Medizinal- und Sanitäts-Polizei.
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aus welchen Stoffen die Geheimmittel bestanden und ob nach ihren Bestandtheilen
oder ihrer Zusammensetzung ihr Verkauf gesetzlich verboten oder beschränkt war,
genügte nunmehr, um dies zu entscheiden, ein Blick des technischen Referenten aui
die bei der Ankündigung gegebene Zusammensetzung.
Es erschien nunmehr auch nicht mehr erforderlich, das in dem vorigen Berichte
erwähnte und auf 260 Nummern angewachsene Verzeichnis untersuchter Geheim-
mittel fortzuführen und den Redaktionen der Tageszeituitgen zur Nachachtung zu
zustellen.
Viele Redaktionen, namentlich der besseren Zeitungen, fragen vor Aufnahme
der Annoncen bei der Behörde an, ob der Abdruck derselben statthaft sei; sie
erhalten mit derarügen Anfragen umgehend mündlichen Revierbescheid.
Vor besonders schwindelhaften Anpreisungen, vor indirektm, durch die be
stehenden Verordnungen nicht zu bekämpfenden Anpreisungen wurde in öffentlichen
Bekanntmachungen gewarnt. Durch solche Warnungen wurde auch gegen Anprei
sungen von Heilmitteln, welche nicht Arzneimittel waren, z. B. Voltakreuze, Gehör
brillen, Ohrtrommeln und dgl., vorgegangen. Vor Erlaß solcher Warnungen wurden
die betreffenden Mittel beschafft, durch Sachverständige auf ihren Heilwert und
ihren wahren Kaufwert untersucht und dann aus Grund dieser Erhebungen die
Warnung möglichst sachlich, kurz und prägnant gefaßt. Wenn auch einzelne,
offenbar mit großen Kapitalien arbeitende Schwindelfirmen die Warnungen damit
beantworteten, daß ihre Annoncen nur größer und zahlreicher wurden (Voltakreuz),
so war doch aus den zahlreich eingehenden Anfragen von Privatpersonen, in ein
zelnen Fällen auch aus dem Widerspruch der betreffenden Firma (Vitafer) ein
Beweis dafür zu entnehmen, daß diese Warnungen, welche Zeitungen in ganz
Deutschland in ihrem redaktionellen Teil kostenfrei abdruckten, nicht ohne Wir
kung waren. Verdrängen werden die Warnungen derarttge Schwiudelunter-
nehmungen nicht, aber sie sind ohne Zweifel geeignet, der Ausbeutung des kranken
und gleichzeitig krittkunfähigen Publikums durch gewissenlose, meist großkapi
talistische, zum Teil im Auslande seßhafte Firmen entgegenzuarbeiten.
Derartige während der Berichtszeit erlassene Warnungen bezogen sich auf:
Barellas Magenpulver.
Lorsody's sensationelle Erfindung gegen Schwächezustände der Männer.
Falkenberg Trunksuchtmittel.
Kühnnats Universal-Blutreinigungsthee.
Mariazeller Magenttopfen.
Mohrmanns Bücher: „Der Friedensbote" und „Der Johannisttieb".
Nortwycks Heilmittel gegen Diphtherie.
Otto's Lebensöl.
Warners »ave eure.
Wegler, Mittel gegen Epilepsie.
Roman Weißmann's Schlagwasser.
Weidemanns Homerianathee.
Karlsbader Mineralbier.
Gebhard's Schönheitsextrakt.
Levinsohn's Mittel gegen Fußschweiß und Flechten.
Miß Anna Rupperts Skin tonic.
Krone's Epilepsiepulver.
Blume's Mittel gegen Asthma.
Elixier Godineau.
Pauline Müller s Augenbalsam.
Franz Otto s Lebenswecker (Baunscheidt).
Apotheker Fuchs in Firma G. H. Braun heilt Neuralgie und Magen
schwäche.
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