alice
magazin
der Alice Salomon
Hochschule Berlin
Sommersemester 2014
Hand aufs Herz
Gesundheit und Pflege an der ASH Berlin
Ausgezeichnet! Helleum erhält Auszeichnung als herausragende Bildungsidee
alice tagt Impressionen vom ersten International Day
Hörsaal Aktuelles aus dem Zentrum ASH-IQ
Editorial I 1
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
zwei große Symbole zieren das Titelbild der vorliegenden alice „HAND AUFS HERZ“.
Sie stehen für die Gesundheitsstudiengänge der Alice Salomon Hochschule, die den
Schwerpunkt der aktuellen Ausgabe bilden und das nicht ohne Grund: Im Juni 2014
feiert der Bachelorstudiengang „Gesundheits- und Pflegemanagement“ (vor der
Bologna-Reform: Diplomstudiengang „Pflege/Pflegewissenschaft“) sein 20-jähriges
Bestehen. Und auch der Bachelorstudiengang „Physiotherapie/Ergotherapie“ lässt
2014 nach zehn erfolgreichen, für die akademische Ausbildung bedeutenden Jahren
die Korken knallen. Ein guter Moment also, um „nah am Herzen“ zurückzublicken
und Bilanz zu ziehen.
In der Rubrik „Im Mittelpunkt“ wird über „Gesundheit und Pflege an der ASH Berlin“
aus drei unterschiedlichen Perspektiven berichtet. Aus Sicht der „Hochschule“ lässt
Elke Weisgerber, die von Anfang an als Studiengangskoordinatorin an der Entwicklung dieses Bereichs beteiligt war, die vergangenen 20 Jahre Revue passieren. Außerdem stellen die jeweiligen Studiengangsleitungen aktuelle Bezüge her und präsentieren die Bachelor- und Masterstudiengänge aus diesem Bereich. Im zweiten Teil
blicken Studierende auf die Gesundheits- und Pflegestudiengänge und erläutern aus
ihrer Sicht aktuelle Themen wie etwa die kontroverse Debatte um die Gründung einer
Pflegekammer. Und in der Rubrik „Forschung“ wird zum einen von Prof. Dr. Ingrid
Kollak die bedeutende Rolle der Gesundheits- und Pflegeforschung erläutert, die an
der ASH Berlin bereits genauso lange existiert wie die Lehre in diesem Bereich. Zum
anderen werden exemplarisch einige aktuelle Forschungsprojekte der Hochschule
sowie Kooperationsprojekte vorgestellt.
Den Autorinnen und Autoren gilt mein herzlicher Dank für die lesenswerten Beiträge
dieser alice-Ausgabe. Sie ist gleichzeitig die letzte, die in meiner Amtszeit unter meiner Federführung entstanden ist. Vier Jahre lang den Entstehungsprozess von insgesamt neun Ausgaben der alice zu begleiten, Themenschwerpunkte zu setzen und
intern wie öffentlich zur Diskussion zu stellen, hat mir viel Spaß bereitet. Zukünftig
wird Sie an dieser Stelle mein Nachfolger Prof. Dr. Uwe Bettig begrüßen und Ihnen
die Höhepunkte des Hochschullebens an der ASH Berlin näherbringen.
Auch im Namen der ehemaligen Prorektorin Prof. Dr. Susanne Viernickel bedanke ich
mich bei allen Hochschulangehörigen für das Vertrauen und die Unterstützung in den
vergangenen vier Jahren. Es war eine ereignisreiche und spannende Zeit! Dem neuen
Rektorat wünsche ich viel Erfolg für die Zukunft.
Und Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wünsche ich eine interessante und anregende
Lektüre.
Prof. Dr. Theda Borde,
ehemalige Rektorin der ASH Berlin (April 2010 bis März 2014)
alice
Inhalt
48 I Neuer Master: Social Work
as a Human Rights Profession
4
Neues!
4
Das neue Rektorat stellt sich vor
6
Alice und Familie – neuer Internetauftritt
„Studieren & Arbeiten mit Familie“
7
Kurzmeldungen
8
Im Mittelpunkt
58 I Netzwerk Prekäres Praktikum
26 Ab in die Praxis! „Physiotherapie/Ergotherapie“
aus der Sicht einer Studentin
28 Ein Interview mit GPM- und MQG-Alumna
Katja Thielemann
29 WISSENschafft gesunde KOMMUNE:
ein Projekt des Masterstudiengangs MQG
30 Eine Kammer für die Pflege: zur beruflichen
Selbstverwaltung der Pflegenden in Deutschland
Forschung
Hochschule
9
20 Jahre Gesundheits- und Pflegestudiengänge
an der ASH Berlin
32 20 Jahre Gesundheits- und Pflegeforschung
an der ASH Berlin
11 Akademisierung der Pflege –
Chancen des Pflegemanagements (GPM)
33 Aktuelle Projekte aus dem Bereich
Gesundheits- und Versorgungsforschung
12 Die ASH Berlin als Pionierin (PT/ET)
35 GLESA: innovative Wohnformen im Alter im
Fokus der Forschung
14 Mit dem Gesellenbrief auf direktem Weg
zur Meisterprüfung (MQG)
36 QPM-Pflege: integrative Managementstrategien
16 Auf einen Blick: Professorinnen und Professoren
der Studiengänge
38 EyeTrack4all: neue Hilfsmittel in der Unterstützten
Kommunikation
17 GPM-Studierende auf der Suche nach
beruflicher Identität
39 INDIKA: Verbesserung der Versorgungssituation und
Lebensqualität älterer Menschen mit Pflegebedarf
18 Persönlichkeit mit Fachkompetenz:
ein erfolgreicher Start ins Berufsleben
40 dig-TEMA: neue Messinstrumente und Testverfahren
in der therapeutischen Diagnostik
19 Erste Ergebnisse der Absolventinnen- und
Absolventenbefragung
41 LedeMitH: Lebenswelten von demenziell erkrankten
Migrantinnen und Migranten
21 Ein Gespräch mit Prof. Dr. Jutta Räbiger zur
Zukunft der Gesundheitsberufe
43 MAAL: interdisziplinärer Studiengang zur Entwicklung
innovativer Technologien und Dienstleistungen
23 Die Zukunft der akademischen Pflege aus
Sicht der Dekanekonferenz
44 ZukunftPflege: Entwicklung eines Online-E-LearningPortals für gesunde, qualifizierte häusliche Pflege
24 Qualitätssicherung und Forschung für Langzeitpflege
Studierendenwelt
25 Der Studiengang „Gesundheits- und
Pflegemanagement“ aus Studierendenperspektive
alice
46
Hörsaal
46 Neuer Master: „Netzwerkmanagement Bildung
für nachhaltige Entwicklung“
alice
Sommersemester 2014
64 I Austauch sprengt Grenzen
48 Human Rights in Action – New Master Program
“Social Work as a Human Rights Profession”
49 Und nach dem Studienabbruch? „Looping Berlin“
bietet Bildungsberatung
50 Aktuelles aus dem Zentrum ASH-IQ
51 Neuer Zertifikatskurs zur Erlebnispädagogik
53
alice forscht
69
69 Ein Interview mit dem Alice Salomon Poetik
Preisträger Franz Hohler
71 Herausragende „Bildungsidee“: Helleum erhält
Auszeichnung bei bundesweitem Wettbewerb
72 Kunst bricht auf! Theodor Heuss Medaille 2014
für das „Theater der Erfahrungen“
73 Preise für Studierende im Wintersemester 2013/14
53 Alice Salomons Werk erforschen – aber wie?
54 Für den Erzieher/-innenberuf (ver)brennen?
Ergebnisse des Forschungsprojekts STEGE
56 Zu den Wirkungen des Zertifikatskurses
„Fachberatung für Opferhilfe“
74
58
Seitenwechsel
59 Ein Interview mit der ersten
promovierten Absolventin des „BKS“
60 Produktives Lernen selbst in die Hand nehmen:
ein Weg aus der Bildungsbenachteiligung
63 Selbstreflexion und Geduld: aus der Praxiserfahrung
einer werdenden Sozialarbeiterin
64
Grenzübergang
64 Austausch sprengt Grenzen:
ein deutsch-ecuadorianisches Austauschprojekt
Menschen
74 Neuberufungen
76 Neue Mitarbeiter/-innen
79
58 0 Euro sind nicht genug! Erste Umfrageergebnisse
der Initiative „Netzwerk Prekäres Praktikum“
Ausgezeichnet!
alice tagt
79 Meet the World!
Impressionen vom ersten „International Day“
81 Rückblick auf den Hochschultag zum Thema
„Gewalt: Prävention und Intervention“
82 Gesundheit als Erfolgsfaktor – 29. Jahrestagung
der Hochschulkanzlerinnen und -kanzler
83
Lesestoff
86
Termine, Termine
87
Die letzte Meldung
88
Impressum
66 An interview with Erasmus student
Špela Breceljnik from Slovenia
68 Empowerment pur!
Reise in die Türkei mit der „Jungen Selbsthilfe“
alice
4 I NEUES
Neues!
Gemeinsam
neue Wege finden
Das neue Rektorat stellt sich vor
Das neue Rektorat: Nils Lehmann-Franßen, Uwe Bettig, Bettina Völter
Uwe Bettig
Im Jahr 2007 wurde ich auf die Professur für Management und
Betriebswirtschaft in gesundheitlichen und sozialen Einrichtungen an der ASH Berlin berufen. Zum 1. April 2010 übernahm
ich die Leitung des Bachelorstudiengangs „Gesundheits- und
Pflegemanagement“. Nach vier sehr schönen Jahren in dieser
Funktion mit Meilensteinen wie der Reakkreditierung im Jahr
2013 und der Planung der 20-Jahr-Feier im Juni 2014 warten
nun neue Herausforderungen.
Im Sommer 2013 trafen sich Kolleginnen und Kollegen aus unterschiedlichen Studiengängen, um die zukünftigen Herausforderungen, der sich die ASH Berlin stellen wird, zu erörtern.
Im Laufe der Diskussionen bildete sich das Team, das nun
mit großem Respekt aber auch großer Freude das Rektorat
übernimmt. Ich selbst freue mich darauf, im Dialog mit Vertre-
alice
terinnen und Vertretern aller Statusgruppen gemeinsam neue
Wege zu finden und zu beschreiten.
Wesentliche Leitmotive unseres Handelns sind Anerkennung
der Leistungen aller und eine möglichst weitgehende Offenlegung der Informationen für alle Interessierten, um so die
großen Aufgaben – wie die Gründung von Fachbereichen – auf
eine breite Basis zu stellen. Die Ressourcen, die uns durch
die Hochschulverträge zur Verfügung stehen, begrenzen das
Wachstum an grundständigen Studiengängen. Dennoch halten
wir es für sinnvoll, Möglichkeiten zu suchen, Studienplätze in
konsekutiven Masterstudiengängen zu schaffen.
Politisch wird uns die Möglichkeit der Promotion unserer Absolventinnen und Absolventen beschäftigen, hier gibt es ja
NEUES I 5
einige ermutigende Signale. Ebenfalls sind die Durchlässigkeit von Beruf und Studium und die Möglichkeiten des lebenslangen Lernens Aspekte, die wir in entsprechenden Gremien
voranbringen wollen. Die Weiterführung des Zertifikats als
familiengerechte Hochschule liegt uns außerdem am Herzen.
Die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Studium wollen wir
weiter stärken.
Bei all den Punkten freuen wir uns auf konstruktiv-kritische
Dialoge und die Unterstützung aller Interessierten. Gleichzeitig bedanken wir uns für die vielen Glückwünsche nach der
Wahl und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit sowie für
das Verständnis, wenn es in den ersten Monaten noch nicht
perfekt läuft.
Bettina Völter
Die AS(F)H Berlin habe ich 2003 zum ersten Mal betreten. Ich
übernahm die Methodenbetreuung der Promotions-Stipendiatinnen und wünschte mir damals sehr, hier eines Tages
mit Perspektive zu arbeiten. Seit 2007 bin ich nun Hochschullehrerin für Theorie und Methoden der Sozialen Arbeit
mit Schwerpunkt Rekonstruktive Soziale Arbeit. Neben Lehre
und Forschung war ich seither für mehrere Module verantwortlich, habe in der Tutorinnen- und Tutorenkommission, im
Konzil, der Kommission für Forschung und wissenschaftlichen
Nachwuchs sowie im Akademischen Senat mitgearbeitet.
Mitbegründet habe ich das Kooperationsforum ASH – Bezirk
Marzahn-Hellersdorf und die Brasilien AG.
Als Theda Borde und Susanne Viernickel erklärten, nicht
wieder anzutreten, entschloss ich mich spontan, meine persönlichen sowie meine Forschungs- und Lehrinteressen zurückzustellen und im Team mit Uwe Bettig und Nils LehmannFranßen zu kandidieren. Angesichts der komplexen Aufgaben
(wie Neubau, Personalentwicklung in der Verwaltung, Entwicklung von angemessenen Arbeits- und Förderbedingungen
für Lehrbeauftragte, Etablierung einer Grundordnung), schien
es mir wichtig, dass wir Mitglieder der Organisation weder
Energie noch Zusammenhalt oder Motivation bei der Suche
nach einer neuen Leitung verlieren.
Vor der Wahl hatten wir die Chance, uns allen Mitgliedergruppen vorzustellen. Die Anliegen und Anregungen nehme
ich gerne in unsere Amtszeit mit, wie etwa den Wunsch nach
einem wertschätzenden und fördernden Umgang untereinander, nach demokratischen Strukturen und Regeln, nach
mehr Räumen für Austausch sowie den Wunsch nach einer
Hochschulentwicklung, die auf Innehalten, Vertiefung und
Qualität setzt. Dazu gehört für mich, dem messenden Leistungsdenken des „Immer-Mehr und -Besser“ die prozessorientierten Bildungsideen, die Diskurskritik sowie die dialog- und subjektorientierte Praxis entgegenzusetzen, die in
unseren Studiengängen eine tragende Rolle spielen. Zu unseren Leitgedanken gehören insofern auch die Förderung von
Dialog und Achtsamkeit.
Ich freue mich, dass ich mit den Aufgabenbereichen Forschung und Kooperationen ins neue Rektorat gewählt wurde,
wünsche mir eine kreative Zusammenarbeit mit allen Mitgliedern, Partnerinnen und Partnern der ASH Berlin und danke
sehr für das Vertrauen!
Nils Lehmann-Franßen
Seit 2006 bin ich Professor für Recht der Sozialen Sicherheit.
Nach einem Studium der Visuellen Kommunikation an der (jetzigen) Universität der Künste Berlin und einem Studium der
Rechtswissenschaften an der Freien Universität Berlin – dort
erfolgte auch die Promotion – engagiere ich mich seit 1998 in
der Lehre von Sozial- und Arbeitsrecht an den Sozialarbeitsstudiengängen. Meine Forschungsinteressen liegen besonders im Bereich des transnationalen Sozialrechts. Aufgaben
der akademischen Selbstverwaltung habe und hatte ich u. a.
im Konzil, im Wahlvorstand, in der Barrierefrei-Kommission
und im Prüfungsausschuss. Mit den Aufgaben eines Prorektors sind nun andere Perspektiven verbunden, auf die ich
mich – in kollegialer Zusammenarbeit in der Hochschulleitung
– sehr freue.
Ein weiterer Leitgedanke für unsere Arbeit ist Partizipation.
Partizipation fokussiert auf ein Gemeinsames der Beteiligten
– der Studierenden, der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und
der Lehrenden – an den Entwicklungen und gesellschaftlichen
Aufgaben unserer Hochschule. Partizipation zielt auch auf
Akzeptanz. Nicht ohne Grund sind für Hochschulen im Rahmen
der Autonomie Gremien vorgesehen, die im fachlichen Diskurs
Entscheidungen auf breiter Basis vorbereiten und treffen können.
Die Verabschiedung einer neuen Grundordnung unserer Hochschule dürfte in den kommenden Semestern nach umsichtig
vorbereitender Arbeit und Diskussionen durch das Konzil erfolgen. An diesem vielschichtigen Prozess mitzuarbeiten und
die damit verbundenen Neustrukturierungen in der Hochschule
umzusetzen, liegt auch in der Verantwortung des Rektorats.
Meine Aufgaben werden zudem im Bereich Lehre und Studium liegen. Dazu gehört die Vielfalt der Bachelor- und Masterstudiengänge in den Bereichen Soziales, Bildung und Gesundheit mit der wachsenden Zahl von (internationalen) Studierenden und Lehrenden, die sich erwartungsvoll für unsere
Hochschule entschieden haben – oder entscheiden möchten.
Besonderes Augenmerk verdienen dabei die Qualität unserer
grundständigen Bachelorstudiengänge und die Öffnung für
weitere Lern- und Lehrformen, um besonderen Anforderungen
entsprechen zu können.
Kontakt
bettig@ash-berlin.eu
voelter@ash-berlin.eu
lehmann-franssen@ash-berlin.eu
alice
6 I NEUES
Alice
und Familie
Neuer Internetauftritt „Studieren & Arbeiten mit Familie“
Verena Meister
Wer das Studium oder den Beruf an der Alice Salomon Hochschule Berlin mit familiären Verpflichtungen vereinbaren
möchte oder muss, hat in der Regel erst mal viele Fragen:
Welche Möglichkeiten bietet die ASH Berlin? Welche Rechte
habe ich an der Hochschule? Wo finde ich Informationen und
wer kann mich beraten? Eine gute erste Anlaufstelle für diese
deutung: Familie ist kein reines Frauenthema, es betrifft alle
Geschlechter und die Hochschule im Allgemeinen. Auch das
soll mit der neuen Verankerung des Themas zum Ausdruck
gebracht werden.
Inhaltlich wurde der Internetauftritt umfassend erweitert.
Neben den wesentlichen Informationen zu den Einrichtungen
für Eltern – wie der Kinderbetreuungsstube und den diversen
Einrichtungen auf dem Campus – werden auch die wichtigsten Regelungen für studierende und berufstätige Eltern an der
ASH Berlin vorgestellt.
Neuer Unterpunkt: „Pflege von Angehörigen“
Außerdem enthalten die neuen Seiten erstmals auch Informationen zum Thema „Pflege“. Die Pflege von Familienangehörigen ist für viele Hochschulmitglieder ein relevantes
Thema. Die Pflegebedürftigkeit eines Familienmitglieds tritt
häufig ohne Vorwarnung ein und stellt Studierende und Berufstätige vor große Herausforderungen. Die Möglichkeiten,
die es im akuten Pflegefall gibt, sind aber weniger bekannt
als Maßnahmen, die Kinder betreffen. Hier soll der Internetauftritt in Zukunft Abhilfe schaffen. Er bietet Broschüren zum
Herunterladen, wie etwa eine Checkliste, was im Pflegefall zu
tun ist und Kontakte zu Pflegestützpunkten, die individuell,
wohnortnah und kostenlos beraten.
Fragen ist die Webseite der Hochschule. Der Internetauftritt
zum Thema „Vereinbarkeit von Studium und Beruf mit Familie“ an der ASH Berlin wurde gerade vollständig überarbeitet.
Abgerundet wird der neue Internetauftritt durch eine Liste mit
Links und Downloads zum Thema „Vereinbarkeit“ sowie Informationen zum Audit „familiengerechte hochschule“ und zu
den Zielvereinbarungen, die die Hochschule im Rahmen dieses
Zertifizierungsprozesses abgeschlossen hat.
Für alle, die weitergehende Fragen haben, ist auf der Webseite
ein Kontakt für die Beratung angegeben. Speziell Fragen rund
um die Vereinbarkeit von Studium und Arbeit mit Familie können hier beantwortet werden. Wir freuen uns über Rückmeldungen und Anregungen zu den Informationsmaterialien und
zu unseren Angeboten.
Formale und inhaltliche Änderungen
Die erste Veränderung, die auffällt, ist die neue Anordnung der
Internetseiten. Die Informationen sind jetzt nicht mehr wie bisher auf den Seiten der Frauenbeauftragten zu finden, sondern
direkt unter dem „PROFIL“ der Hochschule als Unterpunkt
„Studieren & Arbeiten mit Familie“. Die Informationen sind
nun schneller und leichter auf einen Blick zu finden. Diese grafische Umstrukturierung hat aber auch eine symbolische Be-
alice
Verena Meister
Frauenbeauftragte
familie@ash-berlin.eu
Tel. (030) 992 45-322
Weitere Informationen
www.tinyurl.com/mit-familie
© Ayse Yavas
NEUES I 7
Humorvoll ins neue Jahr
Lehre im Flüchtlingsheim
Die ASH Berlin hat den Alice Salomon Poetik Preis 2014 an
den Schweizer Schriftsteller Franz Hohler vergeben und würdigt ihn damit als Autor, dessen Humor „von politischer Moral
ebenso wie von Humanität und einer faszinierenden Einbildungskraft zeugt, mit der er etwas Schönheit in unser Leben
schmuggelt“, so heißt es in der Begründung der Jury. Eröffnet
wurde die Preisverleihung, die am 18. Januar 2014 im Rahmen
des Neujahrsempfangs der Hochschule stattfand, vom Teresa
Bergman Trio. Nach der Neujahrsansprache von Prof. Dr. Theda Borde und der Jurybegründung, die von Dr. Thomas Wohlfahrt vorgetragen wurde, hielt Prof. Dr. Klaus Wagenbach eine
fesselnde Laudatio auf den Preisträger. Franz Hohler selbst
begeisterte schließlich die knapp 300 Gäste, die sich in der
Berlinischen Galerie eingefunden hatten, mit einer gelungenen Mischung aus Lesung, autobiografischen Details und Verweisen auf das Leben Alice Salomons.
Seit Oktober 2013 haben in der Flüchtlingsunterkunft in Berlin-Hellersdorf täglich mehrere Lehrveranstaltungen der ASH
Berlin stattgefunden. Nach Gesprächen im Juli 2013 zwischen
Franz Allert, Präsident des Landesamtes für Gesundheit und
Soziales, und der Rektorin Prof. Dr. Theda Borde, stand der
Hochschule ein Gruppenraum im Flüchtlingsheim – ausgestattet mit Tafel, Beamer und PC mit Internetzugang – für 50 Personen zur Verfügung. So konnten dort regelmäßig Seminare
wie „Rassismus und Migration“ oder „Kritische Soziale Arbeit
im gesellschaftspolitischen Kontext“ abgehalten werden. Aber
auch der Hochschulchor der ASH Berlin hat einen Teil seiner
Proben in die Flüchtlingsunterkunft verlegt. Alle Veranstaltungen standen den Flüchtlingen offen.
Der Autor, Kabarettist und Liedermacher arbeitet seit 1965
für Bühne, Radio und Fernsehen, schreibt u. a. Erzählungen,
Romane, Gedichte und Kinderbücher. Zu seinen Erstlingswerken zählt „Das verlorene Gähnen und andere nutzlose Geschichten“ (1967); in 2013 veröffentlichte er den Erzählband
„Der Geisterfahrer“ und den Roman „Gleis 4“. Mit dem Alice
Salomon Poetik Preis zeichnet die ASH Berlin Künstlerinnen
und Künstler aus, die durch ihre besondere Formensprache
und Vielfalt zur Weiterentwicklung der literarischen, visuellen
sowie akustischen Künste beitragen und dabei immer interdisziplinär arbeiten und wirken. Zu den bisherigen Preisträgerinnen und Preisträgern gehören u. a. Michael Roes, Valeri
Scherstjanoi, Eugen Gomringer, Emine Sevgi Özdamar und
Andreas Steinhöfel.
Am Freitag, den 16. Mai 2014 hält Franz Hohler an der ASH
Berlin eine Poetik Vorlesung. Er wird ab 19.00 Uhr im Audimax über die Verknüpfung von biografischem und kreativem
Schreiben sprechen. (SR)
Weitere Informationen und Fotos unter
www.tinyurl.com/poetikpreis-2014
Im Wintersemester absolvierten auch zwei Studierende aus
dem Bachelorstudiengang „Soziale Arbeit“ ihr Praktikum
in der Flüchtlingsunterkunft. Im direkten Kontakt war es so
möglich, die Bedürfnisse der Bewohner/-innen zu klären und
spezielle Unterstützungsangebote durch die ASH Berlin auszurichten. Verbindungen zu Studierenden der Hochschule mit
unterschiedlichen Sprachkenntnissen konnten hergestellt
werden, die Übersetzungshilfe leisteten und die Flüchtlinge
beispielsweise bei Arzt- oder Amtsterminen begleiteten. Außerdem wurde in der Flüchtlingsunterkunft eine dauerhafte
Hausaufgabenbetreuung für Kinder eingerichtet und eine
offene Jugendarbeit integriert.
Inzwischen sind die etwa 200 Bewohnerinnen und Bewohner
des Flüchtlingsheims bereits ins größere, umgebaute Nachbargebäude mit Apartmentstruktur umgezogen. Dort wird es
erneut einen ausgestatteten Unterrichtsraum geben, sodass
die Seminare und weitere Aktivitäten der ASH Berlin im Sommersemester 2014 nahtlos weitergehen können. (DG)
Weitere Informationen
www.tinyurl.com/heim-hellersdorf
alice
8 I IM MITTELPUNKT
Hand aufs Herz
Gesundheit und Pflege an der ASH Berlin
Im Mittelpunkt dieser alice-Ausgabe stehen die
Gesundheits- und Pflegestudiengänge an der Hochschule.
Die Bachelorstudiengänge „Gesundheits- und Pflegemanagement“
und „Physiotherapie/Ergotherapie“ haben Grund zum Feiern!
Erfahren Sie mehr dazu auf den folgenden Seiten und lesen Sie interessante
Berichte über diesen Bereich aus ganz verschiedenen Blickwinkeln.
IM MITTELPUNKT I 9
Hochschule
Am Puls der Zeit
20 Jahre Gesundheits- und Pflegestudiengänge an der ASH Berlin
Elke Weisgerber
Blicken wir zurück auf Ereignisse des Jahres 1994: Das ‚Berlin-Bonn-Gesetz‘ zur Umsetzung des Hauptstadtbeschlusses
wird verabschiedet; in der Folge erst zieht die Bundesregierung nach Berlin. Der Deutsche Bundestag beschließt im März
1994 die Einführung der Sozialen Pflegeversicherung – ein
Meilenstein in der Gesetzgebung des Sozialstaats aus heutiger Sicht. Und die Situation der Pflege in Deutschland vor 20
Jahren? ‚Pflegenotstand‘ wird konstatiert – gemeint ist Personalmangel. Im internationalen Vergleich hat die akademische
Qualifizierung in der Kranken- und Altenpflege immensen
Aufholbedarf: Die Jahrzehnte währenden Bemühungen um die
Etablierung pflegebezogener Studiengänge mit den Hauptakteurinnen und -akteuren Berufsverband, Pflegewissenschaftliche Gesellschaft sowie Protagonistinnen und Protagonisten
aus Hochschulen und Politik, führen ab 1993 endlich zu einer
bundesweiten ‚Gründungswelle‘ von über 50 Studiengängen
in den nächsten Jahren.
Von Schöneberg nach Hellersdorf
An der damaligen Fachhochschule für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (FHSS) waren ab 1992 Professorinnen und Professoren bereits dabei, ein innovatives Studienkonzept und
entsprechendes Curriculum zu entwickeln. Der 1993 einberufene Gründungsbeirat, bestehend aus externen Fachleuten
aus Berufs- und Wohlfahrtsverbänden, Vertretungen anderer
Hochschulen, Pflegeleitungen und der Senatsverwaltung,
wird Wegbereiter für einen der frühen Pflegestudiengänge.
Der Diplomstudiengang „Pflege/Pflegemanagement“ startet
im April 1994 noch im beengten Schöneberger Domizil der
FHSS. Nach weiteren ‚Zwischenstopps‘ in Räumen des Schöneberger Rathauses und einer Fabriketage in der Treptower
Lohmühlenstraße, erfolgt 1998 der letzte Umzug in das neu
errichtete Hochschulgebäude in Hellersdorf. Die Aufbauzeit
alice
10 I IM MITTELPUNKT
ist geprägt von intensiver Berufungsarbeit bei laufendem,
stetig wachsendem Lehrbetrieb. Der achtsemestrige Diplomstudiengang ist zum Zeitpunkt des Umzugs voll ausgebaut,
hat die ersten zwei Semester als Pflegewirtinnen und -wirte
verabschiedet und zieht mit rund 200 Studierenden, fünf Professuren, einigen Lehrbeauftragten und drei Beschäftigten der
Studiengangskoordination unter das gemeinsame Dach der
heutigen ASH Berlin (1).
Vom Diplom zum Bachelor und Master
Zum zehnjährigen Jubiläum 2004 ist die Akademisierung der
Pflege an der ASH Berlin und bundesweit den Kinderschuhen
entwachsen. Zwar werden Diplom-Pflegewirtinnen und -wirte
in der Berufspraxis nicht überall mit offenen Armen empfangen, die Ergebnisse zweier Verbleibstudien der nun über 350
Alumni zeigen aber gute Berufsaussichten, meist in den verschiedenen Leitungsebenen und im Qualitätsmanagement von
Einrichtungen der Pflege.
Währenddessen ist die nächste Reform schon in Vorbereitung: Die Bologna-Anpassung des vierjährigen Diplomstudiums in ein zweistufiges Bachelor- und Masterstudium. Die
Modularisierung kann genutzt werden, um die Lehrinhalte
nach Rückmeldung von Arbeitgeberinnen und -gebern, Alumni
und Studierenden neu zu strukturieren. Zum April 2005 startet der sechssemestrige Bachelorstudiengang „Gesundheitsund Pflegemanagement“ (GPM), der nun das Diplomstudium
ersetzt. Wie schon für den Diplomstudiengang bleibt im Bachelor GPM eine pflegerische Ausbildung weiter Zugangsvoraussetzung, nicht mehr jedoch die zusätzliche zweijährige Berufserfahrung im Pflegeberuf. Seit April 2005 bis heute haben
mehr als 700 Studierende das GPM-Studium aufgenommen;
2013 gab es bereits über 380 Alumni des Bachelors GPM.
Als konsekutive Studienfortsetzung für Absolventinnen und
Absolventen des Bachelors GPM wie auch des 2004 neu entwickelten Bachelors „Physiotherapie/Ergotherapie“ (PT/ET)
beginnt der Masterstudiengang „Management und Qualitätsentwicklung im Gesundheitswesen“ (MQG) erstmals zum April
2008. Der Abschluss des MQG ist dem universitären Masterabschluss gleichwertig. Inzwischen haben bereits rund 200
alice
Studierende das Masterstudium MQG aufgenommen; etwa
100 haben das Studium schon erfolgreich absolviert.
Die pflegerischen Vorberufe wie auch die stärkere Fokussierung der Lehre auf Managementinhalte prädestinieren die
GPM-Absolventinnen und -Absolventen weiterhin für leitende
Positionen in der Pflege. Zugleich konnte mit dem Beibehalt
der Forschungsmodule im Bachelorstudium eine fundierte Basis für ein vertiefendes Masterstudium geschaffen werden. In
dieser Kombination bietet das breit angelegte Gesundheitsund Pflegemanagement den Absolventinnen und Absolventen
nach wie vor gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt, sowohl in
klassischen Leitungsebenen wie auch in neuen Berufszweigen, von Controlling bis Pflegeberatung. Vor allem unter den
ehemaligen Diplom-Studierenden ist nunmehr eine zweistellige Zahl promoviert oder in Abschlussphasen, auch dank eines
von der Robert Bosch Stiftung speziell für das Fördergebiet
Gesundheitspflege ausgerichteten Graduiertenkollegs.
Viele der an dieser Stelle nur kurz skizzierten Themen werden in den Artikeln von Hochschulangehörigen, Leitungen,
Lehrenden und Studierenden der Studiengänge auf den folgenden Seiten genauer dargestellt. Allen am Aufbau und der
Entwicklung des Gesundheits- und Pflegestudiums Beteiligten
sei hiermit besonders gedankt.
Herzliche Glückwünsche zu den runden Jubiläen: Dem Studiengang PT/ET zum 10., den Studiengängen GPM und MQG
zum 20. Geburtstag! Das 20-jährige Bestehen wird am 20. Juni
2014 mit einer Festveranstaltung gefeiert.
(1) Zur ausführlichen Darstellung der Entwicklung im
Bereich Gesundheit und Pflege siehe: Räbiger, Jutta und Elke
Weisgerber (2004). „Pflegekräfte mit Diplom: Von der Vision zur
Wirklichkeit. 10 Jahre Pflegestudiengang an der ASFH“, in:
alice Magazin, Nr. 8, S. 10 –15.
Elke Weisgerber
Studiengangskoordinatorin
weisgerber@ash-berlin.eu
Tel. (030) 992 45-334
IM MITTELPUNKT I 11
Hochschule
Akademisierung der Pflege –
Chancen des Pflegemanagements
Der Bachelorstudiengang Gesundheits- und Pflegemanagement (GPM)
Uwe Bettig
An der ASH Berlin kann das Pflegemanagement nun bereits
auf eine 20-jährige Tradition verweisen. In dieser Zeit haben
sich viele Änderungen ergeben, die zum Teil inhaltlicher und
zum Teil struktureller Natur sind. Inhaltlich ist besonders die
stärkere Hinwendung zur Betriebswirtschaft und zum Management zu erwähnen. Größte Herausforderung in der Überarbeitung der Studienstruktur war sicherlich die Umsetzung
der „Bologna-Reform“ mit der Umwandlung des Diplomstudiengangs „Pflege/Pflegemanagement“ in einen Bachelor- und
einen konsekutiven Masterstudiengang.
Die inhaltlichen Änderungen orientierten sich stets stark an
den Wünschen der Studierenden – allesamt mit abgeschlossener Berufsausbildung – und deren späteren Berufsmöglichkeiten. Eine wichtige Rolle spielt hierbei der Praxisbeirat mit
Vertreterinnen und Vertretern der Berufspraxis und der Berufsverbände. Dieser trifft sich einmal jährlich, um über das
Studium und künftige Herausforderungen zu diskutieren. Im
Rahmen dieser Diskussionen haben sich unter anderem Verbesserungen der Praktika ergeben, indem die Studierenden
besser vorbereitet und begleitet werden.
Im Fokus dieser Sitzungen, aber auch der regelmäßigen Dozentinnen-/Dozentenkonferenzen stehen immer die möglichen
Einsatzfelder der Alumni. Das Aufgabengebiet der Pflege hat
sich zum Beispiel durch die reformierte Finanzierung im Ge-
sundheitswesen (insbesondere die Einführungen der Pflegeversicherung und der DRG-basierten Vergütungssysteme)
stark verändert. Die zu erfüllenden Aufgaben erfordern eine
hohe Fachkompetenz der Pflegenden. So empfiehlt der Wissenschaftsrat in seiner Stellungnahme von 2012, 10 bis 20
Prozent eines Ausbildungsjahrganges in den Gesundheitsfachberufen akademisch zu qualifizieren.
Als neue Einsatzfelder nach dem Studium haben sich interdisziplinäre Arbeitsfelder, wie das Medizincontrolling, das Casemanagement und das Qualitätsmanagement herausgebildet.
Auch der Einsatz im betriebswirtschaftlichen Controlling oder
in Personalabteilungen sind häufige Startpositionen der Alumni. Auch der Sprung in die Selbstständigkeit wird oft gewagt.
Die neuen Tätigkeitsfelder sind insgesamt interprofessioneller,
aufgabenreicher aber auch verantwortungsvoller geworden.
Entsprechende Module bereiten die Studierenden an der ASH
Berlin hierauf gezielt vor. Daneben wird in Projektmodulen an
konkreten Problemstellungen der Praxis gearbeitet, um aktuelle Lösungen auf Herausforderungen im späteren Arbeitsumfeld zu finden. Über drei Semester werden so praxisrelevante
Inhalte erarbeitet, die während des Praktikums gezielt vertieft
werden können. Bei der Wahl der Praktikumsstelle helfen die
zahlreichen Kooperationen der Hochschule mit Praxispartnern
des Gesundheits- und Sozialwesens.
Absolventinnen und Absolventen des Bachelorstudiengangs GPM
alice
12 I IM MITTELPUNKT
Die Abschlussarbeiten der Studierenden sind ebenfalls häufig anwendungsorientiert und werden in Kooperation mit
Praxiseinrichtungen entwickelt. So kann der Theorie-PraxisTransfer bereits während des Studiums stattfinden. Dies geschieht auch durch die mögliche Mitarbeit von Studierenden
in den zahlreichen Forschungsprojekten. Erfreulicherweise
bieten sich hier recht häufig Stellen für Wissenschaftliche
Mitarbeiter/-innen an, die weitere akademische Karrieremöglichkeiten eröffnen.
Hochschule
Die ASH Berlin
als Pionierin
Vorstellung des
Bachelorstudiengangs
Physiotherapie/Ergotherapie (PT/ET)
Heidi Höppner
Wandel des Aufgabenfeldes der Pflege
Der Wandel des Studiengangs ist keineswegs abgeschlossen, der Wandel wird uns kontinuierlich begleiten. Dass dies
gelingt, beweist auch die Reakkreditierung des Studiengangs, die 2013 ohne Auflagen erfolgt ist.
Uwe Bettig
Professor für Management und
Betriebswirtschaft in gesundheitlichen
und sozialen Einrichtungen
bettig@ash-berlin.eu
Tel. (030) 992 45-400
Die ASH Berlin gehört zu den Pionierinnen der Hochschulausbildung von Therapeutinnen und Therapeuten in Deutschland. Vor genau zehn Jahren, am 1. April 2004, startete der
erste Bachelorstudiengang „Physiotherapie/Ergotherapie“
mit je 20 Studienplätzen. Zusammen mit verschiedenen Kooperationsschulen – der Wannseeschule Berlin, der Evangelischen Waldschule für Ergotherapie, den Schulen für Physiotherapie an der Charité und in Potsdam – entstand ein
ausbildungsintegrierendes Studium, das in insgesamt fünf
Jahren (davon drei Jahre berufsqualifizierende Ausbildung)
zum Bachelor führt. Bis 2013 konnten bereits 251 Absolventinnen und Absolventen mit einem Bachelor of Science
entlassen werden. Eine vorerst letzte Kohorte wurde 2013
aufgenommen – ein neues Studienformat ist in Arbeit.
Die Versorgung von Patientinnen und Patienten ist komplex
geworden und fordert andere und neue Kompetenzen – wie
es auch der Wissenschaftsrat in seinen Empfehlungen 2012
noch mal ausdrücklich unterstrich. 10–20 Prozent aller Therapeutinnen und Therapeuten – so der Wissenschaftsrat –
sollen in Zukunft in Deutschland eine Hochschulausbildung
erhalten. Die Akademisierung der Physio- und Ergotherapie
verfolgt vier Ziele:
n
n
Bachelorstudiengang
Gesundheits- und
Pflegemanagement (GPM)
Abschlussgrad
Bachelor of Science (B.Sc.)
Akkreditierung bis
30.09.2021
Turnus des Studienbetriebs Aufnahme zum Sommer- und
Wintersemester
alice
Studienplätze
30 pro Semester
Dauer
6 Semester (Vollzeit)
Credit Points (CP)
180
n
n
Fachkompetenzerweiterung, d. h. Stärkung therapeutischer Kompetenzen durch Wissenschaftsbasierung
Förderung von Wissenschaftskompetenz: d. h. wissenschaftliches Arbeiten kennenlernen und Voraussetzungen
für ein Masterstudium erhalten
Systemkompetenz für Innovationen: durch den Einsatz
von Fachwissen und personaler und sozialer Kompetenz
für Veränderungen („change agents“) eintreten
Internationale Orientierung, um Chancen der internationalen Anschlussfähigkeit zu erhalten (wissenschaftlich
und beruflich)
Vorteile dieses (ausbildungsintegrierenden) Studienformates ergeben sich aus der Zusammensetzung der Gruppen:
Erfahrungen rund um interdisziplinäres Lernen stehen bei
den Absolventinnen und Absolventen ebenso hoch im Kurs
IM MITTELPUNKT I 13
wie der Austausch zwischen „erfahrenen und weniger erfahrenen Therapeutinnen und Therapeuten“. Der Studiengang ist
bisher sehr gut nachgefragt. Nachteile sind jedoch der lange
Weg zum Bachelor (fünf Jahre) und eine geringe Zeit für die
„akademische Sozialisation“ konkret an der Hochschule. Die
ASH Berlin wird auch in Zukunft Berufserfahrenen eine Chance
der hochschulischen Qualifikation bieten.
Die Arbeit der letzten fünf Jahre stand im Studiengang sehr
unter dem Zeichen der Umsetzung der Modellklausel in den
Berufsgesetzen und damit die Chance für einen primärqualifizierenden Studiengang (PQS). 2011 war die ASH Berlin – gemeinsam mit den Schulen für Physio- bzw. Ergotherapie an der
Wannseeschule – Pionierin in Deutschland: Primärqualifikation, d. h. die Berufsbefähigung durch ein Hochschulstudium
und damit ein zukunftsorientiertes und neues Konzept, wird
nun umgesetzt. Die Erfahrungen der Berufsfachschule helfen,
das gemeinsame Ziel zu verfolgen: Vor dem Hintergrund gesetzlicher Möglichkeiten entsteht in der Therapeutinnen- und
Therapeuten-Ausbildung in Deutschland etwas Neues und
diese wird somit auch formal international anschlussfähig. Im
Herbst 2014 werden die ersten Studierenden das sogenannte
„Staatsexamen“ durchlaufen und zum 1. Oktober 2014 wird
mit der vierten Kohorte der Studiengang PQS erstmalig ausgestaltet sein – „Full House“.
In absehbarer Zeit bieten sich also viele Gründe zum Feiern:
Zehn Jahre Bachelorstudiengang „Physiotherapie/Ergothera-
pie“, „Full House“ im PQS, ein neues Format für Berufserfahrene sowie 2015 erste Absolventinnen und Absolventen des
primärqualifizierenden Studiengangs.
Heidi Höppner
Professorin für Physiotherapie
heidi.hoeppner@ash-berlin.eu
Tel. (030) 992 45-413
Primärqualifizierender
Bachelorstudiengang
Physiotherapie/Ergotherapie (PT/ET)
Abschlussgrad
Bachelor of Science (B.Sc.)
Akkreditierung bis
30.09.2019
Turnus des Studienbetriebs Aufnahme zum
Wintersemester
Studienplätze
40 pro Semester
(20 pro Fachrichtung)
Dauer
7 Semester (Vollzeit)
Credit Points (CP)
210
alice
© bluedesign - Fotolia. com
14 I IM MITTELPUNKT
Hochschule
Mit dem Gesellenbrief auf
direktem Weg zur Meisterprüfung
Der Masterstudiengang Management und Qualitätsentwicklung
im Gesundheitswesen (MQG)
Peter Hensen
Was hat „Bologna“ den Fachhochschulen gebracht? Die Masterstudiengänge! Deshalb bietet auch die ASH Berlin seit 2008
Bachelorabsolventinnen und -absolventen der Gesundheitsund Pflegestudiengänge die Möglichkeit, ihre bisher erwor-
wie Absolventinnen und Absolventen der Universitäten. Der
konsekutive Masterstudiengang „Management und Qualitätsentwicklung im Gesundheitswesen“ (MQG) ist im Jahr 2014,
sechs Jahre nach seiner Einführung, ein Riesenerfolg. War im
ersten Jahr die Nachfrage noch verhalten, kommen mittlerweile mehr als drei Bewerbungen auf einen der vorhandenen 30
Studienplätze. Studienstart ist jedes Jahr im Sommersemester.
Wahl- und Schwerpunktstudium geben persönlichen
Neigungen Raum
Konzept des Masterstudiengangs MQG
in der viersemestrigen Vollzeitvariante
benen Kenntnisse und Kompetenzen im Rahmen eines Masterstudiums weiterzuentwickeln. Wer nach dem dreijährigen
Bachelor noch nicht genug hat und zwei weitere Studienjahre
anhängt, dem eröffnen sich die gleichen beruflichen Zugänge
alice
Wer einen der begehrten Studienplätze erhalten hat, kann
sein „Studientempo“ selber bestimmen. Der Master ist grundsätzlich auf zwei Studienjahre zugeschnitten. Das Grundlagenstudium der ersten beiden Semester knüpft zunächst
an den Bachelor an und erweitert die Fach- und Methodenkenntnis der Studierenden. Im weiteren Verlauf des Studiums
werden die erworbenen Kompetenzen in einem der gewählten
Schwerpunktbereiche weiter vertieft: entweder „Management
und Betriebswirtschaft“ oder „Forschung und Qualitätsentwicklung“. Das Schwerpunktstudium ist auf ein Semester beschränkt, um die Durchlässigkeit hinsichtlich der beruflichen
Tätigkeitsfelder zu wahren und eine Überspezialisierung zu
vermeiden. Zusätzlich können die Studierenden im Rahmen
verschiedener Projekt- und Wahlpflichtangebote ihre fachlichen Kenntnisse und Fähigkeiten anwendungs- und praxisbezogen vertiefen. Mit der abschließenden Masterarbeit stellen
IM MITTELPUNKT I 15
Anzeige
die Studierenden dann ihre Fähigkeiten zu selbstständiger,
wissenschaftlicher Arbeit unter Beweis.
Qualitätsmanagement ist der „rote Faden“
Im Gegensatz zu rein betriebswirtschaftlich ausgerichteten
Masterstudiengängen stehen bei uns im Studium die Perspektiven und Handlungslogiken der verschiedenen Gesundheitsberufe und der Nutzer/-innengruppen im Vordergrund.
Das Thema Qualitätsmanagement genießt dabei besondere
Aufmerksamkeit, da es neben den Fragen wertorientierter
Unternehmensführung auch methodische Ansätze der Qualitätsentwicklung adressiert. Je nach gewähltem Schwerpunkt
befähigt das Studium dann zur Wahrnehmung von Leitungsund Beratungsaufgaben oder eher zu Forschungs- und Gestaltungsaufgaben im Gesundheitswesen.
Hervorragende berufliche Aussichten
Mit der akademischen „Meisterprüfung“ entlassen wir begehrte Expertinnen und Experten auf den Arbeitsmarkt. Die
bisher beschrittenen Karrierewege unserer Absolventinnen
und Absolventen sind sehr vielfältig und die Tätigkeitsfelder
entsprechend anspruchsvoll: als Trainee oder Assistent/-in in
der Geschäftsführung im Krankenhausbereich, Projektleitung
in der Pharmaindustrie, wissenschaftliche Mitarbeit in internationalen Forschungsprojekten oder als Referent/-in bei großen
Krankenkassen. Und wer nach dem Master noch promovieren
möchte, dem stehen – zumindest formal – alle Türen offen,
bisher jedoch nur an den Universitäten. Das Promotionsrecht
hat „Bologna“ den Fachhochschulen leider nicht gebracht.
Sprachtandems
an der ASH Berlin
Ein Sprachtandem ist eine besondere Art des
Fremdsprachenlernens und des Kulturaustauschs.
Zwei Personen mit unterschiedlichen Muttersprachen oder Fremdsprachenkenntnissen auf hohem
Niveau treffen sich und lernen voneinander Sprache und Kultur kennen. Beide Personen lehren und
lernen gleichzeitig und können so ganz individuelle Schwerpunkte setzen, abseits vom universitären
Lehrplan. Seit September 2012 gibt es auch an der
Peter Hensen
Professor für
Qualitätsentwicklung und -management
im Gesundheits- und Sozialwesen
hensen@ash-berlin.eu
Tel. (030) 992 45-415
ASH Berlin ein Tandemprogramm und bringt internationale und deutsche Studierende an der Hochschule näher zusammen. Ein gewünschter Nebeneffekt:
Oft entstehen Freundschaften und Verbindungen,
die auch nach dem Tandem erhalten bleiben und
ASH-Studierende motivieren, sich selbst für einen
Auslandsaufenthalt zu interessieren.
Im 3. Obergeschoss neben Raum 350 gibt es die
Tandemwand mit den aktuellen Sprachangeboten.
Masterstudiengang (konsekutiv)
Management und Qualitätsentwicklung
im Gesundheitswesen (MQG)
Die Wand wird nach jedem Semester aktualisiert
und ist offen für alle Interessierte. Vor Ort finden Sie
eine Vorlage, die Sie für Ihr Angebot nutzen können.
Abschlussgrad
Master of Science (M. Sc.)
Von Englisch über Türkisch bis hin zu Katalanisch
Akkreditierung bis
30.09.2021
sind in jedem Semester oft mehr als zehn verschie-
Turnus des Studienbetriebs Aufnahme zum
Sommersemester
Studienplätze
30
Dauer
4 Semester (Vollzeit)
Credit Points (CP)
120
dene Sprachen im Angebot.
Mehr Informationen:
www.ash-berlin.eu/international/sprachtandems
alice
16 I IM MITTELPUNKT
Professorinnen und Professoren der Studiengänge
„Gesundheits- und Pflegemanagement“, „Physiotherapie/Ergotherapie“ und
„Management und Qualitätsentwicklung im Gesundheitswesen“
Hochschullehrer/-in
Denomination/Lehrgebiet
Forschungsschwerpunkte*
Prof. Dr. Friederike Baeumer
baeumer@ash-berlin.eu
Professur für Physiotherapie
• Akademisierung und Professionalisierung der Physiotherapie
• Multiperspektivische Betrachtung und wissenschaftliche
Fundierung der Physiotherapie
• Psychosoziale Kompetenzen im Berufsfeld Physiotherapie
Prof. Dr. Uwe Bettig
bettig@ash-berlin.eu
Professur für Management und
Betriebswirtschaft in gesundheitlichen
und sozialen Einrichtungen
• Qualitätscontrolling in der stationären Altenhilfe
• Fachkräftemangel in der Pflege
• Existenzgründungen
Prof. Dr. Ines Dernedde
dernedde@ash-berlin.eu
Professur für Recht der Sozialen
Arbeit und Gesundheitsrecht
• Gesundheitsrecht
• Arbeits- und Sozialrecht
• Wirtschaftsrecht
Prof. Dr. Stefan Dietsche
dietsche@ash-berlin.eu
Professur für Gesundheitsund Rehabilitationswissenschaften
• Versorgungsforschung
• Rehabilitationsforschung
• Interprofessionelle Kommunikation
Prof. Dr. Reinhold Grün
gruen@ash-berlin.eu
Professur für Betriebswirtschaftslehre, Schwerpunkt Gesundheitsökonomie
• Management von Gesundheits- und Sozialeinrichtungen
• Gesundheitsökonomie
• Versorgungsforschung
Prof. Dr. Peter Hensen
hensen@ash-berlin.eu
Professur für Qualitätsentwicklung
und -management im Gesundheitsund Sozialwesen
• Management im Gesundheitswesen insbesondere Qualitätsmanagement
• Versorgungsforschung insbesondere Auswirkungen des DRG-Systems
• Hochschulentwicklung gesundheitsbezogener Studiengänge
Prof. Dr. Heidi Höppner
hoeppner@ash-berlin.eu
Professur für Physiotherapie mit dem
Schwerpunkt Förderung von Gesundheit
und Teilhabe
• Kooperation der Gesundheitsberufe
• Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
• Entwicklung der Therapiewissenschaften im Kontext von Public Health
Prof. Dr. Ingrid Kollak
kollak@ash-berlin.eu
Professur für Pflegewissenschaft
• Gesundheitsforschung in den Bereichen Alltagsunterstützende
Assistenzsysteme, Care und Casemanagement und Prävention durch Yoga
• Schreibforschung und Berufliches Schreiben
Prof. Dr. Elke Kraus
kraus@ash-berlin.eu
Professur für Ergotherapie
• Diagnostik
• Pädiatrie
• Händigkeit
Prof. Dr. Gudrun Piechotta-Henze
piechotta@ash-berlin.eu
Professur für Pflegewissenschaft
• Begleitung und Pflege von Menschen mit Demenz und Angehörigen
• Beratungsprozesse im Pflege- und Gesundheitssektor
• Menschenwürde und Menschenrechte/Kultursensible Pflege
Prof. Dr. Jutta Räbiger
raebiger@ash-berlin.eu
Professur für Gesundheitsökonomie
und -politik
• Qualitätstransparenz und Verbraucher/-innen-Informationen im
Gesundheitswesen
• Neue integrierte Versorgungsformen
• Anrechnungsverfahren im Bildungswesen
Prof. Dr. Lutz Schumacher
(ab 1. April 2014)
Professur für Personalmanagement und
Organisationsentwicklung in Einrichtungen
des Gesundheits- und Sozialwesens
Prof. Dr. Günter Thiele
thiele@ash-berlin.eu
Professur für Betriebswirtschaft und
Gesundheitsmanagement in Gesundheitsund Sozialeinrichtungen
N.N.
(z.Zt. unbesetzt)
Professur für Methoden der
Qualitativen Forschung
im Gesundheits- und Sozialwesen
alice
• Sozialökonomie
• Arbeitsmarktforschung
• Pflegeökonomie und Pflegewirtschaftslehre
(*Quelle: Forschungsbericht der Alice Salomon Hochschule Berlin 2008–2012)
IM MITTELPUNKT I 17
Hochschule
Nichts ist mehr, wie es einmal war
GPM-Studierende auf der Suche nach beruflicher Identität
Hans-Jürgen Lorenz, Susanne Hecht
„Raus aus der Pflege! Weg vom Bett!“ hören wir oft, wenn wir
Studierende des Bachelorstudiengangs Gesundheits- und Pflegemanagement (GPM) nach ihrer Studienmotivation fragen.
Andere Studierende möchten sehr wohl mit der Pflege in Verbindung bleiben und diese durch Managementqualifikationen
ergänzen. Gemeinsam ist ihnen der Wunsch, dem individuellen
Berufsprofil durch die Akademisierung etwas Besonderes zu
geben oder etwas ganz Neues zu machen.
Mit dem Studiengang GPM soll vor allem auf Tätigkeitsfelder
im mittleren Management der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung vorbereitet werden, z. B. konzipieren, koordinieren, beraten, kalkulieren, forschen, leiten und weiterentwickeln. Ziele und Motivation sollten also zusammenpassen.
Studierende stellen dies jedoch oft infrage: Wohin entwickeln
sich die neuen Arbeitsfelder? Finde ich darin meinen Platz? Das
Gleichnis wird zum Gegensatzpaar: Die bisherige (pflegerische) Tätigkeit lockt mit (Arbeitsplatz-)Sicherheit. Die neuen
Berufsfelder eröffnen dagegen mehr Entfaltungsmöglichkeiten, gehen aber auch mit Unsicherheiten einher.
Der Arbeitsmarkt für Pflegefachkräfte bis hin zu Pflegedienstleiterinnen und -leitern ist groß. Neue übergreifende Stellen
haben jedoch noch keine Tradition, wenig Klarheit und sind
mühsam zu finden, denn sie zielen oft nicht nur auf eine Profession. Oftmals sind das unspezifische Stellenprofile, die von
den Bewerberinnen und Bewerbern fachübergreifende Kenntnisse und Fähigkeiten erwarten u. a. in den Bereichen Koordination, Netzwerkbildung, Qualitätsmanagement, Evaluation,
Controlling und Projektmanagement.
Die Diskrepanz zwischen bisherigen Tätigkeiten und zusätzlich
erworbenem Wissen des Studiums in Bezug auf die konkreten
Anforderungen in den neuen Arbeitsfeldern wird im Übergang
vom Studium in den Beruf spürbar. Das verunsichert und führt
zu besonderem Informations- und Beratungsbedarf.
Wie die Karriereplanung unterstützt
Die Karriereplanung der ASH Berlin begleitet Studierende sowie Absolventinnen und Absolventen der Hochschule bei diesen Übergängen. Neben der Durchführung von Seminaren und
Veranstaltungen ist die Beratungsarbeit das Kernstück der
Angebote. Beratung und Coaching wird von Dr. Hans-Jürgen
Lorenz durchgeführt. In seiner klientenzentrierten und bedürfnisorientierten Beratung legt er besonderen Wert darauf, mög-
alice
18 I IM MITTELPUNKT
liche Berufsfelder speziell nach den individuellen Kernkompetenzen und Zielfeldern der Ratsuchenden zu identifizieren. Ihr
Profil wird dann deutlicher und kann mit den Erfordernissen
des Arbeitsmarkts abgeglichen werden. Gerade beim Formulieren von Bewerbungsanschreiben und bei der Suche nach effizienten Bewerbungsstrategien werden Unsicherheiten deutlich.
Die Frage nach der beruflichen Identität ist dabei zentral.
In der Beratung wird auch oft gefragt, wo es ausbildungsadäquate Stellen gebe und wo man suchen könne. Viele Studierende erkundigen sich nach Masterstudiengängen, z. B. in
Public Health. Das Gehalt ist ebenfalls von Interesse. Darüber
hinaus spielt die Qualifikation für eine mögliche Leitungsposition häufig eine Rolle, jedoch werden Führungskompetenzen
im Studiengang GPM wenig berücksichtigt.
Die entscheidende Herausforderung für angehende Pflegemanagerinnen und -manager besteht darin, mit der Unsicherheit
in den neuen Berufsfeldern umzugehen. Das spiegelt auch ge-
samtgesellschaftliche Entwicklungen. Letztlich ist nichts mehr
so, wie es einmal war – darin liegen große Chancen und Herausforderungen. Die Erfahrung lehrt: Man ist, was man tut!
Im professionellen Handeln zeigt sich letztlich die berufliche
Identität.
Hans-Jürgen Lorenz
Leiter der Karriereplanung
lorenz@ash-berlin.eu
Tel. (030) 992 45-155
Susanne Hecht
Mitarbeiterin der Karriereplanung
susanne.hecht@ash-berlin.eu
Tel. (030) 992 45-354
Hochschule
Persönlichkeit mit Fachkompetenz
Was Alumni der Gesundheits- und Pflegestudiengänge für einen erfolgreichen
Start ins neue Berufsleben mitbringen sollten
Gesine Dannenmaier
liche Beziehung. Für mich als Geschäftsführerin der „Kooperation für Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen“
(KTQ®) ist es immer wieder eine Herausforderung, in einer Bewerbungsphase die vielen verschiedenen Kompetenzen einer
© contrastwerkstatt - Fotolia.com
„Herzlich Willkommen bei der KTQ® “ steht hin und wieder in
großen Lettern auf dem Flipchart unseres Besprechungsraumes geschrieben. Ob Praktikant/-in, neue Mitarbeiterin oder
neuer Mitarbeiter, es ist der Startschuss für eine neue beruf-
alice
IM MITTELPUNKT I 19
Bewerberin oder eines Bewerbers zu erkennen und mit den
Anforderungen des zukünftigen Arbeitsplatzes abzugleichen.
Die KTQ® bietet passgenaue Zertifizierungsverfahren des
Qualitätsmanagements für die verschiedenen Bereiche des
Gesundheitswesens an: von Krankenhäusern, Rehabilitationskliniken und Einrichtungen der Pflege, über Polikliniken bzw.
Medizinische Versorgungszentren bis hin zu Rettungsdiensten. Unsere Aufgabe ist es, für jeden spezifischen Bereich die
passgenaue Umsetzung unseres Zertifizierungsverfahrens
sicherzustellen und das Verfahren kontinuierlich weiterzuentwickeln. Dazu aktualisieren wir regelmäßig unsere Fragenkataloge und informieren, aktivieren und schulen die unterschiedlichsten Fachexpertinnen und -experten aus der Praxis
des Gesundheitswesens. Die Aufgabenbereiche in unserer
Geschäftsstelle sind somit sehr breit gefächert. Entsprechend
ist es von Vorteil, wenn die Bewerberin oder der Bewerber
über ein breites Spektrum an Kompetenzen verfügt: Fachliche, methodische, persönliche und soziale Kompetenzen sind
gleichermaßen von Bedeutung.
Die unterschiedlichen Fachkompetenzen verstehe ich als
Grundqualifikation von Mitarbeitenden. Besonders relevant
ist für mich, ob die Bewerberin oder der Bewerber über Grundkenntnisse im Qualitätsmanagement verfügt und diese auch
praxisnah veranschaulichen kann. Dabei zeigt sich dann auch,
inwieweit potenzielle Mitarbeitende die überaus wichtige Fähigkeit besitzen, ihr Fachwissen auf die Praxis zu übertragen,
also den sogenannten Wissenstransfer beherrschen. Ebenso
sind gute Fachkenntnisse im EDV-Bereich für fast alle Tätigkeiten in unserer Geschäftsstelle wichtig, denn je besser die
gängigen Office-Anwendungen – wie Word, Excel und PowerPoint – beherrscht werden, desto anschaulicher und präziser
können z. B. in Analysen Zusammenhänge, fachliche Inhalte
und Ergebnisse dargestellt werden. Dies gelingt wiederum nur
mit Hilfe von Methodenkompetenzen wie problemlösendem,
abstraktem und vernetztem Denken, welches notwendig ist,
um strukturiert zu arbeiten.
Einen weiteren wichtigen Baustein für die erfolgreiche Arbeit
in unserer Geschäftsstelle bildet die Sozialkompetenz, denn
wir stehen im ständigen Informationsaustausch, sowohl intern im Team, als auch extern mit unseren Kundinnen und
Kunden, mit Fachexpertinnen und -experten verschiedener
Berufsgruppen und mit Interessenvertreterinnen und -vertretern. Dieser Informationsaustausch gelingt, wenn die Mitarbeitenden sich mündlich und schriftlich gut ausdrücken können, kontaktfreudig sind und empathisch die Befindlichkeiten
des Gegenübers wahrnehmen können. Abgerundet wird das
„Kompetenzgebilde“ durch die Persönlichkeit der Bewerberin
oder des Bewerbers. Angesichts einer immer größer werdenden Informationsflut, die zu bewerten ist, sind Entscheidungsfähigkeit und Zielorientierung für mich zu personalen Schlüsselqualifikationen geworden.
Schlussendlich beruht jedoch der Erfolg einer guten Zusammenarbeit immer auf der Kombination persönlicher Qualifikationen der Mitarbeitenden und ihrem Teamgeist, denn nur in
der synergetischen Verbindung vieler einzelner Fähigkeiten
kann die kontinuierliche Weiterentwicklung unseres praxisorientierten Verfahrens zum Wohle der Patientinnen und Patienten, Angehörigen und Mitarbeiter/-innen gelingen.
Gesine Dannenmaier
Geschäftsführerin der KTQ ®
gesine.dannenmaier@ktq.de
Hochschule
Hoch im Kurs!
Erste Ergebnisse der Absolventinnen- und Absolventenbefragung
des Masterstudiengangs MQG
Hans-Jürgen Lorenz
Neben Beratungen, Workshops und Befragungen der
Arbeitergeber/-innen führt die Karriereplanung auch Absolventinnen- und Absolventenbefragungen durch. Wir waren
sehr gespannt, welchen Erfolg die Absolventinnen und Absolventen des erst seit 2008 existierenden Masterstudiengangs
„Management und Qualitätsentwicklung im Gesundheitswesen“ (MQG) in der beruflichen Praxis haben. Die Befragung
dauert noch bis Ende Februar 2014 fort; die folgenden Ergebnisse entsprechen dem Zwischenstand vom 30. Januar 2014.
Von 79 angeschriebenen Absolventinnen und Absolventen
haben zum Zeitpunkt der Zwischenauswertung insgesamt 30
Personen den Fragebogen teilweise und 25 bereits vollständig ausgefüllt. Drei Viertel aller Teilnehmenden hatten vorher
ein Bachelorstudium an der ASH Berlin absolviert, entweder
der „Physio-/Ergotherapie“ oder des „Gesundheits- und Pflegemanagements“. Die ASH Berlin wurde primär wegen der
geringen Studiengebühren, dem zuvor dort absolvierten
Bachelorstudium, der Berufsvereinbarkeit sowie Heimat-
alice
20 I IM MITTELPUNKT
Die Regelstudienzeit wurde im MQG eingehalten, dies bestätigten 92 Prozent der Befragten. An einen möglichen Abbruch
des Studiums hatten 16 Prozent der Teilnehmenden gedacht,
vor allem aufgrund mangelnder Zufriedenheit mit den Studieninhalten. Kompetenzen wurden besonders in den Bereichen
„Selbstständiges Arbeiten“, „Wissenschaftliche Arbeitsweisen“ sowie „Forschen und Recherchieren“ erworben. Die Entwicklung von „Führungsqualitäten/Leitungskompetenzen“
kam hingegen laut Umfrage zu kurz.
Längere Stellensuche, höheres Einkommen
Die Beschäftigungssuche nach dem MQG dauerte durchschnittlich sechs Monate und damit länger als nach Bachelorstudiengängen (durchschnittlich drei Monate). Als Schwierigkeiten
bei der Stellensuche wurden vor allem folgende Umstände angegeben: „Bewerber/-innen mit mehr Berufserfahrung waren
gewünscht“, „Eigene berufliche Identität eher noch unsicher“,
„Zu geringes Gehalt“ und „Master-Qualifikation ist wenig bekannt“.
Einstellungsentscheidend waren besonders „Persönlichkeitsmerkmale“, „Berufliche Vorerfahrungen“, „Flexibilität“ und
„Konkrete Projektmanagement-Erfahrungen“. Drei der befragten Absolventinnen und Absolventen sind selbstständig, alle
anderen arbeiten im Angestelltenverhältnis. 84 Prozent von
alice
ihnen erzielen ein Gehalt gleich oder besser als TV-L E13, rund
ein Viertel von ihnen verdient über 4.000 EUR brutto und zwei
Befragte verdienen mehr als 5.000 EUR brutto im Monat. Diese Zwischenergebnisse zeigen bereits, dass Management und
Qualitätsentwicklung im Gesundheitswesen mit den Absolventinnen und Absolventen der ASH Berlin hoch im Kurs stehen.
Als herausragende Tätigkeitsbereiche im Beruf werden „Qualitätsmanagement“, „Controlling“, „Organisation, Koordination,
Management“, „Projektmanagement“ sowie „Beratung“ angegeben. Weitere Bedarfe an Themen, welche die Praxisbezüge
vertiefen, liegen in den zuvor genannten Arbeitsbereichen
sowie in „Organisationsentwicklung“ und „Personalentwicklung“. Im Studium erworbene Fähigkeiten zum wissenschaftlichen Arbeiten werden besonders intensiv im Job genutzt.
Bedeutsam ist die hohe Zufriedenheit in der Berufstätigkeit
der Absolventinnen und Absolventen. Große Zustimmung
ernteten die Indikatoren „Zusammenarbeit mit Vorgesetzten,
Kolleginnen und Kollegen“ sowie „Qualifikationsangemessenheit“. Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, dass andere
Fachrichtungen ebenfalls auf ihre aktuellen beruflichen Aufgaben hätten vorbereiten können – ein Indikator also für den Zuwachs an disziplinübergreifenden Aufgaben in neuen, weniger
spezifischen Berufswelten.
Hans-Jürgen Lorenz
Leiter der Karriereplanung
lorenz@ash-berlin.eu
Tel. (030) 992 45-155
© artifika - Fotolia.com
verortung und aufgrund fachlicher Interessenschwerpunkte gewählt. 60 Prozent der Befragten nutzten Angebote der
Karriereplanung. Drei Viertel der Befragten würden sich heute
erneut für diese Hochschule und denselben Studiengang entscheiden.
IM MITTELPUNKT I 21
Hochschule
„Die Zukunft der Gesundheitsfachberufe
liegt in mehr Handlungsautonomie“
Ein Gespräch mit Prof. Dr. Jutta Räbiger
Können Sie ein konkretes Beispiel nennen?
In der Physiotherapie wird der sogenannte Direktzugang bzw.
„Erstkontakt“ angestrebt. Die Patientinnen und Patienten
sollen auch ohne ärztliche Verordnung die Physiotherapie
(direkt) in Anspruch nehmen können. Natürlich sind dafür entsprechende diagnostische Qualifikationen erforderlich, diese
können im Studium vermittelt werden. Die Studierenden der
ASH Berlin interessieren sich sehr für den Direktzugang und
wollen dazu in diesem Jahr eine Tagung veranstalten.
Was muss geschehen, damit die Gesundheitsfachberufe
künftig mehr Entscheidungs- und Handlungsautonomie
erhalten?
Theda Borde bezeichnet Jutta Räbiger als „Motor der Gesundheitsstudiengänge“ an der ASH Berlin. Sie prägte und leitete
im Zeitraum von 2004 bis 2013 die Studiengänge „Gesundheits- und Pflegemanagement“, „Management und Qualitätsentwicklung im Gesundheitswesen“ sowie „Physiotherapie/
Ergotherapie“. Seit 2012 ist sie Vorsitzende des Hochschulverbundes Gesundheitsfachberufe e. V. und mit der ASH Berlin
weiterhin eng verbunden.
Frau Räbiger, wie schätzen Sie die Zukunft der
Gesundheitsfachberufe ein?
Ich prophezeie ihnen eine große Zukunft. Das gilt sowohl für
die Pflege- als auch für die Therapieberufe (Physio- und Ergotherapie, Logopädie). Seit zehn Jahren (Therapieberufe) bzw.
20 Jahren (Pflegeberufe) können sich die Gesundheitsberufe
per Studium weiterqualifizieren und tun es auch. Damit erwerben diese Berufsgruppen Qualifikationen, die für die gesundheitliche Versorgung in Zukunft dringend benötigt werden.
Welche Aufgaben kommen auf die akademisierten
Pflege- und Therapieberufe zu?
Von unseren Kooperationspartnerinnen und -partnern, insbesondere den Praxisbeiräten der Studiengänge, wissen wir,
dass große Erwartungen an die studierten Berufsangehörigen
bestehen, was ihre fachlichen und sozialen Kompetenzen betrifft. Therapie-Praxen, Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen
usw. trauen ihnen vor allem zu, dass sie Behandlungsabläufe
optimieren und sich forschend betätigen können – Qualität
und Effizienz sollen gesteigert werden. Im Jahr 2012 hat auch
der Wissenschaftsrat die Notwendigkeit der Akademisierung
unterstrichen. Der Rat sieht angesichts der demografischen
Entwicklung und der ärztlichen Unterversorgung auf dem Lande immer mehr und immer anspruchsvollere Aufgaben auf die
Gesundheitsfachberufe zukommen.
Genau darum geht es, um die Emanzipation der Gesundheitsfachberufe, um das Ablegen der Fesseln, die ihnen als sogenannte Heilhilfsberufe durch den Vorbehalt ärztlicher An- und
Verordnungen angelegt sind. Das passt nicht mehr in unsere
Zeit. Mit den Ärztinnen und Ärzten ,auf gleicher Augenhöhe‘
zu arbeiten ist nicht nur ein berufspolitisches Ziel, hierin werden auch große Reserven für die Steigerung von Qualität und
Wirtschaftlichkeit in der Patientenversorgung gesehen. Die
Hochschulen, wie zum Beispiel die ASH Berlin, haben ihren
,Emanzipationsbeitrag‘ geleistet, indem sie Studienangebote
für die Gesundheitsfachberufe geschaffen haben. Die Zahl der
Studienplätze reicht aber noch nicht aus, vor allem die staatlichen Hochschulen sind hier gefordert. Schließlich hat der
Staat im Gesundheitswesen eine grundgesetzlich verankerte
Verantwortung, die auch die Sicherstellung der Ausbildung
mit einschließt (Stichwort: Staatsexamen). Die ASH Berlin ist
übrigens eine der wenigen staatlichen Hochschulen, die einen
kompletten berufsqualifizierenden Studiengang für Physiound Ergotherapie anbietet, und die einzige, die zwei Berufe in
einem Studiengang ausbildet. Das gemeinsame Lernen wird
allseits als die beste Voraussetzung für die spätere interprofessionelle Kooperation betrachtet. Auch in der Forschung
wird Interdisziplinarität großgeschrieben, die ASH Berlin
arbeitet in verschiedenen Projekten eng mit der Berliner Charité – Universitätsmedizin zusammen.
Und was fordern Sie vom Gesetzgeber?
Die Akademisierung ist das eine, die Anpassung der Versorgungspraxis das andere. Wenn sich das Gesundheitswesen ändern soll, müssen die Gesetze geändert werden.
Rechtswissenschaftler/-innen sind schon dabei, die bestehenden Gesetze auf Reformbedarf im Sinne von mehr Handlungsautonomie für gut qualifizierte Gesundheitsfachberufe
zu durchforsten. Die bestehenden Gesetze sind ein Hindernis
auf dem Weg in die Zukunft der gesundheitlichen Versorgung.
alice
22 I IM MITTELPUNKT
Da ist zum einen das ,Heilpraktikergesetz‘ aus dem Jahre
1939, das also 75 Jahre alt ist und das – heute wie damals – die
selbstständige Ausübung der Heilkunde auf die Ärztinnen und
Ärzte (und die Heilpraktiker/-innen) beschränkt. Die anderen
sind Heilhilfsberufe, so auch die Pflege- und die Therapieberufe. Die ärztliche Sonderrolle soll und kann aufgehoben und
die Heilkundeerlaubnis auf andere Berufsgruppen ausgeweitet werden.
Vor allem ist das Sozialrecht (SGB V) zu ändern, das für das
tatsächliche Versorgungsgeschehen tonangebend ist. Hier
müsste es heißen: „Der, der etwas kann, darf es auch tun“.
Die ,selbstständige Ausübung der Heilkunde‘ in eigener fachlicher Verantwortung ist selbst für hoch qualifizierte Pflegekräfte und Physiotherapeutinnen und -therapeuten zur Zeit
nur im Rahmen von Modellversuchen möglich (§ 63 SGB V).
Die ASH Berlin begleitet derzeit unter meiner Leitung einen
solchen Modellversuch in der Physiotherapie.
Was ist mit den Berufsgesetzen?
Erhalten Sie Unterstützung auf dem Weg zu mehr
Autonomie?
Für die notwendigen Reformen im SGB V ist wichtig, dass die
lobbystarken Interessengruppen im Gesundheitswesen (Krankenkassen-, Krankenhaus-, Ärzteverbände) ihre ursprünglich
ablehnende Haltung gegenüber der Akademisierung der Gesundheitsfachberufe, die ja letztlich auch mit einer höheren
Vergütung einhergehen muss, zugunsten einer erwartungsfrohen Grundstimmung aufgeben. Erste Anzeichen dafür gibt es
schon. Wenn es uns gelingt nachzuweisen, dass sich mit mehr
Autonomie und Empowerment der Gesundheitsfachberufe
wesentliche Probleme des Gesundheitswesens lösen lassen,
die mit den Ärztinnen und Ärzten allein nicht lösbar sind (z. B.
die angemessene Versorgung der zunehmend älteren, multimorbiden Bevölkerung und die Sicherung der gesundheitlichen Versorgung auf dem Lande), dann werden wir die Wende
schaffen. Davon bin ich überzeugt.
Wie lautet Ihr persönlicher Rückblick?
20 Jahre Akademisierung der Gesundheitsfachberufe war ein
hartes, aber lohnendes Stück Arbeit. Wir Kolleginnen und Kollegen hier an der ASH Berlin und anderswo empfinden es aber
auch als große Ehre und als Glück, dass uns die Geschichte die
Gelegenheit zur ,Wendearbeit‘ gab und ganz bestimmt auch in
Zukunft geben wird.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Diana Grothues.
Anzeige
Im Berufsgesetz für die Pflege wird demnächst die hochschulische neben der berufsfachschulischen Ausbildung als Regelangebot – nicht mehr nur als Modellversuch – gesetzlich verankert sein. Das streben wir auch für die Therapieberufe an.
Der Hochschulverbund Gesundheitsfachberufe (HVG) arbeitet
– gemeinsam mit den Berufsverbänden und ver.di – entsprechende Reformvorschläge aus. Da die Beschreibung der Kompetenzen in den Berufsgesetzen eine wesentliche Voraussetzung für eine eigenständige Berufsausübung ist, hat der HVG
im letzten Jahr einen Qualifikationsrahmen für die Therapieberufe auf Bachelor- und Masterniveau entwickelt. Um unsere
Forderungen auch auf hochschulpolitischer Ebene wirkungsvoll vertreten zu können, haben zudem die 27 Mitgliedshoch-
schulen des HVG, darunter die ASH Berlin, 2013 hier in Berlin
einen ,Fachbereichstag Therapiewissenschaften‘ gegründet.
19th
International
Summer School
for Social Work
June 30 to July 9, 2014
Berlin
alice
May
social workers
think
of themselves?
Social Esteem of the
Profession and Representation
of its Interests
www.socialeurope.de
IM MITTELPUNKT I 23
Hochschule
Zur Zukunft der akademischen Pflege
Aus Sicht der Dekanekonferenz Pflegewissenschaft
Johannes Korporal
Die ersten zehn Entwicklungsjahre hatten sich mit den wissenschafts- und gesundheitspolitischen Prämissen des Einstiegs
auseinanderzusetzen: Studiengänge waren zweite Ausbildung
im Pflegeberuf, regelhafter Ausstieg aus der patientenorientierten Pflege in die Hochschulqualifikation zum Management
pflegerischer Einrichtungen und in die Lehre an den besonderen Schulen des Gesundheitswesens und berufsbildenden
Schulen. In einem zweiten Schritt näherte sich „pflegewissenschaftliche Expertise“ denjenigen Problemen der Praxis
an, die durch die Weiterentwicklung der praktischen Pflege,
der pflegebezogenen sozialrechtlichen Grundlagen und der
Anforderungen der Pflegeinstitutionen durch berufsfachschulische Ausbildung nicht mehr lösbar waren. In einem dritten
mühsamen Entwicklungsschritt integrierten die Hochschulen
ab 2003 in schwierigen Vereinbarungen mit den Gesundheitsverwaltungen die berufliche Erstausbildung an Hochschulen,
einschließlich der staatlichen Anerkennung. Bezogen auf diese Entwicklung, aber auch im Hinblick auf deren Relevanz für
die pflegerisch-gesundheitliche Versorgung war die Dekanekonferenz durch wichtige Stellungnahmen beteiligt.
Vier Entwicklungslinien in der Pflegewissenschaft
Insgesamt ist die Pflegewissenschaft in ständiger Entwicklung. Die Studiengänge folgen den vier Entwicklungslinien
der „Expertise“ (Wissenschaft, Versorgung), der „klinischen
Angebote“ (erstausbildender Bachelor und klinischer Master),
der „Pflegeorganisation“ (Management, Administration) und
der „Lehre“ (fach- und erziehungswissenschaftlicher Bachelor
sowie fachlich-pädagogischer Master) in mehr als 100 Studiengängen in ganz Deutschland.
Jenseits der Ausbildungsziele und Studienstrukturen stellte
sich zunehmend die Frage des Ertrags für Praxis und Einrichtungen der Pflege. Probleme der Alterung und die Ausdünnung von Versorgungsstrukturen, insbesondere im ländlichen
Raum, bewirkten, über selbstständiges Versorgungshandeln
der Pflege auf normativer Grundlage des Sozialrechts und in
eigenständigem Finanzierungszugang nachzudenken. Damit
ist die anzustrebende Kompetenzstruktur pflegewissenschaftlicher Hochschulbildung erreicht: Fachkompetenzen der Studiengänge orientieren auf wissenschaftlich fundierte Hand-
© Robert Kneschke - Fotolia.com
Ziemlich genau 20 Jahre nach dem stürmischen Beginn pflegewissenschaftlicher Bildung an deutschen Hochschulen gilt es,
aus Sicht der Dekanekonferenz Pflegewissenschaft Bilanz des
Erreichten zu ziehen, den gegenwärtigen Stand und mögliche
Perspektiven zu reflektieren.
lungskompetenz in eigenverantwortlich erbrachter Pflege auf
Grundlage empirisch gesicherter Durchführung vollständiger
Pflege-/Handlungsprozesse, auf eigenständige Erbringung
ärztlich veranlasster Pflege, auf qualifizierte Mitwirkung und
kompetentes Notfallhandeln. Fachliche und überfachliche
Kompetenzen beziehen sich auf das Vermitteln von Legitimation für das eigene Handeln, die sachgerechte Information im
Team und in der Institution, Beratung, Anleitung, Verweisung
von Klientelen und Angehörigen im Versorgungssystem und
die angemessene Übernahme und Übergabe von Arbeitsprozessen.
Fachkompetenz sollte die Erschließung notwendiger bedarfsgerechter Leistungen, ihre normative Verortung und Implementation umfassen. Die sozialrechtlich vorgeschriebene Bezugnahme auf Evidenz des Handelns ist ein Schritt auf dem
Weg zu gleichem Rang in interberuflichen Handlungsabläufen.
Mit diesen, sicher noch nicht durchgehend erreichten Kompetenzzielen kann eine Äquivalenz von Versorgungshandeln in
interdisziplinären Prozessen erreicht werden.
Johannes Korporal
Professor (em.) für Sozialmedizin
ipg@macdirect.de
alice
24 I IM MITTELPUNKT
Hochschule
Im Sinne der vor 20 Jahren
begonnenen Tradition
Qualitätssicherung und Forschung für Langzeitpflege
Vjenka Garms-Homolová
Im ersten Pflegestudiengang an der ASH Berlin, dem Diplomstudiengang für „Pflegewirtinnen und Pflegewirte“, sollte das
Thema „Qualität“ von Beginn an eine wichtige Rolle spielen.
Die Verwirklichung dieser Intention war schwierig. Anfang
der Neunzigerjahre gab es nur Ansätze zum Qualitätsdenken
im Pflegebereich. Einerseits mussten Modelle des Qualitätsmanagements aus anderen Branchen übernommen werden.
Andererseits wurde das Verständnis für Pflegequalität aus
internationalen Quellen in die deutsche Realität transportiert,
wozu Studierende und Lehrende der ASH Berlin einen relevanten Beitrag leisteten. Die viel beachtete Broschüre „Qualitätsmessung in der Pflege“ – eine damals in Deutschland einzigartige Übersicht über Methoden zur Erfassung von Prozess- und
Ergebnisqualität – wurde in einem der ersten Projekte von
Studierenden erarbeitet.
Meilensteine der fordernden und rehabilitativen Langzeitpflege
Heute ist die Situation anders. Die Qualitätssicherung in der
Pflege steht im Gesetz, ein umfassender Kontrollmechanismus
ist etabliert, ein – wenn auch umstrittenes – öffentliches Berichtssystem, die „Pflegenoten“, ist im Internet erreichbar. Es
gibt Pflegestandards, Leitlinien, Qualitätsnetzwerke, Audits
und Zertifikate. Viele Aspekte der Pflegequalität bleiben noch
unbeachtet oder stehen unter dem internationalen Niveau. Ein
Beispiel ist die Vernachlässigung der gesundheitsfördernden
und rehabilitativen Orientierung der Langzeitpflege.
alice
Neuausrichtung in der Pflegequalität
Das gesetzlich verankerte Prinzip „Rehabilitation vor Pflege“
dokumentiert, dass auch Hochbetagte und Pflegebedürftige
einen Anspruch auf Rehabilitation haben. Dieses Prinzip – in
der Praxis nur unzureichend umgesetzt – unterstützt jedoch
die Vorstellung, dass Pflegeaufgaben dort beginnen, wo keine Rehabilitationserfolge mehr möglich sind. Die Pflegeversicherung ist so konzipiert, dass eine Förderung von Unabhängigkeit bei den „Pflegebedürftigen“ mit wirtschaftlichen
Einbußen verbunden ist. Qualitativ hochwertige Pflege, die
wirksam ist und Verbesserungen erzielt, wird nicht belohnt,
sondern mit einer niedrigeren Pflegestufe und weniger Geld
„bestraft“. Aus wissenschaftlicher Sicht ist eine Verzahnung
der Strategien und Maßnahmen von Pflege und Rehabilitation für angemessene Qualität unerlässlich. Unterschiedliche
Gesundheits- und Sozialberufe (Pflege, Therapie und Soziale
Arbeit) sollen beteiligt sein, differente Schwerpunkte setzen
und je nach Zustand der Klientinnen und Klienten gemeinsam
intervenieren.
Neben der Notwendigkeit gesundheitspolitischer Veränderungen hat die Pflegeforschung dabei viele Aufgaben Zunächst
muss ein Konzept entwickelt werden. Pflege mangelt es nicht
an theoretischen Grundlagen, aber an Handlungskonzepten
für die rehabilitative Ausrichtung. Eine Herkulesaufgabe ist
die Änderung des Problembewusstseins. Der sechste Bundesaltenbericht zeigte, dass fatalistische Altersbilder bei Pflegestudierenden langsam verschwinden, aber in der Praxis ist viel
Aufklärung notwendig. Eine Zieldefinition mit systematischer
Einbeziehung aktivierender Pflege, der Eigenverantwortung
und Teilhabe von Menschen mit Pflegebedarf, ist die Basis
für Kompetenzen der handelnden und forschenden Pflege. Die
Entwicklung entsprechender Standards hat dabei Priorität.
Die ASH Berlin ist eine forschungsstarke Hochschule, die sowohl das Pflegestudium als auch Studiengänge für Therapieberufe unterhält. Deshalb hat sie gute Voraussetzungen, Projekte zu initiieren und die Kooperation im multidisziplinären
Team sowie in Netzwerken zu proben und zu evaluieren: ganz
im Sinne der vor 20 Jahren begonnenen Tradition.
Vjenka Garms-Homolová
Professorin (em.)
für Gesundheits-/Pflegemanagement
garms.homolova@gmail.com
IM MITTELPUNKT I 25
Studierendenwelt
Management mit Mehrwert
Der Studiengang „Gesundheits- und Pflegemanagement“
aus Studierendenperspektive
Theresa Adele Göppert, Christina Heger, Maren Simon
Der Bachelorstudiengang „Gesundheits- und Pflegemanagement“ (GPM) wirbt mit einem breit aufgestellten Portfolio
von Kooperationspartnerinnen und -partnern. Diese Chance
und die vergleichsweise lange Tradition, Pflege und Gesundheit an der ASH Berlin studieren zu können, waren für mich
zwei wichtige Faktoren, meine Bewerbung an gerade diese
Hochschule zu richten. Nun sind Christina und ich im dritten
Semester, Maren ist bereits Alumna. Es lohnt sich, ein (Zwischen-)Fazit zu ziehen.
„Gesundheits- und Pflegemanagement“ ist vor allem ein
praxisnaher Studiengang. Von Beginn an werden wir zu verschiedenen Veranstaltungen eingeladen, die es ermöglichen,
Praxiseinrichtungen kennenzulernen. Vom dritten bis zum
fünften Semester werden Projekte angeboten, in denen ein
Themengebiet detailliert bearbeitet wird. Nicht zu vergessen,
das Pflichtpraktikum im vierten Semester – ein willkommener
Einstieg in eine mögliche berufliche Zukunft. Manchmal dient
es aber auch nur als Erfahrung, um bestimmte Tätigkeitsfelder für sich selbst zukünftig auszuschließen. Um bestehende
Kontakte bestmöglich nutzen zu können, hoffen wir, dass weiterhin an Erfahrungen aus vorangegangenen Projekten und
Praktika angeknüpft wird und diese ausgebaut werden.
Theresa Adele Göppert
GPM-Studentin
Maren Simon
GPM-Alumna
Von der Freiheit einer Managerin
Leider war weder im damaligen Diplomstudiengang „Pflege/
Pflegemanagement“, also bis 2005, noch ist im aktuellen Bachelormodell eine gezielte persönliche Profilschärfung durch
die individuelle Anwahl von Modulen möglich. Nur wenige
Wahlmodule lassen uns Studierenden diese Freiheit. Trotzdem bedeutet für uns Gesundheits- und Pflegemanagement
an der ASH Berlin zu studieren „Management mit Mehrwert“.
Denn neben Modulen der Ökonomie und BWL finden sich auch
einige Module, die Titel tragen wie etwa „Ethik“, „Kommunikation“ und „Berufsbezogene Reflexion“. Zusätzlich dringt
zwangsläufig einiges in unser tägliches Bewusstsein, was an
anderen Hochschulen vergebens gesucht wird: Die Beschäftigung mit scheinbar managementfernen Themen wie etwa
Gender und Diversity.
Rückblickend kann ich sagen, dass im Laufe meines Bachelorstudiums eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema
Management stets gefördert wurde. Selbst im Modul der Gesundheitsökonomie, mit seinen häufig traditionell klingenden
Inhalten, kam das Referatsthema „Feministische Ökonomie“
schon vor. Dessen sollte man sich vor Antritt des Studiums
bewusst sein. Ist diese Erkenntnis bei mir auch erst während
des Studiums erwachsen, so werde ich als Alumna immer daran zurückdenken, was es bedeutet Management an der ASH
Berlin zu studieren.
alice
26 I IM MITTELPUNKT
Interdisziplinarität mit Leben füllen
Christina Heger
GPM-Studentin
Gesundheits- und Pflegemanagement zu studieren heißt auch
mit Berufserfahrung zu studieren. Darauf aufbauend, streben
viele von uns nach dem Studium eine Leitungsposition in den
Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwesens an. Als Gesundheits- und Krankenpflegerin empfinde ich den Austausch
mit Heilerziehungspflegerinnen und -pflegern sowie Vertreterinnen und Vertretern anderer Berufsgruppen als ungemein
bereichernd. Das birgt die Chance, gemeinsam einen Blick
über den Tellerrand zu wagen und die eigene Perspektive zu
wechseln. Gutes Management schließt für mich auch die Fähigkeit ein, mit anderen Professionen zusammenarbeiten zu
können und damit der eigenen Schnittstellenfunktion auch
tatsächlich gerecht zu werden. Doch leider ist diese Chance
häufig von der zufälligen Zusammensetzung der Studierenden in den Jahrgängen abhängig. Aus diesem Grund würde
ich mir für die Zukunft wünschen, dass das Studium selbst
etwas interdisziplinärer wird. Dass es bereits zahlreiche Überschneidungen zwischen den einzelnen Disziplinen gibt, hat
für mich der Hochschultag am 5. Dezember 2013 zum Thema
„Gewalt: Prävention und Intervention“ gezeigt. Diese Art der
Begegnung ist eine tolle Möglichkeit, Interdisziplinarität als
Kompetenz zielgerichtet zu stärken.
Studierendenwelt
Ab in die Praxis!
Der Bachelorstudiengang „Physiotherapie/Ergotherapie“
aus der Sicht einer Studentin
Larissa Beutin
Ich studiere im fünften Semester des primärqualifizierenden Bachelorstudiengangs „Physiotherapie/Ergotherapie“
(PT/ET) an der ASH Berlin. Der Studiengang ist hier erst seit
2011 primärqualifizierend, davor wurde er an die Physio- oder
Ergotherapieausbildung angegliedert. Heute kann Physiooder Ergotherapie direkt studiert werden und ich gehöre zum
ersten Durchlauf dieses Studiums mit Schwerpunkt Ergotherapie. Zu den ersten eines neuen Studiengangs zu gehören,
bedeutet auch immer ein Stück weit Versuchskaninchen zu
sein und so fühlen wir Physio- und Ergotherapiestudierenden
uns hin und wieder auch. Gleichzeitig ist es eine Herausforderung, weil wir dazu beitragen, den Studiengang weiterzuentwickeln und dahingehend wirklich Dinge für zukünftige
Generationen verändern können.
In diesem Studiengang lernen wir wissenschaftlich reflektiert
zu arbeiten und dies in den Berufsalltag zu integrieren. An
die beiden Berufe (Physio- und Ergotherapie) werden immer
komplexere Anforderungen gestellt, so wird beispielsweise
alice
überlegt, ob ein Direktzugang ohne den vermittelnden Arzt
sinnvoll ist, oder zumindest eine Verordnung ohne konkrete
Diagnose und Behandlungsindikation. Auf diese Weise würden die Diagnostik und die Entscheidung über die notwendige
Behandlung komplett in den Verantwortungsbereich der Ergound Physiotherapeutinnen- und -therapeuten fallen. Für die
weitere Entwicklung im Rahmen der Akademisierung könnten
dann auch wir verantwortlich sein. Unsere Generation entwickelt somit nicht nur den Studiengang weiter, sondern auch
den Beruf an sich.
Wo sind denn die Ergo- und Physiotherapiestudierenden?
Das mögen sich einige fragen, denn diese sind so selten an der
Hochschule zu sehen. Das liegt daran, dass unsere Seminare
auf die ASH Berlin und das Studienzentrum in Wannsee aufgeteilt sind. Ein Großteil der fachbezogenen Anteile der Physiound Ergotherapie werden an der Wannseeschule gelehrt. Für
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Studierende aus der 3. Kohorte mit Dozentin Esther Goltz in der Wannsee Schule
die praktischen Lerninhalte bietet die Wannseeschule ideale
Voraussetzungen: Es gibt dort ein Lernlabor, ein Schwimmbad und sogar drei Werkstätten. Obwohl das Handwerk schon
lange kein Schwerpunkt der Ergotherapie mehr ist, lernen wir
verschiedene Basisfertigkeiten in handwerklichen Fächern. In
dem Lernlabor finden sich unter anderem Krankenhausbetten,
Rollstühle, ein Badezimmer und verschiedene Messinstrumente. Hier wird der Umgang mit den Patientinnen und Patienten
geübt.
Ein weiterer Grund für die Abwesenheit von der Hochschule ist
die Tatsache, dass unser Semester um einiges kürzer ist als
das reguläre Semester, weil wir anschließend für zehn Wochen
ins Praktikum gehen. Derzeit bin ich im letzten der vier für
den Studiengang erforderlichen Praktika, in einer Werkstatt
für behinderte Menschen, die dort arbeitstherapeutisch betreut werden. Mein erstes Praktikum fand im psychosozialen
Bereich in einem Pflegeheim statt. Im zweiten Praktikum war
ich in einer Praxis für Ergotherapie mit Schwerpunkt Kinder
und im dritten Praktikum im Bereich Neurologie im Sport- und
Rehazentrum Spandau. Ich habe somit einen guten Einblick in
verschiedene Arbeitsbereiche erhalten. Obwohl das Studium
dadurch sehr zeitaufwendig ist, bin ich froh über diese praktischen Erfahrungen, die es mir ermöglichen, die Theorie im
Anschluss in der Praxis anzuwenden und zu überprüfen.
Primärpräventive Intervention
wir im Wintersemester 2013/14 im Rahmen des Seminars „Gesundheitsförderung und Prävention“ erfahren.
In einem seminarbegleitenden Projekt haben wir zur Prävention von Haltungsschäden eine Rückenschule an der Grundschule „Artur Becker“ in Spreenhagen durchgeführt. Unser
Ziel war es, Grundschulkindern das Thema „gesunder Rücken“ näherzubringen. Die Kinderrückenschule wurde vom
Projekt „Anschub.Transfer“ organisiert und begleitet.
Durch kleine Selbstversuche, anatomisches Wissen, Wahrnehmungs- und Bewegungsübungen sollten die Kinder ihren
Körper besser kennenlernen: Wie fühlt es sich an, wenn die
Wirbelsäule unbeweglich ist? Was passiert beim Hochspringen mit den Wirbeln? Wie viele Halswirbel hat der Mensch
und wie viele stecken in einem langen Giraffenhals? Anhand
von Bauklötzen und Schwämmen haben wir das Prinzip der
Wirbel, Bandscheiben und deren Ernährung veranschaulicht.
Auch die Funktion von Muskeln und Nerven wurde den Kindern erklärt. Außerdem sollten die Schulkinder lernen, dass
sie von selbst etwas gegen körperliche Beschwerden und für
ihre Gesundheit tun und sich jederzeit Hilfe von Bezugspersonen holen können.
Auch wenn manche Fragen der Kinder wie etwa „Warum ist
das Gehirn glibschig?“ über das Thema hinausgingen, hoffen
wir doch, bei vielen von ihnen eine nachhaltige Wirkung – und
sei es zumindest ein verstärktes Bewusstsein für den eigenen
Körper – erzeugt zu haben.
Ziel der Ergotherapie ist es, Menschen dabei zu unterstützen,
handlungsfähig zu bleiben. Dies betrifft in unserem Berufsfeld
meist Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen. Die Tatsache jedoch, dass Ergotherapeutinnen und
-therapeuten nicht nur mit bereits Erkrankten arbeiten, haben
Larissa Beutin
Studentin der
Physiotherapie /Ergotherapie
larissa.beutin@ash-berlin.eu
alice
28 I IM MITTELPUNKT
Studierendenwelt
„Familie, Studium und Beruf lassen sich
mit etwas Organisationstalent vereinbaren“
Ein Interview mit GPM- und MQG-Alumna Katja Thielemann
Bitte stellen Sie sich kurz vor.
Mein Name ist Katja Thielemann. Ich
bin 38 Jahre alt, verheiratet und Mama
von drei tollen Kids. Nach meiner Ausbildung als Krankenschwester war ich
einige Jahre auf einer chirurgischen
Station und nachfolgend im OP als
Anästhesieschwester tätig. Zum Studium kam ich nach einer schlaflosen
Nacht. Ich wollte mich weiterentwickeln, mehr Verantwortung übernehmen und auch gestalten. Dafür
musste ich aber einen wesentlichen
Schritt machen, da mein vorhandenes Wissen und Können mich in meine Schranken wiesen. Dieser Schritt
führte mich nach Bewerbungen und
Auswahlgesprächen an die ASH Berlin
und meine Reise durch die akademische Welt dieser Hochschule begann.
Wie war Ihr Studienverlauf?
bin ich nahtlos in eine erst 20 und
später 30 Wochenstunden umfassende, unbefristete Tätigkeit im Medizincontrolling gerutscht. Der Berufseinstieg war eigentlich unkompliziert. Ich
hatte nette Kolleginnen und Kollegen,
die auf meine speziellen Wünsche
hinsichtlich Arbeitszeit und Uni-Tage
eingegangen sind. So konnte ich in
den Semesterferien mehr als 20 Wochenstunden erbringen, um diese
Mehrstunden dann im Semester zum
Lernen und Ausarbeiten zu nutzen.
Was hat Sie während des Studiums
auf den späteren Berufseinstieg vorbereitet?
Das waren vor allem die Weiterentwicklung der Fähigkeit, unbekannte
komplexe Themen strukturiert aufzuarbeiten, das freie Formulieren
von Texten, das Arbeiten mit wissenschaftlichen Texten, der Umgang mit
Medien und die Nutzung von EDVProgrammen. Darüber hinaus waren
auch die im Studium erworbenen
Kenntnisse aus Seminaren zu Soft
Skills, Teamentwicklung und Kommunikationstraining nützlich.
Das Bachelorstudium fing ich im Sommersemester 2006 an. Pünktlich in
den Sommersemesterferien 2007 wurde unser drittes Kind geboren. Ab hier
war das planmäßige Weiterstudieren
mit tatkräftiger Unterstützung der
Katja Thielemann im Unfallkrankenhaus Berlin
Großfamilie möglich. Es gibt keinen
näheren Verwandten, der nicht unseUnd was hat Ihnen gefehlt?
ren Sohn im Kinderwagen durch Hellersdorf geschoben hat,
In meinem Fall wären tiefere Excel-Kenntnisse zum Einstieg
während ich in den Mikro- und Makrokosmos der Gesundheitssehr hilfreich gewesen. Nur durch wirklich nette Kolleginnen
wissenschaft eingestiegen bin. Je tiefer ich in den Hochschulund Kollegen, die die Zeit und Mühe auf sich genommen haalltag eindrang, umso mehr merkte ich, genau an der richtigen
ben, mir Excel-Grundlagen beizubringen, war der Einstieg nicht
Stelle angekommen zu sein. Mit einigem Talent zur Organiganz so mühsam. Wünschenswert wären auch umfassendere
sation von Arbeit, Kindern und Hausbau konnte ich 2009 den
Kenntnisse im Formatieren von Dokumenten gewesen.
Bachelor beenden und gleich zum Masterstudiengang „Management und Qualitätsentwicklung im Gesundheitswesen“
Wo arbeiten Sie heute?
übergehen. Diesen beendete ich – wiederum erfolgreich – nach
zwei Jahren mit dem Schwerpunkt „Management“.
Haben Sie nebenher praktische Erfahrungen sammeln
können?
Aus meiner Tätigkeit als Krankenschwester kann ich auf medizinische Kenntnisse und selbstständiges Arbeiten, auch unter
Druck, zurückgreifen. Im Anschluss an ein Praktikum im Medizincontrolling des Unfallkrankenhauses Berlin (ukb) in 2008
alice
Nach einer vierjährigen Tätigkeit im Medizincontrolling bin ich
derzeit in der Stabsstelle für Strategie und Organisation im ukb
tätig. Wir sind ein Team von sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, welches sich im Schwerpunkt mit der Bearbeitung von
Projekten des ukb, der Unternehmensentwicklung, mit strategischer Aufstellung des Unternehmens usw. beschäftigt. Ein
besonderer Schwerpunkt meiner Arbeit liegt u. a. in der Weiterentwicklung und Betreuung des Rehazentrums des ukb. Da
IM MITTELPUNKT I 29
ich in den letzten Jahren an der Entwicklung von besonderen
Leistungsangeboten für die Unfallversicherungsträger beteiligt war, bin ich dieser Thematik verbunden geblieben. Auch
war mein Thema der Masterarbeit aus diesem Feld entstanden.
Was raten Sie Studierenden, wie sie sich schon während der
Studienzeit auf den späteren Beruf vorbereiten können?
Aus meiner Sicht ist es hilfreich, sich um Praktikumsplätze zu
bemühen, die am ehesten der späteren Wunschtätigkeit entsprechen, um so schon erste Kenntnisse im Schutz des „Praktikumsstatus“ zu sammeln. Das Hospitieren in anderen Bereichen der Praktikumseinrichtung sollte jedoch möglich sein und
auch umfangreich genutzt werden, denn eine Änderung des
Tätigkeitswunsches kann aus einem solchen rotierenden Praktikum durchaus ein Ergebnis sein. Und nicht zuletzt erscheint
es in unserer Zeit unabdingbar, sich zügig ein möglichst breites Netzwerk zuzulegen.
Was sind Ihre weiteren Pläne für die Zukunft?
Als Mutter von drei Kindern ist es immer eine Herausforderung,
nach neuen Ufern zu streben. Aber darin liegt auch ein wesentlicher Reiz für mich. Auf keinen Fall möchte ich auf der Stelle
treten, auch wenn ich mich sehr wohl fühle in meiner unmittelbaren, sehr interessanten und herausfordernden Tätigkeit.
Da ich viel Freude an der wissenschaftlichen Arbeit und der
Weitervermittlung von Wissen hatte und habe, könnte ich mir
eine Lehrtätigkeit sehr gut vorstellen. Die Kombination einer
Lehrtätigkeit mit der Möglichkeit zur Promotion wäre sozusagen das best case-Szenario.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Diana Grothues.
Studierendenwelt
WISSENschafft gesunde KOMMUNE
Ein Projekt des Masterstudiengangs „Management und
Qualitätsentwicklung im Gesundheitswesen“
Ronja Behrend, Michael Brantzko, Juliane Gittel, Laura Grunwald, Anne-Kathrin Jörss,
Janet Jordan, Corinna Langhans, Sebastian Prechel, Harun Rashid, Viktoria Schley, Sabine Sebayang,
Katarzyna Thabaut, Sebastian Thiel
In der Auseinandersetzung mit den Faktoren der Zugangsgerechtigkeit und der Inanspruchnahme von gesundheitlichen
Leistungen sowie der demografischen Entwicklung und den
damit wachsenden ökonomischen Belangen der Krankenkassen steigt auch der Bedarf darauf abgestimmter Angebote
zugunsten benachteiligter Personengruppen. Hier haben sich
in der Vergangenheit niedrigschwellige, kommunale Angebote
als besonders geeignet erwiesen. Diese sollen im Rahmen des
Projekts „WISSENschafft gesunde KOMMUNE“ auch für den
Bezirk Marzahn-Hellersdorf genutzt werden.
Hierbei handelt es sich um ein Projekt des Masterstudiengangs
„Management und Qualitätsentwicklung im Gesundheitswesen“ (MQG) unter der Leitung von Prof. Dr. Eberhard Göpel
und Prof. Dr. Heidi Höppner, das vom Oktober 2013 bis März
2015 stattfindet. Als „Werkstatt für Praxisforschung“ wollen
wir sowohl die Funktion der Gesundheits- und Sozialberufe als
auch der Hochschule im kommunalen Kontext Marzahn-Hellersdorf theoretisch und praktisch erforschen und über Drittmittel dazu beitragen, gesundheitsfördernde Infrastrukturen
im Bezirk zu schaffen. Zur theoretischen Fundierung des Themas gliedert sich die Projektgruppe in vier Arbeitsgruppen:
Salutogenese
Diese Gruppe verfolgt das Ziel, theoretische Grundlagen des
Konzeptes „Salutogenese“ (= Entwicklung in Richtung Gesundheit) zu erarbeiten und zur Verfügung zu stellen. Nach
der Arbeitsorganisation, Wissensaneignung und dem Besuch
alice
30 I IM MITTELPUNKT
einschlägiger Veranstaltungen im ersten Projektsemester, ist
künftig die Entwicklung eines bedarfs- und zielgruppenorientierten Angebotes für den Bezirk Marzahn-Hellersdorf geplant,
das im Sommersemester 2014 konzeptionell vorbereitet und
im Wintersemester 2014/15 durchgeführt werden soll. Des
Weiteren gestaltet diese Arbeitsgruppe im Rahmen des im Mai
2014 stattfindenden Salutogenese-Symposiums den Workshop „Handlungsansatz Salutogenese – von der Theorie zu
praktischen Ideen für die Kommune“.
Kommune
Diese Arbeitsgruppe befasst sich mit der Analyse der Sozialstruktur sowie der kommunalen Ausgestaltung von gesundheitsbezogenen Diensten, Projekten und Netzwerken der
Gesundheitsförderung in Marzahn-Hellersdorf. Im ersten Projektsemester sind vor allem Kontakte zu Schlüsselstellen des
Bezirks aufgebaut worden. Hierzu zählen etwa das Gesundheitsamt, das Quartiersmanagement sowie verschiedene Einzelpersonen, die die Rolle der Hochschule bei der Gestaltung
einer gesundheitsfördernden Kommune unterstützen wollen.
Bislang konnten sowohl Ansätze für Forschungsvorhaben als
auch Ressourcen innerhalb des Quartiers und der Hochschule
eruiert werden, die aussichtsreich für die Realisierung des Projektvorhabens sind.
Neue Praxisformen
Welche neuen Praxisformen können Gesundheitsberufe in der
gemeinwesenorientierten Gesundheitsförderung entwickeln?
Verschiedene berufspolitische Interessengruppen sind bemüht, sich der kommunalen Gesundheitsförderung zu öffnen.
In Deutschland gibt es bislang fast ausschließlich Modellversuche im Rahmen von Hochschulprojekten. Erprobt werden
integrierte partizipative Strategien, die die Rolle der Bürger/innen stärken. Für die nachhaltige Umsetzung braucht es ein
verändertes ökonomisches Denken. Ziel ist es, Systemsynergien zwischen Gemein- und Gesundheitswesen aufzuzeigen.
Einer ersten Recherche und Netzwerkarbeit folgt die öffentliche Diskussion der Ergebnisse.
Community-Campus-Partnerships
Diese Arbeitsgruppe hat es sich zur Aufgabe gemacht, Handlungspotenziale von „Community-Campus-Partnerschaften“
im Gesundheits- und Sozialbereich zu beleuchten und die kommunale Gesundheitslandschaft mitzugestalten, indem soziales Engagement gefördert und die Mehrwerte einer intensiven
Zusammenarbeit von Hochschule und Gesellschaft dargelegt
werden. Ziel ist, Studierende für die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung zu sensibilisieren und die Partner/-innen
bei Problemen und Bedarfen des Gemeinwesens nutzbringend
zu unterstützen, um daraus wiederum Bezugspunkte akademischer Lehre einzufangen und im Fokus aktueller Gegebenheiten aufzuarbeiten.
Hinweise und Ideen nehmen die Teilnehmenden der Arbeitsgruppen gerne entgegen und sie freuen sich über einen anregenden Austausch.
Die Autorinnen und Autoren sind Studierende des
Masterstudiengangs „Management und Qualitätsentwicklung
im Gesundheitswesen“.
Kontakt
wsgk@ash-berlin.eu
Studierendenwelt
Eine Kammer für die Pflege
Kontroverse Diskussion um die berufliche Selbstverwaltung der
Pflegenden in Deutschland
Nadja Grimmer, Kathrin Knuth, Franziska Meyer zu Schwabedissen
Rahmenbedingungen für Pflegende in Deutschland werden
durch eine Vielzahl von Akteurinnen und Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Medizin bestimmt. Selten haben Pflegende
selbst Einfluss auf Entscheidungsprozesse, die ihren Berufsstand betreffen. Eine Pflegekammer könnte ein wichtiges Instrument in den Händen der Pflegenden sein, um durch berufliche Selbstverwaltung der Fremdbestimmung in der Pflege
entgegenzuwirken. Wird Schleswig-Holstein nun die erste
Landespflegekammer Deutschlands gründen?
alice
Die Voraussetzung dafür schafft ein Gesetz, das 2014 in Kraft
treten soll. Auch Rheinland-Pfalz nimmt eine Vorreiterrolle
ein, denn dort gibt es bereits eine Gründungskommission.
Welche Argumente werden diskutiert? Wie sind rechtliche
Lage, Stand der Dinge und Struktur bestehender Kammern?
Und wo stehen wir im europäischen Vergleich? Diesen Fragen
ging unsere Projektgruppe des Studiengangs „Gesundheitsund Pflegemanagement“ im Sommersemester 2013 unter
der Leitung von Prof. Dr. Ingrid Kollak nach. Im Ergebnis der
© kf - Fotolia.com
IM MITTELPUNKT I 31
Recherche zeichnet sich Ende 2013 eines deutlich ab: Brisant
beim Thema Pflegekammer ist nicht mehr nur die Frage nach
dem ‚Ob‘, sondern auch die Frage nach dem ‚Wie‘.
Die Recherche im deutschen, englischen und polnischen
Sprachraum – hauptsächlich auf Internetportalen, denn es
mangelt an Gedrucktem – ergab unterschiedlich aussagefähige und zitierbare Literatur, von politischen Stellungnahmen
bis hin zu wissenschaftlichen Studien. Im Ergebnis zeigte sich,
dass Elemente bestehender deutscher Kammern und kammerähnlicher Institutionen durchaus auf eine Pflegekammer
übertragbar wären. Ein Blick auf das restliche Europa zeigt:
Hier vereinen Kammern mehrere Heilberufe. In kammerähnlichen Strukturen stehen Pflegende in fachlicher oder politischer Abhängigkeit von Parteien, Regierungen oder anderen
Berufsgruppen. In Deutschland wurden bisher in sechs Bundesländern professionell Pflegende zur Einführung einer Pflegekammer befragt. Alle Ergebnisse fielen überwiegend positiv
aus, die Befragung in Hamburg hatte jedoch eine Mehrheit
dagegen.
Unterschiedliche Sichtweisen auf die Pflegekammer
Die Meinungen von Expertinnen und Experten zur verfassungsrechtlichen Legitimation einer Pflegekammer differieren. Ein
Gutachten des Juristen Erich Deter aus dem Jahre 2012 offenbart eine kritische Sicht: Er sieht einen zu geringen Aufgabenkreis für eine Kammer auf Landesebene. Prof. Dr. Gerhard Igl
sieht hingegen in seinem Gutachten aus dem Jahre 2008 keine
verfassungsrechtlichen Hinderungsgründe, da mit der Gründung einer Pflegekammer ein legitimes öffentliches Interesse
verfolgt werde. Auch auf politischer Ebene werden Pro- und
Kontra-Argumente diskutiert. Den Professionalisierungsprozess der Pflege im Sinne einer verwaltungsrechtlichen Autonomie voranzutreiben wird als Chance gesehen. Durch eine
Berufskammer mit gesetzlicher Entscheidungsgewalt könnten
hoheitliche politische Aufgaben übernommen werden. Aufgrund dessen wird befürchtet, dass sich die öffentliche Hand
aus der Verantwortung ziehen könnte.
Der Prozess Pflegekammer Deutschland hat dennoch unaufhaltsam begonnen. Eine handlungsfähige Kammer fußt auf
einer guten Rechtsgrundlage. Diese gilt es zu schaffen, damit
eine Legitimation vor der Bundesgerichtsbarkeit Bestand haben kann. Die Versorgung der Pflegenden mit Informationen
zum Thema ist nötig. Positiv ausgefallene Befragungen betroffener Berufsgruppen leisten einen wesentlichen Beitrag
im Gründungsprozess. Eine mit Pflichtbeiträgen verbundene
Pflichtmitgliedschaft ist ein Eingriff in das Grundrecht. Sie ist
nur dann legitim, wenn ein großer Nutzen für beruflich Pflegende und die Gesellschaft absehbar ist. Um durch eine Kammer
einen entscheidenden Beitrag zur Erfüllung des Versorgungsauftrages zu leisten, muss im nächsten Schritt ein großes Ziel
verfolgt werden: die Pflegekammer so zu strukturieren, dass
sie auf möglichst vielen Ebenen von Nutzen ist.
Die Autorinnen sind Studierende des Bachelorstudiengangs
„Gesundheits- und Pflegemanagement“.
Kontakt
nadja.grimmer@ash-berlin.eu
kathrin.knuth@ash-berlin.eu
franziskamzs@gmx.de
alice
32 I IM MITTELPUNKT
Forschung
Pflegemanager/-innen für die Forschung
20 Jahre Gesundheits- und Pflegeforschung an der ASH Berlin
Ingrid Kollak
Den Inhalten von Ökonomie und Management stand schon
im Diplomstudiengang „Pflege/Pflegemanagement“ die Pflege- und Gesundheitsforschung als starke Partnerin zur Seite
und das Erlernen qualitativer und quantitativer Methoden der
empirischen Sozialforschung vom ersten bis zum achten Se-
dass Pflegeforschung Wirkung und Nutzen von Standards
abbilden kann, und der Scientific Community, die kritisch
gegenüber einer standardisierten Versorgung war, lagen definierte Zielgrößen und Dokumentationen vor. Einen weiteren
Antrieb erhielt die Pflegeforschung durch eine gezielte Förderung von 9,3 Millionen Euro, die
das Bundesministerium für Bildung
und Forschung in der Zeit von 2004
bis 2010 in drei Pflegeforschungsverbünde und einen Hebammenforschungsverbund mit insgesamt 26
Teilprojekten investierte.
Mittlerweile kann die ASH Berlin
eine Vielzahl von Studien der Gesundheits- und Versorgungsforschung vorweisen, von denen die
aktuellen auf den folgenden Seiten
aufgelistet werden. Sie geben Ausdruck über die Vielfalt der Themen,
Kooperationspartner/-innen und Finanzierungen.
Braucht die Pflege Forschung?
„Forschung wird bei uns groß geschrieben“, so die Aussage eines
Alumnus, der heute Pflegedienstleiter ist. Denn mittlerweile stellen
Pflegeforschung und Theoriebildung nicht nur für alle Studierenden der Pflegestudiengänge eine
Selbstverständlichkeit dar, sondern auch für Pflegemanagerinnen und -manager. Viele von ihnen sind ehemalige Studierende der ASH Berlin oder gehören zu unseren Praxis- und
Forschungspartnerinnen und -partnern. Sie bieten unseren
Studierenden Praktikumsplätze und unterstützen sie bei der
Umsetzung ihres neuen Wissens in die Praxis. Ebenso sind
sie aber auch Partner/-innen bei studentischen Forschungsprojekten und in wissenschaftlichen Studien. Wir freuen uns
über diese Entwicklung.
Es ist schön, dass sich heute die meisten Leserinnen und Leser
über diese Frage wundern. Das war nicht immer so. Vor 20
Jahren herrschte die Meinung vor, gute Pflege bilde sich in der
Praxis aus, Forschung und Theorie seien dazu nicht notwendig. Diese Ansicht wurde ausgerechnet durch die Einführung
von Standards und Dokumentationssystemen verunsichert:
Die Theorie- und Forschungsskeptiker/-innen stellten fest,
Ingrid Kollak
Professorin für Pflegewissenschaft
kollak@ash-berlin.eu
Tel. (030) 992 45-409
Der neue Forschungsbericht der ASH Berlin
mester war bereits Bestandteil des ersten Curriculums. Auch
nach der Umwandlung des Diplomstudiengangs in einen Bachelor- und einen Masterstudiengang behielten Forschung
und Methodenseminare ihre hohe Bedeutung. Die Abschlüsse
„Bachelor of Science“ bzw. „Master of Science“ bringen diesen Schwerpunkt zum Ausdruck.
alice
IM MITTELPUNKT I 33
Aktuelle Projekte aus dem Bereich
Gesundheits- und Versorgungsforschung
Katamnesestudie Therapeutische Wohngruppen Berlin
(KATA-TWG)
Young Russian Speaking Migrants’ Utilization Behavior in
Case of Intense Use of Alcohol and/or Drugs and (potential)
Hepatitis (RUSMUB)
Projektlaufzeit: 2007 bis 2009, Folgestudie läuft
Projektleitung: Prof. Dr. Silke Birgitta Gahleitner
Projektlaufzeit: 01.02.2012 bis 31.01.2015
Kooperationspartner/-innen: ajb gmbh, gemeinnützige Gesellschaft
für Jugendberatung und psychosoziale Rehabilitation,
Der Steg gGmbH, EJF-Lazarus gemeinnützige AG, Gemini –
Therapeutische Wohngruppen, neuhland e. V. und Jugendwohnen
im Kiez – Jugendhilfe gGmbH, Pestalozzi-Fröbel-Haus Berlin –
Stiftung öffentlichen Rechts, Prowo e. V., Wuhletal Psychosoziales
Zentrum gGmbH
Projektleitung: Prof. Dr. Uwe Flick
Mittelgeber/-innen: Bundesministerium für Bildung und Forschung
(BMBF)
Mittelgeber/-innen: Arbeitskreis Jugendwohngruppen
Multizentrische, interdisziplinäre Evaluationsstudie von
Demenznetzwerken in Deutschland (DemNet-D)
Webseite: www.ash-berlin.eu/forschung/forschungsprojekte/
kata-twg
Webseite: www.ash-berlin.eu/forschung/forschungsprojekte/
rusmub
Projektlaufzeit: 01.04.2012 bis 31.03.2015
Entwicklung eines berufsbegleitenden, interdisziplinären Masterstudiengangs im Bereich Ambient Assisted Living (MAAL)
Projektlaufzeit: 01.10.2011 bis 31.07.2014
Projektleitung: Prof. Dr. Ingrid Kollak (ASH Berlin), Prof. Dr.-Ing.
Gerhard Hörber (HTW Berlin)
Kooperationspartner/-innen: Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin
Mittelgeber/-innen: Bundesministerium für Bildung und Forschung
(BMBF)
Webseite: www.ash-berlin.eu/forschung/forschungsprojekte/maal
Lebenswelten von demenziell erkrankten Migrantinnen und
Migranten türkischer Herkunft und ihren Familien.
Untersuchung zu Ressourcen und Belastungen (LedeMitH)
Projektleitung: Prof. Dr. Karin Wolf-Ostermann
Kooperationspartner/-innen: Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen Standort Rostock/Greifswald: Verbundkoordination, Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen
Standort Witten, Institut für angewandte Sozialforschung Stuttgart,
Demenzfreundliche Kommune Lichtenberg, Demenzfreundlich!
Treptow-Köpenick, Netzwerk Demenz Teltow-Fläming, Qualitätsverbund Netzwerk im Alter Pankow e. V. (QVNIA), „Unsere Kommune
ist demenzfreundlich“, Charlottenburg-Wilmersdorf
Mittelgeber/-innen: Bundesministerium für Gesundheit (BMG)
Webseite: www.ash-berlin.eu/forschung/forschungsprojekte/
demnet-d
Zukunftsportal für gesunde, qualifizierte häusliche Pflege
(ZukunftPflege)
Projektlaufzeit: 01.10.2012 bis 30.09.2014
Projektlaufzeit: 01.12.2011 bis 30.11.2014
Projektleitung: Prof. Dr. Gudrun Piechotta-Henze (ASH Berlin),
Prof. Dr. Olivia Dibelius (EHB), Prof. Dr. Erika Feldhaus-Plumin
(EHB)
Kooperationspartner/-innen: Evangelische Hochschule Berlin
(EHB), aliacare Ambulanter Pflegedienst, Alzheimer-Gesellschaft
Berlin e. V., AWO, Charité Berlin, Deutsch Türkischer Pflegedienst,
Diakonisches Werk, UPD, Kamil Tagespflege, Pflegedienst Generation
Mittelgeber/-innen: Spende, AOK Nordost
Projektleitung: Prof. Dr. Vjenka Garms-Homolová (ASH Berlin),
Prof. Dr. Reinhold Grün (ASH Berlin), Prof. Dr. Gernold Frank
(HTW Berlin), Prof. Dr. Carsten Busch (HTW Berlin)
Kooperationspartner/-innen: Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin, Deta-Med GmbH
Mittelgeber/-innen: Institut für angewandte Forschung (IFAF)
Berlin
Webseite: www.ash-berlin.eu/forschung/forschungsprojekte/
zukunftpflege
Webseite: www.ash-berlin.eu/forschung/forschungsprojekte/
ledemith
alice
34 I IM MITTELPUNKT
Integriertes Qualitäts- und Personalmanagement in
Pflegeeinrichtungen – demografietauglich, arbeitsfähig und
nachhaltig (QPM-Pflege)
Projektlaufzeit: 01.10.2012 bis 30.09.2014
Projektleitung: Prof. Dr. Uwe Bettig (ASH Berlin), Prof. Dr. Sabine
Nitsche (HTW Berlin)
Kooperationspartner/-innen: Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin, Panke-Pflege GmbH, Kooperation für Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen (KTQ) GmbH, ProCurand
gGmbH & Co. KGaA
Mittelgeber/-innen: Institut für angewandte Forschung (IFAF)
Berlin
Webseite: www.ash-berlin.eu/forschung/forschungsprojekte/
qpm-pflege
Mittelgeber/-innen: Institut für angewandte Forschung (IFAF) Berlin
Webseite: www.ash-berlin.eu/forschung/forschungsprojekte/
mpv-krebs
Indikationsspezifische regional koordinierte nachstationäre
Langzeitversorgung von Menschen mit Schlaganfall und
Menschen mit Demenz nach Schlaganfall in Berlin-Pankow
(INDIKA)
Projektlaufzeit: 01.05.2013 bis 30.04.2016
Projektleitung: Prof. Dr. Karin Wolf-Ostermann
Kooperationspartner/-innen: Charité – Universitätsmedizin Berlin,
Institut für Medizinische Soziologie, Qualitätsverbund Netzwerk im
Alter Pankow e. V. (QVNIA)
Mittelgeber/-innen: GKV-Spitzenverband
IT-gestütztes Monitoring von unerwünschten Arzneimittelwirkungen in der stationären Altenpflege (MADRIC)
Projektlaufzeit: 01.11.2012 bis 31.10.2015
Projektleitung: Prof. Dr. Karin Wolf-Ostermann
Kooperationspartner/-innen: AOK Nordost, ID – Information und
Dokumentation im Gesundheitswesen GmbH & Co. KGaA, n3 –
Firma Dr. Nagel
Mittelgeber/-innen: GKV-Spitzenverband
Webseite: www.ash-berlin.eu/forschung/forschungsprojekte/
madric
Gleichgeschlechtliche Lebensweisen und Selbstbestimmung
im Alter – Milieusensibles und selbstbestimmtes Wohnen im
Alter als Beitrag innovativer kommunaler Altenhilfe? (GLESA)
Projektlaufzeit: 01.04.2013 bis 31.03.2015
Projektleitung: Prof. Dr. María do Mar Castro Varela (ASH Berlin),
Prof. Dr. Claudia Gather (HWR Berlin)
Kooperationspartner/-innen: Hochschule für Wirtschaft und Recht
(HWR) Berlin, Schwulenberatung gGmbH, Pflegedienst CuraDomo
GmbH, Fachbereich für gleichgeschlechtliche Lebensweisen in der
Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung (LADS)
der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen
Vergrößerung der Anwender/-innengruppen für augengesteuerte
Unterstützte Kommunikation durch Entwicklung neuer Verfahren
für die Blickverfolgung (EyeTrack4all)
Projektlaufzeit: 01.10.2013 bis 30.06.2016
Projektleitung: Prof. Dr. Ingrid Kollak
Kooperationspartner/-innen: alea technologies GmbH, Rehabilitationszentrum Hegau-Jugendwerk, barrierefrei kommunizieren!,
Technische Jugendfreizeit- und Bildungsgesellschaft (tjfbg) gGmbH,
Beratungsstelle für Unterstütze Kommunikation der Spastikerhilfe
Berlin e.G./e. V.
Mittelgeber/-innen: Bundesministerium für Bildung und Forschung
(BMBF)
Webseite: www.ash-berlin.eu/forschung/forschungsprojekte/
eyetrack4all
Untersuchung der Wertschöpfungskette Pflege im Bezirk
Marzahn-Hellersdorf
Projektlaufzeit: 22.11.2013 bis 31.05.2014
Projektleitung: Prof. Dr. Uwe Bettig
Mittelgeber/-innen: Institut für angewandte Forschung (IFAF)
Berlin
Mittelgeber/-innen: Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf von Berlin
Webseite: www.ash-berlin.eu/forschung/forschungsprojekte/glesa
Wissenschaftliche Begleitstudie zum Modellprojekt
„Märchen und Demenz“(Märchen+Demenz+Studie)
Medizinisch-pflegerische Versorgungsmuster ambulanter
onkologischer Patienten im Stadt-Land-Vergleich
(Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern) (MPV Krebs)
Projektlaufzeit: 01.04.2013 bis 31.03.2015
Projektleitung: Prof. Dr. Jutta Räbiger (ASH Berlin), Prof. Dr.
Jochen Breinlinger O ’Reilly (HWR Berlin)
Kooperationspartner/-innen: Hochschule für Wirtschaft und Recht
(HWR) Berlin, AOK Nordost, IKK Brandenburg und Berlin
alice
Webseite: www.ash-berlin.eu/forschung/forschungsprojekte/indika
Projektlaufzeit: 15.02.2014 bis 31.08.2015
Projektleitung: Prof. Dr. Ingrid Kollak
Kooperationspartner/-innen: Märchenland – Deutsches Zentrum
für Märchenkultur gGmbH
Mittelgeber/-innen: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSJ)
Webseite: www.ash-berlin.eu/forschung/forschungsprojekte/
maerchen-demenz-studie
IM MITTELPUNKT I 35
Forschung
Schwul-lesbisch und
generationenübergreifend
Innovative Wohnformen im Alter im Fokus der Forschung
Ralf Lottmann
Die Datenlage zu gleichgeschlechtlichen Lebensweisen im
Alter ist dünn. Um hierzu neue Erkenntnisse zu gewinnen,
startete im April 2013 an der ASH Berlin in Kooperation mit
der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin ein vom
Institut für angewandte Forschung (IFAF) Berlin finanziertes
Forschungsprojekt.
© Lebensort Vielfalt
Das auf zwei Jahre angelegte Projekt „Gleichgeschlechtliche
Lebensweisen und Selbstbestimmung im Alter“ (GLESA) un-
von Pflegekräften erreichen lässt.“ Daten über die Lebensbedingungen von älteren Homosexuellen in Deutschland gibt es
kaum. Dabei gibt es allein in Berlin nach amtlichen Schätzungen rund 40.000 ältere LSBTI-Erwachsene.
Erst im Jahr 1994 verschwand die Diskriminierung von Homosexuellen endgültig aus dem Strafgesetzbuch. In der alten
Bundesrepublik blieb der § 175 StGB, der Homosexualität
unter Strafe stellte, bis 1969 in Kraft. Homosexualität wurde
mit Krankheit gleichgesetzt. Diese Erfahrungen prägten Generationen von Homosexuellen. Gerade ältere und hochaltrige schwule Männer und lesbische Frauen haben noch viel
Repression erlebt und befürchten Vorurteile in einem konventionellen Pflegeheim, die die Pflege beeinträchtigen könnten.
Pflegeanbieter/-innen mit einer entsprechenden Ausrichtung
auf diese Zielgruppe gibt es aber kaum.
Diskriminierungsfreies Wohnumfeld schaffen
Tag der Offenen Tür im Berliner „Lebensort Vielfalt“,
tersucht den „Lebensort Vielfalt“ (LoV), ein Wohn- und Pflegeprojekt für schwule Senioren und lesbische Seniorinnen
in Berlin-Charlottenburg, das Mitte 2012 eröffnet wurde. In
seiner Größe und Ausrichtung ist dieses Wohnprojekt bislang
einzigartig in Europa. Getragen wird es von der Schwulenberatung Berlin.
GLESA soll einen Beitrag dazu leisten, die Wohn- und Gesundheitssituation älterer „queerer“ Menschen in Deutschland
zu erforschen und neue Tätigkeitsfelder von Pflegediensten
auszuloten. „Auf dem Gebiet von Pflege und Altenhilfe vollbringt unsere Forschung Pionierarbeit“, sagt Projektleiterin
Prof. Dr. María do Mar Castro Varela von der ASH Berlin. „Wir
möchten unter anderem herausfinden, was bei älteren beziehungsweise pflegebedürftigen Schwulen und Lesben besonders zu beachten ist und wie sich etwa eine Sensibilisierung
Erste Ergebnisse zeigen, dass der „Lebensort Vielfalt“ ein diskriminierungsfreies Wohnumfeld ermöglicht, das ein selbstbestimmtes Leben und soziale Teilhabe im Alter fördert. Die
Thematisierung von Sexualität im Alter ist im LoV mit schwulen, lesbischen und heterosexuellen Bewohnerinnen und Bewohnern im Alter von 21 bis 86 allgegenwärtig und weniger
von Tabus geprägt. Der ambulante Pflegedienst CuraDomo
– GLESA-Kooperationspartner – hat darin gar eine Marktlücke
entdeckt. Eine weitere Kooperationspartnerin ist die Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung (LADS).
Die Erfahrungen und Expertisen der Kooperationspartner/-innen mit dem LoV fließen in das Forschungsprojekt ein.
Wünschenswert sind neue Erkenntnisse darüber, ob Besonderheiten im Lebensstil und daraus resultierende besondere Bedarfe und Ressourcen auch übertragbar auf andere Milieus und
Regionen sind. Auf einer internationalen Fachkonferenz sollen
2015 die Ergebnisse diskutiert werden. Zudem sollen ein Handlungsleitfaden für das Pflege- und Betreuungspersonal sowie
eine Informationsbroschüre als Hilfestellung für die Entwicklung ähnlicher Wohnprojekte entstehen.
Ralf Lottmann
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
lottmann@ash-berlin.eu
Tel. (030) 30877-1501
alice
36 I IM MITTELPUNKT
Forschung
Integrative
Managementstrategien
Erste Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt QPM-Pflege
Rüdiger Hoßfeld
Die ASH Berlin und die Hochschule
für Technik und Wirtschaft Berlin
forschen seit Oktober 2012 gemeinsam im Projekt „Integriertes Qualitäts- und Personalmanagement in
Pflegeeinrichtungen“ (QPM-Pflege)
unter der Leitung von Prof. Dr. Uwe
Bettig und Prof. Dr. Sabine Nitsche.
Das Projekt wird durch das Institut
für angewandte Forschung (IFAF)
Berlin gefördert.
Das übergeordnete Ziel des Forschungsprojekts ist es, ein integriertes
Qualitäts- (QM) und Personalmanagement (PM) für Pflegeunternehmen zu entwickeln, das es ermöglicht, langfristig den zukünftigen
Herausforderungen in der Branche
gerecht zu werden. Es werden beAbb. 1: Lösungansatz aus dem Projekt „QPM-Pflege“
stehende QM- und PM-Systeme untersucht, um diese optimal aufeinander abzustimmen. Im Fokus steht
dabei die Frage, wie ein integrierunternehmen wird erprobt, mit welchen Interventionen und
tes Qualitäts- und Personalmanagement zur Förderung von
Messgrößen (Frühwarnindikatoren) ein integriertes QPM aufZufriedenheit und Bindung der zunehmend älter werdenden
gebaut werden kann.
Beschäftigten beitragen kann, ohne dabei die Qualitätsansprüche der Kundinnen und Kunden zu vernachlässigen. Die
Erste Zwischenergebnisse der Untersuchung
zukünftige Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen dürfte
wesentlich davon abhängen, ob es gelingt, die Ziele des PM
Aus Sicht der Berliner Pflegeunternehmen bestehen die künfoptimal auf die des QM abzustimmen. Vor diesem Hintertigen Herausforderungen vor allem in der Belastungssituation
grund sind Aspekte der beruflichen Handlungskompetenz, der
der Beschäftigten, gefolgt von der Alterung der Belegschaften
individuellen Arbeitsfähigkeit und vor allem der Führung der
und der ausreichenden Qualifikation der Mitarbeiter/-innen
Mitarbeiter/-innen Schlüsselfaktoren für eine hohe Dienstleis(Abb. 2).
tungsqualität (Abb. 1).
Exemplarisch wird in zwei Pflegeunternehmen (ambulant/
stationär) die Verknüpfung zwischen Qualitätszielen und dem
Ziel eines strategischen Personalmanagements realisiert.
Ausgangspunkte für die angestrebten Veränderungen sind
die Ergebnisse einer Querschnittstudie unter 95 Berliner Pflegeunternehmen und eine Ist-Analyse in den kooperierenden
Unternehmen. Dabei geht es um die Erfassung und Bewertung
aktueller QM- und PM-Maßnahmen vor allem im Hinblick auf
die Ressourcen der Mitarbeiter/-innen. Mit den Kooperations-
alice
Allerdings ist die Mehrzahl der Unternehmen auf die Herausforderungen noch nicht ausreichend vorbereitet. Frühwarnindikatoren fehlen bisher überwiegend. Nur etwa 40 Prozent
der Unternehmen arbeiten in den Bereichen Arbeitsbelastung
und Altersstruktur mit messbaren Indikatoren. Messbare Ziele
werden gerade mal von etwa einem Drittel der Unternehmen
formuliert. Lediglich im Bereich der Qualifikationsstruktur
bzw. der Fort- und Weiterbildung nutzen über 80 Prozent der
befragten Pflegeunternehmen (Kenn-)Zahlen zur Steuerung.
IM MITTELPUNKT I 37
Darüber hinaus wurden, trotz der steigenden Belastungssituation für die Mitarbeiter/-innen, lediglich bei jedem zweiten
Unternehmen Maßnahmen für eine betriebliche Gesundheitsförderung ergriffen. Die wahrgenommenen Herausforderungen in Bezug auf die Alterung der Belegschaften beantworten
sogar nur 12 Prozent der Unternehmen mit speziellen Angeboten für ältere Arbeitnehmer/-innen.
Insgesamt zeigen die bisherigen Ergebnisse, dass den Pflegeunternehmen in den zentralen Handlungsfeldern momentan
noch praktikable Messgrößen und geeignete Interventions-
maßnahmen fehlen. Aktuell werden die Prozesse und Instrumente der kooperierenden Unternehmen so modifiziert, dass
als Ergebnis eine Managementstrategie formuliert wird, die
sowohl die Belange und Ziele des Qualitäts- wie auch des Personalmanagements integriert.
Rüdiger Hoßfeld
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
hossfeld@ash-berlin.eu
Tel. (030) 992 45-278
POETIK VORLESUNG 2014 MIT Franz Hohler
Anzeige
Abb. 2: Zukünftige Herausforderungen des Projekts
Der große Zwerg
über kreatives und biographisches Schreiben
16. Mai 2014, 19.00 BIS 21.00 Uhr
Audimax, ASH Berlin
Interessierte sind herzlich eingeladen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
alice
38 I IM MITTELPUNKT
Forschung
Neue Hilfsmittel in der
Unterstützten Kommunikation
Das Forschungsprojekt EyeTrack4all stellt sich vor
Claudia Nuß, Maxine Saborowski
Nele Diercks ist eine 23-jährige fröhliche junge Frau. Aufgrund
einer Schädigung bei ihrer Geburt hat sie eine zerebrale Bewegungsstörung. Deshalb kann sich Frau Diercks weder lautsprachlich mitteilen noch selbstständig fortbewegen und ist in
jeglichen Lebenssituationen auf Unterstützung angewiesen.
Dennoch organisiert sie ihr Leben relativ selbstständig und
lebt selbstbestimmt, wie andere junge Frauen in ihrem Alter.
Schon im Kleinkindalter reagierten die Eltern von Frau Diercks
auf alternative Kommunikationsformen: Blicke, Mimik und
einige Gesten bzw. Zeichen sowie Laute. Im Laufe der Jahre
wurde daraus ein körpereigenes individuelles Zeichensystem
entwickelt, mit dem Frau Diercks mithilfe einer Person, die
mit diesem Zeichensystem vertraut ist, kommuniziert. Dabei
Nele Diercks und ihr Sprachausgabegerät mit integrierter
Augensteuerung
interpretiert die Kommunikationspartnerin oder der Kommunikationspartner die Laute und Zeichen (z. B. Blickrichtungen).
Seit einigen Jahren hat Nele Diercks nun ein Sprachausgabegerät, das sie mit ihren Augen ansteuern kann. Dabei schaut
sie auf ein Display, und durch Verweilen auf einer Fläche mit
ihrem Blick kann sie einen Klick auslösen und mit einer Buchstabenoberfläche schreiben und „sprechen“: Das Sprachausgabegerät spricht die geschriebenen Sätze laut aus. Menschen, die sich aufgrund einer angeborenen oder erworbenen
Schädigung lautsprachlich nicht oder nur eingeschränkt mitteilen können, nutzen vielfältige Hilfsmittel der „Unterstützten Kommunikation“ (UK), wie beispielsweise Frau Diercks ein
digitales Sprachausgabegerät mit Augensteuerung.
Im Rahmen des Projekts EyeTrack4all untersuchen wir, welche Probleme bei der Nutzung einer Augensteuerung in der
alice
Das EyeTrack4all-Team: Minste Thedinga, Maxine Saborowski,
Ingrid Kollak, Claudia Nuß, Antje Barten (v.l.n.r.)
UK existieren und wie diese behoben werden können. Zum
einen analysieren wir Kommunikationsoberflächen und LernProgramme daraufhin, ob sie mit einer Augensteuerung bedienbar sind. Zum anderen wollen wir Interaktionen von
unterstützt Kommunizierenden mit ihren Angehörigen, Therapeutinnen und Therapeuten sowie weiteren Bezugspersonen
beobachten. Ziel ist die Erstellung eines Leitfadens für Pflegeund Heilberufler/-innen, der den Einsatz von UK und entsprechenden Hilfsmitteln bei nicht-sprechenden Patientinnen und
Patienten erläutert.
Das Projekt ist im Schwerpunkt Gesundheits- und Versorgungsforschung angesiedelt und wird von Prof. Dr. Ingrid
Kollak geleitet. Gefördert wird es vom Bundesministerium für
Bildung und Forschung (BMBF). Zwei Mitarbeiterinnen und
zwei studentische Beschäftigte forschen seit Oktober 2013.
Im Projekt kooperieren wir mit alea technologies GmbH (einem Hersteller von Augensteuerungen) sowie dem Rehazentrum Hegau-Jugendwerk und sind in Kontakt mit zwei Berliner Beratungsstellen. Interessierten Studierenden der ASH
Berlin bieten wir Praktikumsplätze und die Betreuung von
Abschlussarbeiten im Bereich UK und technische Hilfsmittel.
Mehr Informationen gibt es auf der Website der ASH Berlin unter Forschung –>Projekte –>EyeTrack4all.
Claudia Nuß
Pädagogische Mitarbeiterin
nuss@ash-berlin.eu
Tel. (030) 992 45-282
Maxine Saborowski
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
saborowski@ash-berlin.eu
Tel. (030) 992 45-282
Forschung
Das Forschungsprojekt INDIKA
Zur Verbesserung der Versorgungssituation und Lebensqualität
älterer Menschen mit Pflegebedarf
Steve Strupeit, Johannes Gräske, Karin Wolf-Ostermann
Wirksame Konzeptelemente identifizieren
und nutzbar machen
Mit dem 1. November 2012 ist das Modellprojekt INDIKA durch
den Qualitätsverbund Netzwerk im Alter Pankow (QVNIA)
e. V. auf den Weg gebracht worden. INDIKA, das steht für
„INDIKAtionsspezifische regional koordinierte nachstationäre
Langzeitversorgung von Menschen mit Schlaganfall und Menschen mit Demenz nach Schlaganfall in Berlin-Pankow“ und
wird gefördert durch den Spitzenverband der Gesetzlichen
Krankenversicherungen im Rahmen des Modellprogramms zur
Weiterentwicklung der Pflegeversicherung.
Die wissenschaftliche Evaluation soll die Möglichkeit eröffnen, einzelne Konzeptelemente, die im Modellprogramm erprobt werden, als besonders wirksam zu identifizieren und für
den späteren Transfer in die weitere Praxis nutzbar zu machen. Seitens der ASH Berlin werden bis Ende 2015 folgende
Forschungsfragen im Rahmen einer prospektiven kontrollierten Längsschnittstudie untersucht:
Das Modellprojekt hat zum Ziel, nachstationär die pflegerische Versorgungs- und Betreuungsqualität von Menschen mit
Schlaganfall und Menschen mit Demenz nach Schlaganfall
regional, wohnortnah und qualitätsgesichert zu vernetzen
und damit zu verbessern. Ebenfalls werden Angehörige in die
Versorgung mit eingebunden. Das zentrale Handlungsfeld des
Projektes ist die Etablierung eines transsektoralen pflegerischen Versorgungspfades. Somit soll eine verbindliche, qualitätsgesicherte und koordinierte Langzeitversorgung in fünf
verschiedenen nachstationären pflegerischen Versorgungssettings umgesetzt werden:
n
n
n
n
n
Selbstpflege durch die Klientin/den Klienten ohne pflegerische Beteiligung von Bezugspersonen bzw. professioneller
Pflege
„Laienpflege“, d. h. Klientinnen und Klienten werden in
der Selbstversorgung durch Bezugspersonen pflegerisch
unterstützt
ambulante pflegerische Versorgung durch Einbindung von
ambulanten Pflegediensten
teilstationäre pflegerische Versorgung durch Einbindung
von Einrichtungen der Tagespflege
vollstationäre pflegerische Versorgung durch Einbindung
von Kurzzeitpflege bzw. Versorgung in vollstationären
Pflegeeinrichtungen
Es werden indikationsspezifische Qualitätsanforderungen an
pflegerelevante Versorgungsprozesse entwickelt, angewendet und evaluiert. Diese stehen der Pflege zukünftig als wissenschaftlich fundierte Qualitätsindikatoren und Handlungsrichtlinien in der vernetzten Versorgung von Menschen mit
Schlaganfall und Menschen mit Demenz nach einem Schlaganfall zur Verfügung.
n
n
n
Welche Versorgungsstrukturen werden hauptsächlich
von Menschen mit einer Schlaganfallerkrankung und/oder
Demenz nach Schlaganfall in Anspruch genommen?
Wie verändern sich gesundheitsbezogene Versorgungsoutcomes und Versorgungsverläufe von Menschen mit
einer Schlaganfallerkrankung und/oder Demenz nach
Schlaganfall durch eine vernetzte Versorgung?
Wie verändern sich gesundheitsbezogene Outcomes der
Angehörigen?
Das Forschungsprojekt INDIKA leistet damit einen wichtigen
Beitrag zur Verbesserung der Versorgungssituation und der
allgemeinen Lebensqualität älterer Menschen mit Pflegebedarf nach einer Schlaganfallerkrankung und/oder mit Demenz
nach Schlaganfall sowie einer Entlastung betreuender Angehöriger. Durch die vernetzte Versorgung werden zudem Einsparungen im pflegerischen/medizinischen Versorgungsbereich möglich, da Folgen wie z. B. Krankenhauseinweisungen
vermindert werden können. Die erzielten Ergebnisse können
für spätere, darauf aufbauende Forschungs- und Entwicklungsansätze genutzt werden und die Grundlage für eine
bundesweite Generalisierbarkeit von indikationsspezifischen
Versorgungsstrukturen darstellen. Das Projekt trägt damit
entscheidend zur Erforschung der Versorgungssituation von
pflegebedürftigen Menschen und nachhaltig zur Verbesserung ihrer gesundheitlichen Versorgung bei.
Die Autorin ist Professorin für Statistik und Versorgungsforschung. Herr Strupeit ist wissenschaftlicher Mitarbeiter,
Herr Gräske ist Koordinator des Projekts.
Kontakt
strupeit@ash-berlin.eu
graeske@ash-berlin.eu
wolf-ostermann@ash-berlin.eu
alice
© Robert Kneschke - Fotolia.com
IM MITTELPUNKT I 39
40 I IM MITTELPUNKT
Forschung
dig-HP und PEAP
Neue Messinstrumente und Testverfahren in der therapeutischen Diagnostik
Elke Kraus
Vor dem Hintergrund der Akademisierung und Professionalisierung therapeutischer Berufe ist eine effiziente und präzise
Befunderhebung von großer Bedeutung. Nicht nur bietet sie
das Fundament für eine gezielte Intervention, sondern sie ermöglicht auch Wirksamkeitsnachweise. So macht die Befunderhebung einen wesentlichen Teil der therapeutischen Arbeit
aus, um die Einschränkungen, Ressourcen und Veränderungen der Patientinnen und Patienten zu erfassen.
Es gibt allerdings zwei große Herausforderungen in der therapeutischen Diagnostik. Zum einen sind viele der verwendeten
Befunderhebungsinstrumente subjektiv behaftet, was ihre Zu-
(„händische“) Auswertung mit der digitalen verglichen wird.
Des Weiteren soll eine Praktikabilitätsstudie mit geschulten
Probandinnen und Probanden, die die Software testen und
bewerten, stattfinden.
Wie funktionsfähig ist ein Mensch im Alltag?
Ein zweites Problem in der therapeutischen Diagnostik ist das
Erfassen von sehr vielen und komplexen Sachverhalten, die
auf der Ebene der Teilhabe am täglichen Leben angesiedelt
und somit schwer messbar sind. Wie funktionsfähig ist ein
Mensch in seiner Arbeit, seiner Freizeit oder im Bereich der
1. Aktivitäten rund um das
Essen und Trinken
Umfasst:
Qualitätsmerkmale:
Essverhalten
Zeitdauer
Selbstständigkeit
Geschicklichkeit
Stress
Beispiel einer PEAP-Bilderkarte
verlässigkeit und Reproduzierbarkeit einschränkt. Vor allem
motorische Tests werden nur teilweise quantitativ mit Messungen wie Zeit oder Genauigkeit ausgewertet und beruhen
ansonsten auf subjektiven Einschätzungen. Das „Händigkeitsprofil“ (HP) (Kraus 2003, 2013) erfasst die Handmotorik und
die Händigkeit eines Kindes. In dem ehemaligen IFAF-Projekt
„Entwicklung eines digitalen Test- und Evaluierungssystems
für Manuelle Aktionen“ (dig-TEMA) wurde von Juli 2011 bis
Juli 2013 das Händigkeitsprofil in seiner Dokumentation und
Auswertung vollständig digitalisiert, um dessen Zuverlässigkeit zu optimieren. Die entstandene Software dig-HP wird nun
in einer Vergleichsstudie erprobt, in der die konventionelle
alice
Selbstversorgung? Auch hier gibt es Messinstrumente, die je
doch zum Teil unzureichend auf die Komplexität des Themenbereichs eingestellt sind, da die zu messenden Parameter sehr
schwer zu quantifizieren sind. Vor diesem Hintergrund wurde
das „Pädiatrische Ergotherapeutische Assessment und Prozessinstrument“ (PEAP) zwischen 2007 und 2013 entwickelt,
das in einem strukturierten Erfassungsprozess die Durchführung alterstypischer Betätigungen einschätzt. Das Instrument
reicht über die Funktion eines reinen Assessments hinaus und
begleitet den gesamten ergotherapeutischen Prozess (z. B.
auch die Zielsetzung und die Behandlungsphase) durch ein
Angebot vielfältiger Dokumentationsvorschläge.
© Petro Feketa - Fotolia.com
Speisen in kulturell akzeptierter Weise und in
angemessener Zeit und Menge zu sich nehmen;
kleine Mahlzeiten zubereiten, wie Brot schmieren und
belegen; Lebensmittel von unterschiedlicher Konsistenz
schneiden wie Fleisch und Gemüse; Besteck sicher,
koordiniert und zielgerichtet verwenden; Getränke
holen und, ohne zu kleckern, eingießen; bei der
Zubereitung von Speisen helfen.
IM MITTELPUNKT I 41
Das PEAP basiert auf zahlreichen Bachelor- und Masterstudien
der ASH Berlin und der Partnerhochschule Hogeschool Zuyd
in den Niederlanden, und besteht aus einem standardisierten
Teil mit alterstypischen Handlungen, die den sogenannten Betätigungsstatus eines Kindes darstellen. Umfassende Bilderkarten stellen den komplexen Sachverhalt der alterstypischen
Handlungen konkret dar (z. B. Essen und Trinken). Die Ausführung dieser Handlungen sowie die empfundene Zufriedenheit
werden dann anhand einer Skala von Kind, Eltern, Lehrerinnen
und Lehrern bzw. Erzieherinnen und Erziehern eingeschätzt.
Die Reliabilität dieses standardisierten Vorgehens wird derzeit in einem Projekt von Prof. Dr. Stefan Dietsche und einer
Doktorandin an der ASH Berlin untersucht. Des Weiteren unterstützt die PEAP-Struktur durch unterschiedliche Dokumentationsvorschläge den diagnostischen und therapeutischen
Prozess gemeinsam mit Kind, Eltern, Lehrerinnen und Lehrern
bzw. Erzieherinnen und Erziehern. Das PEAP soll im Jahr 2014
veröffentlicht werden.
Elke Kraus
Professorin für Ergotherapie
kraus@ash-berlin.eu
Tel. (030) 992 45-420
Forschung
Wenn das Telefon in der
Waschmaschine liegt
Lebenswelten von demenziell erkrankten Migrantinnen und Migranten
türkischer Herkunft und ihren Familien
Gudrun Piechotta-Henze
Der viel zitierte Satz von Max Frisch „Man hat Arbeitskräfte
gerufen, und es kamen Menschen“, lässt sich heute für einen
Teil der ehemaligen sogenannten Gastarbeiter/-innen fortführen: „Man hat Arbeitskräfte gerufen, und es kamen Menschen,
die geblieben und im Alter an einer Demenz erkrankt sind.“
Diese Menschen und ihre Angehörigen stehen im Mittelpunkt
des Forschungsprojektes „Lebenswelten von demenziell erkrankten Migrantinnen und Migranten türkischer Herkunft
und ihren Familien. Eine Untersuchung zu Ressourcen und Belastungen“ (LedeMith). Das Projekt findet von Dezember 2012
bis November 2014 statt. Es ist am Institut für Innovation und
Beratung an der Evangelischen Hochschule Berlin (EHB) unter
der Leitung von Prof. Dr. Olivia Dibelius verortet, wird aber
gemeinsam von Mitarbeiterinnen der EHB und der ASH Berlin
durchgeführt.
Das qualitative Untersuchungsdesign des Projektes umfasst
Interviews mit Expertinnen und Experten im gesamten Bundesgebiet, teilnehmende Beobachtungen in Beratungssituationen, Einzelfallanalysen und Interviews mit Angehörigen
von demenziell erkrankten Migrantinnen und Migranten türkischer Herkunft.
Ein kleiner Ergebnisausschnitt
Die Eltern oder ein Elternteil der Befragten sind in den 1960eroder Anfang der 1970er-Jahre als Gastarbeiter/-innen nach
Berlin gekommen. Motivation und Gründe hierfür sind sehr
unterschiedlich gewesen: Man hoffte, nach ein paar Jahren
harter Arbeit und großer Sparsamkeit, mit einer ansehnlichen
Geldsumme zurückkehren und so eine bessere wirtschaftliche
und soziale Situation für sich und die Familie im Herkunftsland schaffen zu können. Andere hofften, mit der Migration
vor allem eine psychosoziale Distanz zu aktuellen familiären
Die Projektgruppe: Dilek Yalniz, Prof. Dr. Erika Feldhaus-Plumin,
Prof. Dr. Olivia Dibelius (Projektleiterin), Prof. Dr. Gudrun Piechotta-Henze,
Yve Weidlich (v.l.n.r.)
Belastungen und Problemlagen herbeiführen zu können.
Keinesfalls waren der Entschluss und die Durchführung der
Migration nur negativ besetzt, vielmehr war damit auch die
Chance verbunden, eine neue Lebenssituation zu schaffen
und die Bürden der alten hinter sich zu lassen.
alice
42 I IM MITTELPUNKT
Der jeweilige Migrationskontext ist denn auch ein wichtiger
Faktor, ob die jeweilige Person sich eher als zeitgebundene
Arbeitskraft (mit Rückkehrwunsch) oder als Arbeitsmigrant/-in
betrachtet hat, die dauerhaft in Berlin bzw. Deutschland bleiben wollte. Gleichwohl haben alle Interviewpartner/-innen,
d.h. die Kinder der damaligen Gastarbeiter/-innen, geschildert,
wie schwer es ihre Eltern damals hatten, da sie in der deutschen Gesellschaft auf „Arbeitskraft“ reduziert waren, weder
Sprachkurse angeboten wurden noch soziale Anerkennung,
gesellschaftspolitische Partizipation oder Chancengleichheit
bei der Wohnungs- und Arbeitssuche gegeben waren.
Diese diskriminierenden Faktoren wirkten sich auch auf die
damaligen Kinder und damit auf die heutige Generation der
(pflegenden) Angehörigen von demenziell erkrankten Menschen mit Migrationserfahrung aus. Viele dieser Kinder hatten
u. a. keine Chance auf eine höhere Schulbildung, da „alle in
türkische Klassen gekommen sind … Nach der Grundschule
sind wir dann alle auf die Hauptschule gekommen. Wir konnten ja kein Deutsch“, so eine Interviewpartnerin.
Wer es dennoch geschafft hat, mit einem höheren Abschluss
die Schule zu verlassen, ist als Erwachsene/-r heute eher in
der Lage, das Auftreten einer Demenzsymptomatik bei einem
Elternteil als mögliche Auswirkung einer Erkrankung zu interpretieren, einen Facharzt aufzusuchen, eine Demenzdiagnostik vornehmen zu lassen, sich professionelle Beratung und
Unterstützung zu holen, um schließlich aus allen Informationen und Angeboten, die für den Betroffenen und die Angehörigen und ihre Familien beste Lösung der pflegerischen und
sozial stimulierenden Versorgung (z. B. durch einen ambulanten Pflegedienst oder eine Tagesstätte) und der Wohn- und
Lebenssituation (zu Hause, Wohngemeinschaft oder Pflegeheim) zu finden.
Gudrun Piechotta-Henze
Professorin für Pflegewissenschaft
piechotta@ash-berlin.eu
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IM MITTELPUNKT I 43
Forschung
Ein Touch, ein Klick –
selbstbestimmt und aktiv im Leben?!
Interdisziplinärer Studiengang zur Entwicklung innovativer Technologien und
Dienstleistungen steht in den Startlöchern
Wibke Hollweg, Franziska Kuck
„Lieber ’nen Roboter im Haus als zur Pflege ins Heim?!“ lautete der Titel in der alice 24/2012 zur Vorstellung des Forschungsprojekts „Master Ambient Assisted Living“ (MAAL).
Inzwischen hat das Thema Mensch und Technik weiter an Präsenz gewonnen, denkt man etwa an Errungenschaften der Unterhaltungs- und Automobilindustrie oder der Medizintechnik.
Unter AAL versteht man Produkte und Dienstleistungen, die
ein selbstbestimmtes und gesundheitsförderliches Leben ermöglichen und sich nahtlos in die Alltagsgestaltung einfügen.
In ihrer Einfachheit und Intelligenz ergänzen sie fehlende oder
geschädigte Sinne des Menschen in allen Lebensabschnitten.
Beispielsweise verhindern Licht- und Sicherheitssysteme die
Sturzgefahr im Wohnumfeld, Informations- und Kommunikationstechnologien stärken das soziale Netzwerk, barrierefreie
Architektur ermöglicht verbesserte Mobilität und steigert die
Partizipation am gesellschaftlichen Leben. Aber nicht nur für
Menschen mit altersbedingten oder anderen Einschränkungen
können AAL-Produkte oder -Umgebungen hilfreich sein. Auch
Familien mit erhöhter Belastung oder soziale Einrichtungen
können davon profitieren.
Doch was bringt die Zukunft? Können Roboter die Lösung
für den viel befürchteten Pflegekräftemangel sein oder sind
technische Assistenzsysteme sogar in der Lage, Freiräume
für menschliche Zuwendung zu schaffen? Hier sind noch viele
Fragen unbeantwortet. Das Thema Technik für Menschen ist
so innovativ und zukunftsweisend, dass ein ganzer Studiengang dafür konzipiert wurde. Seit 2011 arbeiten die ASH Berlin
unter der Leitung von Prof. Dr. Ingrid Kollak, die Hochschule
für Technik und Wirtschaft (HTW) sowie das Deutsche Institut
für Normung e. V. (DIN) und YOUSE GmbH an dessen Entwicklung.
Fachkräfte sind gefragt
Industrie und Wirtschaft haben in ihren Entwicklungs- und Forschungsabteilungen den Zukunftsmarkt der Technik für eine
älter werdende Gesellschaft längst erkannt. Allerdings gibt es
aktuell eine große Diskrepanz zwischen dem, was technisch
möglich ist und dem, was sich in der Praxis bewährt. Innovative Technik ist nur dann erfolgreich, wenn sie von den Nutzerinnen und Nutzern akzeptiert wird und sich zuverlässig und
praktikabel in den Alltag integrieren lässt.
alice
44 I IM MITTELPUNKT
Es fehlen Expertinnen und Experten mit fachübergreifenden
Kompetenzen, welche die Bedarfs- und Bedürfnislagen der
Nutzer/-innen frühzeitig in Entwicklungsprozesse einbeziehen. Der interdisziplinäre und berufsbegleitende Studiengang „Master Ambient Assisted Living“ greift genau dieses
Erfordernis auf. Gerade aus den Gesundheitsberufen und der
sozialen Arbeit sind Fachkräfte gefragt, die sowohl qualifiziert sind, Betroffene, Angehörige und Fachkräfte aus den
Gesundheitsberufen zu beraten und anzuleiten, als auch die
benutzerfreundliche Anwendbarkeit in Forschungsvorhaben
zu integrieren. In diesem Masterstudiengang wird Fachwissen aus den Bereichen Ingenieurwissenschaften, Design und
Humanwissenschaften vermittelt, das in gemeinsamen praxisorientierten Projekten zur Anwendung kommt. Kreative,
interdisziplinäre Teams aus unterschiedlichen Berufsgruppen
nutzen ihre Erfahrungen und Kompetenzen, um neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln. Das vorrangig über
E-Learning vermittelte Studium findet an der HTW Berlin
statt. An der ASH Berlin sind im Rahmen des Projekts Fortund Weiterbildungen zum Thema Mensch und Technik in den
Pflege- und Gesundheitsberufen in Planung.
Wibke Hollweg
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
hollweg@ash-berlin.eu
Tel. (030) 992 45-282
Franziska Kuck
Studentische Mitarbeiterin
fkuck@ash-berlin.eu
Forschung
Pflege braucht Zukunft
Das Forschungsprojekt „ZukunftPflege“ entwickelt ein
Online-E-Learning-Portal für gesunde, qualifizierte häusliche Pflege
Gernold P. Frank, Jana Gampe, Philipp Peusch
Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung ist das
Thema Pflege aktueller denn je. Die Anzahl der pflegebedürftigen Personen steigt zunehmend und parallel dazu verringert sich das Nachwuchspotenzial an Pflegekräften. Dieses
geht einher mit steigenden Anforderungen an die Führenden
der Pflegedienste und deren Führungsqualität.
Das IFAF-Projekt „Häusliche Pflege in langlebiger Gesellschaft“ (PflegeLanG) der ASH Berlin und der Hochschule für
Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin widmete sich, unter
der Leitung von Prof. Dr. Vjenka Garms-Homolová (ASH Berlin) und Prof. Dr. Gernold P. Frank (HTW) von Juli 2011 bis
Juni 2013 dieser Ausgangssituation. Im Fokus stand die Gewinnung, Bindung und Förderung von Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern in häuslichen Pflegeeinrichtungen. Mittels Befragungen konnten Arbeitsbedingungen und -zufriedenheit
eruiert und Interventionen für die befragten Pflegedienste
abgeleitet werden. Daten der Geschäftsführung, examinierter
Pflegekräfte und Mitarbeiter/-innen der Helferberufe und des
Services wurden erhoben. Die schriftlichen Befragungen wurden in fünf Pflegediensten durchgeführt und 94 Fragebögen
konnten ausgewertet werden. Von den Antwortenden arbeiteten 52 bei einem privaten und 36 bei einem freigemeinnützigen Träger. Vorrangig nahmen Frauen an den Befragungen
alice
teil. Das Durchschnittsalter lag im mittleren Alterssegment.
Die Berufsabschlüsse vieler Mitarbeiter/-innen liegen weit
zurück.
Die Pflegenden beurteilten ihre Arbeit als wichtig, interessant und verantwortungsvoll. Ihre Belastungen bewerteten
sie als niedrig bis moderat. Als problematisch betrachteten
die Befragten das Zeitmanagement, u. a. wenn es um das
Aushandeln und Einhalten von Terminen mit den Patientinnen und Patienten ging. Auch galt der Umgang mit den Patientinnen und Patienten als Ursache von Problemen. Auf diesen Gebieten wurden von den Befragten keine Fortbildungen
absolviert, der Bedarf an Fortbildungen ist daher erheblich.
Darüber hinaus zeigte sich in Gesprächen mit den Pflegeunternehmen, dass diese bereits intensiv um geeignete und
qualifizierte Mitarbeiter/-innen konkurrieren.
Aus den Ergebnissen der Studie abgeleitet, wurden vier
tragfähige Maßnahmen zu den Themen „Feedback geben“,
„Zeitmanagement in der Pflege“, „Interaktion und Verhandeln mit Angehörigen“ sowie „Gewinnung und Bindung von
qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“ entwickelt
und mit dem Pflegepersonal auf eigenen Fortbildungsveranstaltungen von PflegeLanG erprobt.
© momius - Fotolia.com
IM MITTELPUNKT I 45
Aus „PflegeLanG“ wird „ZukunftPflege“
Seit Oktober 2012 widmet sich nun, unter der Leitung von
Prof. Dr. Gernold P. Frank und Prof. Dr. Carsten Busch (HTW)
sowie Prof. Dr. Vjenka Garms-Homolová und Prof. Dr. Reinhold Grün (ASH Berlin), das Nachfolgeprojekt „Zukunftsportal
für gesunde, qualifizierte häusliche Pflege“ (ZukunftPflege)
der Aufgabe, das ganze Wissen aus der Studie gebündelt in
ein Lernmanagementsystem zu integrieren. Im Rahmen des
Projekts wurde ein Webportal erstellt, über welches sich
Pflegemitarbeiter/-innen zukünftig unter der Rubrik „E-Learning“ online fortbilden können. Die erfolgreiche Integrierung
des Moduls „Feedback geben“ in das Lernmanagementsystem ist eines der Resultate des laufenden Projektes. OnlineLernenden sollen mit diesem Modul die „Grundlagen und
Grundsätze des Feedbackgebens“ und das Thema „Burnout“
vermittelt werden.
Bis zum Projektende im September 2014 sollen weitere
E-Learning-Module u. a. zu den Themen „Zeitmanagement in
der Pflege“ und „Interaktion und Verhandeln mit Angehörigen“ umgesetzt, evaluiert und der Pflegewelt online zur Verfügung gestellt werden.
Die Autorin ist wissenschaftliche Mitarbeiterin.
Herr Frank ist Professor für Betriebswirtschaftslehre,
Herr Peusch ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Projekts.
Kontakt
gernold.frank@htw-berlin.de
jana.gampe@htw-berlin.de
philipp.peusch@htw-berlin.de
alice
Hörsaal
Neues aus Studium und Lehre
Alleinstellungsmerkmal festgestellt
Start des neuen Masterstudiengangs „BNE“ im Sommersemester 2014
Albrecht Schwarz, Michael Brodowski
Die Gutachterinnen und Gutachter der Akkreditierungsagentur AQAS e. V. haben das innovative Potenzial des weiterbildenden Masterstudiengangs „Netzwerkmanagement Bildung
für nachhaltige Entwicklung – Schwerpunkt Kindheitspädagogik“ (BNE) bei der Vor-Ort-Begehung an der ASH Berlin im Februar 2014 hervorgehoben und ihm ein Alleinstellungsmerkmal zugesprochen. Der Studiengang ist berufsbegleitend
konzipiert, dauert vier Semester (90 Credits) und schließt
mit einem Master of Arts ab. Die Gesamtkosten belaufen sich
auf 6.000 Euro zuzüglich der jeweiligen Semestergebühren.
Dieser Master ist ein Angebot für Absolventinnen und Absolventen aller BA-Abschlüsse innerhalb und außerhalb der ASH
Berlin, die über eine qualifizierte Berufserfahrung von einem
Jahr verfügen.
alice
Der Masterstudiengang bildet Expertinnen und Experten aus,
die in der Lage sind, durch innovatives Netzwerkmanagement die Inhalte und Methoden einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in unterschiedlichen Arbeitsfeldern mit
aktuellen Themen und Belangen der Kindheitspädagogik zu
verknüpfen. Sie sind in der Lage, zukunftsrelevante Problemstellungen zu analysieren, die Interessen von Anspruchsgruppen zusammenzuführen und sie in einer partizipativ entwickelten Strategie mit ihnen gemeinsam umzusetzen. Neben
wissenschaftlicher, forschungsorientierter Fundierung zeichnet den Masterstudiengang ein starker Praxisbezug aus.
So werden die Studierenden (Mentees) während ihres Studiums in einem umfangreichen Mentorinnen- und Mentoren-
© fotolia.com
46 I ALICE FORSCHT
HÖRSAAL I 47
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programm (MENPRO) von Personen aus der Praxis mit langjähriger Berufserfahrung begleitet. Die Mentees werden mit
Anforderungen vertraut gemacht, denen sich Stelleninhaber/innen des mittleren und oberen Managements gegenüber sehen. So lernen sie mit ihren Mentorinnen und Mentoren von
Trägern sozialer Dienste, aus kindheitspädagogischen Einrichtungen, Senatsverwaltungen, Unternehmen des Gesundheitswesens oder aus Wirtschaftsunternehmen, Entscheidungen
zu treffen, Ziele zu definieren und einen Fokus auf Nachhaltigkeitsmanagement zu legen. Nach Abschluss des Studiums
steht den Absolventinnen und Absolventen ein breit gefächertes Tätigkeitsspektrum offen, weil in der Ausbildung auf ihre
Fähigkeit zur konzeptionellen Arbeit ein besonderes Augenmerk gelegt worden ist.
Wir sind
neugierig!
Schwerpunkte des Masters
Das Studium ist geprägt von einer Theorie-Praxis-Reflexion
und befasst sich mit drei komplexen Schwerpunkten, die immer
gemeinsame Schnittmengen haben. Ein BNE-Bildungskonzept
ist davon geprägt, niemanden auszuschließen, partizipativ
zu arbeiten, zum Ausprobieren und Querdenken anzuregen;
das eigene Handeln soll reflektiert, allen ein positives Lernen
ermöglicht und die Entscheidungsfähigkeit der Partner/-innen
gefördert werden. Auf dem Gebiet der Kindheitspädagogik
weisen die gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen
trotz positiver Entwicklungen im Bereich der frühkindlichen
Betreuung noch fachliche, organisatorische und personelle
Defizite auf, da Entscheidungen für Familien und Kinder von
unterschiedlichen Ebenen der Verwaltung getroffen werden
und oft nicht aufeinander abgestimmt sind. Die für die jeweiligen Lebensabschnitte zuständigen Bildungseinrichtungen
sollten sich deshalb frühzeitig als Beteiligte mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung begreifen und vernetzen. Im dritten Schwerpunkt erfolgt die Beschäftigung mit theoretischen
Modellen, den realen Voraussetzungen und verborgenen Hinderungsgründen bei der Umsetzung guter Managementpraktiken, denn die Planung und Steuerung einer auf Nachhaltigkeit
angelegten Infrastruktur kommt heute ohne Netzwerkarbeit
nicht mehr aus.
Was gefällt an der alice?
Wie können wir das Magazin
verbessern?
Wir freuen uns über Feedback an:
presse@ash-berlin.eu
Informationen zum Master
www.tinyurl.com/master-bne
Albrecht Schwarz
Projektmitarbeiter
albrecht.schwarz@ash-berlin.eu
Tel. (030) 992 45-209
Michael Brodowski
Professor für Leitung und Management
frühpädagogischer Bildungseinrichtungen
brodowski@ash-berlin.eu
Tel. (030) 992 45-209
alice
48 I HÖRSAAL
Human Rights in Action
The Master‘s Program “Social Work as a Human Rights Profession”
starts in September 2014
Katharina Gallant
Today human rights are constantly mentioned in the media –
usually in the context of these rights being disregarded and
people being deprived of basic civil liberties. However, not only
the media are a forum of discussion on human rights. These are
also of utmost concern within the scientific community discussing both the potential and shortcomings of human rights. The
scholarly discourse on human rights is highly appealing but it
is often very abstract.
In response to this observation, the Alice Salomon University
of Applied Sciences is delighted to expand its postgraduate
study offerings to include the Master of Arts in “Social Work as
a Human Rights Profession” (SWHR). The program is designed
to integrate the discourse of human rights into the theory and
practice of social work. This new program combines a major
topic in the international discussion on humanitarianism with
ASH-Berlin’s long-standing tradition in the field of social work.
Human rights and social work frequently encountered each
other in work with vulnerable groups such as children or migrants. Here special attention is necessary when dealing with
issues related to the right to healthcare, the relief of poverty,
and the remedy of social exclusion or discrimination with regard to a person’s gender or as a result of racism. Hence all
these issues are covered in the various modules of the SWHR.
The SWHR‘s vision for its graduates is one of professional selfconfidence with special emphases on the triple mandate of
social work: consideration of the addressees and their social
background as well as those of the social service providers;
attention to science-based theories of action and intervention,
and a solid grounding in the profession’s code of ethics.
alice
The SWHR is designed as a research-oriented program. It is
partially internet-based thus allowing students to combine
their studies with sojourns abroad. International experience
and orientation are welcomed and encouraged They are
strengthened through the cooperation of partners included
in the development and realization of this Master‘s program,
including the Center for Postgraduate Studies of Social Work,
the Coburg University of Applied Sciences and Arts, Malmö
University, the University of Gothenburg, the University of
Ljubljana, and the University of Strathclyde.
The orientation of the SWHR is designed to meet the requirements of the job market, enabling graduates to work in the social services as free-lancers, or in international governmental,
non-governmental and private sector organizations, aiming
at their qualification for key roles in achieving social change.
Candidates who wish to study SWHR must be highly motivated in this field. They must also already have an undergraduate degree in the social sciences, law, humanities and/or cultural sciences, at least one year of work/practical experience in a
relevant field, and a strong command of the English language.
The SWHR is offered every September and runs over four semesters (120 ECTS).
More information
www.tinyurl.com/master-swhr
Katharina Gallant
Program Manager SWHR
swhr@ash-berlin.eu
Tel. (030) 992 45-333
HÖRSAAL I 49
Und nach dem Studienabbruch?
„Looping Berlin“ bietet individuelle Bildungsberatung
Regine Schenkenberger, Marc Butzbach
Ein Drittel aller Bewerberinnen und Bewerber für ein Studium
an der ASH Berlin verfügt nach Schätzung des StudierendenCenters über Studienzeiten aus einem vorherigen, abgebrochenen Studium. Die Hochschul-Informations-System GmbH
(HIS) konstatiert in ihrer Studie von 2008 sogar, dass jede/r
fünfte Studierende in Deutschland das Studium abbricht. Studienabbruch ist von anderen Formen der studiumsbezogenen
Fluktuation zu unterscheiden und wird trotz komplexer Ursachen häufig als eine Form individuellen Scheiterns und institutionellen Misserfolgs betrachtet. Jedoch sind die Gründe und
Ursachen für einen Studienabbruch vielfältig.
Die Motive für den Studienabbruch lassen sich in äußere (Studienbedingungen, Betreuungsleistungen, Studienfinanzierung
etc.) und innere (Studienwahlmotivation, Leistungsvermögen
etc.) unterscheiden, wobei auch die soziale Herkunft als Einfluss auf den Studienabbruch nachgewiesen werden konnte.
Zwei Drittel der Studienabbrecher/-innen geben Leistungsprobleme, finanzielle Engpässe und mangelnde Studienmotivation als Abbruchgrund an.
1. Aufbau und Etablierung eines zentralen Themenportals
aller Berliner Angebote zum Thema Studienabbruch,
2. Aufbau und Etablierung eines Kooperationsnetzwerkes
der beteiligten Akteurinnen und Akteure sowie interessierten Fachkreise (Hochschulteams, Studentenwerk,
berufliche Bildungsberatung),
3. Aufbau eines ergänzenden Beratungsangebots für
Studienabbrecher/-innen.
Offen – unabhängig – extern
In der Looping Beratungsstelle wird auf Studienabbrecher/-innen mit fehlender Bindung an Support-Strukturen ihrer Hochschule individuell eingegangen. Sie werden dabei unterstützt,
eine zeitnahe Klärung ihrer momentanen Situation und eine
Standortbestimmung vorzunehmen, um alternative berufliche
Perspektiven zu entwickeln. Die Beratung erfolgt unabhängig,
extern, niedrigschwellig und themenübergreifend.
Ergänzendes Beratungs- und Netzwerkkonzept
Einigen Studienaussteigerinnen und -aussteigern gelingt es
ohne formalen Abschluss in anspruchsvollen Tätigkeitsfeldern
beruflich Fuß zu fassen. Andere finden keinen Anschluss an den
Arbeitsmarkt oder arbeiten unter ihrem Qualifikationsniveau.
Das Modellprojekt „Looping Berlin“ der zukunft im zentrum
GmbH nimmt sich dieser Thematik an und hat ein ergänzendes
Beratungs- und Netzwerkkonzept zur gezielten Ansprache und
kompetenzorientierten Förderung von Studienabbrecherinnen
und -abbrechern entwickelt. „Looping Berlin“ berät seit Ende
2011 und wird durch die Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen im Rahmen von BerlinArbeit aus Mitteln des
Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert.
Bislang fanden 521 Beratungen mit 229 Personen statt. Von
den nachbefragten Studienabbrecherinnen und -abbrechern
nahm knapp ein Drittel eine Arbeit auf, ein Fünftel führt das
begonnene Studium fort, ein Sechstel beginnt eine Ausbildung
und die Übrigen starten Suchbewegungen wie etwa Praktika.
Bildungsberatung unterstützt auch immer die Reflektion der
ursprünglichen Entscheidungsmotive und -gründe, so dass
mögliche Karriereaussichten oder finanziell reizvolle Aspekte
zugunsten von individuell sinnstiftenderen Studienfächern,
wie etwa ein Studium der Sozialen Arbeit an der ASH Berlin, in
den Hintergrund treten.
Aufgaben von „Looping Berlin“
Dabei soll das Programm über die aktuell bestehenden Angebote hinausgehen, das Zusammenwirken der Akteurinnen und
Akteure unterstützen bzw. diese durch Kooperationen bündeln, Transparenz über die Angebots- und Beratungsstruktur
herstellen und spezifische zielgruppenadäquate Beratungsoder Ausbildungsangebote etablieren. Einzelne Aufgaben von
„Looping Berlin“ sind:
Regine Schenkenberger
Bildungsberaterin
info@looping-berlin.de
Marc Butzbach
Projektberater
m.butzbach@ziz-berlin.de
alice
Erweitertes Angebot, konkreter Support
Aktuelles aus dem Zentrum ASH-IQ
Urte Böhm, Claudia Kretschmann, Silvia Oitner, Peter Schmidt
Mit Abschluss der Berufungen der drei Professorinnen Prof. Dr.
Heidi Höppner, Prof. Dr. Corinna Schmude und Prof. Dr. Barbara Schäuble ist das Team des Zentrums ASH-IQ seit dem
Wintersemester 2013/14 komplett. Gemeinsam kann nun der
Weg Richtung (Weiter-)Entwicklung innovativer, interdisziplinärer und studiengangsübergreifender Lern- und Lehrformate, Förderung des Hochschulzugangs sowie Verbesserung der
Studienbedingungen und Flexibilisierung des Studiums durch
E-Learning und Blended-Learning-Angebote beschritten werden (1). Hier ein Einblick in ausgewählte aktuelle Aktivitäten
des Zentrums:
Mit dem Ziel, Barrieren hin zum Studium abzubauen und das
Profil der Hochschule für potenzielle Studieninteressierte
transparent zu machen, hat das Projekt „ASH Berlin macht
Schule“ (zuvor Schulkampagne) sein Angebot erweitert. Das
Team bietet neben Informationsveranstaltungen an der ASH
Berlin und in entsprechenden Bildungseinrichtungen Jugendlichen und Personen, die über den zweiten und dritten Bildungsweg studieren wollen, die Möglichkeit, vor dem Studium an
Lehrveranstaltungen teilzunehmen, sich auf Sozialpraktika
vorzubereiten oder bei Workshops zu einem Schwerpunktthema der ASH Berlin dabei zu sein.
Inzwischen liegen die ersten Ergebnisse der regelmäßigen
ASH-IQ Studieneingangs-, Studienverlaufs- und Studienabschlussbefragungen vor und dienen als Grundlage für die weitere Arbeit. Dem u. a. hier ausgedrückten Wunsch nach besseren Möglichkeiten für studentische Beteiligung entsprechend,
unterstützt das ASH-IQ studentische Initiativen. Ferner werden
im Rahmen des Förderprogramms für die Unterstützung innovativer Lehrformate „ASH-IQ plus“ künftig auch studentisch
organisierte Lehrveranstaltungen gefördert.
Die „ASH-IQ-Lehrwerkstatt“, die sich an alle Lehrenden der
ASH Berlin richtet, bietet hochschuldidaktische Weiterbildun-
alice
gen im Kurz- und Mini-Format sowie das Forum GuLe2 für den
kollegialen Austausch zu Fragestellungen rund um „Gute Lehre“. Konkreter Support im Bereich E-Learning wird durch die
E-Learning-Service-Stelle (ELeS) bereitgestellt, deren Team
durch die Einstellung zweier E-Tutoren nun auch komplett ist
(2). Timo Siwek unterstützt bei der Arbeit mit der Lernplattform „Moodle“ und betreut den Einsatz des Konferenzsystems
„Adobe Connect“. Die Arbeitsschwerpunkte von Markus Friedrich sind Aufzeichnung und Schnitt von Videos.
Mit der Einrichtung eines studiengangsübergreifenden Wahlbereichs für die Bachelorstudiengänge zum Sommersemester
2014, unterstützt und begleitet durch das ASH-IQ, wird die
Hochschule neue Wege gehen, um interdisziplinäre Potenziale zu stärken, Studierende noch besser auf die Zusammenarbeit in interprofessionellen Teams vorzubereiten und breitere
Wahlmöglichkeiten im Studium zu eröffnen.
Derzeit bereitet das ASH-IQ den Hochschultag zum Thema
„Hochschule in gesellschaftlicher Verantwortung – Studium
und Lehre gestalten“ vor, welcher am 18. Juni 2014 stattfinden
wird.
(1) Urte Böhm, Claudia Kretschmann (2012). „Zentrum ASH-IQ:
Mission Impossible. Licht an! Innovation und Qualität in Studium
und Lehre“, in: alice Magazin, Nr. 23, S. 37f.
(2) Peter Schmidt (2013). „Unterstützung innovativer Lehr- und
Lernformate. Die neue E-Learning-Servicestelle (ELeS)“, in:
alice Magazin, Nr. 26, S. 62.
Die Autorinnen und der Autor sind Mitarbeiter/-innen im
Zentrum ASH-IQ.
Kontakt
piqsl@ash-berlin.eu
www.ash-berlin.eu/ashiq
© R_K_by_Gisela Peter_pixelio.de
50 I HÖRSAAL
HÖRSAAL I 51
Erlebnisse haben Konjunktur!
Neuer Zertifikatskurs zur Erlebnispädagogik
Harald Michels, Susanne Töpfer
„Es ist die Aufgabe der
Erlebnispädagogik, dem
Leben das Geheimnis,
das in der Moderne zu
verschwinden droht,
zurückzugeben.“
Kurt Hahn
Immer mehr Menschen suchen Erlebnisse als sinnliche und
manchmal auch abenteuerliche Fluchtpunkte. Längst hat der
Erlebnismarkt mit zahlreichen Verlockungen, oft verbunden
mit natursportlichen Aktivitäten und abenteuerorientierten
Programmen, reagiert. Das Spektrum der Angebote, auch der
professionellen Weiterbildungen, ist daher vielfältig.
Die Umstrukturierung der Bildungs- und Schullandschaft, Inklusion, Klassen mit schwierigeren Kindern und Jugendlichen
stellen neue Anforderungen und Herausforderungen an ausgebildete Pädagoginnen und Pädagogen. Das Zentrum für
Weiterbildung der ASH Berlin hat daher 2013 in Anlehnung
an die formulierten Qualitätsstandards des Bundesverbandes
für Individual- und Erlebnispädagogik „be“ einen „Zertifizierungskurs zur Erlebnispädagogin / zum Erlebnispädagogen“
entwickelt. Mit dem von Prof. Dr. Harald Michels und DiplomPädagogin/Mediatorin Susanne Töpfer erarbeiteten Konzept
startete im April 2013 der erste Durchgang mit 17 Teilnehmenden. Der Zertifikatskurs beinhaltet 12 Module.
Mit vielen Aufgaben wurden die Teilnehmenden konfrontiert,
sei es in der Höhe beim Klettern, auf dem Wasser mit Floß
oder Kanu oder im Gelände mit Landkarte, Kompass und GPS.
Eine große Rolle spielte auch die Herausforderung, sich selbst
neu zu begegnen, zu hinterfragen, zu reflektieren, Teil einer
neuen Gruppe zu sein und sich in einem prozessorientierten
Kontext einzubringen.
Die Inhalte und methodische Auswahl der Bausteine sind keineswegs nur aktions- oder abenteuerorientiert. Theoretische
Schwerpunkte bildeten immer wieder das wichtige Fundament, um die Erlebnispädagogik als pädagogisches Konzept
und als etwas Besonderes darzustellen. Theorien zur Kommunikation, Kultur, Ästhetik, Semiotik, Bewegung und Sport,
Reflexion und Transfer, Rollen- und Gruppentheorien, wurden
mit den Teilnehmenden bearbeitet und in die Praxis übertra-
alice
52 I HÖRSAAL
Anzeige
gen. So lebte der Kurs von einem stetigen Wechsel zwischen Theorie und Praxis, der auf Wunsch der Teilnehmenden
auch Vertiefungen der Inhalte zuließ.
WER NICHT
NEUGIERIG IST,
ERFÄHRT
NICHTS.
(Johann Wolfgang von Goethe)
Stets war auch der Übertragungsprozess in die Praxis und das eigene Tätigkeitsfeld bedeutsam. Die Spielübungen
wurden von Beginn an so ausgewählt,
dass sie mühelos und ohne größeren
finanziellen und materiellen Aufwand
in unterschiedliche Handlungsfelder
übertragen werden konnten. Jeden freien Raum an der ASH Berlin eroberte der
Kurs bei den unterschiedlichen Modulen
und theoretischen Schwerpunkten zum
Üben und Spielen. Ziel war und ist die
Erlangung eines Methodenkoffers für
die Erziehungs- und Handlungskompetenzen. Der „Koffer“ bzw. das „Säckchen“ ist nach einem Jahr bereits sehr
voll geworden.
Der Kurs steht nun kurz vor der Zertifizierung. Im April 2014 finden die Abschlussprüfungen statt und dann heißt
es: Auf zu neuen Wegen! Und die Pädagogik-Arbeitsfelder sind um 17 Fachkräfte und qualifizierte Erlebnispädagoginnen und -pädagogen reicher.
TAG DER
OFFENEN TÜR 2014
ALICE SALOMON
HOCHSCHULE BERLIN
13. JUNI 2014, 10.00 bis 16.00 UHR
Harald Michels
Professor für Kultur, Ästhetik,
Medien mit Schwerpunkt Sport- und
Erlebnispädagogik an der
Fachhochschule Düsseldorf
harald.michels@fh-duesseldorf.de
Susanne Töpfer
Diplom- Pädagogin/Mediatorin
bei Kurzzeithelden gGmbH
s.toepfer@kurzzeithelden.net
alice
ALICE FORSCHT I 53
alice forscht
Forschung und
Praxistransfer
Alice Salomons
Werk erforschen –
aber wie?
INSAS.
Ein Informationssystem zu
kontext-bezogener Suche, Navigation
und Visualisierung von Informationen
Adriane Feustel
So interessant und aktuell Alice Salomons Werk ist, so
schwierig ist es, es zu rezipieren. Das liegt an der Vielfältigkeit, Komplexität und dem großen Umfang des Werkes mit
unter anderem mehr als 500 Artikeln und Aufsätzen. Gerade
die kleinen Texte zu unterschiedlichsten Tagesproblemen zeigen die Vielfältigkeit des Werkes und die Kontexte, in denen
Alice Salomon Soziale Arbeit – gewissermaßen selbst als eine
Methode der Kontextualisierung – entwickelt hat.
Wie lassen sich nun diese Kontexte finden? Eine Antwort auf
die Frage bietet die Software INSAS mit neuen Formen der
„Informationsvisualisierung, Navigation und kontextbezogener Suche“ basierend auf einer breiten Auswahl von Schriften
Alice Salomons und weiteren Quellen. Sie wurde vom Alice
Salomon Archiv und IT-Wissenschaftlern der Hochschule für
Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin – unter Beteiligung von
Partnerinnen und Partnern aus Berliner Wirtschaftsunternehmen und Archiven und gefördert vom Institut für angewandte
Forschung (IFAF) Berlin – entwickelt.
Wie funktioniert das Programm?
© fotolia.com
Ein Beispiel anhand der naheliegenden Frage „Welche Rolle
hat Forschung im Werk Alice Salomons gespielt?“ soll einen
ersten Einblick geben. Eine traditionelle Suche zum Stichwort
alice
54 I ALICE FORSCHT
„Forschung“ zum Beispiel in der Bibliografie der Schriften
Alice Salomons führt nur zu einem einzigen Text aus dem
Jahr 1928. INSAS bietet weitergehende Möglichkeiten.
In der Suchmaske der Software lassen sich gleichzeitig
verschiedene Schlagwörter eingeben, etwa „Forschung /
Untersuchung / Methoden / Wissenschaft“. Zusätzlich kann
man Personennamen wie z. B. Beatrice Webb und Orte, hier
„England“ als Beispiel, hinzufügen. Als Resultat erscheinen
zwölf bis 36 Titel aus den Jahren 1900 bis 1933 zu unterschiedlichsten Themen, die man spontan nicht in einen Zusammenhang bringen würde, wie etwa „Die Kunst Enquêten
zu machen“ (1900), „Zur Verteidigung der Arbeiterschutzgesetze“ (1902), „Beatrice Webbs Kampf gegen die Armut“
(1926) und „Die wissenschaftlichen Grundlagen der sozialen
Arbeit“ (1933).
INSAS zeigt an, in welchem Maße jeder der Treffer die eingegebenen Suchkriterien erfüllt, generiert Zusammenhänge
zwischen den Texten und stellt sie symbolisch übersichtlich
dar. Zu jedem Text sind Kurzinformationen (Autor/-in, Jahr,
Personen, Orte) abrufbar, die eine erste Orientierung und
Anhaltspunkte zur Vertiefung der Recherche geben. Ein
Klick auf das jeweilige Symbol öffnet den gesamten Text, in
dem sich nun lesen und weitersuchen lässt.
INSAS Demonstrator: Visuell sortierte Anzeige von
ermittelten Dokumenten zu einer Suchanfrage
Die vorliegende Fassung der Software INSAS ist eine Testversion, die für die Exploration der Schriften von Alice Salomon und für die Erprobung und Überprüfung des Programms
genutzt werden kann. Das Alice Salomon Archiv beabsichtigt, INSAS auf seiner Webseite zugängig zu machen.
Mehr Informationen
www.tinyurl.com/projekt-insas
Adriane Feustel
ehem. Leiterin des
Alice Salomon Archivs (2000 – 2013)
feustel@ash-berlin.eu
alice
Für den Erzieher/innenberuf
(ver)brennen?
Ergebnisse des Forschungsprojekts STEGE
Maria Schumann, Elvira Mauz, Susanne Viernickel, Anja Voss
Wie bewerten Erzieherinnen und Erzieher ihren subjektiven Gesundheitszustand? Welche Ressourcen und Belastungsfaktoren beeinflussen das körperliche und psychische
Wohlbefinden, die Arbeitsfähigkeit und -zufriedenheit? Und
welche Rolle spielen die strukturellen Rahmenbedingungen
in Kindertageseinrichtungen in diesem Zusammenhang?
Dies sind die forschungsleitenden Fragen des Projektes
„Strukturqualität und Erzieher/-innengesundheit in Kindertageseinrichtungen“ (STEGE), das von Oktober 2010 bis
Dezember 2012 an der ASH Berlin durchgeführt wurde. Auftraggeberin war die Unfallkasse Nordrhein-Westfalen (UK
NRW), unterstützt durch die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV).
Mit der Teilnahme von insgesamt 2.744 pädagogischen
Fach- und Leitungskräften aus 809 Kindertageseinrichtungen Nordrhein-Westfalens konnten für die Trägerstruktur
der dortigen Kindertageseinrichtungen repräsentative Daten via (Online-)Fragebogen gesammelt und ausgewertet
werden. Vertiefend zu den quantitativen Analysen wurden
mit 14 Teilnehmenden der schriftlichen Befragung Interviews über ihre persönlichen Sichtweisen sowie ihre Bewertungs- und Bewältigungsstrukturen geführt.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Erzieher/-innen ihren subjektiven Gesundheitszustand im Vergleich zu Frauen
gleichen Alters und gleicher Bildung (1) deutlich schlechter
bewerten. Ferner fühlen sie sich häufiger aufgrund gesundheitlicher Probleme in ihrem alltäglichen Handeln eingeschränkt. Hierfür sind neben Muskel-Skelett-Erkrankungen,
Erkrankungen der Atemwege und neurologischen Erkrankungen auch psychische Beeinträchtigungen verantwortlich. So wurde bei jeder zehnten pädagogischen Fachkraft
in Nordrhein-Westfalen während der letzten zwölf Monate
ein psychovegetatives Erschöpfungssyndrom – ein Burnout – ärztlich diagnostiziert.
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ALICE FORSCHT I 55
Karriereplanung
der ASH Berlin
Themen SoSe 2014
Die Termine und das ausführliche Programm finden Sie
auf unserer Webseite www.ash-berlin.eu/karriereplanung
Rubrik „Workshops und mehr …“
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Bewerbungstrainings und -beratung
• Bewerbungsunterlagencheck
• Mit Bewerbungsunterlagen überzeugen
• Selbstpräsentation im Vorstellungsgespräch
• Beratung und Coaching zur beruflichen Orientierung,
zum Berufseinstieg und zur Bewerbung
Existenzgründung/Selbstständigkeit im sozialen,
gesundheitlichen und pädagogischen Bereich
Die Rahmenbedingungen scheinen in diesem Zusammenhang
eine entscheidende Rolle zu spielen: Körperliche und psychische Beschwerden finden sich um ein Mehrfaches häufiger
bei Erzieherinnen und Erziehern mit schlechten strukturellen Rahmenbedingungen gegenüber denjenigen mit guten
Rahmenbedingungen. Sie weisen häufiger verschiedene Erkrankungen auf, sind psychisch stärker belastet, haben eine
schlechtere Arbeitsfähigkeit und ein höheres Risiko, ein Burnout zu erleiden. Als wichtige Ressourcen am Arbeitsplatz
Kindertagesstätte wurden u. a. ein guter Personalschlüssel,
Abwechslungsreichtum bei den Arbeitsprozessen, ein positives Teamklima, Einfluss- und Mitsprachemöglichkeiten sowie
ein adäquates Verhältnis zwischen Anforderung und Anerkennung identifiziert. Aus den Studienergebnissen wurden
Eckpunkte für ein betriebliches Gesundheitsmanagement in
Kindertagesstätten entwickelt, das verschiedene Verantwortungsebenen (Politik und Gesellschaft, Träger, Fach- und Leitungskräfte) in den Blick nimmt.
(1) Robert Koch-Institut, Daten und Fakten: Ergebnisse der
Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell 2010“, 2012.
Die Autorinnen sind Mitarbeiterinnen der Firma insa
Gesundheitsmanagement, des Robert Koch Instituts sowie
Professorinnen an der ASH Berlin.
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und welche (teil-)selbstständigen Perspektiven gibt es?
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Organisation - Rechtsform, Struktur und Finanzierung
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Gruppenprozesse verstehen, sich in Teams entwickeln
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Ein Überblick über Angebote und Leistungen der Arbeitsagentur
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alice
56 I ALICE FORSCHT
Systematischeres Handeln,
erhöhte Reflexivität,
verbesserter Selbstschutz
Forschungsergebnisse zu den Wirkungen des
Zertifikatskurses „Fachberatung für Opferhilfe“
Jutta Hartmann, Solvig Höltz
Seit 2008 bietet das Weiterbildungszentrum der ASH Berlin in Kooperation mit
dem Arbeitskreis der Opferhilfen in Deutschland (ado) e. V. den Zertifikatskurs
(ZK) „Fachberatung für Opferhilfe“ an. Der Kurs wendet sich an Praktiker/-innen
in sozialen, gesundheitlichen und bildungsbezogenen Bereichen, die im beruflichen Kontakt zu Opfern von Straf- bzw. Gewalttaten stehen. Ziel ist es, Informationen und Techniken für ein qualifiziertes, aus der Perspektive von Opferbelangen fachlich fundiertes Handeln zu vermitteln.
In einem Forschungsprojekt wurde von Oktober 2012 bis März 2013 erhoben, wie
die Teilnehmenden der Weiterbildung die Wirkung des Kurses in ihrer konkreten
Opferhilfepraxis wahrnehmen. Von Interesse war u. a. ob, und wenn ja inwiefern, die Teilnahme am Kurs zu einer erhöhten Handlungssicherheit führt und
inwieweit er die Teilnehmenden anregt, eine professionalisierte Berufsidentität
zu entwickeln. Die summative Evaluation mit formativen Elementen war zweistufig konzipiert: es wurden neben qualitativen auch quantitative Methoden (Interviews und Fragebögen) angewandt.
„Motivationsschub“ durch Kursteilnahme
Die Ergebnisse der Untersuchung belegen sowohl direkte als auch indirekte Effekte des Kurses: Zu den wahrgenommenen unmittelbaren Wirkungen zählt insbesondere ein systematischeres Handeln gepaart mit erhöhter Reflexivität. Darüber hinaus erleben die Teilnehmenden ihr Arbeiten als theoretisch fundierter
und geben einen besseren Selbstschutz an. Dies machen sie etwa daran fest, den
alice
ALICE FORSCHT I 57
Adressatinnen und Adressaten erklären zu können, „was
gerade mit ihnen passiert, was sie gerade erleben und auch
durchmachen“ und Techniken erlernt zu haben, um belastende Bilder, die durch Erzählungen von Hilfesuchenden in ihrem
Kopf sind, loszulassen. Weitere Wirkungen beziehen sich auf
die Sensibilität für Opferbelange. So geben einige Befragte
an, durch die Kursteilnahme mehr Verständnis entwickelt zu
haben, was ein Gewaltopfer während der Tat, während der
Behördengänge und bei den Gerichtsverhandlungen durchlebt. Weiter erfolge über die Kursteilnahme ein „Motivationsschub“. Das Arbeitsfeld werde als wertgeschätzt und wichtig
genommen erfahren, das Bewusstsein über dessen Komplexität und über die Verantwortung der Tätigkeit steige. Durchgängig werden das Erlernen spezieller Methoden und Übungen
sowie deren praktische Anwendung während der Fortbildung
als Grund gestärkter Handlungssicherheit angeführt. Mit
Blick auf die Klientinnen und Klienten der Kursteilnehmenden
lassen sich mittelbare Effekte des ZK feststellen. Die Hilfesuchenden würden sich von den Kursteilnehmenden besser
verstanden fühlen und mehr Vertrauen zeigen. Sie „schätzen
die Professionalität der Arbeit“, was die Befragten u.a. an der
„positiven Resonanz“ auf die Beratung festmachen. Darüber
hinaus wirkt sich die Teilnahme am ZK auf Kolleginnen und
Kollegen, Netzwerk- und Kooperationspartner/-innen aus; der
Fachaustausch werde intensiver, eine gezieltere Zusammenarbeit sei möglich.
angemessenen Interaktion sowie auf Verstehen und methodisch geleitetem Beraten basieren. Zusammen mit den indirekten Wirkungen auf die Klientinnen und Klienten und das
Arbeitsumfeld der Befragten belegt die Studie, dass der ZK im
Zusammenklang von Wissen, Können, Haltung und professioneller Identität Bildungsprozesse zu einer „habitualisierten
Befähigung“ (2) im Umgang mit von Straf- bzw. Gewalttaten
betroffenen Menschen im Sinne eines professionalisierten
Handelns zu befördern vermag.
Die von den Kursteilnehmenden angegebenen Wirkungen arbeiten einer qualitativ hochwertigen Beratungstätigkeit im
Feld der Opferhilfe zu (1). Sie entsprechen den Kennzeichen
einer professionellen Problembearbeitung, die auf einer wissenschaftlich begründeten Fallreflexion, einer der Situation
Solvig Höltz
Absolventin des Masterstudiengangs
„Praxisforschung in Pädagogik und
Sozialer Arbeit“
solvig.hoeltz@ash-berlin.eu
(2) Dewe, Bernd/Otto, Hans-Uwe (2011). „Professionalität“, in:
Otto, Hans-Uwe/Thiersch, Hans (Hg.): Handbuch Soziale Arbeit.
München, S. 1144.
Jutta Hartmann
Professorin für
Allgemeine Pädagogik und Soziale Arbeit
jutta.hartmann@ash-berlin.eu
Tel. (030) 992 45-529
Spazierblicke
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AUstausch in BEWEGUNG
(1) Siehe Hartmann, Jutta und ado e. V. (Hg.) (2010). Perspektiven professioneller Opferhilfe. Theorie und Praxis eines interdisziplinären Handlungsfelds. Wiesbaden.
Die Reihe „Spazierblicke“ veranstaltet das Kooperationsforum
Marzahn-Hellersdorf – ASH Berlin.
Jeder dieser Stadtteil(ver!)führungen soll einen anderen,neuen,
fremden Blick aufHellersdorf und den Bezirk eröffnen.
Die nächsten Spazierblicke:
13. Mai, 13.00 bis 15.00 Uhr: „Hellersdorf aus Sicht der Bienen“
17. Juni, 15.00 bis 19.00 Uhr: „Selbstorganisierte Projekte in Hellersdorf“
Start jeweils: Haupteingang der ASH Berlin
Kontakt: fehren@ash-berlin.eu
alice
© Chris Grodotzki
58 I Seitenwechsel
Seitenwechsel
Einblicke in die Praxis
Soziales Praktikum?!
0 Euro sind nicht genug!
Erste Umfrageergebnisse der Initiative
„Netzwerk prekäres Praktikum“ geben Anlass zur Sorge
Andreas Glöckner
„Wie üblich bezahlen wir nichts im Praktikum“, „Wir haben
doch alle mal ein Praktikum gemacht“ oder „Wo sollen wir
es denn hernehmen?“ Mit solchen oder ähnlichen Aussagen
sehen sich Studierende konfrontiert, die eine Vergütung und
damit Anerkennung für das, was sie im Praktikum leisten, einfordern. Eben diese Erfahrungen und die Empörung darüber
nahmen Studierende zum Anlass, sich in einem Netzwerk zusammenzuschließen.
alice
Das „Netzwerk prekäres Praktikum“ ist eine StudierendenInitiative der Berliner Hochschulen für Sozialwesen und seit
Anfang 2013 aktiv. Zentrale Forderungen sind die Vergütung
studienintegrierter Praktika und die Umsetzung ausbildungsbezogener Mindeststandards im Studium der sozialen Berufe.
Zur Darstellung der sozialen und ökonomischen Situation Studierender sozialer Professionen in Berlin führte das „Netzwerk
prekäres Praktikum“ im Oktober 2013 eine Befragung durch,
Seitenwechsel I 59
Bei der „Umfairteilen“-Demonstration im September 2013
an der sich 1.800 Studierende beteiligten. Die erhobenen Daten werden derzeit ausgewertet. Angesicht veränderter lebens-, bildungs- und berufsbiografischer Bedingungen sowie
struktureller Veränderungsprozesse sozialer Berufe müssen
sich Studierende neuen Herausforderungen stellen. Einige
dieser gewandelten Anforderungen können nun in der Auswertung der Umfrage aufgezeigt werden. (1)
Erwerbstätigkeit „unbedingt nötig“
Grundsätzlich bestreitet ein Großteil der Befragten seine Existenz aus mehreren Einkommensquellen. Dabei erhalten weniger als die Hälfte BAföG oder werden durch die Eltern unterstützt. Knapp zwei Drittel gehen mit durchschnittlich etwa 37
Stunden im Monat einer Erwerbsarbeit nach. Mehr als 40 Prozent arbeiten 54 Stunden und mehr im Monat. Sowohl während des Studiums allgemein als auch im Praktikum ist BAföG
für viele die Haupteinkommensquelle. Eine Verschiebung gibt
es im Praktikum jedoch bezüglich der Erwerbsarbeit. Ist sie
während des Studiums noch die zweitwichtigste Einkommensquelle, rückt während des Praktikums die Finanzierung durch
die Eltern an diese Stelle und weist damit auf die knappen
zeitlichen Ressourcen während der Praxisphase hin. Vielen
Studierenden bleibt nichts anderes übrig, als einem oder mehreren Nebenjob(s) nachzugehen. So schätzen mehr als drei
Viertel ihre Erwerbstätigkeit als „unbedingt nötig“ ein.
Belastung im Praktikum
Mehr als 70 Prozent nehmen sich während der Praxisphase
als „eher stark“ oder „stark“ belastet wahr. Dies scheint angesichts dessen, dass über 80 Prozent eine „vollwertige Arbeit
im Sinne einer Fachkraft“ und etwa 70 Prozent „eine für die
Einrichtung unentbehrliche Arbeit“ leisten nicht verwunderlich. Für über zwei Fünftel überstieg das Maß an Verantwortungsübernahme das einer Praktikantin oder eines Praktikanten. Anlass zur Sorge bereitet, dass knapp die Hälfte angibt,
nur einmal monatlich oder seltener Anleiter/-innengespräche
zu führen und dass deren Dauer bei knapp einem Drittel 30
Minuten und weniger beträgt. Lediglich jede/-r Zehnte gibt
die von den Hochschulen festgeschriebene Dauer von 46–60
Minuten an.
Detaillierte Aussagen lassen sich nach der gründlichen Analyse des Datenmaterials treffen und werden vom „Netzwerk
prekäres Praktikum“ voraussichtlich im Herbst 2014 veröffentlicht.
(1) Die angegebenen Häufigkeiten beziehen sich auf die von
Svenja Ketelsen im Rahmen ihrer Masterthesis „Praktika in
sozialen Berufen – Eine empirische Studie zur sozioökonomischen Lebenssituation von Studierenden“ (2014) ausgewerteten
Daten.
Mehr Informationen
www.prekaerespraktikum.com
Andreas Glöckner
Student der Sozialen Arbeit an der
Katholischen Hochschule für
Sozialwesen Berlin
prekaeres.praktikum@gmx.de
Kreatives Schreiben als perfekte Methode
Erste promovierte Absolventin des Masterstudiengangs „BKS“
Angelika Weirauch war in der zweiten Studiengruppe des
Masterstudiengangs „Biografisches und Kreatives Schreiben“
(BKS) an der ASH Berlin und hat an der Technischen Universität Dresden im Fach „Erziehungswissenschaften“ über Frauen
mit Behinderungen promoviert. Als Forschungsmethode hat
sie das Kreative Schreiben verwendet.
Angelika Weirauch, wie ging es für Sie
nach dem Master weiter?
Nach dem Abschluss in 2009 arbeitete ich erst einmal weiter
in einem Verein für Frauen mit Behinderungen, in dem ich zu
der Zeit bereits mehr als zehn Jahren beschäftigt war. Schreiben war mein Hobby und kam gelegentlich auch dienstlich
zum Einsatz, etwa bei der jährlichen Schreibwerkstatt mit den
Angelika Weirauch mit ihrer Enkelin
alice
60 I Seitenwechsel
Frauen. Ich bot auch einige wenige Schreibwerkstätten bei anderen Trägern an und hatte als Heilpraktikerin Klientinnen, mit
denen ich therapeutisch schrieb. Nebenbei wuchs mein Plan,
über die Lebenskunst der Frauen mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen zu schreiben, weil ich fand, dass es
dazu sehr wenig Literatur aus der Sicht des praktischen Lebens gab. Es fehlte aber noch das „Wie“: Wie wollte ich methodisch vorgehen?
Worum geht es in Ihrer Dissertation?
Das Thema meiner Arbeit lautet „Über die Lebenskunst. Frauen mit Behinderung gestalten ihr Leben“. Ich beschäftige mich
darin u. a. mit der Frage, was denn mit den Ergebnissen des
Kreativen Schreibens passiert. Darüber ist im Studium kaum
gesprochen worden: man schreibt für sich oder versucht zu
veröffentlichen. Hier habe ich eine Auswertungsmethode für
die Texte – in diesem Falle in Bezug auf Lebenskunst – entwickelt. Grundlage dafür war ein Verfahren der Psychologie.
Warum sind Sie an die TU Dresden gegangen,
um zu promovieren?
etabliertes Verfahren für Dissertationen ist. Aber es gab keinen Widerstand – vielleicht weil Lebenskunst aktuell ein relativ neues Thema ist und es keine klassischen Untersuchungsmethoden gibt. Ab diesem Punkt war es für mich leicht. Ich
habe die Methode des „Zirkulären Dekonstruierens“ auf das
Kreative Schreiben angewandt. Kreativ geschriebene Texte
von Frauen mit Behinderungen hatte ich durch die Schreibwerkstätten, die ich im eigenen Verein angeboten hatte. Diese
Texte hatte ich mir zur Verwendung schenken lassen. Dann
versuchte ich die Texte zu dekonstruieren – wie Interviews in
der Psychologie – mit Erfolg. Ich hatte sowohl in den Studienunterlagen als auch in diversen Büchern zum Kreativen Schreiben nach Auswertungsmethoden gesucht. Aber ich fand nichts
Richtiges und bemerkte, dass wir auch im Studium immer nur
über die Erzeugung von Texten und über deren Qualität, Inhalt
usw. gesprochen und geschrieben haben. An eine weitergehende Verwendung der Texte kann ich mich nicht erinnern.
Also habe ich diese geschaffen!
Was machen Sie aktuell?
Ich wohne in der Nähe von Dresden und dachte, wenn ich
die Wege reduziere, kann ich es neben meiner halben Stelle
schaffen, die Arbeit zu Ende zu bringen. Vor dem Studium an
der ASH Berlin hatte ich schon einen Versuch zur Dissertation
im Studiengang „Sozialwesen“ an der HTWS Görlitz gemacht.
Das erforderte wegen meines Abschlusses als Diplom-Sozialarbeiterin (FH) ein umständliches kooperierendes Verfahren,
das ich mit dem Masterzeugnis der ASH Berlin nun nicht mehr
benötigte. Man nahm mich an, es dauerte aber alles sehr lange. Fast gleichzeitig kam mir dabei die Idee, dass das Kreative
Schreiben eigentlich die perfekte Methode ist, die ich suchte, um über Lebenskunst in schwierigen Lebensvollzügen zu
schreiben.
Ich habe meine bezahlte Arbeit in der letzten Schreibphase
freiwillig aufgegeben, es ließ sich doch nicht komplett vereinen. Nach 15 Jahren war es die richtige Zeit. Ehrenamtlich bin
ich noch im Vorstand des Vereins. Im Mai 2012 habe ich die
Dissertation abgegeben und danach begonnen, neue Arbeit
zu suchen. Von Oktober 2012 bis Januar 2013 hatte ich eine
Honorarstelle an einer privaten Hochschule, an der ich Sozialarbeit unterrichtete. Leider kam im vergangenen Sommersemester keine neue Studiengruppe zustande. Mit den beiden
schönen Abschlüssen traue ich mich, mich großräumiger zu
bewerben: sowohl außerhalb von Dresden und Umgebung als
auch außerhalb der sozialen Arbeit. Ich bin gespannt auf den
Fortgang! Ich bin selbstständig als Schreiblehrerin und Heilpraktikerin für Psychotherapie tätig.
Wie war die Akzeptanz für diese Forschungsmethode?
Vielen Dank für das Gespräch.
Im Exposé habe ich mein methodisches Vorgehen dargelegt
und war gespannt auf möglichen Widerstand, weil es ja kein
Das Interview führte Ingrid Kollak.
Produktives Lernen
selbst in die Hand nehmen
Ein Weg aus der Bildungsbenachteiligung
Ingrid Böhm, Jens Schneider
Viele Jugendliche geraten mit der Schule in Konflikt, haben
jahrelang negative Schulerfahrungen gemacht, schlechte Noten erhalten, kaum Verständnis gefunden und damit das Interesse an Schule verloren. Stetige Ermahnungen und geringe
Wertschätzung seitens der Lehrenden und schließlich eine Gefährdung des Schulabschlusses prägen ihre Lernerfahrungen
alice
und ihre Lernhaltungen. Hinzu kommen oft Auseinandersetzungen mit den Eltern oder Erzieherinnen und Erziehern und
auch eine häufig entstehende mangelnde Akzeptanz durch die
Gleichaltrigengruppe. Die Ressourcen solcher Jugendlichen,
ihre Stärken, Interessen und Fähigkeiten, bleiben unentdeckt
und unentwickelt, sie kommen in der Regelschule nur selten
Seitenwechsel I 61
zur Geltung. Die Gründe für ein drohendes Schulscheitern sind
individuell unterschiedlich. Sehr häufig aber gehören diese
Schülerinnen und Schüler zu den „Bildungsbenachteiligten“.
Was ist Bildungsbenachteiligung?
Der Begriff bringt zum Ausdruck, dass in unserer Gesellschaft
manche Heranwachsende hinsichtlich der zu erwerbenden
Qualifikationen Nachteile hinnehmen müssen. Sie wachsen in
Lebensverhältnissen auf, die ihnen weniger Erfahrungen und
Anregungen bieten als anderen. Die offizielle Bildung, die in
unseren Bildungseinrichtungen herrscht, verfolgt die Aufstiegsziele der großen Mehrheit der Bevölkerung. Dies führt
dazu, dass Kinder und Jugendliche in dem Maße in Bildungsschwierigkeiten geraten, in dem sie von dieser Bildungskultur
entfernt aufwachsen.
Die Benachteiligung von „bildungsfernen Schichten“ kann deshalb nur überwunden werden, wenn das Bildungsmonopol der
traditionellen Schule geknackt wird. Auch dann bleiben allerdings eingeschränkte Lebensbedingungen und ihre kulturellen
Folgen in der Primärsozialisation wirksam; denn schon die
Entwicklung der grundlegenden kulturellen Fähigkeiten – u. a.
Sprache und Schrift, Kommunikationsformen und -techniken,
Wahrnehmungs- und Reflexionsvermögen – werden Kindern in
unterschiedlichem Maße nahegebracht.
Ein Ausgleich von Bildungsnachteilen kann dadurch gelingen,
dass den Lernenden ein grundsätzlich anderes Bildungsparadigma eröffnet wird: Statt Bildung als Erwerb eines abprüfbaren Kanons von tradiertem Wissen zu verstehen, kann diese
den ursprünglichen Grund des Lernens erneut zur Basis der
Bildung machen, nämlich die menschliche Tätigkeit zu verstehen und durch Nutzung der Kultur zu qualifizieren. Dadurch
wird das natürliche Bedürfnis der Lernenden nach Bildung neu
belebt und aus seiner Degradierung zum Aufstiegsvehikel befreit.
Aktiv werden im „wirklichen Leben“
Viele Jugendliche, die am herkömmlichen Schulcurriculum
scheitern, ergreifen seit mehr als 20 Jahren die Chance, im
Produktiven Lernen ihre Bildungsentwicklung „selbst in die
Hand zu nehmen“: Die jungen Leute werden im „wirklichen Le-
Jan beschriftet beim Schildermaler ein Auto
ben“ aktiv. Sie suchen sich Praxislernorte, die ihren Interessen
entsprechen und an denen sie produktiv werden können. Sie
erkennen dabei Probleme, lernen diese zu verstehen, wollen
sie lösen und bearbeiten sie. Dabei werden sie von ihren Praxismentorinnen und -mentoren und den zu Pädagoginnen und
Pädagogen des Produktiven Lernens qualifizierten Lehrenden
beraten und unterstützt. Gemeinsam wird mit ihnen kontinuierlich ein individueller Lernplan entwickelt. Die zu bearbeitenden Aufgaben gehen von ihren jeweiligen Tätigkeitsinteressen
und -erfahrungen am Praxislernort aus.
Jan wertet seine Praxiserfahrungen für eine Präsentation aus
Dieses praxis- und zugleich personenbezogene Lernen ermöglicht den Jugendlichen, Verantwortung für ihren eigenen
Bildungsweg zu übernehmen. Sie erleben ihr Lernen als sinnvoll und sie entwickeln Perspektiven für einen erfolgreichen
Einstieg ins berufliche Leben. Die Schulfächer verlieren ihren
Schrecken und erhalten für sie einen Sinn, indem sie als ‚Werkzeug‘ für das Verständnis ihrer Erfahrungen und die Qualifizierung ihres Handelns genutzt werden. Sie erhalten in der Praxis – oft erstmalig – Anerkennung und entwickeln gleichzeitig
gegenüber dem, was sie tun, Neugier, stellen Fragen, recherchieren und gelangen zu anspruchsvollen Präsentationen ihres
Lernens. Sie lernen voneinander, was oft viel wirksamer ist als
ein ausgefeilter Lehrvortrag.
Produktives Lernen an der ASFH
Die Theorie und Praxis des Produktiven Lernens wurden von
der Autorin und dem Autor dieses Artikels im Rahmen ihrer
Tätigkeit als Lehrbeauftragte bzw. als Professor zunächst innerhalb der damaligen Alice Salomon Fachhochschule (ASFH)
in Forschungs- und Entwicklungsprojekten vorangetrieben.
Die Hochschule ermöglichte ihnen auch, ihr Engagement durch
intensive Kontakte international zu erweitern; Tagungen und
Kongresse, auch unter Beteiligung von Studierenden der Fachhochschule, trugen zur Etablierung des bis heute bestehenden
Netzwerks International Network of Productive Learning Projects and Schools (INEPS) in 19 Ländern bei. Das Produktive
Lernen, in dem eine Verschmelzung von schul- und sozialpädagogischen Prinzipien und Methoden gelang, war zugleich ein
regelmäßiges Studiengebiet der ASFH, auch wenn es nicht zu
ihrem „Kerngeschäft“ gehörte.
alice
62 I Seitenwechsel
1991 gründeten die Verfasserin und der Verfasser das Institut
für Produktives Lernen in Europa (IPLE) als An-Institut an der
ASFH und leiteten das Institut bis 2012. Die bildungspolitische Arbeit wurde durch Fördermittel der EU vorangebracht.
Bis heute wurden Drittmittel im Umfang von mehr als 25 Millionen Euro akquiriert. An 90 Schulen in Deutschland konnte
Produktives Lernen dadurch erfolgreich etabliert werden. 2012
übernahmen Heike Borkenhagen und Holger Mirow die Leitung
des Instituts.
Durch die Bildungsform des Produktiven Lernens, die in mehreren Bundesländern innerhalb der regulären Schule eingeführt
wurde, haben etwa 80 Prozent der „Bildungsbenachteiligten“
einen Schulabschluss erreicht und eine berufliche Perspektive
entwickelt. Aus diesen Jugendlichen, die als ‚Schulversager/innen‘ und ‚Schulabstinente‘ abgestempelt worden waren,
sind selbstbewusste junge Erwachsene geworden, die durch
das Produktive Lernen ihr Können ‚entdeckt‘ und Selbstver-
www.iple.de
Ingrid Böhm
Lehrbeauftragte (1980–1999)
mit Schwerpunkt Sozialisation,
Schulsozialarbeit und Bildungsarbeit
mit Jugendlichen
ingrid.boehm@alice-dsl.net
Jens Schneider
Professor für Pädagogik (1977– 2005)
mit den Schwerpunkten Schulsozialisation
und Schulsozialarbeit
jensdr.schneider@yahoo.de
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Zentrum für Weiterbildung der ASH Berlin
Berufsbegleitende Zertifikatskurse 2014
Einzelseminare 2014 (Auswahl)
KoordinatorIn im Familienrat
Seminarzeitraum: 19.06.2014 bis 31.01.2015
Bewerbungsfrist: 24.04.2014
56.14 Jugendarbeit für alle?!
(06.05. bis 07.05.2014)
IMPASSE – Coaching
Seminarzeitraum: 26.09.2014 bis 08.05.2015
Informationsveranstaltung: 20.06.2014: 15.00 bis 17.00 Uhr
Counselling /Psychosoziale Beratung
Seminarzeitraum: 26.09.2014 bis 14.11.2015
Informationsveranstaltung: 02.07.2014: 16.00-18.00 Uhr
61.14 Strukturierte und ganzheitliche
Hilfebedarfserhebung
(12.05. bis 13.05.2014)
63.14 Geschlechtsidentitäten und sexuelle
Orientierungen als Themen in der Kita
(14.05. bis 15.05.2014)
70.14 Gewaltfreie Konfliktbearbeitung
(27.05. bis 28.05.2014)
Care und Case Management in humandienstlichen
Arbeitsfeldern
Seminarzeitraum: 26.09.2014 bis 07.11.2015
Infomationsveranstaltung: 04.07.2014: 16.00 bis 18.00 Uhr
78.14 Der Beistand zwischen zerstrittenen Eltern
(25.08. und 29.08.2014)
Suchtberatung
Seminarzeitraum: 10.10.2014 bis 05.09.2015
Informationsveranstaltung: 04.07.2014: 14.00 bis 16.00 Uhr
84.14 Sozialarbeiterische Beratungsfeldanalysen
(25.08. bis 26.08.2014)
Supervision und Coaching in der Sozialen Arbeit,
Bildung und Gesundheit
Seminarzeitraum: 10.10.2014 bis 14.10.2017
Informationsveranstaltung: 11.04.2014: ab 16.00 Uhr
98.14 English for Socials Workers
(22.09. bis 23.09.2014)
Prävention vorurteilsmotivierter Gewalt in
Erziehung und Bildung
Seminarzeitraum: 10.10.2014 bis 11.07.2015
Informationsveranstaltung: 04.07.2014: 17.30 bis 19.30 Uhr
Tiergestützt und tiergeschützt
Seminarzeitraum: 07.11.2014 bis 20.02.2016
Informationsveranstaltung: 01.09.2014: 18:00 bis 20.00 Uhr
alice
trauen, Vertrauen in ihre eigenen Kompetenzen und Fähigkeiten, gewonnen haben. Aus ihrem Scheitern haben sie eine
erfolgreiche Bildungskarriere entwickelt.
82.14 Schicke Mädchen, coole Jungs
(25.08. bis 29.08.2014)
86.14 Partizipation von Kindern im Elementarbereich
(29.08. bis 30.08.2014)
Weiterbildungsreihen 2014
R01.14 Häusliche Gewalt: Seminarreihe
in Kooperation mit BIG e.V.
Weitere Informationen,
zusätzliche Angebote und unser Programm für 2014
unter: www.ash-berlin.eu/weiterbildung
Seitenwechsel I 63
Selbstreflexion und Geduld
als wichtige Zutaten
Aus der Praxiserfahrung einer werdenden Sozialarbeiterin
Silke Schietzold
„Mein Mann hat mich gezwungen
mit ihm zu schlafen. Er sagte, das
muss so sein, weil ich seine Frau
bin und somit sein Eigentum.
Oft kam er betrunken nach
Hause und fiel dann gleich
über mich her. Ich habe es
still ertragen, damit meine Söhne nichts mitbekommen.“ Noch ehe die
Frau ihre Worte zu Ende
gesprochen hat, beginnt
sie bitterlich zu weinen.
Wir sitzen uns genau gegenüber. Neben uns meine
Anleiterin – Sozialarbeiterin
in der Schwangerschaftskonfliktberatung des Humanistischen Verbands Deutschlands –,
welche ruhig den Erzählungen der
Ratsuchenden folgt. Ich bemühe mich,
meine Tränen zu verbergen, doch sie rinnen
mir unweigerlich über die Wangen. Zum einen bin
ich zutiefst von den Worten der Frau betroffen, zum anderen
verzweifelt darum bemüht diese Betroffenheit zu verbergen.
Keine leichte Aufgabe, wie ich schmerzlich feststellen muss
und doch eine wichtige Kompetenz, die eine Sozialarbeiterin
oder ein Sozialarbeiter beherrschen sollte. So zumindest wurde es mir im Handlungsmethoden-Seminar meines Studiums
an der ASH Berlin eindringlich vermittelt.
Einblicke in die Beratungstätigkeit
Die beschriebene Situation ereignete sich während meiner
Feldstudienphase im Rahmen des Seminars „Arbeitsfelder,
Zielgruppen und Organisationsgruppen Sozialer Arbeit – Praxisreflexion“ des Bachelorstudiengangs „Soziale Arbeit“. Ich
befinde mich in der ersten Woche meines Hospitationspraktikums und freue mich auf die weiterhin vor mir liegenden drei
Wochen. Ich hatte mich bewusst für diese Praxisstelle entschieden, um einen Einblick in die Beratungstätigkeit einer Sozialarbeiterin zu gewinnen. Doch nun scheint es mir, als würde
ich selbst dringend eine Beratung benötigen. So sehr ich mich
auch bemühe, die Verzweiflung dieser Frau erstickt meine emotionale Distanz im Keim. Mir stellen sich die unterschiedlichsten Fragen: Sollte ich lieber den Raum verlassen? Wie schafft
es meine Anleiterin, so eindrucksvoll die Fassung zu bewahren?
Ist es ihre innere Haltung oder jahrelange Routine? Bin ich überhaupt
geeignet für diesen Beruf, wenn
ich schon beim einfachen Zuhören scheitere?
Ich muss schlucken. Wie
wäre die Situation wohl
verlaufen, hätte sich die
Frau an mich, als praktizierende Sozialarbeiterin
gewandt? Bevor ich mich
in meinen eigenen Zweifeln verliere, beschließe
ich, meine Anleiterin nach
den Zutaten für ihr Rezept
der nötigen Distanz zu fragen.
Die Quintessenz ihrer Antwort
lautet „Selbstreflexion“. Auch dieser Begriff ist mir schon oft im Studium begegnet. Hier gilt es, sein eigenes
Handeln zu hinterfragen, sich seiner Stärken
und Schwächen bewusst zu werden und daraus
die richtigen Schlüsse zu ziehen, die gern auch mal falsch
sein dürfen. Vermischt mit einem Hauch Routine, ergibt dies
schließlich ein gesundes Maß an emotionaler Distanz. Spannend wird es dann, wenn die Theorie zur Praxis wird.
Ich beschließe, eine weitere Zutat in meinem Inneren zu vermerken. Dort steht jetzt in Großbuchstaben an erster Stelle
das Wort „GEDULD“. Geduldig mit mir selbst zu sein. Ich bin
ein bisschen stolz auf meine erste gewonnene Erkenntnis,
denn auch wenn mir die Routine noch fehlt, einige Zutaten
habe ich bereits zusammen.
Silke Schietzold wurde beim Verfassen des Artikels von
Kerstin Miersch begleitet (Lehrbeauftragte im Modul:
Arbeitsfelder, Zielgruppen und Organisationen Sozialer Arbeit,
Unit 1: Praxisreflexion).
Silke Schietzold
Studentin der Sozialen Arbeit
silke.schietzold@yahoo.de
alice
64 I GRENZÜBERGANG
Grenzübergang
Internationale Hochschule
Austausch sprengt Grenzen
Ein viersemestriges deutsch-ecuadorianisches Austauschprojekt
Johanna Kaiser
Spielort Berlin, Sommer 2013. Ein Zapara, eine Frau der
Achuar, ein Angehöriger der Shuar, die afroecuadorianische
Musikgruppe „Madera Metálicos“ sowie Spielerinnen und
Spieler vom „Theater der Erfahrungen“ treffen sich in Berlin.
Verschiedene Lebensalter, Tausende von Kilometern und geografisch jede Menge Grenzen liegen zwischen ihnen – doch in
Berlin stehen sie nebeneinander auf der Bühne und meistern
ihren gemeinsamen Auftritt. Noch keine Woche hatten sie mit
den Studierenden der ASH Berlin geprobt und es wurde ein
krönender Höhepunkt des dreiwöchigen Austausches, zu dessen Gelingen unterschiedlichste Kooperationspartner/-innen
alice
mit viel Engagement beigetragen haben. Initiiert vom Projektseminar „Neue Konzepte. Soziale Kulturarbeit in Zeiten der
Globalisierung“ kam es auf den Veranstaltungen in Berlin,
Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg, auf denen die
Gäste vor insgesamt etwa tausend Besucherinnen und Besuchern über ihre Lebenssituation und ihre Projekte in Ecuador
informierten, zu ungewöhnlichen Begegnungen.
Sämtliche Projektteilnehmende, auch unsere ecuadorianischen Gäste, kannten sich untereinander zunächst kaum. Die
Musiker/-innen leben in Borbón an der Küstenregion Ecua-
GRENZÜBERGANG I 65
dors, in der die Mangrovenwälder zu
großen Teilen den multinationalen Konzernen mit ihren Shrimpsbecken und Ölpalmplantagen zum Opfer gefallen sind.
Eine arme Bevölkerung kämpft hier in
prekären Situationen um ihr Überleben.
Die indigenen Gäste dagegen kommen
aus den Regenwaldgebieten Amazoniens. Diese waren auch bereits an vielen
Stellen wilden Abholzungen oder den
Folgen einer von Missionaren eingeführten Viehwirtschaft ausgesetzt und werden nun in immer größeren Gebieten
durch Minen- und Ölförderung zerstört.
Hier aber bestehen heute noch große
zusammenhängende Primärwälder mit
ihrem einzigartigen Reichtum an Natur
und Diversität. Und so staunte Yanda
Ushigua (Zapara) sehr, dass es uns in
unserem vermeintlich reichen Deutschland nicht gelingt, die Spree so zu erhalten, dass wir hineinspringen und darin
baden, Fische angeln und diese essen
können.
Angesichts der massiven und brandaktuellen Bestrebungen, die Lebenswelt unserer Gäste der Ölförderung zu
opfern, entwickelten wir im Laufe des
dreiwöchigen Austausches auch immer
wieder Aktivitäten mit Kampagnencharakter. Die Gäste aus Borbón befeuerten die Veranstaltungen durch ihre
Die Gruppe Madera Metálicos aus Borbón spielt im Jugendtheaterbüro Moabit
Musik und Tänze und gaben einen Einblick in ihr 20-jähriges Engagement für
shop mit unseren Partnerinnen und Partnern und einen beeinden Aufbau einer Musikschule für Jugendliche. Auf diese Weidruckenden Besuch im Regenwald. Unsere vormaligen Gäste
se kam es auch zu einem inhaltlichen Erfahrungsaustausch
waren hier nun unsere Gastgeber/-innen, die uns bis in ihre
zwischen den vermeintlich so unterschiedlichen Gästen, der
Lebenswelt – den Regenwald – führten.
in dem an die indigenen Kolleginnen und Kollegen gerichteten Satz des afroecuadorianischen Musikers Juan Pablo gipVon Mücken zerstochen – die Füße passten in den folgenden
felte: „Wir bewundern euren Kampfgeist. Manchmal wünsche
Tagen kaum in die Gummistiefel – kamen die Studierenden
ich mir, unsere Eltern und Großeltern hätten die Vernichtung
nach neunstündiger Wanderung in Yuwints an, einem kleinen
der Mangrovenwälder verhindern können. Was uns jetzt noch
Shuar-Dorf im Amazonas-Tiefland. Die Studentin Selina Thylbleibt, ist, wenigstens in den Liedern das kulturelle Erbe zu
mann schreibt dazu in ihrem Erfahrungsbericht:
bewahren oder es wieder auszugraben.“
Szenenwechsel Quito‚ Winter 2013. Ein halbes Jahr später in
der Casa Humboldt: Juan Pablo wiederholt diesen Gedanken
im Gespräch mit einem Journalisten der Zeitung „El Comercio“. Wir sind am Ende unseres Gegenbesuchs, einer Studienreise nach Ecuador, angelangt. Im Hintergrund wird die
Bühne aufgebaut, die Studierenden präparieren die Wände
für das geplante „Action Painting“ und die Musiker/-innen von
„Madera Metálicos“ werden erneut spielen. Die gemeinsame
Veranstaltung ist der abschließende Höhepunkt unserer Reise, die einen Austausch mit Studierenden und Lehrenden der
Universidad Central, der FLACSO und der Universidad Andina
einschloss sowie einen intensiven Theater- und Medienwork-
„ … Wir sind Besucher/-innen der ‚Academía Amazonica‘. Es
ist das größte und beeindruckendste Haus von Yuwints. Es
wurde zwar in traditioneller Bauweise errichtet, ist aber wesentlich größer und höher als die Shuar üblicherweise bauen. Holger, ein Bewohner von Yuwints, hat auch im Sommer
2013 am Austausch in Berlin teilgenommen. Seine Eltern sind
Mitgründer/-innen der ‚Academía Amazonica‘ und werden uns
für die kommenden Tage bewirten, umsorgen und herumführen.
Während der liebevollen Rundumversorgung taucht bei uns
immer wieder die Frage nach der Legitimation für unseren
Aufenthalt auf: Wir, als ‚Verursacher/-innen‘ von Ausbeutung
alice
66 I GRENZÜBERGANG
und Zerstörung, wir, die wir aus der westlichen Welt hier im
Regenwald Ecuadors in der Gemeinschaft von Yuwints sitzen:
Als was sind wir hier? Als Konsumentinnen und Konsumenten?
Als Unterstützer/-innen? Müssen wir nicht mehr tun?
Wie wir später im Gespräch mit Holger und seinem Vater erfahren, ist das Konzept des Projekts ‚Academía Amazonica‘
genau danach ausgelegt, gemeinsame Wege auszuarbeiten
und sich in der Findung von Alternativen gegenseitig zu unterstützen. Es geht um Verständnis, Wissensverbreitung und
Bewusstseinserweiterung. So meint Holger: ‚Der Regenwald
gehört nicht nur den Leuten, die dort wohnen, sondern allen!
In Anbetracht der Tatsache, dass der Regenwald wegen der
Erdölförderung seitens internationaler Konzerne sehr bedroht
ist, haben wir in meiner Gemeinde das Alternativprojekt entwickelt.‘“
Dieses Statement ist auch in dem Film „Austausch sprengt
Grenzen“ (Kaiser, 2013) zu sehen, der den Austausch in Berlin
dokumentiert und den wir mit nach Ecuador gebracht haben.
Die Vorführung des Filmes am letzten Abend in Ecuador führt
zu Diskussionen, in denen eines besonders deutlich wird: Der
Wunsch nach Vertiefung, Weiterführung des globalen Lernens, nach transnationalem Austausch mit kulturellen Mitteln, der keine Irritation auslässt.
Projektleitung
Prof. Ulrike Hemberger, Prof. Johanna Kaiser
Mitarbeit
(Organisation und Betreuung der Gäste)
Theresa Hykel
Projektpartner/-innen
Asociación Musical Y Artesanias Madera Metálicos,
Borbón; Fundación Pacha Mama, Quito;
Brot für die Welt – evangelische Entwicklungsdienste
(Siegmund Thies); Kirchenkreis Neukölln, Berlin;
ASH Berlin; Theater der Erfahrungen, Berlin;
Kinder- und Jugendkulturarbeit des Nachbarschaftsheimes Schöneberg, Berlin; Proyecto Vision e. V.,
Mannheim (Astrid Pape); Rothener Hof e. V.,
Mecklenburg-Vorpommern; Expedition Metropolis e. V.,
Amazonia indomnabile, Puyo; Casa Humboldt, Quito;
Café Disequal, Puyo; Academia Amazonica, Yuwints
Gefördert durch:
ASH Berlin, Brot für die Welt, DAAD (Profin),
Katholischer Fonds, Kirchengemeinde Neukölln,
Aktionsgruppenprogramm Engagement Global,
Johanna Kaiser
Professorin für Soziale Kulturarbeit
mit Schwerpunkt Theater
johanna.kaiser@ash-berlin.de
Tel. (030) 992 45-510
Ver.di, Theater der Erfahrungen,
Nachbarschaftsheim Schöneberg e. V.,
Deutsche Botschaft Quito
“I’m enjoying Berlin
because of the variety of choices”
An interview with Erasmus student
Špela Breceljnik from Slovenia
S̆pela Breceljnik, what is your home university and
what do you study?
I am studying at the University of Ljubljana, specifically in the
Department of Social Work, in which the only major is social
work. My department is small, with about 100 students each
year. The building in which it is housed consists of a ground
floor and the basement, altogether eight classrooms. Its size
can also be an advantage because students and professors
are somehow more familiar with each other, especially in the
3rd and 4th years. It’s a free programme of studies, though
not yet for the masters programmes (though a recent develop-
alice
ment may be about to kick in, or maybe not). The Department
has a post-socialistic spirit, and the students are motivated
and altruistic. Many have been activists on several occasions.
Do you like it here at ASH Berlin?
I do! The classrooms are better equipped than I’m used to
from my home university. There’s a music room, creative room
and a gym where everything is available to students free of
charge. There’s free printing, a computer room, scanner, copy
machines and the library is well stocked on a variety of topics.
The most important thing is the flow of information and I really
GRENZÜBERGANG I 67
appreciate how the International Office has been sending us
e-mails in both English and German, always at the right time
and then some reminders right before the event or a deadline.
They have really been doing a great job keeping us informed
about everything that is going on.
What things do you like less?
I’m not particularly fond of the food in the Mensa to be honest.
It’s really cheap and all but it seems like they put some kind
of herb in there that makes everything taste the same. Also it
would be awesome if they could gather all the English books
in one section in the library or maybe make a list of all the
books available in English.
How do you perceive studying here?
I’m fully aware of the fact that the schedule and workload of
an average Erasmus student always differs from regular students and maybe rightfully so. When I’ve compared my schedule with those Erasmus students who are studying in German
there were many differences. They seemed to have a heavier
workload and will be given different examinations. I get just
to listen and participate in the lectures, not getting stressed
about taking notes on everything that is being said, knowing
I can find it on moodle later. That takes the pressure off and
increases retention.
Why did you choose this university for your exchange
programme?
I chose this university for reasons that kind of complimented
each other. It’s the first school of social work in the world (or
so I’ve heard). We were learning about Alice Salomon just last
year in class, and as if that’s not enough, it’s located in Berlin!
Well... Hellersdorf.
four months though. Everyone says how it’s so easy to learn
a language when you’re in the country where it’s spoken.
I’m not sure if that’s true. I should have definitely done more
groundwork before coming here. My schedule is also a little
all over the place so it’s hard to coordinate it with another
language school and the distances make it very difficult.
Do you see differences between Ljubljana and Berlin?
Oh so many! The really obvious one is the size of the two cities. Ljubljana has a little less than 300.000 inhabitants, Berlin
more than ten times more. Berlin is also more multicultural
and I’m particularly enjoying that aspect when I’m stuffing
my face with zum Beispiel Sudanese falafel. It’s really hard
to compare these two cities. I’m enjoying Berlin more than my
home town, mainly because of the variety of choices I have for
everything and the nightly transportation during weekends,
but I also wouldn’t stay here for longer than a few years. This
winter is killing me, and today I was skating all day instead of
walking. There is also some comfort in smaller cities, they are
more manageable.
Do you have any suggestions for someone who is
new to Berlin?
Don’t just get sucked into a blur of bars, clubs, drinking, photo taking and other painfully typical Erasmus activities. Learn
how to cook something exotic, head to Turkish markets, stop
for a Gluhwein at Warschauer and listen to a street musician.
Talk to people from countries far away; let them show you
their culture. Get the feeling of the city and trust me: The
world isn’t going to end if you never get into Berghain.
Thank you very much!
Did you learn any German so far?
Hate this question! It makes me feel lazy, guilty and irresponsible. But yes, some. Not as much as I thought I would after
Das Interview führte Diana Grothues.
alice
68 I GRENZÜBERGANG
Empowerment pur!
Auf Reisen mit der „Jungen Selbsthilfe“
Jil Wormeringer
21. September 2013. Gemeinsam mit 14 anderen jungen Leuten sitze ich, Studentin der Sozialen Arbeit an der ASH Berlin,
im Flugzeug in die Türkei. Unser Ziel ist die interkulturelle
Begegnungsstätte „Afacan“, ein gemeinnütziges Projekt von
Menschen aus Berlin und Istanbul an der ägäischen Küste. Ich
weiß nicht, was mich erwartet und noch weniger ahne ich, wie
ich auf dieser Reise einige meiner mitgebrachten Vorstellungen zum Thema „Selbsthilfegruppen“ von Bord werfen werde.
„Selbsthilfe – Seminar – Kultur – Freizeit – Türkei – Gemeinsam Selbsthilfe erleben“, so lautete die Ausschreibung der
Reise, die von der Selbsthilfe-, Kontakt- und Beratungsstelle
Mitte (SHK Mitte) initiiert und durchgeführt wird. Über Selbsthilfegruppen habe ich bisher nur in der Theorie gehört und
habe Lust, mir ein konkretes Bild aus Sicht der „Betroffenen“
und der Professionellen aus diesem Bereich zu machen. Sitzt
man immer im Stuhlkreis und redet ausschließlich über die
gemeinsamen Probleme? Laufen die Treffen tatsächlich so ab,
wie sie in Filmen dargestellt werden? Für wen genau ist die
Selbsthilfe gedacht und welche Rolle haben Sozialarbeiter/innen dabei?
Von Süchten bis sozialen Ängsten
In Afacan angekommen, zeigt sich schnell, dass die Hintergründe der einzelnen Teilnehmenden wohl unterschiedlicher
kaum sein können. Die meisten der mitgereisten jungen Leute
sind selbst in Selbsthilfegruppen aktiv: Von Multipler Sklerose über Stottern, Sucht und sozialer Phobie sind ganz unterschiedliche Themen vertreten. Dazu kommen zwei andere
Studentinnen und ich, die einfach neugierig auf die Arbeitsform sind. Jenseits der Heterogenität der Erkrankungen und
Anliegen ist das gemeinsame Interesse am Voranbringen junger Selbsthilfegruppen schnell offensichtlich. Uns alle eint
der Wunsch des Austauschs – über die Erfahrungen, die junge
Menschen in Selbsthilfe- bzw. selbstorganisierten Gruppen
machen, über die Formate und methodischen Ideen der Gruppentreffen und über unsere Visionen einer Selbsthilfe der Zukunft. An diesem Austausch beeindruckt mich besonders die
grenzenlose Offenheit innerhalb der Workshop-Gruppe.
„Stammtische“ bei denen sich Gleichgesinnte in Cafés treffen,
Übungsgruppen, Erfolgsteams und Gruppen, die mit Improvisationstheater oder Karaoke ihre Ängste überwinden.
Selbsthilfegruppen werden in der Regel nicht professionell
angeleitet. Einige Gruppen haben allerdings eine (teils rotierende) Moderation – diese Person ist ebenfalls „betroffenes“ Gruppenmitglied. Die Initiative zur Gründung von
Selbsthilfegruppen geht von den Menschen selbst aus. Die
Sozialarbeiter/-innen in den Beratungsstellen unterstützen
dieses Engagement, indem sie Räumlichkeiten für die Treffen
zur Verfügung stellen, Werbung machen, in der Anfangsphase und bei Schwierigkeiten die Gruppen unterstützen und
natürlich Interessierte fachkundig beraten, welche Selbsthilfegruppe die Richtige sein könnte. Grundlegendes Motto bei
der Arbeit im Selbsthilfebereich ist die Förderung der Selbstbestimmung der Einzelnen sowie der Gruppen. Die professionelle Hilfe ist am erfolgreichsten, wenn sie überflüssig wird.
So normal wie zum Yoga gehen
Die intensiven Gespräche und Diskussionen, die wir am Strand,
auf der Terrasse, am Pool, im Seminarraum und im Flugzeug
führen, setzen viele kleine Samen einer großen Vision. Wir beschließen, dass mehr Menschen auf Selbsthilfegruppen aufmerksam gemacht werden sollten. Die persönlichen Gewinne
scheinen dabei fast endlos zu sein: sich selbst kennenlernen,
Selbstvertrauen gewinnen, Schwierigkeiten überwinden, sich
für Andere einsetzen, Freundschaften schließen.
Zurück in Deutschland hat sich das „Projektteam Junge
Selbsthilfe“ gegründet, um die kleinen und großen Visionen
wahr werden zu lassen. Mitmachen können alle, die Lust auf
das Thema und praktische Projekte haben. Eine weitere gute
Gelegenheit, die „Junge Selbsthilfe“ kennenzulernen, ist der
„Stammtisch Junge Selbsthilfe“ ein Mal im Monat in Kreuzberg. Vielleicht dauert es nicht mehr lang und der Besuch
einer Selbsthilfegruppe wird so normal sein, wie sich selbst
etwas Gutes zu tun und zum Yoga zu gehen.
Kein Jammern im Stuhlkreis
Mit jedem Tag bemerke ich, wie ich mich von den Bildern in
meinem Kopf verabschiede, die Selbsthilfegruppen als verstaubt, langweilig und jammernd zeigen. Stattdessen wird
mir klar, wie bunt die Selbsthilfelandschaft ist und wie viel
auch junge Leute aus dieser selbstorganisierten Hilfestruktur
für sich mitnehmen können. Dabei geht es nicht immer darum, im Kreis zu sitzen und (über Probleme) zu reden. Es gibt
alice
Mehr Infos zur Jungen Selbsthilfe auf www.stadtrand-berlin.de;
Ansprechpartnerin: Franziska Anna Leers
Jil Wormeringer
Studentin der Sozialen Arbeit
jilwormeringer@live.de
© Christian Altorfer
Ausgezeichnet I 69
Ausgezeichnet!
„Die Genres zu wechseln
hilft gegen die Routine“
Ein Interview mit dem Schweizer Autor Franz Hohler
Der Schweizer Schriftsteller, Kabarettist und Liedermacher
Franz Hohler wurde 1943 in Biel geboren und wuchs in Olten
auf. Nach fünf Studiensemestern in den Fächern Germanistik
und Romanistik in Zürich und seinem ersten kabarettistischen
Soloprogramm „pizzicato“ (1965) entschied er sich für ein
Leben als freischaffender Künstler. Seitdem arbeitet er für
Bühne, Radio und Fernsehen, schreibt Erzählungen, Romane,
Gedichte, Kabarettprogramme, Theaterstücke und Kinderbücher. Für seine besondere Formensprache und seinen Beitrag
zur Vielfalt der interdisziplinären, literarischen Künste wurde
er am 18. Januar 2014 in Berlin mit dem Alice Salomon Poetik
Preis ausgezeichnet.
Herr Hohler, was bedeutet dieser Preis für Sie?
Es freut mich, dass es ein Preis für ein vielfältiges Schaffen
ist, für einen weit gefassten Literaturbegriff. Es gibt ja etliche
Preise für Spezialistinnen und Spezialisten (Drama, Lyrik, Essay, Roman usw.), aber nicht so viele für die literarischen All-
gemeinpraktiker. Zudem freut es mich, dass er in Berlin verliehen wird, der Stadt, in der ich durch den Erfolg meines ersten
Soloprogramms ermutigt wurde, den Weg des freischaffenden
Künstlers einzuschlagen.
Seit wann schreiben Sie?
Zum Schreiben bin ich durchs Lesen gekommen. Sobald ich
lesen konnte, habe ich auch geschrieben, also schon als Kind.
Kleine Gedichte, kleine Geschichten. Als ich ins Gymnasium
ging, habe ich begonnen, Kurzgeschichten zu verfassen, die
ich dem „Oltner Tagblatt“ schickte, der Tageszeitung von Olten, wo ich aufwuchs. Zu meiner Freude wurden diese jeweils
abgedruckt, und ich wurde auch nach weiteren Geschichten
gefragt. Das war ein wichtiger Impuls für mich. Ich war immer
auch gern auf der Bühne, habe in Theateraufführungen mitgemacht, und in der letzten Klasse der Kantonsschule in Aarau
habe ich mit Freunden zusammen ein Kabarettprogramm auf
die Beine gestellt, das so gut lief, dass ich mit dem Geld eine
alice
70 I Ausgezeichnet
matischen Text fertig geworden bin, freue ich mich auf
Prosa. Wenn ein Feld brach gelegen hat, ist es schön, darauf wieder etwas zu pflanzen. Für mich ist es belebend,
die Genres zu wechseln, es hilft auch gegen die Routine.
2013 erschienen Ihr Erzählband „Der Geisterfahrer“
sowie der Roman „Gleis 4“. Was ist Ihr nächstes
Projekt?
Eine längere Erzählung für Kinder.
Im Masterstudiengang „Biografisches und Kreatives
Schreiben“ ist das Schreiben als Methode in der
Arbeit mit Krankheits- und Krisenbewältigung ein
zentrales Thema. Haben Sie selbst Erfahrungen mit
dem Schreiben als Therapie? Oder belastet Sie das
Schreiben manchmal auch gesundheitlich?
Wenn mich Schreiben gesundheitlich belasten würde,
würde ich wohl damit aufhören. Eine Krise erkenne ich
eher daran, dass ich keine Lust zum Schreiben habe.
Zur Frage der Therapie: Ich habe oft zusammen mit Kindern Geschichten erfunden. Ich behaupte dann, ein Dichter könne über alles schreiben und verlange einen Titel
für eine Geschichte. Wenn der Titel kommt, sage ich, das
sei nun doch nicht so einfach, und ob mir jemand beim
ersten Satz helfen könne. Nach dem ersten Satz kommt
auch der zweite, und so entsteht eine Geschichte ausschließlich aus den Vorschlägen der Kinder. Dort kommen manchmal erstaunliche Motive zum Vorschein. Ich
gebe Ihnen die Geschichte „Der wackelnde Zahn“, die
ich mit behinderten Kindern gemacht habe, zum Abdruck. Die Souveränität, mit der sie sich über körperliche Versehrtheit lustig machen, hat mich beeindruckt.
Reise nach Schottland machen konnte, zusammen mit einem
der Kabarettkollegen.
Gibt es einen Ort, an dem Sie am liebsten schreiben?
Ja, in meinem Arbeitszimmer im zweiten Stock unseres Hauses in Zürich Oerlikon. Dort bin ich umgeben von dem, was ich
geschrieben habe, das in Büchern und Ordnern auf den Regalen an der Wand steht, sitze an einem großen Schreibtisch in
einem papierenen Chaos, blicke auf die Zweige unserer Birke,
dahinter auf die alten Nachbarhäuser, dahinter auf zwei Hochhäuser, ein Einkaufszentrum und das „Swissôtel“, das einem
Joint-Venture-Konzern aus Singapur und Japan gehört. Vor
meinem Fenster verdichten sich mehrere Epochen.
Ihr literarisches Werk reicht von Kurzgeschichten über Romane bis hin zu Kinderversen. Wird Ihnen mit einem Genre
schnell langweilig oder können Sie sich nicht entscheiden?
Wenn ich mit einem Roman zu Ende bin, freue ich mich darauf,
wieder etwas für Kinder zu schreiben. Wenn ich mit einem dra-
alice
Ich habe im Lauf der Jahre mehrere hundert gemeinsame Geschichten gemacht, übrigens auch mit Erwachsenen. Was ich
auch öfters durchgeführt habe, sind Sprachspiel-Seminarien.
Zu dem Poetik Preis gehört eine Poetik Vorlesung,
die am 16. Mai 2014 an der ASH Berlin stattfinden wird.
Was haben Sie dafür geplant?
Ich möchte der Verknüpfung von biografischem mit kreativem
Schreiben nachgehen.
Bitte beenden Sie abschließend folgenden Satz:
Alice Salomon war …
… eine Frau, mit der sich meine rebellische Großmutter gut
verstanden hätte.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Diana Grothues.
Ausgezeichnet I 71
Herausragende „Bildungsidee“
Das HELLEUM erhält Auszeichnung bei bundesweitem Wettbewerb
Olga Theisselmann
Das Kinderforscherzentrum HELLEUM – ein Kooperationsprojekt der Alice Salomon Hochschule Berlin, des Bezirksamts
Marzahn-Hellersdorf und der Außenstelle der Senatsverwaltung für Bildung – wurde am 14. Januar 2014 als herausragende „Bildungsidee“ im bundesweiten Wettbewerb „Ideen für
die Bildungsrepublik“ ausgezeichnet. Seit Anfang 2013 konnten mehr als 6.000 Kinder im Vorschul- und Grundschulalter
im HELLEUM gemeinsam mit Eltern, Lehrerinnen und Lehrern
sowie Erzieherinnen und Erziehern die naturwissenschaftliche
Welt entdecken.
Statt den Kindern fertige Experimente nur zu erklären, steht in
der HELLEUM-Lernwerkstatt das forschende und entdeckende
Lernen im Vordergrund. Jeden Vormittag öffnet das HELLEUM
den Nachwuchsforscherinnen und -forschern seine Pforten
und führt sie in speziell entwickelten Workshops an die Wunder der Naturwissenschaft und Technik heran. Im letzten Jahr
vermittelten insgesamt 255 Forscherworkshops den Kindern
eigene Zugänge zu naturwissenschaftlichen Themen. Zurzeit werden folgende Workshop-Themen angeboten: „Wind
bringt’s“, „Sonne satt“, „Müll macht’s“, „Wasser marsch!“
und „Boden schätzen“. Ein weiteres Thema „Luft lüften“
ist gerade in der Entwicklungsphase. Zu jedem WorkshopThema bietet das HELLEUM eine entsprechende Fortbildung
für Lehrer/-innen und Erzieher/-innen an. Am Nachmittag besuchen Kinder mit ihren Familien, Freundinnen oder Freunden
das HELLEUM im Rahmen der offenen Angebote und forschen
hier gemeinsam. Die Lernwerkstatt steht in dieser Zeit mit
sämtlichen Materialien, Werkzeugen und gesammelten Phänomenen jedem offen.
Die Kinder werden im HELLEUM professionell von erfahrenen
Lernbegleiterinnen und -begleitern beraten und unterstützt.
Dank dem HELLEUM-Team, bestehend aus abgeordneten
Lehrkräften, Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen,
Erzieherinnen und Erziehern, wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Studierenden hat sich das
HELLEUM zu einem einzigartigen Modell der frühen naturwissenschaftlichen Bildung in der Region entwickelt.
„Durch unser qualifiziertes, frühes und altersgerechtes Heranführen an die naturwissenschaftliche Bildung, wecken wir das
Interesse der Kinder. So sammeln die jungen Entdecker/-innen
spielerisch erste positive Erfahrungen im naturwissenschaftlichen Bereich“, erläutert Prof. Dr. Hartmut Wedekind, wissenschaftlicher Leiter des Kinderforscherzentrums und Professor
im Fachgebiet Frühpädagogik und -didaktik mit den Schwerpunkten Naturwissenschaften, Mathematik und Technik an
der ASH Berlin, das Konzept.
Rund 1.000 Bildungsprojekte aus ganz Deutschland haben am
Wettbewerb „Ideen für die Bildungsrepublik“ teilgenommen.
Eine unabhängige Jury aus Expertinnen und Experten wählte
insgesamt 52 Projekte aus, die sich in herausragender Weise
für mehr Bildung von Kindern und Jugendlichen stark machen.
Ziel des Wettbewerbs ist es, die Vorreiter/-innen einer gesellschaftlichen Bewegung für mehr Bildung sichtbar zu machen
und andere zum Nachmachen zu ermutigen.
Mehr Informationen
www.helleum-berlin.de
Olga Theisselmann
Geschäftsführerin des HELLEUM
olga.theisselmann@ash-berlin.eu
Tel. (030) 992 45-269
Tel. (030) 911 48-867 (HELLEUM)
alice
72 I Ausgezeichnet
Kunst bricht auf!
Theodor Heuss Medaille 2014 für das „Theater der Erfahrungen“
Susann Richert
Spielerinnen aus dem Stück „Berliner Pflanzen“ der deutsch-türkischen Altentheatergruppe „Bunte Zellen“
Im Rahmen der 49. Theodor Heuss Preisverleihung erhält das
„Theater der Erfahrungen – Werkstatt der alten Talente“, das
unter der Leitung von Eva Bittner und Prof. Johanna Kaiser
steht, eine der vier Theodor Heuss Medaillen 2014. Der Theodor Heuss Preis und die ihm ebenbürtigen Theodor Heuss
Medaillen werden seit 1965 in regelmäßigen Abständen für
Beispiele und Vorbilder demokratischen Verhaltens und freiheitlicher Gestaltung des Zusammenlebens verliehen. Die ASH
Berlin gratuliert den beiden Theaterleiterinnen.
„Theater der Erfahrungen“ bedeutet, Geschichte hautnah erleben und auf die Bühne bringen, konkrete Erfahrungen zum Anlass nehmen, um brisante Themen der Gesellschaft öffentlich
zu diskutieren. Die Spielerinnen und Spieler ab 50 Jahren aufwärts entwickeln ihre Stücke selbst und greifen dabei in den
unerschöpflichen Fundus eigener Lebenserfahrung. Gespielt
wird für alt und jung, in Theatern und auf Kleinkunstbühnen,
in Seniorentreffs und Kirchen, in Schulen und auf Kongressen,
im Berliner Hinterhof und auf Tourneen in ganz Europa. Aktuell
spielen unter dem Dach des Theaters die drei Altenschauspielgruppen „Spätzünder“, „Bunte Zellen“ und „Ostschwung“.
Gemeinsam mit Berliner Stadteilzentren und Hochschulen
– insbesondere der ASH Berlin – entwickelt die „Werkstatt der
alten Talente“ neue Spielarten des bürgerschaftlichen Engagements im Kreativ-Bereich und gibt Impulse für eine zeitgemäße Kulturarbeit für Seniorinnen und Senioren, die intergenerative und transkulturelle Ansätze miteinander vereint. Im
Oktober 2008 wurde die erste Produktion mit dem Theater der
Erfahrungen und Studierenden der ASH Berlin zur Premiere
gebracht. Zahlreiche Projekte wurden inzwischen mit Spielerinnen und Spielern des Theaters und Studierenden der ASH
Berlin realisiert, Kooperationen mit Schulen, Jugendeinrichtungen, Kindertagesstätten und sogar Gästen aus Ecuador
unter der Leitung von Prof. Johanna Kaiser folgten. Daneben
entwickelte sich eine innovative Theaterarbeit mit demenziell
Erkrankten und Ehrenamtlichen aus dem Hospiz unter der Leitung von Eva Bittner.
Die Preisverleihung findet am Samstag, den 12. April 2014, in
Stuttgart statt. Sie steht unter dem Jahresthema „Kunst bricht
auf“. Die Laudatio hält die Bundestagspräsidentin a. D. und
Theodor Heuss Preisträgerin 2007, Prof. Dr. Rita Süssmuth.
Das Schlusswort erfolgt durch Prof. Dr. Gesine Schwan.
Vielfältige Unterstützung für das Theaterprojekt
www.theater-der-erfahrungen.nbhs.de
Im Frühjahr 2008 ging, mit EU-Mitteln gefördert, die gesamtstädtische „Werkstatt der alten Talente“ in der Trägerschaft des Nachbarschaftsheims Schöneberg e. V. auf Kurs.
Unterstützt wurde sie durch den Deutschen Paritätischen
Wohlfahrtsverband sowie durch die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales.
alice
Susann Richert
Pressesprecherin
richert@ash-berlin.eu
Tel. (030) 992 45-426
Ausgezeichnet I 73
Preise für Studierende
Besondere Abschlussarbeiten im Wintersemester 2013/14
Studiengang
Preisträger/-in
Betreuende Dozentinnen
und Dozenten
Titel der Arbeit
Prof. Dr. Tamara Musfeld
Kira Gedik
SOMA. Uma terapia anarquista –
eine anarchistische Therapie
Innovativste Abschlussarbeit
Bachelor
Viktoria Hofer
„Soziale Arbeit“
Bachelor
Mohamed Ouarzazi
Prof. Dr. Iris Nentwig-Gesemann
„Erziehung und
Katharina Nicolai
Bildung im Kindesalter“
Gesprächs- und Forschungszugänge
zur kindlichen Perspektive.
Dokumentarische Interpretation von
Gesprächen mit Kindern über Gott.
Bachelor
Torsten Grewe
„Gesundheits- und
Pflegemanagement“
Subjektive Sicherheit in
altersgerechten Assistenzsystemen
Patricia Redzewsky
Prof. Dr. Gudrun Piechotta-Henze
Bachelor
Anna Hönig
Prof. Dr. Stefan Dietsche
„Physiotherapie /
Peter Rösler
Imke Bremer
Ergotherapie“
Kommunikation trotz unterschiedlicher
Gesundheitsauffassungen. Auswirkungen
von Studium und Arbeitsbereichen auf
die Kooperation zwischen Ergo- und
Physiotherapeuten
Master
Ralf Lindner
Prof. Dr. Hans-Dieter Bamberg
„Praxisforschung in Sozialer
Prof. Dr. Günther Thiele
Arbeit und Pädagogik“
Cybermobbing als neues Thema
für die Schulsozialarbeit an Grundschulen
in Berlin-Neukölln
Master
Julia Müller
Prof. Dr. Peter Hensen
„Management und Qualitätsent-
Prof. Dr. Uwe Bettig
wicklung im Gesundheitswesen“
Die zielgruppengerechte Gestaltung
von Informationen für die strukturierte
Qualitätsberichterstattung
Beste Abschlussarbeit zum Thema Diversity
Bachelor
Antje Barten
Prof. Dr. Iman Attia
„Soziale Arbeit“
Leah Carola Czollek
Selektion im Reagenzglas?
Die Unvereinbarkeit des Gesetzes
zur Regelung der Präimplantationsdiagnostik mit der UN-Behindertenrechts-
konvention
Beste interdisziplinäre Abschlussarbeit
Bachelor
Eva-Maria Wolle
„Soziale Arbeit“
Prof. Dr. Iman Attia
Prof. Johanna Kaiser
Street Art in der Sozialen Arbeit
Preis für hochschulpolitisches Engagement
Sophie Schwab engagierte sich in ihrer Zeit als Studentin der Sozialen Arbeit (2010 – 2013) sehr aktiv an der Hochschule. In diesem Zeitraum war sie Mitglied im Studierendenparlament und im AStA (Referat Soziales), außerdem war sie stellvertretende Frauenbeauftragte.
Sie initiierte die Vernetzungsgruppe gegen rassistische und neonazistische Gewalt sowie das Projektseminar „Soziale Arbeit hat ein
politisches Mandat“ und war im Rahmen dessen an der Konzeption und Organisation diverser Veranstaltungen beteiligt.
alice
74 I Menschen
Menschen
Neuberufungen
Esra Erdem
ist Professorin für Sozialökonomie und
Sozialmanagement
Seit Februar 2014 bin ich als Professorin für Sozialökonomie
und Sozialmanagement an der Alice Salomon Hochschule Berlin tätig. Zuvor hatte ich das Privileg, als Gastprofessorin an
der ASH Berlin lehren zu dürfen und somit schon einige der
Kolleginnen, Kollegen und Studierenden kennenzulernen.
Neben der Sozialökonomie forsche ich schwerpunktmäßig zu
den Themen Migration, Politische Ökonomie und Feministische Theorie. Ich habe im Jahr 2008 an der University of Massachusetts Amherst promoviert. Meine Dissertation „Migrant
Women and Economic Justice“ widmete sich der Fragestellung,
wie Strukturwandel, Arbeitsmarktpolitik und Umbrüche im
Migrationsregime die Arbeitsbedingungen von Migrantinnen
in Deutschland beeinflussen. Vorausgegangen waren Forschungsaufenthalte in den USA und Großbritannien, die mich
inspirierten, mich näher mit heterodoxen Theorietraditionen
in den Wirtschaftswissenschaften zu befassen und den gesellschaftlichen Kontext ökonomischen Handelns in den Mittelpunkt meines Forschungsinteresses zu rücken. Aber auch die
Praxiserfahrung als Projektmanagerin in einer interkulturellen
Frauenrechtsorganisation in Berlin und als Leiterin eines Empowerment-Projektes für Migrantinnen- und Migrantenorganisationen in Ostdeutschland waren prägend für das Anliegen,
differenzierte Positionen zu migrationspolitischen Fragen zu
entwickeln.
Ich freue mich darauf, an der ASH Berlin gemeinsam mit Studierenden Lehr- und Forschungsformate zu entwickeln, die die
ethischen und sozialen Grundlagen ökonomischer Entscheidungsprozesse kritisch reflektieren und zur Entwicklung von
sozial-ökologisch nachhaltigen Formen des Wirtschaftens beitragen. Umrahmt wird dieses Vorhaben durch Fallstudien zur
Solidarischen Ökonomie in Berlin und der Zusammenarbeit im
internationalen Forschungsnetzwerk „Community Economies
Research Network“.
Außerhalb der Hochschule beobachte ich derzeit begeistert
den neuen Boom an TV-Serien im englisch- bzw. türkischsprachigen Raum.
alice
Menschen I 75
Nivedita Prasad
Barbara Schäuble
ist Professorin für Handlungsmethoden und
genderbezogene Ansätze in der Sozialen Arbeit
ist Professorin für Soziale Arbeit
Seit April 2013 bin ich Professorin an der Alice Salomon Hochschule Berlin, berufen für den Bereich Handlungsmethoden und
genderbezogene Ansätze in der Sozialen Arbeit. Davor habe
ich an mehreren Universitäten als Dozentin gearbeitet, wo ich
Seminare zu menschenrechtsrelevanten Themen wie Rassismus, Marginalisierung oder Diskriminierung angeboten habe.
15 Jahre lang war ich Projektkoordinatorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin bei „Ban Ying“ – einer Beratungs- und Koordinationsstelle gegen Menschenhandel – wo ich u. a. für den
Bereich Polizeifortbildung, Öffentlichkeitsarbeit, Menschenrechtsarbeit und Lobbyarbeit zuständig war. Seit 2010 leite ich
den Studiengang „Soziale Arbeit als Menschenrechtsprofession“, der u. a. von der ASH Berlin getragen wird.
Seit Oktober 2013 bin ich als Professorin für diversitätsbewusste Ansätze in Theorie und Praxis Sozialer Arbeit an der
ASH Berlin tätig. Care, Autonomie, Differenz, soziale Ungleichheit und Bildung bilden den Fokus meiner Forschungs-, Lehrund Praxistätigkeit. Die Frage, wie Menschen gut zusammenleben und wie sie sich dabei unterstützen können, interessiert
mich, solange ich denken kann. Allen Antworten, die sich dabei
als selbstverständliche Norm präsentieren, stehe ich, abgesehen von der wissenschaftlichen Faszination für ihre Stabilität,
skeptisch gegenüber.
An der Freien Universität Berlin habe ich Sozialpädagogik im
Hauptfach sowie Psychologie und Soziologie im Nebenfach
studiert. Promoviert habe ich an der Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg zum Thema: „Gewalt gegen Migrantinnen
und die Gefahr ihrer Instrumentalisierung im Kontext von Migrationsbeschränkung“. Im Rahmen der Lehre interessiere ich
mich im Bereich der Handlungsmethoden insbesondere dafür,
Öffentlichkeitsarbeit, Lobbyarbeit und Menschenrechtsarbeit
als Handlungsmethoden Sozialer Arbeit zu integrieren. Meine
Praxisfelder waren immer im Bereich des Themenkomplexes
„Gewalt gegen Frauen“, was natürlich auch Bestandteil meiner
Lehre ist.
Im Bereich der Forschung interessiert mich vor allen Dingen Feministisch Partizipative Aktionsforschung (FPAR), die in Europa viele Jahre sehr vernachlässigt wurde. Ich würde mich sehr
freuen, wenn es mir gelänge diese – aus meiner Sicht für die
Soziale Arbeit sehr relevante Forschungstradition – an die ASH
Berlin zu bringen bzw. sie hier weiterzuentwickeln.
Neben der Lehre bin ich in die Kooperation der ASH Berlin
mit der Asylunterkunft in Hellersdorf involviert, in der Hoffnung dort längerfristige, nicht paternalistische Angebote zu
etablieren.
Nach einem Studium der Sozialen Arbeit (UGHK Kassel) war
ich in der Jugend- und Erwachsenenbildung und der Gemeinwesenarbeit tätig und habe schließlich im Fach Soziologie promoviert. Meine wissenssoziologische Dissertation zu Antisemitismus unter Jugendlichen befasste sich mit den Bedingungen,
Begründungen und Formen antisemitischer Differenzkonstruktion in der Alltagskommunikation. Die qualitative Forschung
hat mich seither in den Bann gezogen. Es folgten ein Evaluationsprojekt (Menschenrechtsbildung) und zwei Projekte der
Professionsforschung (ethnografiebasierte Rekonstruktion
von Handlungsmustern im Kinderschutz, Begleitforschung
zum Hilfeplanverfahren „Familienrat“) an der Universität Kassel und der HAWK Holzminden. Dabei beschäftigte mich unter
anderem, wie partizipatorische Praxisforschung umgesetzt
werden kann.
An der HAWK habe ich als Verwaltungsprofessorin für Theorien und Handlungskonzepte Sozialer Arbeit nicht nur zu „disziplinären Theorien“, Methoden, Geschichte, Ethik, Soziologie
und „sozialer Ungleichheit“ gelehrt, sondern auch Konzepte
der Forschungsdidaktik entwickelt. Mir gefällt, dass meine
Professur ihren Schwerpunkt im Studiengang „BASA Online“
hat, denn es macht mir Spaß, mit sozialberuflich erfahrenen
Studierenden zusammenzuarbeiten und E-Lehr-Lernsettings
zu entwickeln. In den nächsten drei Jahren möchte ich grundlagentheoretisch zum Thema Soziale Arbeit und Differenz arbeiten und die ASH Berlin von vielen Seiten kennenlernen.
alice
76 I Menschen
Menschen
Neue
Mitarbeiter/-innen
Arlen Bever
Nadja Damm
ist wissenschaftliche
Mitarbeiterin im Projekt für
Demokratieentwicklung
arbeitet als Schreibberaterin
Seit Januar 2014 arbeite ich mit Elène
Misbach im Projekt „Stärkung zivilgesellschaftlicher Ressourcen in MarzahnHellersdorf als Beitrag für sozialräumliche Demokratieentwicklung“. Ziel des
Projektes ist es, basierend auf einer
Sozialraumanalyse, begleitenden Interviews und Befragungen, ein Handlungskonzept mit und für den Bezirk zu
erstellen. Obwohl im Fokus Sozialräume
mit einer hohen Problemdichte stehen,
ist es uns wichtig, besonders gut laufende Netzwerke und Initiativen hervorzuheben. Hierbei soll vor allem geklärt
werden, welche Bedingungen diese befördern und zu welchem Teil sie übertragbar sind.
Seit April 2013 gibt es das Schreibcoaching, das vom Berliner Senat gefördert
wird. Ich arbeite gemeinsam mit Gabriele Gäbelein in dem Projekt und biete
dienstags und donnerstags für Studierende aller Studienfächer und Semester
das kostenlose Coaching an. Es findet im
Büro von Prof. Dr. Ingrid Kollak statt, die
den Antrag für das Projekt gestellt hat.
In den Einzelgesprächen geht es um alle
Fragen rund um das wissenschaftliche
Schreiben, so etwa um den Umgang mit
der Forschungsliteratur, das korrekte
Zitieren oder darum, wie man mit dem
Schreiben starten oder ein Thema eingrenzen kann. Neben Textfeedback biete ich den Studierenden die Gelegenheit,
über Schreibprojekte zu sprechen, ihre
Schreibstrategien zu reflektieren und
neue Schreibübungen kennenzulernen.
An der Universität Erfurt habe ich zunächst Geschichte und Philosophie studiert und anschließend Interdisziplinäre
Lateinamerikastudien an der Freien Universität Berlin. Mein Fokus war, neben
der Region Lateinamerika, vor allem die
Untersuchung laufender und gelaufener
Transformationsprozesse in Politik und
Gesellschaft. Basierend auf dem interdisziplinären Hintergrund des Studiums
konnte ich mir so unterschiedliche Methoden aneignen, um meine Fragestellungen heranziehen und anpassen zu
können. Beruflich habe ich vor allem
im Themenbereich der Integration von
Menschen mit Migrationshintergrund
gearbeitet. An die ASH Berlin bin ich
im Rahmen der Projektevaluation von
„TriNet Global“ gekommen, bei dem die
nachhaltige Entwicklung unterschiedlicher europäischer Regionen im Zentrum
steht.
alice
Nicht zuletzt dank Otto Kruse und seinem Buch „Keine Angst vor dem leeren
Blatt: Ohne Schreibblockaden durchs
Studium“ habe ich 1997 mein Studium
der Politikwissenschaft an der FU Berlin abgeschlossen. Ich war seitdem in
der Sozialen Arbeit und der Politischen
Bildung als Dozentin, Koordinatorin und
Beraterin tätig. Die Ausbildung zum
Schreibcoach absolvierte ich im Masterstudiengang „Biografisches und Kreatives Schreiben“ an der ASH Berlin. Neben meiner Tätigkeit an der Hochschule
arbeite ich u. a. freiberuflich als Schreibpädagogin und verbinde im diversitywriting das biografische und kreative
Schreiben mit dem Social Justice und
Diversity Training.
Menschen I 77
Petra Fuchs
Wibke Hollweg
Ralf Lottmann
ist wissenschaftliche
Mitarbeiterin im Alice Salomon
Archiv
ist wissenschaftliche
Mitarbeiterin im Projekt MAAL
ist wissenschaftlicher
Mitarbeiter im Projekt GLESA
Seit Januar 2014 bin ich im Alice Salomon Archiv (ASA) tätig, das sich in den
historischen Räumen auf dem Gelände
des Pestalozzi-Fröbel-Hauses befindet.
Meine Aufgabe ist es, das Archiv langfristig zu einem lebendigen Ort für Forschung, Information und Dokumentation
zu entwickeln. Neben der Vorbereitung
eines eigenen Forschungsprojekts zu
den weiblichen Netzwerken der Sozialen
Arbeit möchte ich das ASA vor allem einem breiten Publikum öffnen. Ich möchte die Studierenden der ASH Berlin für
die Geschichte ihres Fachs begeistern,
ihnen die Aktualität historischer Probleme und Lösungsansätze des Sozialen
nahebringen, denn „das Vergangene ist
nicht tot; es ist nicht einmal vergangen“.
Seit November 2013 bin ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt
MAAL unter der Leitung von Prof. Dr.
Ingrid Kollak tätig. Es handelt sich dabei um die Entwicklung eines berufsbegleitenden interdisziplinären Masterstudiengangs, der neue Trends in der
Produktentwicklung setzen und neue
Perspektiven für den Bereich Assistenztechnologien im Alltag bieten soll
(siehe S. 43 in dieser alice). Unter dem
Begriff „Ambient Assisted Living“ (AAL)
versteht man Produkte und Dienstleistungen für Menschen, die durch ihre
Benutzerfreundlichkeit und Intelligenz
ein selbstbestimmtes Leben in allen
Lebensabschnitten unterstützen. Zu
meinem Aufgabenspektrum an der ASH
Berlin gehören neben dem Projektmanagement die Evaluation des Studiengangs und die Konzeption von Fort- und
Weiterbildungen.
Seit April 2013 arbeite ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter im IFAF-Projekt
„Gleichgeschlechtliche Lebensweisen
und Selbstbestimmung im Alter“ (GLESA), einem Kooperationsprojekt der
ASH Berlin und der Hochschule für
Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin.
Aus Raumgründen ist unser Projektbüro an der HWR, aber die Projektleitung
liegt bei Prof. Dr. María do Mar Castro
Varela an der ASH Berlin. Das Projekt
GLESA untersucht den 2012 eröffneten
„Lebensort Vielfalt“ – ein Wohn- und
Pflegeprojekt mit vorwiegend älteren
Schwulen, aber auch Lesben, Heteras
und jüngeren Schwulen (siehe S. 35 in
dieser alice). Wir gehen unter anderem
der Frage nach, welchen Beitrag das ehrenamtlich und selbstbestimmt initiierte
und professionell organisierte Wohnund Pflegeprojekt für neue Wohnformen
im Alter und die kommunale Altenhilfe,
aber auch für die Sensibilisierung von
Pflegekräften leisten kann.
Mein Interesse für Geschichte war immer stark mit meinem persönlichen
Leben verbunden: In einer Bergarbeiterfamilie im Ruhrgebiet aufgewachsen, habe ich mich begeistert mit der
Arbeiterbewegung auseinandergesetzt.
Während meines Lehramtsstudiums war
die Entdeckung der Frauengeschichte
zentral, und über mein Engagement in
der emanzipatorischen Krüppel- und Behindertenbewegung habe ich schließlich
mein Interesse für die Geschichtlichkeit
behinderter Menschen entdeckt. Ich war
lange Jahre in der Medizingeschichte zu
Hause und habe zu den Opfern von NS„Euthanasie“ und Zwangssterilisation
geforscht und veröffentlicht. Von den
„Kulturen des Wahnsinns“ aus, einer
Forschergruppe der Charité, erkunde ich
nun die „Kulturen des Sozialen“.
Nach einigen Jahren praktischer Berufstätigkeit als Logopädin habe ich das Studium der Lehr- und Forschungslogopädie
als Diplom-Logopädin abgeschlossen. In
meinem weiteren beruflichen Werdegang konnte ich immer mit unterschiedlichem Schwerpunkt die drei Bereiche
Lehre, Forschung und praktische logopädische Arbeit mit Patientinnen und
Patienten vereinbaren. Seit 15 Jahren bin
ich als Dozentin für Fachkräfte in den Gesundheitsberufen und für pädagogische
Fachkräfte in der Erwachsenenbildung
tätig. Neben der Stelle an der ASH Berlin
arbeite ich als Logopädin am Zentrum
für Schwerst-Schädel-Hirnverletzte am
Vivantes Klinikum Spandau.
Ich bin gelernter Verwaltungsfachangestellter, der Soziologie in Bremen und
Berlin und Gerontologie in Amsterdam
studiert hat. An der Technischen Universität Dresden habe ich zu „Bildung
im Alter“ promoviert. Nach Beschäftigung bei einem Präventionsanbieter
und einem ambulanten Pflegedienst
arbeite ich seit neun Jahren in Teilzeit
im Deutschen Bundestag im Bereich
„Gesundheits- und Seniorenpolitik“.
Meine wissenschaftlichen Schwerpunkte sind Alternssoziologie, Internationale
Gerontologie sowie Alter(n) und soziale
Ungleichheit.
alice
78 I Menschen
Elène Misbach
Claudia Nuß
Katrin Plogas
ist wissenschaftliche
Mitarbeiterin im Projekt für
Demokratieentwicklung
arbeitet als pädagogische
Angestellte im Projekt
EyeTrack4all
ist wissenschaftliche
Mitarbeiterin im Projekt
Wertschöpfungskette Pflege
Seit Januar 2014 bin ich gemeinsam mit
Arlen Bever im Projekt „Stärkung zivilgesellschaftlicher Ressourcen in Marzahn-Hellersdorf als Beitrag für sozialräumliche Demokratieentwicklung“ tätig. Ziel des Projektes ist es, basierend
auf qualitativen Interviews mit kommunalen gesellschaftlichen Akteurinnen
und Akteuren, Migrantinnen und Migranten sowie weiteren Bevölkerungsgruppen ein Handlungskonzept zur sozialräumlichen Demokratieentwicklung
für den Bezirk zu erarbeiten. Demokratische Beteiligungsmöglichkeiten auf
zivilgesellschaftlicher und kommunalpolitischer Ebene sowie Erfahrungen
mit Diskriminierung und alltagsrassistischen Erscheinungsformen interessieren uns besonders. Im partizipativen
Austausch mit bestehenden Netzwerken
und Initiativen möchten wir untersuchen, inwiefern gelungene, gut laufende
Projekte und Netzwerke gestärkt und
ausgeweitet werden können. Welche Bedingungen sind förderlich und eventuell
auf weitere soziale Räume übertragbar?
Seit November 2013 bin ich pädagogische Angestellte im Forschungsprojekt
EyeTrack4all unter der Leitung von
Prof. Dr. Ingrid Kollak. Das Projekt befasst sich mit Augensteuerungen als
technische Hilfe zur Ansteuerung eines
Kommunikationsgerätes bei nicht-sprechenden Menschen (siehe S. 38 in dieser
alice). Zu meinen Aufgaben gehört es
mit Probanden zusammenzuarbeiten,
Interaktionen zu evaluieren, Software
für Augensteuerungen zu untersuchen,
eine Checkliste zu entwickeln und das
Projekt mit pädagogischem Wissen zur
Unterstützten Kommunikation (UK) zu
ergänzen.
Seit Januar 2014 arbeite ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt
„Wertschöpfungskette Pflege“ unter
der Leitung von Prof. Dr. Uwe Bettig.
Im Bezirk Marzahn-Hellersdorf besteht
ein Interesse an leistungsfähigen regionalen Gesundheitsdiensten zur Verbesserung der Versorgungsqualität von
pflegebedürftigen Menschen und zur
Stärkung des Wirtschaftsstandorts. Um
Potenziale aufzudecken und bestehende Versorgungsprozesse zu optimieren,
wird mithilfe von regionalen Akteurinnen und Akteuren die Wertschöpfungskette in der Pflege definiert. Im Rahmen
des Projekts führe ich Interviews und
Befragungen durch, um aus den Ergebnissen Handlungsempfehlungen für die
Unternehmen selbst und die Bezirkspolitik ableiten zu können.
Ich habe in Darmstadt und an der Freien
Universität Berlin Psychologie studiert
mit Schwerpunkt auf Kritische Psychologie, subjektwissenschaftliche Praxisforschung, Theorie-Praxis-Verhältnis
und Rassismustheorien. Nach meiner
langjährigen Tätigkeit bei der Mobilen
Beratung gegen Rechtsextremismus
Berlin freue ich mich, meine Erfahrungen in der Arbeit für eine demokratische
Alltagskultur nun in das spannende Forschungsprojekt an der ASH Berlin einzubringen.
alice
UK war Schwerpunkt meines Heilpädagogikstudiums an der KH Freiburg. Im
Anschluss war ich dort als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Unterstützte Kommunikation tätig. Dabei
konnte ich wissenschaftlich und praktisch arbeiten. Das hat mir viel Freude
bereitet, da mir die Arbeit mit Menschen
am Herzen liegt. Neben dem Studium
und der Ausbildung als Erzieherin habe
ich als freie Mitarbeiterin bei der Lebenshilfe e. V. Freizeiten für Menschen
mit Behinderungen mitorganisiert und
begleitet. Im November 2011 habe ich
den Verein InterAktiv e. V. mitgegründet; wir setzen uns für Menschen mit
Behinderung und Migrationshintergrund
ein. In Berlin arbeite ich neben dem ASHProjekt an einer Integrations-Kita und
bin dort für die UK-Förderung zuständig.
Die Stelle an der ASH Berlin macht mir
viel Freude, da ich weiterhin wissenschaftlich und praktisch tätig sein kann.
Nach meiner Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin habe ich
in der ambulanten Pflege gearbeitet.
Anschließend studierte ich „Gesundheits- und Pflegemanagement“ an der
ASH Berlin; derzeit beende ich mein
Masterstudium „Management und Qualitätsentwicklung im Gesundheitswesen“.
Mit meiner Familie lebe ich seit einigen
Jahren im Bezirk Marzahn-Hellersdorf
und fühle mich inzwischen mit ihm verbunden. Im Rahmen des Projektes „Gesund aufwachsen in Marzahn-Hellersdorf
– Modellvorhaben Präventionskette“
hatte ich die Möglichkeit Interviews mit
jungen Müttern zu führen, um deren
Versorgungssituation zu verbessern. Ich
freue mich, erneut an der Entwicklung
dieses Bezirks mitwirken zu können.
ALICE TAGT I 79
alice tagt
Meet the World!
Impressionen vom ersten „International Day“ an der Hochschule
Joseph Rothmaler
Unter dem Motto „Meet the World!“ veranstaltete das International Office am 7. November 2013 den ersten International
Day im Audimax der ASH Berlin. Rund 300 Besucherinnen und
Besucher ließen sich von der Internationalität der Hochschule
begeistern, tauschten sich mit internationalen Studierenden
aus und trugen so maßgeblich zum Erfolg des ersten International Day bei.
Viele Studierende der Hochschule bekamen an diesem Tag
erstmals einen Eindruck von der Bandbreite möglicher Auslandsaufenthalte während des Studiums und begannen in
vielen Fällen sogleich mit der Planung ihres Vorhabens. So
konnten mehrere Interessierte direkt von der neu geschlossenen Partnerschaft mit der Sheffield Hallam University in Großbritannien profitieren: Die anwesende Austauschkoordinatorin
der Hochschule vermittelte ihnen unmittelbar Plätze für einen
Austausch in den kommenden Semestern. Gleichermaßen
konnten die Studienplatzvermittlung IEC Online, begleitet
von einer Vertreterin der University of Winnipeg in Kanada,
und das Vermittlungsbüro des Centre Français de Berlin viele
Studierende bei ihren konkreten Vorhaben für Studien- und
Praktikumssemester in Nordamerika, Australien, Neuseeland
oder Frankreich beraten.
Regionale Leckereien als Lockmittel
Aktuelle Gaststudierende von Partnerhochschulen der ASH
Berlin boten nicht nur durch ihre wertvollen Informationen
aus erster Hand einen lebhaften Eindruck vom Studium an
ihren Hochschulen, sondern begeisterten auch mit regionalen
alice
80 I ALICE TAGT
Leckereien aus ihren Städten und Ländern. Die Besucher/innen konnten über den beliebtesten Infostand abstimmen
und die Gewinnerinnen aus Italien (1. Platz) und Kolumbien
(2. Platz) erhielten einen Preis für ihre Kreativität. In einem
Live-Interview erzählten mehrere Gaststudierende zudem von
ihren Erfahrungen bei der Orientierung in einem neuen Land
und an einer neuen Hochschule. Auch ehemalige Austauschstudierende standen an einem Infostand Rede und Antwort zu
ihren Praxis- oder Studiensemestern im Ausland. Eine Studentin aus dem Bachelorstudiengang „Erziehung und Bildung im
Kindesalter“ berichtete in ihrem Vortrag von den Erfahrungen
und Herausforderungen bei der Organisation und Durchführung ihres Praktikums in Costa Rica.
Anhand zweier Initiativen zeigten Studierende aus dem Bachelorstudiengang „Soziale Arbeit“, wie im Studium fachliche und
interkulturelle Erfahrungen verbunden werden können: Teilnehmende am „Bachelor International“ erhalten im Rahmen
je eines Studien- und Praktikumssemesters in der Türkei eine
Zusatzqualifikation, während im Seminar „Austausch sprengt
Grenzen“ ein internationaler Austausch mit Aktivistinnen und
Aktivisten der sozialen Kulturarbeit aus Ecuador mit beiderseitigem Besuch durchgeführt wurde.
alice
Viele Studierende nutzten den International Day auch, um sich
für das vom International Office koordinierte Buddy-Programm
anzumelden, ein Angebot zur Unterstützung von Gaststudierenden an der ASH Berlin. Zudem wurde die Tandem-Wand
rege genutzt, an der man sich direkt über Tandems zum Erlernen einer Sprache informieren und für diese Initiative anmelden konnte. Diese Wand befindet sich sonst auf der 3. Etage
neben Raum 350.
Der erste International Day konnte viele Studierende der ASH
Berlin für Auslandsaufenthalte inspirieren und hat sie näher
mit den Gaststudierenden in Kontakt gebracht. Um auf diesem
Erfolg aufzubauen, ist für 2014 bereits ein weiterer International Day geplant.
www.ash-berlin.eu/internationalday
Joseph Rothmaler
ehem. Tutor im International Office
aatut@ash-berlin.eu
ALICE TAGT I 81
Ein kritischer Rückblick
Der Hochschultag zum Thema „Gewalt: Prävention und Intervention“
am 5. Dezember 2013
Stephan Voß
Das Thema Gewalt spielt in den Berufen, für die die ASH Berlin
ausbildet, eine bedeutsame Rolle. Es lag deshalb nahe, einen
Hochschultag rund um dieses Thema zu gestalten. Dessen Ergebnisse in rund 3.500 Zeichen zusammenzufassen, ist kaum
möglich, zumal sich die Veranstaltung mit der ganzen Breite
des Themas im Rahmen von Vorträgen und Diskussionen im
Plenum und in Workshops sowie in einem World-Café befasst
hat (1). Eine solche Zusammenfassung würde auch den Gedanken und Anregungen der Teilnehmenden kaum gerecht werden. Bei dem Versuch, die Anregungen in der gebotenen Kürze
zu verallgemeinern, würden diese nur an Unschärfe gewinnen
und an Aussagekraft verlieren.
Hinzu kommt, dass nach dem Hochschultag zunächst nicht die
Frage nach dessen Ergebnissen im Vordergrund stand, sondern die des geringen Interesses an dieser Veranstaltung: Von
3.200 Hochschulangehörigen haben etwa 80 am Hochschultag teilgenommen, am Nachmittag im World-Café waren es nur
noch rund 20 Personen. Dies und die Tatsache, dass auch andere Hochschultage nicht sehr viel besser besucht waren, wirft
die Frage nach Bedeutung und Gestaltung der Hochschultage
auf, deren zentrale Idee es ist, für die ASH Berlin relevante
Themen gruppenübergreifend zu bearbeiten und damit auch
zur Weiterentwicklung der Hochschulkultur beizutragen. Kann
diese Idee tatsächlich realisiert werden, wenn nicht einmal drei
Prozent, an anderen Hochschultagen vielleicht fünf oder sechs
Prozent der Hochschulangehörigen den Hochschultag besuchen? Zweifel sind angebracht und es ist zu fragen, woher das
geringe Interesse am Hochschultag rührt.
Geringes Interesse trotz aktueller Themen
Dass die Themen der Hochschultage schlecht gewählt oder die
Möglichkeiten, sie zu bearbeiten, unzureichend waren, ist bei
der Vielzahl der Themen und Formate kaum anzunehmen. Auch
mangelt es nicht an ihrer professionellen Gestaltung. Möglichkeiten zur Information, Diskussion und Partizipation sind
zumeist in ausreichendem Maße vorhanden. Selbst Angebote
wie der Projektemarkt anlässlich des letzten Hochschultages
oder die Beteiligung von vielen Hochschullehrenden an der
Gestaltung des Tages haben es nicht vermocht, eine große Anzahl vor allem von Studierenden zum Besuch des Hochschultages zu motivieren. Sie stellen mit circa 95 Prozent den größten
Anteil der Hochschulangehörigen und damit auch den größten
Anteil potenzieller Teilnehmer/-innen. Ihr geringes Interesse
an den Hochschultagen mag damit zusammenhängen, dass
sie zu wenig in die Planung und Gestaltung der Hochschultage einbezogen wurden. In jedem Fall jedoch identifizieren sie
die angebotenen Themen nicht in ausreichendem Maß als ihre
Themen, für die es sich lohnt, an der Veranstaltung teilzunehmen. Letzteres gilt natürlich auch für diejenigen Angehörigen
anderer Statusgruppen, die die Hochschultage ebenfalls nicht
besuchen.
Vielleicht sollte vor diesem Hintergrund seitens der Hochschule das Angebot und der Wunsch an die Studierenden herangetragen werden, den Hochschultag in eigener Regie (bei Bedarf
natürlich mit Unterstützung der Hochschule) zu gestalten. Dies
böte ihnen die Chance, im Rahmen eines solchen Tages sowohl
ihre Themen zu bearbeiten als auch mit Angehörigen anderer
Statusgruppen in Dialog zu treten. Für andere hochschulrelevante Themen, die bisher im Rahmen von Hochschultagen
bearbeitet wurden, wären dann andere Veranstaltungsformate
zu finden.
(1) Inputs und Protokolle der Veranstaltung befinden sich auf der
Lernplattform „Moodle“.
Stephan Voß
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
der Arbeitsstelle Prävention
s.voss@ash-berlin.eu
Tel. (030) 992 45-307
alice
82 I ALICE TAGT
Gesundheit als Erfolgsfaktor
für eine Hochschule
ASH Berlin und KHSB luden zur 29. Jahrestagung
der Hochschulkanzlerinnen und -kanzler
Sandra Teuffel
Befristete Verträge, bürokratische Prozesse, zunehmendes
Berichtswesen – die Arbeit an Hochschulen nimmt stetig zu,
die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
wird eingeschränkt und Potenziale der Hochschulen werden
verschenkt: Gute Gründe Betriebliches Gesundheitsmanagement in den Mittelpunkt der 29. Jahrestagung der Hochschulkanzlerinnen und -kanzler zu stellen.
100 Vertreterinnen und Vertreter von Hochschulleitungen,
aus der Politik und dem Gesundheitswesen über mögliche
Konzepte und Best-Practice-Beispiele zur Gesundheitsförderung an Hochschulen. Input am Eröffnungstag in der KHSB
gaben unter anderen Prof. Dr. Horst Hippler, Präsident der
Hochschulrektorenkonferenz, Thomas Ilka, Staatssekretär im
Bundesministerium für Gesundheit und Dr. Knut Nevermann,
Staatssekretär für Wissenschaft in Berlin.
In Workshops an der ASH Berlin widmeten sich die Kanzlerinnen und Kanzler drei Themenschwerpunkten, die sie als
entscheidend für die Gesundheitsförderung von Hochschulen
erachten: Führungsverhalten, Konzeptentwicklung für ein
Betriebliches Gesundheitsmanagement sowie die Gestaltung
von Arbeitsumgebungen und Lernräumen. Als besonderes
Problem der Hochschulen – neben der generell steigenden Arbeitsbelastung – sahen die Hochschulkanzlerinnen und -kanzler die zunehmende Übertragung von Aufgaben und Berichtspflichten ohne gleichzeitige Aufstockung der Ressourcen.
So kamen die Kanzlerinnen und Kanzler zu dem gemeinsamen
Fazit, dass die Hochschulleitungen Gesundheitsförderung
nach dem Beispiel der ASH Berlin als strategischen Faktor in
der Hochschulentwicklung verankern und entsprechende Rahmenbedingungen für Beschäftigte und Studierende schaffen
müssen, um als Hochschule leistungs- und wettbewerbsfähig
zu sein. „Wir haben mit unserem Programm ,alice gesund‘
die gesundheitsfördernde Hochschule seit mehr als fünf Jahren statusgruppenübergreifend in der Hochschulentwicklung
verankert und führen das erfolgreiche Programm mit unserer
langjährigen Partnerin, der Techniker Krankenkasse weiter“,
so Andreas Flegl, Kanzler der ASH Berlin. Für die erfolgreiche
Umsetzung wurde die Hochschule bereits 2011 ausgezeichnet: Im bundesweiten „Wettbewerb guter Praxis: Gesunde
Hochschule“ gewann das von Prof. Dr. Theda Borde initiierte
Projekt „alice gesund“ für den besten Organisationsentwicklungsprozess den ersten Preis.
Der Kanzler Andreas Flegl eröffnete die 29. Jahrestagung
an der ASH Berlin
Gemeinsam mit der Katholischen Hochschule für Sozialwesen
Berlin (KHSB) richtete die ASH Berlin die Jahrestagung vom
18.–20. September 2013 aus. An drei Tagen diskutierten rund
alice
Sandra Teuffel
Pressesprecherin
teuffel@ash-berlin.eu
Tel. (030) 992 45-426
LESESTOFF I 83
© adistock - Fotolia.com
Lesestoff
Europäische Menschenrechtskonvention und deutsches Grundgesetz in Übereinstimmung?
Konkordanzkommentar zum europäischen
und deutschen
Grundrechtsschutz
Eine Rezension von
Nils Lehmann-Franßen
Die Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK)
aus dem Jahr 1950 enthält
ebenso wie die deutsche
Verfassung, das Grundgesetz (GG), einen beeindruckenden Katalog von verbindlichen Grund- bzw. Menschenrechten. Die EMRK gilt in allen 47 Mitgliedsstaaten des
Europarates und sie gilt damit hierzulande ebenso wie beispielsweise in Spanien, in der Schweiz oder in Russland. Da
die EMRK in Deutschland Gesetzesrang hat und damit im Rang
unterhalb des GG steht, kommen Fragen zur Wirksamkeit auf,
wenn gemeinsame Topoi beider Kodizes verschieden formuliert oder gedacht werden. Die Umsetzung der EMRK wird vom
Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg
überprüft – im Gegensatz zum GG, das nur die deutsche Ge-
richtsbarkeit bindet. Für den selben Sachverhalt kann sich
daraus eine divergierende Rechtsprechung ergeben – beispielsweise zum Umgangsrecht des nichtehelichen Vaters mit
seinem Kind oder zur Sicherungsverwahrung.
Großartiger Verdienst dieses Kommentars ist es nun, die jeweiligen Grund- bzw. Menschenrechte der noch unscharfen
EMRK einerseits und des ausdifferenzierten GG andererseits
systematisierend gegenüberzustellen. Die unendlich mühevolle Einbeziehung der wegweisenden Rechtsprechung bei der
Kommentierung macht die Bezüge der Entscheidungslogik in
den jeweiligen Normenwerken deutlich – mit dem Ziel einer
„Identifizierung autonomer Schutzstandards“ (S. 1), die der
Praxis Orientierung verleiht.
Exemplarisch bedeutet das für die aktuelle Asylrechtsdiskussion, stützende Regelungen der EMRK neben das einschlägige,
aber relativierbare Grundrecht aus Artikel 16a des GG (Absatz
1: „Politisch Verfolgte genießen Asylrecht“) zu stellen. Da die
EMRK ein Asylrecht nicht ausdrücklich benennt, sind aus der
EMRK die dem deutschen Asylrecht affinen Regelungen für
einen aus GG und EMRK resultierenden Schutzstandard für
Asylsuchende deutlich zu machen. Das übernehmen kongenial
Andreas Zimmermann und Björn Elberling mit ihrer Kommentarbearbeitung des Rechtes auf Ausweisungsschutz (Kapitel
27). Dieses konstituiert sich aus dem Schutz des Rechtes auf
Leben, dem Verbot der Folter und dem Recht auf Achtung des
Privat- und Familienlebens (EMRK, Artikel 2, 3 und 8) sowie
aus den dazugehörigen Zusatzprotokollen. Hinzu kommt für
ein Recht auf ein innerstaatlich rechtsförmiges Asylverfahren
alice
84 I LESESTOFF
das Recht auf wirksame Beschwerde (EMRK, Artikel 13). Dies
alles ist komplex – und bei Würdigung der internationalen
Rechtsprechung werden die unterschiedlichen Regelungsschichten einbezogen. Mit der eigenen Systematik dieses Konkordanzkommentars gelingt es indessen beeindruckend, sich
die Perspektive des Asylrechtes in der EMRK für die Praxis zu
erschließen.
Den Herausgebern wie auch den Autorinnen und Autoren dieser Kommentierung – Hochschullehrende und Praktiker/-innen
– gelang ein singuläres, großes Standardwerk für den rechtlich
fundierten Umgang mit den Europäischen Menschenrechten in
Deutschland: nun in aktualisierter, zweiter Auflage.
Alice im Wunderland
Katrin Günther, Ulrike Hemberger (Hg.)
Brandenburgische Technische Universität, Cottbus 2013
24 Seiten, kostenlos in der Bibliothek
der ASH Berlin erhältlich
ISBN 978-3-9814236-1-7
Gesundheitsökonomie
Ein praxisorientiertes Lehrbuch
EMRK/GG Konkordanzkommentar
Buchinformation
Oliver Dörr, Rainer Grote, Thilo Marauhn (Hg.)
Mohr Siebeck, Tübingen 2013, 2. Auflage
2.416 Seiten, 378,00 Euro
ISBN 978-3-16-149397-3
Signatur ASH-Bibliothek R-S-525.1/2
Alice im Wunderland
Ein interdisziplinäres
Hochschulkooperationsprojekt
Buchinformation
Begriffe wie Diagnosis Related Groups (DRG), Vergütungssysteme, Ressourcenallokation und Managementkonzepte
bestimmen zunehmend die Leistungserbringung in Gesundheitseinrichtungen. Studierende und Angehörige der Gesundheitsfachberufe müssen sich immer mehr mit Fragen der Finanzierung, der Vergütungsformen, des Managements und der
rechtlichen Grundlagen ihres Handelns auseinandersetzen.
Ein Semester lang haben Studierende der Architektur und
Stadtplanung der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus und der Sozialen Kulturarbeit der Alice Salomon
Hochschule Berlin gemeinsam daran gearbeitet, Alice aus ihrem Wunderland ins Zentrum des letzten in den 1980er- und
1990er-Jahren in Plattenbauweise gebauten Berliner Bezirks
Marzahn-Hellersdorf zu beamen.
Das Verwischen der Grenzen wissenschaftlicher Disziplinen
ermöglichte ein experimentelles Crossover zwischen Kunst
und Kulturarbeit auf der einen und Wissenschaft auf der anderen Seite. Unsicherheit und Zweifel zu durchleben, Wagnisse
einzugehen und aus den daraus resultierenden Erkenntnissen
Perspektiven und Visionen aufzuzeigen, davon wird im Katalog berichtet.
alice
Dieses Kurzlehrbuch bietet eine praxisorientierte Einführung
in die Thematik sowie einen leicht verständlichen und systematischen Zugang zum deutschen Gesundheitswesen. Geboten werden Erläuterungen mit zahlreichen Beispielen, übersichtliche „Key Facts“ am Anfang jedes Kapitels und ein Team
aus Autorinnen und Autoren aus Wissenschaft und Praxis. Ein
ausführliches Glossar rundet die durchgängig praxisorientierte Didaktik ab. Das Lehrbuch ist sowohl als Lesestoff für Seminare und Vorlesungen als auch als Nachschlagewerk in der
Praxis gut geeignet.
Gesundheitsökonomie, Gesundheitssystem
und öffentliche Gesundheitspflege
Norbert Roeder, Peter Hensen, Dominik Franz (Hg.)
Deutscher Ärzte-Verlag, Köln 2013, 2. Auflage
360 Seiten, 39,95 Euro
ISBN 978-3-7691-3514-5
LESESTOFF I 85
Ein Kriminalroman
um Beutekunst, Mord
und Geheimdienste
Deutschland und die Türkei
Buchinformation
Buchinformation
Ein Mann stirbt beim Sturz vom Balkon eines Berliner Hotels.
Die Kommissarin Verena Mayer-Galotti untersucht, ob es sich
um Mord, Unfall oder Suizid handelt. Anfangs sieht alles nach
einer lokalen Ermittlung aus, die bis in den Bezirk MarzahnHellersdorf führt, doch schnell entwickelt sich der Fall zu einer
internationalen Affäre. Der Tote hatte zu Lebzeiten offenbar
Kontakt zu einem argentinischen Privatier, der ihm ein millionenschweres Beutekunstwerk verkaufen wollte. Die Suche
nach der Wahrheit, in deren Zentrum Erbe und Erben des
NS-Regimes stehen, gipfelt für die Kommissarin schließlich
auf einem Schloss in Südfrankreich, das einem alten Kriegsverbrecher gehört. In einem Geflecht von Antikenhehlerei,
Erpressung und Auftragsdelikt, sowie zwischen israelischem
Geheimdienst und Nachfahren des Dritten Reichs, muss Verena Mayer-Galotti beruflich und privat einen kühlen Kopf
bewahren.
Der Band umfasst 29 Aufsätze renommierter Forscher/innen, Expertinnen und Experten sowie Vertreter/-innen von
Wissenschaftsinstitutionen aus Deutschland und der Türkei.
Die Aufsätze erörtern ausgewählte Aspekte deutsch-türkischer Wissenschaftskooperation; sie fassen die Erfahrungen
und Ergebnisse aus gemeinsamen Forschungs- und Bildungsprojekten zusammen und beleuchten die konkrete Umsetzung
der deutsch-türkischen Kooperation in Lehre und Forschung.
In den Beiträgen dieses Buches werden die zentralen gesellschaftlichen, gesundheitlichen und bildungspolitischen Herausforderungen in der Türkei und in Deutschland diskutiert,
die Wissenschaftskooperation, Wissenstransfer und Innovationen erfordern. Zudem werden Förder- und Austauschprogramme zusammengefasst, die es in beiden Ländern und auf
Ebene der Europäischen Union gibt, um die Kooperation in
Wissenschaft, Bildung und Forschung zwischen Deutschland
und der Türkei zu unterstützen.
Die Autorinnen: Doris Bewernitz, Julia Christ und Annett
Heibel sind erfolgreiche Absolventinnen des Masterstudiengangs „Biografisches und Kreatives Schreiben“ an der ASH
Berlin.
Forschen, lehren und zusammenarbeiten in
Gesellschaft, Gesundheit und Bildung
Die Publikation liegt in separater Auflage auf Deutsch und
auf Türkisch vor.
Kostenlose Exemplare können unter presse@ash-berlin.eu
bestellt werden.
Rattenlinie Bariloche
Doris Bewernitz, Julia Christ, Annett Heibel
Verlag Südwestbuch, Stuttgart 2013
246 Seiten, 11,90 Euro
ISBN: 978-3-94-426403-5
Deutschland und die Türkei
Erol Esen, Theda Borde (Hg.)
Verlag Siyasal Kitabevi, Ankara 2013
527 Seiten
ISBN: 978-605-4627-48-6 (deutsche Version)
ISBN: 978-605-4627-49-3 (türkische Version)
alice
86 I TERMINE
Termine, Termine
Hochschulübergreifende
Veranstaltungen
Offizielle Rektoratsübergabe
Di., 8. April 2014, 9.00 Uhr
Audimax der ASH Berlin
Abschlussfeiern
Fr., 11. April 2014
Gesundheits- und Pflegemanagement
und Management und Qualitätsentwicklung im Gesundheitswesen
Di., 6. Mai 2014
Soziale Arbeit und Praxisforschung in
Sozialer Arbeit und Pädagogik
Mi., 7. Mai 2014
Erziehung und Bildung im Kindesalter
Infoveranstaltung zum
Auslandsaufenthalt (1)
„Praktikum und Feldstudienphase“
Do., 17. April 2014, 12.00–13.00 Uhr
Raum 333, ASH Berlin
Semesterauftaktparty!
Do., 17. April 2014, 22.00 Uhr
Cassiopeia Berlin
Infoveranstaltung zum
Auslandsaufenthalt (2)
„Studium im Ausland“
Do., 24. April 2014, 12.00–13.00 Uhr
Raum 235, ASH Berlin
2. Symposium des Dachverbandes
Salutogenese
Fr./Sa./So., 2. bis 4. Mai 2014
Audimax der ASH Berlin
„Berliner Pflanzen – Berlinli Bitkiler“
Aufführung der türkisch-deutschen
Altentheatergruppe „Bunte Zellen“
(Theater der Erfahrungen)
Mo., 5. Mai 2014, 12.00–14.00 Uhr
Audimax der ASH Berlin
alice
Spazierblicke
„Hellersdorf aus Sicht der Bienen“
Di., 13. Mai 2014, 13.00–15.00 Uhr
Haupteingang der ASH Berlin
Mit: Dr. Christine Hugk
Poetik-Vorlesung
Vorlesung des diesjährigen Poetik-Preisträgers Franz Hohler
Fr., 16. Mai 2014, 19.00 Uhr
Audimax der ASH Berlin
Advocacy-Tage
Mo./Di./Mi., 19. bis 21. Mai 2014
ASH Berlin
„alice läuft“ bei der 15. TEAMStaffel der Berliner Wasserbetriebe
Do., 5. Juni 2014, ab 18.30 Uhr
Start-/Zielbereich Rasenfläche im
Tiergarten, John-Foster-Dulles-Allee,
Skulpturengarten am Bundeskanzleramt
Tag der offenen Tür der ASH Berlin
Fr., 13. Juni 2014, 10.00–16.00 Uhr
ASH Berlin
Literatur-Workshop
mit Peter Wawerzinek
im Rahmen des Tag der offenen Tür
Fr., 13. Juni 2014, 13.00–17.00 Uhr
ASH Berlin
Spazierblicke
„Selbstorganisierte Projekte in
Hellersdorf“
Das Beispiel Alternatives Jugendzentrum
mit Wohnprojekt Kudepo/la Casa
Di., 17. Juni 2014, 15.00–18.00 Uhr
Haupteingang der ASH Berlin
Mit: Gabriele Kokel
(Jugendamt Marzahn-Hellersdorf)
Hochschultag
„Hochschule in gesellschaftlicher Verantwortung – Studium und Lehre gestalten“
Mi., 18. Juni 2014, 10.00 Uhr
Audimax der ASH Berlin
Festveranstaltungen
20 Jahre Pflegestudium
Fr., 20. Juni 2014, 14.00 Uhr
Audimax der ASH Berlin
ab 20.00 Uhr im Nachbarschaftshaus
Kreuzberg
10 Jahre kindheitspädagogische Studiengänge in Deutschland
Mo./Di., 15. bis 16. September 2014
ASH Berlin
Frühpädagogische Abendvorlesung
des Studiengangs Erziehung und
Bildung im Kindesalter
Jeden zweiten Donnerstag
ab 10. April 2014, 18.00–20.00 Uhr,
Audimax der ASH Berlin
Vorlesung und Diskussion zu aktuellen
(früh-)pädagogischen Themen und
Erkenntnissen aus der Kindheitsforschung. Eingeladen sind: Studierende,
Lehrende und Mitarbeiter/-innen der
Hochschule, interessierte Fachkolleginnen und -kollegen sowie pädagogische
Fachkräfte aus der Praxis.
Veranstaltungen
der Karriereplanung
Die Termine und das
ausführliche Programm finden
Sie auf der Webseite
www.ash-berlin.eu/karriereplanung
Rubrik „Workshops und mehr …“
Bitte beachten Sie auch die
Anzeige auf Seite 55 in dieser
Ausgabe der alice.
DIE LETZTE MELDUNGI 87
Die Pressestelle meint …
Scherben
bringen Glück!
Es gibt Menschen, die freuen sich über einen halb vertrockneten, im Gewächshaus gezüchteten und zu allem
Überfluss mit einem Schornsteinfeger dekorierten vierblättrigen Klee als Glücksbringer für ein neues Jahr. Und
dann gibt es da noch die von Haus aus optimistisch eingestellten Menschen, die Scherben für den Glücksbringer
schlechthin halten. Diese Personen müssen historisch gesehen auch für den Brauch des Polterabends verantwortlich sein, denn wer sonst bitte freut sich über kiloweise
zerschlagenes Geschirr vor der eigenen Haustür?
Nicht dass der diesjährige Neujahrsempfang der ASH Berlin einem Polterabend glich, aber der Schweizer Autor
Franz Hohler, Preisträger des Alice Salomon Poetik Preises
2014, meinte es gut mit der Hochschule und brachte eben
kein Kleegewächs mit. Er besann sich auf die gute alte Tradition der Glück bringenden Scherben und ließ während
des Weltuntergangs – genauer gesagt während der „Ballade vom Weltuntergang“ und auch recht unbeabsichtigt
– ein Wasserglas in tausend kleine Stücke springen. Das
Publikum, hin und weg von Hohlers erstklassigem, performativem und trotz allem kritischem Programm, nahm es
gelassen und freute sich über die Glück bringenden Neujahrsgrüße: Der „Weltuntergang“ wurde mit tosendem
Applaus gewürdigt.
© Givaga - Fotolia.com
Einen ebenso glückvollen Start ins Sommersemester
wünscht Ihnen das Team der Pressestelle!
alice
88 I IMPRESSUM
alice
magazin
der Alice Salomon
Hochschule Berlin
Sommersemester 2014
Impressum
alice Nr. 27
Herausgeber:
Das Rektorat und der Kanzler
der Alice Salomon Hochschule Berlin
V.i.S.d.P.: Prof. Dr. Theda Borde
Hand aufs Herz
Gesundheit und Pflege an der ASH Berlin
ausgezeichnet! Helleum erhält Auszeichnung als herausragende Bildungsidee
alice tagt Impressionen vom ersten International Day
Hörsaal Aktuelles aus dem Zentrum ASH-IQ
Chefredaktion: Diana Grothues
Redaktion: Diana Grothues (DG), Susann Richert (SR), Sandra Teuffel
Layout und Satz: Willius Design, Berlin - info@willius-design.de
Korrektorat: goetz@korrekturstudio.de
Anschrift der Redaktion:
Alice Salomon Hochschule Berlin
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Alice-Salomon-Platz 5, 12627 Berlin
Tel.: (030) 992 45-335, Fax: (030) 992 45-444
E-Mail: presse@ash-berlin.eu
Bildnachweise: Autorinnen und Autoren,
David von Becker, Caroline Cyris, Diana Grothues, Juliane Schlei, SHK Mitte
Erscheinungsweise:
Zwei Ausgaben pro Jahr (April und Oktober); Auflage 5.000
Nächster Redaktionsschluss: 04. August 2014
In eigener Sache:
Die Redaktion des alice Magazins
möchte noch mehr Beiträge von und
mit Studierenden veröffentlichen.
Dazu benötigen wir Ihre Hilfe. Gerne
können Sie Beiträge sowie Vorschläge
und Ideen zu Artikeln einsenden.
Selbstverständlich stehen wir Ihnen
bei Fragen rund um das Schreiben
von Artikeln zur Seite.
Redaktionskontakt:
Diana Grothues
presse@ash-berlin.eu,
Telefon: (030) 992 45-335
Redaktionsschluss für die
alice 28: 04. August 2014
alice
Abo:
Eine Online-Ausgabe kann unter: www.ash-berlin.eu/alice-magazin
heruntergeladen werden. Mitarbeiter/-innen erhalten ihr persönliches
Exemplar per Hauspost. Anderen Leserinnen und Lesern bieten wir ein
kostenfreies Abo nach Hause.
ISSN 1861 - 0277
Anzeigen: Bitte an die Redaktion
Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Vervielfältigung u. Ä. nur mit
ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion.
Druck: besscom AG, www.besscom.de, 04/2014
Dieses Hochschulmagazin wird auf Recy®Star Polar
hochweiß gedruckt. Recy®Star Polar besteht zu 100%
aus Altpapier; ausgezeichnet mit dem Blauen Engel und
EU Ecolabel sowie 100% FSC Recycling und der Norm
DIN ISO 9706 für höchste Alterungsbeständigkeit.
Die in den Beiträgen geäußerten Meinungen spiegeln nicht unbedingt
die Ansicht der Redaktion wider.
In allen Artikeln und Beiträgen der alice folgen wir der vom Duden
empfohlenen Schreibweise und schließen alle Menschen mit ein.
Für alle, die lieber ihre Bücher
als ihr Konto studieren.
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gerade braucht. Und das Beste: Während des Studiums eröffnet, bleibt es bis zum 30. Geburtstag kostenlos. Informationen gibt es überall bei
Ihrer Berliner Sparkasse oder im Internet unter www.berliner-sparkasse.de/jungeleute
alice 27 · 2014