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ordnung der Nutzungsform und des Waldbaues unter die Ertragsfragen. Damit
ist keineswegs gesagt, daß bei der Verwertung der Produkte nicht Haus
hälterisch vorgegangen werden soll, und ferner nicht, daß technisch etwa eine
Art Urwaldwirtschaft einzuleiten sei. Es wäre ja nichts schöner und den
Wohlfahrtszwecken dienlicher, als daß der Dauerwald ein Urwaldsreservat nach
Art des amerikanischen Jellowstone-Parkes voll von Naturdenkmälern der Fauna,
Flora und der anorganischen Natur werden konnte. Das geht aber leider auf
einem durch jahrzehntelange einseitige Bodenkultur veränderten Boden nicht mehr
an. In einem von der menschlichen Wirtschaft unberührten Walde schafft sich
die Natur die Abwehrmittel gegeu Krankheit und sonstiges Verderben aus sich
selber heraus. Im Wirtschaftswalde jedoch sind auch nur wirtschaftliche und
technische Mittel dagegen anwendbar. Dazu gehört die wirtschaftliche Ordnung
eines bestimmten Umtriebsalters, das mit Rücksicht auf die Erhaltung alter
Bäume und schöner Bestandsbilder im Dauerwalde selbstverständlich nicht sklavisch
befolgt und zur Herbeiführung eines bestimmten gleichmäßigen Jahresgeldcrtrages
ausgenutzt werden darf, das aber doch so bemessen sein muß, daß in ordnungs
mäßigem Umlauf die überalterten, den Nährboden für Infektionskrankheiten und
Jnsektengefahren bildenden Bäume und Bestände ausgemerzt werden können.
Es gehört ferner dazu eine über das im Wirtschastswald gebräuchliche Maß
hinausgehende Bestaudspflege durch Durchforstungen und Einzelhiebe, die beide
die Heranziehung gesunder, wohlgesormter Bestandsbilder ermöglichen und die
Unterlage für den Einbau von Mischhölzern und guten Humus erzeugenden
Holzarten bilden.
Es ist in dieser Beziehung vielfach au der Wirtschaftsweise der Staats
forstverwaltung in den letzten Jahrzehnten ihrer Besitzzeit eine in ihrem Umfange
nicht voll berechtigte Kritik geübt worden und die Meinung entstanden, daß sic
einen verdorbenen, kranken Wald hinterlassen habe. Demgegenüber muß doch
betont werden, daß die fiskalische Forstverwaltung gerade in ihrem Bestreben,
in der Umgebung Berlins einen alten Wald zu erhalten, sehr weit gegangen
ist und dadurch überhaupt die Möglichkeit zur Begründung des Dauerwaldes
geschaffen hat. Große Geldopfer für eine in ihrem Sinne unwirtschaftliche
Hiebsform und Bestandspflege sowie für besonders kostspielige Kulturmethoden
konnten nicht wohl verlangt werden.
Tatsache ist allerdings, daß sich bei Übernahme des Freiflächengebietes in
manchen Revierteilen die ältere Kiefern befallende Schwammkrankheit und weit
gehende Dürrschäden in überalterten Beständen so verbreitet hatten, daß die
daraus folgende Vermehrung der Borkenkäfer eine ernsthafte Gefahr bildete, die
durch kräftige „Sanierungshiebe" und Vertilgungsmaßregeln gegeu die Insekten
nur allmählich niedergekämpft werden konnte.
Allgemein sei hier hervorgehoben, daß — soweit es Boden- und Bestands
verhältnisse gestatten — von der Führung größerer Kahlschlüge mehr und mehr
abgegangen werden kann, daß, soweit irgend möglich, der die Heranziehung von
Mischbeständen gestattende Gruppenhieb angewendet und daß bei der Ver
jüngung ans Einbau von Laubhölzern Rücksicht genommen wird.
Diese Grundsätze gelten überall da, wo die Erhaltung des Waldcharakters
im Vordergrund steht, d. h. also für den weitaus größten Teil des Dauer
waldes. Wo dagegen an den Eingangspforten zu den Wäldern, an einzelnen
hervorragenden Ausflugspunkten, sowie an den Rändern bevorzugter Wegezüge
parkartige und Verschönerungsanlagen entstehen sollen, handelt es sich außer der