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Allgemeines.
Die Bereinigung der Bureaus des Polizei-Präsidiums, soweit sie zur Eentral-
stelle gehören, in einem, wie rückhaltslos anerkannt werden muß, sotvohl in der
äußeren als inneren Ausstattung der Bedeutung der Königlichen Polizei-Verwaltung
iil der Hauptstadt entsprechenden Gebäude, die Unterbringung der Beamten in
geräumigen, bellen, gut ventilirten Räumen ist als eine große Erleichterung des Verkehrs
der Dienststellen unter einander, wie mit dem Publikum, und als eine wesentliche
Verbesserung der Lage des zahlreichen Beamten-Personals in gesundheitlicher
Beziehung mit Frcliden zu begrüßen.
Das stattliche Gebäude enthält 652 Wohnungs- und Dienstrünme mit über
2 400 Fenstcril. In den sämmtlichen 4 Stockwerken durch hohe, gewölbte rmd helle,
2,66 — 2,79 Meter breite, mit Chamottc - Fliesen in geschmackvollen Mustern
abgedeckte Korridore lind durch massive granitene Treppen verbunden, gewährt auch
das Innere des Gebäudes einen sehr freundlichen Anblick; Zimmer, Korridore und
Treppen werden täglich durch 60 dazu angestellte Frauen gesäubert und rein erhalten.
Durch die durch alle Etagen gehenden und in Verbindung stehenden Eorridore
von etwa 3 300 Meter Länge, und die durch alle Etagen gehenden 13 massiven
Treppen, sowie durch die 9 im Innern des Gebäudes liegenden Höfe wird die
Verbindung der gesummten Dicnstränme sehr abgekürzt und auch der Transport
der Akten durch angebrachte Aufzüge erleichtert.
So lange die Polizeigefüngniffe und besonders der Gewahrsam und die Ab
theilung für Sittenpolizei sich im alten Polizei-Präsidium am Molkenmarkt 1 be
fanden, verursachte die Vorführung der sistirten lind wegeil Polizei-Übertretungen
vorläufig festgenommenen Persvilen keine Umstände lind Schwierigkeiteil, da sich im
Nebenhause, Molkenmarkt 2, eine Abtheilung des Amtsgerichts! befand, von der die Vor
geführten sofort abgelirtheilt wurden und sodann nach dem Nebenhause zurückgebracht
werden konnten, ohne eine größere Strecke der öffentlichen Straße passiren zli müsse».
Zugleich mit der Verlegung der Polizeigefängnisse und der Sitteilpolizci nach
dem neuen Polizei-Dienstgebäude mußten demnach sofort auch andere Vorkehrlingen
getroffen werden, um den weiten Transport, namentlich der weiblichen Sistirten,
über verkehrsreiche Straßcil vom Alexanderplatz nach der Stadtvogtei ain Molken
markt zu vermeiden, da diese Transporte nicht nur ein unliebsames Aufsehen erregen,
sondern den Transportaten auch leicht Gelegenheit geboten haben würden, sich der
Haft zu entziehen. Gleichzeitig mit dem Polizei-Präsidium, unmittelbar neben dem
selben ist deshalb an der Seite der Stadtbahn ein Gerichtsgebüude zur Auf
nahme einer Abtheilung des Amtsgerichts I errichtet, mit ersterein in zweckentsprechende
Verbindung gebracht uild int Frühjahr 1890 in Benutzung genommen worden.
In ähnlicher Weise wie früher der Ruf Berlins in Betreff der persönlichen
allgemeinen Sicherheit durch die theils erfundenen, theils sensationell aufgebauschten
Nachrichten über angeblich vorgekominene Verbrechen, Mord- und Raubansälle k.
zu seinem Schaden getrübt worden war, wird auch jetzt noch in der Presse zu
weilen über die angebliche Unsicherheit der Stadt im öffentlichen Straßen-Verkehr
geklagt und der Polizei fort und fort der Vorwurf gemacht, daß sie es an der
nöthigen Aufsicht fehlen lasse oder unzweckmäßige Anordnungen treffe.
Auch in dieser Beziehung wird stets auf die Verhältniffe anderer größerer
Städte, namentlich Londons hingewiesen, wo die Ordnung des Straßen-Verkehrs
mustergiltig sei lind diejenige in Berlin weit überrage.
Es soll nicht bestritten werden, daß in London der Straßen-Verkehr außer
ordentlich gut geordnet und beaufsichtigt ist. Es stehen aber auch dort der Be
hörde außerordentliche Kräfte zu diesem Zwecke 511 Gebote.
Die Metropolitanpolizei Londons umfaßte im Jahre 1888 30 Superintendents,
837 Inspektoren, 1 369 Sergeanten und 12 025 Konstabler, zusammen 14 261 Per
sonen. Von diesen thun gewöhnlichen Dienst, der hauptsächlich im Anfsichts- und