soll noch in diesem Jahr eine Open Data Rechtverordnung in Kraft treten, die die Bereitstellung von verwaltungsoffenen Daten durch die Berliner Landesverwaltung verbindlicher regelt. Der Künstlichen Intelligenz (KI) wird eine stark steigende Bedeutung beigemessen, wobei gerade die Teilgebiete Deep Learning und Entwicklung künstlicher neuronaler Netzwerke aktuell eine hohe Relevanz aufweisen. In Berlin sind verschiedene wissenschaftliche Einrichtungen auf den Gebieten aktiv. In Bezug auf die KI-Finanzierung sind die Länder Berlin und Brandenburg gut aufgestellt, derzeit sind mehr als 200 Berliner und Brandenburger Firmen im Themenfeld der Künstlichen Intelligenz tätig. Dennoch gibt es gerade im europäischen Vergleich Länder wie Großbritannien oder Israel (das im Blickfeld der Studie zu Europa gezählt wird), die wesentlich mehr in KI (ca. 2,4- bzw. 1,7-fache) investieren. Die KI-Investitionen in Europa sind im Vergleich zu Nordamerika (5-fache) und Asien (2,6-fache) ausbaufähig. Auch stehen Berlin und Brandenburg im Themenfeld der KI nicht nur in einem nationalen Konkurrenzfeld, sondern sind ebenso dem noch intensiveren internationalen Wettbewerb ausgesetzt. III. Wirtschaft Peter Udo Diehl Mitgründer und Geschäftsführer Audatic GmbH 2. Sehen Sie Berlin nach wie vor als besten Standort für Ihr Unternehmen? Absolut, wir haben innerhalb des letzten Jahres über 1000 Bewerbungen für unsere Stellenausschreibungen bekommen, unter anderem, da Berlin als Standort für viele Menschen attraktiv ist. Ich denke, die Kombination aus stetig wachsendem Startup-Ökosystem, starkem Gesundheitssektor und Attraktivität für KI-Talente ist einzigartig in Europa. 1. Seit gut eineinhalb Jahren arbeitet Audatic an der Verbesserung der Hörqualität von Schwerhörigen und Gehörlosen. Für die KI-basierte Software haben Sie bereits einige Auszeichnungen gewonnen. Was hat sich seitdem getan? Die Qualität unserer Technologie auf dem Smartphone ist heute besser als die beste Version auf unserem Server vor einem halben Jahr. Wir haben sehr viel Energie darin investiert, effizientere Algorithmen zu finden, um auf handelsüblichen Smartphones einfach verwendbar zu werden. Zeitgleich zu diesem technischen Durchbruch, sind wir auch in intensiven Gesprächen mit zahlreichen Firmen aus der Hörgeräte- und Cochlea-Implantat-Industrie sowie verschiedenen Kopfhörer- und Smartphone- Herstellern. 3. Wo wünschen Sie sich in fünf bis zehn Jahren mit Audatic zu stehen? Wir denken, dass die audiologische Medizintechnik und sogenannte „Hearables“ (smarte Kopfhörer) zumindest bei leichtem und gegebenenfalls mittelgradigem Hörverlust verschmelzen werden, da beide eine Personalisierung der Audioumgebung ermöglichen werden. Dies wird einhergehen mit einer reduzierten Stigmatisierung von Hörgeräten und erhöhter Nutzung und Verbreitung. Wir als Audatic wollen diese grundlegende Veränderung der Interaktion mit Hörgeräten/CochleaImplantaten/Kopfhörern unterstützen, weltweite Standards für Audio-Verarbeitung setzen, und auf diesem Weg den Nutzen und die Verbreitung von Hörgeräten und Cochlea-Implantaten verbessern. Bereits zum vierten Mal hat die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe gemeinsam mit dem Verband der Internet- und IT-Wirtschaft in Berlin und Brandenburg, SIBB e. V., im Rahmen der Landesinitiative Projekt Zukunft und der Kampagne für den IT-Standort Berlin „log in. berlin.“ im April 2019 den Deep Tech Award vergeben. Der Deep Tech Award wurde durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) kofinanziert und war mit 60.000 € dotiert. Im Rahmen des Wettbewerbs zeichnete die Jury anwendungsorientierte und erprobte Lösungen und Produkte mit hohem Innovationsgrad und Zukunftspotenzial im Bereich Hardware und systemnahe Software aus. Die knapp 70 eingereichten Beiträge wiesen eine große Bandbreite auf und verdeutlichten, wie vieldimensional und weitläufig tiefentechnologisch in Berlin in den Bereichen IoT, KI, Blockchain, Cyber Security und Industrie 4.0 gearbeitet und entwickelt wird. Die Bedeutung von Deep Tech für die Digitalisierung und den IT-Wirtschaftsstandort Berlin ist nicht zu unterschätzen, da Deep Tech oftmals Innovationsprozesse mit disruptivem Charakter bewirkt. Cluster Verkehr, Mobilität und Logistik • 108.390 Beschäftigte in Berlin (Hauptstadtregion: 213.511) • 8.951 Unternehmen in Berlin (Hauptstadtregion: 17.631) • 18,33 Mrd. Euro Umsatz in Berlin (Hauptstadtregion: 32,69 Mrd. Euro) Die Bewältigung der zukünftigen Mobilitätsanforderungen erfordert eine weitreichende Integration unterschiedlicher Verkehrsmöglichkeiten mit dem Ziel der Optimierung der Gesamtsysteme. Neue Produkte und Konzepte müssen den globalen Herausforderungen der Dekarbonisierung des Verkehrs sowie dem weltweiten Trend zur Urbanisierung gerecht werden. Mit der intermodalen und interdisziplinären Aufstellung in den fünf Handlungsfeldern Automotive, Logistik, Luft- und Raumfahrt, Schienenverkehrstechnik und Verkehrstelematik erreicht das Cluster Verkehr, Mobilität und Logistik eine thematische Breite, die übergreifende Kooperationen und Innovationen aus unterschiedlichen Bereichen in Wirtschaft und Wissenschaft befördert. 37 Die Akteure des Clusters konzentrieren sich zunehmend auf komplexe Systeme, die das Zusammenwirken entlang von Wertschöpfungsketten und oft über klassische Branchengrenzen hinweg erfordern. Wichtiges Ziel des Clusters ist die Etablierung der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg als einen der weltweit führenden Standorte für intelligente und nachhaltige Mobilität. Eine wichtige Rolle spielt hierbei die Attraktivität für Testfelder und Reallabore – z. B. für autonomes und vernetztes Fahren. Unter realitätsnahen Bedingungen und der Nutzung der internationalen Ausstrahlungskraft Berlins bieten sich für Unternehmen aus der Mobilitätsbranche, der Fahrzeugtechnik und der digitalen Technologien in neuen Partnerschaften exzellente Bedingungen für Erprobung, Optimierung und frühzeitige Einbindung der Nutzerinnen und Nutzer. Prominente Beispiele in Berlin sind verschiedene Testfelder für autonom operierende Shuttlebus-Dienste unter herausfordernden, urbanen Bedingungen. Die Digitalisierung durchdringt alle Bereiche und Branchen der Mobilität. Die in Berlin stark vertretenen Unternehmen der Digitalwirtschaft und insbesondere technologieorientierte Startups fungieren als TaktMessung, Überwachung und Datenverarbeitung für Bahnanlagen Mit dem Ende 2018 gestarteten Projekt „Assets4Rail“ fördert die EU-Bahnforschungsinitiative Shift2Rail die Entwicklung von Methoden zur ganzheitlichen strecken- und fahrzeugseitigen Messung, Überwachung und Verarbeitung von Zustandsdaten von Bahnanlagen – Brücken, Tunnel, Gleise, Sicherheitssysteme. Mit „Assets4Rail“ sollen neue Möglichkeiten der Digitalisierung für die Optimierung der Instandhaltung der Bahninfrastruktur und zur Verschleißreduktion, z. B. zur wirksamen Lärm- und Schwingungsminderung an Brücken, demonstriert werden. Akteure aus der Hauptstadtregion nehmen Schlüsselpositionen in diesem europäischen Verbund ein: Neben der TU Berlin und dem in Berlin ansässigen europäischen Bahnforschungsnetzwerk EURNEX für die Wissenschaft sind die Berliner Unternehmen Schrey&Veit und Witt Industrieelektronik in die technische Entwicklung und die Umsetzung eingebunden. 38 Förderprogramm „Wirtschaftsnahe Elektromobilität“ (WELMO) Mit dem Förderprogramm „Wirtschaftsnahe Elektromobilität“ hat die Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe eine Maßnahme aufgelegt, die kleinen und mittleren Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft Anreize bietet, auf elektrisch betriebene Fahrzeuge umzusteigen. Mit dem Förderprogramm unterstützt das Land Berlin sowohl die Beschaffung und das Leasing von gewerblich genutzten, elektrisch betriebenen Fahrzeugen als auch die Errichtung von Ladeinfrastruktur im gewerblichen Umfeld. Im Fokus der Fahrzeug-Förderung stehen Elektro-Kleintransporter, Elektroautos, E-Roller und E-Bikes (S-Pedelecs und Kleinkrafträder) mit reinem Batteriebetrieb, mit Brennstoffzellenantrieb und Plug-In-Hybridantrieb. Ein weiterer Teil der Förderung umfasst ein Beratungsangebot zu den Schwerpunktthemen Fahrzeuge und Ladeinfrastruktur, das sich aus den Modulen Potenzialberatung und Realisierungsberatung zusammensetzt. Bis Ende Juni 2019 wurden 1865 Elektro-Fahrzeuge beantragt und bewilligt. geber für Innovationen. Auch die traditionsbewusste Schienenverkehrstechnik unterliegt einem starken Wandel. Zulieferunternehmen aus dem Bahnbereich und Startups arbeiten in Berlin zunehmend zusammen, um der Digitalisierung der Schienenverkehrstechnik Vorschub zu leisten – z. B. im Bereich der vorbeugenden Wartung, bei der Sicherheit und bei optimiertem Service im Personen- und Güterverkehr. Eine Spitzenstellung nimmt Berlin bereits heute in der Elektromobilität ein, wobei der Anspruch über den Austausch des Antriebs deutlich hinaus geht. Vielmehr steht die Integration elektrischer Fahrzeuge vom Lkw über Stadtbus und Pkw bis zu Pedelecs und e-Scooter in zukunftsorientierte, nachhaltige Mobilitätskonzepte im Mittelpunkt. Einen zunehmend wichtiger werdenden Anteil nehmen dabei „nichttechnische“ Innovationen ein, die z. B. auf dem Modell der Sharing Ecomomy basieren. Weiter an Bedeutung gewinnt die Sektorenkopplung – die intelligente Verknüpfung von Mobilität, Energie und Wärme – im Zusammenwirken mit den Clustern Energietechnik sowie IKT, Medien und Kreativwirtschaft. Neben batteriebetriebenen Fahrzeugen als mobile Speicher elektrischer Energie rückt zunehmend III. Wirtschaft die Nutzung von regenerativ erzeugtem Wasserstoff für Straßen- und Schienenfahrzeuge mit Brennstoffzellen in den Fokus. Auch in bisherigen Nischenfeldern der Mobilität entwickelt sich Berlin dynamisch. Hierzu zählen sowohl das wachsende Segment der unbemannten Luftfahrzeuge („Drohnen“) für kommerzielle Einsätze, als auch die Branche „New Space“. Letztere hat ihren Ursprung in der Raumfahrt und umfasst Entwicklung, Bau und Einsatz von miniaturisierten Satelliten für verschiedene Zwecke der Erdbeobachtung – z. B. für die großflächige Erfassung von Verkehrssituationen am Boden für optimierte Steuerung und echtzeitfähige Verkehrssteuerung. Cluster Optik und Photonik • 12.459 Beschäftigte in Berlin (Hauptstadtregion: 18.255) • 885 Unternehmen in Berlin (Hauptstadtregion: 1.503) • 1,37 Mrd. Euro Umsatz in Berlin (Hauptstadtregion: 2,29 Mrd. Euro) Optik und Photonik sind Schlüsseltechnologien und leisten als Technologietreiber einen herausragenden Beitrag zur Weiterentwicklung der Hauptstadtregion als High-Tech- und Industriestandort. Das Cluster ist geprägt von einer vernetzten Hochschul- und Forschungslandschaft sowie einer Vielzahl innovativer Technologieunternehmen. Unterstützt werden die Akteure von fachlichen Zusammenschlüssen wie OpTecBB e. V., dem bundesweit größten Branchennetzwerk für optische Technologien, das als direkter Kontakt am gemeinsamen Clustermanagement der Länder Berlin und Brandenburg beteiligt ist. Gemeinsam mit den Clusterakteuren und unter Federführung des Clustermanagements wurde im Jahr 2014, entlang der Rahmenbedingungen der länderübergreifenden Innovationsstrategie Berlin und Brandenburg (innoBB), der Masterplan Optik und Photonik erarbeitet. Ein Masterplan legt die Ziele und Entwicklungsschwerpunkte des Clusters entlang der Handlungsfelder fest. Die Weiterentwicklung der regionalen Innovationsstrategie zur innoBB 2025 erfordert die Überprüfung der clusterbezogenen Masterpläne unter Berücksichtigung der neuen Schwerpunktthemen und der Anforderung an das Handeln der Cluster. Diesem Prozess wurde der Masterplan Optik und Photonik im Jahr 2018/2019 unterzogen, zurzeit findet die Aktualsierung statt. Die Veröffentlichung des novellierten Masterplans Optik und Photonik erfolgt voraussichtlich im November 2019. Ein erfolgreiches Cross Cluster-Verbundprojekt stellt das GRW-Innovationscluster 5G BERLIN e. V. dar. Es handelt sich um eine Partnerschaft aus Forschung und Wirtschaft zur Förderung von Innovation rund um die Schlüsseltechnologie 5G, dem Kommunikationsnetz der nächsten Generation. Ziel des Projekts ist sowohl die Erprobung der Technologien als auch die Förderung neuer 5G-Anwendungen. Die Initiative gründete 2018 unter der Koordination des Fraunhofer Heinrich-Hertz-Instituts (HHI) einen Trägerverein mit neun Partnern, davon fünf KMU aus Berlin, und widmet sich nun dem Aufbau der 5G-Testfeldinfrastruktur sowie der Eröffnung des 5G-Centers. Das 5G-Testfeld umfasst den nachhaltigen Aufbau und Betrieb einer leistungsfähigen Testinfrastruktur auf dem Nord-Campus der TU Berlin. Technologische Schwerpunkte aus Sicht der Photonik liegen in der für 5G erforderlichen Glasfaserinfrastruktur, dem Einsatz der am HHI entwickelten Visible-Light-Communication-Technologie (VLC) sowie der optischen Sensorik im Frontend bei Anwendungen für autonomes Fahren und Industrie 4.0. Das 5G-Center im Fraunhofer HHI ist die zentrale Anlaufstelle von 5G BERLIN und dient als Vernetzungsplattform für Startups, KMUs, Forschung, Großunternehmen und Behörden. Das Innovationscluster 5G BERLIN ist aus einer Initiative des Leistungszentrums Digitale Vernetzung (LZDV) hervorgegangen. Basierend auf einer Kooperationsvereinbarung zwischen dem LZDV und Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie unterstützt das Clustermanagement Optik und Photonik das LZDV und seine Initiativen u. a. bei der Kommunikation von Kooperationsangeboten an die regionalen Clusterakteure. Neben inhaltlichen Synergien im Handlungsfeld Photonik für Kommunikation und Sensorik zeigte insbesondere das Handlungsfeld Lichttechnik ein starkes Interesse an einer vertieften Einbindung im Bereich intelligenter Straßenbeleuchtung. 5G BERLIN ist ein Cross Cluster-Projekt der Cluster Optik und Photonik sowie IKT, Medien und Kreativwirtschaft und das erste Berliner GRW-Innovationscluster. Nach einem erfolgreichen Auftakt in 2017 fanden am 17. und 18. Oktober 2018 zum zweiten Mal die Photonik Tage Berlin Brandenburg statt. Es kamen über 600 internationale Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu den insgesamt neun parallel stattfindenden Work39 shops mit über 160 Vorträgen. Die Themen zogen sich durch fast alle Bereiche der angewandten Photonik, von Spektroskopie über Solarenergie bis zu Sensoren für autonomes Fahren und Quantentechnologien. Neben einer Begleitausstellung mit über 50 Ausstellern, darunter zahlreiche internationale Unternehmen und Forschungseinrichtungen, gab es auch eine Stellenbörse mit über 100 Stellenanzeigen. Die Photonik Tage Berlin Brandenburg sind die bedeutendste Veranstaltung der Branche in der Hauptstadtregion. Sie ermöglichen den fachlichen Austausch über neue Technologietrends und machen darüber hinaus die Potenziale der hier ansässigen Unternehmen und Forschungseinrichtungen national und international sichtbar. Die Veranstaltung wurde vom Clustermanagement Optik und Photonik unter Federführung des OptecBB e. V. organisiert. Cluster Energietechnik • 38.420 Beschäftigte in Berlin (Hauptstadtregion: 59.181) • 3.370 Unternehmen in Berlin (Hauptstadtregion: 6.547) • 21,06 Mrd. Euro Umsatz in Berlin (Hauptstadtregion: 28,02 Mrd. Euro) Berlin ist traditionell führender Energietechnikstandort Deutschlands. Die Hauptstadt ist Vorreiter bei der Entwicklung von Smart Grids, Speicherkonzepten und innovativen Lösungen zur Systemintegration. Neben Global Playern wie Siemens sorgen gerade die vielen kleinen und mittleren Unternehmen (darunter auch Hidden Champions) für eine anhaltende und überdurchschnittliche Innovationsdynamik bei der Entwicklung, Erprobung und Anwendung neuer Energietechnologien. Hierbei profitieren die Akteure von der renommierten und vielfältigen Wissenschaftsund Forschungslandschaft Berlins. Über 1.100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an über 30 Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen forschen zu allen Themenstellungen rund um die Energiewende. Schwerpunktthemen in der Energietechnik sind bereits heute die Digitale Vernetzung und sich daraus ableitende Möglichkeiten wie die der Sektorenkopplung (Strom, Verkehr und Wärme) und der Systemintegration von Erneuerbaren Energien. Damit einher 40 geht die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle, die in Berlin insbesondere von Startups stark vorangetrieben wird. Mit Leuchtturmprojekten, Demonstrations- und Anwendungsprojekten will die Hauptstadtregion in den nächsten Jahren verstärkt zeigen, wie die (urbane) Energiewende gelingen kann. Ein besonders wichtiges Projekt, mit Ausstrahlungswirkung über die regionalen und nationalen Grenzen der Hauptstadtregion hinaus, stellt WindNODE („Wind in Nordostdeutschland“) dar. Über 70 Partner aus Wirtschaft, Forschung und Zivilgesellschaft arbeiten seit Anfang 2017 im Projekt „WindNODE – Das Schaufenster für intelligente Energie aus dem Nordosten Deutschlands“ an der Frage, wie die Stromnetze auch dann stabil gehalten werden, wenn mittelfristig bis zu 65 % des Stroms aus erneuerbaren Quellen stammen. Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mit Fördermitteln in Höhe von rund 36,5 Mio. € ausgestattete Verbundprojekt befindet sich in der Halbzeit seiner vierjährigen Laufzeit. Ein zentraler WindNODE-Baustein – die Flexibilitätsplattform (entwickelt u. a. von 50 Hertz und Stromnetz Berlin) – startete Ende 2018 in den Testbetrieb. Von ihr sollen der Netzbetrieb, die Erzeugung, der Handel, die Speicheranbietenden sowie die Verbraucherinnen und Verbraucher gleichermaßen profitieren. Anbietende erhalten zum Beispiel eine Vergütung für bislang ungenutzte Flexibilität bei Stromverbrauch oder -erzeugung vom Netzbetreiber. Der Stromkunde wiederum profitiert, weil sich die Flexibilitätsplattform künftig preisdämpfend auf die Netzentgelte auswirken könnte. Zudem wird insgesamt mehr Strom aus erneuerbaren Quellen genutzt und somit ein Beitrag zur CO2-Reduktion geleistet. Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie beteiligt sich mit drei Teilvorhaben direkt an WindNODE und verantwortet unter anderem das „begehbare Inhaltsverzeichnis“ WindNODE Live!, das seit Anfang 2018 durch die WindNODE-Region tourt und bereits an 14 verschiedenen Stationen die WindNODE-Inhalte präsentierte. Darüber hinaus wurde von Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie im Jahr 2018 erstmals eine WindNODE Challenge in Form eines Ideenwettbewerbs ausgerichtet. III. Wirtschaft Mit der Umsetzung des Berliner Energie- und Klimaschutzprogramms 2030 (BEK 2030) werden weitere wichtige Projekte zur Entwicklung und Erprobung innovativer Energietechniktechnologien möglich, so z. B. im Bereich urbaner Energiewendeinnovationen oder im Rahmen von Quartiersentwicklungen. Auf dieser Grundlage war das Clustermanagement auch 2018 aktiv bei Projektinitiierungen, wie z. B. bei der Ausschreibung des BMWi „Modellvorhaben Wärmenetzsysteme 4.0“: Mit den „Modellvorhaben Wärmenetzsysteme 4.0“ wurde vom BMWi Mitte 2017 erstmals eine systemische Förderung im Bereich der Wärmeinfrastruktur ausgeschrieben. Das zu fördernde Wärmenetz soll sich durch hohe Anteile erneuerbarer Energien, die effiziente Nutzung von Abwärme und ein deutlich niedrigeres Temperaturniveau im Vergleich zu klassischen Wärmenetzen auszeichnen. Gefördert wird zunächst eine Machbarkeitsstudie. Der durch das Clustermanagement flankierte Projektantrag der Vattenfall Wärme AG Berlin und der Technischen Universität Berlin als Partner wurde vom Fördermittelgeber positiv evaluiert und für die Umsetzung freigegeben. Nach erfolgreichem Abschluss der Machbarkeitsstudie ist die Realisierung des Wärmenetzes am Standort der TU Berlin vorgesehen. Das BMWi fördert die Realisierung mit bis zu 15 Mio. €. Dies umfasst dabei sowohl Kooperationen mit wissenschaftlichen Einrichtungen zur Unterstützung, Planung, Realisierung und Optimierung, die Evaluation des Wärmenetzes als auch die Beschaffung technischer Anlagen und die Entwicklung neuer innovativer Einzeltechnologiekomponenten. Das Projekt hat für die Berliner Energiewende eine sehr große Bedeutung, da es sich dem Thema der zukünftigen und nachhaltigen Wärmeversorgung von Quartieren und Stadtteilen widmet und die Ergebnisse in Teilen auf andere Wärmenetzstrukturen in Berlin übertragbar sind. Weitere Projekte sollen das Profil und die Wahrnehmung der Hauptstadtregion als innovativen Standort für Energiewende-Technologien in den kommenden Jahren weiter national und international stärken. Internationalisierung ist eine der Leitlinien in der innoBB 2025 und damit auch ein Kernanliegen in der Clusterarbeit. Mit dem „Urban Energy Forum“, das erstmals in 2018 vom Berlin Brandenburg Energy Network und der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe ausgerichtet wurde, wurde ein Veranstaltungsformat für die internationale B2B-Vernetzung im Bereich der urbanen Energietechnik entwickelt. Das Urban Energy Forum knüpft unmittelbar an den jährlich stattfindenden internationalen Energiewendekongress des Bundes „Berlin Energy Transition Dialogue“ an und bietet der regionalen Energiewirtschaft eine Plattform, um Berlin vor internationalem Fachpublikum als vielversprechenden Innovations- und Kompetenzstandort positionieren und präsentieren zu können. Der Fokus des „Urban Energy Forum“ liegt auf der urbanen Dimension der Energiewende. Die Themenschwerpunkte waren in 2018: „Sector coupling for smarter cities“. Ziel ist es, eine Veranstaltungsreihe zu etablieren, die die urbanen Herausforderungen rund um das Thema Energiewende global beleuchtet, Lösungsansätze und neueste (technologische) Entwicklungen / Projekte / Geschäftsmodelle / Geschäftsfelder aufzeigt und die Hauptstadtregion als wichtigen Player bei Energiewende-Innovationen international mitdenkt. Die stärkere Verzahnung der Energieforschung und deren verstärkte Einbindung in Projekte mit regionalen Wirtschaftsunternehmen ist ein weiteres wichtiges Anliegen / Tätigkeitsfeld der Clusterarbeit. Dies zeigte u. a. die Mitorganisation der Kick-off-Veranstaltung im Rahmen der „Wiederbelebung“ des Innovationszentrums Energie an der TU Berlin im Januar 2019. Clean Technologies Nachhaltige Wasserwirtschaft Da die Hauptstadtregion inmitten einer gewässerreichen, aber dennoch wasserarmen Region liegt, haben innovative, wasserwirtschaftliche Konzepte in Berlin eine lange Tradition. Die „Blaue Metropole“ hat sich zu einem international anerkannten Kompetenzstandort der nachhaltigen Wasserwirtschaft entwickelt. Neben einer Vielzahl innovativer Unternehmen, die im Bereich der Wasserwirtschaft sowie der Umwelt- und Abwassertechnik aktiv sind, ist mit den Berliner Wasserbetrieben (BWB) Deutschlands 41 größter Serviceprovider im Wasserbereich in Berlin ansässig. Gepaart mit einem breiten Angebot in der wasserbezogenen Forschung an Universitäten, insbesondere der Technischen Universität (TU), und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, wie etwa dem Kompetenzzentrum Wasser Berlin (KWB), sowie der Präsenz zahlreicher wasserwirtschaftlicher Institutionen, ist die gesamte Bandbreite der wasser- und abwasserwirtschaftlichen Kompetenzen vorhanden, um für regionale aber auch internationale Herausforderungen innovative Lösungskonzepte zu entwickeln, umzusetzen und zu betreiben. Das im August 2012 von über 30 Unternehmen und Berliner Forschungseinrichtungen gegründete GRWNetzwerk AQUANET-BB – Netzwerk für intelligente Wasserinfrastruktursysteme hat sich als Plattform für Erfahrungsaustausch, Wissenstransfer, Projekte und Kooperationsanbahnungen zwischen mittelständischen Unternehmen und Wissenschaftseinrichtungen erfolgreich etabliert und ist zu einem wichtigen Ansprechpartner und Treiber bei der Umsetzung von Berliner Wasserthemen geworden. Seit vier Jahren lobt das Netzwerk einen AQUA AWARD und AQUA SCIENCE AWARD aus Das Kompetenzzentrum Wasser Berlin (KWB) ist als gemeinnützige GmbH und Zentrum für angewandte Wasserforschung 2001 gegründet worden. Traditionelle Bereiche des urbanen Wasserkreislaufs wie Grundwasser, Wasser- und Abwassertechnik, Kanalnetzbewirtschaftung und Gewässerschutz werden heute in die Entwicklung von Forschungsprojekten zu Zukunftsthemen wie Digitalisierung, Ressourceneffizienz, Energie und Klimaresilienz integriert. Ein Beispiel dafür ist das Projekt „Sema“, bei dem es unter Nutzung von existierenden Daten des Berliner Abwasserkanalsystems und der Kanalumgebung um die Vorhersage von Kanalalterungen geht. Im Projekt Flusshygiene wurde mit dem Ziel, Berlins Badefreudige zu informieren und zu schützen, ein Vorhersagemodell zu kurzzeitig auftretenden hygienischen Verschmutzungen und deren Ausbreitung in Flüssen entwickelt. Das Netzwerk e.qua, das erfolgreich dem GRW-Förderzeitraum entwachsen ist, ist ein Verbund von Unternehmen, der an der Schnittstelle zwischen Energie und Wasser bundesweit Projekte auf dem Gebiet der Wärmerückgewinnung aus Abwasser realisiert. In Form von Beratung, Projektimpulsen und Förderprojektbegleitung unterstützt das Netzwerk Unternehmen in den Bereichen Strom-, Wärme- und Wertstoff(rück)gewinnung aus Trink- und Abwasser. E.qua hat im Jahr 2018 gemeinsam mit der Brandenburgischen Wasserakademie und dem Vulkan Verlag das neue Messeformat TAUSENDWASSER ins Leben gerufen, das vom 27. bis 28. März 2019 im Filmpark Babelsberg stattfand. Ali Al-Hakim Geschäftsführer BOREAL LIGHT GmbH 1. Sie entwickeln Wasserentsalzungsanlagen – wo kommen diese schwerpunktmäßig zum Einsatz? Unsere solarbetriebenen Wasserentsalzungsanlagen werden derzeit hauptsächlich in Afrika eingesetzt: In vielen afrikanischen Regionen existiert keine funktionierende Elektrizitäts- und Wasserinfrastruktur. 80 % unserer Anlagen sind derzeit in Kenia aufgestellt, wobei wir aber auch Anlagen in Somalia und vor kurzem in Jemen aufgestellt haben. 42 Politik und Verwaltung in der Hauptstadt bekennen sich zur Bedeutung des Themas Wasser und zu einer Nachhaltigen Wasserwirtschaft. Dokumentiert wurde 2. Ihr Unternehmen wurde im Technologiepark Adlershof gegründet – war die Standortwahl eine gute Entscheidung? Es war eine der besten Entscheidungen, die wir für unser Unternehmen getroffen haben. Der Standort Adlershof war entscheidend für unser Wachstum. Wir sind jedoch Anfang des Jahres nach Berlin-Lichtenrade umgezogen, weil wir die Produktion auf Hochtouren fahren möchten und hierfür große Hallen benötigen. 3. Ihr Startup wurde als „European Food Startup of the Year“ prämiert. Gibt solch eine Prämierung Schwung für neue Ideen? Wir konnten das Preisgeld nutzen, um eine Anlage vorzufinanzieren, damit wir den Menschen vor Ort das Wasser für ein Zehntel des marktüblichen Preises anbieten können. Nebenbei konnten wir dadurch viele interessante Kontakte knüpfen. III. Wirtschaft dies u. a. durch den Beitritt Berlins zur Initiative „Blue Community“ durch Beschluss des Abgeordnetenhauses vom 22. März 2018, dem Weltwassertag. Es geht dabei u.a. um den Schutz der Qualität des städtischen Trinkwassers sowie der Berliner Flüsse und Seen und die Förderung von Berliner Leitungswasser gegenüber Flaschenwasser. Mit über 400 Unternehmen und weit mehr als 8.500 Beschäftigten (Stand 2015) ist die Kreislaufwirtschaft ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in der Hauptstadt. Das Spektrum reicht von den klassischen Entsorgern über Technologieentwickler bis zu Startups, die aus Sekundärrohstoffen innovative Produkte für ein umweltbewusstes Publikum herstellen. Ein weiterer wichtiger Schritt war die Gründung der Berliner Regenwasseragentur im Mai 2018, einer Initiative des Landes und der Berliner Wasserbetriebe. Ziel ist die Umsetzung eines innovativen, wirkungsvollen und nachhaltigen Managements von Regenwasser, das bei Starkregenereignissen zu einer echten Bedrohung werden kann und doch auch eine wichtige Ressource für ein lebenswertes und klimaangepasstes Berlin ist. Die Unternehmen der Berliner Kreislaufwirtschaft verfügen über umfassendes Know-how in den Bereichen Kreislaufwirtschaft Das Land Berlin bekennt sich zum Leitbild „Zero Waste“ und ist bestrebt, die bestehende Abfallwirtschaft zu einer modernen und möglichst geschlossenen Kreislaufwirtschaft weiterzuentwickeln. Durch Maßnahmen zur Abfallvermeidung und Wiederverwendung sollen Abfälle nach Möglichkeit gar nicht erst entstehen. Ist eine Wiederverwendung oder Vorbereitung zur Wiederverwendung ausgeschlossen, sollen die im Abfall enthaltenen Wertstoffe einer Wiederverwertung zugeführt werden. Bei der Verwirklichung dieser Ziele leisten die Akteure der Kreislaufwirtschaft einen maßgeblichen Beitrag. • • • • Abfallsammlung und -transport Abfallverwertung Mülltrennung und Sortiertechnik sowie Recycling. Im Bereich der Kreislaufwirtschaft haben sich Akteure zu Netzwerken zusammengeschlossen, um gemeinsam für die Schließung von Stoffkreisläufen (ClosedLoop), für nachhaltigere Produktions- und Managementprozesse und für Ressourcenschutz in der Wirtschaft einzutreten. Mit dem „Circular Economy Lab“ entwickelt das „CRCLR – Circular Economy Netzwerk“ einen 2.500 m2 großen Hub für die Kreislaufwirtschaft, in dem es als Aggregator einen zentralen Umsetzungsort für Knowhow, Netzwerk-Kontakte und nachhaltige Lösungsansätze im Bereich einer umfassenden, branchenübergreifenden Circular Economy anbieten wird. 43 III.5 Dienstleistungen Zum Stichtag 30. Juni 2018 waren im Land Berlin rund 1,28 Mio. sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, das sind rund 86 % aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, im Dienstleistungsbereich tätig. hin über dem Bundesdurchschnitt. Der geschätzte Gesamtumsatz des Berliner Einzelhandels innerhalb und außerhalb von Verkaufsräumen (inklusive interaktiver Handel, aber ohne Kfz, Tankstellen, Brennstoffhandel und Apotheken) betrug 2018 ca. 18 Mrd. €. Die Zahl der Arbeitsplätze in den Dienstleistungsbranchen stieg nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 43.000 bzw. 3,5 % an. Rund 54 % aller in diesem Bereich sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sind weiblich. Insbesondere weisen der Handel, das Gesundheitsund Sozialwesen sowie die freiberuflichen wissenschaftlichen und technischen Dienstleister einen überdurchschnittlich hohen Frauenanteil auf. Auch die Zahl der Beschäftigten ist erneut gewachsen. Besonders erfreulich ist dabei, dass wie in den vergangenen Jahren auch bei den Vollzeitkräften ein Plus zu verzeichnen ist. Im Vergleich zu 2017 wuchs die Gesamtzahl um 1,1 %. Bei Vollzeitbeschäftigten waren es 0,9 %. Insgesamt gab es im Berliner Einzelhandel 2018 allein rund 118.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Starke Beschäftigungszuwächse entstanden in mehreren Branchen, darunter bspw. „Information und Kommunikation“ (+9.800), Gesundheits- und Sozialwesen (+6.200) und „Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen“ (+6.000). Dies unterstreicht die insgesamt hohe Dynamik des tertiären Sektors in Berlin. Ausdruck der intakten Konsumkräfte am Standort Berlin ist die Umsatzbilanz im Einzelhandel, die 2018 das achte Jahr in Folge positiv ausfiel. Nach Berechnungen des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg legte der Einzelhandel nominal um 3,2 % (2017: +7,5 %) und real um 2,2 % (2017: +6,4 %) gegenüber dem Vorjahr zu. Damit ist der Wirtschaftszweig in Berlin zwar nicht mehr ganz so stark wie 2017 gewachsen, liegt aber weiter- Bei den Neueintragungen für die Ausbildungsberufe Einzelhandelskaufmann / Einzelhandelskauffrau und Verkäufer / Verkäuferin gab es 2018 einen leichten Zuwachs von 955 auf 962 bzw. 540 auf 563. Im neuen Ausbildungsberuf Kaufmann/frau im E-Commerce engagieren sich 52 neue Auszubildende. Mit insgesamt 3.250 Ausbildungsplätzen zählt der Einzelhandel weiterhin zu den stärksten Ausbildungsträgern bei den Dienstleistungsberufen der Berliner Wirtschaft. Die durch in- und ausländische Touristinnen und Touristen getätigten Einkäufe im Berliner Einzelhandel sind inzwischen zu einem bedeutenden Umsatzfaktor geworden. 2018 wurde das hohe Niveau der beiden Vorjahre übertroffen und fast die Marke von 33 Mio. Top 10 - Beschäftigte1 der Dienstleistungsbranchen 2018 absolut und prozentuale Veränderung gegenüber 2017 in % +2,9 Gesundheits- und Sozialwesen +2,4 Handel, Instandhaltung, Reparatur von Kfz Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen +4,2 Erbringen von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen +4,2 +10,8 Information und Kommunikation +4,2 Erziehung und Unterricht Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherungen +3,1 +2,3 Gastgewerbe -1,1 Verkehr und Lagerei Erbringung von sonstigen Dienstleistungen absolute Anzahl der SvB in Tausend 50 +1,8 75 100 Quelle: Bundesagentur für Arbeit 1 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (Stand 30.6. des jeweiligen Jahres) 44 125 150 175 200 225 250 III. Wirtschaft Milena Glimbovski Geschäftsführerin, Original Unverpackt GmbH 1. Mit der Umsetzung Ihrer Geschäftsidee haben Sie dem überbordenden Verpackungsmüllproblem den Kampf angesagt – mit großem Erfolg. Hand auf´s Herz: haben Sie damit gerechnet? Ehrlicherweise habe ich noch nicht einmal gewagt so groß zu träumen. Heute gibt es über 130 Unverpackt-Läden allein in Deutschland und hunderte weltweit, die wir inspiriert haben. So etwas kann man nicht planen. Besonders freue ich mich über die gesellschaftliche Entwicklung, die Auseinandersetzung mit dem Thema Plastik, Verpackungen und Müll und den beginnenden Wandel bei den großen Handelsketten. Übernachtungen erreicht. Nach Schätzungen des HBB haben in- und ausländische Gäste am Jahresumsatz des Einzelhandels im engeren Sinne (innerhalb und außerhalb von Verkaufsräumen, inklusive interaktiver Handel, ohne Kfz, Tankstellen, Apotheken und Märkte) einen Anteil von ca. 26 % (etwa 4,7 Mrd. €). Die Herausforderungen für den stationären Handel wachsen weiter. Die Chancengleichheit mit dem E-Commerce ist ein dominierendes Thema und wird es auf absehbare Zeit bleiben. Der grundlegende Wandlungsprozess im Einzelhandel wird mit dem Fortschritt der Digitalisierung von Jahr zu Jahr deutlicher. Hohe Wachstumsraten des Onlinehandels erhöhen den 2. Kürzlich sind Sie zur Unternehmerin des Jahres in Berlin gekürt worden. Welchen Tipp geben Sie Frauen, die selbst ein Unternehmen gründen wollen, aber noch zögern? Die meisten Frauen, mit denen ich sprach, meinten sie könnten nicht alleine gründen. Sie warten auf den oder die perfekte Partner*in. Die wird aber nicht kommen. Stattdessen muss man prüfen, wo hat man Wissenslücken, wo braucht man Unterstützung und ist diese in Form von Coachings oder freien Mitarbeiter*innen zu finden? Dann kann man direkt loslegen. 3. „Unverpackt“ hat sich als erster Supermarkt weltweit dem Zero-Waste-Lifestyle gewidmet – das klingt, als hätten Sie noch Großes vor. Wir waren nicht der allererste lose Laden, aber vielleicht der erste, der versuchte, dem Zero WasteLifestyle eine Anlaufstelle zu geben. Aber tatsächlich haben wir noch viel vor. Zum einen wollen wir mehr eigene Läden eröffnen, vielleicht doch ein Social Franchise ausrollen, und vielleicht auch bald in andere Länder expandieren. Es gibt noch viele Länder, die noch einen kleinen Zero Waste-Anstoß brauchen. Druck auf den stationären Handel. In Berlin, wo sich Jahr für Jahr immer mehr IT-Startups ansiedeln, wird diese Entwicklung besonders deutlich. Die Zukunft des stationären Einzelhandels und der hier agierenden Unternehmen wird in erster Linie davon bestimmt, wie es ihnen gelingt, die neuen Möglichkeiten gezielt für ihre Kunden nutzen. Ob Online-Shop oder Soziale Plattformen, Computer oder Smartphone, jedes Unternehmen muss entsprechend seinen Kunden und den Branchen bzw. produktspezifischen Gegebenheiten den richtigen Mix finden. Dort wo es sinnvoll ist, müssen neue technologische Möglichkeiten für Verkauf, Kommunikation und Marketing im stationären Handel genutzt werden. 45 III.6 Tourismus / Kongresse / Gastgewerbe Die Berliner Beherbergungsbetriebe hießen 2018 13,5 Mio Gäste willkommen. Dies entspricht einem Zuwachs von 4,1 % gegenüber 2017. Die Zahl der Übernachtungen stieg um 5,5 % auf 32,8 Mio. Die Hauptstadt positioniert sich damit erneut als eine europäische Tourismus-Top-Destination. Beliebt ist Berlin auch bei internationalen Gästen: 5,4 Mio. Besucherinnen und Besucher aus dem Ausland (+5,9 %) blieben im Durchschnitt 2,8 Nächte (+7,9 %). Die meisten Gäste kamen aus Großbritannien, den USA und Spanien. Rund 46 % aller Übernachtungen in der Hauptstadt sind internationalen Ursprungs. Mit 798 Einrichtungen hat sich die Zahl der Berliner Beherbergungsbetriebe gegenüber 2017 um 1 % erhöht. Der Effekt der Tourismusindustrie für Berlin ist beträchtlich: So belegt die letzte Erhebung aus 2016, dass die beteiligten Firmen einen Bruttoumsatz von 11,58 Mrd. € generieren und die Branche direkt und indirekt Beschäftigung und Lebensgrundlage für 235.000 Berlinerinnen und Berliner schafft. Auch im Jahr 2018 konnte sich Berlin neben Paris, Wien, Madrid und Barcelona in der TOP 5 Statistik des internationalen Kongressverbandes ICCA positionie- ren. Im vergangenen Jahr besuchten etwa 12 Mio. Teilnehmerinnen und Teilnehmer (2017: 11,7 Mio.) rund 143.000 Veranstaltungen in Berlin (2017: 140.200). Tagungen und Kongresse generierten 2018 einen Gesamtumsatz von 2,63 Mrd. € (2017: 2,51 Mrd. €). Einen wesentlichen Anteil machen dabei die erstmals über acht Mio. Kongress-Übernachtungen in Berliner Hotels aus. Der Veranstaltungsmarkt sichert damit rund 44.100 Vollzeitarbeitsplätze (2017: 43.200 Vollzeitarbeitsplätze). Die Branche hat sich zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor für Berlin entwickelt. Mit dem Tourismuskonzept 2018 + hat Berlin in diesem Jahr begonnen, die sozialen und ökologischen Auswirkungen der wachsenden Branche zu adressieren und das Thema über das klassische Hotelgeschäft hinaus zu betrachten. Hintergrund sind vermehrte Anzeichen einer Übernutzung in stark frequentierten Innenstadtbereichen und damit verbunden ein Konkurrenzdruck in Bezug auf die Belange der Berliner Stadtbevölkerung. Kernthemen des Konzeptes sind: • die Außenbezirke in ihrer touristischen Entwicklung zu fördern, um sie an der Wertschöpfung zu beteiligen und die Innenstadtbezirke zu entlasten, • ein besseres Verständnis für die Besucherströme in der Stadt zu entwickeln, Übernachtungen in Berliner Beherbergungsbetrieben absolut und Veränderung gegenüber Vorjahr in % 35,00 30,00 Millionen 25,00 20,00 15,00 +14,5 +6,5 +5,8 +14,1 0,00 Inland +0,5 2008 +6,4 +7,6 2009 2010 Ausland Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg 46 +8,1 +3,9 -1,4 +7,9 +8,7 10,00 5,00 +9,1 +9,2 +6,7 +9,1 2011 2012 +7,5 +5,3 +2,5 +1,7 2013 2014 2015 2016 +1,6 +3,6 2017 2018 III. Wirtschaft Andreas Behrens Geschäftsführer Stern und Kreisschifffahrt Berlin 1. Laut einer aktuellen IBB-Studie verdankt allein der Berliner Einzelhandel gut ein Viertel seines Jahresumsatzes dem Tourismus. Wie sieht das in der Fahrgastschifffahrt aus? In der Fahrgastschifffahrt liegt der Anteil noch wesentlich höher. Im Bereich der Berliner City ungefähr bei 90 %. Aber auch die Touren im Havel-/ Wannseegebiet und die Spreefahrten Richtung Müggelsee werden bei den Touristen immer beliebter. Das liegt auch daran, dass wir mit unseren Audio Guides inzwischen bis zu 11 Fremdsprachen anbieten. • die Akzeptanz der Berlinerinnen und Berliner für die Gäste der Stadt zu erhöhen, • den Übernutzungserscheinungen durch eine intensivierte Pflege des öffentlichen Raums sowie einem Bewusstseinswandel bei Bewohnerinnen und Bewohnern sowie Besucherinnen und Besuchern zu begegnen, • die touristisch bedingten Verkehrsbelastungen zu senken. Auch die im Jahr 2018 aus den „Zuschüssen für besondere touristische Projekte“ geförderten Vorhaben fügen sich durch soziale, ökonomische und / oder ökologische Nachhaltigkeit in den strategischen Ansatz 2. Nachhaltigkeit spielt auch in Ihre Branche eine immer größere Rolle. Wie gehen Sie dieses Thema konkret an? Wir sind seit über 10 Jahren dabei, unsere Flotte durch Neumotorisierungen unserer Schiffe und durch die Nachrüstung von Abgasfiltersystemen schadstoffärmer zu machen. Wir sind an einem Pilotprojekt der Senatsverwaltung für Umwelt zur Nachrüstung von Rußpartikel- und NOX-Katalysatoren beteiligt. Geplante Neubauten werden als Hybridfahrzeuge gebaut werden. Im gastronomischen Bereich versuchen wir, weitestgehend auf Einweggeschirr zu verzichten. Wo das nicht funktioniert, setzen wir auf kompostierbare Materialien. 3. Wenn einer Experte für Berliner Brücken ist, dann sind Sie das; Hand aufs Herz: Welche gefällt Ihnen am besten? Am besten gefallen mir Brücken, die nicht saniert werden müssen, denn die Instandsetzung von Brücken führt immer auch zu Einschränkungen des Schiffsverkehrs, insbesondere auf der Spree. Da machen die Schleusen schon genug Ärger. Aber schlussendlich gefällt mir die Oberbaumbrücke immer wieder am besten. des Tourismuskonzeptes 2018 + ein und unterstützen die im Konzept formulierten tourismuspolitischen Zielsetzungen des Landes Berlin auf herausragende Weise. Beispielsweise werden aus den Mitteln wichtige strategische Projekte wie die Erfassung von Besucherströmen (Monitoring), die Erstellung einer Definition des Begriffs „Qualitätstourismus“ und die Einrichtung eines 7-köpfigen Teams bei visitBerlin, das die Bezirke bei ihren touristischen Anliegen berät und bei der Umsetzung ihrer Vorhaben unterstützt, gefördert. Es werden aber auch kleinere ad-hoc Projekte finanziert, wie die Erstellung eines GoingLocal Magazins, der Dreh eines touristischen Imagefilms für TempelhofSchöneberg, die Erstellung von Entdeckertouren durch Lichtenberg oder die Konzeption einer Dauerausstellung zur Eiszeit im Wuhletal. 47 III.7 Handwerk Der Berliner Konjunkturbericht der Handwekskammer Berlin bescheinigte dem Berliner Handwerk im Herbst 2018 Hochstimmung. Die Geschäftserwartungen für die kommenden Monate erreichten den bisher höchsten jemals gemessenen Wert: der Geschäftsklimaindex betrug 139 Punkte. Die Stimmung war in allen Handwerksbranchen bei anhaltend guter Auftragslage und Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen positiv. 96 % der Betriebe bewerteten ihre aktuelle Geschäftslage als gut oder zufriedenstellend. Die Produktions- und Dienstleistungskapazitäten waren zu 90,1 % ausgelastet. 90 % der Betriebe haben ihren Personalstamm erhalten oder aufgestockt. Aufgrund der Schwierigkeit, qualifiziertes Personal zu finden, konnten nicht alle Betriebe ihre Beschäftigungspläne umsetzen. Das Ausbaugewerbe nahm den Spitzenplatz unter den Berliner Handwerksunternehmen ein. Das Kraftfahrzeuggewerbe erreicht den niedrigsten Wert. Doch die zu Beginn des Jahres 2018 einsetzende spürbare Erholung des handwerklichen Kraftfahrzeuggewerbes setzte sich auf einem stabileren Fundament fort. Auch im Gesundheitsgewerbe zeigte sich endlich wieder ein deutlich positiver Trend. Die 68,5 % der Berliner Handwerksbetriebe aus dem Baugewerbe und der Gruppe der Handwerke für den gewerblichen Bedarf prägten das Konjunkturbild. Das Auftragspolster in diesem Bereich war auf nunmehr 12,5 Wochen angewachsen. 53 % der Betriebe berichteten von gestiegenen Auftragseingängen, 41 % sahen weitere Zuwächse. Entscheidend für die gute Stimmung ist auch die Entwicklung der Umsätze. Der Anteil der Betriebe mit Umsatzsteigerungen ist im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozentpunkte angewachsen und lag nun bei 43 %. Gleichzeitig hat sich der Anteil der Betriebe mit Umsatzeinbußen um fünf Prozentpunkte auf nunmehr 7 % verringert. Die Stimmung unter den Berliner Bäckern, Fleischern und Konditoren blieb mit 127 Punkten auf einem guten Niveau. Jeder zweite Betrieb sah sich allerdings zu Preissteigerungen gezwungen, wobei die Nachfrage stabil bis steigend ist. Die Beschäftigungssituation im Nahrungsmittelgewerbe ist ein einschränkender Faktor, es fehlen geeignete Bewerberinnen und Bewerber. Die Beschäftigungspläne waren weiterhin expansiv ausgerichtet. 48 Einen neuen Rekord gab es im Bereich der persönlichen Dienstleistungen, mit 122 Punkten erreichte das Stimmungsbarometer ein Allzeithoch. Ausdruck für die gute Lage war hier unter anderem der Beschäftigungssaldo. Im Herbst 2017 und Frühjahr 2018 war er jeweils noch zweistellig im negativen Bereich. Nun zeigte der Positivsaldo von acht Punkten, dass diese Handwerkbranche endlich wieder Beschäftigung aufbauen konnte. Auch die Betriebsstatistik der Handwerkskammer Berlin zeigte sich positiv: 30.420 Handwerksbetriebe zum Jahresende 2018, das waren 842 Betriebe mehr als noch im Vorjahr. Sowohl die Zahl der Betriebe als auch die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und der Auszubildenden ist weiterhin auf hohem Niveau. Damit trägt das Handwerk maßgeblich zur guten wirtschaftlichen Entwicklung Berlins bei. Rund 180.000 Beschäftigte fanden 2018 in den Berliner Handwerksbetrieben eine Beschäftigung. Ca. 9.500 junge Menschen wurden in einem handwerklichen Beruf ausgebildet, davon sind mehr als 22 % weiblich. 1.235 junge Menschen mit einem ausländischen Pass befanden sich 2018 in einem Ausbildungsverhältnis. 345 Ausbildungsverträge wurden mit jungen Leuten aus den acht häufigsten nichteuropäischen Asylzugangsländern abgeschlossen. Aktionsprogramm Handwerk 2018-2020 Mit dem „Aktionsprogramm Handwerk 2018-2020“ setzen der Berliner Senat und das Berliner Handwerk ihre intensive und erfolgreiche Zusammenarbeit der vergangenen Jahre fort. Gemeinsam werden konkrete Maßnahmen umgesetzt, innovative Lösungen entwickelt und die für die Stadt so wichtigen Fachkräfte gewonnen und gebunden. Zugleich wird die Wahrnehmung von „Handwerk“ in der Öffentlichkeit gestärkt. Die 33 konkreten Einzelmaßnahmen sollen im Zeitraum von 2018 bis 2020 in Kooperation zwischen dem Berliner Handwerk und dem Berliner Senat umgesetzt werden. Eine bedeutende Investition für die Zukunft, Fundament für Selbstständigkeit und beruflichen Erfolg ist ein Meistertitel im Handwerk. Er steht für eine hochqualifizierte Ausbildung und Fachwissen, ist ein wichtiges Gütesiegel und ein Aushängeschild für jeden Betrieb, das Vertrauen erweckt. III. Wirtschaft Josephin Süßer, Dachdeckermeisterin Fa. Süßer Dachdeckerei und Solartechnik GmbH 1. Obgleich Sie noch sehr jung sind, zeigt Ihr bisheriger Lebenslauf, dass Sie Dachdeckerin aus Leidenschaft sind. Was fasziniert Sie an diesem Beruf? Die Vielseitigkeit des Berufsbildes, jeden Tag eröffnet sich eine neue Herausforderung, der Umgang mit den Menschen und die Langlebigkeit der Handwerksarbeit. Die Baustellen sind auf die Stadt verteilt, dadurch habe ich ständig Kontakt mit anderen Menschen und kann jeden Tag in die Gesichter zufriedener Kunden sehen. Der Meisterbrief ist eine exzellente Garantie für handwerkliche Praxis und betriebswirtschaftliches Denken. Er ermöglicht es Meisterinnen und Meistern, Wissen weiterzugeben und junge Menschen für berufliche Ausbildung zu begeistern. Um jungen Handwerksmeisterinnen und -meistern den Schritt in die Selbstständigkeit zu erleichtern, bietet das Land Berlin seit vielen Jahren über das zu 50 % mit Mitteln der EU kofinanzierte Programm Meistergründungsprämie schnell und unbürokratisch finanzielle Unterstützung an. Die Prämie wurde 2018 erhöht und kann nun bis zu 15.000 € betragen. Die Erhöhung hebt die Bedeutung des qualifizierten Handwerks für den Standort Berlin deutlich hervor. Die Auszahlung der Meistergründungsprämie erfolgt in zwei Stufen: 2. Beim Handwerk läuft’s zurzeit sehr gut – wie lange hält dieser Boom aus Ihrer Sicht noch an? Der Boom ist den schwachen Zinsen und vor allem dem Bedarf an Wohnraum und Sanierung geschuldet. Die Menschen wollen für sich und ihre Nachkommen Werte schaffen. Durch den anhaltenden Nachwuchsmangel können die aus Altersgründen ausscheidenden Mitarbeiter nicht ersetzt werden. Das bedeutet eine Vollbeschäftigung für die verbleibenden Mitarbeiter. 3. Wenn jemand das beantworten kann, dann Sie: Wie sieht Berlin im Sommer vom Dach aus aus? Phantastisch! Die Stadt von den Dächern aus zu sehen, ist höchst beeindruckend, da an jeder Ecke ein Wahrzeichen zu erkennen ist, mit dem die Stadt verknüpft ist. Auch das Grün der Stadt fällt sehr auf. Spannend sind auch die Dachgärten und nutzbare Dachflächen in urbaner Lage. in der ersten Stufe (Gründungsphase) erhalten die Meisterinnen und Meister 8.000 €; in der zweiten Stufe (nach drei Jahren) weitere 5.000 €, sofern sie einen Ausbildungsplatz oder sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz geschaffen haben. Sollte es sich um einen Ausbildungsplatz in einer mit weiblichen Arbeitskräften gering besetzten Branche handeln, beträgt die Prämie in der zweiten Stufe 7.000 €, sofern er mit einer weiblichen Auszubildenden besetzt wird. Insgesamt konnten im vergangenen Jahr 97 (2017: 99) Meisterinnen und Meister im Handwerk gefördert werden. Davon waren 64 Existenzgründungen und 33 Förderungen für einen Arbeitsplatz. In deren Folge wurden ca. 122 Arbeitsplätze und 14 Ausbildungsplätze neu geschaffen. 49 III.8 Außenwirtschaft / Entwicklungszusammenarbeit Außenwirtschaft werden sowohl Exporte als auch Ansiedlungen, Standortmarketing und eine Vielzahl von anderen grenzüberschreitenden ökonomischen Aktivitäten (Internationalisierungsformen) erfasst. Das Konzept verfolgt die Zielsetzung, hiesige Unternehmen zu unterstützen, die inländische Wirtschaft zu stärken und so zur Schaffung von Arbeitsplätzen im Inland beizutragen. Die USA (1,8 Mrd. €) und China (920 Mio. €) bleiben 2018 die wichtigsten Exportländer für das Land Berlin, gefolgt von Frankreich (855 Mio. €). Die Berliner Exporte sanken im Jahr 2018 um 2,2 % auf 14,5 Mrd. € und entwickelten sich damit gegenläufig zu den deutschen Exporten (+ 3,0 % auf 1.318 Mrd. €). Dies ist nach 2017 (-2,2 %) der zweite Exportrückgang in Folge. Im Sommer 2019 wurden die Zielländer des KIW angepasst. In Abstimmung mit der IHK Berlin und Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie wurden auf Basis aktueller Wirtschaftsdaten die Zielmärkte für die kommenden zwei Jahre festgelegt. Wichtigste Zielländer bleiben die USA und China sowie das Vereinigte Königreich und Polen. Neu im Kreis der Top-Zielländer ist Frankreich. Bei einem kleinen Bundesland können schon geringe Veränderungen relativ große Auswirkungen haben. Verantwortlich für die vergangene Entwicklung ist insbesondere der rückläufige Absatz von Berliner Tabakprodukten (-316 Mio. €, -36,3 %), darüber hinaus aber auch der von Maschinen (-207 Mio. €, -8,8 %), zu denen z. B. Antriebsmotoren für Schienenfahrzeuge und Gasturbinen gehören. Der Verkauf solcher langlebiger Investitionsgüter ist traditionell volatil und wird stark von externen Faktoren wie der weltweiten konjunkturellen Lage oder dem Ölpreis bestimmt. Neu ist auch, dass ausgewählte Regionen mit einem „Hub-Ansatz“ adressiert werden sollen. Die Golfregion insgesamt soll über den Hub Dubai, die ASEAN-Region über Singapur erreicht werden. Außerdem wird eine Watchlist eingeführt, um aufstrebende Märkte, insbesondere in Afrika, gezielt analysieren zu können. Die Außenwirtschaftspolitik in Berlin richtet sich nach dem Konzept Internationale Wirtschaftskooperation Berlin (KIW) aus, welches 2017 vom Berliner Senat verabschiedet wurde. Es versteht Internationalisierung ganzheitlich und orientiert sich an den Bedarfen kleiner und mittlerer Unternehmen, welche u. a. Startups umfassen. Im Sinne des ganzheitlichen Ansatzes Teil der Berliner Außenwirtschaftsstrategie ist außerdem die Etablierung von Auslandsrepräsentanzen. 2018 wurde ein Berliner Büro in China, das „Berlin Business Liaison Office“, eröffnet. Damit wird die strategische Beziehung mit der Volksrepublik China verstärkt. Die Berliner Wirtschaftsvertretung in Pe- Top 10 der Exportländer 2018 nach Volumen und Anteil an den Gesamtexporten in % 12,5 USA Volksrepublik China 6,3 Frankreich 5,9 Italien 5,4 Niederlande 5,2 4,9 Vereinigtes Königreich Polen 4,8 Schweiz 4,3 Österreich 3,5 Spanien Milliarden (Euro) 0 Quelle: Destatis 50 3,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 III. Wirtschaft king setzt mit Veranstaltungen und Messe-Präsenzen erste Zeichen. Im Laufe des Jahres werden vielfältige Aktivitäten folgen. Das „Berlin Business Liaison Office“ unterstützt in erster Linie Berliner KMU, die nach China expandieren wollen. Zu diesem Zweck hat im Februar 2019 eine große Auftaktveranstaltung mit Vorstellung des Büros und seiner Repräsentantinnen in Berlin stattgefunden. Zudem wird das Büro erster Ansprechpartner für chinesische Unternehmen sein, die nach Berlin kommen wollen. Nach wie vor nimmt die Kooperation im Bereich der Startups zwischen Berlin und China eine sehr große Rolle ein. Eine weitere wichtige Plattform des Austausches ist die Städtepartnerschaft zwischen Berlin und Peking, die 2019 ihr 25-jähriges Jubiläum feiert. Die StartUp AsiaBerlin Initiative (SUAB) der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und BetrieSabine Yang-Schmidt Leiterin Berliner Wirtschaftsvertretung in Peking 1. Im Januar 2019 haben Sie die Leitung für das „Berlin Business Liaison Desk“ übernommen – Hatten Sie einen erfolgreichen Start? Ja, absolut. Wir sind sowohl in Berlin als auch in China mit offenen Armen empfangen worden. Nach einem halben Jahr schon blicken wir auf lauter spannende Aktivitäten zurück. Darunter z. B. unsere Netzwerkveranstaltungen in Berlin und Peking, Marktberatungs- und Ansiedlungsgespräche, die Vorstellung Berlins auf Messen wie z. B. der China Utility Week in Shanghai, Pitchings für Berlin als internationaler Startup Hub zusammen mit „StartUp AsiaBerlin“ in Shenzhen und Hongkong, Infos über Chinas Gesundheitsbranche zur Berliner Bionnale oder die Bewerbung der Berliner Wirtschaft zum Tag der offenen Tür der Deutschen Botschaft in Peking mit rund 2400 Gästen. In China kennt man Berlin noch nicht als Wirtschaftsstandort, das ändern wir gerade. Und in Berlin freuen sich immer mehr Unternehmer über Beratungen direkt über „Berlin in China“. be wird 2019 gleich zwei Mal mit einer Delegation nach China reisen. Die erste Reise ging im März in die Städte Peking, Shenzhen und Hongkong. Im Herbst wird eine gemeinsam organisierte Reise des Netzwerks Start Alliance, das von Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie ins Leben gerufen wurde, und SUAB nach Peking und Shanghai folgen. Die Eröffnung einer zweiten Wirtschaftsrepräsentanz des Landes Berlin ist für das zweite Halbjahr 2019 in den USA geplant. Von New York aus sollen Berliner KMU künftig beim Eintritt in den US-amerikanischen Markt unterstützt werden und amerikanische Unternehmen einen Ansprechpartner für Fragen zum Wirtschaftsstandort Berlin finden. Als Förderinstrument für die Berliner Außenwirtschaft steht das Programm für Internationalisierung (PfI) zur Verfügung. Es unterstützt kleinere und mittlere 2. Ihre Aufgabe ist es, den chinesischen Markt für Berliner Unternehmen zu erschließen. Um welche Branchen geht es hier vor allem? Eng angelehnt an die Berliner Wirtschaftsstrukturen sind wir insbesondere für KMUs und Startups in unseren Industrieclusterthemen und innovativen Querschnittsthemen aktiv. Aus dem kreativen IKT Cluster kommt viel Interesse zur Künstlichen Intelligenz oder Automatisierung, für Neue Energien betreuen wir Projekte z. B. zu alternativen Heizsystemen und nachhaltigen Energietechnologien. Wir beraten auch in der Gesundheitsbranche zu u. a. Gesundheitsstrukturen in China, Entwicklungen in einzelnen Gesundheitsbereichen oder Digital Health. Viel Nachfrage erreicht uns weiter zur Mobilität und smarten Verkehrslösungen, z. B. für autonomes Fahren. Auch innovative Themen wie die Positionierung Berlins als „New Space“ begleiten wir in China. 3. Was sind die Pläne des „Berlin Business Liaison Desk“ für das kommende Jahr? Das erste Jahr einer neuen Wirtschaftsvertretung bedeutet immer eine Phase des Beobachtens und Testens, welche Themen, Angebote und Formate funktionieren, welche Partner sich finden und worauf man sich derzeit mit einem 2-er Frauenpowerteam im riesigen China regional fokussiert. Daran arbeiten wir mit Berlin Partner und der IHK Berlin an unserer Seite, die deutsche Hauptstadt in einem Jahr schon in unseren Schwerpunktregionen in China als internationales, kreatives und dynamisches Innovationszentrum und als Startup-Hub klar positioniert zu haben. 51 Unternehmen (KMU) in Berlin bei der Erschließung neuer Märkte im Ausland und stärkt damit die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Berliner Wirtschaft. Mit den Programmelementen Einzelmaßnahmen (KMU-Projekte), Gemeinschaftsprojekte (wie Messegemeinschaftsstände und Delegationsreisen) sowie Projekte zur Netzwerkbildung findet eine modular abgestimmte Unterstützung u. a. bei Messe- und Konferenzbesuchen, Teilnahmen an Messegemeinschaftsständen und Delegationsreisen sowie beim Ausbau internationaler Netzwerke statt. Diese Module werden um die Angebote des CoachingBonus International ergänzt. Im Rahmen der grenzübergreifenden Oder-Partnerschaft fördert die Berliner Senatswirtschaftsverwaltung seit über 13 Jahren Aktivitäten zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit von Unternehmen beiderseits der Grenze – u. a. in den Themenfeldern Tourismus, Design, IKT, Games-Industrie, Photonik und Schienenverkehrstechnik. Kleine und mittlere Unternehmen nutzen dafür Förderangebote, die aus den LandesmitAsia-Pacific Week Berlin 2019 Die 14. Asia-Pacific Week Berlin (APW) 2019 widmete sich als europaweit wichtigstes Austauschformat des deutsch-asiatischen Dialogs dem Themenschwerpunkt Innovation sowie der Weiterentwicklung der Zusammenarbeit von Startups mit ihren Ökosystemen. Mit der APW schlägt Berlin eine innovative Startup-Brücke zwischen Deutschland und den asiatischen Zukunftsregionen, vernetzt Berliner Startups mit Partnern in Asien, um die Vorteile der bevölkerungsstarken, wirtschaftlich schnell wachsenden und immer innovativeren asiatischen Märkte zu nutzen und Investitionen anzuziehen. Über 200 Expertinnen und Experten aus Europa und Asien diskutierten mit 2.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aktuelle Innovationstrends aus politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Blickwinkeln. Neben dem 7. Botschaftstag Asien-Pazifik und der 4. Connecting Startup Cities Konferenz fanden eine Innovationskonferenz, eine Veranstaltung zur Zusammenarbeit zwischen Konzernen und Startups in Siemensstadt, eine Blockchain Konferenz mit Hackathon, ein exklusives Programm für asiatische Investoren sowie Drittveranstaltungen und ein kulturelles Rahmenprogramm statt. 52 teln und dem Europäischen Fonds für die regionale Entwicklung (EFRE) finanziert werden. Ziel des informellen und interregionalen Netzwerkes (Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Niederschlesien, Großpolen, Westpommern und Lubuskie) unter dem Motto „Grenzen trennen – die Oder verbindet“ ist der Aufbau eines leistungsfähigen Regionalverbundes, mit dem die Region infrastrukturell und politisch enger vernetzt und zu einem auf möglichst vielen Gebieten kooperierenden dynamischen Wirtschaftsraum entwickelt wird. Dabei liefern die urbanen Zentren eine wichtige Impulsfunktion. Gleichzeitig ist die Aktivierung der Entwicklungspotenziale des ländlichen Raums zentral. So förderte die Senatswirtschaftsverwaltung in der Vergangenheit aus den Zuschüssen für besondere touristische Projekte das Projekt „Kulturtourismus zwischen Polen und Berlin | Kulturprogramm im Zug 2.0“. Entwicklungszusammenarbeit Global denken, lokal handeln – diesem Anspruch will die Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit (LEZ) des Landes Berlin durch eine Vielzahl von Aktivitäten gerecht werden. Über 100 Botschaften, eine Vielzahl von Verbänden mit internationaler Ausstrahlung sowie über 300 entwicklungspolitische Akteure machen Berlin zu einem Zentrum für internationale Angelegenheiten. Ein besonderes Augenmerk legt die Berliner Entwicklungszusammenarbeit auf die Vermittlung von Kompetenzen des Globalen Lernens bzw. des Denkens in globalen Zusammenhängen sowie auf die Förderung des fairen Handels und der fairen Beschaffung. Berlin sieht die Hauptaufgabe seines Engagements in der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit. Hierbei wird die LEZ durch das Entwicklungspolitische Bildungsund Informationszentrum e. V. und durch die Stiftung Nord-Süd-Brücken unterstützt. Die LEZ fördert bereits seit 2000 das Berliner Entwicklungspolitische Bildungsprogramm (benbi). Es findet jährlich im November statt und richtet sich vorrangig an Kinder und Jugendliche der 3. bis 13. Klasse. 2018 stand das Themenfeld „Klima und Ressourcen“ im Mittelpunkt, für 2019 (4. – 8. November) lautet es „Weltweit Wirtschaften“. Das benbi wird von der Kontaktstelle für Umwelt und Entwicklung organisiert. Der Verein unterstützt und berät die rund 20 beteiligten Nichtre- III. Wirtschaft Astrid Geiermann Geschäftsführerin Berlin Global Village 1. Sie gelten als engagierte Streiterin für das Eine-Welt-Zentrum – was verbirgt sich hinter dieser Idee? In Berlin setzten sich hunderte von Menschen, Initiativen und Vereine für globale Gerechtigkeit ein. Mit dem Eine-Welt-Zentrum von Berlin Global Village entsteht für all diese Engagierten ein in Berlin bislang einmaliger Ort der Vielfalt, der Begegnungen und Kooperationen, des offenen Dialogs und des Engagements. In dem Zentrum werden zahlreiche Vereine und Initiativen ihre Büros und Arbeitsplätze finden. Und das Zentrum wird ein Ort für die breite Öffentlichkeit mit Veranstaltungs- und Ausstellungsflächen, Lern- und Kulturorten sowie sozialen Räumen. gierungsorganisationen bei der Entwicklung der zahlreichen interaktiven Workshops, bei denen Schülerinnen und Schülern Fähigkeiten vermittelt werden, aktiv und eigenverantwortlich die Zukunft mitzugestalten. Auf Initiative des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) wurde von den Bundesländern ein Promotor*innenprogramm ins Leben gerufen. Die Eine-Welt-Promotor*innen arbeiten in entwicklungspolitischen Organisationen und Initiativen. Sie geben als Expertinnen und Experten Anstöße für global verantwortliches Denken und Handeln und mobilisieren für ein Engagement zu Themen der nachhaltigen Entwicklung. Das Berliner Promotor*innenprogramm wird vom Berliner Entwicklungspolitischen Ratschlag koordiniert und von der Stiftung Nord-Süd-Brücken verwaltet, es läuft jetzt in der dritten Runde. Die Promotor*innen arbeiten in den Jahren 2019 – 2021 zu den folgenden Schwerpunktthemen: Faires und zukunftsfähiges Wirtschaften, Kommunale Entwicklungspolitik, Globales Lernen, Klima- und Ressourcengerechtigkeit, Dekolonisierung und Antirassismus, Stärkung der migrantischen Zivilgesellschaft und strukturelle Stärkung entwicklungspolitscher Organisationen. 2. Berlin ist international. Hier leben Menschen aus 193 Nationen. Was bedeutet das für das Eine-WeltZentrum? Wir erkennen an, dass Deutschland eine Einwanderungsgesellschaft ist und Vielfalt unsere gemeinsame gesellschaftliche Realität. Und wir erkennen an, dass Deutschland eine koloniale Vergangenheit hat, die in die Gegenwart fortwirkt, und dass auch die Entwicklungszusammenarbeit einen kolonialen Ursprung hat und koloniale Kontinuitäten in sich trägt. Vor diesen Hintergründen streben wir eine machtkritische und diskriminierungssensible Haltung an – als Organisation, als Netzwerk und als Ort. 3. Und was ließe sich aus Ihrer Sicht noch verbessern? Berlin braucht mehr solcher Orte wie der von Berlin Global Village. In vielen gesellschaftlichen Bereichen gibt es gute und wichtige zivilgesellschaftliche Akteure mit guten Ideen und wichtigen gesellschaftlichen Beiträgen. Sie alle brauchen Räume und haben zunehmend Schwierigkeiten, Räume zu finden oder zu halten. Aus der Entstehungsgeschichte von Berlin Global Village lässt sich lernen, wie in einer guten Zusammenarbeit zwischen Politik und Zivilgesellschaft mehr solcher Orte entstehen können – und das auf Dauer. Insbesondere durch den im Landeshaushalt verankerten Investitionszuschuss an die Berlin Global Village gGmbH wurde die Errichtung des Eine-WeltZentrums auf dem Gelände der ehem. Kindl-Brauerei in Berlin Neukölln ermöglicht und so ein Projekt umgesetzt, das seit sieben Jahren von der Berliner Zivilgesellschaft geplant wurde. Die Berlin Global Village gGmbH wurde in die Lage versetzt, die Gebäude zu erwerben und das Grundstück im Erbbaurecht zu übernehmen. Es entstehen rund 4.500 Quadratmeter Nutzfläche, auf denen entwicklungspolitische und migrantisch-diasporische Nichtregierungsorganisationen zukünftig gute Bedingungen für ihre Arbeit finden. Darüber hinaus wurde das Berliner Stipendiumprogramm zur Stärkung von Journalist*innen im digitalen Raum neu aufgesetzt. Es richtet sich an Medienschaffende, Journalistinnen und Journalisten sowie Bloggerinnen und Blogger aus aller Welt, die aufgrund von Einschränkung Ihrer Meinungsfreiheit aus ihren Herkunftsländern fliehen mussten oder eine vorübergehende Auszeit benötigen. Zuständig für die Durchführung ist der Verein Reporter ohne Grenzen. 53 Die Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit unterstützt Kampagnen und Bündnisse, die dafür werben, den Berliner Einkauf fairer zu gestaltet. Innerhalb der Berliner Verwaltung setzt sich die Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit für die Überarbeitung 54 von Vergaberichtlinien zugunsten einer fairen und nachhaltigen Beschaffung ein. Die Berliner Bezirke sind Vorreiter im Fairen Handel. Im November 2018 wurde Berlin als Fairtrade Town ausgezeichnet. IV. Energie IV. Energie Berlin ist durch ein dynamisches Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum geprägt. Zukunftsfähig wird diese rasante Entwicklung nur sein, wenn es gelingt, Wachstum vom Ressourcen- und Energieverbrauch zu entkoppeln. Ziel ist die kohlefreie und dezentrale Energieerzeugung sowie die intelligente und effiziente Verteilung und Nutzung von Energie – übergreifend über die Sektoren Strom, Wärme und Verkehr. Berlin mit seiner etablierten Forschungs- und Entwicklungslandschaft und der vielseitigen Wirtschaftsstruktur mit hohem Innovationspotenzial hat dabei die Chance, zukunftsweisende Lösungen zu entwickeln. Schon heute werden in Berlin vielfältige Lösungen für eine nachhaltige, smarte und sektorübergreifende Energieversorgung entwickelt. IV.1 Energiepolitik Fahrplan für die Energiewende Die konkreten Maßnahmen, mit denen Berlin seine gesetzlich verankerten Klimaschutzziele erreichen will, wurden in einem breit getragenen Beteiligungsprozess erarbeitet. Diese werden im Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm (BEK 2030) dargestellt. Anfang 2018 wurde das BEK für den Umsetzungszeitraum 2016-2021 beschlossen. Damit liegt ein konkreter Fahrplan auf dem Weg der Transformation unseres Energiesystems vor. In einer Metropole wie Berlin sind die wesentlichen Flächenressourcen für die Energieerzeugung aus Erneuerbaren Ressourcen die Dächer und Fassaden der Gebäude. Darum nimmt die Solarenergie eine Einbeziehung der urbanen Zentren in die Energiewende Im Herbst 2018 hat Berlin gemeinsam mit Thüringen erfolgreich die Bundesratsinitiative „Einbeziehung der urbanen Zentren in die Energiewende“ auf den Weg gebracht. Die Bundesregierung wird darin aufgefordert, endlich bessere Rahmenbedingungen für Mieterstrom auch unter Einbeziehung des Gewerbes, für Quartiersentwicklung und Sektorenkopplung zu schaffen. Wenn Berlin dem Klimawandel begegnen, Leben und Arbeiten nachhaltig und damit zukunftsfähig gestalten will, darf es sich jedoch nicht darauf verlassen, dass die Bundesregierung aktiv wird, sondern muss selbst entschlossen vorhandene Spielräume ausnutzen. Neben einer deutlichen Signalwirkung liegt darin die Chance Berlins, sich als Schaufenster für Innovationen und Zukunftsfähigkeit zu profilieren. entscheidende Rolle für Berlins Zukunft ein. Eine wesentliche Maßnahme des BEK ist der Masterplan Solarcity, der derzeit von der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus Unternehmen, Verbänden, Wissenschaft und Verwaltung erarbeitet wird. Er soll im Herbst 2019 verabschiedet werden und konkrete Ziele und Maßnahmen enthalten, um den Ausbau der Solarenergie in der Hauptstadt voranzutreiben. Beratung und Information für den Ausbau der Erneuerbaren Energien Seitens der Senatsverwaltung werden weitere Maßnahmen zur Unterstützung des Ausbaus erneuerbarer Energien vorangetrieben. Im Energieatlas Berlin (https://energieatlas.berlin.de/) gibt es Informationen zu erneuerbaren Energien. U. a. wird das Potenzial für Solarenergie auf einzelnen Dachflächen dargestellt. Hier wird deutlich, dass Berlins Dächer genügend Platz für mehr Solaranlagen bieten. Der Energieatlas wird fortlaufend weiterentwickelt. Im Mai 2019 wurde das SolarZentrum Berlin (www.solarzentrum.berlin) eröffnet, das von der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie e. V. mit Unterstützung der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe aufgebaut wurde. Das SolarZentrum bietet eine unabhängige und kompetente Beratung rund um das Thema Solarenergie sowohl im Energieeffizienzhaus in der Fasanenstraße im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf als auch telefonisch an. Das Angebot ist kostenfrei und wendet sich sowohl an Bürgerinnen und Bürger als auch an Berliner Unternehmen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Solarzentrums Berlin gehen auch aktiv auf die Zielgruppen – Endkunden, Immobilienwirtschaft, Hand55 Adrian Pfalzgraf; „GreenAdapt Gesellschaft für Klimaanpassung mbH“ 1. Sie sind Mitgründer bei GreenAdapt. Worum geht’s dabei? Um zukunftsfähige und lebenswerte Städte im Klimawandel. Bei unserer Arbeit geht es um die trotz Klimaschutz nicht mehr vermeidbaren Klimafolgen. An die müssen wir uns anpassen. Das Team von GreenAdapt hilft Städten, Gemeinden und Landkreisen in Deutschland seit 2017 dabei. Natürlich versuchen wir in unserer Arbeit, Klimaanpassung und Klimaschutz zusammen zu denken, um den Klimawandel so gut es geht zu mindern. 2. Sie haben einen „Klimaanpassungsmanager“ entwickelt. Wie funktioniert der? Der Klimaanpassungsmanager ist eine von uns entwickelte Software, die wir einsetzen, zukünftige Klimaveränderungen zu ermitteln. Damit man weiß, worauf man sich einstellen muss. So haben wir er- mittelt, dass Potsdam zum Ende des 21. Jahrhunderts das Klima von Toulouse in Südfrankreich haben wird. Außerdem können wir mit unserer Entwicklung einfacher klimawandelbedingte Risiken und Chancen identifizieren. Das ist wichtig, um schneller und besser Maßnahmen gegen Hitze, Starkregen und Überschwemmungen ergreifen zu können. 3. GreenAdapt beschäftigt sich u. a. auch mit Risikowahrnehmung. Was halten Sie vom Aufruf der „Fridays For Future“-Initiatorin Greta Thunberg „Ich will, dass Ihr in Panik geratet.“? Mein Eindruck ist, dass den allermeisten Verwaltungen und ihren Mitarbeitern sehr wohl bewusst ist, dass Klimaschutz und Klimaanpassung dringend intensiviert werden müssen. Das hängt damit zusammen, dass der Klimawandel mittlerweile vor der Haustür spürbar wird und die Probleme ziemlich ernst sind, nehmen wir etwa die Trinkwasserknappheit, die Schäden in der Landwirtschaft, die Überschwemmungen nach Starkregen oder den Verlust an Biologischer Vielfalt. Das hat vielerorts zu Erweckungserlebnissen geführt. Allerdings beobachte ich auch viele positive Veränderungen und treffe engagierte Menschen vor Ort. Das macht Hoffnung und die braucht es auch. Panik und Fatalismus lähmen. Wir bei GreenAdapt motivieren lieber zum Handeln, zeichnen ein positives Zukunftsbild und geben die passenden Werkzeuge an die Hand. werk, Wirtschaft, Bauwirtschaft und -Planer, Schulen, Medien – zu, um ihre Angebote bekannt zu machen. Gewerbetreibende finden hier auf sie zugeschnittene Informationen und Kontakte. Ebenfalls im Mai 2019 wurde das Berliner Webportal Solarwende Berlin gelauncht (https://www. solarwende-berlin.de), auf dem Informationen und Anlaufstellen zum Thema Solarenergie in Berlin gebündelt werden. Sowohl Privatpersonen – ob Mieterinnen und Mieter oder Einfamilienhausbesitzerinnen und -besitzer – als auch Wohnungsunternehmen oder Ein weiterer Baustein, die Solarenergie in Berlin noch attraktiver zu machen, ist das Stromspeicherförderprogramm, das zurzeit erarbeitet wird und noch in 2019 starten soll. Mit diesem Programm soll die Anschaffung von Stromspeichern gefördert werden, die in Verbindung mit einer neu zu errichtenden Photovoltaikanlage installiert werden. 56 IV. Energie IV.2 Energieversorgung Die Energieversorgungslandschaft in Berlin ist vielfältig. Verbraucherinnen und Verbraucher können aus einer Vielzahl von Anbietern und unterschiedlichen Angeboten wählen. Hier sind zahlreiche Unternehmen tätig, die zum Teil international oder auch regional agieren und daneben neue Produkte entwickeln, die im Wettbewerb angeboten werden. Am Berliner Energiemarkt finden sich sowohl Unternehmen, die selbst Energie produzieren, als auch reine Energiehändler. Die zentrale Energieversorgung mit Strom und Gas erfolgt in Berlin überwiegend durch die Versorgungsunternehmen Vattenfall GmbH sowie GASAG AG bzw. deren Tochtergesellschaften. Die Verteilung an die Endverbraucherinnen und Endverbraucher wird derzeit von deren Tochterunternehmen, der Netzbetreiberin Stromnetz Berlin GmbH und der Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg (NBB), durchgeführt. Das Berliner Stromverteilnetz der Stromnetz Berlin GmbH wurde im Jahr 2018 durch den konzerneigenen Stromanbieter Vattenfall Sales GmbH sowie durch über 500 weitere Stromanbieter genutzt. Berlin gehört zu den Bundesländern mit dem höchsten Anteil an privaten Haushalten mit Ökostrombezug. Die Stromlieferung an Berliner Tarifkunden hat sich gegenüber dem Vorjahr weiter leicht von 5.949 GWh auf 5.829 GWh abgesenkt – trotz gestiegener Bevölkerungszahl. Die Stromabnahme der Sonderabnehmer, also aller Abnehmenden, die außerhalb der allgemeinen Anschluss- und Versorgungspflicht mit Strom versorgt werden (v. a. Unternehmen), erhöhte sich in einem geringen Maße von 7.191 GWh im Jahr 2017 auf 7.291 GWh in 2018. Die Stromnetz Berlin GmbH hat 2018 nach eigenen Angaben ca. 187 Mio. € in das Stromverteilnetz investiert. Für das Jahr 2019 ist eine Investitionssumme von ca. 194 Mio. € vorgesehen. Davon entfallen nach Angaben des Unternehmens auf den Erhalt und die Modernisierung des Stromverteilnetzes 103 Mio. € und 41 Mio. € auf den Ausbau des Stromnetzes für die wachsende Stadt sowie 50 Mio. € auf die Digitalisierung und Smart Grid. Neben der Vattenfall Wärme Berlin AG, die in Berlin zur Strom- und Wärmeversorgung 11 Heizkraftwerke und 86 Blockheizkraftwerke betreibt, gibt es weitere KWK-Anlagen unterschiedlicher Größenordnungen. In Berlin gibt es eine Vielzahl kleinerer Wärmenetzbetreiber. Der größte Fernwärmebetreiber in Berlin ist die Vattenfall Wärme Berlin AG. Nach Angaben des Unternehmens versorgt Vattenfall etwa 1,3 Mio. Wohneinheitsäquivalente in Berlin. Der Wärmeabsatz des Unternehmens ist aufgrund des wärmeren Jahres gefallen und betrug im Jahr 2018 9.014 GWh (2017 9.514 GWh). Die mit dem Senat von Berlin abgeschlossene Klimaschutzvereinbarung sieht vor, dass Vattenfall den CO2-Ausstoss bis 2020 gegenüber 1990 halbiert. Eine wesentliche Rolle für die Erreichung der Klimaschutzziele spielt hierbei insbesondere die Modernisierung des Kraftwerkparks und die Umstellung von Kohle auf Gas, Biomasse und Power-to-Heat. An den Kraftwerksstandorten Lichterfelde, Marzahn und Klingenberg investiert Vattenfall in die Errichtung von modernen Gas- und Dampfturbinenanlagen und Power-to-Heat. Darüber hinaus wurde im Mai 2017 das letzte mit Braunkohle befeuerte Heizkraftwerk Klingenberg auf Erdgas umgestellt. Hierdurch wurde bereits in 2017 eine Reduktion der Emissionen von Vattenfall um 52 % gegenüber 1990 erreicht. In einer Machbarkeitsstudie, durchgeführt durch die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz und Vattenfall, wird derzeit untersucht, wie spätestens bis zum Jahr 2030 der Ausstieg aus der Steinkohlenutzung in Berlin konkret realisiert werden kann. Die Erdgasversorgung Berlins erfolgt ausschließlich aus dem europäischen Verbundnetz. Über drei Übergabestationen wird das Erdgas aus Russland, Norwegen, den Niederlanden und mit einem geringen Anteil auch aus Deutschland in das Berliner Gasnetz eingespeist. Der Gasabsatz stieg 2018 leicht gegenüber 2017 von 18.711 GWh auf 19.072 GWh. Neben der GASAG-Gruppe, deren Geschäftsfelder die Bereiche Erzeugung, Netze, Speicher, Vertrieb und Energiedienstleistungen umfassen, gibt es eine Vielzahl weiterer Gasanbieter. Die NBB verzeichnete 2018 für Berlin 345 unterschiedliche Transportkunden. Zur Erreichung des Klimaschutzziels trägt auch die GASAG bei. Die GASAG hat mit dem Berliner Senat bisher vier Klimaschutzvereinbarungen unterzeichnet, in denen sie sich verpflichtet, die CO2-Emissionen bis 2020 um 2 Mio. Tonnen gegenüber 1998 zu senken. So wurden 2018 u. a. in drei Biogasanlagen in Brandenburg insgesamt 164 GWh Bio-Gas erzeugt und in das regionale Gasnetz eingespeist sowie in BHKWAnlagen eingesetzt. 57 V. Betriebe Die Anstalten des öffentlichen Rechts nehmen in Berlin eine zentrale Rolle ein. Sie sind wichtige Wirtschaftsakteure und unterstützen gleichzeitig die Stadt bei der Umsetzung sozialer und ökologischer Ziele. Mit den Berliner Wasserbetrieben, der Berliner Stadtreinigung und den Berliner Verkehrsbetrieben wird das Versorgungsnetzwerk in der boomenden Metropole sichergestellt. Als Eigentümer der Anstalten des öffentlichen Rechts nach dem Berliner Betriebe-Gesetz – der BSR, der BVG und den BWB – verfolgt Berlin das Ziel, öffentliche Daseinsvorsorge unter Wahrung der Tarifstetigkeit auf einem qualitativ hochwertigen Niveau anzubieten und abhängig vom Bedarf zu verbessern und auszubauen. Flankiert wird dieses Kernziel durch zukunftsorientierte ökologische und soziale Konzepte. Aktionen wie die Initiative Mehrwert Berlin, Smart City, die Umsetzung der Inklusionsaspekte, Energiepartnerschaften oder die Elektrifizierung der Fahrzeugflotte verdeutlichen dieses Engagement. Die Anstalten stellen sich insbesondere den Herausforderungen einer wachsenden Stadt. Das Gesamtinvestitionsvolumen der drei Unternehmen betrug 2018 rd. 885 Mio. € und hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr nochmals um über 200 Mio. € gesteigert, so dass – vor dem Hintergrund der wachsenden Stadt – zukünftig mit dem Erreichen der ersten Milliarde zu rechnen ist. Von den 885 Mio. € entfielen rund 447,2 Mio. € auf die BVG, rund 389,0 Mio. € auf die BWB und rund 48,2 Mio. € auf die BSR. Bei einer Gesamtbeschäftigtenzahl von rd. 24.000 Personen bilden die Unternehmen mit Stichtag zum 31. Dezember 2018 rd. 1.000 junge Menschen aus. Dies erfolgt auch vor dem Hintergrund, den demografischen Wandel in den Unternehmen zu meistern. Berliner Stadtreinigungsbetriebe Die Berliner Stadtreinigung (BSR) ist vom Land Berlin im Rahmen der kommunalen Daseinsvorsorge mit den Aufgaben Abfallentsorgung und -verwertung sowie Straßenreinigung einschließlich Winterdienst betraut. Die BSR entsorgte im Jahr 2018 insgesamt rd. 1,224 Mio. t Siedlungsabfälle, davon rd. 813.500 t Restabfall und rd. 410.500 t getrennt erfasste Abfallfraktionen. Insgesamt wurden rd. 18,9 Mio. Restmüll-Entleerungen durchgeführt. Das Aufkommen der getrennt er58 fassten Abfallfraktionen wird von biogenen Abfällen (34 %) und Sperrmüll inklusive Altholz (30 %) bestimmt. Die im Stadtgebiet ausgestellten Biotonnen wurden insgesamt rd. 3,7 Mio. Mal entleert; dabei wurden 79.548 t an Bioabfällen eingesammelt. Im Geschäftsjahr 2018 reinigte die BSR insgesamt rd. 1,5 Mio. Kilometer Fahrbahnen und Gehwege und führte rd. 6,2 Mio. Papierkorbentleerungen durch. Dabei wurden rd. 41.000 t Straßenkehricht, 7.549 t Papierkorbabfälle und 41.500 t Laub eingesammelt und sachgerecht verwertet bzw. entsorgt. Zusätzlich erfolgten rd. 220.700 Gully-Reinigungen. In Ergänzung zum Kerngeschäft ist die BSR auch gewerblich tätig. Das gewerbliche Geschäft wird über Beteiligungen an verschiedenen Unternehmen realisiert. Die Schwerpunkte liegen dabei in der Logistik wertstoffhaltiger Abfälle, insbesondere Papier und Glas (Berlin Recycling), der Sammlung und Entsorgung von Speiseabfällen, Elektroschrott und Kühlgeräten (BRAL) sowie der Bodenreinigung (gbav). Darüber hinaus betreibt die BSR gemeinsam mit einem privaten Anbieter zwei Anlagen, in denen Restabfälle mechanisch-physikalisch aufbereitet und zu Ersatzbrennstoffen verarbeitet werden. Es wird eine angemessene Eigenkapitalrendite erwirtschaftet. Die Strategie der BSR folgt dem übergeordneten Anspruch und Leitsatz, dass sie als kommunales Vorzeigeunternehmen Verantwortung für die zukunftsorientierte Gestaltung der Stadtsauberkeit, Entsorgungssicherheit und Kreislaufwirtschaft zu übernehmen hat. Deshalb wird das ökologische Profil der BSR zunehmend ausgebaut. So wurde zum 1. April 2019 die verpflichtende Biotonne eingeführt. Im Ergebnis erwartet die BSR dadurch spürbar höhere Sammelmengen mit einer Steigerungsrate von bis zu 70 %. Das Unternehmenshandeln basiert auf zwei zentralen Säulen: Der Gewährleistung von niedrigen Tarifentgelten einschließlich Tarifstetigkeit sowie der Kunden- V. Betriebe orientierung mit möglichst hoher Qualität der Dienstleistungen. Gemäß dem geltenden Unternehmensvertrag mit dem Land Berlin wird eine Erweiterung der Zuständigkeit der BSR für die Sauberhaltung des Stadtgebietes um neue Aufgabenbereiche in der Reinigung und Abfallentsorgung von Parkanlagen, spezifischer Waldflächen sowie touristischer Schwerpunkte zunächst im Rahmen eines Pilotprojektes geprüft. Aufgrund der guten Erfahrungen in diesen Bereichen wurde am 21. Dezember 2017 eine Verlängerung und Ausweitung der Pilotprojekte „Reinigung von ausgewählten Parkanlagen“ sowie „Revier Teufelssee“ bis zum 31. Dezember 2019 vereinbart. Da auch hier das Echo von Bürgerinnen und Bürgern sowie die Ergebnisse von Umfragen eines Meinungsforschungsinstituts positiv waren, wurden zusätzlich zu den bisherigen 12 öffentlichen Grün- und Erholungsanlagen 34 weitere Objekte / Grünanlagen ausgewählt, die nach Abschluss von Einzelvereinbarungen mit den zuständigen Bezirken seit Juni 2018 von den BSR gereinigt werden. Außerdem wurden Teile der Forstreviere Dachsberg und Eichkamp in die Zuständigkeit der BSR übergeben. Die BSR hat sich verpflichtet, den demografischen Herausforderungen durch eine aktive Personalpolitik zu begegnen und die Leistungsfähigkeit der Beschäftigten bestmöglich zu erhalten. Bei der Besetzung von Stellen für Führungskräfte, Facharbeiterinnen und Facharbeiter sowie von Spezialisten, bei denen sich aufgrund des demografischen Wandels bereits in einigen Branchen Engpässe bilden (z. B. Elektroingenieur/innen, Informatikspezialist/innen), ergeben sich zunehmend auch Schwierigkeiten für die BSR. Bedingt durch einen hohen Anteil interner Stellenbesetzungen kann der Bedarf hinsichtlich externer Personalbeschaffung – unterstützt durch eine umfangreiche betriebliche Ausbildung, eine strategische Personalentwicklungsplanung und ein großes Fort- und Weiterbildungsangebot – noch recht niedrig gehalten werden. Zukünftig sollen die Einstellungsprozesse durch den Ausbau des Personal-Recruitings beschleunigt und optimiert werden. Die Attraktivität des Unternehmens mit vielfältigen beschäftigtenbezogenen Leistungsangeboten zeigt sich auch darin, dass die BSR 2018 erneut zum beliebtesten Unternehmen Berlins gekürt wurde. Zudem eröffnet die BSR – gerade auch im Hinblick auf soziale Aspekte öffentlicher Unternehmen – berufliche Perspektiven für Schulabgängerinnen und -abgänger, An- und Ungelernte sowie Menschen mit unterschiedlichen Einstiegsschwierigkeiten. 2018 hat die BSR insgesamt 244 Menschen ausgebildet. In der Ausbildung kann die BSR trotz rückläufiger Bewerbungszahlen noch aus einem umfangreichen Bewerbungsvorrat auswählen. Jedoch konnten 2018 in einzelnen Ausbildungsberufen (Berufskraftfahrer/ in) nicht alle Plätze besetzt werden. Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die im Berufsleben nicht so gute Startchancen hatten, eröffnet die BSR mit Kooperationsprojekten wie „Gemeinsam schaffen wir das“ (GSWD) und „Sicher abfahren – Sauber ankommen“ (SISA) einen Einstieg in die Arbeitswelt und eine berufliche Perspektive. Die Erfolgsquoten beider Projekte sind seit Jahren hoch (70 %). Die BSR setzt sich zudem weiterhin für die Integration von Geflüchteten ein. So unterstützt die BSR mit dem breit aufgestellten Kooperationsprojekt „EVEREST“ (SOS-Kinderdorf Berlin, VHS Mitte, Vivantes und der Charité) junge Geflüchtete zwischen 17 und 27 Jahren ihren Einstieg ins Berufsleben zu finden. Darüber hinaus ist die BSR Mitglied im Netzwerk „Unternehmen integrieren Flüchtlinge“ (NUiF) des DIHK. Das Unternehmen beschäftigt zurzeit insgesamt acht geflüchtete Menschen. Gelebter Bestandteil der gesellschaftlichen Verantwortung ist bei der BSR die Frauenförderung. Insgesamt beschäftigte die BSR in 2018 1.048 Mitarbeiterinnen. Obwohl der Frauenanteil damit nur bei 18,9 % betrug, lag der Anteil an Frauen in Führungspositionen bei 42 %. Damit wurde der Zielwert von 40 % sogar übertroffen. Im Oktober 2018 wurde ein neuer Frauenförderplan verabschiedet. Wichtigstes übergeordnetes Ziel ist es, den Frauenanteil in der BSR insgesamt, vor allem aber in unterrepräsentierten Bereichen weiter zu steigern. Dafür wurde eine ganze Reihe von Einzelzielen definiert, u. a. soll der Frauenanteil in operativen Bereichen der Reinigung bis 2023 auf mindestens 28 % steigen und die Anzahl von Kraftfahrerinnen im Gedinge soll verdoppelt werden. Das Thema Diversity hat bei der BSR eine sehr lange Tradition (vgl. Gastarbeiterinnen und Gastarbeiterthematik). Mit der Dienstvereinbarung zum partnerschaftlichen Verhalten wurde ein klarer rechtlicher Rahmen geschaffen, um jeglicher Form der Diskriminierung entgegen zu wirken. Mit den internen Netz59 werken Pflegezirkel und Familiennetzwerk unterstützt die BSR die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Bezug auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Gerade als öffentliches Unternehmen fokussiert die Strategie der BSR auch auf die Erfüllung der ökologischen Verantwortung für nachfolgende Generationen. Neben der Einführung der Bio-Pflichttonne ist das Müllheizkraftwerk (MHKW) Ruhleben, in dem 2018 mehr als 580.000 Tonnen Restmüll verwertet wurden, in einen Verwertungsprozess integriert, denn der erzeugte Dampf wird im benachbarten Kraftwerk Reuter in Strom und Wärme umgewandelt. Dadurch werden zur Entlastung des Klimas fossile Energieträger wie Steinkohle ersetzt. Das MHKW deckt den Strombedarf von rund 5 % der Berliner Durchschnittshaushalte und den Fernwärmebedarf von ca. 9 % der Berliner Haushalte mit Fernwärmeanschluss. Außerdem gewinnt die BSR über 13.000 t Metalle aus der Verbrennungsschlacke zurück. Auch die Berliner Bioabfälle werden in der Biogasanlage der BSR in einem geschlossenen Kreislauf verwertet. 2018 wurden rd. 69.000 Tonnen Bioabfälle zu Biogas vergoren. Auf diese Weise werden jährlich mindestens 5.000 Tonnen weniger an CO2 in die Umwelt emittiert. Die Anlage erzeugt genug Biogas, um 165 gasbetriebene Fahrzeuge (rd. die Hälfte der Müllsammelflotte) zu betanken sowie ein Blockheizkraftwerk für die Strom- und Wärmeversorgung auf einem BSR-Standort zu betreiben. Trockene und flüssige Gärreste verbessern landwirtschaftliche Flächen in Brandenburg und vermindern den Einsatz von Mineraldüngern. Zum 1. August 2018 hat die BSR das Grundstück, die Gebäude, die Technik und die Ausstattung der Hennickendorfer Kompost GmbH übernommen. Mit der Anlage verfügt die BSR über weitere 87.600 Tonnen Kapazität für die Verwertung von Bioabfällen aus Berlin. Zusammen mit der Vergärungsanlage in Ruhleben stehen damit eine Kapazität von 93.000 Tonnen für die Vergärung und 69.000 Tonnen für die Kompostierung zur Verfügung. Dies sind infrastrukturelle Voraussetzungen, um die mit Umsetzung der Pflicht-Biotonne erwarteten höheren Mengen – nach entsprechenden Investitionen am Standort – in eigenen Anlagen verwerten zu können. Ferner wurde als Beitrag der BSR zur künftigen Klimaneutralität des Landes Berlin im April 2017 die dritte Klimaschutzvereinbarung unterzeichnet. Die BSR verpflichtet sich darin, die Kohlendioxidemissionen weiter zu reduzieren. Durch gezielte Investitionen und Maßnahmen in den Sektoren Immobilien, Fuhrpark, Anlagen und 60 Deponien / Altablagerungen soll bis 2025 eine zusätzliche CO2-Entlastung von 67.000 Tonnen erreicht werden. Für die Umsetzung dieser Maßnahmen wird die BSR voraussichtlich 130 Mio. € einsetzen. Dazu gehört beispielsweise die Umstellung der PKW-Flotte auf E-Antriebe. Bis Ende 2018 wurden insgesamt 56 e-PKWs, davon 44 vollelektrische PKWs und 12 Hybrid-PKWs, beschafft. Weitere Erwerbungen sind geplant. So soll der Anteil an Elektro-PKWs von derzeit 35 % bis Ende 2020 auf 75 % wachsen. Berliner Verkehrsbetriebe Aufgabe der in hundertprozentigem Landeseigentum stehenden Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) ist die Durchführung des öffentlichen Personennahverkehrs für Berlin. Ziel ist es, mittels einer zuverlässigen, bezahlbaren und umweltfreundlichen Verkehrsbedienung den Umweltverbund in der Stadt Berlin zu stärken und den Status des ÖPNV als Rückgrat der Stadtmobilität weiter auszubauen. Neben Stärkung und Ausbau des vorhandenen Kerngeschäfts rücken auch die Entwicklung neuer Mobilitätsformen und die Vernetzung von Mobilitätsangeboten in den Fokus. Die Einführung des on-demand Rufbusangebotes BerlKönig und Projekte wie autonom fahrende Kleinbusse greifen Trends auf dem Mobilitätssektor auf und entwickeln sie für Berlin weiter. Mit digitalen Vertriebsformen und einem funktionserweiterten App-Angebot werden wichtige Perspektiven für eine intermodale Vernetzung geschaffen. Mit einem Jahresüberschuss von 13,2 Mio. € erreichte die BVG zum fünften Mal in Folge ein positives Betriebsergebnis i. H. v. 32,3 Mio. € (Konzernebene). Die BVG hat im Jahr 2018 rund 1,102 Mrd. Fahrgäste transportiert. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg um 38 Mio. Fahrgäste. Verglichen mit einer durchschnittlichen PKW-Auslastung wurden so über 900 Mio. PKW-Fahrten durch Gemeinschaftsverkehre ersetzt. Aber auch in anderen Bereichen orientiert sich die BVG an der ökologischen Nachhaltigkeit: Zwei Drittel des Fahrzeugbestands (im Wesentlichen U-Bahnen und Straßenbahnen) sind bereits elektrifiziert. Neben vier Solarfähren und fünf Elektrobussen gibt es seit Ende 2016 über 100 grüne Dienstwagen sowie eine eigene Ladeinfrastruktur. Die BVG nutzt für alle ihre Verbräuche ausschließlich grünen Strom. Weiterhin V. Betriebe Beschäftigte in Anstalten des öffentlichen Rechts (AÖR) (Stichtag 31.12.2018) BSR BVG Konzern BWB ohne BSW GmbH BSW GmbH AÖR insgesamt Beschäftigte* insgesamt 5.551 13.888 4.323 24 23.786 Männer 4.503 11.320 2.965 16 18.804 Frauen 1.048 2.568 1.358 8 4.982 Männer in % 81,1 % 81,5 % 68,6 % 66,7 % 79,1 % Frauen in % 18,9 % 18,5 % 31,4 % 33,3 % 20,9 % dar.: Teilzeitbeschäftigte 439 2.413 1.570 2 4.424 Männer 189 1.656 859 1 2.705 Frauen 250 757 711 1 1.719 Männer in % 43,1 % 68,6 % 54,7 % 50,0 % 61,1 % Frauen in % 56,9 % 31,4 % 45,3 % 50,0 % 38,9 % Auszubildende 244 469 271 0 984 Männer 193 370 191 0 754 Frauen 51 99 80 0 230 Männer in % 79,1 % 78,9 % 70,5 % 0,0 % 76,6 % Frauen in % 20,9 % 21,1 % 29,5 % 0,0 % 23,4 % * ohne Vorstand, ohne Auszubildende, inklusive Töchter der BVG, ohne Beschäftigte in der passiven Altersteilzeitphase Quellen: BSR, BVG, BWB, BSW unternimmt das Unternehmen Anstrengungen zur Steigerung der Energieeffizienz, Energieeinsparung und Ressourceneffizienz für das System Fahren. Bei der Abfallentsorgung fokussiert die BVG auf eine hochwertige stoffliche Verwertung (Recycling) und trägt somit zur Ressourcenschonung sowie zum Klimaschutz bei. Die BVG hat für ihre Fahrgäste auch im Jahr 2018 ein Mobilitätsangebot mit hoher Zuverlässigkeit realisiert. Der Omnibus erreichte eine Zuverlässigkeitsquote von 98,5 %, die U-Bahn erreichte 97,9 % und die Straßenbahn 96,9 %. Beide Effekte, die wachsende Stadt und ein als gut wahrgenommenes Fahrangebot, insbesondere gegenüber dem Konkurrenten S-Bahn, schlagen sich auch auf die Entwicklung der Abonnentenzahlen nieder. Im Vergleich zum Vorjahr konnte hier eine Steigerung von 8,3 % erreicht werden. Die Fahrgelderträge konnten somit gegenüber dem Vorjahr um 2,7 % auf 734,2 Mio. € gesteigert werden. Um das Angebot langfristig zu sichern, investiert die BVG kontinuierlich für das Land Berlin. 2018 wurden 447,2 Mio. € investiert, davon 226,1 Mio. € (50,6 %) in den Betrieb. Insgesamt 194,7 Mio. € (43,5 %) gingen in Infrastrukturinvestitionen des Konzerns. Der Großteil dieser Gelder in Höhe von 137,7 Mio. € (Vj. 132,6 Mio. €) floss wie im letzten Jahr in den U-Bahnbereich. Dabei entfielen 62,2 Mio. € auf die Grundinstandsetzung und den barrierefreien Ausbau von U-Bahnhöfen (inkl. Neubau) sowie 36,9 Mio. € auf Gleiserneuerungen. Auch künftig wird kräftig in den Ausbau des ÖPNV investiert. 2018 hat der Aufsichtsrat eine Ausschreibung für bis zu 1.500 U-Bahnwagen und bis zu 120 Straßenbahnwagen beschlossen. Insgesamt wird bis 2035 rund die Hälfte der Straßenbahn- und U-Bahnflotte der BVG ersetzt. Dafür werden ca. 3,1 Mrd. € investiert – der größte Auftrag der deutschen Nahverkehrsgeschichte. 2015 hat sich die BVG erstmals zum Top-Arbeitgeber zertifizieren lassen. Das Unternehmen ist damit als attraktive Arbeitgeberin ausgezeichnet worden, die mit optimalen Arbeitsbedingungen zur persönlichen 61 und fachlichen Weiterentwicklung ihrer Beschäftigten beiträgt. Die BVG strebt an, dieses (jährlich zu erwerbende) Zertifikat dauerhaft zu halten. Der aktualisierte Frauenförderplan enthält zahlreiche Maßnahmen. Speziell für Frauen konzipierte Module im Rahmen eines Führungskräftenachwuchsprogrammes, Informationstage zur Karriereplanung, Veranstaltungen zur Netzwerkpflege, Seminare sowie Mentoring für Frauen tragen zur Förderung der Mitarbeiterinnen bei. Bereits seit 2009 ist die BVG Zertifikatsträgerin im Audit „Beruf und Familie“. Im Jahr 2018 wurde dieses Gütesiegel für eine familienfreundliche Personalpolitik zum dritten Mal für drei weitere Jahre erneuert. Neben einem umfassenden Angebot für Eltern (u. a. Kindernotfallbetreuung, individuelle Teilzeitlösungen und „Wunschdienst“-System für Fahrerinnen und Fahrer) werden für Beschäftigte, die Angehörige pflegen müssen, Care-Angebote wie Weiterbildungs- und Beratungsmöglichkeiten angeboten. Damit der anstehende Generationenwechsel bewältigt werden kann, begleitet die BVG diesen durch verschiedene Angebote. Altersbedingt werden in den nächsten Jahren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in großer Zahl die BVG verlassen. Das bedeutet, dass neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rekrutiert, eingearbeitet und dauerhaft ans Unternehmen gebunden werden sollten. Neben Wissensmanagement-Angeboten, die einen moderierten Prozess zur Wissensübertragung an neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ermöglichen, werden strukturierte Programme und Seminare für BVG-Neubeschäftigte sowie andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angeboten. Auch die interkulturelle Öffnung wird als unterstützendes Instrument eingesetzt. Die BVG beschäftigt Menschen aus mehr als 50 Nationen und legt großen Wert auf einen weltoffenen sowie kollegialen Umgang. Dazu zählt beispielsweise das Projekt „Geflüchtete in den Fahrdienst“. Zunächst erwerben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vertiefende Sprachkenntnisse. Daran knüpft sich eine intensive Fahrer- und Fahrerinnenausbildung an, die sowohl bei einer externen Fahrschule, als auch in der Verkehrsakademie der BVG erfolgt. Das Berufliche Qualifizierungsnetzwerk für Migrantinnen und Migranten (BQN) begleitet, moderiert und steuert die Prozesse der Initiative „Berlin braucht dich“. Diese wurde 2006 vom Berliner Senat initiiert. Jugendliche mit Migrationshintergrund erhalten dabei Berufsorientierungsangebote von Unternehmen, 62 wie zum Beispiel Betriebs- und Schnupperpraktika, betrieblichen Erstkontakt oder Bewerbertage. Für das Schuljahr 2017/2018 wurden 21 Plätze für Betriebsbegegnungen bereitgestellt. Zudem wurden 2018 zum 1. September zwei Pilotausbildungsplätze über BQN besetzt. Berliner Wasserbetriebe Die Berliner Wasserbetriebe (BWB) gehören zu 100 % dem Land Berlin. Gemeinsam sorgen das Land und das Unternehmen für stabile Tarife und eine gute Auftragslage. Der Schlüssel ist eine Investitionsplanung mit Weitblick (in der Regel 30 Jahre Nutzungsdauer plus x). Die BWB haben 2018 einen positiven Abschluss erwirtschaftet. Basis für das Ergebnis waren u. a. hohe Investitionstätigkeiten, die sich im Vergleich zum Vorjahr nochmals erheblich gesteigert haben. Die Leistungen der BWB für das Land gehen aber über die Daseinsvorsorge hinaus. Mit den hohen Investitionstätigkeiten sorgen die BWB auch für künftige Generationen für eine zuverlässige Wasserverund Abwasserentsorgung und stellen damit eine gut funktionierende Infrastruktur sicher. Gleichzeitig wird die ansässige Wirtschaft gestärkt, denn rd. 80 % der Aufträge gehen an Unternehmen in Berlin und Brandenburg. Bis 2024 werden die BWB 2,7 Mrd. € in ihre Netze und Werke investieren. Zu diesen Investitionen gehören beispielsweise Großprojekte wie die Erweiterung des Klärwerks Waßmannsdorf, die Ausstattung aller sechs Klärwerke mit Technologien zur weitergehenden Abwasserbehandlung, die Kanalisierung von Altsiedlungsgebieten und der Anschluss neuer Stadtquartiere ans Trinkwasser- und Abwassernetz. Allein 1,5 Mrd. € fließen bis zum Jahr 2027 in den Ausbau der Klärwerke. Um die Belastung der Stadt durch Baumaßnahmen an der Netzinfrastruktur so gering wie möglich zu halten, sanieren die BWB 79 % ihrer Netze stadtverträglich mit dem sogenannten Inlinerverfahren. Hier werden in die alten Leitungen glasfaserverstärkte Kunststoffschläuche eingeführt mit dem Ziel, Lärm, Staus und CO2-Emissionen zu reduzieren. Um den Investitionsbedarf im Kanalnetz zukünftig zielgenauer und deutlich einfacher prognostizieren zu können, entwickelten die BWB gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum Wasser Berlin im vergangenen Jahr mit SEMA ein neues Prognosewerkzeug. Ziel ist es, mithilfe statistischer Verfahren und maschinellen Lernens den Zustand der Kanäle jetzt und in Zukunft besser beurteilen zu V. Betriebe können um damit noch gezieltere Investitionen zu tätigen. Das Projekt wurde mit dem Innovationspreis des Verbands der kommunalen Unternehmen ausgezeichnet. Der Klimawandel befördert extreme Wetterereignisse wie Starkregen und Hitzewellen, die eine Herausforderung für die Infrastruktur der BWB darstellen. Die „Sintfluten“ im Jahr 2017 und der Rekordsommer 2018 stehen exemplarisch dafür. Damit diesen Ereignissen Rechnung getragen wird, erhöhen die BWB die Resilienz der Infrastruktur. Ein Beispiel dafür ist der 654 Meter lange und 20 Mio. € teure Stauraumkanal unter dem Mauerpark, der im Jahr 2018 mithilfe der Tunnelbohrmaschine „Kerstin“ in nur drei Monaten durch die Erde getrieben wurde. Nach Abschluss der Bauarbeiten wird der Stauraumkanal mit einem Volumen von 7.400 Kubikmetern im Starkregenfall überschüssiges Regen- und Schmutzwasser zwischenspeichern. Diese Maßnahme ist Teil des Gewässergüteprogramms, einer gemeinsamen Initiative vom Land Berlin und den BWB. Das Programm sieht vor, ein Speichervolumen von 390.000 Kubikmetern bis zum Jahr 2024 zu schaffen. Darin inbegriffen sind zwei große Speicher auf den Geländen der Klärwerke Schönerlinde und Waßmannsdorf mit jeweils 40.000 und 50.000 Kubikmetern. Dr. Darla Nickel Leiterin Berliner Regenwasseragentur 1. Erst Hitze, dann Starkregen: Der Sommer in Berlin beschert uns immer wieder extreme Wetterkapriolen. Gibt es Maßnahmen zur Abmilderung der Folgen solcher Ereignisse? Ja, indem wir Regenwasser vor Ort bewirtschaften. Mittels Entsiegelung, Dach- und Fassadenbegrünung, Regenzisternen, Versickerungsmulden oder künstlichen Gewässern können wir Regenwasser speichern, nutzen, verdunsten und versickern. Das kommt der Vegetation zugute, kühlt die Stadt, unterstützt die Biodiversität und mindert das Risiko von innerstädtischen Überflutungen. Ein weiteres Element der Klimaresilienz ist die deutschlandweit einmalige Regenwasseragentur, die im Jahr 2018 von der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz und den BWB gegründet wurde. Das Ziel der Berliner Regenwasseragentur ist es, dezentrale Maßnahmen zur Verdunstung, Versickerung oder Nutzung von Regenwasser in der Region zu fördern. Die BWB nehmen den Dienstleistungsauftrag der Daseinsvorsorge ernst, denn die hohe Güte der Wasserqualität ist Grundphilosophie des Unternehmens. Zudem verstehen sich die BWB als kundenorientiertes Unternehmen, weshalb eine vielfältige und rund um die Uhr betriebene Serviceinfrastruktur bereitgestellt wird. Im Jahr 2018 wurden die Serviceleistungen der BWB deshalb erneut mit dem Zertifikat für „Geprüfte Servicequalität“ des TÜV Nord ausgezeichnet. Die Dezentralisierung der Hausanschlussteams, die Präsenz des Infomobils in der Stadt und Maßnahmen in den sozialen Netzwerken wurden so honoriert. Mit der Schaffung des Kundenbeirats bei den BWB wurden gesellschaftspolitische Tendenzen zu mehr Partizipation aufgegriffen. Der hier stattfindende dauerhafte Dialog der BWB mit ihren direkten und indirekten Kundinnen und Kunden fördert aufgrund des Feedback-Charakters die Innovationskraft des Unternehmens. 2. In zwei, drei Sätzen: Welche Angebote schafft die Regenwasseragentur für Berliner Unternehmen? Um Regenwasser vor Ort zu bewirtschaften, braucht es Architekten, Landschaftsarchitekten und Garten- und Landschaftsbauer. Zusammen mit den einschlägigen Verbänden identifizieren wir Weiterbildungsbedarfe und schaffen Qualifizierungsangebote. Bauherren helfen wir bei der Suche nach geeigneten Anbietern. Zudem beraten wir Berliner Unternehmen im Umgang mit Regenwasser auf dem firmeneigenen Gelände. 3. In seinem „Sauwetterlied“ erfreut sich der Berliner Liedermacher Reinhard Mey an der schlichten Tatsache, „dass der Regen fällt“. Können Sie das nachempfinden? Absolut! Ich denke, wir alle können das, wenn nach einem heißen Sommertag ein kühlender Regen fällt. Und ich bin sicher, wir werden noch viel mehr Grund zur Freude haben, wenn wir gelernt haben, Regenwasser als Ressource zu begreifen und zu nutzen. 63 Mit rund 30 neuen öffentlichen Trinkbrunnen im Jahr 2018 haben die BWB einen im Alltag der Berlinerinnen und Berliner sichtbaren und spürbaren weiteren Beitrag zur Lebensqualität geleistet. Dies trägt auch zu den Zielen der Blue Community bei. Dabei handelt es sich um eine internationale Initiative, deren Mitglieder sich zur Beachtung der drei Grundregeln: „Anerkennung von Wasser und sanitärer Grundversorgung als Menschenrecht“, „Erhalt des Wassers als öffentlichem Gut“, und „Förderung von Berliner Leitungswasser gegenüber Flaschenwasser“ verpflichten. Mit Beschluss des Abgeordnetenhauses aus dem Jahr 2018 hat sich das Land Berlin zu diesen Grundsätzen bekannt und den Bau von 100 neuen Trinkbrunnen initiiert und finanziert. Bis zum Ende des Jahres 2019 werden 150 öffentliche Trinkbrunnen das Stadtbild bereichern. Auch der Betrieb und das Vertragscontrolling der öffentlichen Zierbrunnen, Planschen und Seefontänen werden künftig durch die BWB übernommen. Als Ergebnis des Verbundvorhabens FLUSSHYGIENE bieten die BWB gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum Wasser Berlin, der Technologiestiftung Berlin und dem LaGeSo eine Web-Anwendung an, bei der man sich über die Qualität von Badestellen informieren kann. Für Badestellen an Flüssen, die durch Mischwasserüberläufe bei Starkregen beeinflusst werden, enthält die Anwendung Prognosen, die zeigen, wann voraussichtlich wieder gebadet werden kann. Gerade bei diesem Projekt zeigt sich der Doppelcharakter der BWB deutlich: Hohe Wertschätzung der Wasserqualität und Bürger-/Kundennähe. Neben den hier genannten Aktionen im Bereich der Umweltorientierung der BWB sind die Berliner Stadtwerke, eine Tochter der BWB, als Öko-Stromerzeuger und Dienstleistungsberater für klimafreundliche Konzepte wichtiger Akteur im Energiesektor Berlins. Darüber hinaus arbeitete das Unternehmen in 2018 verstärkt an der Implementierung eines eigenen Diversity Managements. Einen Meilenstein in diesem Rahmen stellte die Unterzeichnung der Charta: „Gleichstellung gewinnt – für eine neue Unternehmenskultur in Berlin“ durch alle drei Vorstände der Berliner Wasserbetriebe dar. Das Unternehmen verpflichtete sich mit der Unterzeichnung mit Signalwirkung nach außen, die eigene Gleichstellungspolitik aktiv weiter zu gestalten. Als eine eigene Dimension des Diversity Managements der BWB ist die Frauenförderung ein Schwer64 punktthema des Unternehmens, welches auch 2018 aktiv vorangetrieben wurde. Zum 31. Dezember 2018 arbeiteten 1.374 Frauen im Unternehmen, das entspricht einer Quote von 31,4 %. Dieser Wert blieb in den letzten Jahren konstant. Frauen stellen außerdem rund 30,4 % aller Führungskräfte. Darüber hinaus ist der Anteil der weiblichen Führungskräfte, die direkt an den Vorstand berichten, mit 47,8 % deutlich gestiegen. 2018 nahmen 711 Frauen das Angebot der Arbeit in Teilzeit in Anspruch. Dem gegenüber stehen 859 männliche Beschäftigte, die eine Teilzeitvereinbarung abgeschlossen haben. Dies entspricht einer gesamten Teilzeitquote von 36,3 % für das Jahr 2018. Die Quote ist damit gegenüber dem Vorjahr nochmals leicht gestiegen (2017: 36,0 %, 2016: 36,0 %). Es zeigt sich, dass Teilzeitarbeit generell geschlechterunspezifisch ansteigt, allerdings nach wie vor das Thema Teilzeitarbeit vor allem für Frauen relevant ist. So arbeiteten fast 50 % aller Frauen der BWB in Teilzeit, während es bei den Männern nur knapp 30 % waren. Die BWB setzen zusätzlich auch auf eine gute Eigenausbildung. 2018 wurde in diesem Zusammenhang das außerordentliche Engagement der BWB im Bereich der Ausbildung durch die Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin mit dem Siegel „Exzellente Ausbildung“ ausgezeichnet. Die BWB reagieren ferner auf die Digitalisierung und haben sich zum Bau eines Aus- und Weiterbildungscampus für digitales Lernen entschlossen. Dieser wird die IT-Ausbildung des Unternehmens perspektivisch deutlich stärken, wird aber auch Raum für weitere E-Learning- bzw. Weiterbildungsangebote für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens bieten. 2018 haben die BWB das Siegel des Corporate Health Awards „TOP PERFORMANCE“ für die Weiterentwicklung im Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) erhalten. Die Berliner Stadtwerke GmbH (BSW) als Tochter der BWB setzt ihren Kurs in Hinblick auf die angestrebte Klimaneutralität Berlins fort. Sie ist dabei ein wichtiger Akteur in der Stadt und ein moderner Energiedienstleister, dessen Wertschöpfung in der Stadt bleibt. Die Investitionen erfolgen zu 100 % in erneuerbare Energien. Mit Ende des Jahres 2018 haben die BSW fast 21 Megawatt Windenergie- und gut sieben Megawatt Sonnenstromleistung in 124 PV-Anlagen installiert. Die in den letzten zwei Jahren installierte PV-Leistung der V. Betriebe BSW in Höhe von 5,3 MWp entspricht einem Anteil von rd. 30 % der gesamten in Berlin installierten Leistung in diesem Zeitraum. In 2018 haben die BSW auf einem Feld der Berliner Stadtgüter GmbH eine Windenergieanlage aufgestellt, die 3.800 Haushalte mit Ökostrom versorgen kann. Dafür wurden rund 4.7 Mio. € investiert. Ganze 4.300 Tonnen CO2 werden mit dieser Anlage jährlich eingespart. Im Juni 2018 wurde zur Finanzierung der Windenergieanlage die sogenannte „Klimarendite“ gestartet. Dies erfolgte nach Freigabe durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. Die „Klimarendite“ ist als eine Form der direkten Bürgerbeteiligung an der lokalen Erzeugung von Windenergie initiiert worden und stellt eine Finanzierungsquelle für Investitionen in die Energiewende dar. Im Jahr 2018 wurde durch die Etablierung der Tochtergesellschaften Berliner Stadtwerke EnergiePartner GmbH (BSW EP) und Berliner Stadtwerke KommunalPartner GmbH (BSW KP) eine Holdingstruktur geschaffen. Die strukturelle Neuaufstellung fördert die Kooperationen zwischen den Unternehmen des Landes, den Bezirken und den Verwaltungseinrichtungen. So können die BSW die Berliner Bezirke bei der energetischen Sanierung und Ausstattung ihrer Immobilien mit PV-Anlagen unterstützen. Zur Umsetzung vereinbaren die Bezirke mit den BSWen Solarpakete, zu denen jeweils mehrere Solarstromanlagen auf verschiedenen Dächern gehören. Zuerst wurde dies in 2018 in Lichtenberg umgesetzt. Der Bezirk lässt die Dächer von bisher sieben Schulen mit Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von 367 Kilowatt peak ausstatten. Neben Lichtenberg sind die BSW auch mit den anderen Bezirken im Gespräch und haben eine Vielzahl von Liegenschaften auf ihr PV-Potential hin bewertet und weitere Solarpakete abgeschlossen. Mit der Berliner Immobilien Management GmbH (BIM) und deren Tochterunternehmen B.E.M. Berliner Energiemanagement GmbH haben die BSW eine stabile Partnerschaft eingeführt und 5,3 Megawatt peak PVLeistung auf deren Liegenschaften installiert. 2018 wurde außerdem beschlossen, dass die B.E.M. gemeinsam mit der BSW KP die sanierungsbedürftigen Heizanlagen in der Polizeidirektion 5 in Kreuzberg modernisieren wird. Neben dem Austausch der alten Anlage ist es vor allem das Ziel, die CO2-Emissionen um rund 2.000 Tonnen und die Heizkosten um 250.000 € jährlich zu senken. Die Modernisierung der Energieversorgung der Polizeistation in der Friesenstraße ist ein Musterprojekt für die weitere Zusammenarbeit im kommunalen Bereich, einem großen Geschäftsfeld der BSW. Mit einer hochinnovativen Kombination umweltfreundlicher Technologien werden die Berliner Stadtwerke und E.ON in Zukunft Berlin TXL – The Urban Tech Republic mit Kälte und Wärme versorgen. Die Bietergemeinschaft ging als Sieger aus einer EU-weiten Konzessions-Ausschreibung für den Forschungsund Industriepark hervor, der als eines der größten Stadtentwicklungsprojekte Europas auf dem Areal des heutigen Flughafens Tegel entstehen wird. Auch das gleichfalls auf der Fläche in Tegel geplante Schumacher Quartier mit seinen über 5.000 geplanten Wohnungen soll in das Energiekonzept einbezogen werden. Impulse für die Umsetzung von Mieterstrommodellen wurden innerhalb einer Mieterstromplattform geschaffen. In 2018 konnten Fotovoltaik-Potenziale anhand gelieferter Datensätze der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften (WBG) von den BSW identifiziert werden. Das Potenzial beläuft sich auf ca. 26 MW und soll in den kommenden Jahren von den BSW, den Wohnungsbaugesellschaften bzw. Kooperationspartnern umgesetzt werden. Für Oktober 2019 planen die BSW – eine erfolgreiche Bezuschlagung im Rahmen der Ausschreibungen zur EEG-Vergütung vorausgesetzt – den Baustart für einen Windpark mit neun Windenergieanlagen mit einer Leistung von 30 Megawatt auf Grundstücken der Berliner Stadtgüter. Mit diesem Projekt könnten die BSW Ende 2020 ihre installierte Kapazität im Windbereich auf ca. 50 MW erhöhen. Ein neuer Marktauftritt der BSW wurde im Geschäftsjahr mit der Kernbotschaft: „Unser Stadtwerk“ im Marketing entwickelt, um die regionale Verortung des Unternehmens herauszustellen und die BSW als einzigen kommunalen Stromversorger im Land Berlin zu etablieren. 65 VI. Services und Förderung für Unternehmen Die Vielfalt der Geschäftsideen der Berliner Unternehmen erfordert ein flexibles und differenziertes Angebot an Unterstützungsleistungen durch das Land Berlin. Dieses reicht von zielgerichteten Beratungsservices über kleinund großvolumige Darlehen oder Zuschüsse bis zur Bereitstellung von Wagniskapital im Rahmen von Beteiligungen in Millionenhöhe. VI.1 Services für Unternehmen Unternehmensservice Seit neun Jahren begleitet der Unternehmensservice von Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie Berliner Unternehmen bei ihrer Entwicklung am Standort. Auch auswärtigen Unternehmen bietet er vielfältige Angebote für ihre Ansiedlung in der Hauptstadt. Gestützt wird der Unternehmensservice durch ein breites Netzwerk aus Servicepartnern der Berliner Wirtschaftsförderung (IHK, IBB, UVB, Arbeitsagentur, BIM u. a.). So erhalten Firmen einen umfassenden Service und schnellen Zugang zu den Wirtschaftsförderangeboten der Stadt sowie Antworten auf Fragen zur finanziellen Förderung, zu Immobilien, Personal, Technologietransfer und vielem mehr. 1.200 Unternehmen werden durch Projektmanagerinnen und Projektmanager direkt vor Ort in den Bezirken betreut. Darunter fallen zahlreiche Hidden Champions, traditionelle KMU, Familienunternehmen und technologieorientierte Startups. Ca. 750 Unternehmensbesuche pro Jahr werden realisiert. Darüber hinaus werden die bedeutendsten Unternehmen am Standort durch ein Key-Account-Management begleitet. Ob kleine Unternehmen, etablierte Mittelständler, multinationale Konzerne oder Startups – alle Firmen werden vom Unternehmensservice bei Expansionsvorhaben, Standortverlagerungen und Innovationsprojekten aktiv unterstützt. Im Jahr 2018 hat Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie 323 Projekte erfolgreich abgeschlossen. Diese schlagen mit einer Investitionssumme von 600 Mio. € zu Buche und die Unternehmen schaffen mehr als 8.800 neue Arbeitsplätze. Etwa 75 % dieser Arbeitsplätze entfallen auf die Bereiche IKT, Medien und 66 Kreativ- und Dienstleistungswirtschaft. Zudem wurden für Projekte Drittmittel in Höhe von 62,6 Mio. € eingeworben. 113 Unternehmen wurden mit Unterstützung des Unternehmensservice in Berlin angesiedelt. Der Bereich Unternehmensservice „Berliner Bezirke“ hat branchenübergreifend 90 Projekte erfolgreich abgeschlossen, die mit einem Investitionsvolumen von 226 Mio. € einhergehen. Darunter fallen 72 Expansionsprojekte mit 2.125 neuen Arbeitsplätzen. Im Rahmen von 18 Standortbetreuungs-, Standortsicherungs- und Verlagerungsprojekten ist es gelungen, 272 Arbeitsplätze zu sichern. Einheitlicher Ansprechpartner Berlin Seit der Umsetzung der EU-Dienstleistungsrichtlinie Ende 2009 unterstützt der Einheitliche Ansprechpartner (EA), angesiedelt bei der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, als zentrale Anlaufstelle erfolgreich in- und ausländische Unternehmen sowie Gründerinnen und Gründer bei der Aufnahme und Ausübung ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit im Land Berlin. Er agiert – auf Wunsch der Unternehmen – als Mittler und Verfahrensbegleitung zwischen Unternehmen und zuständigen Stellen der Verwaltung sowie als verbindliche Informationsstelle. Mit seinem Onlineverfahren im Gewerbebereich einschließlich einer ePayment-Komponente ermöglicht der EA sowohl den Kundinnen und Kunden als auch den zuständigen Stellen in den Bezirken, Kammern und sonstigen Behörden, Gewerbemeldungen medienbruchfrei auf elektronischem Wege zu erledigen. Im Jahr 2018 wurde das elektronische Antragsverfahren (KFM) ins Englische übersetzt. Die vorbereitenden VI. Services und Förderung für Unternehmen Informationen im EA-Portal können inzwischen in vier Fremdsprachen angeboten werden. Darüber hinaus sind 40 wirtschafts- und unternehmensbezogene Verwaltungsdienstleistungen in englischer Sprache im Service-Portal Berlin hinterlegt, an das das EA-Portal angebunden ist. Seit 2016 ist der EA auch für die Antragsannahme sowie die Koordination von Berufsanerkennungsverfahren zuständig. Über einen zentralen Online-Zugang wurde für diesen Personenkreis die Möglichkeit geschaffen, den bestehenden Service des EA (Informationsbereitstellung und Verfahrensabwicklung) für die Begleitung von Verfahren zur Anerkennung von Berufsqualifikationen zu nutzen. Aufgrund einer Forderung des verantwortlichen BundLänder-Arbeitskreises nach einheitlichen Strukturen in den EA-Portalen der Länder wurden auch die Webseiten des EA Berlin grundlegend umgestaltet und im Februar 2019 neu online gestellt. Auf der Startseite wurden die abgestimmten Lebenslagen eines Unternehmens aufgenommen (Gründen, Führen, Schließen, grenzüberschreitend tätig sein, Beruf anerkennen lassen) und die Inhalte neu geordnet. Es ist geplant, zeitnah auch die derzeitigen fremdsprachlichen Webseiten entsprechend zu überarbeiten. Das elektronische Kunden- und Fallmanagement für die erlaubnispflichtigen Gewerbemeldungen und die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse ist eines von drei Pilotverfahren im Rahmen der Umsetzung des E-Government-Gesetzes für das Land Berlin. Im Februar 2018 konnte es erfolgreich an das ServiceKonto Berlin angeschlossen werden. Mit nur einem Login lassen sich somit neben den Verfahren des Einheitlichen Ansprechpartners künftig immer mehr Online-Verwaltungsverfahren in Berlin abwickeln. Teil der Daseinsvorsorge, um die Funktionsfähigkeit der Stadt und ihrer Teilräume zu gewährleisten. Nach Jahren fiskalpolitisch begründeten Grundstücksverkaufs sind in vielen Teilräumen Berlins kaum mehr landeseigene Gewerbeflächen verfügbar. Landeseigene Gewerbegrundstücke werden jedoch für die Unternehmensansiedlung und die Bestandserweiterung dringend benötigt. Angesichts der rasant gestiegenen Immobilienpreise finden viele KMU, insbesondere aus dem produzierenden Gewerbe, aus dem Handwerk oder dem produktionsnahen Dienstleistungsgewerbe kaum mehr bezahlbare Flächen in der Stadt. Mit dem Instrument des Planungsrechts lässt sich hier nur begrenzt gegensteuern: wirksamser ist ein landeseigenes Flächenangebot, das preisdämpfend wirkt und Nutzer bzw. Mieter nicht nach maximaler Zahlungsfähigkeit auswählt, sondern nach deren wirtschaftspolitischer Relevanz. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe verfolgt deshalb eine aktive Liegenschaftspolitik, die auch durch das Instrument des Grundstückserwerbs ein ausreichendes Angebot an landeseigenen Gewerbeflächen gewährleistet. So kann zukünftig ansässigen Gewerbebetrieben aus Industrie und Handwerk, expandierenden Produktionsunternehmen, aber auch jungen Unternehmen aus technologieorientierten Branchen, die beispielsweise Werkstatt- und Laborflächen benötigen, ein für sie bezahlbarer Standort in der Stadt geboten werden. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe nutzt ihren Sitz im Portfolioausschuss, um sich für die Belange der Wirtschaft einzusetzen und auch perspektivisch für ein ausreichendes Potenzial an landeseigenen Gewerbegrundstücken zu sorgen. Landeseigene Gewerbeflächen für Unternehmen Aktive Liegenschaftspolitik für die Wirtschaft Neben der planerischen Sicherung vorhandener Gewerbeflächen ist die Schaffung eines ausreichenden Angebots an landeseigenen Gewerbegrundstücken ein wesentliches Element zur Unterstützung der Wirtschaft. Die Bereitstellung bezahlbarer Gewerbeflächen ist ein Essential für erfolgreiche Wirtschaftsförderung und Für die Ansiedlung oder Erweiterung von Unternehmen des produzierenden oder verarbeitenden Gewerbes sowie für produktionsorientierte Dienstleistungsunternehmen können nach intensiver Einzelfallprüfung landeseigene Gewerbegrundstücke im Erbbaurecht zum Verkehrswert bereitgestellt werden. So kann die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe bei Vorliegen eines überzeugenden Nutzungskonzepts die Direktvergabe eines Grundstücks im Rahmen der Wirtschaftsförderung an ein ansied67 lungswilliges Unternehmen aktiv unterstützen. Durch den Abschluss von Erbbaurechtsverträgen sollen Nutzungen, die den Wirtschafts- und Technologiestandort Berlin stärken, nachhaltig gesichert werden. Angesichts der Endlichkeit der Ressource „Boden“ wird bei Vergabeempfehlungen in wachsendem Maße auf effiziente Flächennutzung gedrängt und das Ziel verfolgt, mit möglichst geringem Flächeneinsatz den größtmöglichen Mehrwert für den Wirtschaftsstandort Berlin zu erreichen. Selbstverständlich finden dabei auch die technologischen und logistischen Anforderungen der Unternehmen die erforderliche Beachtung. Mit der Einrichtung des Grundstücksankaufsfonds in SIWANA IV (Sondervermögen Infrastruktur der wachsenden Stadt und Nachhaltigkeitsfonds IV) wurden die finanziellen Möglichkeiten zum Ankauf von Gewerbegrundstücken geschaffen. Derzeit laufen Ankaufsverhandlungen über verschiedene Gewerbegrundstücke. In diesem Zusammenhang wurde eine Übereinkunft mit der BImA (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben) erzielt, die dem Land Berlin fortan auch das Erstzugriffsrecht für Gewerbegrundstücke gewährt. Entwicklung von neuen Gewerbestandorten Durch Flächensicherung und Grundstücksankauf entstehen allerdings noch keine vergabefähigen Grundstücke oder bezahlbare Mietflächen. Für die zukünftig anstehende Entwicklung neuer Gewerbestandorte benötigt das Land Berlin einen Akteur, der identifizierte Flächenpotenziale aktiviert, vergabefähige Grundstücksangebote entwickelt, auf geeigneten Grundstücken bezahlbare Mietflächenangebote schafft und all 68 diese Aktivitäten unter dem Leitgedanken der Wirtschaftsförderung betreibt. Dafür erforderlich sind die Ressourcen und das spezifische Know how einer Gesellschaft, die auf die Entwicklung, Profilierung und Vermarktung von Standorten und Gewerbezentren spezialisiert ist. Im Land Berlin erfüllt die WISTA mit ihrem Tochterunternehmen WISTA-Plan (bisher Adlershof Projekt) diese Bedingung. Mit der erfolgreichen Standortentwicklung in Adlershof kann die WISTA auf ausgezeichnete Referenzen verweisen. In den kommenden Jahren ist geplant, mehrere neue Gewerbegebiete zur Versorgung der Wirtschaft mit attraktiven Flächen zu entwickeln. Schaffung von Mietflächen in Gewerbehöfen Auch für die kleineren produzierenden Unternehmen und Handwerksbetriebe werden zukünftig landeseigene Flächenangebote bereitgestellt. In Zusammenarbeit mit der BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) und der WISTA Management GmbH (WISTA) werden aktuell Projekte konzipiert und erste landeseigene Mietangebote hergerichtet. Zielgruppen sind insbesondere kleine Produktionsunternehmen und Handwerksbetriebe, die im innerstädtischen Bereich durch die Konkurrenz zahlungskräftigerer Nutzungen verdrängt werden oder keine adäquaten Flächenangebote auf dem Gewerbeimmobilienmarkt finden. Durch die Errichtung von Gewerbehöfen sollen im ausreichenden Maße kleinteilige flexible Mietflächenangebote zu moderaten Konditionen geschaffen werden. Dabei stehen die langfristige Flächenvergabe und insbesondere die Planungssicherheit für die Unternehmen im Fokus des Angebotes. VI. Services und Förderung für Unternehmen VI.2 Gründungsförderung Berlin ist die Gründungshauptstadt Deutschlands. Nicht nur bei den innovativen und wachstumsorientierten Startups (Details hierzu im Kapitel III.3), sondern auch im breiten Gründungsgeschehen lag Berlin mit 111 Gründungen je 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner 2018 an der Spitze der Bundesländer. Viele dieser Gründungen basieren auf neuen, technologiebasierten Geschäftskonzepten. Daneben gibt es aber auch weiterhin ein reges Gründungsgeschehen in traditionellen Branchen wie dem Handel, im Handwerk oder in der Bauwirtschaft. Die Gründungsunterstützung im Land Berlin geht auf diese Vielfalt der Geschäftsideen und der dahinter stehenden Unternehmerpersönlichkeiten mit einem flexiblen und differenzierten Angebot für die unterschiedlichen Zielgruppen ein. schen Communities aufgesucht werden. Alle Adressen der öffentlichen Erstanlaufstellen, ihre Informationsangebote und Veranstaltungen sind auf der zentralen Internetseite www.gruenden-in-berlin.de zu finden. Alle Gründungsinteressierten werden hier nach einem klaren Leitfaden durch die Informationen aus dem Berliner Gründungsnetz geleitet. Das Portal ist ein gemeinsames Projekt der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, der IHK Berlin, der HWK Berlin und der Investitionsbank Berlin (IBB). Bezüglich Informationen, Beratung und Unterstützung bei Verwaltungsverfahren im Rahmen der Gewerbeausübung steht das Portal des Einheitlichen Ansprechpartners Berlin zur Verfügung. Über www. ea.berlin.de können Gewerbetreibende rund um die Uhr ihr Gewerbe online an-, ab- und ummelden (s. auch Kapitel VI.1). Erstanlaufstellen Beratung und Veranstaltungen Ein enges Netzwerk an Erstanlaufstellen erlaubt es, auf die vielfältigen Fragestellungen der Gründerinnen und Gründer bedarfsgerecht einzugehen. So können neben der Gründungsberatung der Kammern auch die Finanzierungsberatung der IBB, die Gründungsbüros der Hochschulen, die Wirtschaftsförderer der Berliner Bezirke oder die Beratungseinrichtungen der ethniDr. Laura Schüller Geschäftsführerin Veteducators GmbH 1. Sie entwickeln und vertreiben Modelle für die Simulation von invasiven Eingriffen an Versuchstieren – was genau steckt dahinter? Aus eigener Erfahrung kennen wir die Herausforderung, die das Training von Eingriffen an lebenden Tieren mit sich bringt. Praktische Eingriffe müssen häufig geübt werden, damit im Ernstfall nichts schiefgeht – am lebenden Tier ist das aus Tierschutzgründen nicht möglich. Mit unseren lebensechten Simulatoren ermöglichen wir eine praxisnahe UND tierschonende Ausbildung. Der Spaß am Unternehmertum und das dazu notwendige Wissen werden im Rahmen zahlreicher Veranstaltungen vermittelt. So können Gründungsinteressierte als Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Businessplan-Wettbewerb Berlin-Brandenburg (BPW) über einen Zeitraum von neun Monaten ihre Geschäfts2. Im Frühjahr 2019 haben Sie am BPW teilgenommen. Inwieweit hat das ihre Geschäftsidee vorangebracht? Durch die Teilnahme am BPW konnten wir nicht nur unser Businesskonzept mit professioneller Unterstützung vorantreiben und verfeinern, sondern vor allem auch von den zahlreichen Kontakten im Netzwerk profitieren. Hinzu kommt, dass das Preisgeld natürlich ein toller Bonus in der Gründungsphase ist, wenn jeder Euro zählt. 3. Häufig hört man: Frauen gründen anders als Männer – ist da was dran? Da ich nur eine Perspektive kenne, fällt es mir schwer zu sagen, ob Frauen anders gründen als Männer oder Divers geschlechtliche Menschen. In den letzten Monaten habe ich aber erfahren, dass es so viele verschiedene Arten gibt an eine Gründung heranzugehen, wie es Gründer gibt. Letztendlich ist bei der Gründung das Teamwork entscheidend. 69 idee entwickeln und dazu kostenlose Seminare und Workshops besuchen sowie Expertenfeedbacks erhalten. Technologieorientierte Geschäftsideen, die einen schnelleren Marktzugang benötigen, können innerhalb von nur drei Monaten über einen Business Model Canvas entwickelt werden. 2018 haben 1.782 Teilnehmerinnen und Teilnehmer am BPW teilgenommen; dies waren gut 12 % mehr als im Vorjahr. Die kompakteste Form der Informationsvermittlung bieten die jährlich im Herbst stattfindenden Deutschen Gründer- und Unternehmertage deGUT (www.degut.de). Mit ihren vielfältigen Kontaktmöglichkeiten zwischen Förderern, Mentorinnen und Mentoren und Gründungsinteressierten ist die von der Investitionsbank Berlin (IBB) und der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) veranstaltete deGUT ein Highlight im Gründerkalender der Hauptstadtregion. 2018 besuchten 5.878 Besucherinnen und Besucher die Messe in der Arena Berlin. Eine wichtige Aufgabe der Wirtschaftspolitik ist es, den Unternehmer/innengeist bereits früh zu entfachen und Interesse und Begeisterung für unternehmerische Themenfelder zu wecken. Im Projekt JUNIOR berät und begleitet das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) Schülergruppen, die, jeweils für ein Acelya Tüney Schülerfirma „TreasureMap“ 1. Die Schülerfirma „TreasureMap“ der Carl-ZeissOberschule ist das beste JUNIOR Schülerunternehmen 2019 in Berlin. Welche Geschäftsidee steht dahinter? Für uns als Firma ist Nachhaltigkeit ein besonderes und wichtiges Thema. Wir finden es sehr wichtig, auf unsere Umwelt zu achten und wollten dementsprechend diesen Aspekt auch mit in unsere Idee einbringen. So entschieden wir uns dazu, aus alten Landkarten neue Produkte wie Federtaschen herzustellen, nach dem Motto „Aus alt mach neu“. 2. Welche Erfahrungen konntet Ihr im Projekt sammeln? 70 Jahr, ein eigenes Unternehmen gründen und führen wollen. Seit dem Start des Projekts in Berlin im Schuljahr 2000/2001 haben bereits über 3.000 Berliner Schülerinnen und Schüler am Projekt teilgenommen (www.juniorprojekt.de). Im jährlichen Landeswettbewerb der JUNIOR-Unternehmen gewann am 8. Mai 2019 die Schülerfirma „treasuremap“ der Carl-ZeissOberschule in Berlin-Lichtenrade den ersten Platz. Mit ihrer Geschäftsidee, Taschen, Turnbeutel und Federtaschen aus alten Landkarten zu fertigen und einer souveränen Präsentation ihrer Strategien und Ziele überzeugte sie die Jury. Auch andere Projekte unterstützen Lehrerinnen und Lehrer dabei, Fragen der Wirtschaft und der Unternehmenstätigkeit in den Unterricht zu integrieren. Eine Übersicht über die Angebote findet sich unter www.berlin.de/unternehmergeist. Auf der 9. Internationalen Schülerfirmenmesse im FEZ Berlin konnten Berliner Schülerinnen und Schüler ihre eigenen Produkte und Dienstleistungen ausstellen und sich mit anderen Schülerfirmen aus dem In- und Ausland vernetzen. Die Messe fand im Februar 2019 mit rund 1.500 Besucherinnen und Besuchern und 400 Schülerunternehmerinnen und -unternehmern statt. Jeder einzelne Schüler der Firma konnte sich einen Einblick von der Berufswelt machen. Auch wenn unsere Firma nicht mit einer großen internationalen Firma zu vergleichen ist, haben wir dennoch gelernt Verantwortung zu übernehmen. Wir haben gelernt, offener gegenüber Menschen zu sein und mehr Selbstbewusstsein zu entwickeln. Außerdem haben wir gelernt, dass Kommunikation ein wichtiger Aspekt ist, um Fehler zu vermeiden und besser in der Arbeitswelt, so wie im privaten Leben voranzukommen. 3. Wie wird es mit „TreasureMap“ weitergehen? Unsere Firma wird von neuen Schülern unserer Schule übernommen, da der Kurs nur für ein Schuljahr an unserer Schule angeboten wird und wir nächstes Jahr unsere Abiturprüfungen haben. Jedoch haben sich einige Mitglieder unserer Firma dazu bereit erklärt, die neue Schülerfirma in ihrer Anfangszeit zu unterstützen. Die neue Schülerfirma wird unsere Idee zwar beibehalten, jedoch müssen auch sie eigene Ideen und Konzepte erstellen. Außerdem müssen sie sich einen eigenen Firmennamen aussuchen. VI. Services und Förderung für Unternehmen Am 2. November 2018 fand der 9. Berliner Unternehmerinnentag statt. Mit einem modifizierten und erweiterten Tagesprogramm konnte den rund 800 teilnehmenden Unternehmerinnen und Gründerinnen erneut ein anspruchsvolles und informationsreiches Programm geboten werden. Formate wie das Forum „Frau, Macht und Medien“, der bestPractise Workshop zu digitalen Startups oder der Vortrag „Frauen kommunizieren anders – Männer auch. Mechanismen der verbalen und nonverbalen Kommunikation erkennen und nutzen“ fanden reges Interesse. Auch Themen wie Digitalisierung und Wachstum wurden angeboten. Der Berliner Unternehmerinnentag wurde so seinem Ziel, selbstständige Frauen zu vernetzen, zu informieren und ihre Potenziale stärker sichtbar zu machen, erneut gerecht. Auch 2018 wurde erneut die Prämierung zur „Berliner Unternehmerin“ durchgeführt. Mit Milena Glimbovski, Yvonne Wende und Constanze Buchheim standen drei erfolgreiche Berliner Unternehmerinnen in der Endauswahl. Erstplatzierte wurde Milena Glimbovski. Ihre Original Unverpackt (OU) GmbH besteht seit 2014. Nach eigenen Angaben ist „OU“ der bekannteste Unverpackt-Laden der Welt und hat einen „Hype für Zero Waste Shops“ angestoßen. Zum Portfolio gehören neben dem Unverpackt-Supermarkt ein nachhaltiger Online-Shop, eine eigene Produktlinie sowie Führungen und Vorträge zum Thema. Der Preis wurde in 2018 zum achten Mal verliehen. Initiatorin ist die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe in Kooperation mit Investitionsbank Berlin und IHK Berlin. Das Thema Soziale Ökonomie hat im Berichtsjahr erneut eine große Dynamik entwickelt. Social Entrepreneurship und Soziale Unternehmen werden immer stärker sichtbar und gewinnen an Bedeutung. Sie verbinden betriebswirtschaftliches, marktorientiertes Denken mit sozialem Mehrwert und zielen auf nachhaltige gesellschaftliche Veränderungen. Soziales sowie ökologisch nachhaltiges Unternehmertum wird in der wachsenden Stadt mit sich stetig verändernder Bevölkerungsstruktur künftig eine viel größere Bedeutung haben. Gerade Berlin mit seinem hohen Anteil an Gründungen und dem gewachsenen Startup-Habitat bietet sich bestens als Vorreiter für innovative Unternehmensideen und die Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen an. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe hat daher ihren Dialog mit den Akteuren aus den unterschiedlichsten Bereichen der Sozialen Ökonomie – von den Startups bis zu den genossenschaftlichen Initiativen und Vereinsformen – fortgeführt und die sich daraus ableitenden Handlungsschritte umgesetzt. Ein wichtiger Meilenstein ist hierbei die Öffnung des Wirtschaftsförderinstrumentariums bei der IBB, das seit Herbst 2018 auch für die Belange und Spezifika der Sozialen Ökonomie einsetzbar ist. Sozialunternehmen, deren Geschäftstätigkeit im Wesentlichen auf innovative Ansätze und die Erzielung von Markteinkommen im Wettbewerb mit anderen Anbietern ausgerichtet ist (Social Entrepreneurs), sind künftig uneingeschränkt förderfähig. Unternehmen, deren Geschäftsmodell wesentlich auf staatlichen Leistungen oder Zahlungen der Sozialversicherungsträger beruht, unterliegen jedoch weiterhin Beschränkungen. Auch in 2018 wurde der „Gesprächskreis Migration“ als Dialogplattform mit Vertreterinnen und Vertretern von Verbänden und Organisationen der ethnischen Communities Berlins, öffentlichen Institutionen, Vereinen, Kammern und Senatsverwaltungen, fortgesetzt. Aufgabe des Gremiums, das bereits im Jahr 2002 gegründet wurde, ist die Erörterung der Rahmenbedingungen für Selbstständige nichtdeutscher Herkunft. Im Berichtszeitraum konnten weitere Anregungen aus diesem Forum aufgegriffen und realisiert werden: Hier ist zum einen die Einrichtung einer „Lotsenstelle“ zur Erstberatung für Gründerinnen und Gründer nichtdeutscher Herkunft zu nennen, die am 15. Januar 2019 ihre Tätigkeit in den Räumlichkeiten des Willkommenszentrums Berlin aufgenommen hat Zum anderen wurde in 2019 erstmalig der Wettbewerb „Vielfalt unternimmt“ ausgelobt. Hierbei steht das unternehmerische Engagement und Potenzial der Selbstständigen nichtdeutscher Herkunft im Mittelpunkt. Die Prämierung fand am 5. April 2019 im Berliner (Roten) Rathaus statt. Zum mittlerweile 17. Mal wird in diesem Jahr in Kooperation mit der Investitionsbank Berlin IBB die kulturspezifische Seminarreihe für Gründerinnen und Gründer nichtdeutscher Herkunft angeboten (www.vielfalt-gruendet.de). In diesem Rahmen finden jeweils eintägige Orientierungsseminare für Interessierte aus den verschiedensten Sprachräumen statt. Das Land Berlin bietet mit diesem spezifischen zweisprachig ausgerichteten Seminarformat allen Gründerinnen und Gründern mit Migrationshintergrund zu einer Teilnahmegebühr von lediglich 10 € die Möglichkeit, sich gemeinsam mit anderen Interessierten zu Gründungsfragen kompetent beraten und 71 Nare Yesilyurt Geschäftsführerin „DETA-MED Hauskrankenpflege“ 1. Mit Ihrem Unternehmen DETA-MED sind Sie in eine Marktlücke gestoßen. War Ihnen damals schon bewusst, welches Potenzial im Thema „Kulturspezifische Pflege“ steckt? Bewusst im eigentlichen Sinne war mir das Entwicklungspotenzial für das Unternehmen bei der Gründung nicht – aber ich habe angesichts meiner Studien geahnt, dass ein gewaltiger Nachholbedarf bei der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in das deutsche Gesundheitssystem besteht. Dass dies zugleich eine Chance für die Integration bestimmter Zielgruppen – vor allem Frauen – in den gesundheitlich-sozialen Arbeitsmarkt bedeutete, war allerdings sofort klar, genauso wie die Tatsache, dass dies eine weitere unternehmerische Herausinformieren zu lassen. Diese Reihe wird in Kooperation mit Einrichtungen und Verbänden der ethnischen Communities umgesetzt. 2018 konnten zusätzliche, für die Teilnehmenden kostenlose spezielle Seminare für Geflüchtete angeboten werden. Neben der Erweiterung der Seminarreihe hat die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe auch den fachlichen Austausch mit Akteuren der Flüchtlingsbetreuung, Startups, Kammern und weiteren Einrichtungen fortgeführt. Dieser Dialog soll auch weiterhin fortgesetzt werden. Eine wichtige Thematik ist in diesem Zusammenhang die Frage der Finanzierung entsprechender Gründungs- und Investitionsvorhaben, besonders vor dem Hintergrund der spezifischen Aufenthaltssituation der Geflüchteten. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe setzt sich im politischen Raum dafür ein, hierzu passende Lösungen zu erarbeiten, um den gründungsbereiten Geflüchteten geeignete Finanzierungsangebote unterbreiten zu können. 72 forderung neben dem eigentlichen Geschäftsmodell war. 2. Sie sind Gewinnerin des diesjährigen Wettbewerbs „Vielfalt unternimmt – Berlin würdigt migrantische Unternehmen“ – Worin sehen Sie das Geheimnis Ihres Erfolges? Meiner Ansicht nach gibt es keine verborgenen Geheimnisse für Erfolg, sondern in erster Linie Ergebnisse harter Arbeit. Den unternehmerischen Erfolg hätte ich nicht gehabt, wenn ich nicht gleichzeitig intensiv Geld und Vertrauen investiert hätte in die Ausbildung und ständige Qualifikation meiner Mitarbeiter/innen. Ein Erfolgsfaktor ist aber immer auch eine gewisse Beharrlichkeit. Hätte ich immer auf diejenigen gehört, die mich vor meinen Projekten gewarnt haben, dann wäre ich gescheitert. 3. Was raten Sie Migrantinnen, die noch zögerlich darin sind, ihre Unternehmensidee umzusetzen? Zögerlichkeit kann überwunden werden, wenn man sich Einschätzung von anderen Leuten holt, ohne aber jedem Rat bedenkenlos zu folgen. Orientieren Sie sich an Vorbildern. Und im Übrigen gilt: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ Finanzierung So unterschiedlich wie die Gründungsideen sind auch die Finanzierungsbedarfe. Das Angebot reicht von kleinteiligen Mikrodarlehen bis zu 25.000 €, die im Rahmen des KMU-Fonds vergeben werden, über großvolumigere Darlehen oder Zuschüsse bis zur Bereitstellung von Wagniskapital im Rahmen von Beteiligungen in Millionenhöhe. Erste Anlaufstelle für alle Finanzierungsfragen ist die Investitionsbank Berlin (IBB). Als Landesstruktur- und Förderbank bietet sie programm- und institutsübergreifende Informationen zum gesamten Spektrum der Wirtschaftsförderung in Berlin an (Details hierzu in den Kapiteln VI.3 und VI.5). Alle Finanzierungsangebote für Gründerinnen und Gründer sind auf den Internetseiten der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe sowie im Portal www.gruenden-in-berlin.de zu finden. VI. Services und Förderung für Unternehmen Infrastruktur Neben den beiden großen und überregional ausgerichteten Technologiestandorten in Adlershof und Buch hat sich in Berlin eine große Vielfalt von Technologieund Gründungszentren herausgebildet. Sie fungieren als potenzielle Anlaufstellen in der Gründungs- und Entwicklungsphase, zur infrastrukturellen Unterstützung von Unternehmen und zur Bereitstellung flexibler Mietangebote. Unternehmen und Existenzgründer profitieren von der gemeinsamen Infrastruktur und den Beratungs- und Coachingangeboten. Eine gute Verkehrsanbindung, die Nähe zu Ausbildungsstätten und Hochschulen sowie die vielfältigen Kooperationsangebote schaffen beste Voraussetzungen für technologieorientierte Unternehmen. Die Innovationsorientierung und die Vernetzung in ihren unterschiedlichen Ausprägungen sind die beiden wesentlichen Kennzeichen von Technologiezentren. Viele innovative Firmen werden von Hochschulabsolventinnen und -absolventen gegründet, weshalb die räumliche Nähe zu Wissenschaftseinrichtungen einen wichtigen Erfolgsfaktor für Technologiezentren darstellen kann. Neben diesem öffentlich geförderten Infrastrukturangebot bieten viele private Vermieter flexible Gewerbeflächen für kleine Unternehmen und Startups an. In Berlin sind in den letzten Jahren weit über 100 dieser Coworking Spaces entstanden. Sie haben die Hauptstadt zum europäischen Vorreiter einer neuen Arbeitskultur gemacht und sind ein wichtiger Bestandteil im Startup-Ökosystem. Die eher kleinteiligen Co-Working-Spaces werden durch eine in Deutschland einzigartige Anzahl privater Inkubatoren und Acceleratoren ergänzt, die neben Räumen auch Beratung und zum Teil auch Beteiligungskapital anbieten. 73 VI.3 Innovationsförderung Wissen verbreitet sich schneller denn je und ist als Ausgangspunkt für Innovationen zu einem entscheidenden Produktionsfaktor geworden. Dies hat zur Konsequenz, dass sich auf Dauer vor allem die Unternehmen behaupten können, die auf der Basis von Forschungs- und Entwicklungsprozessen Innovationen umsetzen. Aus diesem Grund ist es ein zentrales Anliegen der Berliner Wirtschaftspolitik, mit einer verlässlichen und thematisch flexiblen Innovationsförderung zur Schaffung einer nachhaltig wirksamen Wettbewerbsfähigkeit beizutragen. Mit dem Programm Pro FIT (Programm zur Förderung von Forschung, Innovation und Technologien) werden sowohl Einzelvorhaben als auch FuE-Kooperationen vorrangig zwischen Wissenschafts- und Wirtschaftspartnern gefördert. Der Schwerpunkt der Förderung liegt entsprechend der Beschaffenheit der Berliner Wirtschaft bei kleinen und mittleren Unternehmen. Durch technologische Entwicklungen wird die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen gesteigert. Es wird nicht nur die Produktentwicklung gefördert, sondern auch die Markteinführung. Damit steht ein Programm zur Verfügung, das die Unternehmen in allen Phasen des Innovationsprozesses unterstützt. Im Jahr 2018 wurden 70 Projekte mit einem Zuschuss in Höhe von 15,84 Mio. € bewilligt. 51 Projekte erhielten ein Darlehen, hier wurden 25,72 Mio. € bewilligt. Das Programm wird aus dem EFRE kofinanziert. Technologieorientierte Unternehmen, die erst kürzlich gegründet wurden und die Durchführung eines Innovationsprojektes anstreben, können zudem mit der Pro FIT Frühphasenfinanzierung finanzielle Unterstützung beim Aufbau der Unternehmensinfrastruktur und erforderlichen Personalkapazitäten erhalten. Ziel des VC Fonds Technologie Berlin ist die Beteiligung an jungen Berliner Technologie-Unternehmen mit besonderem Wachstumspotenzial. Das Fondsvolumen beträgt 60 Mio. €, die Hälfte hiervon sind EFRE-Mittel. Die Fondsmittel stehen bis 2023 vorrangig zur Finanzierung der Entwicklung und Markteinführung innovativer Produkte zur Verfügung. Das Fondsmanagement obliegt der IBB Beteiligungsgesellschaft mbH. In 2018 wurden 32 Finanzierungen mit einem Volumen von etwa 9,83 Mio. € abgeschlossen. Berlin als deutsche VC-Hauptstadt hat mit der IBB Beteiligungsgesellschaft als öffentlicher Beteiligungsgeber vor Ort einen bedeutenden Player. Mit ihrer 20-jährigen Er74 fahrung ist sie ein gefragter Partner der Startups und Ansprechkontakt für nationale und internationale Gesellschaften, die sich in Berlin nach Investments umsehen oder Finanzierungspartner suchen. Durch die Bildung von Finanzierungspartnerschaften betragen die investierten Mittel das Sechs- bis Siebenfache der Investitionen des VC-Fonds. Der VC Fonds Kreativwirtschaft Berlin mit einem Fondsvolumen von 40 Mio. €, davon ebenfalls 50 % EFREMittel, unterstützt kleine und mittlere Unternehmen der Berliner Kreativwirtschaft. Zusammen mit privaten Kapitalgebern werden mit den Fondsmitteln innovative kreative Startups mit hohem Wachstumspotenzial unterstützt, die sich in der Aufbau- und Expansionsphase befinden. In 2018 wurden 21 Finanzierungsrunden, davon sechs neue Beteiligungen und 15 Folgefinanzierungen abgeschlossen. Das Gesamtvolumen betrug 7,03 Mio. €. Weitere Kapitalgeber beteiligten sich mit 26 Mio. €. Evaluierung der Berliner Innovationsförderprogramme 2018/2019 Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe fördert mit verschiedenen Innovationsförderprogrammen seit vielen Jahren die Entwicklung innovativer Produkte, Verfahren und Dienstleistungen, die Anwendung neuer Technologien sowie Existenzgründerinnen und Existenzgründer. In ihrem Auftrag wird aktuell eine Gesamtbewertung der Berliner Innovationsförderung durchgeführt. Ziel der Bewertung ist es zu überprüfen, ob aktuelle wirtschaftliche und technologische Trends sowie die Unterstützungsbedarfe der Unternehmen weiterhin adäquat von den Programmen abgedeckt werden. Zudem werden die Wirkungen der Förderung – sowohl auf Ebene der einzelnen begünstigten Unternehmen und Existenzgründungen als auch auf Ebene der Berliner Cluster – beleuchtet. Aus den Ergebnissen der Evaluierung werden Empfehlungen zur Weiterentwicklung und künftigen Ausgestaltung der Innovationsförderung im Land Berlin abgeleitet. Ergebnisse sollen Ende 2019 vorliegen. Das Personaltransfer-Programm Innovationsassistent/-in ist nach wie vor eine wirksame Komponente der Know-how-Übertragung aus der Wissenschaft, VI. Services und Förderung für Unternehmen insbesondere in kleine und mittlere Unternehmen. Durch den projektbezogenen Einsatz von qualifizierten Hoch- und Fachhochschulabsolventinnen und -absolventen erhalten die Unternehmen die Chance zur Bewältigung betrieblicher Innovationsaufgaben. Die Förderung erfolgt in Form von nicht rückzahlbaren Personalkostenzuschüssen. Gleichzeitig wird damit verstärkt der Zielsetzung Rechnung getragen, Struktur-, Innovations- und Arbeitsmarktpolitik miteinander zu verzahnen. Das Volumen der im Jahr 2018 bewilligten 206 innovativen Vorhaben von Berliner Unternehmen betrug rd. 4,1 Mio. €. Der Coaching BONUS bezuschusst die Inanspruchnahme von Beratungsleistungen durch technologieorientierte kleine und mittlere Unternehmen (KMU), kleine und mittlere Unternehmen der Kreativwirtschaft sowie im Zusammenhang mit den Themenbereichen Internationalisierung und Nachfolge auch durch andere KMU. Dabei deckt das Beratungsangebot die gesamte Bandbreite unternehmerischer Fragestellungen innovativer, technologieorientierter KMU ab. Das reicht von Gründungsmodalitäten über Finanzierungsprobleme bis hin zu Marketing- und Vertriebsstrategien. Das Coaching soll helfen, eine konkrete Aufgabe bzw. Fragestellung im Hinblick auf eine bestimmte Zielstellung zu bewältigen. Die Unterstützung im Coachingprozess und die sich daraus ergebende Qualifikation soll die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens nachhaltig stärken. 2018 wurden insgesamt 383 Projekte (davon 100 in von Frauen geführten Unternehmen) durch den Coaching BONUS begleitet sowie 29 Seminare mit insgesamt 131 Teilnehmerinnen und 189 Teilnehmern durchgeführt. Das Förderprogramm Transfer BONUS hat den Technologie- und Wissenstransfer zum Ziel, in dem kleinen und mittleren Berliner Unternehmen der Zugang zu den Erkenntnissen von Wissenschaft und Forschung bzw. deren Nutzung erleichtert wird. Gefördert wird die Inanspruchnahme einer wissenschaftlichen Dienstleistung, wobei seit 2016 auch Projekte im Bereich der Digitalisierung unterstützt werden. Im Jahr 2018 wurden 60 Bewilligungen erteilt, wobei 3 davon auf Projekte im Bereich der Digitalisierung entfielen. Das Bewilligungsvolumen belief sich insgesamt auf rd. 750.000 €, davon rd. 120.000 € für Digitalisierungsprojekte. Ziel des Programmteils Transfer BONUS Design ist es, kleinen und mittleren Unternehmen den Zugang zu Designleistungen zu erleichtern. Der Design Transfer Bonus bezuschusst den Transfer von Design-KnowHow von Designunternehmen und von Hochschulen hin zu Unternehmen, um so ihre Innovationsfähigkeit und die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Das Programm soll die Entwicklung neuer Produkte oder Dienstleistungen von der Idee bis zur Marktfähigkeit sowie qualitative Verbesserungen bestehender Produkte und Verfahrensweisen unterstützen. 2018 wurden 40 Projekte mit einem Gesamtvolumen von rd. 510.000 € bewilligt. 75 Europäische Strukturfonds Die Berliner Wirtschafts- und Innovationspolitik ist eingebunden in die Europäische Strukturpolitik und die Europäische Strategie Europa 2020 für ein intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum. Zielgerichtete Investitionen in Bildung, Forschung und Entwicklung, die Ausrichtung auf eine kohlenstoffarme, energieeffiziente Wirtschaft und eine wettbewerbsfähige Industrie sowie die vorrangige Schaffung von Arbeitsplätzen und die Bekämpfung von Armut bilden die zentralen Ansatzpunkte dieser Strategie. Das übergeordnete Ziel der Strukturfondsförderung in Berlin ist es, die internationale Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität der Stadt zu stärken. Darauf bauen die Operationellen Programme (OP) des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und des Europäischen Sozialfonds (ESF) auf. (www.berlin.de/strukturfonds) In der aktuellen Förderperiode 2014 – 2020 erhält Berlin 635 Mio. € aus dem EFRE und 215 Mio. € aus dem ESF. Hinzu kommen jeweils nationale Mittel in gleicher Höhe – die sogenannte Kofinanzierung. Insgesamt stehen Berlin aus diesen beiden EU-Förderprogrammen somit rund 1,7 Mrd. € zur Verfügung. Der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) ist das wichtigste Instrument der Regionalförderung der Europäischen Union. Er trägt dazu bei, den wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt der Europäischen Gemeinschaft durch Ausgleich der regionalen Ungleichgewichte zu stärken. Die EFRE-Mittel werden in Berlin in bedeutendem Maße für die Förderung von Innovationen eingesetzt. Für Forschung, Entwicklung und die Markteinführung neuer Produkte und Lösungen in Unternehmen, aber auch zur Stärkung hochinnovativer Unternehmen, etwa durch Beteiligungen, die Unterstützung von Clustern sowie die Stärkung unternehmensnaher Forschungsinfrastrukturen sind fast 50 % der EFRE-Mittel vorgesehen. Darüber hinaus werden kleine und mittlere Unternehmen in ihrer Investitionstätigkeit und bei ihrer internationalen Markterschließung unterstützt und Gründerinnen und Gründer gefördert. Um die anspruchsvollen energie- und klimapolitischen Ziele des Landes zu erreichen, können Berliner Unternehmen von der Investitionsförderung in energiesparende Technologien, in die Nutzung erneuerbarer Energien oder bei der Umstellung von Produktionsprozessen profitieren. Bis zum 31. Dezember 2018 sind von den rund 1,2 Mrd. €, die für das Operationelle Programm des EFRE zur Verfügung stehen, mehr als 2.400 Vorhaben mit Gesamtkosten in Höhe von 1,009 Mrd. € bewilligt worden. Gefördert wurden bspw. Berliner Unternehmen wie die Makea Industries GmbH, die an innovativen digitalen Techniken für passgenaue Prothesen aus dem 3D-Drucker forscht. Intensive Unterstützung erhielt auch die Kultur- und Kreativwirtschaft. Ein Beispiel ist die Förderung von Weiterbildungen für Kunst- und Kulturschaffende der Berliner freien Szene auf den Gebieten Augmented Reality (AR) und digitale Medien an der AURORA School for ARtists an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Der Europäische Sozialfonds (ESF) ist das wichtigste Finanzierungsinstrument der EU zur Förderung der Beschäftigung in Europa. Der ESF verbessert den Zugang zu Arbeitsplätzen, fördert Bildung, bietet Qualifizierung und unterstützt die soziale Integration. Für die Umsetzung des Operationellen Programms des ESF 2014 – 2020 stehen Finanzmittel in Höhe von insgesamt 430,2 Mio. € zur Verfügung. Bis zum 31.12.2018 sind davon 997 Vorhaben mit Gesamtkosten in Höhe von 252,7 Mio. € bewilligt worden. Gefördert werden zum Beispiel Angebote wie das Projekt „Zukunft Kita“, welches Arbeitssuchenden und Nichterwerbstätigen berufliche Perspektiven aufzeigt. Das „Berliner Startup Stipendium“ unterstützt Gründerinnen und Gründer, die über ein erstes Gründungskonzept verfügen. „Zukunft im Beruf“ ist ein Projekt, bei dem Berliner Schülerinnen und Schüler eine fundierte Berufsorientierung erhalten. 76 VI. Services und Förderung für Unternehmen VI.4 Zuschüsse für Unternehmen und Infrastruktur Die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) ist das bedeutendste Regionalförderinstrument von Bund und Ländern. Mit der GRW werden Investitionen gefördert, die in strukturschwachen Regionen die Einkommens- und Beschäftigungssituation verbessern. Vorrangiges Ziel der GRW ist die Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen. Länder 2018 gemeinsam verschiedene Regelungsänderungen beschlossen. So erfolgte u. a. eine Ausweitung des Fördertatbestandes der Erschließung von Industrie- und Gewerbegelände, die Ausschöpfung des beihilferechtlichen Rahmens für die Förderung von Häfen, die Aufnahme der De-Minimis-Förderung für Großunternehmen in C-Fördergebieten und verbesserte Möglichkeiten der Förderung von Forschungsinfrastrukturen. Im Koordinierungsrahmen der GRW sind für die bis 2020 laufende aktuelle Förderperiode die Regelungen über Voraussetzungen, Art und Intensität der Förderung und die Fördergebiete der einzelnen Bundesländer festgelegt. Eine Verlängerung der Förderperiode durch die Europäische Kommission bis 2022 ist wahrscheinlich. 2018 wurden die zur Verfügung stehenden GRW-Mittel vollständig ausgeschöpft und insgesamt 130,0 Mio. € ausgezahlt. Davon entfallen 77,25 Mio. € (59,4 %) auf die Förderung der wirtschaftsnahen Infrastruktur und 52,75 Mio. € (40,6 %) auf die Förderung der gewerblichen Wirtschaft. Die Mittel der GRW werden von Bund und Land jeweils zur Hälfte getragen. In der laufenden Förderperiode 2014 bis 2020 wird für Berlin ein Fördermittelvolumen von über 900 Mio. € angesetzt. Bis Ende 2018 sind davon bereits 664 Mio. € verausgabt worden. Im Vorjahr wurde der Bewilligungsrahmen für die Jahre 2018 – 2020 in Höhe von 130,0 Mio. € vollständig gebunden, davon 68 Mio. € für die Unternehmensförderung und 62 Mio. € für die Verbesserung der wirtschaftsnahen Infrastrukturen. Aus Mitteln der GRW können Investitionszuschüsse für die gewerbliche Wirtschaft und für wirtschaftsnahe Infrastrukturmaßnahmen gewährt werden. Auch die Förderung integrierter regionaler Entwicklungskonzepte, die Förderung des Regionalmanagements sowie die Förderung von Kooperationsnetzwerken sind möglich. Daneben unterstützt die GRW in immer größerem Umfang auch Fachprogramme des Landes zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft Berliner Unternehmen. Die folgende Übersicht gibt einen Überblick über die für den Zeitraum 2014 – 2020 bereits zugeteilten geplanten Mittel für Berlin, die bis zum 31. Dezember 2018 bereits zugeteilten und gebundenen Mittel und die zum 31. Dezember 2018 ausgezahlten Mittel. Berlin hat danach die Zielgröße von 900 Mio. € bereits erreicht und durch zusätzliche Zuteilungen des Bundes bereits 16 Mio. € mehr erhalten. Nach aktuellem Stand werden alle Mittel bis zum Ende der Förderperiode ausgezahlt. Im Rahmen der Weiterentwicklung der GRW zur Erweiterung der Fördermöglichkeiten und zur Verbesserung der Rahmenbedingungen haben Bund und Die Förderung der gewerblichen Wirtschaft ist zentraler Ausgangspunkt für die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit Berlins. Die Sicherung und Neuschaffung von GRW-Mittel der gesamten Förderperiode 2014 – 2020 geplant entsprechend der jährlichen Bundeszuweisengen 900 Bewilligungen 31.12.2018 916 Auszahlungen 31.12.2018 in Mio. Euro 0 664 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 Quelle: Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe 77 Arbeitsplätzen soll einhergehen mit der Steigerung der Produktivität und des Pro-Kopf-Einkommens. Besonders in den technologieorientierten und zukunftsweisenden Branchen sowie in produktionsnahen Dienstleistungen sollen qualifizierte Arbeitsplätze gesichert und geschaffen werden. Die zulässige GRW-Höchstförderung variiert innerhalb Berlins. Berlin ist in zwei Fördergebiete (C- und D-Fördergebiet) aufgeteilt. Die Zuordnung eines konkreten Investitionsstandortes zu einem der beiden Berliner Fördergebiete sowie die jeweiligen Fördersätze können Unternehmen abrufen unter: www.berlin.de/sen/ wirtschaft/foerdergebietskarte2014-20 Im Jahr 2018 wurden im Rahmen der GRW insgesamt 189 neue Vorhaben der gewerblichen Wirtschaft mit einem Investitionsvolumen von 517,3 Mio. € bewilligt. Hierfür wurden GRW-Mittel in Höhe von 93,0 Mio. € eingesetzt. Von den insgesamt 189 neuen Vorhaben entfallen 173 auf kleine und mittlere Unternehmen mit einem Investitionsvolumen von 334,3 Mio. €. Dieses förderfähige Investitionsvolumen wurde mit 74,4 Mio. € an GRW-Mitteln gefördert. Mit diesen Investitionsvorhaben sollen in Berlin 8.799 Arbeitsplätze geschaffen und gesichert werden, davon 2.985 zusätzliche Arbeitsplätze und 5.814 gesicherte Arbeitsplätze. Von den zusätzlichen Arbeitsplätzen sind 759 Arbeitsplätze für Frauen und 68 Arbeitsplätze für Auszubildende vorgesehen. Wenn auch das Ziel der GRW, Arbeitsplätze in strukturschwachen Regionen zu schaffen, grundsätzlich nicht geschlechtsspezifisch ausgerichtet ist, so findet dennoch die Schaffung von Arbeitsplätzen für Frauen besondere Berücksichtigung im GRW-Fördersystem. Die Länder können in Regionen mit hoher Frauenarbeitslosigkeit frauenspezifische Förderschwerpunkte setzen: • Die GRW-Förderhöchstsätze dürfen nur für Investitionen gewährt werden, von denen ein besonderer Struktureffekt ausgeht; Investitionen, die Arbeitsund Ausbildungsplätze für Frauen schaffen, fallen in diese Kategorie. • Arbeitsplätze, die eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen, werden von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zunehmend nachgefragt. Diesem Trend kommt die GRW entgegen, indem sie Investitionen zur Schaffung von Telearbeitsplätzen fördert. 78 Im Rahmen der ergänzenden Förderung von Berliner Programmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft von kleinen und mittleren Unternehmen sind 2018 insgesamt rd. 4,7 Mio. € an GRW-Mitteln in sechs Fachprogrammen des Landes eingesetzt worden. Die Förderprogramme Innovationsassistent, Transfer Bonus, Design Transfer Bonus, Coaching Bonus, Potenzialförderung und das 2018 neu hinzugekommene Programm für Internationalisierung erfahren durch die mit GRW-Mitteln ermöglichte Verbesserung der Förderkonditionen eine zunehmende Nachfrage. Die wirtschaftsnahe Infrastruktur hat infolge ihres Vorleistungscharakters Einfluss auf betriebliche Standortentscheidungen. Sie schafft die Rahmenbedingungen für den Aufbau und die Sicherung wettbewerbsfähiger Produktions- und Dienstleistungsstandorte. 2018 wurden 37 neue Vorhaben im Bereich der wirtschaftsnahen Infrastruktur mit einem Investitionsvolumen von über 208,8 Mio. € mit GRW-Mitteln in Höhe von 186,3 Mio. € bewilligt. Einen Kernpunkt der GRW-Förderung bildeten wiederum die Errichtung, der Ausbau und die Modernisierung von Bildungseinrichtungen. In 2018 wurden die Errichtung eines Erweiterungsbaus Elektromobilität am OSZ Kraftfahrzeugtechnik, der Neu- und Ausbau des Werkstatttraktes an der Konrad-Zuse-Schule, der Neubau des OSZ Sozialwesen Anna-Freud-Schule und die Erweiterung und Neubau des Ausbildungsstandortes Blankenfelde der Berliner Forsten bewilligt. Weitergeführt wurde die Erweiterung und Modernisierung der IT-Vernetzung des OSZ Informations- und Medizintechnik (OSZ IMT), der Marie-Elisabeth-LüdersOberschule (OSZ MELO) und des Oberstufenzentrums Logistik, Touristik und Steuern (OSZ LOTIS). Darüber hinaus wurde die Errichtung eines Ausbildungszentrums der BVG gefördert. Ein weiterhin zentraler Förderbereich war auch 2018 die Schaffung und Verbesserung touristischer Infrastrukturen. Auf der Grundlage des Berliner Tourismuskonzepts wurden Vorhaben mit hoher touristischer Relevanz ausgewählt. So wurden für das Botanische Museum in Berlin Dahlem und das Charite-Museum Mittel für Investitionen bewilligt, durch die die Ein- und Zugangssituation, die Besucherführung und die Barrierefreiheit deutlich verbessert werden. Es werden damit moderne, nachhaltige touristische Museumsinfrastrukturen geschaffen, VI. Services und Förderung für Unternehmen die den Erfordernissen hoher Besuchszahlen gerecht werden. Im Rahmen der Erweiterung des touristischen Wegeleit- und Informationssystems wurden GRW-Mittel für die Errichtung von Informationsstelen bewilligt, die mit analogen und digitalen Inhalten eine wirksame Ergänzung der bestehenden Pfeilwegweisung bilden werden. Mit der touristischen Entwicklung der Dahlem-Fahrradroute, der noch die Wannsee-Fahrradroute folgen soll, wurde wie in jedem Jahr der Bereich des Radtourismus in die GRW-Förderung einbezogen. Zu den wesentlichen Schwerpunkten der GRW-Förderung gehörte auch der Neubau eines Gründerzentrums im Bereich Biotechnologie in Buch sowie die Modernisierung von in der Vergangenheit bereits GRW-geförderten Technologie- und Gründerzentren in Adlershof. Ein weiterer Schwerpunkt der Förderung war der Ausbau von Verkehrsverbindungen zur Verbesserung der Anbindung von Gewerbebetrieben an die überregionalen Verkehrsnetze. Mit dem Ziel der Sicherung und Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur für die Binnenschifffahrt wurden die Neubauten der Uferbefestigung am Bonhoefferufer und der Uferbefestigung am Wikingerufer sowie die grundhafte Erneuerung der Uferbefestigung an der Spree gefördert. Durch Investitionen in Landeswasserstraßen werden Verkehrswege für die gewerbliche Binnenschifffahrt gesichert und alternative Transportwege für die gewerbliche Wirtschaft bereitgestellt, die durch weniger Lärm, geringeren Energieverbrauch und weniger CO2-Emissionen als bei Transporten auf der Straße ökologisch sinnvoll und zugleich ökonomisch sind. Die Förderung von Forschungsinfrastrukturvorhaben und Innovationsclustern lief in 2018 mit dem Vorhaben der Gesellschaft zur Förderung angewandter Informatik e.V. an. Hier wurden Mittel für die Erweiterung von Büro-, Test- und Laborflächen mit dem Ziel zur Verfügung gestellt, verstärkt Forschungsaufträge von KMU realisieren zu können. Die bewilligten Fördermittel für die nächsten Jahre in Höhe von 186,3 Mio. € im Rahmen der wirtschaftsnahen Infrastruktur verteilen sich auf die einzelnen Förderarten wie folgt: • Erschließung von Industrie- und Gewerbegelände mit 9,0 Mio. €, • Ausbau der Verkehrsanbindung für Gewerbebetriebe mit 35,58 Mio. €, • Verbesserung der touristischen Infrastruktur mit 39,5 Mio. €, • Ausbau von Technologie- und Gründerzentren mit 49,8 Mio. € und • Ausbau von Bildungseinrichtungen mit 44,9 Mio. € • Forschungsinfrastruktur mit 2,45 Mio. € • Förderung von Planungs- und Beratungsleistungen mit 0,04 Mio. €. Im Ergebnis dieser geförderten Planungsleistungen entwickeln sich Infrastrukturvorhaben in den Folgejahren. • • • • Kooperationsnetzwerke mit 0,4 Mio. € Regionalmanagement mit 1,5 Mio. € Regionalbudget mit 1,45 Mio. € Innovationscluster mit 1,68 Mio. € Im GRW-Förderbereich Vernetzung und Kooperation werden Aktivitäten und Entwicklungen der gewerblichen Unternehmen und der Bezirke unterstützt. Das nicht-investive Förderangebot Kooperationsnetzwerke zielt darauf ab, Vernetzungsaktivitäten von Unternehmen, Forschungseinrichtungen und wirtschaftsnahen Einrichtungen zu initiieren, Synergieeffekte zu generieren und Innovations- und Wachstumsprozesse zu fördern. Im Förderzeitraum sollen Kooperationsnetzwerke Management- und Organisationsdienstleistungen für ihre Partner entwickeln und sich als Unternehmensverbund am Markt etablieren. Beschränkungen in der Förderung für bestimmte Technologiefelder und Branchen bestehen nicht. 2018 wurden im Rahmen der GRW-Förderung sieben Vorhaben begleitet. Im thematischen Fokus standen u.a. Themen der Tourismuswirtschaft, der Energietechnik und des Digitalisierungsprozesses von Berliner Unternehmen. Damit leistete die GRW-Förderung einen Beitrag zur Stärkung der Berlin-Brandenburger Cluster Energietechnik sowie IKT, Medien und Kreativwirtschaft. Das Förderangebot Innovationscluster dient dem Technologietransfer und dem Aufbau von Informationsnetzwerken zwischen Unternehmen, Einrichtungen der Forschung und Wissensverbreitung, gemeinnützigen Einrichtungen sowie anderen miteinander verbundenen Wirtschaftsbeteiligten. Zur Initiierung eines innovativen Technologietransfers zwischen den beteiligten Partnern können GRW-Fördermittel für die 79 gemeinsame Nutzung von Räumlichkeiten, Anlagen und technischen Ressourcen, deren Aufbau sowie für Personal und Sachmittel eingesetzt werden. Im Jahr 2018 wurden gewerbliche Unternehmen, Wirtschaftsverbände und -organisationen sowie Einrichtungen für Forschung und Wissensverbreitung umfassend über das neue Förderangebot informiert. Die Berliner Bezirke werden durch die GRW-Förderangebote Regionalmanagement und Regionalbudget in ihren lokalen Wirtschaftsstrukturen unterstützt und gestärkt. In sechs Bezirken trug das Regionalmanagement erfolgreich zur Vernetzung der Wirtschaftsakteure vor Ort bei. Von den Bezirken konnten damit Themen der Unternehmensansiedlung, des Stadtmarketings, der Profilierung der ausgewiesenen Berliner innovativen Zukunftsorte, der Stärkung der Gesundheitswirtschaft wie auch wirtschaftliche Kooperationen mit angrenzenden Kreisen und Gemeinden des Brandenburger Umlandes – im Verbund mit regionalen Wirtschaftsakteuren – umgesetzt werden. Das Regionalbudget wurde als GRW-Projektförderung u. a. für Maßnahmen der Gewerbeflächenerfassung und -sicherung, des Tourismus, der Bewerbung von bezirklichen Destinationen und für die Entwicklung energieeffizienter Strukturen eingesetzt. Von diesem Förderangebot haben sechs Berliner Bezirke Gebrauch gemacht. EFRE – Wirtschaftsdienliche Maßnahmen In der Förderperiode 2014 bis 2020 ist die EFRE-kofinanzierte Maßnahme „Wirtschaftsdienliche Maßnahmen im Rahmen bezirklicher Bündnisse für Wirtschaft und Arbeit“ erneut Bestandteil des Berliner Operationellen Programms des Landes Berlin. Mit einem Gesamtvolumen für die Förderperiode von 10 Mio. € (50 % EFRE-Mittel und 50 % öffentliche oder private Kofinanzierung) können Projekte in den Berliner Bezirken unterstützt werden, die die lokale Wirtschaft vor Ort stärken sollen. Dazu gehören u. a. Netzwerke, Projekte zum Standortmanagement sowie zum Stadtmarketing. Bisher wurden acht Projekte mit insgesamt 2,7 Mio. € Fördervolumen bewilligt. Die Potenzialberatung existiert seit mehr als zehn Jahren und gehört somit zu den festen Programmen der Berliner Förderinstrumente für bestehende Unternehmen. Mit der Förderung können Unternehmen 80 des verarbeitenden und produktionsnahen Dienstleistungsgewerbes sowie Handwerksbetriebe finanzielle Mittel für die Einholung externer Beratung erhalten (maximal 8.000 € für eine Grundberatung und 8.000 € für eine anschließende Aufbauberatung). Abweichend von anderen Beratungsprogrammen muss der Antrag auf Förderung gemeinsam von der Belegschaftsvertretung und der Geschäftsführung gestellt werden. Ziel der Potenzialberatung ist, durch externe Beratungen Unternehmen und Beschäftigte von KMU bei der Optimierung der Arbeitsorganisation und des Geschäftsprozesses zu unterstützen. Dadurch wird die Wettbewerbsfähigkeit verbessert und es können Arbeitsplätze gesichert und ausgebaut werden. Das Förderprogramm wird aus der GRW und mit Landesmitteln finanziert. 2018 wurden 17 Potenzialberatungsanträge bewilligt. Die Potenzialberatung wird mit Unterstützung der IG Metall Berlin, des Verbands der Metall- und Elektroindustrie in Berlin und Brandenburg e. V. und der HWK Berlin durchgeführt. ESF – Innovative Qualifizierung Im Rahmen des Operationellen Programms des Landes Berlin für den Europäischen Sozialfonds (ESF-OP) in der Förderperiode 2014 – 2020/23 werden im Instrument 3 „Innovative Qualifizierung“ Beschäftigte von Berliner Unternehmen (KMU und Großunternehmen) weitergebildet. Die Förderung bezieht sich auf Anpassungsprozesse im Zusammenhang mit Innovationsprozessen der Wirtschaft, dem technologischen Wandel (v. a. bezogen auf den Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnologien bzw. die fortschreitende Digitalisierung) sowie ökologische Zielsetzungen (z. B. Klimaschutz, Energieeffizienz und Nutzung regenerativer Energien), insb. im Kontext der „Gemeinsamen Innovationsstrategie der Länder Berlin und Brandenburg“ (InnoBB) und branchenbezogener Fachkräftestrategien (z. B. im Bereich des Handwerks, der Energiewirtschaft, der Wohnungswirtschaft und der Luftfahrt). Von 2015 bis 2018 wurden mit Hilfe dieser Förderung 853 Beschäftigte weitergebildet, darunter auch 644 ehemalige Beschäftigte von Air Berlin im Rahmen einer vom Land Berlin erstmalig unterstützten Transfergesellschaft. Insgesamt werden in der laufenden ESF-Förderperiode ca. 1.500 Beschäftigte mit einem Programmvolumen von 10,6 Mio. € (50 % ESF-Mittel, 30 % Privatmittel der Unternehmen, 20 % Landesmittel) unterstützt. VI. Services und Förderung für Unternehmen VI.5 Darlehen, Bürgschaften und Beteiligungen Vom Land Berlin werden kleine und mittlere Unternehmen durch Finanzierungshilfen bei Gründung, Wachstum und Stabilisierung unterstützt. Auch eine Stärkung der Eigenkapitalsituation Berliner Unternehmen durch Beteiligungsangebote ist möglich. banken i. H. v. 70 %. Die Finanzierung wird von der InnovFin KMU-Kreditgarantiefazilität der Europäischen Union im Rahmen des unter der Investitionsoffensive für Europa errichteten Europäischen Fonds für strategische Investitionen („EFSI“) unterstützt. 2018 konnten Kredite mit einem Gesamtvolumen von rund 12 Mio. € vergeben werden. IBB-Förderprogramme Als Förderbank des Landes Berlin bietet die Investitionsbank Berlin (IBB) Unternehmen in jedem Stadium des Unternehmenslebenszyklus, von der Gründung über das Wachstum bis zur Konsolidierung, ein bedarfsgerechtes Finanzierungsprodukt. Mit dem Programm Berlin-Start können Existenzgründerinnen und -gründer sowie junge Unternehmen Darlehen der IBB bis 500.000 € über ihre Hausbanken erhalten. Durch die Zusammenarbeit mit der BürgschaftsBank Berlin (BBB) ist eine Vergabe auch bei gering vorhandenen Sicherheiten möglich. Im Jahr 2018 wurden 115 Darlehen mit einem Gesamtvolumen von knapp 20 Mio. € bewilligt. Der KMU Fonds (Kreditfonds für kleine und mittlere Unternehmen) dient der Finanzierung von Investitionen und damit verbundener Betriebsmittel bei kleinen und mittleren Unternehmen in Berlin. Dieser Fonds ist als revolvierender Fonds (50 % EFRE-Mittel, 50 % IBB-Mittel) bei der IBB angesiedelt. Die Bandbreite reicht von Kleinstkrediten bis 25.000 € (vereinfachtes Antragsverfahren direkt bei der IBB) über Wachstumsdarlehen bis 10 Mio. € (vorrangig mit einer Geschäftsbank als Hausbank- oder Konsortialfinanzierung) bis zu mezzaninen Finanzierungen im Rahmen von Berlin Kapital (bis zu 5 Mio. € in Kooperation mit einem weiteren Beteiligungs- oder Darlehensgeber). In 2018 wurden insgesamt 235 Darlehen und stille Beteiligungen mit einem Gesamtvolumen von über 33 Mio. € aus dem KMU Fonds bewilligt. Darüber hinaus bietet die IBB mit dem Förderprogramm Berlin Mittelstand 4.0. mittelständischen Unternehmen des produzierenden Gewerbes, der IT-Branche und des Dienstleistungsgewerbes eine zinsgünstige Finanzierung von Investitionen in regionalwirtschaftlich bedeutsame oder innovative Vorhaben. Im besonderen Fokus der Förderung stehen Vorhaben zur Nutzung von IT-Lösungen und digitaler Vernetzung in Produktion und Service. Die IBB und das Land übernehmen gemeinsam 60 % des Kreditrisikos der durchleitenden Bank, um damit die Kreditvergabe zu erleichtern. Wenn bei kurzfristigen Liquiditätsengpässen das klassische Instrumentarium (Kredit plus Bürgschaft) nicht greift, steht mit den Liquiditätshilfen Berlin (alt: Liquiditätsfonds Berlin) ein wirksames Programm für kleine und mittlere Berliner Unternehmen zur Überwindung des Engpasses zur Verfügung. Das Programm dient insbesondere der Vorfinanzierung von Aufträgen sowie der Kompensation von Umsatzeinbrüchen und Forderungsausfällen. Wenn beispielsweise aufgrund einer zu geringen Eigenkapitalbasis die erforderlichen Mittel zur Überwindung der Schwierigkeiten – trotz einer positiven Zukunftsperspektive – nicht zu erhalten sind, können Darlehen aus den Liquiditätshilfen Berlin beantragt werden. Diese Darlehen werden dann zu marktüblichen Bedingungen ausgereicht; ein nennenswerter Mitfinanzierungsanteil Dritter ist erforderlich. Förderprogramme der BürgschaftsBank Berlin Das IBB-Wachstumsprogramm dient der langfristigen Finanzierung von Investitionen in das Wachstum gewerblicher Unternehmen gemeinsam mit einer Geschäftsbank als Konsortialführerin. In 2018 wurde ein anteiliges Kreditvolumen von über 140 Mio. € bewilligt. Für die Finanzierung von Investitionen und Betriebsmitteln besonders innovativer Unternehmen bietet das Programm Berlin Innovativ Kredite bis zu 2 Mio. € mit einer Haftungsfreistellung für die Haus- Die BürgschaftsBank Berlin (BBB) ist eine Selbsthilfeeinrichtung für den gewerblichen Mittelstand in Berlin. Als wettbewerbsneutrales Förderinstitut unterstützt die BBB unternehmerische Vorhaben, die nachhaltig wirtschaftlichen Erfolg versprechen, für die jedoch keine ausreichenden finanziellen Sicherheiten vorhanden sind. Bereits seit über 60 Jahren stellt die BBB kleinen und mittleren Unternehmen, Freiberuflerin81 nen und Freiberuflern, Existenzgründerinnen und Existenzgründern sowie Unternehmensnachfolgerinnen und -nachfolgern Bürgschaften zur Verfügung. Eine Bürgschaft kann bis zu 80 % des Finanzierungsbetrages absichern – unabhängig von der Kreditform und vom Kreditinstitut. Die BBB übernimmt Bürgschaften für Investitions- und Betriebsmittelkredite bis zu einem Bürgschaftshöchstbetrag von 1,25 Mio. €, die bis zu 70 % vom Land Berlin und vom Bund rückverbürgt sind. Verbürgt werden Existenzgründungen, Geschäftsübernahmen sowie Modernisierungs- und Erweiterungsinvestitionen. Außerdem kann die BBB als Geschäftsbesorgerin der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft BerlinBrandenburg GmbH (MBG) Eigenkapital in Form einer stillen oder offenen Beteiligung zur Verfügung stellen. Eine Beteiligung der MBG stärkt somit die Eigenkapitalbasis des Unternehmens, wodurch Voraussetzungen für Investitionen und Wachstum geschaffen werden. Ein weiterer Vorteil ist die unternehmerische Unabhängigkeit, die während des Engagements erhalten bleibt. Das Land Berlin und der Bund räumen bis zu 54 %ige Rückgarantien bis 1,25 Mio. € ein, in begründeten Ausnahmefällen bis 2,5 Mio. €. Beide Förderinstrumentarien lassen sich kumulieren, sodass ein erheblicher Finanzierungsspielraum geschaffen wird. Im Jahr 2018 wurden insgesamt 246 (Vorjahr: 195) Bürgschaften und Garantien mit einem Bürgschafts-/ Garantievolumen in Höhe von 57,4 Mio. € (2017: 41,8 Mio. €) übernommen. Davon wurden 231 neue Bürgschaften und 15 neue Garantien übernommen. Die Anzahl der Existenzgründungen betrug 122 (2017: 98); damit waren knapp die Hälfte der geförderten unternehmerischen Vorhaben 2018 Existenzgründungsvorhaben. Durch die Bürgschafts- und Garantieübernahmen 2018 konnten insgesamt 4.991 (2017: 3.343) Arbeitsplätze gesichert bzw. geschaffen werden. Zudem wurden im Jahr 2018 rd. 14 Beteiligungen bei 82 Berliner Unternehmen mit einem Garantiebetrag in Höhe von 3,3 Mio. € übernommen. Zur Sicherung von Krediten, die ein Bürgschaftsvolumen von 1,25 Mio. € überschreiten, steht das Landesbürgschaftsprogramm auch größeren Unternehmen zur Verfügung. Das Programm wird von der Investitionsbank Berlin betreut. KfW-Förderprogramme Das Angebot der Gründungsfinanzierung wird durch die ERP-Programme (Kapital für Gründung und Gründerkredit StartGeld sowie Gründerkredit Universell) der KfW-Mittelstandsbank ergänzt. Der ERP-Gründerkredit – Universell ermöglicht Gründerinnen und Gründern sowie Freiberuflerinnen und Freiberuflern sowie kleinen und mittleren Unternehmen, die noch keine drei Jahre bestehen (Aufnahme der Geschäftstätigkeit), eine zinsgünstige Finanzierung von Vorhaben im In- und Ausland. Das Programm dient der Finanzierung von Investitionen und Betriebsmitteln von Existenzgründungen, Übernahmen/Nachfolgen und tätigen Beteiligungen sowie von jungen Unternehmen. Das Spezialprogramm ERP-Gründerkredit – Start-Geld fördert kleine Gründungsvorhaben sowie Freiberuflerinnen und Freiberufler und kleine und mittlere Unternehmen, die noch keine drei Jahre am Markt aktiv sind (Aufnahme der Geschäftstätigkeit), mit zinsgünstiger Finanzierung. Dieses Programm wird durch eine Garantie des Europäischen Investitionsfonds aus dem Rahmenprogramm der Europäischen Gemeinschaft für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation (CIP) unterstützt. Für die ERP-Gründerkredite wurden 2018 für Berliner Unternehmen insgesamt 830 (2017: 817) Kreditzusagen mit einem Darlehensvolumen in Höhe von 160,7 Mio. € (2017: 147,2 Mio. €) bewilligt. VII. Berliner Wirtschaftsdaten VII. Berliner Wirtschaftsdaten Einheit 2008 2014 2015 2016 2017 2018 Mrd. Euro 99,3 117,9 125,2 133,6 139,7 147,1 Bruttoinlandsprodukt (real), Veränd. ggü. Vorjahr % 4,0 2,5 4,1 5,1 3,1 3,1 Bruttoinlandsprodukt pro Kopf, Veränd. ggü. Vorjahr % 4,7 3,3 4,7 5,1 3,2 4,4 Mrd. Euro 17,1 23,1 24,8 26,3 . . % 0,2 10,7 6,2 4,9 . . Private und öffentliche Ausgaben für Forschung und Entwicklung Mrd. Euro 3,1 4,3 4,4 4,6 4,8 . Anteil der Ausgaben für Forschung und Entwicklung am Bruttoinlandsprodukt % 3,2 3,6 3,5 3,4 3,4 . 1.086,0 1.269,4 1.311,4 1.367,7 1.426,5 1.476,2 Volkswirtschaftliche Entwicklung Berlins Bruttoinlandsprodukt (nominal) Bruttoanlageinvestitionen Bruttoanlageinvestitionen (real), Veränd. ggü. Vorjahr Arbeitsmarkt und Soziales Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte1 1.000 Arbeitslosenquote2 % 13,8 11,1 10,7 9,8 9,0 8,1 Frauen % 12,6 10,3 9,8 9,0 8,2 7,4 Männer % 15,0 11,8 11,4 10,5 9,7 8,8 1.645,7 1.806,9 1.847,1 1.900,2 1.955,5 2.003,4 Erwerbstätige (Inland) 1.000 Erwerbstätigenquote3 Insgesamt % 66,1 72,4 72,5 75,2 76,2 77,7 Frauen % 63,6 70,0 69,8 72,2 72,7 74,4 Männer % 68,6 74,8 75,1 78,2 79,6 80,9 % 15,7 13,5 13,9 11,7 13,2 13,6 PJ 286,3 270,3 263,2 270,5 . . Steinkohlen % 15,0 16,0 15,1 13,6 . . Braunkohlen % 4,5 4,5 4,6 4,6 . . Mineralöle % 37,7 36,6 36,3 35,7 . . Frühe Schulabgängerinnen und Schulabgänger4 Umwelt Primärenergieverbrauch in Berlin Anteil der Energieträgern am Primärenergieverbrauch: CO2-Emissionen (Verursacherbilanz) CO2-Emissionen je Einwohner in Berlin Gase % 33,1 29,7 30,2 32,7 . . Erneuerbare Energien % 2,2 3,8 4,0 4,0 . . Strom % 6,5 8,5 9,0 8,4 . . Andere5 % 1,0 0,9 0,8 0,9 . . Mio. t 20,8 20,1 19,5 20,1 . . t CO2/EW 6,4 5,8 5,6 5,7 . . 36.508 41.252 38.755 38.911 40.911 40.268 8.740 8.728 8.548 9.145 9.272 9.481 Unternehmensgründungen Neugründungen6 dar. Betriebsgründungen7 83 Einheit 2008 2014 2015 2016 2017 2018 Exporte insgesamt Mio. Euro 11.575 13.307 14.078 15.147 14.819 14.488 EU-Länder, dar. Mio. Euro 5.893 6.061 6.095 6.225 6.457 6.653 Frankreich Mio. Euro 857 787 819 746 847 855 Italien Mio. Euro 657 507 528 597 747 788 Niederlande Mio. Euro 496 696 523 592 645 757 Polen Außenhandel Mio. Euro 612 1.025 1.076 1.041 695 697 EFTA Länder Mio. Euro 358 506 711 686 613 708 Übriges Europa, dar. Mio. Euro 1.118 865 689 817 847 730 Mio. Euro 728 528 386 445 483 402 Mio. Euro 2.078 3.082 3.562 3.767 3.592 3.224 Mio. Euro 495 634 701 908 967 920 USA Mio. Euro 1.093 1.537 1.755 1.909 1.838 1.809 Importe insgesamt Mio. Euro 8.836 9.911 11.729 12.114 13.977 13.892 EU-Länder, dar. Mio. Euro 5.909 6.486 7.396 7.713 8.513 9.078 Frankreich Mio. Euro 836 803 889 836 1.031 1.024 Italien Mio. Euro 634 1.003 1.117 1.167 1.395 1.400 Niederlande Mio. Euro 718 875 1.095 1.136 1.418 1.477 Polen Russische Föderation Asien, dar. Volksrepublik China Mio. Euro 856 986 986 1.150 1.256 1.515 EFTA Länder Mio. Euro 347 564 801 1.088 1.686 543 Übriges Europa, dar. Mio. Euro 181 228 280 281 335 349 Mio. Euro 38 30 23 34 39 44 Mio. Euro 915 1.482 1.667 1.853 2.229 2.814 Mio. Euro 391 767 872 985 1.251 1.685 Mio. Euro 1.169 794 1.065 789 872 732 Russische Föderation Asien, dar. Volksrepublik China USA 1 Zum Stichtag 30.06. 2 Bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen. 3 Erwerbstätigenquote: Anteil der Erwerbstätigen in der Altersgruppe 20-64 Jahren an der Gesamtbevölkerung derselben Altersgruppe. 4 Frühe Schulabgängerinnen und -abgänger sind junge Menschen von 18 bis 24 Jahren, die sich nicht oder nicht mehr in Ausbildung befinden, keinen beruflichen 5 Ab 2011: Wärme. 6 Ohne Anmeldungen wegen Übernahme eines Betriebes, Gesellschaftereintritt, Änderung der Rechtsform, Zuzug aus einem anderen Meldebezirk oder Umwand- 7 Bei Betriebsgründungen handelt es sich um Gründungen, bei denen bspw. ein Eintrag im Handelsregister oder eine Handwerkseigenschaft vorliegt bzw. min- Ausbildungsabschluss haben und nicht über einen Abschluss des Sekundarbereichs II verfügen. lung. destens eine Arbeitnehmerin bzw. ein Arbeitnehmer beschäftigt wird. Quellen: Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“, Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, Destatis, Eurostat, Regionaldirektion BerlinBrandenburg der Bundesagentur für Arbeit 84 VII. Berliner Wirtschaftsdaten Wirtschafts- und Innovationsförderung – Förderportfolio 2018 Bewilligtes Volumen in Mio. € IKT, Medien Gesund- Verkehr, Optik und Energie- Summe u. Kreativ- heitswirt- Mobilität Photonik technik Cluster wirtschaft schaft u. Logistik Pro FIT Zuschuss Innovationsassistent 5,17 5,41 0,53 2,27 1,00 14,38 Andere Summe 1,46 15,84 2,49 0,21 0,06 0,08 0,30 3,14 0,96 4,10 49,71 5,23 6,55 4,04 1,74 67,27 25,73 93,00 Internationalisierung 2,51 0,38 0,08 0,31 0,24 3,52 0,71 4,23 Transfer BONUS 0,22 0,18 0,00 0,16 0,00 0,56 0,19 0,75 Gesamt Zuschuss 60,10 11,41 7,22 6,86 3,28 88,87 29,05 117,92 Pro FIT Darlehen 17,59 3,22 0,99 1,42 1,17 24,39 1,33 25,72 Zwifi Filmproduktion 5,70 0,00 0,00 0,00 0,00 5,70 0,00 5,70 VC-Fonds Technologie 2,89 2,95 3,13 0,00 0,86 9,83 0,00 9,83 VC-Fonds Kreativwirtschaft 7,03 0,00 0,00 0,00 0,00 7,03 0,00 7,03 33,21 6,17 4,12 1,42 2,03 46,95 1,33 48,28 Coaching BONUS 0,69 0,08 0,03 0,01 0,06 0,87 0,10 0,97 Gesamt Beratungen 0,69 0,08 0,03 0,01 0,06 0,87 0,10 0,97 94,00 17,66 11,37 8,29 5,37 136,69 30,48 167,17 GRW-gewerblich Gesamt Darlehen / Beteiligungen Gesamt 2018 85 VII. Berliner Wirtschaftsdaten 86
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.