München.
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In dem riesengroßen Hause lag eine Wache unseres Regi
ments und im nördlichen Flügel ein Zug vom Alexauder-
Garderegiment. Die Abschnitte stießen hier aneinander.
Von den Dächern der nach Westen zu liegenden staatlichen
Gebäude, die man aus Mangel an Truppen nicht alle hatte
besetzen können, wurden jetzt als Sonntagsvergnügen unsere
draußen stehenden Wachtposten beschossen.
Den Oberbefehl, den man mir als dienstältestem an
wesenden Offizier übertragen wollte, lehnte ich dankend ab,
um nachher nicht Berichte schreiben zu müssen; mein Alexander-
Leutnantskamerad, so einer von der Art, die uns keiner nach
macht, führte dafür seine Sache, wie sie nicht besser geführt
werden konnte.
Ausgeschwärmt hinaus, über Höfe und Mauern ran an
den Gegner. Das Feuer wurde lebhafter; schon mischte sich
ein Maschinengewehr von der anderen Seite hinein. Der
erste Verwundete bei uns.' Das Maschinengewehr wurde
leicht entdeckt. Auf der Glockenbrüstung einer nahe gelegenen
Kirche (St.-Benno-Kirche?) winimelte seine zahlreiche Be
dienungsmannschaft.
Da spielte der Leutnant seinen Trumpf aus. Er hatte
bei der Wache ein Geschütz. Das wurde geholt, hinter der
Straßenecke schnell vorgeschoben und abgefeuert, zurückgeholt
und nochmals und nochmals. Die ersten beiden Schüsse
waren Volltreffer. Oben am Turm flogen die Steine und
klafften die Löcher, die dem Kirchenvorstand in der Rechnung
viel Kummer machen werden, den Leutnant aber, der ge
wohnt war, ganze Städte in Trümmer sinken zu sehen,
wenig kümmerten. Die anderen Schüsse gingen vorbei, und
weil das Ziel hoch und nur 300 Meter ab lag, weit hinaus
in die Stadt. Da mögen sie in eine friedliche Kaffeegesell
schaft eingeschlagen sein.