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Freiheite kämpfe und Freiheitsideen der englischen Revolutionszeit
Mehrheit noch sehr gemäßigt, in deren Namen der
Sprecher die Monarchie von allen Regierungssormen
für die beste erklärte und jeden Gedanken an antimonar
chische Stimmungen in der Nation weit von sich wies.
Aber Karl l. nahm in seinem Dünkel noch den Stand
punkt ein, überhaupt keine Kritik an der Regierung zu
lassen zu wollen, da Könige wegen ihrer Handlungen
nicht ihren Untertanen, sondern nur Gott verantwortlich
seien. Es ist auch keine Frage, daß, als nun im November
1640 das lange Parlament zusammenkam, auch schon
Männer mit republikanischen Neigungen auf dem linken
Flügel der puritanischen Majorität zu finden waren, und
im ganzen war, der Volksstimmung gemäß, der Wille ent
schiedener, mit
dem Absolutis
mus reinen
Tisch zu machen.
Darin ging auch
die konservative
Minderheit zu
nächst mit der
puritanischen
Mehrheit Hand
in Hand; Ein
griffe ins Eigen
tum und in die
persönliche Frei
heit, wie in den
letzten Zeiten,
wollte niemand
mehr erleben,
und so schaffte
man alle denk
baren gesetz
lichen Siche
rungen gegen
die Wiederkehr
von Monopo
len, willkürli
cher Zollerhe
bung, Schiffs
geldeintreibung und allen den anderen Attentaten auf
den Geldbeutel oder Grundbesitz der Untertanen, räumte
mit den Ausnahmegerichten auf und nahm richter
liche Werkzeuge des Absolutismus aufs Korn. Vor
allem aber galt es für notwendig, die Hauptratgeber
der Krone zu strafen. Strassord in erster Linie, als
der gefährlichste, wurde unter Hochverratsanklage ge
stellt und dem Schafott zugeführt. Hierbei begann sich
schon der Ansang einer konservativen Opposition zu
zeigen. Doch herrschte gleichzeitig noch Einmütigkeit bei
der Sicherung des Parlaments gegen plötzliche Aus
schaltung. Nachdem schon bestimmt worden war, daß
alle drei Jahre ein Parlament zu berufen sei, wurde
jetzt das augenblickliche Parlament für nur mit seiner
eigenen Zustimmung auflösbar erklärt. Es war eine
revolutionäre Maßnahme, die bei der öffentlichen Mei
nung Anklang finden konnte als Sicherheitsmaßregel
gegen souveräne Plötzlichkeiten.
Demnächst begannen sich die Geister erst ernstlich zu
scheiden, Konservative und Puritaner immer mehr gegen
einander sich zusammenzuschließen, jene sich an die Krone
anzuschließen. Der Anlaß, aus dem sich die Konservativen
der Anverträglichkeit ihrer Interessen mit denen der
Parlamentsmehrheit klar bewußt wurden, war die Er
örterung der Kirchenfrage. Die Puritaner gingen zum
Angriff auf die Bischofskirche, ihre Verfassung, ihre
Formen und auch ihren Besitz über. Die Bischöfe hatten
auch in konservativen Kreisen Anstoß erregt durch zu große
Willfährigkeit gegenüber der Krone. Aber die ang
likanische Kirche war nicht nur ein monarchisches, sondern
auch ein aristokratisches Institut. Die Pfründen wurden
großenteils durch die Großgrundbesitzer als Patronats
herren besetzt, die höheren Würden waren eine Ver
sorgung für jüngere Söhne des Adels, die Zehnten zum
guten Teil in weltlichen Händen. And wenn die Puri
taner den verschwenderischen Wandel der Prälaten
geißelten, so fühlte sich der Feudaladel getroffen. Anter
dem „niede
ren Sektentum"
mit seinen ple
bejischen oder
gar proletari
schen Selbst-
ständigkeitsnei-
gungen witterte
man die Gefahr
einer Pöbelherr
schaft, und die
sen Glauben be
stärkten die vie
len stürmischen
Demonstratio
nen besonders
der proletari-
schenVorstädter,
die es schon seit
den Tagen des
kurzen Parla
ments in beson
ders erregten
Momenten gab.
Daß aber die
Macht der Iun-
kerpartei nicht
zu unterschätzen
sei, zeigte sich bei Gelegenheit der „großen Remonstranz"
des Parlaments vom 2. November 1641, die vor allem eine
parlamentarische Regierung verlangte, aber auch sonst dem
König übel zusagte. Zu seinem Trost indes war sie nur
mit ganz geringer Mehrheit durchgegangen, und das er
mutigte ihn zu einem Versuch, mit einem Schlag alles
verlorene Terrain wiederzugewinnen. Während gegen
Neujahr 1642 in den Straßen Londons blutige Schläge
reien zwischen demonstrierenden Volkshaufen und dem Ab
hub des Krautjunkertums stattfanden - Rundköpfe und
Kavaliere titulierten sie einander versuchte der König
am 4. Januar 1642 einen Gewaltstreich gegen die Haupt
führer der Parlamentsmehrheit, die er persönlich aus
der Sitzung weg verhaften wollte. Aber er fand die Vögel
ausgeflogen, und demnächst stand London zum Schutz
des Parlaments unter Waffen. So zog Karl von dannen,
nach ihm günstiger gesinnten Gegenden.
Der Bürgerkrieg zwischen Königtum und Parlament,
Kavalieren und Puritanern lag nunmehr in der Luft.
Bis zum Ausbruch wurde ein lebhafter Papierkrieg ge
führt. Das Parlament verlangte für sich nicht nur Be
setzung der Ministerposten, sondern auch alleinige Leitung
der inneren und äußeren Politik, Verfügung über die
bewaffnete Macht, Lösung der Kirchenfrage. Dem-
The House of Lommons
Nach einem Zriche aus äem fahre 1648