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Abteilung 1.
kleinen Druckhefte den verschiedenen Jmpfärzten, desgleichen die für Aufbewahrung
der Lymphe gegebenen Vorschriften den einzelnen Apothekern übergeben.
Seit 1897 kontrolliert der Regierungs- und Medizinalrat, seit 1900 auch die
Physiker, insoweit sie nicht selbst Jmpfärzte sind, die Jmpfärzte bezüglich ihrer
Thätigkeit auswahlsweise in den Impfterminen.
Den sogenannten Jmpfschädigungen, die oft in außerordentlich auf
gebauschter Weise von den Jmpfgegnern in ihren Zeitungen behauptet werden,
wird stets in eingehender Weise nachgegangen. Soweit überhaupt eine Feststellung
möglich war, handelte es sich im allgemeinen um verhältnismäßig harmlose
Störungen oder aber um Erkrankungen und Leiden, deren Zusammenhang mit
der Impfung lediglich böswillig oder urteilslos behauptet war, der kritischen
Würdigung gegenüber aber nicht Stand halten konnte.
Diese Beschuldigungen und Anklagen wurden in systematischer Weise besonders
zahlreich erhoben, als man am 14. Mai 1896 durch eine würdige Feier im Berliner
Rathause das hundertjährigeJubiläum der ersten W. Jenner'schen Schutz
impfung festlich beging. Die Jmpfgegner suchten dieser Feier ein nachträgliches
Paroli durch einen internationalen Jmpfgegner-Kongreß vom 23. bis
25. September 1899 zu bieten, an deni indessen nur sehr wenige Ausländer teil
nahmen. Praktische Erfolge hat dieser Kongreß der Jnipfgegner nicht gehabt.
Ueber die Thätigkeit der König!. Anstalt zur Erzielung tierischen Impfstoffes
ist Folgendes anzuführen.
Im Jahre 1887 wurde auf dem städtischen Central-Viehhofe eine Anstalt er
öffnet, welcher die Aufgabe zufiel, den Bedarf an Tierlymphe für die Impfungen
in der Stadt Berlin und in der Provinz Brandenburg zu decken. Der Vorsteher
und der Assistent sind gleichzeitig an einer städtischen Impfstelle thätig, in welcher
während des ganzen Jahres Menschenimpfungen vorgenommen werden, und welche
zum Teile die Aufgaben der 1802 in Berlin gegründeten und 1888 eingegangenen
König!. Preußischen Schutzblattern-Jmpfungs-Anstalt übernommen hat. In beiden
Anstalten findet der Unterricht in der Jmpftechnik für die Studierenden der Berliner
Universität statt.
Außer den vorbezeichneten Ärzten sind in der Anstalt der jedesmalige Direktor
der städtischen Fleischschau, ein Schreibgehülfe, ein Anstaltsdiener und dessen Frau
beschäftigt.
Da in den ersten Jahren die preußischen Provinzen nicht sämtlich mit eigenen
Anstalten versehen waren, so mußte von Berlin aus vielfach ausgeholfen werden.
Dies Verhältnis machte sich noch im Anfange der Berichtsperiode durch eine stärkere
Lympheabgabe bemerkbar.
Die praktische Thätigkeit der Anstalt ist aus den folgenden Zahlen ersichtlich:
Jahr
Zuni Zwecke der
Lymphe-
Gewinnung
geimpfte Kälber
Sendungen
Zahl der
Menschenimpfun
gen, für welche
Lymphe
abgegeben wurde
Betriebskosten
M.
1891
97
3914
423 728
12 020,35
1892
102
3550
379 656
12 102,12
1893
105
3544
308 405
12 142,88
1894
86
3495
281 873
11 556,ii
1895
86
3357
264 392
11 324,96
1896
62
3481
267 489
11 749,81
1897 .....
45
3907
262 014
10 665,20
1898
61
3931
263 206
11 411,48
1899
60
4031
291 089
12 983,89
1900
51
4065
304 040
11 963,16