Marktverkehr.
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Marktverkchr.
Einer der wichtigsten Zweige der Verwaltung großer Städte ist die Versorgung
der Einwohnerschaft mit dem täglichen Bedarf an' allen den Gegenständen, welche
zmn Leben imb Gedeihen der Bevölkerung nothwendig sind. Da sic dies nickt un
mittelbar selbstthätig zu bewirken im Stande istj hat sie wenigstens alle Vorkehrungen
zu treffen, welche darauf abzielen, die Zufuhr dieser Gegenstände zu erleichtern, sotvie
darüber zu wachen, daß namentlich diejenigen Gegenstände, ivelche auf die Gc-
ftuidheit und das Wohlbefinden der Bevölkerung von dem unmittelbarsten Einflüsse
sind, die Nahrungs- und Genußmittel, stets in guter Beschaffenheit zur Stadt und
zum Verkauf gebracht werden.
In früheren Zeiten, wo die Bürger aller Städte und so auch Berlins zum
großen Theil noch eigenen Feld- und Gartenbesitz hatten und die bis an die Thore
heranreichenden Acckcr der Umgebung Berlins die Stadt mit den Erzeugnissen der
Landwirthschaft unmittelbar versorgten, andererseits aber Berlin selbst noch keine Fa
briken und selbständige Industrie hatte, ivarcn es vornehmlich die Jahrmärkte,
deren Einrichtung und Ueberwachung der Sorge der städtischen Verwaltung anheim
fielen. Ans dieser Vorzeit hat auch Berlin seine Jahrmärkte überkommen und bis
jetzt beibehalten, wenn es auch zur Zeit alles selbst erzeugt, bezw. ihm in stehende»
Geschäften in tausendfach höherem Maße geboten wird, als ihm die ivenigeu Jahr-
und Krammärkte zuführen können und wirklich bringen.
Es bestehen hier zur Zeit noch vier Jahr- und Krammärkte, welche gcgeinvärtig
säinmtlich auf dem Alexandcrplatz und in den an denselben stoßende» Straßen ab
gehalten werden.
Zu diesen Märkten gehört auch der Weihnachtsmarkt, der früher jedes Jahr
vier Wochen lang auf dem Schloßplatz und in der Brcitcnstraßc abgehalten wurde
und nicht nur eine Ausstellung und Feilbietung aller der Gegenstände, mit denen
liebende Eltern ihren Kindern den Weihnachtstisch zu schmücken Pflegen, sondern zu
gleich auch zu einer Art Volksfest geworden war, das zwar hauptsächlich den Kinder»
galt, an dem jedoch auch die Erwachsenen in freudiger Feststimmung theilnahinen
und selbst die Familie des Fürstenhauses in herablassendster Einfachheit sich mitten
unter den Schaarcn fröhlicher Menschen bewegte und der Freude der Kinder wie der
Eltern huldvolle Theilnahme schenkte.
Jetzt ist der Markt auf die Zeit vom I I. bis 27. December jeden Jahres be
schränkt, von der Breitcnstraße nach dem Lustgarten verlegt und hat er auch dadurch
viel von seinem Glanze und seinem volksthümlichcn Charakter verloren.
Es könnte dahin auch der Wollmar kt in gewisser Beziehung gerechnet werden,
obwohl er neueren Ursprungs ist und nicht die Versorgung Berlins allein im Alige
hat, sondern nach Art der Messe» und Weltmärkte mehr nur den Stapelplatz und
Mittelpunkt für einen weitgehenden Verkehr von und nach außen bildet.
Wichtiger für die städtische Bevölkerung sind die Gctreidcmärktc, obwohl sic
zum Theil auch nur dem Großhandel dienen und gewissermaßen einen Theil der
Productenbörse bilden, sowie die Heu- und Strohmärkte zur Versorgung der
bedeutenden Pferdebestände, deren die Großstadt für ihren lebhaften Wagenvcrkehr
bedarf.
Die wichtigsten Märkte für Berlin sind und bleiben jedoch die Wochenniärktc,
welche den Zweck haben, die Stadt stets mit frischen, gesunden und guten Nahrungs
mitteln zu versorgen.
Zu ihnen gehören vornehmlich die Viehmärkte, die früher aus dem Kläger-
schen Grundstück am Landsberger Thore, später auf dem Acticn-Viehhof in der Brunnen
straße an jedem Wochentage, 'hauptsächlich aber an jedem Btontag und Freitag abge
halten wurden und jetzt auf dem neuen städtischen Viehhosc bei Friedrichsbcrg eine
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