Werbung.
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offizier, erst Major, aber 36 Monate im Westen gewesen, der
Sieger von Fresnes. Er fand den richtigen frisch-fröhlichen
Ton für die Leute und machte sich damit beliebt. Alles hing
zu Anfang von der Geschicklichkeit der Führer ab. Die ge
druckten Disziplinarbestimmungen waren damals für die
Katze. —
Die ersten Töne schwingen zu lassen, gewissermaßen den
Chor zu stimmen, blieb mir überlassen. Jeden Morgen stand
im Exerzierschuppen ein Haufe Männer mit Koffern (das
waren die guten) und ohne Gepäck (das waren die minderen),
die bei einem Werbeoffizier der Brigade in irgendeiner Stadt
den Verpflichtungsschein unterschrieben hatten.
Von den ain Tag zuvor gesammelten fehlten immer schon
ein paar am Morgen. Denen war es nur um die freie
Fahrt zu tun und um das warme Essen. Sie suchten Ge
legenheit zum Stehlen und gingen von uns zur nächsten
Werbestelle einer anderen Truppe.
Auch der krankhafte Wandertrieb der geistig Minder-
ivertigen spielte seine Rolle; mir sind oft solche „Reisende"
über den Weg gekommen.
Also. ich hielt jeden Morgen eine kleine Ansprache, daß
Sozialismus auch Arbeit und Ordnung wäre — und daß
es bei uns keine Soldatenräte mehr gäbe.
Weil der erste Eindruck immer am besten haftet, wurde
erst haarscharf ausgerichtet, vorschriftsmäßig gemeldet, jede
Wendung genau gemacht und wiederholt — Kommiß älterer
preußischer Schule. — Aber jeder wußte gleich, woran er war,
und wurde still wie in der Kirche.
Beim Antreten fand man ab und zu Leute mit falschen
Vizefcldwebelpapiercn, die in Reih und Glied sprangen, an
statt vor der Front zu bleiben.
Deshalb war die erste Maßregel, Fragezettel an die Polizei