Dr. Charlotta Hardtke-Flodell, Simone Frübing, Victor Wolter
White Paper
Neue Lernbibliothek NEOTHEK
Projektbeschreibung / Stand: 24. Januar 2013
Neue Lernbibliothek NEOTHEK
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Inhalt
1.
Zusammenfassung ............................................................................................................................. 3
2.
Ausgangssituation.............................................................................................................................. 4
2.1. Einleitung ........................................................................................................................................................................4
2.2. Situation der Schulbibliotheken in Berlin ..........................................................................................................5
3.
Thesen ................................................................................................................................................... 8
4.
Maßnahmen ...................................................................................................................................... 10
4.1. Gründung einer Schulbibliothekarischen Arbeitsstelle Berlin ................................................................ 10
4.2. Einführung einer einheitlichen Schulbibliothekssoftware ........................................................................ 12
4.3. Organisation der Besetzung von Schulbibliotheken .................................................................................. 15
4.4. Nutzwertanalyse ....................................................................................................................................................... 17
4.5. Übersicht zum Personalbedarf ............................................................................................................................ 21
5.
Prozessbeteiligte ............................................................................................................................. 22
5.1. Prozesse ....................................................................................................................................................................... 22
5.2. Schulbibliothek .......................................................................................................................................................... 23
5.3. Zentrale Schulbibliothekarische Arbeitsstelle ............................................................................................... 24
5.4. Rechenzentrum ......................................................................................................................................................... 24
5.5. Erforderliche Ausstattung der Schulbibliothek ............................................................................................. 24
5.6. Personalbedarf........................................................................................................................................................... 25
5.7. Abgrenzungen ........................................................................................................................................................... 25
5.8. Vorteile für Schüler, Erzieher und Lehrer ........................................................................................................ 26
5.9. Vorteile für die Bezirksbibliotheken .................................................................................................................. 27
5.10.
Vorteile für die Zentral- und Landesbibliothek ................................................................................... 27
6.
Vorgehensweise ............................................................................................................................... 29
7.
Autoren .............................................................................................................................................. 31
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1. Zusammenfassung
Die in diesem Papier beschriebene „Neue Lernbibliothek“ (Neothek) ist ein neues Konzept im Rahmen
des Projekts eGovernment@School, um besseres Lernen an Berliner Schulen zu unterstützen und um
Schulen in ihrer Kernkompetenz – der Vermittlung von Bildung – zu stärken. Organisatorische Grundlage dieses Konzepts ist ein Verbund aus hier beschriebenen neuen Schulbibliotheken mit einer ausgewiesenen Zentrale. Die informationstechnische Grundlage dafür liefert z.B. MAGELLAN BIBLIOTHEK,
eingebettet in die Infrastruktur des Projekts eGovernment@School des Senats für Bildung. Die Neothek macht Lernen und Schule für Schüler, Lehrer und Eltern interessanter und effektiver.
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2. Ausgangssituation
2.1. Einleitung
Die Fähigkeit mit Kommunikationstechniken und Informationsmitteln umzugehen, entscheidet heute
über die kulturelle Integration von Kindern und Jugendlichen. Lese-, Medien- bzw. Informationskompetenz sind daher Schlüsselqualifikationen für den schulischen und beruflichen Erfolg. Sie bilden eine
Voraussetzung zur Verbesserung der Chancengleichheit und der gesellschaftlichen Teilhabe in einer
globalen Welt.
Schulbibliotheken fördern die Herausbildung von Lese-, Medien- und Informationskompetenz, unterstützen die Handhabung gedruckter und elektronischer Medien und vermitteln den sicheren Umgang
mit Datenbanken und Informationsquellen. Sie tragen dazu bei, dass Schüler die Fähigkeit zur eigenständigen Urteilsbildung und zum lebenslangen Lernen entwickeln.
Schulbibliotheken können im Unterricht und im Freizeitbereich genutzt werden. Sie unterstützen eine
sinnvolle Freizeitgestaltung im Hort und an der Ganztagsschule. An weiterführenden Schulen bieten sie
eine breite Palette von Angeboten, die für Vorbereitung der Prüfungen zum MSA und im Abitur geeignet sind.
Abbildung 1: Schulbibliothek der Müggelheimer Grundschule in Treptow-Köpenick
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2.2. Situation der Schulbibliotheken in Berlin
Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern hat Deutschland in Sachen Schulbibliotheken allerdings Nachholbedarf. Von den etwa 43.000 allgemeinbildenden und den ca. 9.000 berufsbildenden
Schulen verfügen nur wenig mehr als 15 Prozent über fachlichen Standards entsprechende Schulbibliotheken. Die Schulen in Berlin sind hier keine Ausnahme. Zusätzlich ist nach der Wende die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Öffentlichen Bibliotheken Berlins abgebaut und eine Reihe von
Schulbibliotheken geschlossen worden. Darüber hinaus sind im Zuge der Zusammenlegung der Bezirke viele kleine Kiezbibliotheken in unmittelbarer Nähe der Schulen verschwunden. Der Besuch einer
Schulklasse in einer Öffentlichen Bibliothekseinrichtung ist so für viele Lehrer zum „Wandertag“ geworden und mit einem erheblichen Aufwand verbunden.
Seit einigen Jahren werden Schulbibliotheken verstärkt von den Schulen selbst ins Leben gerufen.
Oftmals sind es engagierte Lehrer, Eltern, Freiwillige oder Erzieher, die in Eigenregie unter meist widrigen Bedingungen mit dem Aufbau von Schulbibliotheken beginnen. In einigen Stadtteilen wurden
lokale Initiativen mit dem Ziel gegründet, das Lesen und die Schulbibliotheken zu fördern.
Im Bezirk Treptow-Köpenick wurde 2005 vom Bezirksamt (Schul- und Bibliotheksamt) eine Schulbibliothekarische Arbeitsstelle (SBA) eingerichtet und damit eine in Berlin einzigartige Entwicklung in Gang
gesetzt: Von den ca. 50 Schulen des Bezirks verfügen inzwischen fast 40 über eine Schulbibliothek, die
von der SBA betreut werden. Sie unterstützen vor Ort die pädagogische Arbeit der Schule und sind aus
dem Alltag der Einrichtungen nicht mehr wegzudenken. Die SBA verfolgt weiterhin das Ziel, die Bibliotheken zu einem Verbund zu vernetzen und somit den Bestand aller Schulbibliotheken und der zentralen Lehrerbibliothek sichtbar zu machen. SchülerInnen und LehrerInnen könnten so im Gesamtbestand
recherchieren und schulübergreifend ausleihen.
Abbildung 2: Tätigkeitsbereiche der AGSBB
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Die im April 2010 gegründete Arbeitsgemeinschaft Schulbibliotheken in Berlin-Brandenburg (AGSBB)
ist ein Zusammenschluss vieler an Schulbibliotheksarbeit Interessierter und stellt ein Netzwerk für
Schulbibliotheken zum Erfahrungsaustausch und zur gegenseitigen Hilfe dar. Die AGSBB, in der 87
Schulbibliotheken aus zwei Bundesländern Mitglied sind, hat sich inzwischen in vielen Bereichen engagiert. Sie setzt sich dafür ein, dass finanzielle Mittel für den Bestandsaufbau bereitgestellt werden, qualifiziertes Personal für die Öffnungszeiten vorhanden ist und die Schulbibliotheken eine IT-Infrastruktur
erhalten bzw. zu multimedialen Lernzentren weiterentwickelt werden.
Das LISUM (Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg) verfügt über eine breite Palette
an pädagogischen Unterstützungsangeboten in der gemeinsamen Bildungsregion Berlin-Brandenburg.
1
Ein Schwerpunktthema ist dabei die Leseförderung, für die mit dem Lesecurriculum eine umfangreiche Materialsammlung auf dem Bildungsserver Berlin-Brandenburg zur Verfügung steht.. Als die drei
wesentlichen Säulen der Entwicklung von Lesekompetenz werden hier genannt: Lesen im Unterricht,
Lesen in der Schule und Kooperationen. Sie schließen die Nutzung der Schulbibliothek als eine wichtige Möglichkeit ein (Siehe Abbildung).
Abbildung 3: Die organisatorischen Säulen für Leseförderung (© LISUM 2011)
2
Das wurde auch in den 2012 vom LISUM organisierten Fachtagungen zur „Leseförderung als Schulentwicklung“ deutlich. Die drei Säulen der Leseförderung wurden hier als ein Modell zur Schulentwicklung
präsentiert. Im Bereich „Lesen in der Schule“ hat man neben der Lesekultur und der Elternmitarbeit die
Schulbibliothek stets mitgedacht.
In den Bezirken und im Land Berlin sind viele pädagogisch relevante Medien vorhanden. Durch die
unterschiedliche Trägerschaft von Schulpraktischem Seminar, Lehrerbibliotheken und den Regionalen
Fortbildungszentren ist der Medienbestand jedoch nicht transparent: Die Daten wurden nicht zusam-
1 http://www.bildungsserver.berlin-brandenburg.de/lesecurriculum_.html
2 http://www.bildungsserver.berlinbrandenburg.de/fileadmin/bbb/themen/lesen/publikationen/HR_foerderung_von_lesekompetenz_in_der_schule.pdf
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mengeführt und sind nicht gemeinsam durchsuchbar. Der Austausch der Bestände ist nicht vorgesehen. Auch die Angebote des Medienforums sind vielen Lehrkräften unbekannt oder geraten aufgrund
weiter Wege schnell wieder in Vergessenheit. Viele Möglichkeiten werden so nur sporadisch genutzt
und Chancen für Synergien nicht genutzt.
In vielen Schulen Berlins haben inzwischen engagierte Lehrer, Erzieher, Lesepaten, Ehrenamtliche und
Eltern zur Selbsthilfe gegriffen, spenden Bücher und helfen mit, einige Öffnungsstunden der Bibliothek
pro Tag zu gewährleisten. Dennoch: Nur wenige Schulbibliotheken können sowohl während der Unterrichtszeit als auch in der besonders für Ganztagsschulen wichtigen unterrichtsfreien Zeit genutzt werden.
Die an so manchen Schulen anzutreffenden, oft auf verschiedene Räume verteilten Schüler- und
Lehrerbüchereien, alleinstehenden Bücherregale oder Leseecken im Klassenzimmer, können das Leistungsspektrum einer zeitgemäßen Schulbibliothek bzw. – Mediothek nicht ausreichend abdecken.
Wenige Schulbibliotheken verfügen über PC-Arbeitsplätze mit Internet- bzw. Datenbankzugang und
Präsentationstechnik kombiniert mit Leseecken. Ungeeignete Räumlichkeiten verhindern, dass die
Schulbibliothek für alle Lehrer und Fächer im Unterricht genutzt werden kann. Der Medienbestand ist
selten elektronisch erfasst, sodass im Bezirk eine Kooperation und Bestandstransparenz in Bezug auf
Medien, Handapparate und Ausleihbestände kaum unterstützt werden kann. Die genutzte Bibliothekssoftware ist so unterschiedlich, dass keine gegenseitige Hilfe und Unterstützung möglich ist. Auch
technisch fühlen sich viele Schulbibliotheken alleingelassen. Ganze sechs Schulen in Berlin haben einen
Zugang zum Verbund der Öffentlichen Bibliotheken Berlins (VÖBB) erhalten.
Zentrale Ursachen für diese unbefriedigende Situation sind das Fehlen klar geregelter finanzieller Zuständigkeiten, definierter Qualitätsstandards und verbindlicher leistungsfähiger Organisationsstrukturen.
Abbildung 4: Schulbibliothek der Lenauschule in Kreuzberg
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3. Thesen
Neue Technik in Form internetbasierter Anwendungen (Bibliothekssoftware, E-Learning-Plattformen)
sowie entsprechender mobiler Endgeräte wie Notebooks, Tablet-PCs und Smartphones eröffnen neue
Möglichkeiten, die das klassische Bibliothekskonzept insbesondere im Kontext einer Schulbibliothek
erweitern. Die neue Bibliothek ist mehr als ein Gebäude oder Ort, an dem Bücher von Bibliothekaren
erfasst, verwaltet, ausgeliehen und archiviert werden. Das Internet und die Tatsache, dass heute fast
jeder von zu Hause und unterwegs Internetzugang hat, lassen neue Möglichkeiten der Recherche zu.
Ein Webbrowser genügt, um Bücher zu recherchieren und auszuleihen. Das im Folgenden beschriebene Konzept wird daher in Abgrenzung zu einer herkömmlichen Schulbibliothek als „Neue Lernbibliothek“ bezeichnet. Um die Anforderungen an ein neues Schulbibliothekskonzept definieren zu können,
ist es unerlässlich in die Zukunft zu blicken, um die Hypothesen zu umreißen, auf denen die Neue
Lernbibliothek basiert:
1. Digitale Lernbücher ergänzen gedruckte Bücher - Das gedruckte Schulbuch wird mittelfristig
durch digitale Lernbücher ergänzt. Auch sie müssen verwaltet werden. Die Lernbibliothek kann als
Teil des Geschäftsmodells für Schulbuchverlage entwickelt werden.
2. Lese- und Medienkompetenz ist der Schlüsselfaktor von Bildung – Geschriebene Texte ergänzt
um digitale Inhalte (Verweise, Videos, Animationen, interaktive Hilfen, etc.) sind die Grundlage des
Unterrichts. Eine entsprechende Lese- und Medienkompetenz der Schüler ist die zwingende Voraussetzung für erfolgreiches Lernen. Die Schulbibliothek ist der physikalische wie virtuelle Ort dafür.
3. Spracherziehung ist Integrationsfaktor - Ein signifikanter Anteil von Kindern nichtdeutschsprachiger Herkunft benötigt intensive deutsche Spracherziehung als Integrationsvoraussetzung für die Gesellschaft in Deutschland. Die moderne Schulbibliothek mit den passenden Medien kann dabei durch das Erleben von Lernerfolg und Lesespaß diesen Prozess unterstützen.
4. Das Lernen steht im Mittelpunkt, nicht die Information - Die früher mangels geeigneter Technik notwendige Recherchearbeit wird durch computergestützte und bibliothekarisch aufbereitete
Recherchemöglichkeiten deutlich verändert. Während es vor einigen Jahren noch schwierig war,
überhaupt Informationen zu finden, liefert das Internet heute einen Überfluss an Daten, aus dem
man zielgerichtet auswählen muss. Viele Pädagogen sind sich im Klaren darüber, dass es Aufgabe
der Schule ist, hier die entsprechenden Fähigkeiten zu vermitteln. Nicht nur das Finden von Informationen in unterschiedlichen Medien, sondern auch das Entnehmen des eigentlich Gesuchten,
dessen Bewertung und die entsprechend der Aufgabenstellung vorzunehmende Aufbereitung sind
notwendige Voraussetzung für ein sinnvolles Lernen mit dem Internet. Dementsprechend versteht
man unter Informationskompetenz die Fähigkeit, den eigenen Informationsbedarf zu erkennen, Informationen zu ermitteln und zu beschaffen sowie Informationen zu bewerten und weiterzugeben.
Eine moderne Schulbibliothek, die in den Unterricht eingebunden wird, ist ein guter Ort zur Vermittlung von Medien- und Informationskompetenz.
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5. Kollaborativ lehren und lernen ist effizient (Social Media) – Schüler, Lehrer und Eltern können
Bücher kommentieren, Nachhilfe anbieten, Lehrer können per Internet kollaborativ und schul- und
ggf. länderübergreifend (z.B. in den Fremdsprachen) Lehrmaterialien erstellen und austauschen
bzw. Lerninhalte unmittelbar für ihre Schüler publizieren. Die Neue Lernbibliothek ist eine Plattform mit authentifizierten Benutzern (Schülern, Eltern, Lehrer). Dies verhindert den Missbrauch
durch die sonst übliche Anonymität des Benutzers im Internet. Durch das Rechtesystem kann ausgeschlossen werden, dass z.B. Schüler in die Lehrmaterialen der Lehrer Einsicht haben. Der individuelle Lernprozess kann so motivierender, anschaulicher und effektiver gestaltet werden.
6. Digitale Lerninhalte konkurrieren mit sozialen Netzwerken und Spiele - Die abnehmende
Bedeutung von Büchern vor dem Hintergrund eines wachsenden Angebots digitaler Alternativen
wie Wikipedia, Facebook, Twitter und vor allem Spiele und dem daraus resultierenden geänderten
Freizeit- und Rezeptionsverhalten erfordert für die Kinder und Jugendlichen ähnlich attraktive
Lernangebote.
7. Die Schulbibliothek ist das zentrale Gesicht der Schule – Aufgrund ihrer zentralen Bedeutung
für das Lernen ist die Schulbibliothek ein zentraler Kommunikationsmittelpunkt für Schüler und ein
weiterer Lernort für den modernen Lehrer, der den Schülern an Informationskompetenz nicht
nachstehen will. Es ist einerseits ein Ort der Ruhe an der Schule, an dem man gerne verweilt und
auf eine gute Lernatmosphäre trifft. Anderseits kann die Schulbibliothek selbst Lernort werden, in
dem Unterricht unter Nutzung der vorhandenen Medien stattfindet.
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4. Maßnahmen
Der vorliegende Lösungsansatz für die Verbesserung dieser Situation ist zugleich eine Herausforderung für die an der Bildung beteiligten Senatsverwaltungen, Organisationen und Einrichtungen nämlich die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Bibliotheken zu intensivieren, Synergien zu nutzen
um Einzellösungen zu vermeiden sowie Prozesskosten durch einen zentralen Service zu senken.
In mehreren Bundesländern sind die für die Bildungsangebote Verantwortlichen diesen Weg gegangen
und haben in den Öffentlichen Bibliotheken - oft in Kooperation mit Wissenschaftlichen Bibliotheken zentrale schulbibliothekarische Service-Angebote eingerichtet, z. B. in Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachsen (insbesondere Oldenburg). In einigen Fällen sind aus jahrelangen Erfahrungen „BestPractice-Modelle“ entstanden, die als Maßstab und Orientierungshilfe für Berlin betrachtet werden
können. Als ein gutes Beispiel für einen erfolgreichen schulbibliothekarischen Service gilt die Schulbib3
liothekarische Arbeitsstelle in Frankfurt am Main . Für den Aufbau einer zentralen schulbibliothekarischen Dienstleistung besteht daher nicht die Notwendigkeit „das Rad neu zu erfinden“. Vielmehr gilt es
zunächst erfolgreiche Service-Angebote zu übernehmen, an die Berliner Verhältnisse anzupassen und
aktuelle technische Möglichkeiten einfließen zu lassen.
4.1. Gründung einer Schulbibliothekarischen Arbeitsstelle Berlin
Als eine erste Maßnahme in Berlin wird die Gründung einer Schulbibliothekarischen Arbeitsstelle Berlin
(SBA Berlin) vorgeschlagen.
Die 89 Öffentlichen Bibliotheken Berlins, - die Zentral- und Landesbibliothek und die Bezirksbibliotheken – sollten als wichtige Bildungspartner für die Schulen und ihre Schulbibliotheken betrachtet werden. Im Öffentlichen Bibliotheksverbund (VÖBB) sind über 6 Millionen Medientitel im Online-Katalog
erfasst und ausgewiesen. Die Verbuchung erfolgt inzwischen meist per RFID. Auf Wunsch werden zudem berlinweit die ausgeliehenen Medien versandt. Darüber hinaus stehen über VÖBB24 mehr als
13.000 digitale Medien rund um die Uhr zur Nutzung bereit. Diese Ressourcen und die Fachkompetenz
von mehr als 1000 Bibliothekaren können synergetisch für die Schulen und Schulbibliotheken genutzt
werden. So können aufwändige Eigenlösungen in den Schulen bei der Beschaffung, Erfassung und
Vermittlung des Schulbibliotheksbestandes vermieden werden und durch die freiwerdende Zeit z. B.
3
Die Schulbibliothekarische Arbeitsstelle in Frankfurt am Main (SBA F/M) mit Sitz in der Hauptbibliothek der
Stadtbücherei Frankfurt ging 1974 in Betrieb. Sie betreut einen Schulbibliotheksverband mit z. Zt. 90 Schulbibliotheken und hat die hauptamtliche Leitung für 13 Schulbibliotheken. Sie bietet weitere Medienangebote für 165
Frankfurter Schulen an und administriert den Personaleinsatz von rd. 350 Personen (LehrerInnen, Honorarkräfte,
Eltern, Ehrenamtliche) in den Schulbibliotheken. Die Personalkosten der SBA F/M betragen für 6,25 Diplombibliothekare und 8,5 Fachangestellte für Medien und Informationsdienste (FAMI) rd. 800.000 Euro / Jahr. Darüber hinaus ist ihr ein Bestandsetat vom Stadtschulamt von rd. 160.000 Euro / Jahr zugewiesen.
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Öffnungszeiten sichergestellt, Aktionen zur Leseförderung organisiert oder die Einbindung der Schulbibliotheken in den Unterricht unterstützt werden.
Darüber hinaus ist ein für die Schulen geeigneter schulbibliothekarischer Service nach dem Modell der
Schulbibliothekarischen Arbeitsstelle in Frankfurt am Main zu empfehlen. Die Bezirksbibliotheken
schlagen deshalb im Einvernehmen mit der Zentral- und Landesbibliothek vor, eine schulbibliothekarische Serviceorganisation in der Zentral- und Landesbibliothek einzurichten. Die Aufgabe dieser
„Schulbibliothekarischen Arbeitsstelle“ (SBA Berlin) ist es, die Schulen und die Schulbibliotheken zu
unterstützen, d. h. die Schule nach fachlichen Qualitätsstandards beim Aufbau und Einrichten der
Schulbibliothek zu beraten und die Lehrer beim Bestandsaufbau und der Inventarisierung zu entlasten.
Darüber hinaus soll sie vor Ort bei Aktionen zur Sprach- und Leseförderung behilflich sein, Informationskompetenz und Quellenwissen vermitteln und einen bibliothekarischen Auskunftsdienst für Lehrer
und Schüler online anbieten. Schließlich soll sie Fortbildungskurse für Lehrer, Ehrenamtliche und Eltern
durchführen und bei der Organisation von Freiwilligen, BuFDis und Jobcenter-Maßnahmen für die
Schulbibliotheken helfen. Auch durch die Anfertigung von Handreichungen, Checklisten, Literaturempfehlungen, Unterrichtsmaterialien etc. sowie die Einrichtung einer leicht benutzbaren Homepage kann
vorhandenes bibliothekarisches und pädagogisches Fachwissen in den Schulen besser genutzt werden.
Um die umfangreichen Aufgaben einer Schulbibliothekarischen Arbeitsstelle Berlin erfüllen zu können,
ist eine solide Ausstattung mit Personal sicherzustellen. Das Team der SBA könnte aus Bibliothekaren
und FaMIs bestehen, die in der zentralen Stelle oder in den Bezirken tätig sind. Solange es noch keine
ausgebildeten Schulbibliothekslehrer (teacher librarians) in Deutschland gibt, sollten auch LehrerInnen
und MedienpädagogInnen integriert werden. Immerhin gilt es neben der bibliotheksfachlichen auch
wirksame pädagogische Hilfestellung zu leisten, um die prognostizierten Schulentwicklungseffekte
realisieren zu können.
Abbildung 5: Schulbibliothek am Victor-Klemperer-Kolleg Berlin
Vor dem Hintergrund des Kooperationsvertrages des Deutschen Bibliotheksverbands Berlin (dbv) mit
der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft wird vorgeschlagen, ein Projekt „Aufbau
einer Schulbibliothekarischen Arbeitsstelle“ zu initiieren, das gemeinsam von den Bezirken und dem
Land bei der Unterstützung und Finanzierung des Projektes getragen wird.
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4.2. Einführung einer einheitlichen Schulbibliothekssoftware
Neben der Gründung einer Schulbibliothekarischen Arbeitsstelle Berlin wird die Bereitstellung einer
einheitlichen Softwarelösung für die Schulbibliotheken in Berlin vorgeschlagen. Im Zuge der Einführung einer neuen Schulverwaltungssoftware an Berliner Schulen ergibt sich die Möglichkeit, auch für
die Schulbibliotheken eine Standardlösung zu schaffen. MAGELLAN BIBLIOTHEK ist ein Ergänzungsmodul zur Schulverwaltungssoftware MAGELLAN. Es arbeitet mit den Daten von Lehrern und Schülern,
die im Hauptmodul bereits verwaltet werden. Diese Listen müssen also nicht extra eingegeben werden,
sondern stehen stets aktuell zur Verfügung. In der Bibliothek werden mit MAGELLAN die Medien katalogisiert und die Ausleihvorgänge registriert. Die Einbindung der Schulbibliothek in das Schulverwaltungsnetz ist ein effizienter Weg zur optimalen Nutzung der vorhandenen Technik. Sie unterstützt
aktuelle Prozesse der eGovernment@School-Entwicklung.
Abbildung 6: NEOTHEK Berlin
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Folgende Vorteile sind offensichtlich:
1.
Für die Schule erfolgt eine kostenlose Bereitstellung des Bibliotheksmoduls von Magellan.
2.
Alle Medien können mit einem Strichcode versehen und über einen Barcode-Scanner verbucht
4
werden. Noch zukunftsorientierter wäre ein Verbuchungssystem per RFID .
3.
Durch Nutzung einer Sonderlizenz ist der sofortige Beginn der Katalogisierung möglich - auch
wenn die Verwaltungssoftware an der Schule noch nicht installiert wurde.
4.
Die Schule wird bei der Schaffung der technischen Grundlagen unterstützt. Im Idealfall wird
bei der Installation der Schulverwaltungssoftware auch das Bibliotheksmodul integriert.
5.
Die Schule wird bei der Schulung des Bibliothekspersonals unterstützt. Es wird zentrale Einweisungsveranstaltungen geben. Die Ausbildung von Experten für die Bibliothekssoftware ist
denkbar und sinnvoll. Erarbeitetes Wissen kann der ganzen Stadt zur Verfügung gestellt werden (z.B. per FAQ, Wiki, Webseiten …).
6.
Ein modernes Medienverbuchungssystem gestattet es den Schulen, ihre Lehrbücher über die
Schulbibliothek zu verwalten. Auch nach der Einführung des Eigenanteils bei der Beschaffung
der erforderlichen Lernmittel (100 € pro Schuljahr) nach § 50 SchulG sind an den Schulen noch
viele Medien vorzuhalten. Viele Schulen berichten, dass der Anteil der Eltern, für die die private
Beschaffung der Bücher wirtschaftlich unzumutbar ist, weiter steigt. Andere Schulen arbeiten
mit einem Lernmittelfonds der Eltern oder des Fördervereins. In jedem Fall gilt es, viele Hunderte Medien zu verwalten. Eine gute Schulbibliothek-Software ist eine effiziente Lösung des
5
Problems .
7.
Die Software wird weiterentwickelt und den Bedürfnissen der Berliner Schulen angepasst:
a.
Mit Hilfe eines WebOPACs kann über das Internet in der Datenbank recherchiert werden
b. Ein Verbund der Schulbibliotheken wird möglich. Die Daten von bereits katalogisierten
Medien stehen allen Verbundteilnehmern zur Verfügung, sodass eine effiziente Buchaufnahme möglich wird.
c.
Die Lehrerbibliotheken in den regionalen Fortbildungszentren und das Medienforum
Berlin (Lehrerbibliothek des Landes Berlin) können in den Verbund integriert werden.
d. Es erfolgt eine Verknüpfung mit dem VÖBB der Öffentlichen Bibliotheken mit den Vorteilen:
i. neue Möglichkeiten der Recherche
4
Die Ausleihe und Rücknahme von Medien per RFID (radio-frequency identification) ist der aktuelle Standard in
den Öffentlichen Bibliotheken Berlins. Die Medien werden dabei mit Funketiketten ausgestattet, die eine berührungslose Erfassung der Daten ermöglichen. Die Verbuchung wird so einfach, dass sie vom Benutzer selbst durchgeführt werden kann. Mit Hilfe von Alarmsystemen kann dem Diebstahl wirksam vorgebeugt werden.
5
Hierfür gibt es gute Beispiele: Die Schulbibliothek des Victor-Klemperer-Kollegs Berlin verwaltet ca. 40.000 Medi-
en, darunter die 32.000 Lehrmittel, seit Jahren sehr effizient. Mehrere Tausend Euro konnten durch die sichere
Verbuchung und die Reduktion von Schwund in den letzten Jahren eingespart werden. Die Ausleihe erfolgt sicher,
komfortabel und stressfrei für alle Angehörigen der Schule.
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ii. Teilnahme an der Fernleihe und dem Medientransport
e.
Bereitstellung von kostenlosen WLAN-Hotspots in der Schulbibliothek
f.
Der Zugang zum Landesnetz Berlin wird ermöglicht.
g. Die einheitliche Erfassung, Katalogisierung und Aufstellung der Medien nach den
Richtlinien der SBA Berlin kann erfolgen. Ein Einkaufservice nach Bestelllisten kann
eingerichtet und ein Lieferservice angeboten werden.
h.
Ein einheitlicher Online-Zugang zu E-Learning-Angeboten kann geschaffen werden.
i.
Die Software kann die technische Basis für eine pädagogisch sinnvolle Einbeziehung
von Smartphones und Tablet-Computern in den Lernprozess sein.
j.
Erstellte Unterrichtsmaterialien und besondere Lernprodukte der SchülerInnen können
in den Medienbestand eingepflegt werden, sodass sie über den OPAC recherchierbar
sind.
k.
Die in der Zukunft notwendige Verwaltung von Lizenzen für elektronische Lehrbücher
kann über die Schulbibliothekssoftware erfolgen.
Die Entscheidung über die Nutzung einer solchen Softwarelösung fällt die Schule gemeinsam mit der
Schulbibliothek. Auch Schulen, die sich aus pädagogischen oder anderen Gründen gegen eine Computernutzung in der Schulbibliothek entscheiden oder bereits eine Bibliothekssoftware besitzen, werden
von den Serviceangeboten einer Schulbibliothekarischen Arbeitsstelle Berlin profitieren können.
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4.3. Organisation der Besetzung von Schulbibliotheken
Die Schaffung einer Schulbibliothekarischen Arbeitsstelle Berlin und die Bereitstellung einer einheitlichen informationstechnischen Standardlösung sind wichtige Faktoren für die Weiterentwicklung der
Schulbibliotheken Berlins. Gleichzeitig muss es eine wirksame Unterstützung der Schulen bei der Lösung des Personalproblems geben.
Dass engagierte Schulen bereits heute viele Möglichkeiten erschlossen haben, Personal in die Schulbibliothek zu bekommen, wurde bereits dargelegt: Ehrenamtliche, BuFDis, Praktikanten, Eltern, Schüler
und Lesepaten sind in Schulbibliotheken tätig und realisieren viele Grundlagen wie die Öffnungszeiten,
die Ausleihe, die Bestandspflege usw. Schulbibliotheken sind eine gern genutzte Gelegenheit für bürgerschaftliches Engagement im Einzugsgebiet der Schule. Auch Bibliothekskräfte, die über Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen des Jobcenters an die Schulen kommen, leisten wertvolle Arbeit. Kleinere finanzielle Unterstützungen für das Personal kommen manchmal von den Fördervereinen der Schulen.
Zu oft ist jedoch die Tätigkeit dieser MitarbeiterInnen zeitlich begrenzt und schafft nicht die für langfristige Prozesse wirksame Kontinuität. Als Quereinsteiger benötigen sie meist eine solide Anleitung
und Betreuung. Unterrichtliche Aufgaben übernehmen sie in der Regel nicht.
Es ist deshalb unbedingt ein Kernteam in der Schulbibliothek nötig, dass langfristig stabil zusammenarbeitet, über die nötige fachliche und pädagogische Kompetenz verfügt, die Verbindungen zum Lehrerkollegium der Schule schafft, in die Schulgremien integriert ist und die Arbeit der Schulbibliothek
entsprechend der Profilierung der Schule ausrichtet. Dieses Kernteam muss somit aus bibliothekarischen und pädagogischen Mitgliedern bestehen.
Abbildung 7: Nürtingen-Grundschule (Foto © Ralph Brugger)
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Eine gut aufgestellte Schulbibliothek hat z.B. täglich von 8.00 Uhr bis 16.00 Uhr geöffnet. Sie bietet die
Möglichkeit, die Räume der Bibliothek in den Pausen, im Unterricht, in den Freistunden und im Freizeitbereich der Schule zu nutzen. Die 40 Stunden Öffnungszeit pro Woche sind nur mit einem mehrköpfigen Bibliotheksteam zu realisieren. Dabei bildet das Kernteam das koordinierende Element für
alle Beteiligten. Es hat die Verantwortung für die pädagogische Ausrichtung der Bibliothek, für die
Betreuung der MitarbeiterInnen und für alle bibliothekarischen Prozesse.
Das Kernteam könnte aus einer hauptamtlich eingesetzten Arbeitskraft und einer stundenweise eingesetzten Lehrerin bzw. einem Lehrer bestehen. Es wird vorgeschlagen, die engagierte Tätigkeit der Lehrkraft je nach Größe der Schulbibliothek durch zwei bis sechs Abminderungsstunden zu unterstützen.
Da Schulen bereits heute über einen gewissen Anteil an Ermäßigungsstunden für Lehrerinnen und
6
Lehrer verfügen, die sie frei einsetzen können , ist die Höhe zusätzlich bereitzustellender Abgeltungsstunden pro Schule gar nicht so hoch. Die für die pädagogische Wirkung einer Schulbibliothek sehr
entscheidende Maßnahme ist somit durchaus realisierbar.
Eltern
Schüler
BuFDi
Kernteam
Ehrenamtliche
Lesepaten
Praktikant
Abbildung 8: Das Kernteam der Schulbibliothek erhält von vielen Seiten Unterstützung.
6
Die AGSBB beteiligte sich 2011 am Berliner Qualitätspaket für Kitas und Schulen und schlug u.a. Abminderungs-
stunden für Lehrer vor, die in Schulbibliotheken arbeiten. Im Antwortschreiben von Herrn Prof. Zöllner heißt es:
„Schulen verfügen bereits über einen gewissen Anteil an Ermäßigungsstunden für Lehrerinnen und Lehrer, die sie
frei einsetzen können. Eine Verteilung für die von Ihnen vorgeschlagenen Projekte steht aus unserer Sicht also
nichts im Wege.“
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Hauptamtlich in der Schulbibliothek eingesetzte Arbeitskräfte mit regulärer Bezahlung gibt es zurzeit
sehr selten. In bekannten Fällen setzen Schulen eine ihrer Schulsozialarbeiterinnen als Medienpädagogen in der Bibliothek ein. Sie verrichten dort neben bibliothekarischen Aufgaben auch Schulsozialarbeit. Die Sozialarbeit in Schulen wird in Berlin meist über einen Träger finanziert. Wie viele Sozialpädagogen an einer Schule arbeiten dürfen, hängt nach komplizierten Schlüsseln von verschiedenen Bedingungen ab: vom Schultyp, dem Anteil von NDH-Schülern, ob es eine Brennpunktschule ist, wie viele
Eltern arbeitslos sind usw. Hier einen weiteren „Topf“ aufzumachen oder die vorhandenen zu erweitern,
sodass mehr Schulen Personal für die Schulbibliothek bekommen können, wäre die entscheidende
Maßnahme, um das Kernteam der Schule bilden zu können. Es muss erreicht werden, dass pro Schulbibliothek im Durchschnitt ½ Vollzeitstelle eingerichtet werden kann.
Mit der Existenz eines Kernteams werden alle zusätzlichen Möglichkeiten für die Einbindung von Engagierten realistisch: Nun ist jemand da, der eine Schüler-AG gründen kann. Es gibt Koordinatoren für
die in der Schulbibliothek tätigen Eltern. Ansprechpartner für Ehrenamtliche, BuFDis und Praktikanten
sind verfügbar. Das Kernteam ist unverzichtbar.
Aktuell gibt es nur wenige Möglichkeiten, sich für die Arbeit in einer Schulbibliothek qualifizieren zu
lassen. Neben einer Weiterbildung zum/r Lese- und Literaturpädagogen/in über den Bundesverband
Leseförderung wird derzeit die Ausbildung zum Staatlich anerkannten Erzieher mit einem Bibliotheksmodul geprüft. Sie wird als berufsbegleitende Maßnahme durchgeführt, setzt also eine Beschäftigung
in der Schule/Schulbibliothek voraus. Geeignete Quereinsteiger sollten gefördert und finanziert werden. Gerade bei älteren Mitarbeitern gibt es hier noch ungenutzte Ressourcen, wie die vielen vom Jobcenter kommenden Teilnehmer der Maßnahmen zeigen. Nicht alle können noch eine neue Berufsausbildung beginnen, leisten aber in den Schulen pädagogische Unterstützung.
4.4. Nutzwertanalyse
7
Mit Hilfe des moderierten Workshops „Schulbibliothekarischen Arbeitsstelle“ am 7. Februar 2012 sind
30 Schulleiter, Lehrer, Bibliothekare und Vertreter der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft der Frage nachgegangen, welchen Nutzen die Schulen bzw. Schulbibliotheken von den
Dienstleistungen einer zentralen Schulbibliothekarischen Arbeitsstelle in der Zentral- und Landesbibliothek erwarten. Hierbei haben die teilnehmenden Schulleiter und Lehrer einen Mindeststandard für
die Schulbibliotheken definiert und festgelegt. Die Evaluation der Ergebnisse des Workshops stellt die
8
Grundlage für eine grobe Nutzwertanalyse dar (vgl. Tabelle 1: Nutzwertanalyse einer Schulbibliothekarischen Arbeitsstelle in der ZLB).
7
Der Workshop wurde von der Expertengruppe Schulbibliothekarischen Arbeitsstelle Berlin vorbereitet, die unter
Leitung von Frau Dr. Flodell (ZLB) Unterstützungsmöglichkeiten für Schulbibliotheken unter Berücksichtigung
einer modernen Infrastruktur diskutierte.
8
Die Nutzwertanalyse ist eine Methode der Entscheidungsfindung, bei der komplexe Handlungsalternativen und
Zielsysteme gewichtet und als Präferenzen für die Umsetzung festgelegt werden.
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Qualitätskriterium für die
Schulbibliothek
1. Integrationsfunktion
der Schulbibliothek in der
Schule
Die Schulbibliothek ist integraler Bestandteil des
Unterrichts für alle Lehrer
und alle Fächer
2. Vernetzung der Schulbibliothek nach außen
Vernetzung mit anderen
Schulen, Schulbibliotheken
und Einrichtungen im Bezirk
sowie mit den Bibliotheken
3. Geeignete Räume und
Infrastruktur in der
Schulbibliothek
Bibl.-Service-Anforderung
Bereitstellung von Medien
a) Einkaufservice nach Bestelllisten
inkl. Lieferung
b) Zusammenstellung von Unterrichtsmaterialien
c) Einheitliche Erfassung, Katalogisierung mit Bibliothekssoftware
d) Online-Zugang zu E-LearningInhalten
e) Lehrer-/Schüler-Hotline
Zentraler Support
a) Bereitstellung von IT-Infrastruktur
Lizenzen und Datenbanken
b) Online-Zugang zum VÖBB
c) Organisation und aktive Unterstützung von Lese- und Sprachförderprogrammen
d) Unterstützung mit Marketingmaßnahmen, Web-Auftritt etc.
e) Einbindung von regionalen Lehrerbibliotheken, des Medienforums
und anderer pädagogischer Bibliotheken der Stadt
Die Schulbibliothek ist multifunktional und dient als
Lernort, kulturelles Zentrum
und Aufenthaltsraum in der
freien Zeit. Sie bietet ein
vielfältiges Medienangebot,
Unterrichtsbetreuung, Beratung und Leseförderung
Fachliche Unterstützung
a) Beratung bzgl. Aufbau, Einrichten
und Medien-Ausstattung der
Schulbibliothek
b) Bestandsempfehlungen, Ranking
-listen, Besprechungen
c) Unterrichtskonzepte für Lehrer
zur Sprach- und Leseförderung
d) Vermittlung von Medien-/ Informationskomptenz/Quellenwissen
e) Qualitätssicherung und
Zertifizierung
4. Verlässliche Öffnungszeiten in der Schulbibliothek
Fortbildung und Betreuung für
Schüler, Lehrer, Eltern und Ehrenamtliche
Priorität
Zielgruppen *)
Sehr hoch
2
Sehr hoch
2
Sehr hoch
2, 4, 5
Hoch
2, 3, 4
Hoch
2, 3
Sehr hoch
1, 2, 3
Sehr hoch
Sehr hoch
2, 3, 4, 5
2, 3, 4
Hoch
1, 2
Sehr hoch
1, 2
Hoch
2
Sehr hoch
2
Sehr hoch
2, 2, 4, 5
Hoch
1
23/01/2013 Seite 19
Neue Lernbibliothek NEOTHEK
Qualitätskriterium für die
Schulbibliothek
Bibl.-Service-Anforderung
Priorität
a) Fortbildung Basiswissen für
Sehr hoch
Eltern, Ehrenamtliche, usw.
b) Fortbildung Medien- und InforSehr hoch
mationskompetenz für Lehrer
Sehr hoch
c) Betreuung und Entlastung des
Schulbibliothekspersonals mit
regelmäßigen Aktionen
Tabelle 1: Nutzwertanalyse einer Schulbibliothekarischen Arbeitsstelle in der ZLB
Die Schulbibliothek ist während der Unterrichtszeit für
Unterricht und Projektarbeit
nutzbar, aber auch (für
Ganztagsschulen) während
der unterrichtsfreien Zeit
Zielgruppen *)
2, 3, 4, 5
2, 3, 4, 5
2, 4, 5
*) 1=die Schule als Einrichtung, 2=Lehrer, 3=Schüler, 4=Eltern/Ehrenamtliche, 5= Personal
vom Job-Center
Es kann festgehalten werden, dass in Anlehnung an das Frankfurter Modell alle Beteiligten in der Schule bzw. Schulbibliothek von einem zentralen schulbibliothekarischen Service profitieren würden. Hierbei sind insbesondere folgende Vorteile hervorzuheben:
1. Transparenz für die Schulen im Bezirk und berlinweit
Statt komplizierten Eigenlösungen sorgt die professionelle elektronische Erfassung der Medien der
Schulbibliothek nach Maßstäben der SBA für mehr Transparenz im Hinblick auf die Medienbestände
der Schulen im Bezirk, hilft bei der Qualitätssicherung der Lehrmittel und unterstützt somit die wirtschaftliche Beschaffung der Medien. In Kombination mit einem Zugang zum Verbund der Öffentlichen
Bibliotheken Berlins (VÖBB) wird eine berlinweite Transparenz bezüglich der Ausleihbestände der Öffentlichen Bibliotheken ermöglicht und bietet zudem einen unkomplizierten Transport von Bücherund Medienkisten an die Schule.
2. Entlastung der Lehrer und Einbindung der Schulbibliothek in den Unterricht
Die Dienstleistungen der SBA entlasten die Lehrer von Aufgaben, die wenig mit ihren pädagogischen
Kernaufgaben zu tun haben, z. B. Medien, Handapparate usw. zu bestellen, zu beschaffen, zu erfassen
und in die Schulbibliothek zu integrieren. Sie können sich stärker auf die Vorbereitung und Durchführung von Sprach- und Leseförderaktivitäten sowie die Vermittlung von Medien- bzw. Informationskompetenz und Quellenwissen vor Ort konzentrieren.
3. Sicherstellung von Öffnungszeiten der Schulbibliothek
Durch gezielte Entlastungen der Schulbibliotheksbeteiligten z. B. durch Aktivitäten und Programme,
zentralen Support online aber auch durch Qualifizierung von Lehrern, Eltern und Ehrenamtlichen ist
eine erhöhte Kontinuität der Schulbibliothek und eine Ausweitung der Öffnungszeiten zu erreichen.
4. Unterstützung der Leseförderung an den Schulen
Eine gut ausgestattete, nach den fachlichen Standards einer SBA aufgebaute Schulbibliothek unterstützt die Schulen im komplizierten und aufwändigen Prozess der Leseförderung. Sie ist nicht nur Medienzentrum und Ort vieler Leseaktivitäten. Dort findet man anregende und sorgfältig ausgewählte
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Geschichten, die zum Nachdenken und zur Kommunikation ermutigen: über Freundschaft, Mobbing,
fremde Kulturen, Umwelt usw. Hier werden zugriffsbereit Lernmaterialien, Bilderbuchkinos oder Familienkoffer vorgehalten. An vielen Schulen nutzen die LehrerInnen auch digitale Leseförderprogramme
wie Antolin oder PISA KIDS.
5. Nutzung der Schulbibliothek im Freizeitbereich
Die moderne Schulbibliothek trägt außerhalb des Unterrichts zur sinnvollen Gestaltung der Freizeit bei.
Das betrifft den Hortbereich, vor allem aber die Ganztagsschule. An weiterführenden Schulen steht die
Schulbibliothek in den Pausen, vor und nach dem Unterricht sowie in den Freistunden zur Verfügung.
Hier können Hausaufgaben, Vorträge und Facharbeiten unter Nutzung der Bücher, des Internet und
der fachlichen Beratung angefertigt werden.
6. Stärkung der Informationskompetenz aller Schüler
Statt einzelner Bibliotheksbesuche der Schulklassen führt eine systematische und verlässliche Zusammenarbeit der SBA mit der Schule bzw. Schulbibliothek dazu, dass auch Schüler aus bildungsfernen
Schichten einen kontinuierlichen Zugang zu sorgfältig ausgewählten Medien erhalten.
Die Evaluation des Workshops macht auch deutlich, dass die schulbibliothekarischen Dienstleistungen
nicht allein auf eine Zielgruppe – die Schüler – beschränkt werden dürfen. Vielmehr sind maßgeschneiderte Angebote und eine differenzierte Unterstützung für alle an der Schulbibliothek Beteiligten, d. h.
Lehrer, Eltern, Ehrenamtliche und Personal.
Abbildung 9: Schulbibliothek des Siemens-Gymnasiums in Marzahn-Hellersdorf
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Neue Lernbibliothek NEOTHEK
4.5. Übersicht zum Personalbedarf
SBA Berlin (ZLB)
4 Bibliothekare bzw. FaMI und
Pädagogen mit 10 Abordnungsstunden
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Bestellservice
Empfehlungslisten
Handreichungen
Beratung Schularchitektur
Schulungen
Lizenzverwaltung
Unterstützung von E-Learning Projekten
Koordination des Schulbibliothekspersonals
Katalogisierung
Support
Hotline
Verbund
VÖBB
E-Learning
Z39.50 OPAC
Katalogisierung
Verbund
Medienforum
E-Learning
Berlin
Medien
Bibliotheken der
Regionalen
Lehrerfortbildung
Schulpraktischen
Seminare
Verbund
Medien
Unterlagen
4 Vollzeitstellen +
10 Abordnungsstunden
SBA Services
SBA Services
SCHULBIBLIOTHEK
SBA BEZIRK
• 1 Bibliothekar bzw. FaMI
• 1 Lehrer mit 6 Abordnungsstunden
•
•
•
•
•
•
Einweisung
Schulung
Projekte
Support
Koordination des Schulbibliotheks-personals
Hilfe vor Ort
1 Vollzeitstelle +
6 Abordnungsstunden
Kernteam:
• 1 Pädagoge mit
4 Abordnungsstunden
• 1 Mitarbeiter
mit ½ Vollzeitstelle
•
•
•
•
•
•
Ehrenamtliche
Job Center
Eltern
Schüler
Praktikanten
BuFDi
•
•
•
•
•
Verantwortung
Detailwissen
Schulung
Projekte
Ansprechpartner
• Öffnungszeiten
gewährleisten
• Ausleihe
• Bestandspflege
• Medienkisten
verwalten
½ Vollzeitstelle +
4 Abordnungsstunden
Neue Lernbibliothek NEOTHEK
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5. Prozessbeteiligte
Bibliothekare und Bibliotheksmitarbeiter der Öffentlichen Bibliotheken (SBA Berlin unter der ZLB
verwaltet, Stadtbibliotheken)
Schulleitung und Schulgremien
Bibliotheksbeauftragter Lehrer
in die SBA teilweise abgeordnete Lehrer
Personal der Schulbibliothek
Kollegium
Schüler
Eltern
5.1. Prozesse
Die Prozesse sind im Folgenden gruppiert nach „Nicht ortsgebunden“, also die Prozesse, die nicht
notwendigerweise in der Schulbibliothek anfallen, sowie nach „Ortsgebunden“ für die Prozesse, die in
der Schulbibliothek stattfinden.
Nicht ortsgebunden:
Selbstbedienung (Self Services):
o
Webzugriff auf digitale Inhalte
o
Webrecherche
o
Reservierung/Bestellung von Büchern
o
Lernen (E-Learning)
Kollaboration (Social Network):
o
Bücherlisten,
o
Bücherkommentierungen,
o
Quellensammlungen,
o
Unterrichtsmaterialsammlungen,
o
Kurserstellung,
o
Hausaufgabenhilfe,
o
Sprachlernhilfe
Neue Lernbibliothek NEOTHEK
Ortsgebunden:
Dienstleistungen:
o
Ausleihe und Rücknahme von Büchern und anderen Medien
o
Katalogisierung
o
Beschaffung
o
Recherche
o
Unterrichtsunterstützende Sammlungen (z.B. Bücherkisten)
o
Kopierzentrum
o
Organisation von Lesungen und anderen Veranstaltungen
o
Tutorials (Wie schreibe ich eine Facharbeit?)
o
Lehrer-Schüler Hotline
o
Dokumentenverwaltung
Kundenbezogene Prozesse:
o
Lesen
o
Recherchieren
o
Lernen
o
Unterricht in der Schulbibliothek
o
Kulturelles Zentrum und Aufenthaltsort während der Pausen
5.2. Schulbibliothek
Die Aufgaben der Schulbibliothek bestehen in:
Ausleihe und Rückgabe von Medien
Registrieren von Beschaffungswünschen
Unterstützung bei der Recherche
Unterstützung bei der Vorbereitung von Unterricht in der Schulbibliothek
Kopierzentrum
Bereitstellung und Verwaltung eines schulspezifischen Medienbestandes
Tutorials (Wie schreibe ich eine Facharbeit?)
Lehrer-Schüler Hotline
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23/01/2013 Seite 24
Neue Lernbibliothek NEOTHEK
5.3. Zentrale Schulbibliothekarische Arbeitsstelle
Die Aufgaben der Zentralen Schulbibliothekarischen Arbeitsstelle bestehen in:
Zentraler Beschaffung von Veranstaltungsangeboten und Veranstaltungskonzepten
Bereitstellung, Ausleihe und Rückgabe von/Medienkisten/Themenkisten zu besonders gefragten
Themen
Zentrale Recherche
Zentrale Katalogisierung
Unterstützung bei der Organisation von Veranstaltungen
Hotline für Schüler und Lehrer
Vorortbibliothekare „Bibliothekare auf Zeit“ bei Neuaufbau von Schulbibliotheken
Unterstützung bei der Planung von Schulbibliotheken (Neubau, Einrichtung etc.)
Schulungen von Lesepaten, Schulbibliotheksmitarbeiter, Leseförderangeboten
5.4. Rechenzentrum
Die Aufgaben des Rechenzentrums bestehen in:
Betrieb der Softwareinfrastruktur (Vernetzung, Internetzugang, Softwareverteilung, Virenschutz,
Spamfilter, Jugendschutzfilter)
Support (Hotline, Ticketsystem)
Schulungen
5.5. Erforderliche Ausstattung der Schulbibliothek
Räume nahe Eingangsbereich, hell modern, freundlich, nicht zu klein
Leseplätze (Sessel oder Stuhl und Tisch oder Stehtisch)
Terminal-Plätze (Stuhl, Tisch oder Stehtisch, Internet-Terminal)
Bibliothekar-Arbeitsplatz (Stuhl, Tisch, Internet-Terminal, Barcodescanner und Barcodedrucker
oder RFID-Reader/Writer, Laserdrucker)
Regale / Archiv
Softwarebetriebsinfrastruktur (Vernetzung,
Spamfilter, Jugendschutzfilter)
Magellan BIBLIOTHEK / Prozessorientierte Bibliothekssoftware
Support (Hotline, Ticketsystem)
Internetzugang, Softwareverteilung,
Virenschutz,
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Neue Lernbibliothek NEOTHEK
5.6. Personalbedarf
Vollzeitstellen
Abordnungsstunden
für LehrerInnen
SBA Berlin – Zentraler Dienst (Bibliothekar)
4
10
SBA Bezirk (Bibliothekar/Lehrer) je Bezirk
1
6
Schulbibliothek je Schule
½
4
400
3.200
Funktion
Schulbibliothek für 800 Schulen
9
IT-Betreuung für die SBA Berlin
Extern über Rechenzentrum
5.7. Abgrenzungen
Abgrenzung zur klassischen Schulbibliothek
Die Neothek ist ein Konzept, das die bisherigen klassischen Schulbibliotheken in einem Verbund organisiert und dafür die organisatorischen, inhaltlichen und technischen Voraussetzungen liefert. Es handelt sich um eine Erweiterung der klassischen ortsgebundenen Schulbibliothek durch:
Digitale wie analoge Inhalte werden strukturiert in katalogisierten und indizierten und ggf. ausgewählten Sammlungen herausgegeben, nicht nur herausgeberlos angeboten.
Vernetzung der Plattformen
Organisation als Verbund von Schulbibliotheken mit Zentraler Schulbibliothekarischer Arbeitsstelle
Neue Dienstleistungen
Verfügbarkeit von Dienstleistungen außerhalb des Bibliotheksgebäudes
Gleichzeitig werden durch das Projekt die Voraussetzungen geschaffen, um die pädagogischen Wirkungen einer klassischen Schulbibliothek zur Entfaltung zu bringen und durch die Möglichkeiten neuer
Technologien zu ergänzen.
Abgrenzung zu „E-Learning“
Der Begriff E-Learning ist nicht klar definiert. Er beschreibt einerseits allgemein lebenslanges Lernen
unterstützt durch Internetbasierte Informationstechnologien und ist gleichzeitig der Begriff, unter dem
entsprechende Lernumgebungen in Form von Cloud-basierten Diensten klassifiziert werden, die es
Lehrern und Schülern erlauben, digitale Lernmaterialien zu organisieren. Im ersten Fall handelt es sich
um eine allgemeine Prozessbeschreibung, im zweiten Fall sind es lediglich technologische Plattformen.
9
Genaue Angaben über die Anzahl der Schulbibliotheken in Berlin sind nicht verfügbar. Es wird geschätzt, dass
etwa ein Drittel aller Schulen z.Z. eine Schulbibliothek hat. Keinesfalls werden alle Schulbibliotheken Berlin sofort
alle Möglichkeiten nutzen. Vielmehr wird es ein mehrere Jahre dauernder Prozess werden, in dem die Nutzung
dieser Chancen optional bleibt.
Neue Lernbibliothek NEOTHEK
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Im Gegensatz zur Neothek werden weder zu Inhalten noch zur Organisation in einer Schullandschaft
Aussagen gemacht.
Digitale wie analoge Inhalte werden strukturiert in katalogisierten und indizierten und ggf. ausgewählten Sammlungen herausgegeben, nicht nur herausgeberlos angeboten.
Vernetzung der Plattformen
Zentrale
Abgrenzung zur „Bildungscloud“
Derzeit versucht das vom Bund geförderte Projekt „CloudCycle“ die Schaffung einer sicheren und jederzeit erweiterbaren Cloud-Umgebung für bildungsnahe IT-Angebote und entsprechende Dienste
10
mittelständischer IT-Anbieter . Entsprechende Ideen werden auch unter dem Begriff „Bildungscloud“
diskutiert. Hierbei handelt es sich im Gegensatz zur inhaltsorientierten Neothek um eine technische
Plattform für digitale Angebote im weitesten Sinn.
5.8. Vorteile für Schüler, Erzieher und Lehrer
Geregelte, lange Öffnungszeiten der Schulbibliothek
Dauerhaft in der Schulbibliothek arbeitendes Personal als Ansprechpartner
Integration der Schulbibliothek in die Schulentwicklungsprozesse
Neue Möglichkeiten der Leseförderung, der Medienerziehung und der Vermittlung von Informationskompetenz
Entwicklung eines neues Zentrums in der Schule mit Dienstleistungsangeboten, kulturellen Aktivitäten und vielfältigen Medienangeboten
Zusätzlicher Lernort für Schüler und Lehrer
Nutzung der Schulbibliothek im Freizeitbereich
Gewinnbringende Nutzung der Schulbibliothek an Ganztagsschulen
Unterrichtsmaterialservice für Lehrer
Verbesserte Möglichkeiten zur Entwicklung von Lese- und Medienkompetenz der Schüler
Effizienteres Lernen für Schüler
Gezieltere Beschaffungen von Medien
Integration des Schülers in Lerngemeinschaften
Förderung von Neugier, Lesevermögen und Sprachverständnis
Kostenminimierung durch Vernetzung und zentrale Dienstleistungen
Effiziente Verwaltung der Lehrbücher und anderer für die Schule wichtiger Medien
10
Siehe „www.cloudcycle.org“
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5.9. Vorteile für die Bezirksbibliotheken
Einige Bezirksbibliotheken (insbesondere Friedrichshain-Kreuzberg, Mitte, Spandau, Tempelhof) sind
der Nachfrage der Schulen nach Medienunterstützung und Sprach- bzw. Leseförderungsaktivitäten mit
entsprechenden Angeboten begegnet, z. B. der Zusammenstellung von Klassensätzen, Bücherkisten
und Leseförderungsprogrammen. Der Bezirk Treptow-Köpenick hat im Schulamt eine eigene Schulbibliothekarische Arbeitsstelle für alle Schulen im Bezirk eingerichtet.
In Treptow-Köpenick ist eine einzige Bibliothekarin für die Betreuung von aktuell 39 Schulbibliotheken
zuständig. In den anderen Bezirken werden die schulbibliothekarischen Dienstleistungen von den Kinder- und Jugendbibliotheken des Bezirks oder Kontaktstellen angeboten. Ein gutes Beispiel hierfür ist
das Programm „Kinder werden WortStark“ der CityBibliothek. Eine kontinuierliche Unterstützung von
Schulbibliotheken ist aufgrund mangelnder Ressourcen oft nicht möglich. Eine zentralisierte SBA wird
hier für Entlastung sorgen, in dem aufwendige Eigenlösungen standardisiert, Prozesse definiert und
Aufgaben gebündelt werden. Die Unterstützung der Kinder- und Jugendbibliotheken durch die SBA
setzt somit Ressourcen frei, die für die Betreuung der Schulen und Schulbibliotheken von den Bezirksbibliotheken genutzt werden können.
5.10. Vorteile für die Zentral- und Landesbibliothek
Die Rolle der ZLB als zentralen Dienstleister für die Öffentlichen Bibliotheken Berlins ist zunächst durch
die Bedeutung der VÖBB-Verbundzentrale offensichtlich. Diese Aufgabe mit einem SBA-Auftrag zu
ergänzen, stärkt die Rolle der ZLB als Zentralbibliothek. Sie erweitert darüber hinaus das Wirkungsfeld
der ZLB und damit auch den Zugang zu bisher nicht erreichbaren Marktsegmenten mit Bildungsbedarf.
Somit erhöht die SBA für die öffentlichen Bibliotheken Berlins die Chance, Kinder- und Jugendliche zu
erreichen und als zukünftige Nutzer zu gewinnen.
Die ZLB verfügt über Potentiale und Ressourcen, die sich für eine Wirkungserweiterung anbieten. Eine
SBA in der ZLB, die unmittelbar oder mittelbar (über die Bezirksbibliotheken) die Schulen bzw. Schulbibliotheken unterstützt, kann daher mit verhältnismäßig wenig zusätzlichem Aufwand aufgebaut und
betrieben werden. Das setzt allerdings voraus, dass Schulen und Schulbibliotheken mit einer entsprechenden IT-Infrastruktur ausgestattet sind, d. h. mit einem Internet-Anschluss, Präsentationstechnik,
leistungsfähigen PCs sowie mit einem gültigen Bibliotheksausweis zur Nutzung des VÖBB.
Folgende vorhandenen Ressourcen können mit geringfügigen zusätzlichen Investitionen angepasst
werden:
VÖBB-Zugang für Schulen: Hierbei ist eine Verknüpfung mit dem VÖBB möglich.Zugang zur elernBar: Zu diesem Zweck sind Lernkurse für den Unterrichtsbedarf der Schulen zu beschaffen und
vorhandene Lizenzen zu erweitern. Darüber hinaus sollte der Zugang der Lern-Kurse über VÖBB24
ermöglicht und entsprechende Lizenzverhandlungen unternommen werden.
Nutzung des Question-Point-Service online-Auskunft auch für die Lehrer-Schüler-Hotline: Dieser
Online-Service kann als Applikation für Handys ausgebaut werden und damit für Unterricht und
Projektarbeit gleichermaßen zugänglich gemacht werden.
Erweiterung von Datenbanklizenzen für Schulen bzw. Schulbibliotheken.
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Nutzung der ZLB-Kompetenz: Die Informations- und Medienkompetenz sowie das Quellenwissen
der ZLB-Mitarbeiter sind Potentiale die für eine Fortbildung in den Bezirksbibliotheken, vor Ort in
den Schulbibliotheken oder auch als Veranstaltungen in der ZLB systematisch anzubieten sind.
Der Betrieb der SBA kann voraussichtlich teilweise mit vorhandenem Personal, Räumen und Infrastruktur geleistet werden. Neben den zentralen Angeboten ist eine gute Vernetzung in den Bezirken wichtig, um kurze Wege zum Medienaustausch zu ermöglichen. Neben den Bezirksstrukturen könnten die
Schulen der Ortsteile ihre vorhandenen Kooperationen ausbauen. Auch Netzwerke der Kooperation
gleicher Schultypen sind vorstellbar. Es geht um eine neue Erschließung von Ressourcen auch im
Lehrmitteletat.
Weiterhin wird ein Teil der Medienlieferungen an die Schulen durch die Zusammenarbeit mit den Bezirksbibliotheken und deren Transportdienste gelöst werden können. Das erfolgt zum Teil heute schon,
auch über Nutzung der Schulpost z.B. in Treptow-Köpenick.
Darüber hinaus ist die SBA organisatorisch betrachtet mit der Verbundzentrale VÖBB zu vergleichen.
Im Rahmen der Zusammenarbeit mit den Bezirksbibliotheken wird entsprechend die Erstellung von
Rankinglisten, Besprechungen, Klassensätzen, Medienkisten und Unterrichtskonzepten von dieser fachlich unterstützt. Interessant wäre eine Versorgung der Schulen mit Klassensätzen, die über das Schulbibliotheksnetz erschlossen werden. Die Ressourcen der Schulen sind nicht bekannt, könnten aber zu
einer Umverteilung von Medienetats führen, weil Klassensätze in den Bezirken anders angekauft werden könnten (Problem des Verleihs für Schulen, weil sie Verluste befürchten – Öffnung wie im VOEBB
im Denken notwendig). Eine Nachhaltigkeit kann durch eine stabile und dauerhafte Personalbesetzung
in Schulbibliotheken geregelt werden.
Für die ZLB kommt als Herausforderung neu hinzu als, professioneller Medien- und Lizenzprovider für
Schulen, mit Verlagen und Anbietern eine stärkere Rolle bei Vertragsverhandlungen spielen zu können.
Davon wird auch die ZLB profitieren.
Auch die Aktivitäten zur Sprach- und Leseförderung werden vermutlich zu einer Zunahme der öffentlichen Aufmerksamkeit führen und damit auch für die ZLB als Image-Förderung wirken. Das trifft insbesondere für den Fall der Zertifizierungsverantwortung für die Schulbibliothek bzw. Schule zu.
Abbildung 10: Spaß am Lesen ist eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiches Lesen.
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6. Vorgehensweise
In den vielen Gesprächen mit Lehrern und Schulleitern in und außerhalb des angesprochenen Workshops „Schulbibliothekarischen Arbeitsstelle“ ist die Dringlichkeit des Themas deutlich geworden. Die
AGSBB meldet eine stetige Zunahme von Schulen, die sich Unterstützung beim Aufbau und der Einrichtung einer Schulbibliothek wünschen.
Schon die vielen Anrufe bzw. Mails vor und nach dem Workshop zeigen, dass Grundschulen, weiterführende Schulen und sogar Berufsschulen in ganz Berlin auf professionelle Beratung und standardisierte Dienstleistungen angewiesen sind, wenn sie eine zeitgemäße Schulbibliothek haben wollen.
Der Aufbau der SBA in der ZLB ist deshalb in der Kategorie „Landesprojekt“ zu betrachten und entsprechend zu handhaben. Für einen erfolgreichen Aufbau und Betrieb der SBA ist eine Verständigung
über Beteiligung, Umfang, Finanzierung, Zuständigkeiten und Zeitplan erforderlich. Hierfür sind bestimmte vorbereitende Maßnahmen notwendig. Folgende Schritte sind empfehlenswert:
Schritt 1: Zur Vorbereitung des Projektes ist zunächst ein Gespräch zwischen der Kulturverwaltung / Senatskanzlei und der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft zu führen mit dem Ziel, sich über einen gemeinsamen „Letter of Intent“ für das Projekt zu verständigen. Dazu ist die Zuständigkeit für Schulbibliotheken in den Senatsverwaltungen zu klären.
Zeitpunkt: II. Q. 2013
Das IT-Projekt unter eGovernment@School läuft bereits in einer ersten Testphase. Hierbei ist
zu beachten, dass alle Schulen in Berlin mit der Schulverwaltungssoftware Magellan ausgestattet werden und eine Landeslizenz existiert. Bis Sommer 2014 sollte an den Pilotschulen die
Anbindung an den VOEBB mit allen Angeboten über eine Schnittstelle ermöglicht werden.
Schritt 2: Für die Zustimmung der Bezirke ist eine Senatsvorlage zu erstellen, die Angaben zu
Umfang, Zuständigkeiten und Finanzierung des Projektes enthält. Zeitpunkt: I Q. 2013
Schritt 3: Für die Zielvereinbarung der Beteiligten ist eine Planungsunterlage nach LHO §24 zu
erstellen. Diese enthält Spezifikationen und Angaben zu
o
Projektinhalt, -Umfang, -Beginn und –Ende,
o
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung des Vorhabens,
o
Investitions- und Personalausgaben und
o
Finanzierungsplan
o
Zeitpunkt: II Q. 2013
Schritt 4: Erst nach Unterzeichnung der Zielvereinbarung kann das Vorhaben dem Haushaltsausschuss vorgelegt werden mit dem Ziel, die Zustimmung zur Finanzierung zu erhalten. Zeitpunkt: II Q. 2012
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Schritt 5: Nach Zustimmung des HH-Ausschusses wird das Projekt konstituiert und die Projektorganisation, die Projektleitung und –Mitarbeiter sowie die Projektinfrastruktur festgelegt.
Zeitpunkt: III Q. 2013
Schritt 6: Die Projektgruppe stimmt mit den beteiligten Bezirksbibliotheken und Schulen die
Umsetzung des Projektvorhabens ab, klärt Prioritäten und die Vorgehensweise und legt den
Projektplan mit Projektphasen und Meilensteinen fest. Die Dienstleistungen der SBA werden
darüber hinaus als Prozesse definiert werden müssen, bei denen die Schulen, Bezirksbibliotheken und Abteilungen der ZLB unterschiedliche Rollen einnehmen. Dieses Prozess-RollenKonzept für den Betrieb der SBA wird ebenfalls mit den Beteiligten abgestimmt und festgelegt.
Zeitpunkt : IV Q. 2013
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7. Autoren
Die Autoren des vorliegenden Entwurfs tauschen sich seit Monaten zu einer gemeinsamen Strategie
11
für die Förderung von Schulbibliotheken aus . Sie sind Mitglieder der Expertengruppe SBA Berlin und
haben Sichtweisen der Öffentlichen Bibliotheken, der Schulbibliothekarischen Arbeit in TreptowKöpenick, der praktischen Arbeit in der Schulbibliothek und der Arbeitsgemeinschaft Schulbibliotheken
in Berlin und Brandenburg (AGSBB) sowie die Sichtweise des Pädagogen einfließen lassen.
Dr. Charlotta Hardtke-Flodell
Leiterin der Abteilung Benutzungsdienste an der Zentral- und Landesbibliothek Berlin
Leiterin der Expertengruppe Schulbibliothekarischen Arbeitsstelle (SBA) Berlin an der ZLB
Simone Frübing, Dipl.-Bibliothekarin (FH)
Koordinatorin der Schulbibliothekarischen Arbeit in Treptow-Köpenick seit 2005
Leiterin der SBA Treptow-Köpenick im Schulamt Treptow-Köpenick seit 2008
Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Schulbibliotheken in Berlin und Brandenburg (AGSBB)
StR Victor Wolter
Leiter der Schulbibliothek am Victor-Klemperer-Kolleg Berlin
Lehrer für Mathematik und Physik
Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Schulbibliotheken in Berlin und Brandenburg (AGSBB)
11
Für die fachliche Beratung bei softwaretechnischen Fragen bedanken sich die Autoren bei Dr. Bernhard Stüber
und Dr. Matthias Stüber von der Firma STÜBER SYSTEMS. Ebenso bedanken sich die Autoren für die fachliche
Beratung bei Beate Herbst, Leiterin des VÖBB-Servicezentrums.