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Oberschlesien.
Wie aus dem Liede hervorging, schienen die Soldaten in
Kurland sich mit auffallender Schüchternheit benommen zu
haben. Ich denke allerdings, daß es nur einen Einzel
fall schildert, den man nicht verallgemeinern kann. Nach
ihren sonstigen Erzählungen schien es lebhafter zugegangen
zu sein.
Jedenfalls wurde unser Sprachschatz jetzt um zwei Aus
drücke bereichert, die in Kurland ständiger Unterhaltuugstou
gewesen waren. Der eine Ausdruck hieß „entrubelu", das
bedeutet Geld wegnehmen, der andere „ abservieren", das heißt
andere Sachen wegnehmen. Nicht immer mochte drüben das
Entrubelu so harmlos gewesen sein wie bei uns, wo wir
jeden ersten im Monat loszogen, um den Zahlmeister zu
entrubelu, und auch beim „Abservieren" mochte wohl manch
mal der Weg amtlicher militärischer Beschaffung verlassen und
Dinge genommen sein, die man im Haushalt nicht abserviert,
wie Pferde und Jagdwagcn und dergleichen.
Vou den zu uus Gekommenen natürlich nicht. An denen
war nichts hängen geblieben, was sie dadurch beweisen konnten,
daß sie kein Geld hatten. Nicht mal eine Kasse. Die war
gestohlen. Das fremde Geld aber hatte ein tüchtiger Feldwebel
bei den Leuten eingesammelt zum Umtauschen in Leipzig.
War aber nicht damit zurückgekommen. Kam auch nicht mehr
zurück.
Was braucht denn ein Soldat Geld? Viele der Neuen
zeichneten sich durch völlige Nichtachtung des Geldes aus,
auch der eine oder andere Offizier, d'er dadurch um die Ecke ging.
Das ist alles traurig, aber leider wahr.
Die Straffälligkeit stieg wieder im Regiment, die wir
aufs äußerste schon herabgedrückt hatten durch Auskehren
mit eisernem Besen.
So lagen die Verhältnisse im Revolutionsjahr zur Zeit