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Nordsüdbahn unterfahren werden muß. Unsere damaligen Verhandlungen
mit den Eigentümern wegen Verkaufs dieses Grundstücks waren an der
Höhe des geforderten Kaufpreises gescheitert, sodaß wir beabsichtigten,
von einem Ankauf des Grundstücks abzusehen und das Recht zur Unter
fahrung des Grnnvstücks im Wege der Enteignung zu erwerben. Hiermit
erklärte sich die Versammlung durch Beschluß vom 2. September 1915
— Protokoll 21 — Gemeindeblakt S. 390, einverstanden.
Dies Recht zur Unterfahrung würde für den Bau der Untergrund
bahn ausreichen. Für den Bau bequemer würde natürlich der Erwerb
des ganzen Grundstücks sein, zumal wir wohl damit rechnen müssen,
baß bei der Ausführung der Unterfahrung Entschädigungsansprüche gegen
uns erhoben werden. Es erschien uns deshalb empfehlenswert, falls
wir noch nachträglich ein geeignetes Angebot erhielten, das Grundstück
doch zu kaufen. Ein solches Angebot glauben wir jetzt erhalten zu haben.
Die Eigentümer haben den geforderten Kaufpreis von 370 000 M
aus 335 000 M ermäßigt. Hiervon sind 91 500 M sofort zu zahlen;
mt Hypotheken sind 138 500 M zu 4 V 3 pCt und 30 000 M ju 5 pCt.
verzinslich zu übernehmen, die übrigen 72 000 jK> bleiben als Restkauf
geld zu 5 pCt. verzinslich. Hypotheken und Restkaufgeld sind am
1 April 1921 ohne Kündigung fällig. Nutzungen und Lasten gehen
vom 1. April d. I. ab auf die Stadt über. Mietverträge über den
1. Oktober d. I. hinaus bestehen nicht, so daß die Bauausführung
rechtzeitig erfolgen kann. An dieses Angebot haben sich die Eigentümer
bis zum 31. März d. I. gebunden.
Ein Plan von dem Grundstück ist mit unserer Vorlage vom 19.
August 1915 übersandt worden.
Wir ersuchen, über die Vorlage in geheimer Sitzung zu beraten
und zu beschließen:
Tie Versammlung ist mit dem Ankauf des Grundstücks Gneisenau
straße 115 zum Preise von 335 000 M einverstanden und genehmigt
die Entnahme der erforderlichen Mittel aus dem Extraordinarium Il
des Etats II 9 8.
Berlin, den 24. Februar 1916.
Magistrat der Königl. Haupt- und Residenzstadt.
Wermuly.
F.-Nr. 159 8t V. 1/16.
111. Vorlage (J.-Nr 482 Erl. 1/16) — zur Beschlußfassung —
betreffend die Genehmigung zur Ueberschreitung des
Etats der städtischen Gaswerke Kapitel II Abteilung 1.
Jnjolge der Einflüsse, welche der Krieg auch auf den Betrieb der
Gaswerke gehabt hat, vermögen die Gaswerke den im Etat für das
Geschäftsjahr 1915 geschätzten Gewinn nicht zu erzielen.
Nachdem bereits im August 1915 das für den Betrieb der städti
schen Gaswerke zu erwartende Defizit auf rund 8 000 000 geschätzt
war. läßt sich jetzt mit Bestimmtheit sagen, daß statt eines Gewinnes
ein Fehlbetrag in Höhe von rund 8 200 000 M entstehen wird.
Die Gründe hierfür sind die hohen Preise der Kohle, ihre schlechte
Beschaffenheit, der verhältnismäßig niedrige Preis des Kokses und die
Steigerung der Materialpreise und der Arbeitslöhne.
l. Kohlen.
Kohlen: Für das laufende Geschäftsjahr hatten wir uns durch
Kaujverträge die Lieferung von mehr als 1 Million Tonnen Kohlen
gesichert und damit den Bedarf vollkommen gedeckt. Da wir für
710 000 t englische Kohlen den Preis von 18 M, für 300 000 t
oberschlesische Kohlen den Preis von 19,io ,M vereinbart hatten, durften
wir mit Sicherheit annehmen, daß der in den Etat eingesetzte Preis
von 20 X für die Tonne ausreichen werde. Infolge des Kriegs-
ustandes mußten wir jedoch unsere Kohlenversorgung neu regeln.
Nicht nur fiel die Lieferung der eitglischen Gaskohlen vollkommen
aus, auch bei den deutschen Priina-Gaskohlen mußten nur uns eine
Kürzung der bestellten Menge um 30pCt. — 90 000 t gefallen lassen,
da die Gruben erklärten, daß sie die Lieferung solcher Kohlen in
ganzer Höhe nicht mehr übernehmen könnten. Dagegen wurden uns
zu gleicher Zeit neue zur Gaserzeugung weniger geeignete Kohlen, aber
diese zu erheblich höheren Preisen angeboten.
Bei Beginn des Etatsjahres standen uns, bei Berücksichtigung der
stattgcfundencn Kürzung aus den alten Abschlüssen, nur 210 00) t
oberschlesische und «10 000 t westfälische Kohlen, die wir inzwischen
zum Preise von 26 M für die Tonne gekauft hatten, zur Verfügung.
Infolge unserer vielfachen Beschwerden an maßgebender Stelle
(Handelsministerium) wurden uns dann weitere 318 000 t oberschlesi
sche, niederschlesische und westfälische Kohlen (indes nicht reine Gas
kohlen) zum Preise von 24—27 M pro Tonne zur Verfügung gestellt.
Mehr zu li'scrn erklärten sich die fiskalischen Gruben und unsere bis
herigen Kohlenlieferanten außerstande, da sie wegen der Förderungs-
cinschränkung, der durch die Truppentransporte entstandenen Be-
fördcrllngsschwierigkeiten und durch schlechte Schiffahrtsverhältnisse
daran verhindert seien. Die Beschaffung von Ersatzkohlen begegnete
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