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Volume No. 21 (462-488), 1928/06/08

Full text: Vorlagen für die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Berlin (Public Domain) Issue1928 (Public Domain)

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Hierdurch ist ein ständig hoher Grundwasserstand bedingt, der für 
die anliegenden bebauten und unbebauten Gebiete schwere Nachteile 
zur Folge hat. Da überdies das Fassungsvermögen des Flußbettes 
völlig unzureichend ist, so treten schon bei mittelstarken Niederschlägen 
Ueberschwemmungen auf, welche infolge der Üntergrundverhältnisse 
lange Zeit andauern. Besonders katastrophal wirkten in dieser Hin 
sicht die großen Niederschlagsmengen in den Jahren 1926 und 1927, 
durch welche Gärten und Wiesen ständig unter Wasser gesetzt waren, 
so daß Anpflanzungen und Grasbestände vernichtet wurden. Das in 
die Keller eingedrungene Wasser verursachte Versackungen der Gebäude- 
Fundamente und Schwammbildung, die Standsicherheit der Häuser, 
Gesundheit und Leben der Einwohner wurden in vielen Fällen be 
droht. Die so dringend erforderlichen Neubauten zur Behebung der 
Wohnungsnot mußten zum Teil eingestellt werden; Fabriken konnten 
den vollen Betrieb wegen Mangels an trockenen Lagerkellern nicht 
aufrecht erhalten und ihre Versuche, die überschwemmten Lagerräume 
unter Benutzung von Pumpen vom Grundwasser zu befreien, waren 
wegen des starken Wasserandranges meist erfolglos. Die Nachprüfung 
der bei der Stadt und den Aufsichtsbehörden eingegangenen zahl 
reichen Schadenersatzansprüchen der Anlieger hat in allen Fällen 
die Richtigkeit der geschilderten Mißstände ergeben. 
Eine gründliche, dauernde Beseitigung dieser Mißstände ist un 
bedingt erforderlich und kann nur durch eine großzügige Regu 
lierung der Panke von Buch bis Pankow-Heinersdorf erzielt werden, 
bei der der Hochwasserspiegel im Durchschnitt etwa 1,50 m abgesenkt 
wird. Am unteren Ende der zu regulierenden Strecke ist ferner eine 
Entlastung der Panke durch den bereits genehmigten und im Bau 
befindlichen Entwässerungsgraben zwischen der Panke und dem 
Tegeler See vorgesehen, so daß hierdurch jeder Ueberschwemmungs- 
gefahr im Abflußgebiete der Panke überhaupt in weitestem Umfang 
vorgebeugt wird. Die Kosten werden sich einschließlich der uns von 
der Eisenbahn-Verwaltung mit Rücksicht auf den Brückenumbau in 
Buch gemachten Auflagen auf rund 2 Millionen ,R.M belaufen. 
Dieselben wirtschaftlichen und gesundheitlichen Nachteile für die 
Bevölkerung haben sich während der letzten Jahre in Lichtcnrade 
gezeigt. 
Zur Beseitigung dieser Mißstände ist der Bau eines Regen- 
wassersammlers durch Lichtenrade über Marienfelde-Lankwitz nach 
dem Teltow-Kanal erforderlich. Der Sammler führt zum Teil durch 
bebaute, zum Teil durch zurzeit noch nicht bebaute, aber baureife 
Gebiete von Berlin, für deren geordnete Entwässerung nunmehr 
unverzüglich Sorge getragen werden muß. Der Bau dieses Sammlers 
ist um so dringender geworden, als er die Vorflut für einen bereits 
im Bau begriffenen der Entwässerung eines Teilgebietes von Lichten 
rade dienenden Regenwassersammlers bildet. 
Die vorstehend geschilderten Mißstände haben die Öffentlichkeit 
wiederholt beschäftigt und in der Presse zu Angriffen gegen die 
Stadt Berlin geführt. Um die Mißstände wenigstens einigermaßen 
zu mildern, haben wir schleunigst provisorische Entwässerungsanlagen 
mit Vorflut nach dem Mahlower Seegraben geschaffen, doch wird die 
Genehmigung der Aufsichtsbehörde für diese Provisorien an die Be 
dingung geknüpft, daß innerhalb kürzester Frist die endgültige Borflut 
nach dem Teltow-Kanal geschaffen wird. Infolgedessen ist es unbedingt 
notwendig, daß seitens der Stadt sofort etwas geschieht und daß 
die vorstehend geschilderten Bauvorhaben, durch die eine durchgreifende 
Besserung geschaffen werden kann, unverzüglich in Angriff genommen 
werden. Eine Wiederholung der schlimmen Zustände muß im Interesse 
der Bevölkerung unbedingt vermieden werden. 
Die Kosten für die Regulierung der Panke betragen rund 2 Milli 
onen 3tJL und die des Regenwassersammlers in Lichtenrade rund 
4,5 Millionen ,RM, zusammen 6,5 Millionen .RM. Die Deckung dieser 
Ausgaben kann bei der Lage des Anleiliemarktes und des hohen 
Anleihebedarfs der Stadt für andere Zwecke nicht durch Anleihen 
erfolgen. Vielmehr soll sie innerhalb vier Jahren aus laufenden 
Einnahmen der Stadtcntwässerung durchgeführt werden, und zwar 
in der Weise, daß die Stadtentwässerung ermächtigt wird, mit Tief 
bauunternehmerfirmen vertragliche Abmachungen zur Vorleistung 
dieser Ausgaben zu treffen und die Zurückzahlung der vorgehaltenen 
Baumittel, welche mit höchstens 8»/o zu verzinsen sind, spätestens in 
4 Jahren vorzunehmen. 
Wir bitten zu beschließen: 
Die Versammlung ist mit der Regulierung der Panke zwischen 
Buch und Pankow-Heinersdorf für 2 Millionen 3UI und mit der 
Herstellung eines Regenwassersammlers durch die Ortsteile Lichten 
rade, Marienfelde und Lankwitz für 4,5 Millionen 3tM einverstanden
	        
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