Damit hat der Stadtverordnetenbescliliiß vom 16. Fe
bruar 1948 für den Unterabschnitt B 77 30 und B 77 20
seine Erledigung gefunden.
Berlin, den 31. Juli 1948
Magistrat von Groß-Berlin
L. Schroeder Fuellsack
Institut
ittr Ernährung und Verpflegungswissenschaft
Tätigkeitsbericht
Das Institut für Ernährung und Verpflegungswisseu-
schaft untersteht nach § 3 der Satzungen in ernährungs
wirtschaftlicher und verwaltungsmäßiger Hinsicht der
Abteilung für Ernährung, während auf dem wissenschaft
lichen Aufgabengebiet des Instituts die Abteilung für Ge
sundheitswesen die Aufsicht führt.
Das Institut hat vom Magistrat von Groß-Berlin fol
gende Aufgaben erhalten:
I. Grundlagen- und Zweckforschung auf dem
Gebiete der Ernährung und Verpflegung zu be
treiben,
II. Behörden, Handel und Industrie sowie die Bevölke
rung über Erhaltung, Verbesserung und rationelle
Ausnutzung der Lebensmittel zu beraten,
III. sich bei Planung auf dem Gebiete der Ernährung
gutachtlich zu äußern,
IV. Lehrgänge und Ausstellungen «u veranstalten,
sowie die Arbeitsergebnisse durch Presse und Rund
funk zu veröffentlichen.
Das Institut ist keine überwachungsstelle im Sinne
des l/ebensmittelgesetzes, sondern eine Porschungsstätte
zur Gewinnung neuer Erkenntnisse. Es berät in erster
Linie den Magistrat von Groß-Berlin, Abteilung Ernährung,
ilarüber hinaus aber auch die einschlägige Lebensmittel
industrie, soweit allgemeine Interessen vorliegen, und
dient somit nicht nur der gesamten Bevölkerung von Ber
lin sondern von Gesamtdeutschland. Neben der wissen
schaftlichen Grundlagenforschung und Lebensmitteltechno
logie werden darüber hinaus auch noch Fragen der Ge
meinschaftsverpflegung besonders gepflegt.
I. Wissenschaftliche Forschungsthemen
a) Studium der Frage der biologischen Werterhaltung
unserer Nahrungsfette
In natürlichen Gien und Fetten sind Stoffe enthalten,
die das Verderben (Ranzigwerden) der öle und Fette
verhindern und die Zerstörung labiler Wirkstoffe (z. B.
' itamine) verhindern oder verzögern. -Es sind Unter
suchungen im Gange, solche oxydationshemmenden Stoffe
zu isolieren und zu charakterisieren.
Für die Zukunft wird angestrebt, derartige Stoffe auch
in Deutschland technisch zu gewinnen und ölen und
Fetten zur Erzielung einer hochwertigen Fettnahrung zu
zusetzen.
b) Studien über synthetische Fette
Die synthetische Herstellung von Fetten wird bereits
großtechnisch durehgeführt. Das Problem der Herstellung
nur von solchen synthetischen Fettsäuren, die dem Kör
per zuträglich sind und leicht resorbiert werden, ist noch
nicht gelöst. Das Institut befaßt sich mit der Aufgabe
der Herstellung nichtkörperfremder Fettsäuren, versucht,
sie auf synthetischem Wege herzustellen und die Bedingun
gen ihrer Herstellung zu studieren.
e) Studien über synthetische Aminosäuren
Bei der Herstellung der Ausgangsprodukte für syn
tetisches Fett fallen chemische Verbindungen an, die im
stande sind, biologisch minderwertige (pflanzliche) El-
"eißstoffe zu verbessern, so daß sie der Wertigkeit tie
rischen Eiweißes nahekommen.
d) Herstellung von Wasser-in-öl-Emulsionen
Die Frage der Wirkung von Emulgatoren dieser
Fmulsionsarten wurde studiert. Sie sind wichtig für die
Herstellung von Fettsparmitteln und Margarine.
e) Abbau von Eiweißverbindungen
Eiweißverbindungen lassen sich, wie bekannt, ab
bauen. Es wird untersucht, welche Wege des Abbaues ein
zuschlagen sind, um möglichst hochwertige Abbauprodukte,
die der Körper leicht aufnimmt und verdauen kann, zu
gewinnen.
f) Hochfrequenzwärmebehandlung in der Lebensmittel
technik
Durch Hochfrequenzwärmebehandlung lassen sich
schlechte Wärmeleiter aller Art rasch und gleichmäßig
vom Innern der Substanz aus erwärmen. Durch eine solche
Wärmebehandlung läßt sich bei Getreide und Getreide
produkten die Quellfähigkeit steigern. Zur Zeit wird unter
sucht, inwieweit sich die Haltbarkeit von Mais und Hafer
mehl durch Hochfrequenzerwärmung verbessern läßt.
Auch in der Schädlingsbekämpfung dürfte die Hoch-
frequenzerwärmung für die Abtötung von Schädlingen
Aussicht auf Erfolg haben.
g) Der biologische Zellabbau
Im Lebenskreislauf der Pflanzen erfolgt im Herbst
ein Abbau der Zellinhaltsstoffe, der untersucht wurde. Die
bei der Untersuchung gewonnenen Erkenntnisse lassen
sich nutzbar machen für eine bessere Durchführung des
künstlichen biologischen Zellabbaues, wie er bei der Silage
und Fermentation statttindet.
h) Untersuchungen im Versuchsgarten
1. Die Behauptung, daß durch späte Stickstoffdüngung
die Eiweißbildung erhöht werden könne, wurde bei Hafer
und Kohl nachgeprüft. Die bisherigen, allerdings erst
einjährigen Versuche haben keine Bestätigung für diese
Behauptung erbracht.
2. Es wurde ein Versuchsschrebergarten von etwa
300 qm Größe zur Demonstration hergerichtet. Es sollte
gezeigt werden, welche maximalen Erträge sich bei Aus
nutzung aller gärtnerischen Erkenntnisse aus einem sol
chen Stück Land ohne liesondere Düngung heruusholen
lassen. Die Ernten dieses Gartens wurden gewichts- und
kalorienmäßig bestimmt und der Ertrag für eine Person
berechnet unter der Voraussetzung, daß der Schreber
garten einer vierköpfigen Familie zusätzliche Ernährung
gewähren sollte. Der zusätzlich erzielte Nahrungsantell
pro Person und Tag belief sich auf etwa 150 Kalorien,
3. Es wurde die Abhängigkeit der Würzkrafl und der
Würzkrafterhaltung bei der Lagerung von Wiirzkräutefn
vo ä n der Düngung untersucht. Bei einigen Gewürzkräutern
ließ sich der Gehalt an ätherischen ölen durch geeignete
Düngung erhöhen. Generell läßt sich die Würzkraft bei
speziell gedüngten Pflanzen länger als sonst erhalten.
4. Bei Einhaltung gewisser Verwandtschaftsbeziehun
gen lassen sich durch Mischkulturen höhere Ernten als bei
Gleichkulturen erzielen.
i) Verschiedenes
Die Gewinnung von Speiseölen aus einheimischen Öl
pflanzen wurde untersucht. Der Entbitterung der Roß
kastanie, des Rapsschrotes und der Lelnpreßrückstände
wurde Beachtung geschenkt. Die Verwertung schwarz-
fauler Äpfel wurde auf Veranlassung von Professor
K e m m e r untersucht.
II. Beratung von Behörden, Handel und Industrie so
wie der Bevölkerung über Haltung, Verbesserung und
rationelle Ausnutzung der Lebensmittel
Im Rahmen dieses Aufgabenkreises hat das Institut
für den Magistrat und die Bezirksämter eine umfang
reiche gutachtliche Tätigkeit entfaltet. Rund 2000 Proben
wurden analysiert und begutachtet.
Auf Grund einer Vereinbarung des Instituts mit der
Deutschen Wirtschaftskommission, Abteilung Handel und
Versorgung, wurde eine laufende Oüteüberwachung bei
Obst und Trockengemüse durchgeführt und die Grund
lage für die Aufstellung von Normativbestimmungen ge
schaffen.
Physikalisch-chemische Methoden (Colorlmetrie, Chro
matographie. Potentiometrie) wurden, unter besonderer
Berücksichtigung der zur Zielt vorhandenen Mittel, ent
wickelt.
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