Kappenfeft.
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Unwillen in jeder Form geäußert. So weit war man — da
brach Feuer aus im Gebäude.
Da hätte es, schon am dritten Tage des Umschwungs,
wieder einen einheitlichen Willen aller Miete zahlenden Mit
bewohner geben müssen, nämlich Löschen, Niederschlagen des
Bolschewismus. Wir Soldaten fühlten uns dafür als Berufs-
feuerwehr und wären am liebsten gleich aus Berlin abgerollt
ins Ruhrgebiet.
Der dritte Tag soll immer eine Krise im Fieber sein.
An diesem dritten Tage ging es sehr unruhig her im
Vaterlande. Alles schrie aufeinander los und schlug and)
wohl aufeinander los, Einwohnerwehren, „Aktionskomitees"
und Streikleitungen. Die Volksseele kochte und warf Blasen
und Spritzer, wie in einem großen Asphaltkessel, wenn tüchtig
eingeheizt wird.
Kurz, es war so, wie ich mir als Junge eine Revolution
vorgestellt habe.
Die Stimmung war infolgedessen auch bei mir, nach einem
scheuen Rückblick auf unsere „Nachtübung", gedrückt und
zerrissen..
Weiß einer, was mir Stimmung und Gleichmut wieder
gegeben hat? Das war die Rote Fahne, das Blatt der
Kommunisten. Die hatte einer für mich gekauft, hoch oben
im Norden der Stadt für zwei Mark die Nummer. Der
Händler hatte sie nach vorsichtigem Umschauen unter dem
Überzieher hervorgezogen.
Der Leitaussatz der Roten Fahne war geradezu köstlich,
anerkennend und wohlwollend für uns. In gemilderter
Sprache wiedergegeben führe ich zur Probe daraus an: Die
Regierung, die nur aus zwei Männern besteht, sitzt mit dem
zum Sitzen vorgesehenen Teile in der Spitze der Bajonette. —
Schon wieder die „Bajonette". — Ein kleiner Vermerk im