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Die Tage des November.
Der Zusammenbruch. — Unterschiede zwischen Deutschland und
Rußland. — Schwierigkeiten rechts und links. — Die Antwort der
Gegenrevolution. — Die 1. Konferenz der A.- und S.-Räte. — Austritt
der Unabhängigen aus der Regierung. — Die Wahlen zur National
versammlung. — Ermordung Kurt Eisners. — Der Märzparteitag der
U. S. P. D.
Wenn wir heute, drei Jahre nach den Ereignissen, auf die
Novembertage des Jahres 1918 zurückblicken, so wissen wir, aus
welchen Gründen der Zusammenbruch des alten politischen
und militärischen Systems nicht in die vollständige Umwälzung
der kapitalistischen Wirtschafts- und Staatsverfassung ausmünden
konnte. Die Arbeiterbewegung stellte kein geschlossenes Ganzes
dar. Sie war wohl nach dem Betrüge der Kriegsjahre endlich er
wacht, aber sie war nicht von dem klassengemäßen Bewußtsein
durchdrungen, daß es nur durch die Zusammenfassung aller Kräfte
möglich wäre, die sozialistischen Ziele zu erreichen. Auf dem linken
Flügel stand der Spartakusbund, der wie hypnotisiert auf das russische
Vorbild hinstarrte und sich auch für Deutschland den Ablauf der
Revolution nur so vorstellen konnte, wie wir es an Rußland erlebt
hatten: die Besitzergreifung der politischen und militärischen Macht
durch einen kühnen Vorstoß, ausgeführt von einer kleinen Schar
entschlossener Kämpfer und die rücksichtslose Ausübung der Diktatur
auch gegen den Willen der Mehrheit des Volkes, selbst gegen den
Willen der Mehrheit der Arbeiterklasse. Er erkannte nicht das
Wesen der Revolution, sondern sah nur deren Begleiterscheinungen.
‘Zwischen Deutschland und Rußland bestanden aber gewaltige
Unterschiede. In Rußland eine vollkommene Desorgani
sation des wirtschaftlichen, militärischen und staatlichen Apparats;
weder das Bürgertum noch die Bauernschaft war als Klasse organi
siert, denn weder die wirtschaftliche noch die politische Verfassung
des Landes unter der Herrschaft des Zaren hatte die Möglichkeit zur
Bildung von Parteien gegeben, die nach dem Zusammenbruch des
alten Regimes als Vertreterinnen bestimmter Klassen die politische
Macht an sich reißen und erhalten konnten. Den Bolschewiki kam
nun zu Hilfe, daß sie durch die Uebernahme der bürgerlichen Parolen
„Frieden und Land“ sowohl die Bauern als auch die politisch noch im
Urzustände sich befindenden Arbeiter für sich gewinnen konnten.
Nur aus solchen Umständen ist es zu erklären, daß der Handstreich
der Bolschewiki im November T9I7 gelang und daß sie durch die
Eroberung des Regierungsapparats in den beiden Hauptstädten