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weitere städtebauliche Entwicklung des Hermannplatzes ist, daß das frei
gelegte Gelände nicht auf Jahre hinaus unbebaut liegen bleibt und wieder
als Rummelplatz, Lagerplatz oder dergl. verwendet wird. Es wurde daher
angestrebt, das freigelegte Gelände sofort wiederzubebanen. Wohnhäuser
kamen an diesem, dem Potsdamer Platz ähnlichen Geschäfts- und Verkehrs-
knotcnpunkt nicht in Frage, sondern nur eine Bebauung mit Geschäfts
oder Bürohäufern. — Ta Berliner Firmen nur einen niedrigen Preis
für das Gelände boten und auch eine Bauvcrpflichtnng nicht übernehmen
wollten, lvurde schließlich der Hintere, an der Urbanstraßc gelegene Teil
des Geländes an dir Primus-Kinogesellschaft in Berlin und der vordere,
an den Hermannplatz grenzende Teil an die Warenhansgesellschaft Kar
stadt A.-G. in Hamburg verkauft. Beide verpflichten sich, das ihnen ver
kaufte Gelände sofort Zug um Zug und Hand in -Hand mit den llnter-
grnndbahnbautcn zu bebauen.
Abgesehen von dem Vorteil, der dem Hermannplatz und seiner Um
gebung aus der sofortigen endgültigen Bebauung in geschäftlicher und
sonstiger Beziehung erwächst, entsteht für das städtische Bahnunternehmen
selbst der weitere, nicht unbedeutende Gewinn, daß die Fundamente der
zukünftigen Gebäude zusammen mit den jetzt auf dem Hermannplatz in
Fluß befindlichen Bauarbciten ausgeführt werden können, und daß die
Bahnanlagen so in die Anlagen des Warenhauses hineingebaut werden,
daß beide sich in zweckentsprechender Weise ergänzen und zueinander
passen. Wäre die gemeinsame Bebauung nicht ermöglicht worden, so
hätte mit weit höheren Kosten die Bahnanlage so ausgebildet werden
müssen, daß später jedes beliebige Gebäude darauf hätte errichtet werden
können.
Tie einheitliche Bauausführung ermöglicht auch, daß nach amerika
nischem Muster unmittelbare Zugänge vom Kaufhaus aus sowohl in den
Nordsüdbahnhof als auch in den Bahnhof Gesundbrunnen—Neukölln
geschaffen werden.
Bei diesem Neubau, der schon im Laufe des nächsten Monats an
gefangen wird, werden voraussichtlich 2600 Arbeiter und Handwerker
Beschäftigung finden. Die schnelle Wiederbelebung des Hermannplatzes
wird der Stadt' neben den anderen oben erwähnten Vorteilen größere
Steuereinnahmen bringen als eine vorläufige, doch immerhin auf einige
Fahre zu erwartende Verpachtung des unbebauten Geländes für einen
Rummelplatz, Lagerplatz oder dergl.
Wir haben in Uebereinstimmung mit dem Aufsichtsrat der Berliner
Rvrdsüdbahn-Aktiengcsellschaft den Verkäufen zugestimmt und bitten um
Kenntnisnahme.
Berlin, den 13. Oktober 1926.
Magistrat.
S ch o l tz. Hahn.
8t V. 26. — B. XV. 9 b.
808. Anfrage.
Zeitungsnachrichten zufolge beabsichtigt der Magistrat in unmittel
barer Nähe der St. Michaelkirche mit einem Mehraufwand«: von 500 000 M
ein Freibad zu eröffnen.
Wir fragen den Magistrat an, ob diese Absicht, deren Verwirklichung
eine Verschandelung des Stadtbildes bedeuten, die Ruhe des Gottesdienstes
stören und die Gefühle der Kirchenbesucher verletzen würde, wirklich
besteht?
Berlin, den 23. September 1926.
Tr. Taltzgeber und Parteifreunde.
8t. V. 26. — B. III. 2. Bez. 1.
809. Anfrage.
Im Jahre 1911 kaufte die Stadt Berlin ein Gelände an der Karow-
Bucher Chaussee (82 Im groß) für V* Million Mark, das von den städtischen
Körperschaften als Zentralfriedhof für Berlin vorgesehen wurde und den
Namen „Neuanlage Friedhof Buch" führt. Die Hcrrichtung der Be
erdigungsfläche und Gartenanlagc, sowie der Bau der Kapelle und der
Verwaltungsgebäude haben einen bisherigen Kostenaufwand von etwa
4269 000 <M gefordert. In den diesjährigen Etat des Bezirkes Pankow
sind wiederum 64 700 J( in Ausgabe gestellt. Der Friedhof wird aber,
trotzdem er zum größten Teil vollkommen fertig ist, weder zur Bestattung
freigegeben noch der Öffentlichkeit erschlossen. Maßnahmen des Magistrats
deuten vielmehr darauf hin, daß von der ursprünglichen Zweckbestimmung
dieser Anlage abgesehen werden soll. Wir fragen deshalb den Magistrat:
1. Was soll mit dem Friedhof „Neuanlage Buch" werden?
2. Wenn diese Anlage ihrer ursprünglichen Zweckbestimmung nicht
zugeführt werden soll, warum werden dann noch Mittel, diesem
Zweck entsprechend, in den Etat eingesetzt?