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Auftakt.
waren selbst noch zu einigen Zehntausenden; aber Unruhe
faßte die Stadt. „Jetzt kommt die Gegenrevolution; sie haben
wahrscheinlich den Kaiser (den armen kranken Kaiser) aus
Holland geholt und in einem Salonwagen hinten angehängt."
In der Nacht schon wurde das prächtige, ganz mit roten
Tüchern behängte Offizierskasino, das Hauptquartier des 2ler
Rates mit starker Bedeckung versehen, und Abteilungen der
Roten Garde marschierten zum Bahnhof.
In ihren Koppeln pendelten die Handgranaten über
funkelnagelneuem Zeug, das das Bekleidungsamt in schweren
Mengen geliefert hatte. Auf dem Bahnsteig drohten unter
dem Schild „Herzlich willkommen" die Läufe der Maschinen
gewehre.
Und am Morgen, bei Regenwetter, kamen die Seesoldaten;
es waren, glaube ich, 230 Mann. Sie sahen so aus, wie
man im Felde aussieht, mit schlechtem, gelb und braun ge
wordenem Zeug, mit schmalen Gesichtern und ernsten Augen.
Im Knopfloch hatte jeder einen kleinen immergrünen Strauß
mit einer schwarz-weiß-roten Schleife. Sie warteten geduldig
zwei Stunden lang, bis eine Musikkapelle kam.
Dann gingen sie ruhig und friedlich mit angezogenen
Gewehren in Gruppenkolonnc hinter ihrer flatternden Fahne
her zur Kaserne. Schulkinder säumten die Bürgersteige und
riefen schüchtern Hurra; aus den Fenstern winkten die Bürger
und wehten auch Landesfahnen.
Es war nicht groß das Schauspiel, eher ein bißchen weh
mütig und ein bißchen armselig und doch wunderschön.
An dem Tage fiel mir zum ersten Male wieder auf, daß
meine Sporen klangen.
Ich erzähle das etwas ausführlicher, weil ich, zwischen
den Zeilen zu lesen, zeigeu wollte, daß bei einer Truppe
(oder auch politischen Gruppe) .die Zahl wenig, — der Geist,