Kappenfeft.
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brauchten, um zu klaren, verfassungsmäßigen Zuständen zu
kommen. Auch sonst sprach man so im Lande, nicht nur auf
dem Lande. Alle vernünftig und nicht eigennützig Denkenden
wünschten sie.
Sobald welche von unseren Negimenteru nach Berlin zu
Verwandten fuhren und mit an den Stammtisch genommen
wurden, klopfte man bei ihnen auf den Busch. „Wann mar
schiert Ihr denn endlich ein? Berlin wartet darauf. Sie
legen die Fahnen schon zurecht. Die älteren und guten
Arbeiter sind im Inneren damit einverstanden, wenn es
dann mit uns besser wird. Und was die Unabhängigen siird,
die werden sich die Hände reiben, wenn die Regierung des
feindlichen Bruders über Bord geht."
Man sprach offen davon.
Wenn Revolutionen nicht gemacht werden und von selbst
kommen, so werden auch die Maßnahmen, die Revolution im
vernünftigen Gleis zu halten, nicht gemacht, sondern kommen
von selbst.
Vom Kaiser, oder nur von einem Kaiser, wurde nie ge
sprochen, nirgends. Dies Geschlecht ist republikanisch ver
dorben und muß vielleicht so aufgebraucht werden. Bei
unseren Kindern wird cs anders sein. Was von monarchischen
Bestrebungen erfunden wurde, ist nicht einmal zum Lachen
— ist platt.
Monarchisten im Herzen waren wir alle — aber unsere
Hoffnungen lagen nicht in naher Zukunft.
Es wurde immer mit offenen Karten gespielt; eine Ver
schwörung sieht anders aus. Unsere Zeitungsfrau war ein
geweiht und die Fliesenleger, die die Baracken ausbesserten.
Die letzten Tage durften wir nicht auf Urlaub nach Berlin.
Dort waren die bekannten Belästigungen von Ententeoffizieren
vorgekommen, wie in Bremen auch. Das konnte sich wieder