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München.
nisse in der Stadt vom Augenschein kannten und jetzt in der
frohen Stimniung, daß die Zeit des lebensgefährlichen Aus-
spähens vorbei war und der Kampf begann, an allen Fern
sprechverbindungen saßen — diese Offiziere also bestätigten
die Ziffer 60000, die die Zeitungen und unsere Tagesbefehle
als Gesamtsumme der roten Streiter angaben. Sie waren
überzeugt, daß ein großer Teil davon auch kämpfen
würde.
Schön, dann gibt es eben ein richtiges Gefecht. Je mehr
Feinde, je mehr Ehre.
Während wir auf der Straße standen, gab es mit einem
Mal Bewegung. Es mar wohl ein Motorfahrer mit Mel
dungen gekommen, und es hieß, daß sofort vormarschiert
werden sollte, weil in der Stadt schon gekämpft würde.
Der Zusammenhang war so, daß die Erschießung der un
glücklichen Geiseln bekannt geworden war, in der Stadt
Bürger gu den Waffen gegriffen hatten und nun die verfüg
baren Truppen Hals über Kopf eingesetzt wurden.
Einen Feldzugsplan gab es nun nicht mehr.
Ich wurde zum Bahnhof an den Fernsprecher geschickt,
suchte dort mit Erfolg meinen Gleichmut eine Stunde lang
zu bewahren — nicht so einfach, weil immer falsche Dienst
stellen sich meldeten — und fand, als ich zurückkam, meine
P'erde und den Burschen einsam ain Gartenzaun stehen.
Meine Truppe war weg, spurlos verschwunden.
Im Straßenschlanrme marschierten Bataillone der preußi
schen Garde, und Kavallerie stand aufgesessen. Überall, wo
ich fragte, zeigte man mir denselben Weg.
Wir ritten denn scharf, kamen in einen Wald und durch
kreuzten lange Linien frischer Schützengräben, die die Front
nach Norden hatten. Dann folgten weite Moorwiesen, ein
Flugplatz, vereinzelte Fabriken mit blinden Fenstern und ge