Verkehrsaufsicht.
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9 549 + 951 — 10 500 Wagen. Hierzu würden noch etwa 800 Hand- und Hundc-
wagen hinzuzurechnen sein, falls diese Wagengattung auch in der Londoner Zahlen
angabe einbegriffen ist. Alsdann crgiebt sich ein Berkehr von 11 300 Fuhrwerken.
Auf den Verkehr der Fuhrwerke in den Straßen ist die Eröffnung neuer Eisen
bahn-Verbindungen stets von dein wesentlichsten Einflüsse gewesen.
In die Zeit von 1870 bis 1880 siel die Eröffnung, bezw. der Bau mehrerer
Eisenbahnlinien, durch welche sowohl neue Verkehrsverbindungen von und nach
außerhalb, wie auch innerhalb der Stadt entstanden.
Die Ringbahn, früher Verbindungsbahn genannt, wurde 1871 für den
östlichen Theil von Moabit über Wedding, Gesundbrunnen u. s. w. nach Schöneberg
eröffnet, und 1878 westlich der Ring von da über Charlottenburg nach Moabit voll
endet und geschloffen. Im Juni 1875 wurde die Dresdener-, im Juli 1877 die
Nordbahn, im Mai 1879 die Wctzlarer Bahn eröffnet. Im Jahre 1876 begann
der Bau der Stadtbahn, die auf den Verkehr von dem wesentlichsten Einfluß sein
und ihit vielfach umgestaltcit wird.
Bei diesen Verkehrsanlagen ist immer auch das Büreatl für das öffeiltlichc Führ
te,cscn stark in Anspruch genommen gewesen, schon vor Beginn des Baues hinsichtlich
der Bemessung des Vorplatzes für die Aufstellung der Wagen emd später bei Ordnung
der Ausstellung, der An- und Abfahrt der Wagen, der Markenausgabe u. s. w.
Dies trifft daher auch zu auf die Eröffnung des neuen Potsdamer, Anhalter
und Frankfurter Bahnhofes. Die des ersteren fällt in das Jahr 1873, die der
beiden letzteren in das Jahr 1880.
Ebenso lvird das Büreau für das öffentliche Fuhrwesen berührt bei der Er
richtung neuer Hotels oder der Vergrößerung bereits bestehender. Es ist in dieser
Beziehung zu erwähnen die Eröffnung des Hotels Kaiscrhof 1875, des Central-Hotels
1880 und der Umbau des Motel de Rome, die immer wegen Aufstellung der
Droschken und sonstiger Anordnungen im Interesse des Verkehrs Acitdertiiigeu und
ein polizeiliches Eingreifen erfordcrteit.
B. Die Aufsicht auf den Verkehr.
Die großstädtische Entwickelung Berlins, zur Zeit der sogenannten Gründerperiode,
legten der Polizei auch die Pflicht auf, bessere Ordnung in den außerordentlich ver
mehrten und sich täglich steigernden Verkehr auf deu Straßen zu bringen.
Es ivar deshalb eine der ersten Arbeiten des jetzigen Chefs des Polizei-Präsidii
bald nach Uebernahme feiner Stellung, Maßregeln zu treffen und Anordnungen zu
geben, um diesen Zweig des öffentlichen Lebens zu verbeffern und die vorgefundenen
Uebelstände abzustellen.
Am 12. November 1873 wurden, wie schon oben bemerkt worden ist, zunächst
besondere Verkehrswachtmeister, zuerst 18, später 24, diesem Dienste zugewiesen; sie
wurden dein Commiffar für das Fuhrivesen unterstellt und diesem 1 Polizei-Lieutenant
zur besonderen Beaufsichtigring des Verkehrsdienstes beigegeben. Je 2 Vcrkchrswacht-
meistern, die sich ablösten, wurde eine Strecke von 1500 bis 2 000 Metern der ver
kehrsreichsten Straßen zugetheilt. Sie hatten die Aufgabe, die Straßcnposten in Bezug
auf den Verkehrsdicnst anzuleiten, zu beaufsichtigen und selbst darin thätig zu sein.
Die Anordnung hat wesentlichen Nutzen gebracht. Der Verkehr ivar ein geregelter
geivorden. Mit Rücksicht hierauf und, da diese Wachtmeister für einen anderen Dienst
nothwendig verwandt werden mußten, konnte diese Einrichtung später am 30. December
1875 vorläufig wieder aufgehoben werden. Nachdem jedoch die letzte größere Ber-
mehrting des Personals der Schutzmannschaft eingetreten war, wurde sie am
1. Februar 1880 mit 18 Wachtmeistern wieder ins Leben gerufen; die Wachtmeister
werden jetzt jedoch von den Bczirkshauptmannschaften gestellt und beaufsichtigt.
Am 13. November 1873 wurden für die lebhaftesten Straßenkreuzungen stehende
berittene Posten eingeführt. Vom 16. Januar 1874 ab wurde die Aufstellung