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im Raum Potsdam — Berlin zusammenzogen und das General
kommando Lequis bildeten, das sich aus zurückgekehrten
Garderegimentern zusammensetzte und die Soldatenräte nicht
anerkannte. Die Stimmung der Räte der Berliner Garnison
und der Volksmarinedivision war erregt, weil es sich langsam
herumsprach, daß man unter den Lequis-Trüppen eine syste
matische Hetze gegen Berlin betrieb und daß die Truppen in
voller Kriegsausrüstung einrücken sollten. Die Soldatenräte
begannen zu ahnen, daß ein Schlag gegen alle Räte geführt
werden soll. Sie wußten, daß man unter anderem mit dem
Argument arbeitete, die Leute von der Wasserkante hätten
in Berlin nichts zu suchen und müßten so bald wie möglich
die Hauptstadt verlassen. Sie sahen deshalb dem von den
Mehrheitssozialisten mit großem Aufwand vorbereiteten Ein
zug dieser Truppen mißtrauisch entgegen. Die Soldatenräte
forderten während und nach ihrer Versammlung energisch,
daß, wenn dieser feierliche Einzug schon unbedingt stattfinden
müsse, dies dann aber ohne Kanonen, Munition und Stahl
helme zu geschehen habe. Der Vollzugsrat machte den Ver
such, bei der Kommandantur und beim Kriegsministerium
diese Forderung durchzusetzen. Als von dort mitgeteilt wurde,
man könne es doch den Truppen nicht antun, ihnen Waffen
und Munition zu nehmen, gab er nach. Die Volksmarine
division war aber nicht gewillt, sich gewaltsam aus Berlin ver
treiben zu lassen. Sie schickte zunächst Späher zu den Lequis-
Truppen. Diese ermittelten, daß im Grunewald große Mengen
Munition für den Einmarsch bereitlagen, daß auf jeden Mann
etwa 2000 Schuß kamen, die sie teilweise auf Wagen mit
führten oder bereits als Taschenmunition empfangen hatten. 140
Da rief Dorrenbach am Abend des 9. Dezember die Vertreter
einiger Soldatenräte der Garnison und den Polizeipräsidenten
Eichhorn ins Schloß. Er machte den Fehler, auch Anton Fischer,
den stellvertretenden Stadtkommandanten, zu rufen, dem die
Revolutionäre damals noch — sehr zu Unrecht — vertrauten.
Über die Sitzung im Schloß berichtet Eichhorn:
„In der.Nacht zum 10. wurde ich plötzlich nach dem Schloß,
dem Quartier der Volksmarinedivision, gebeten; ich fand dort
eine Versammlung aufgeregter Soldaten und erfuhr von dem
140 Urkundenband UdPL, 7. Aktenstück (siehe Quellenverzeichnls).