65
2
Was die erwähnte Uebertragung von Erschütterungen nach dem benach
barten Schulgebäude betresse, so seien diese nicht zu befürchten, da man
die Maschinen mit Isolierung zur Vermeidung solcher Erschütterungen
in diesem Falle äußerst günstig gewählt habe.
Im übrigen — so fuhr Herr Oberingenieur Tettenborn fort
— würde auch int Winter die Inanspruchnahme der Reservepumpen
eine erhebliche sein, da dann das durch das Schmelzen des Schnees
entstehende Wasser fortzuschaffen sei. Schließlich sollte man auch be
rücksichtigen, daß bei Betriebsstörungen die Fehler von Krastapparaten,
die sich in der Pumpstation selbst befänden, verhältnismäßig schnell
gefunden werden könnten, während man bei Entnahme der Kraft von
der Zentrale den BEW. immer erst mit diesen wegen etwaiger dortiger
Maschinendesekte in Verbindung treten müßte. Die Erfahrung lehre,
daß dadurch manchmal Betriebsstockungen von mehreren Stunden ent
standen seien.
Auch von anderer Seile wurde für die Dieselmotore auf das
niärmste eingetreten. Insbesondere wurde hervorgehoben, daß durch
die technischen Vervollkommnungen an den Apparaten, besonders hin
sichtlich der Zündung, ein tadelloses Funktionieren gesichert sei. Ein
weiterer Vorteil ergebe sich für diese Motore auch daraus, daß es be
reits gelungen sei, sie nicht mehr mit zwei Oelarten, dem Zündöl und
dem anderen Oel, zu betreiben, sondern nur ein Oel zu verwenden.
Von anderer Seite wurde hierzu bemerkt, daß in der Tat die
Dieselmotore in immer größerem Umfange in Anwendung kämen
Dies habe aber auch eine ständige Steigerung der Preise für Oelteer
zur Folge gehabt, so daß die Rentabilitätsberechnung des Magistrats
hinsichtlich der Dieselmotore auch in dieser Beziehung noch einer
Revision zu unterwerfen wäre.
Hieraus wurde erwidert, daß man bereits erfolgreiche Versuche
mit der Anwendung von Pflanzenölen bei den Dieselmotoren gemacht
habe. Die Bedenken des Herrn Vorredners könnten daher wohl aus
geschaltet werden.
Da die Zeit bereits vorgeschritten war und sich noch mehrere
Redner zu eingehenden Erörterungen gemeldet hatten, beschloß der
Ausschuß die Beratungen zu vertagen, inzwischen aber die Puinp-
stationen in der Gitschiuer und Genthiner Straße zu besickstigen, um den
Elektromotoren- und Dieselmotorenbetrieben in den Pumpstationen
kennen zu lernen.
Ebenso wurde der Druck des Protokolls beschlossen.
B. w. o.
Butzke.
I« 34.
II.
Anwesend:
Stadtverordneter Butzke, Vorsitzender,
- Gronewaldt, Vorsitzenderstellvertreter,
- Berghoff.
- Einwaldt,
- Flohr.
- Hildebrand,
- Kersin,
- Lentz,
- Dt. Levy II,
- Liebermann,
- Mann,
- Metzke,
- Dr. Paul,
' Zucht.
Seitens des Magistrats:
Stadtbaurat Krause,
Oberingenieur Tettenborn
Nicht anwesend:
Stadtverordneter Hcrzberg, entschuldigt.
Nachdem der Vorsitzende die Sitzung eröffnet hatte, wies er im
Anschluß an die in der letzten Ausschußsitzung erörterten Fragen daraus
hin. daß er persönlich sich dem Umstande nicht verschließen könne, daß
bei Dieselmotoren zunächst schon die hohen Kosten für Amortisation
und Verzinsung, welche sofort einträten, erschwerend in Frage kämen,
und daß er wegen der großen Tourenzahl Dieselmotore weniger geeignet
halte als Elektromotore. Man dürfe sich auch der Beobachtung nicht
verschließen, daß bei Dieselmotoren mit ihren vielen Hähnchen und
Ventilen sowie Röhren und Röhrchen eine viel kompliziertere Bauart,
die unter Umständen zu recht kostspieligen Reparaturkostcn führen
könnte, in Frage käme, als bei den Elektromotoren. Auch die Betriebs
sicherheit lasse bei Dieselmotoren zu wünschen übrig, da, wie er selbst
aus eigener Anschauung kennen gelernt hätte, Rohrplatzungen nicht
selten vorkämen. Sodann brachte der Vorsitzende ein Schreiben der
BEW. vom 9. Januar 1912 zur Verlesung, in welchem die Firma
eine erhebliche Ermäßigung des Preises pro Kilowattstunde für den
Fall, daß Elektromotoren.als Kraftspender gewählt werden sollten,
anbietet.
Hierauf hob der Herr Stadtbaurat als Magistratsvertreter nach
einigen persönlichen Bemerkungen hervor, daß von einer Seite dem
Ausschuß mehrfach umfangreiche Schriftstücke unterbreitet worden
wären, zu welchen es nicht leicht sei, bei der Kürze der Zeit nach
eingehendster Prüfung der Sachlage sofort Stellung zu nehmen. Es
sei zwar auf den ersten Schriftsatz von ihm eine eingehende Gegen
erklärung gefertigt worden. Von der BEW. sei heute eine ver
blüffend niedrige Preisofferte gemacht worden, es sei sehr schwer, sich
sofort darüber entscheidend zu äußern, um so mehr als schon wieder
eine neue Erklärung von einem bestimmten Mitgliede des Ausschusses
der.heutigen Sitzung eingereicht worden wäre. Sodann folgten längere
Ausführungen des Herrn Magistratsvertreters, in welchen er das
Uebergewichl und die Vorteile der Dieselmotore gegenüber den Elekiro-
motoren hervorhob. Er erinnerte daran, daß gerade in Berlin bei
der letztgenannten Maschinenart die Kosten wesentlich erhöht würden,
daß man bei der Anlage bezw. bei Reparaturen gezwungen wäre, das
Straßenpflaster, welches häufig aus Asphalt bestände, aufzureißen.
Dies alles wäre bei Dieselmotoren, die im übrigen viel sicherer wären
als Elektromotoren, nicht erforderlich. Wenn in dem Schreiben der
BEW. eine so erhebliche Preisermäßigung in Aussicht gestellt
werde, so sei dies zwar einerseits im Interesse der Stadt mir
Freuden zu begrüßen, andererseits sei aber auch dieses Angebot nicht
imstande, seine Ansicht zuungunsten der Dieselmotore zu verändern.
An einer den Mitgliedern vorgelegten Zeichnung suchte der Herr
Magistratsvertreter seine Ansicht zu erläutern, um vornehmlich nach
weisen zu können, daß trotz der hohen Anlagekosten der Dieselmotore,
an deren Betriebskosten so erheblich gespart werde, diese auch nach
dieser Richtung hin, den Elektromotoren, welche bei sehr gesteigertem
Gebrauch ausfallend höhere Betriebskosten verlangten, überlegen wären.
Im Ausschuß legte man nun von einer Seite dar, daß die aus der
vorgelegten Zeichnung dargestellte Kurve zwar auf den ersten Blick den
Eindruck mache, als ob tatsächlich die Betriebskosten der Dieselmotore
viel erheblich höher wären als die der Elektromotore. Genau betrachtet
müsse aber der ganze die Differenz besonders steigernde rechte Teil
der Kurve fortgelassen werden, da die Pumpen nur Regenwasser zu
fördern hätten und einer erheblich geringeren Betriebsdauer ausgesetzt
wären, als es aus der Zeichnung vorgesehen sei.
Sodann führte der Redner aus, daß, abgesehen von dem sehr
hohen Betrage, um welchen die Aulagekosten der Dieselmotorvumpen
höher wären als die der Elektropumpen auch die Betriebskosten der
letztgenannten Art doch erheblich geringer wären als es von seiten des
Magistrats dargestellt werde. Eine Abschreibung von 7 pCt. sei für
diese Kraftanlage angemessen. Es sei das aus einer Berechnung,
welche Redner über die Kostendifferenz ausgestellt und heule den Mit
gliedern überreicht hätte, ersichtlich. Dieser seien 7 pCt. Abschreibung
zugrunde gelegt. Aber eine gleiche Berechnung hätte auch unter der
Voraussetzung einer Abschreibung von 4 pCt. stattgefunden. Es bestände
darnach selbst bei 4 pCt. noch eine Differenz in den Betriebskosten
zugunsten des elektrischen Betriebes in Höh: von 10 000 M. Diese
erhöhe sich für jeden halben Psennig geringeren Strompreis um zirka
1 250 M — sei also z. B bei 0,08 M der Strompreis zirka 12 500 M,
so betrage er bei 0,o> Jk zirka 15 000 M —. Wenn aber die Ab
schreibung nicht mit 4 pCt. sondern mit 7 pCt. gerechnet würde, so
erhöhe sich die Differenz weiter um 8 700 M. Ferner erwähnte der
Redner, cs dürste nicht außer Betracht gelassen werden, daß seines
Erachtens von dem Magistrat ein zu hoher Energieverbrauch für den
elektomotorischen Betrieb angesetzt wäre. Gegenüber den Dieselmotoren
sei auch eine Ersparnis an Personal bei den Elektromotoren möglich.
Als hierauf von seiten des Magistrats erwidert wurde, daß die
Personalersparnis so gering wäre, daß sie kaum in Betracht zu ziehen
sei, und daß auch vom Magistrat die Unkosten des elektrischen Betriebes
nicht zu hoch bemessen seien, machte ein Mitglied des Ausschusses
aufmerksam, daß die Dieselinotoren nicht voll sondern nur zu 2 / s be
lastet wären, und daß bei diesen Kraftanlagen nicht nur der Brennstoff
verbrauch, sondern auch der Schmier- und Putzmaterialverbrauck, ein
höherer wäre.
Der Magistratsvertreler äußerte hierzu, daß es nicht möglich
wäre, zu den soeben gemachten Behauptungen sofort Stellung zu
nehmen, da eine Nachprüfung so schnell nicht möglich wäre. Hinsichtlich
der erwähnten Personalersparnis, wie sie von einem Ausschußmitgliede
bei der Anwendung von Elektromotoren in Aussicht gestellt we-de,
wolle er nur bemerken, daß die Beschäftigung und Verwendung von
Personal bei einer Privatgesellschaft ganz anders gehandhabt werde als
bei einer Behörde.
Aus der Mitte des Ausschusses heraus machte man die Be
merkung, daß für den augenblicklichen Verwendungszweck der elektrische
Motor doch erhebliche Vorteile böte und größere Ersparnis einbringen
könne. Gerade das letztere Moment dürfte doch in seiner Bedeutung
nicht unterschätzt werden. Wie die Besichtigung ergeben hätte, sei die
Betriebsfertigkeit bei den elektrischen Motoren eine geradezu glänzende
gewesen. Wenn man auch bei den Dieselmotoren betonen müsse, daß
sie ebenfalls in kürzester Zeit angelassen werden könnten, so stellte sich
doch bei ihnen heraus, daß sie etwas mehr Bedienung erfordern. Bei
Dieselmotoren, bei denen übrigens im Gegensatz zu den elektrischen
Kraftmaschinen öfters Explosionen vorkommen könnten, wäre es infolge