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Die sozialistische Internationale
Länder und in den Kolonialländern hervorbrach, rückte
immer näher heran. Der Burenkrieg, der Russisch-Ja
panische Krieg, die Marokkokrise, der Italienisch-Tür
kische Krieg, die
Balkankriege wa
ren Etappen auf
dem Wege zum
Weltkriege, —
Etappen, die in
der inneren Poli
tik der Länder
begleitet waren
von fieberhaften
Rüstungen, zuneh
mender Macht des
Militarismus und
dementsprechend
auch von zuneh
mender Verschär
fung derpolitischen
und wirtschaft
lichen Gegensätze. Die sozialistischen Parteien sahen
diese Entwicklung kommen. Richt aus Doktrinarismus,
nicht aus dem Bedürfnis nach billigen Agitationsmethoden
sagten sie auf ihren natio
nalen und internationalen
Kongressen, in ihren De
monstrationen und Kund
gebungen unversöhnlichen
Kampf dem Militarismus
an. Richt umsonst gaben
sie die Parole aus: dem
Militarismus keinen Mann
und keinen Groschen! Sie
wußten, daß in der mili
taristischen und imperiali
stischen Gefahr der größte
Feind des Friedens, der
Kultur, des Sozialismus
sich empvrreckte. Und des
halb machten sie den Kampf
gegen diese Gefahr mehr
und mehr zur Ausgabe
ihrer internationalen Or
ganisation.
Seinen präzisesten Aus
druck fand den Standpunkt
der Internationale in dieser
Frage in der Resolution
desStuttgarterKon-
g r e s s e s von 1907. Diese
Resolution lautet:
„Der Kongreß bestätigt
die Resolutionen der frühe
ren internationalen Kon
gresse gegen den Militaris
mus und Imperialismus,
und er stellt aufs neue
fest, daß der Kampf gegen
den Militarismus nicht ge
trennt werden kann von
dem sozialistischen Klassen
kamps im ganzen. — Kriege zwischen kapitalistischen
Staaten sind in der Regel Folgen ihres Konkurrenz
kampfes auf dem Weltmärkte, denn jeder Staat ist be-
Die Imperialisten möchten alles verschlingen
Spottbüd aus die Ländergier des zaristischen Rußlands
lLriegsgerüchte
Rach einer Lithographie von Edmond Bille
Quo einer Mappe „Ein Totentanz", Eäirion Zpes, Lausanne
strebt, seine Absatzgebiete sich nicht nur zu sichern, son
dern auch neue zu erobern, wobei Unterjochung frem
der Völker und Länder eine Hauptrolle spielen. Diese
Kriege ergeben sich
weiter aus den
unaufhörlichen
h Wettrüstungendes
Militarismus, der
ein Hauptwerk
zeug der bürger
lichen Klassenherr
schaft und der wirt
schaftlichen und
politischen Unter
jochung der Arbei
terklasse ist.
Begünstigt wer
den die Kriege
durch die von den
Kulturvölkern im
Interesse der herr
schenden Klassen systematisch genährten Vorurteile des
einen Volkes gegen das andere, um dadurch die Massen
des Proletariats von ihren eigenen Klassenaufgaben
sowie von den Pflichten
der internationalen Klassen
solidarität abzulenken.
Kriege liegen also im
Wesen des Kapitalismus;
sie werden erst aufhören,
wenn die kapitalistischeWirt-
schastsordnung beseitigt,
oder wenn die Größe der
durch die militärtechnische
Entwicklung erforderlichen
Opfer an Menschen und
Geld und die durch die
Rüstungen hervorgerufene
Empörung der Völker zur
Beseitigung dieses Systenis
treibt.
Insbesondere ist die Ar
beiterklasse, die vorzugs
weise die Soldaten stellt
und hauptsächlich die ma
teriellen Opfer zu bringen
hat, natürliche Gegnerin der
Kriege, weil diese im Wider
spruch stehen zu ihrem Ziel:
Schaffung einer aus sozia
listischer Grundlage ruhen
den Wirtschaftsordnung,
die die Solidarität der
Völker verwirklicht.
Der Kongreß betrachtet
es deshalb als Pflicht der
arbeitenden Klassen und
insbesondere ihrer Ver
treter in den Parlamenten,
unter Kennzeichnung des
Klassencharakters der bür
gerlichen Gesellschaft und
der Triebfeder für die Aufrechterhaltung der nationalen
Gegensätze mit allen Kräften die R ü st u n g e n zu
Wasser und zu Lande zu bekämpfen unb