6
Festsetzung des Gehalts für die neu zu besetzende Stelle
des Ersten Bürgermeisters von Berlin genehmigt hat.
13. Juni. Nr. 16. Von dem Stadtverordneten Dove und Genossen
ist folgender Antrag gestellt:
Wir beantragen, die Versammlung wolle beschließen,
den Magistrat um Auskunft darüber zu ersuchen, in
welcher Lage sich das Projekt der Anlage des so
genannten Westhafens befindet, welche Hindernisse ins
besondere der endlichen Inangriffnahme der durch den
Fortschritt des Baues des Groß - Schiffahrtsweges
Berlin—Stettin dringlich gewordenen Arbeiten zur
Errichtung dieses Hafens im Wege stehen.
Nach stattgefundener Begründung dieses Antrages seitens
des Stadtv. Dove erkürte der .Herr Oberbürgermeister sich
bereit, die gewünschte Auskunft sogleich zu erteilen und
tat dieses mit folgenden Worten:
Der Herr Vorredner hat schon hervorgehoben, daß
die Schwierigkeiten, das Projekt des Westhafens durch
zuführen, in zwei Dingen bestehen, einmal in dem
Anschluß des Häsens an die Eisenbahn und zweitens
in der Notwendigkeit weiterer Terrainerwerbungen.
Der Herr Vorredner hat auch mitgeteilt, daß der An
schluß an die Eisenbahn zunächst am Lehrter Bahnhof
erfolgen sollte, daß ein Projekt ausgearbeitet war, daß
aber, nachdem dieses Projekt der Prüfung der Eisen
bahnbehörde unterlag, die Eisenbahnbehörde erklärt hat, sie
müsse verlangen, daß neben diesem Anschluß noch ein
zweiter Anschluß hergestellt werde für den Fall, daß
die Entwicklung des Verkehrs auf dem Lehrter Bahnhof
cs notwendig mache, diesen ersten Anschluß wieder
einzustellen. Der zweite Anschluß sollte weiter im
Wegen gewonnen werden; es sollten Gleise bis nach
Fürstenbrunn geführt werden. Tie Verkehrsdeputation
hat sich mit der Frage eingehend beschäftigt und kam
zu der Ueberzeugung, daß dieseni Vorschlag nicht nach
gegangen werden könne, weil erstens die Entfernung
sehr groß ist und dadurch erhebliche Betriebskosten und
Verzögerungen in, Verkehr entstehen würden, und
zweitens Mehrkosten entstehen würden, die auf 3 l / 4 Mil
lionen geschätzt wurden. Dazn kam noch die Schwierig
keit, daß für dieses zweite Projekt nicht die Enteignung
möglich gewesen wäre, weil cs sich nicht um die so
fortige Anlage einer Bahn handelte, sondern nur darum,
für eine spätere Möglichkeit die Errichtung dieser Bahn
in Aussicht zu nehmen, so daß wir genötigt gewesen
wären, diese Terrains freihändig zu erwerben, was
wahrscheinlich aus kaum überwindliche Schwierigkeiten
gestoßen wäre. Deswegen hat die Verkehrsdeputation
bei den Eisenbahnbehörden nochmals eine Vorstellung
erhoben, daß sich dieses Projekt nicht ausführen ließe.
Das war im Dezember 1910.
Wir haben darauf von der Eisenbahnbehörde den
Bescheid erhalten, daß sie mit Rücksicht auf unsere
Bedenken von der Forderung dieses zweiten Anschlusses
Abstand nehmen wolle und bereit sei, ein anderes
Projekt ins Auge zu fassen, eine Verbindung mit dem
Moabiter Bahnhof. Die Eisenbahnbehörde verlangte
im Mai 1911, daß wir ein solches Projekt ausarbeiten
sollten. Das ist geschehen, und im August 1911 ist
das Projekt der Eisenbahnbehörde vorgelegt worden.
Wir haben demnächst aber im Januar 1912 den Be
scheid erhalten, daß die Eisenbahn auch dieses Projekt
nicht akzeptieren könne, sondern daß der Entwurf eines
weiteren Projektes notwendig sei, und daß die Eisen-
bah.tbehörde dieses Projekt ausarbeiten werde. Dieser
Bescheid ist uns im Januar 1912 geworden. Seit der
Zeit haben wir wiederholt erinnert und gebeten, daß
uns dieses Projekt vorgelegt werden möchte; wir haben
aber bisher einen Erfolg nicht g.'habt.
Die Sache steht also so, daß sich die Eisenbahn
behörde, und zwar die Eisenbahndirektion im Ein
verständnis mit dem Eisenbahnministerium, dahin
schlüssig gemacht hat, im Zusammenhang mit der
ganzen Frachtentwicklung auf dem Lehrter, Haniburger
und Moabiter Bahnhof ein umfassendes neues Projekt
auszuarbeiten, daß aber die Erwägungen bei der Eiseu-
bahnbehörde noch nicht zum Abschluß gekommen sind,
und daß wir dem entgegensehen müssen, daß dieses
große Projekt vorgelegt wird.
Man muß wohl anerkennen, daß es sich für die
Eisenbahnbehörde uin ganz vitale Interessen handelt;
sie glaubt, dieses Projekt des Anschlusses des Hafens
nicht allein erledigen zu können, sondern sie geht mit
dem Plane um, den ganzen Verkehr auf dem Lehrter,
Hamburger und Moabiter Bahnhof im Anschluß daran
anders zu gestalten, und sic hat sich bisher in dieser
Beziehung noch nicht definitiv schlüssig machen können.
Wir werden nicht aufhören, zu bitten, daß diese Ent
schließung gefaßt wird; aber wir sind nicht in der
Lage, darauf Einfluß ausüben zu können. Das ist
die Frage des Eisenbahnanschlusses.
Dazu kommt die Notwendigkeit, um den Eisenbahn-
anschluß herzustellen, noch Terrains zu erwerben, die
sich im Eigentum des Eisenbahnfiskus befinden. Der
Eisenbahnfiskus hat sich bereit erklärt, diese Terrains
herzugeben, aber gleichzeitig erklärt, daß er das nur
tauschweise tun würde, sofern wir andere städtische
Grundstücke, die dem Eisenbahnfiskus erwünscht sind,
tauschweise als Gegenleistung prästieren. Diese Grund
stücke sind ermittelt worden, und es ist über die Grund
stücke selbst auch eine Verständigung herbeigeführt
worden. Es handelt sich nun um die Aufnahme der
Taxe über den Wert der beiderseitig auszutauschenden
Grundstücke. Es sind beiderseits Sachverständige
ernannt worden, und diese Sachverständigen haben
sehr lange Zeit gebraucht, insbesondere der Sachver
ständige der Eisenbahnbehörde. Wir haben uns
bemüht, die Verhandlungen zu beschleunigen, die beiden
Sachverständigen sind miteinander in Verbindung
getreten, und wir haben jetzt am 14. Mai d. Js. eine
genieinschaftliche Taxe von den Sachverständigen be
kommen. Wenn also das Projekt an und für sich
feststehen würde und damit feststehen würde, welche
Abgrenzung für die auszutauschenden Grundstücke er
folgen muß, so würde bezüglich des Austausches der
Grundstücke die Schwierigkeit gehoben sein.
Die ganze Angelegenheit steht also in dem Stadium,
daß wir das Projekt, welches die Eisenbahnbehörde
glaubt genehmigen zn können, und welches die Eisen
bahnbehörde selbst entwerfen will, von ihr zu erwarten
haben. Wir werden uns bemühen, immer wieder
vorstellig zu werden, und haben das vielsach mündlich
und schriftlich getan und auf die Bedeutung der Sache
hingewiesen. Aber wir sind selbstverständlich machtlos;
denn wir können dieses Projekt, welches die Eisenbahn
behörde in Verbindung mit anderen Eisenbahnprojekten
aufstellen will, unsererseits nicht aufstellen.
Der Antrag wurde darauf, mit dem Hinweise, daß
sein Zweck durch die vom Herrn Oberbürgermeister erteilte
Auskunft erreicht worden sei, von den Antragstellern als
erledigt zurückgezogen. (Drucksache 511.)
20. Juni. Nr. 14. Ferner hat der Ausschuß zur Vorberatung über
den Antrag des Stadtv. Modler und Genossen, betreffend
Bewilligung eines Beitrages zur Errichtung des geplanten
Feuerwehrerholungsheims in Verbindung mit einer
Landesfeuerwehrschule — siehe Beschluß der Versammlung
vom 15. Mai 1912, Protokoll 10 — Bericht erstattet.
Nach stattgehabter Verhandlung hat die Versammlung,
wie folgt, beschlossen:
Die Versammlung lehnt den Antrag Modler
mangels erforderlicher Begründung und Unterlage ab
und ersucht den Magistrat, erforderlichenfalls in den
nächsten Etat einen angemessen erscheinenden Betrag
einzustellen, der zugunsten erholungsbedürftiger Beamten
und Mannschaften der Berliner Feuerwehr verwendet
werden kann.
(Drucksachen 454 und 545.)
6. September. Nr. 22. Es sind folgende Anträge gestellt worden:
a) von dem Stadtv. vr. Arons und Genossen:
Die Stadtverordnetenversammlung ersucht den
Magistrat, zur Abwehr der sich stetig steigernden
Nahrungsmittelteuerung, welche Gesundheit und Leben
der Bevölkerung Berlins auf das ärgste bedroht
1. an den Bundesrat und Reichstag eine Eingabe zu
richten, in der unter Darlegung der herrschenden
Notlage gefordert wird die soforiige Aushebung
der Zölle auf Vieh, Fleisch, Getreide und
Futterniittel,
der Grenzsperre für die Einfuhr von Schlachtvieh,
des § 12 des Fleischbeschaugesetzes,
der Einfuhrscheine;
2. städtische Einrichtungen zur Versorgung der Be
völkerung Berlins mit Lebensmitteln zu schaffen
und die vorhandenen auszubauen (Vorlage 682);
b) von dem Stadto.-Vorstehcr-Stellv. Eassel und Genossen:
Die Stadtverordnetenversainmluiig wolle beschließen:
den Magistrat zu ersuchen, schleunigst die gemischte
Deputation zur Beratung von Maßregeln zur Milderung
der bestehenden Fleischteucrung einzuberufen zwecks
Vorberatung über die angesichts der dauernd steigenden