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Hierdurch ist ein ständig hoher Grundwasserstand bedingt, der für
die anliegenden bebauten und unbebauten Gebiete schwere Nachteile
zur Folge hat. Da überdies das Fassungsvermögen des Flußbettes
völlig unzureichend ist, so treten schon bei mittelstarken Niederschlägen
Ueberschwemmungen auf, welche infolge der Üntergrundverhältnisse
lange Zeit andauern. Besonders katastrophal wirkten in dieser Hin
sicht die großen Niederschlagsmengen in den Jahren 1926 und 1927,
durch welche Gärten und Wiesen ständig unter Wasser gesetzt waren,
so daß Anpflanzungen und Grasbestände vernichtet wurden. Das in
die Keller eingedrungene Wasser verursachte Versackungen der Gebäude-
Fundamente und Schwammbildung, die Standsicherheit der Häuser,
Gesundheit und Leben der Einwohner wurden in vielen Fällen be
droht. Die so dringend erforderlichen Neubauten zur Behebung der
Wohnungsnot mußten zum Teil eingestellt werden; Fabriken konnten
den vollen Betrieb wegen Mangels an trockenen Lagerkellern nicht
aufrecht erhalten und ihre Versuche, die überschwemmten Lagerräume
unter Benutzung von Pumpen vom Grundwasser zu befreien, waren
wegen des starken Wasserandranges meist erfolglos. Die Nachprüfung
der bei der Stadt und den Aufsichtsbehörden eingegangenen zahl
reichen Schadenersatzansprüchen der Anlieger hat in allen Fällen
die Richtigkeit der geschilderten Mißstände ergeben.
Eine gründliche, dauernde Beseitigung dieser Mißstände ist un
bedingt erforderlich und kann nur durch eine großzügige Regu
lierung der Panke von Buch bis Pankow-Heinersdorf erzielt werden,
bei der der Hochwasserspiegel im Durchschnitt etwa 1,50 m abgesenkt
wird. Am unteren Ende der zu regulierenden Strecke ist ferner eine
Entlastung der Panke durch den bereits genehmigten und im Bau
befindlichen Entwässerungsgraben zwischen der Panke und dem
Tegeler See vorgesehen, so daß hierdurch jeder Ueberschwemmungs-
gefahr im Abflußgebiete der Panke überhaupt in weitestem Umfang
vorgebeugt wird. Die Kosten werden sich einschließlich der uns von
der Eisenbahn-Verwaltung mit Rücksicht auf den Brückenumbau in
Buch gemachten Auflagen auf rund 2 Millionen ,R.M belaufen.
Dieselben wirtschaftlichen und gesundheitlichen Nachteile für die
Bevölkerung haben sich während der letzten Jahre in Lichtcnrade
gezeigt.
Zur Beseitigung dieser Mißstände ist der Bau eines Regen-
wassersammlers durch Lichtenrade über Marienfelde-Lankwitz nach
dem Teltow-Kanal erforderlich. Der Sammler führt zum Teil durch
bebaute, zum Teil durch zurzeit noch nicht bebaute, aber baureife
Gebiete von Berlin, für deren geordnete Entwässerung nunmehr
unverzüglich Sorge getragen werden muß. Der Bau dieses Sammlers
ist um so dringender geworden, als er die Vorflut für einen bereits
im Bau begriffenen der Entwässerung eines Teilgebietes von Lichten
rade dienenden Regenwassersammlers bildet.
Die vorstehend geschilderten Mißstände haben die Öffentlichkeit
wiederholt beschäftigt und in der Presse zu Angriffen gegen die
Stadt Berlin geführt. Um die Mißstände wenigstens einigermaßen
zu mildern, haben wir schleunigst provisorische Entwässerungsanlagen
mit Vorflut nach dem Mahlower Seegraben geschaffen, doch wird die
Genehmigung der Aufsichtsbehörde für diese Provisorien an die Be
dingung geknüpft, daß innerhalb kürzester Frist die endgültige Borflut
nach dem Teltow-Kanal geschaffen wird. Infolgedessen ist es unbedingt
notwendig, daß seitens der Stadt sofort etwas geschieht und daß
die vorstehend geschilderten Bauvorhaben, durch die eine durchgreifende
Besserung geschaffen werden kann, unverzüglich in Angriff genommen
werden. Eine Wiederholung der schlimmen Zustände muß im Interesse
der Bevölkerung unbedingt vermieden werden.
Die Kosten für die Regulierung der Panke betragen rund 2 Milli
onen 3tJL und die des Regenwassersammlers in Lichtenrade rund
4,5 Millionen ,RM, zusammen 6,5 Millionen .RM. Die Deckung dieser
Ausgaben kann bei der Lage des Anleiliemarktes und des hohen
Anleihebedarfs der Stadt für andere Zwecke nicht durch Anleihen
erfolgen. Vielmehr soll sie innerhalb vier Jahren aus laufenden
Einnahmen der Stadtcntwässerung durchgeführt werden, und zwar
in der Weise, daß die Stadtentwässerung ermächtigt wird, mit Tief
bauunternehmerfirmen vertragliche Abmachungen zur Vorleistung
dieser Ausgaben zu treffen und die Zurückzahlung der vorgehaltenen
Baumittel, welche mit höchstens 8»/o zu verzinsen sind, spätestens in
4 Jahren vorzunehmen.
Wir bitten zu beschließen:
Die Versammlung ist mit der Regulierung der Panke zwischen
Buch und Pankow-Heinersdorf für 2 Millionen 3UI und mit der
Herstellung eines Regenwassersammlers durch die Ortsteile Lichten
rade, Marienfelde und Lankwitz für 4,5 Millionen 3tM einverstanden