Die städtischen Wasserwerke.
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Die vorstehenden Zahlen bedürfen einer Erklärung in doppelter Hinsicht. Erstens
ist zu bemerken, daß die Zahl der Bewohner der mit Wasserzufuhr versessenen Grund
stücke geschätzt ist nach Maßgabe der durchschnittlichen Bevölkerung-dichtigkeit der Grund
stücke (57,g), wie sic sich bei der Volkszählung von 1875 ergeben bat, und zweitens
ist, wie sich aus dem „Bericht über die städtischen Wasserwerke" (Vcrwaltnngs-
bericht des Magistrats zu Berlin pro 1879 Skr. XXVII) crgicbt, die Menge des
von den Wasserwerken bis zum Jahre 1878 gelieferten Wassers in den früheren
Jahresberichten stets zu hoch angegeben, da sie aus der Leistung der Dainpf-
maschincn berechnet ist, welche das Wasser heben und dnicken, während der Wirkungs
grad der Pumpen im Durchschnitt des Jahres nur zu 83 pCt. angenommen
werden darf.
Unter Berücksichtigung dieses Umstandes giebt der Bericht pro 1879 für das
Vorjahr die Größe der wirklich in die Stadl geförderten Wasscrmenge nicht auf
21 954 917 Kubikmeter an, wie es der Bericht pro 1878 thut, sondern nur auf
18 661 679 Kubikmeter und es erklärt sich so der plötzliche Abfall der Wafferiuenge
des Jahres 1879 in der vorstehenden Uebersicht.
Da in den früheren Jahresberichten nirgend von der erforderlichen Zurück-
führung der berechneten Wassermenge auf 63 pCt. die Rede ist, ist dieselbe auch wohl
nicht vorgenommen. Stellt man dieselbe nachträglich an, so würden wirklich an
Wasser pro Tag und Kopf der Bewohner der an die Wasserleitung angeschlossenen
Grundstücke geliefert sein:
1873 =
68
Liter
1877
— 74,5 Liter
1874 =
74
-
1878
------ 66
1875 =
74
-
1879
----- 62
1876 -----
74,5
-
1880
---- 63 -
Auch nach dieser Berichtigung bleibt jedoch die Thatsache bestehen, daß, wenn
auch ein viel größerer Theil der Stadt mit Wasserleitung versehen ist, nämlich
85,9 PCt. der bebauten Grundstücke im Jahre 1880, gegen 51 pEt. im Jahre 1873,
doch die Aken ge des von jedem Bewohner der angeschlossenen Häuser verbrauchten
Wassers in den letzten fünf Jahren erheblich geringer geworden und im Vergleich
mit dem Verbrauch in anderen mit Wasserwerken versehenen Städten ein recht
geringer ist.
Zum Theil erklärt sich die relative Verminderung des Verbrauchs dadurch, daß
früher für das Wasser eine Pauschsumme pro Jahr nach Maßgabe des Methswerthes
der Grundstücke entrichtet, dann aber von Jahr zu Jahr in größerem Umfange und
im Jahre 1879 allgemein die Wassermcsser eingeführt wurden, nach deren Angaben
das wirklich verbrauchte Wasser bezahlt wurde. Es wurde hierdurch zum Theil die
ivirkliche Benutzung, noch mehr aber die unnütze Vergeudung des Wassers beschränkt.
Von der oben angegebenen, im Ganzen jährlich gelieferten und in der letzten Spalte
der vorstehenden Uebersicht auf Kopf und Tag vertheilten Wassermengc wird jedoch
ein nicht geringer Theil nicht in den Haushaltungen und Gewerbebetrieben, sondern
für öffentliche Zivccke verbraucht, wie für Spülung der Rinnsteine und Kanäle, für
Straßensprengung, Speisung der Springbrunnen, Feucrlöschzwecke, Unterhaltung der
Gartcnanlagcn und für Spülung der öffentlichen Bcdürfnißanstaltcn.
Für diese Zivccke ivurden verbraucht in dein
Betriebsjahr vom 1. April 1878 bis 31. März 1879 == 1 037 802 Kubikmeter
- 1879 - - 1880 = 1 628 278
oder bezw. 4,70 und 8,53 pCt. der ganzen gelieferten Wassernicngc.
Zum Theil mögen auch, worauf die erwähnten Jahresberichte besonders hin
weisen, die ungünstigen Erwerbsverhältnisse der letzten Jahre auf den Wasser- Eonsmn
von Einfluß gewesen sein uied zu seiner Verminderung beigetragen haben.