München.
Mai 1919.
(^><ls wir gegen Ende April nach Thüringen befördert
SX wurden, ahnten wir, daß das neue Quartier wohl der
Aufmarschraum für den Feldzug gegen München sein sollte,
vielleicht auch Flankenstellung gegen Leipzig und Dresden,
wo das süddeutsche Beispiel einer Räterepublik schon bedenk
liche Ansätze zu einer Nachahmung gezeitigt hatte.
In Thüringen selbst war alles ruhig.
Von dem Saalfelder Bahnhof aus zogen wir in das
ärmlich aussehende Land.
Zwischeil frischgcpflügten Feldern am Hügelhang liegt
da ein Denkmal, wo nach verlorenem Tag ein preußischer
Prinz unter französischen Säbclstichen auch noch sein Leben
verlor. Schlacht bei Saalfeld 1806. Es ist wahr, Preußen-
Deutschland hat schon mehr Kriege verloren, aber unsere
Vorfahren haben sich immer wieder aufraffen können. Wir
auch? Unsere Nachfahren? Es ist kein frohes Reiten durchs
Laud, wenn einem so die Gedanken belasten.
„Mög' immer Gott cs uns erhalten,
Das Jnfanteriesignal zum Avancieren..."
— ich kann die Liliencronschen Verse nicht mehr genau, aber
ihr Sinn fiel mir ein. Daß wir bei dem Geist unseres
Kaiserheeres keine Angst zu haben brauchten vor den geehrten
Nachbarn, auch nicht vor Russen und Baschkiren, so war der
Sinn. — Hätten wir doch erst wieder ein Heer! Hätten wir
doch erst wenigstens wieder eine Miliz! —
Die Leute in Thüringen waren blaß; sie müssen wohl
gehungert haben auf ihrem mageren Boden. Die Zeitung