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Volume No. 4 (22-48), 1912/01/13

Full text: Vorlagen für die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Berlin (Public Domain) Issue1912 (Public Domain)

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Was die erwähnte Uebertragung von Erschütterungen nach dem benach 
barten Schulgebäude betresse, so seien diese nicht zu befürchten, da man 
die Maschinen mit Isolierung zur Vermeidung solcher Erschütterungen 
in diesem Falle äußerst günstig gewählt habe. 
Im übrigen — so fuhr Herr Oberingenieur Tettenborn fort 
— würde auch int Winter die Inanspruchnahme der Reservepumpen 
eine erhebliche sein, da dann das durch das Schmelzen des Schnees 
entstehende Wasser fortzuschaffen sei. Schließlich sollte man auch be 
rücksichtigen, daß bei Betriebsstörungen die Fehler von Krastapparaten, 
die sich in der Pumpstation selbst befänden, verhältnismäßig schnell 
gefunden werden könnten, während man bei Entnahme der Kraft von 
der Zentrale den BEW. immer erst mit diesen wegen etwaiger dortiger 
Maschinendesekte in Verbindung treten müßte. Die Erfahrung lehre, 
daß dadurch manchmal Betriebsstockungen von mehreren Stunden ent 
standen seien. 
Auch von anderer Seile wurde für die Dieselmotore auf das 
niärmste eingetreten. Insbesondere wurde hervorgehoben, daß durch 
die technischen Vervollkommnungen an den Apparaten, besonders hin 
sichtlich der Zündung, ein tadelloses Funktionieren gesichert sei. Ein 
weiterer Vorteil ergebe sich für diese Motore auch daraus, daß es be 
reits gelungen sei, sie nicht mehr mit zwei Oelarten, dem Zündöl und 
dem anderen Oel, zu betreiben, sondern nur ein Oel zu verwenden. 
Von anderer Seite wurde hierzu bemerkt, daß in der Tat die 
Dieselmotore in immer größerem Umfange in Anwendung kämen 
Dies habe aber auch eine ständige Steigerung der Preise für Oelteer 
zur Folge gehabt, so daß die Rentabilitätsberechnung des Magistrats 
hinsichtlich der Dieselmotore auch in dieser Beziehung noch einer 
Revision zu unterwerfen wäre. 
Hieraus wurde erwidert, daß man bereits erfolgreiche Versuche 
mit der Anwendung von Pflanzenölen bei den Dieselmotoren gemacht 
habe. Die Bedenken des Herrn Vorredners könnten daher wohl aus 
geschaltet werden. 
Da die Zeit bereits vorgeschritten war und sich noch mehrere 
Redner zu eingehenden Erörterungen gemeldet hatten, beschloß der 
Ausschuß die Beratungen zu vertagen, inzwischen aber die Puinp- 
stationen in der Gitschiuer und Genthiner Straße zu besickstigen, um den 
Elektromotoren- und Dieselmotorenbetrieben in den Pumpstationen 
kennen zu lernen. 
Ebenso wurde der Druck des Protokolls beschlossen. 
B. w. o. 
Butzke. 
I« 34. 
II. 
Anwesend: 
Stadtverordneter Butzke, Vorsitzender, 
- Gronewaldt, Vorsitzenderstellvertreter, 
- Berghoff. 
- Einwaldt, 
- Flohr. 
- Hildebrand, 
- Kersin, 
- Lentz, 
- Dt. Levy II, 
- Liebermann, 
- Mann, 
- Metzke, 
- Dr. Paul, 
' Zucht. 
Seitens des Magistrats: 
Stadtbaurat Krause, 
Oberingenieur Tettenborn 
Nicht anwesend: 
Stadtverordneter Hcrzberg, entschuldigt. 
Nachdem der Vorsitzende die Sitzung eröffnet hatte, wies er im 
Anschluß an die in der letzten Ausschußsitzung erörterten Fragen daraus 
hin. daß er persönlich sich dem Umstande nicht verschließen könne, daß 
bei Dieselmotoren zunächst schon die hohen Kosten für Amortisation 
und Verzinsung, welche sofort einträten, erschwerend in Frage kämen, 
und daß er wegen der großen Tourenzahl Dieselmotore weniger geeignet 
halte als Elektromotore. Man dürfe sich auch der Beobachtung nicht 
verschließen, daß bei Dieselmotoren mit ihren vielen Hähnchen und 
Ventilen sowie Röhren und Röhrchen eine viel kompliziertere Bauart, 
die unter Umständen zu recht kostspieligen Reparaturkostcn führen 
könnte, in Frage käme, als bei den Elektromotoren. Auch die Betriebs 
sicherheit lasse bei Dieselmotoren zu wünschen übrig, da, wie er selbst 
aus eigener Anschauung kennen gelernt hätte, Rohrplatzungen nicht 
selten vorkämen. Sodann brachte der Vorsitzende ein Schreiben der 
BEW. vom 9. Januar 1912 zur Verlesung, in welchem die Firma 
eine erhebliche Ermäßigung des Preises pro Kilowattstunde für den 
Fall, daß Elektromotoren.als Kraftspender gewählt werden sollten, 
anbietet. 
Hierauf hob der Herr Stadtbaurat als Magistratsvertreter nach 
einigen persönlichen Bemerkungen hervor, daß von einer Seite dem 
Ausschuß mehrfach umfangreiche Schriftstücke unterbreitet worden 
wären, zu welchen es nicht leicht sei, bei der Kürze der Zeit nach 
eingehendster Prüfung der Sachlage sofort Stellung zu nehmen. Es 
sei zwar auf den ersten Schriftsatz von ihm eine eingehende Gegen 
erklärung gefertigt worden. Von der BEW. sei heute eine ver 
blüffend niedrige Preisofferte gemacht worden, es sei sehr schwer, sich 
sofort darüber entscheidend zu äußern, um so mehr als schon wieder 
eine neue Erklärung von einem bestimmten Mitgliede des Ausschusses 
der.heutigen Sitzung eingereicht worden wäre. Sodann folgten längere 
Ausführungen des Herrn Magistratsvertreters, in welchen er das 
Uebergewichl und die Vorteile der Dieselmotore gegenüber den Elekiro- 
motoren hervorhob. Er erinnerte daran, daß gerade in Berlin bei 
der letztgenannten Maschinenart die Kosten wesentlich erhöht würden, 
daß man bei der Anlage bezw. bei Reparaturen gezwungen wäre, das 
Straßenpflaster, welches häufig aus Asphalt bestände, aufzureißen. 
Dies alles wäre bei Dieselmotoren, die im übrigen viel sicherer wären 
als Elektromotoren, nicht erforderlich. Wenn in dem Schreiben der 
BEW. eine so erhebliche Preisermäßigung in Aussicht gestellt 
werde, so sei dies zwar einerseits im Interesse der Stadt mir 
Freuden zu begrüßen, andererseits sei aber auch dieses Angebot nicht 
imstande, seine Ansicht zuungunsten der Dieselmotore zu verändern. 
An einer den Mitgliedern vorgelegten Zeichnung suchte der Herr 
Magistratsvertreter seine Ansicht zu erläutern, um vornehmlich nach 
weisen zu können, daß trotz der hohen Anlagekosten der Dieselmotore, 
an deren Betriebskosten so erheblich gespart werde, diese auch nach 
dieser Richtung hin, den Elektromotoren, welche bei sehr gesteigertem 
Gebrauch ausfallend höhere Betriebskosten verlangten, überlegen wären. 
Im Ausschuß legte man nun von einer Seite dar, daß die aus der 
vorgelegten Zeichnung dargestellte Kurve zwar auf den ersten Blick den 
Eindruck mache, als ob tatsächlich die Betriebskosten der Dieselmotore 
viel erheblich höher wären als die der Elektromotore. Genau betrachtet 
müsse aber der ganze die Differenz besonders steigernde rechte Teil 
der Kurve fortgelassen werden, da die Pumpen nur Regenwasser zu 
fördern hätten und einer erheblich geringeren Betriebsdauer ausgesetzt 
wären, als es aus der Zeichnung vorgesehen sei. 
Sodann führte der Redner aus, daß, abgesehen von dem sehr 
hohen Betrage, um welchen die Aulagekosten der Dieselmotorvumpen 
höher wären als die der Elektropumpen auch die Betriebskosten der 
letztgenannten Art doch erheblich geringer wären als es von seiten des 
Magistrats dargestellt werde. Eine Abschreibung von 7 pCt. sei für 
diese Kraftanlage angemessen. Es sei das aus einer Berechnung, 
welche Redner über die Kostendifferenz ausgestellt und heule den Mit 
gliedern überreicht hätte, ersichtlich. Dieser seien 7 pCt. Abschreibung 
zugrunde gelegt. Aber eine gleiche Berechnung hätte auch unter der 
Voraussetzung einer Abschreibung von 4 pCt. stattgefunden. Es bestände 
darnach selbst bei 4 pCt. noch eine Differenz in den Betriebskosten 
zugunsten des elektrischen Betriebes in Höh: von 10 000 M. Diese 
erhöhe sich für jeden halben Psennig geringeren Strompreis um zirka 
1 250 M — sei also z. B bei 0,08 M der Strompreis zirka 12 500 M, 
so betrage er bei 0,o> Jk zirka 15 000 M —. Wenn aber die Ab 
schreibung nicht mit 4 pCt. sondern mit 7 pCt. gerechnet würde, so 
erhöhe sich die Differenz weiter um 8 700 M. Ferner erwähnte der 
Redner, cs dürste nicht außer Betracht gelassen werden, daß seines 
Erachtens von dem Magistrat ein zu hoher Energieverbrauch für den 
elektomotorischen Betrieb angesetzt wäre. Gegenüber den Dieselmotoren 
sei auch eine Ersparnis an Personal bei den Elektromotoren möglich. 
Als hierauf von seiten des Magistrats erwidert wurde, daß die 
Personalersparnis so gering wäre, daß sie kaum in Betracht zu ziehen 
sei, und daß auch vom Magistrat die Unkosten des elektrischen Betriebes 
nicht zu hoch bemessen seien, machte ein Mitglied des Ausschusses 
aufmerksam, daß die Dieselinotoren nicht voll sondern nur zu 2 / s be 
lastet wären, und daß bei diesen Kraftanlagen nicht nur der Brennstoff 
verbrauch, sondern auch der Schmier- und Putzmaterialverbrauck, ein 
höherer wäre. 
Der Magistratsvertreler äußerte hierzu, daß es nicht möglich 
wäre, zu den soeben gemachten Behauptungen sofort Stellung zu 
nehmen, da eine Nachprüfung so schnell nicht möglich wäre. Hinsichtlich 
der erwähnten Personalersparnis, wie sie von einem Ausschußmitgliede 
bei der Anwendung von Elektromotoren in Aussicht gestellt we-de, 
wolle er nur bemerken, daß die Beschäftigung und Verwendung von 
Personal bei einer Privatgesellschaft ganz anders gehandhabt werde als 
bei einer Behörde. 
Aus der Mitte des Ausschusses heraus machte man die Be 
merkung, daß für den augenblicklichen Verwendungszweck der elektrische 
Motor doch erhebliche Vorteile böte und größere Ersparnis einbringen 
könne. Gerade das letztere Moment dürfte doch in seiner Bedeutung 
nicht unterschätzt werden. Wie die Besichtigung ergeben hätte, sei die 
Betriebsfertigkeit bei den elektrischen Motoren eine geradezu glänzende 
gewesen. Wenn man auch bei den Dieselmotoren betonen müsse, daß 
sie ebenfalls in kürzester Zeit angelassen werden könnten, so stellte sich 
doch bei ihnen heraus, daß sie etwas mehr Bedienung erfordern. Bei 
Dieselmotoren, bei denen übrigens im Gegensatz zu den elektrischen 
Kraftmaschinen öfters Explosionen vorkommen könnten, wäre es infolge
	        
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