Auftakt.
19
Einen kannte ich; er hatte vorher in einer politischen
Versammlung seine Gedanken entwickelt, d. h. er hatte unter
vielen Heiterkeitserfolgen mit den schweren Fremdwörtern,
die merkwürdigerweise zum Sprachgut einer Revolution un
entbehrlich zu sein scheinen, gerungen und hatte sich in seiner
gekränkten Eitelkeit hinreißen lassen, sogar den Termin ziem
lich genau zu verraten.
In der üblichen Weise war vorgegangen: Autoschnellfahrten,
Besetzung von öffentlichen Gebäuden, Maueranschläge — und
zwar neu, aber von dem Standpunkte aus ganz vernünftig,
Plünderung der Reichsbank. 2'U Millionen waren dorther
geholt, zum Teil in Goldrollen.
Das Hauptquartier war in der Tausendmannkaserue. Man
munkelte mittags, daß es dort Sekt geben sollte, worauf
sich die Zahl der Anwerbungen für die Bewegung beträcht
lich hob.
Der 21er Rat tat nichts.
Er beratschlagte.
Jede Gemüsefrau wußte, daß die Brüder unter einer
Decke steckten und vorbereitetes Spiel spielten.
Am Nachmittag kochte die Volksseele.
Es wurden Bürger- und Soldatenversammlungen ab
gehalten, und die Redner hatten es leicht, Beifall zu erringen,
wenn sie erklärten, daß dies dem Faß den Boderr ansschlüge,
und daß man sich dies nicht gefallen zu lassen brauche.
Um drei Uhr ging jemand mit kurzem Händedruck an mir
vorbei und sagte: „Stoßtrupp R. sammelt sich da und da,
Losung ist so und so."
Als es dunkel war, wälzten sich Haufen der Versammlungs-
teilnehmer vor das Kasino, das mit Maschinengewehren ge
spickt war, lärmten und verlangten den Präsidenten, forderten
Abdankung uird heulten, in Stoßwellen von einem Punkt
. 2*