Gewerbe- und Marktpolizci.
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geschmolzenes Talg zur Verwendung kommen dürfen, und daß die beim Sieden
entstandenen Dämpfe in die Feuerungen zu leiten sind.
Eine Znbereitungsanstalt für die auf dem hiesigen Viehhof entfallenden
Schweinehaare hat viel Sorge bereitet; sie ist jetzt mit verbesserter Ausrüstung
auf dem Viehhofe selbst eingerichtet. Die Schweinehaare haben einen widerlichen
Geruch an sich, welcher sich beim Waschen und Färben, namentlich aber beim
nachherigcn Trocknen nach außen hin verbreitete. Der Geruch von leicht faulen
den Hautteilen und dergleichen, welche den Haaren anhaften, kam hinzu. Durch
eine mechanische Absaugung und durch Condensation der übelriechenden Dämpfe
ist endlich eine Besserung geschaffen worden, doch ist diese von der Gewissenhaftigkeit
der Bedienung abhängig.
Wie aus der Zahl der dafür erteilten Genehmigungen hervorgeht, spielen in
Berlin die Gerbereien noch immer eine Rolle. Durch die in den üblichen Be
dingungen vorgeschriebenen Maßregeln kann jede Gerberei für die Nachbarschaft
einwandfrei betrieben werden. Früher wurde namentlich immer über die Verun
reinigung der Pauke durch diese Anlagen geklagt. Durch ihren Anschluß an die
städtische Kanalisation und Einrichtung sachgemäßer Spülbassins im Flusse wurde
der Übelstand fast beseiügt. Die letzten Neuanlagen haben überhaupt keine Ver
bindung mehr mit dem Flusse. Auch die durch Anwendung des Hundekots in
Weißgerbereien entstehenden Belästigungen sind nach vielen Versuchen glücklich
beseiügt worden.
Viele und starke Belästigungen sind ftüher von Dampfkessel- und Eisen
konstruktionsfabriken ausgegangen; sie werden namentlich durch Nietarbeiten,
Richten von Blechen, Abladen und Zerhauen schwerer Eisenstücke hervorgerufen.
Der Auffchwung der Industrie in den letzten Jahren hat auch eine große Anzahl von
Neuanlagen und Veränderungen der oben genannten Fabriken gebracht. Es scheint
jedoch, daß durch die verlangte Absonderung dieser Anlagen von Wohngebäuden
und durch Vornahme der geräuschvollen Arbeiten in ganz geschlossenen Werkstätten
jene Belästigungen zu vermeiden sind; Beschwerden sind wenigstens nicht mehr
eingegangen.
Größere Sorge bereiten der Behörde seit mehreren Jahren wieder die An
lagen zum Trocknen und Einsalzen ungcgerbter Ticrfelle. Namentlich die
Trockcnanstalten können ohne Belästigung der Nachbarschaft gar nicht betrieben
werden, weil in diesen ein reichlicher Luftwechsel herrschen muß und damit den
Insekten und üblen Gerüchen der Weg in die Nachbarschaft stets offen steht. Die
ministerielle Anleitung bezeichnet deshalb die Errichtung solcher Anstalten in dicht
bebauten Orten für bedenklich. In früheren Jahren handelte der hiesige Stadt
ausschuß demgemäß. Seit einiger Zeit sind jedoch trotz der lebhaften Einsprüche
der Sachverständigen und des Polizei-Präsidiums wieder eine Anzahl der
genannten Werkstätten genehmigt worden, mit denen nun ein fortwährender Kampf
zu führen ist.
Viel Arbeit verursacht den Gewerbe-Inspektionen wie auch den technischen
Dezernaten die Beurteilung der Genehmigungsgesuche für Dampfkessel, von
denen in den letzten zehn Jahren 200? bewilligt wurden. Diese müssen in
gewerbepolizeilicher wie auch technischer Beziehung geprüft werden. Die Dezernate
werden außerdem durch Kontrolle der Gebührenrechnnngen für alle Kessel, welche
nicht dem Rcvisionsverein angehören, sehr in Anspruch genommen.
2. Anlagen, welche einer Genehmigung nicht bedürfen.
Die am meisten hervortretenden Beläsügungen sind die durch Rauch, Ruß
und Flugasche der Schornsteine; sie rühren nicht nur von Dampfkesselanlagen
her, sondern auch von Centralheizungen, Bäckereien, Braupfannen, großen Küchen
u. s. w. Die Öfen der Wohnungen üben in Berlin wegen des üblichen rauchlosen
Brennmaterials keinen bedeutenden Einfluß aus.