111
103. Vorlage (J.-Nr. 263 Krch. 1/16) — zur Beschlußfassung —
betreffend die Angliederung von gymnasialen Kursen
an die hiesige Städtische Studienanstalt vom 1. Oktober
ISIS ab.
Die Städtische Studienanstalt in der Fürbringerstraße trägt zur
Zeit realgymnasialen Charakier. Sie hat 9 Klassen; die Oster- und
Michaeliszöten sind von 0 II ab vereinigt. Auf die Trennung dieser
Zöten zu selbständigen Klassen wollte die städtische Schulverwaltung
wegen der geringen Frequenz nicht eingehen. Diese betrug im lau
fenden Etatsjahre im Durchschnitt für 0 II 15, für II I 14. für 0 I
10 Schülerinnen. Infolgedessen hat die Königliche Aufsichtsbehörde
angeordnet, daß sämtliche noch bestehende Michaeliszöten allmählich
aufzulösen seien, damit ein einheitlicher Klassenunterricht von Ostern
zu Ostern gewährleistet werde. Die Anstalt würde also in absehbarer
Zeit nur noch aus 6 Klassen bestehen, ein zu kleiner Umfang für eine
selbständige höhere Lehranstalt.
Wir haben daher beschlossen, vom 1. Oktober 1916 ab der Anstalt
gymnasiale Kurse nach dem durch „die Bestimmungen über die Neu
ordnung des höheren Mädchenschulwesens vom 15./18. August 1908"
vorgeschriebenen Lehrplan anzugliedern.
Diese Einrichtung entspricht unseres Erachtens auch einem unab
weisbaren Bedürfnisse. Es gibt in Groß-Berlin außer unserer
Städtischen Studienanstalt 7 realgymnasiale Bildungsanstalten für
Mädchen, dazu eine mit Oberrealschulkursen, dagegen nur eine, die
Königliche Augustaschule, in der eine gymnasiale Vorbereitung geboten
wird. Mehr aber als die Hälfte sämtlicher Studentinnen an deutschen
Universitäten betreiben das Studium der Philologie und Geschichte,
für das die Vorbildung auf einem Gymnasium wohl eine geeignetere
Grundlage als die auf einer Realanstalt gibt. Auch ist nicht zu
leugnen, daß die weibliche Psyche gerade den humanistischen Fächern
mit ihrer philosophisch-historischen Grundrichtung größeres Verständnis
entgegenbringt, als der mathematisch-naturwissenschaftlichen Bildungs
sphäre, die einen wesentlichen Bestandteil der realgynnasialen Vor
bereitung ausmacht. Eine Umfrage an den Berliner Lyzeen hat dem
entsprechend auch ergeben, daß zur Zeit 140 Eltern wünschen, ihre
Töchter auf eine gymnasiale Anstalt zu schicken; diese Zahl wird
sicherlich noch steigen, je bekannter die neue Zweiganstalt wird, und
man kann überdies auf Anmeldungen aus den Vororten rechnen.
Die augenblickliche Frequenz der realgymnasialen Abteilung weist
131 Schülerinnen auf.
Die Eröffnung der neuen Abteilung zum Michaelistermiu emp
fiehlt sich besonders darum, weil für die Michaeliszöten der Lyzeen
sonst kein Anschluß an weiterführende Anstalten vorhanden ist
Im Etat der Anstalt für das laufende sowohl als für das
koinmende Etatsjahr sind die Mittel für die Einrichtung von 9 Klassen
vorgesehen. Diese Mittel sind auch für die nächste Zukunft aus
reichend, da zunächst gleichzeitig mit der Eröffnung jeder neuen gym
nasialen Klasse eine realgymnasiale geschlossen wird, sodaß für die
ersten 3 Jahre neue Aufwendungen nicht zu machen sein werden.
Erst am 1. Oktober 1919 wird eine zehnte, am 1. Oktober 1920 eine
elfte und am 1. Oktober 1921 eine zwölfte Klasse hinzutreten. Den
Mehrforderungen hierfür von insgesamt 4 Oberlehrcrstellen werden
seinerzeit aber voraussichtlich auch höhere Einnahmen an Schulgeld
gegenüberstehen.
Wir ersuchen hiernach um folgende Beschlußfassung:
Die Versammlung erklärt sich einverstanden mit der Angliederung
einer gymnasialen Abteilung an die Städtische Studienanstalt von
Michaelis 1916 ab.
Berlin, den 1. März 1916.
Magistrat der Königl. Haupt- und Residenzstadt.
W e r m n t h.
J.-Nr. 176 8t. V. 1/16.
104. Verhandlungsbericht de» Ausschusses zur Borberatung
der Vorlage betreffend:
a) Vermietung des zum Abschluß des umgestalteten
Hegelplatzes zu erbauenden Rundgebäudes,
b) Gewährung einer Mietsbeihilfe au die Jubiläums-
stistung für Erziehung und Unterricht und die Ueber-
lassuug der Bestände des städtischen Schulmuseums
an diese.
(Drucks. 72; Beschluß vom 17. Februar 1916: Prot. Nr. 13).
Verhandelt Berlin, den 2. März 1916.
Anwesend:
I. Stadtverordnetcn-Vorsteher-Stellvertretcr Cassel, Vorsitzender,
Stadtverordneter Bruns, Vorsitzender-Stellvertreter,
- Bäsell,
- Butzke,