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mandant, der Matrose Otto Tost, kämpfte als Delegierter des
Kongresses vor dessen Plenum um die Annahme der in der
Resolution gestellten Forderungen. 170 Seine Kameraden unter
stützten ihn dabei von der Tribüne des Hauses aus. Als der
Präsident des Kongresses, Leinert, drohte, die Tribüne räumen
zu lassen, rief ihm ein Matrose zu: „Passen Sie auf, daß Sie
nicht ausgeräumt werden!“ 180
Eine Einladung der Soldatenräte zu einer dritten Tagung im
Schloß beweist, in welchem Maße die Volksmarinedivision
neben dem Spartakusbund bei dieser Einwirkung auf den
Reichsrätekongreß die treibende Kraft war und daß sie bis
zum traurigen Ende dieses Kongresses den Kampf um die
gestellten Forderungen nicht auf gab. Die Einladung lautete:
„Vblksmarinerat von Berlin, den 19. 12. 1918
Groß-Berlin und Vororten im Schloß
Einladung
Auf Grund des uns erteilten Auftrages laden wir Ihren
Soldatenrat, vertreten durch 3 Delegierte, zu einer Sitzung auf
Freitag d. Mts., nachm. 3 Uhr, im Kaisersaal des Schlosses zu
Berlin ein.
Tagesordnung:
1. Berichterstattung.
2. Vorbereitung von Anträgen, die zur Vollsitzung der Groß-
Berliner Soldatenräte im Reichstag zu stellen sind.
Kameraden!
Wir sind der Ansicht, daß unsere beiden Sitzungen sehr viel
zur Klärung der Lage beigetragen haben, und hoffen deshalb,
daß Sie auch in der heutigen Sitzung vertreten sind.
Es leben unsere selbstgewählten, von unserem Vertrauen
getragene Soldatenräte!
(Stempel) Im Aufträge
Die Volksmarinedivision gez. Dorrenbach“ 181
179 Allgemeiner Kongreß der Arbeiter- und Soldatenräte Deutschlands
vom 16. bis 21. Dezember 1918.. Berlin 1921, S. 66 (siehe Quellenverzeichnis),
und „Die Rote Fahne“ vom 19. Dezember 1918.
180 „Die Rote Fahne“ vom 20. Dezember 1918.
181 Deutsches Zentralarchiv I, Potsdam, Reichskanzlei, Nr. 2508/5, Bl, 23.