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gegen Entgelt. Die Antwort lautete zustimmend. Man machte
nur den Vorbehalt, daß man sich auf Geschäfte' kleineren
Umfangs nicht einlassen könne. Es wurde eine Zusammen
kunft zur Festlegung der Einzelheiten außerhalb des Marstalls
verabredet. Als der Abgesandte aus dem Schloß dorthin kam,
nahmen die Matrosen ihn fest und übergaben ihn der
Kommandantur.
Aus der Tatsache, daß die Matrosen die Angelegenheit der
Kommandantur übergaben, kann man erkennen, daß sie nicht
die Absicht hatten, selbst weiter einzuschreiten. Doch Metter
nich erblickte hier die Gelegenheit, eine seiner Absichten zu
verwirklichen. Dieser Freund des Hohenzollernhauses hatte
nicht zufällig am 11. November die Matrosen unbedingt im
Marstall unterbringen wollen. Er war auch im Auftrag der
Familie Hohenzollern tätig. Er wollte mit Hilfe der Matrosen
den Schutz des Eigentums der Hohenzollern übernehmen, bis
diese nach erfolgreicher Gegenrevolution nicht mehr um ihren
Besitz zu bangen brauchten. Daß er ein enger Vertrauter der
ehemaligen Kaiserfamilie war, beweist zum Beispiel die Tat
sache, daß am 12. November 1918 der ehemalige Kronprinz
Wilhelm, als Flüchtling aus Spa kommend, in Holland zu
nächst Metternichs Schloß Hillenraadt aufsuchte und dort bis
zum 23. November weilte. 66 Richard Müller schreibt in seinem
Buch über die Novemberrevolution, daß Metternich ein per
sönlicher Freund Wilhelms II. gewesen sei, und spricht auch
die Vermutung aus, daß Metternich das Schloß seinem Freund
wieder habe übergeben wollen.
Daß Metternich sich im Schloß der Hohenzollern auskannte,
geht daraus hervor, daß er schon am 12. November Wels ver
anlaßt hatte, folgendes Schreiben aufzusetzen:
„Herr Scheidemann wird ersucht, die Schloßwachen anzu
weisen, Herren der Intendantur den Zutritt ins Schloß zwecks
Lebensmittelbestandsaufnahmen und Überweisung an den
Marstall (Matrosenrat) zu gestatten.
Der vom Reichskanzler ernannte
I. Kommandant von Berlin Wels
Gegengezeichnet: Ebert, Scheidemann.“ 67
56 Rudolf Rotheit, a. a. O., S. 52.
57 Erklärungen der Volksmarinedivision, a. a. O.