Path:
Volume No. 35 (972-1002), 1928/12/07

Full text: Vorlagen für die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Berlin (Public Domain) Issue1928 (Public Domain)

842. 
Das dem Rittergutsbesitzer, Herrn Emil Marschallek, Groß-Kreuz, 
Kreis Zauch-Belzig, gehörende 1960 Morgen große Gut Damsdorf liegt 
an der mitten durch das Gutsgelände führenden normalfpurigeu Neben 
bahn Groß-Kreuz—Lehnin; die im Gutsgelände liegende Haltestelle 
Damsdorf ist je 6 km von Groß-Kreuz und Lehnin entfernt, die Haltestelle 
Nahmitz liegt 300 in hinter dem Südrande des Gutes. Die Strecke Tams- 
Vorf—Groß-Kreuz—Berlin-Potsdamer Bahnhof beträgt 53 km und wird 
von der Eisenbahn in durchschnittlich VA Stunden zurückgeelgt. Durch 
däs Gutsgelände führt ferner die Chaussee Groß-Kreuz—Lehnin mit der 
an der Südostecke des Gutes abzweigenden Chaussee Lehnin—Göhlsdorf- 
Werder, weiter die die erstgenannte Chaussee rechtwinklig kreuzende, für 
Autoverkehr befestigte Straße Damsdorf—Göhlsdorf, sowie die befestigte 
Straße Nahmitz—Damsdorf, so daß für die endgültige Aufteilung der 
Siedlung nur wenige Ttraßenbanarbeiten zu leisten sein werden. 
Bon den 1960 Morgen Gesamtfläche entfallen auf Acker- und Garten 
land etwa 750 Morgen, auf Wiese und Weiden etwa 200 Morgen, der 
Rest von rd. 1000 Morgen auf Kiefernwald und Park. Ter Holzbestand 
(teilweise 60—80jährig) ist verhältnismäßig gut und auf jeden Fall 
geeignet, durch Verwertung den Durchschnittspreis des Bodens erheblich 
herabzusetzen, der Waldboden erscheint nach der guten Wüchsigkeit der 
Bäume und den genommenen Bodenproben für Gartenbau durchaus 
geeignet, zumal da die Grundwasserverhältnisse günstig sind. Es sei hier 
daran erinnert, daß das große Werdersche Obstbaugebiet zum Teil auf 
Kahlschlägen aufgebaut ist und auch bei anderen Siedlungen die Er 
werber den gerodeten und damit stark gelockerten Waldboden trotz des 
zunächst höheren Tungbedarfs vor, landwirtschaftlich genutztem Boden 
bevorzugen. Ter Ackerboden besteht zum größten Teil aus lehmigem 
Sand und ist für den Gartenbau gut geeignet. Ueberschwemmungsgefahr 
besteht nicht, da das Land mindestens 3 m über dem benachbarten Netzener 
See liegt. Wiesen und Weiden sind melioriert und in leidlich gutem 
Zustande. 
Tie klimatischen Berhältnisse sind recht gut, da das Gelände durch 
Hügelketten gegen Nord- und Ostwinde geschützt ist und eine Anzahl kleiner 
Seen in unmittelbarer Nähe ein gleichmäßiges und im Sommer leicht 
feuchtes Klinra — typisch Werdersche Verhältnisse — gewährleisten. 
Nach dem vorläufig aufgestellten Siedlungsplan sollen 60 Gärtner 
stellen zu je 8 Morgen Größe für hauptsächlich Freilandkulturen gebildet 
und 10 weitere Gärtnerstellen zu je 5 Morgen Größe von vornherein mit 
je 500 gm Glashäusern mit gemeinsamer Heizanlage ausgestattet werden, 
um bei entsprechend guter Besetzung den Wert und die Wirtschaftlichkeit 
gut geleiteter Glaskulturen zu erweisen. Ferner sind 10 Arbeiter- und 
5 Handwerkerstellen mit je 4 Morgen Land vorgesehen. Durch die Ar 
beiterstellen, deren Inhaber in den Ziegeleien von Lehnin und Nahmitz 
und bei den großen Meliorationsarbeiten der Havelniederung genügend 
Arbeit finden können, soll Minderbemittelten der allmähliche Uebergang 
zu intensivem Gartenbau gegeben werden. An Handwerkern sollen sämt 
liche in einem Torfe benötigten Handwerker angesiedelt werden, von ihnen 
soll der Schlosser gleichzeitig die Bedienung des vorgesehenen Wasserwerkes 
übernehmen. Um der Entwicklung der Siedlung eine gesunde Beweglich 
keit zu sichern, sind ferner 6 größere Bauernstellen zu 75 Morgen und 
6 kleineren Bauernstellen für feldmäßigen Gemüsebau zu 35 Morgen vor 
gesehen, denen möglichst viel Wiese und Weide zugeteilt werden soll. Bei 
diesem Aufteilungsplane bleibt nach weiterem Abzug für Dotationen, 
Wege und Reserve und der für die Siedlung ungeeigneten, durch Bar 
verkauf abzustoßenden Flächen ein Restgut von 335 Morgen, über dessen 
Verwendung dann später nach Beendigung der Zwischenwirtschaft end 
gültig entschieden werden soll. 
Um auch in trockenen Fahren das für den Gartenbau benötigte 
Wasser zu gewährleisten, ist die Anlage eines gemeinsamen Wasserwerks 
vorgesehen, von dem aus die Verteilungsrohre von vornherein in die 
einzelnen Gärtnerstellen gelegt werden. Zur Sicherung einer einheitlichen 
Produktion sollen den Siedlern je 2 Morgen Spargelland fertig ange 
pflanzt übergeben und auf den GO Gärtnerstellen je 40, auf den 25 Glas- 
gärtner-, Arbeiter- und .Handwerkerstellen je 20 Apfelbäume, zusanimen 
also 2900 Apfelbäume in nur vier Sorten angepflanzt werden. Eine straff 
organisierte Absatzgcnosscnschaft, der beizutreten jeder Siedler durch den 
Kaufvertrag verpflichtet wird, soll dann dafür sorgen, daß die gewonnenen 
Erzeugnisse richtig sortiert und verpackt geschlossen deni Berliner Markt 
zugeführt werden. 
Nach dem vom Kulturamt Berlin-Teltow an uns abgegebenen Kauf 
angebot (Anl. 1) verlangt der Besitzer einen Gesamtpreis von 625 000 Ml, 
also rd. 320 Ml für den Morgen. Die guterhaltenen Gebäude sind ganz 
vorsichtig mit 80 000 Ml Nutzungswert, das tote und lebende Inventar 
(hierunter 65 Stück Rindvieh und 19 Pferde) und die Ernte mit 30 000 MH 
ebenso einzusetzen, den Ertrag aus der Holznutzung der Waldfläche kann
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.