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Schutzpocken-Jmpfung.
Von den Erft-Impflingen, den nach 8 1 zu 1 des Jmpfgesetzes impfpflichtigcn
Kindern, sind demnach 1879 nur 2,72 pCt., 188 0 2,83 pCt. der Jmpfpflicht vor-
schrislswidrig entzogen worden oder nicht aufzufinden gewesen.
Von den zur nochmaligen Impfung verpflichteten Schülern, welche durch die
vorerwähnten Karten nicht aufgefordert werden, da die Impfungen derselben nach Ueber-
einkommen zwischen den Jmpfärzten und den Vorständen der Schulen eingerichtet
werden, waren 1879 6,37 pCt., 1880 5,6 PCt. der Jmpfpflicht entzogen worden,
wobei diejenigen mit inbegriffen sind, welche mittlerweile Schulanstalten, deren Besuch
die Jmpfpflicht bedingt, nicht mehr besuchten.
Dementsprechend tvird auch die Theilnahme an den öffentlichen Impfungen gegen
über den von Privatärzten ausgeführten immer allgemeiner.
Es ivurden in den öffentlichen Impfterminen geimpft von den überhaupt Jmpf-
pflichtigen: 1879 1880
Erft-Impflinge . . . 55,9 pCt. 77,8 pCt.
Wiedergeimpft . . . 77,8 - 80,9 -
Auch über einen Widerstand gegen die Abnahme der Lymphe in den Impfter
minen klagen die Jmpfärzte nur ganz ausnahmsweise, so daß cs den Anschein hat,
als ob sie denjenigen, tvclche in der richtigen Art und Weise mit dem Publikum zu ver
kehren wissen, nicht verweigert wird.
Hierbei kommt allerdings in Betracht, daß die überwiegende Mehrzahl der Aerzte
mit Glycerin-Lymphe impft, wodurch das Publikum bei der Lymphe-Abnahme nicht
mehr so stark in Anspruch genommen wird.
In wie hohem Grade beftiedigend die Erfolge der Impfungen gewesen sind, cr-
giebt sich ohne Weiteres aus den vorstehend angeführten Zahlen:
Es waren ohne Erfolg geimpft . 18 79 1880
von den Erft-Impflingen nur .... 2,62 pCt. 3,2 PCt.
von den Wiedergeimpften - . . . . 16,82 - 14,9 -
Im Allgemeinen war die größeste Zahl der Mißerfolge bei den privatim aus
geführten Impfungen vorgekommen. Ueber die Erfolge der öffentlichen Impfungen
ist bezüglich der einzelnen Impf-Aerzte und der Erft-Impflinge Folgendes festgestellt:
Keine Mißerfolge hatten 15 Jmpfärzte,
0— 1 pCt. - - 8
1— 2 - - - 6
2— 3 - - - 1
3— 4 - - - 3
6 - - - 1
16 - - - 1
Was den letzteren Fall betrifft, so hat der betreffende Jnipfarzt den ungünstigen
Procentsatz erhalten, tveil ihm in einem Impftermine fast alle Impfungen fehlgeschlagen
ivaren und zwar wahrscheinlich deshalb, weil er eine bei einem Impfling in unge
wöhnlicher Menge abfließende (wässrige) Lymphe zum Wiederimpfen benutzt hatte.
Mit besonderem Interesse wurde der Einfluß der verschiedenen Arten der Lymphe
auf die Erfolge festgestellt, namentlich um die Wirksamkeit der animalen (Kuhpocken-)
Lymphe zu ermitteln. Schon 1877 hatte einer der hiesigen Jmpfärzte cs er
möglicht, die öffentlichen Impfungen seines Bezirks nur mit Lymphe von Kühen
auszuführen, die er allerdings, um ihre Menge zu vermehren, mit Glycerin gemischt
hatte. Er hatte 10,3 pCt. Mßerfvlge bei den Erstimpflingen und 57,5 PCt. bei
den Wiedergeimpften.
Im Jahre 1878 wurde animale Lymphe nicht häufig benutzt, im Jahre 1879
von den öffentlichen Jmpfärzten nur in 80 Fällen, über deren Erfolge nicht besonders
berichtet war.