liefe sich von ihnen berichten, dafe ihr Trachten nur darauf eingestellt
sei, die Republik und deren Regierung zu schützen. Wenige Stunden
später waren die Mannen des Korvettenkapitäns Ehrhardt, die Lands
knechte aus dem Baltikumabenteuer und ähnliche Elemente, die
durch Noskes Fürsorge Zeit und Mittel erhalten hatten, sich auf neue
Taten zu rüsten, in den Berliner Regierungsgebäuden und die
Herren Ebert, Noske und ihre Kollegen aus der Regierung mufeten
Hals über Kopf aus der Reichshauptstadt entfliehen. Die rechts
sozialistische Politik hatte zum zweitenmal ihren
Bankrott erlitten. Der Noskekurs, der zur Bewaffnung der Gegen
revolution, zur Wiederaufrichtung des Militarismus geführt hatte,
war schwächlich zusammengebrochen. Nun stand die ganze Arbeiter
klasse einmütig und geschlossen auf, um sich diejenigen Rechte zu
sichern, die zur Durchführung ihrer Ansprüche notwendig waren.
Arbeiter, Angestellte und Beamte, gleichviel welcher Partei sie an
gehörten, sie alle traten in den Generalstreik ein, ohne dafe
dafür eine besondere Vorbereitung notwendig gewesen wäre. Und
nun galt es, diese Situation für das Proletariat nutzbar zu machen.
Wenn eine einheitliche politische Führung der Arbeiterklasse da
gewesen wäre, mit einem bestimmten Ziele und mit einem einheit
lichen Willen, so wäre damals manches erreicht worden. Die Kom
munisten aber gaben zuerst die Parole gegen den Generalstreik aus
und liefeen erst, als sie merkten, dafe kein Mensch auf sie hörte, von
ihrer Tölpelhaftigkeit ab. Und die Rechtssozialisten glaubten die
Bewegung dahin deuten zu können, dafe sie aus der Sorge um die
damalige Regierung entstanden sei. So erklärt es sich, dafe die
Leitung des Gewerkschaftsbundes sich an die Spitze der Bewegung
stellen und ihr einen ihr gemäfeen Stempel aufdrücken konnte. Sie
stellte eine Reihe von Forderungen auf, ihre berühmten acht
Punkte, die ohne Zweifel zur Reinigung des politischen Lebens
geführt und der Arbeiterschaft den ihr gebührenden Platz zugewiesen
hätten, wenn sie durchgeführt werden wären. Das scheiterte auf der
einen Seite an der Passivität der rechtssozialistischen Partei und auf
der anderen Seite an der von den Kommunisten und dem sogenann
ten linken Flügel der Unabhängigen Partei gepredigten Enthaltsam
keit von allem wirklichen politischen Einflüsse. So kam es, dafe die
Bewegung, die so prachtvoll einsetzte und eine so erfreuliche Einheit
zeigte, schliefelich im Sande verlief, ohne bedeutende Spuren zu
hinterlassen. Der einzige Leidtragende war Noske, dessen Dasein
als Wehrminister mit dem Kapp-Putsch beendet war; das hat seine
Partei nicht daran gehindert, ihn für seine Verdienste um die Gegen
revolution mit einer oberpräsidialen Pfründe zu belohnen.
Der Kapp-Putsch zitterte ncch einige Wochen lang im Ruhr
revier und in Mitteldeutschland nach. Im Westen war
es den Arbeitern aller Richtungen gelungen, die Freikorps aus dem
Felde zu schlagen und sich mit Waffen zu versehen. Sie hielten
den ganzen Bezirk besetzt und stellten eine ansehnliche Macht vor.
Aber die Bewegung war isoliert, und es war leicht vorauszusehen, dafe
sie in einem Blutbade enden würde, wenn sie nicht rechtzeitig abzu
brechen war. Schon rüstete sich die Reichswehr, um mit ihren alten
Methoden noch einmal die Niederwerfung der Arbeiterschaft zu ver
suchen. In die Bewegung selbst hatten sich anarchistische Elemente