durch Kriegsentschädigungen zu erreichen sucht: jede Milliarde im Jahre,
die durch eine Verminderung der Rüstungskosten erspart wird, ent
spricht der Verzinsung einer Kriegsentschädigung von 20 Milliarden.
Mit dem Abkommen über Abrüstung und Schiedsgerichte wird auch das
Maximum an materiellen Garantien gegen künftige Ueberfälle gegeben,
das in der kapitalistischen Gesellschaft durch bestimmte Friedens
bedingungen überhaupt erreichbar ist.
Den sichersten Schutzwall des Friedens bildet freilich nur ein poli
tisch machtvolles, geistig selbständiges Proleta
riat, bildet dessen intensivste Teilnahme an der äußeren Politik, die im
vollsten Lichte der Oeffentlichkeit zu führen ist.
Macht und Selbständigkeit des Proletariats, Offen
heit und Klarheit in der Politik, Einheit im Innern, internationale Soli
darität nach außen bringen den Frieden, sichern den Frieden.“
Es ist, geschichtlich gesehen, besonders bemerkenswert, daß Karl
Kautsky damals noch die einmütige Zustimmung der ganzen Kon
ferenz fand. Auch die Spartakusanhänger erklärten sich rückhaltlos
mit seinen Anschauungen einverstanden. Erst einige Zeit später ist
ihnen die Erleuchtung gekommen, dalz Kautsky eigentlich ein
„Konterrevolutionär“, ein „verkappter Bourgeois“ sei, um ihre
Terminologie zu gebrauchen.
Die Besprechung der Opposition gab den Instanzenmehrheiten die
gewünschte Gelegenheit, die Zerreißung der Partei durch
zuführen. Zwar boten die Beschlüsse der Konferenz keinen eigent
lichen Anlaß dazu, aber schon die Tatsache, daß die Opposition
sich gegen die Gewaltstreiche des Parteivorstandes überhaupt zur
Wehr zu setzen wagte, mußte dazu herhalten, um die Spaltung der
Partei durchzuführen. In der sozialpatriotischen Presse wurden
dem Parteivorstand die Stichworte dazu geliefert. Es wurde von ihm
verlangt, daß er die Teilnehmer an der Konferenz als der Partei
zugehörigkeit verlustig erklären solle. Dazwischen fiel die Ablehnung
des deutschen Friedensangebots durch die Entente, was die Mehrheit
veranlaßte, sich von neuem an den Burgfrieden der Bourgeoisie zu
ketten.
Am 16. Januar trat der Parteiausschuß im Reichstags-
E ' Tude zu einer Sitzung zusammen. Sie war dazu bestimmt, mit der
osition abzurechnen. E b e r t hielt wieder eine seiner bekannten
sn; e r behauptete, daß die Opposition den Bruch mit der Gesamt
partei bereits vollzogen habe, jetzt seien nur die Folgerungen daraus
zu ziehen. Auf Antrag von 5indermann (Dresden) und Lobe
(Breslau) wurde mit 29 gegen IO Stimmen eine Resolution an
genommen, in der es hieß:
„Jetzt haben die Leiter der Arbeitsgemeinschaft ihr parteizerstörendes
Werk gekrönt durch die Einberufung einer Reichskonferenz der
Opposition. Ihr Vorgeben, sie wirkten für die Einheit der Partei
und im Rahmen der Partei, ist damit in seiner ganzen Unehrlichkeit
enthüllt. Sie haben sich als Parteileitung aufgetan und zum 7. Januar d. J.
Parteiorganisationen und Sonderorganisationen nach Berlin zusammen
berufen.
Das ist die Gründung einer Sonderorganisation gegen die
Partei, und die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft wie ihre Anhänger
haben sich numehr auch von der Partei selbst getrennt. Die